Das Urheberrecht und die Privatkopie

Ice

Technomage
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Uiuiui, geht hoch her hier! Im positiven Sinne! :)
Zu ACTA bin ich gerade da druber gestolpert:
http://netzpolitik.org/2011/hintergrunde-zur-ifpi-lobbyistin-in-der-eu-kommission/
Zieht Euch das mal in Ruhe rein!
Und nun die Frage: Solche Leute wollen uns "erziehen" und uns etwas über Moral und die "armen Musiker" (die nebenbei auch von der Industrie ausgenommen und drangsaliert werden) und darüber, wie verwerflich das Runterladen von Filmen/Serien/Musik doch ist, erzählen?? Die sollen sich IMO erst mal an den Gedanken der Demokratie gewöhnen.

ACTA ist im Geheimen ausgehandelt worden und soll uns allen jetzt auf obskuren Wegen via EU quasi reingedrückt werden. Alleine schon wie das Ding entstanden ist, spottet jeglichen demokratischen Prinzipien. Von dem was da drin steht wollen wir gar nicht mal anfangen - sonst vergesse ich noch meine gute Kinderstube.


Gruss, Ice
 

Rumpelstilz

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@Ice

Dank Dir für den Hinweis, ich hätte da beinahe etwas übersehen. Für alle, die das noch interresiert hier ein Link gegen ACTA
 

Rote Zora

Pfefferklinge
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Ich befürchte, dass ich das schon woanders geschrieben habe, finde es nur gerade nicht...:rolleyes:

Ich glaube, dass gerade die Tatsache, dass außerhalb von NA, EU und vielleicht JP ein kein wirklich einträglicher Markt mit Urheberrechten existiert in Afrika, Indien, China, Russland, Südamerika usw zahlt KEINER einen Cent für einen Hit von Lady Gaga. Ich kannte mal wen, der war in Brasilien in den TopTen der AirPlayCharts - das hat ihm außer einem guten Gefühl einfach nichts gebracht. Und das war noch vor dem Internet, die Situation ist nicht neu, man hat dort noch nie für Musik Geld bezahlen müssen, wenn sie nicht live war.

Und da liegt ja auch ein Problem: Die fast kostenlose Vermillionenfachung von einem urheberrechtlich geschütztem Material, ist ja auch für den Rechteverwerter eine Riesengoldgrube. Konnte man früher mit Musik nur so viel einnehmen, wie der Saal groß war, konnte man später Platten pressen und war an die Grenzen des Produktionsprozesses gebunden. Danach erst konnte jeder selbst kopieren und ganz neue Breiten erreicht werden, jetzt ist das erreichen eines Milliardenpublikums nur noch eine Frage von drei Klicks.

Die Frage ist schon: wofür wollen die eigentlich noch Geld haben? (die Verlage und Verwerter meine ich!) Und sie beantworten diese Frage genau mit diesem Spiel, dass sie die einzigen sind, die noch dafür sorgen, dass überhaupt Geld reinkommt, und wenigstens die paar doofen in EU/USA/JP noch nach Kräften ausgemolken werden, weil der Rest der Welt ja abgeschrieben werden muss.

Nur: dadurch sind die Preise hierzulande so aberwitzig hoch, dass die Akzeptanz darunter leiden muss. Wenn die Content Industrie für faktisches Nixtun Millionen von den letzten ehrlichen Kunden pressen will, resigniert bald auch der letzte gutwillige Käufer.

Hier steht eine ganze Branche am Scheideweg. Nur mit noch drakonischeren Gesetzen, Strafen und Verträgen dieses Auslaufmodell zu stabilisieren halte ich für keine wirklich gute Idee.

ZORA
 

David

Moderner Nomade
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So obsolet ist das Geschäftsmodell doch gar nicht:
Auch wenn man in Zukunft die privaten Gelegenheits-Downloader in Ruhe lassen und nur noch die größeren Anbieter verfolgen würde würden ja nicht plötzlich alle Kunden zu illegalen Kopien greifen. Vielleicht würde das bessere Image der Branche die Umsätze sogar steigern ?

Außerdem ist es für die Künstler wichtig vermarktet zu werden, ob man vor ein paar hundert Fans sein Geld verdienen muss (auch wenn das sympathischer ist) oder zum Star mit Millioneneinkommen wird ist ja nicht nur eine Frage der Musikqualität.

PS.:
Wobei der Staat die Rechteinhaber nicht dazu zwingen kann ihre Rechte nicht einzuklagen, aber er könnte dafür sorgen dass sich das bei geringfügigen Fällen nicht mehr lohnt, zB indem dieses Abmahn-Unwesen gegen Privatpersonen über eine Änderung der Gebührenordnung für Anwälte gestoppt wird.
An der Stelle ist die Frage für mich nicht ob illegale Downloads erlaubt sein sollten (sicher nicht), sondern wo es sich lohnt sie aktiv zu verfolgen und welche Folgen für so ein geringes Vergehen angemessen sind. Im Moment wird da für meinen Geschmack übers Ziel hinausgeschossen.

Bei Abkommen wie ACTA sollte man auch unterscheiden welche Maßnahmen gegen welche Rechtsverletzungen erlaubt sind:
Dass gegen Produktpiraterie im großen Stil entschieden vorgegangen wird finde ich völlig OK, das ist organisierte Kriminalität mit Milliardenumsätzen. Aber dieselben Mittel gegen Jugendliche die 100 Songs kopiert haben einzusetzen ist natürlich völlig unverhältnismäßig.
(Ich weiß nicht ob ACTA das vorsieht, ich habe den Text nicht gelesen, ist also nur als Beispiel gedacht!)
 
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Sir Darian

Ritter des Helm
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Das ist doch mal eine Ansage! :eek::up:

Artikel bei Heise.de schrieb:
(Das...) CD Projekt RED (hat) angekündigt, künftig auf DRM in seinen PC-Spielen verzichten zu wollen. Martin Iwinski, CEO des polnischen Studios, erklärte, der SecuROM-Kopierschutz ihres PC-Spiels The Witcher 2 sei wirkungslos gewesen. Hacker hätten ihn innerhalb von zwei Stunden knacken können. Hingegen hätte er bei ehrlichen Käufern für Komplikationen gesorgt. Deshalb will das polnische Studio in künftigen PC-Titeln auf derlei Maßnahmen komplett verzichten.
Tausend Sympathiepunkte. :eek::up:

Ich spiele demnächst den ersten Teil.
Wenn ich den zweiten angehen werde, werde ich auf jeden Fall deren GOG Angebot kaufen, schon alleine wegen dieser Meldung. :)

Super! :):up: Das erste Label, das auf diesen Aspekt der Spielergemeinde eingeht.
Ganz große Klasse, ganz großes Lob!
Die weltweit führenden Labels sollten das lesen und davon lernen.
 

Lisra

Schmusekater
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http://gog.com

Sie verdienen unser Geld mehr als viele Firmen, deren Spiele sie auch anbieten.
 

Asmodan

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Ja, heutzutage finde ich das Lobenswert und Wert das man es Untertützt. Aber ich weiß noch wie ich als Jugendlicher in Amiga Zeiten drauf war. Wenn ein Game keinen Kopierschutz hat wird es vermutlich ein Verlustgeschäft weil auf ein gekauftes Spiel mehrere Kopien kommen. Ich hoffe nur das die Leute anständig genug sind das sie in zeiten von Paypal und einfachen Online käufen die Arbeit der Entwickler unterstützen.

Aber kam "The Witcher 2" nicht direkt auf GoG und daher ohne Kopierschutz raus? Kein Wunder das da andere Medien mir Securom nicht gewirkt haben.
 

Sir Darian

Ritter des Helm
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Das Gute an der Meldung von CD Projekt ist halt, daß sie die ersten sind, die kapiert haben, daß:
  1. Spiele sowieso früher oder später gecrackt werden,
  2. und dann die ehrlichen Käfer die Dummen sind, während die Cracker das Spiel ohne die Nachteile von SecuROM, Origin und anderen Unsäglichkeiten sogar noch umsonst spielen.
:):up:

Jetzt hoffe ich nur noch auf das Ehrgefühl der Spieler, die das Spiel und vergleichbare Angebote in Zukunft dann auch gegen Entgelt beziehen, weil sie nicht mehr gegängelt werden. Das wäre nur fair.
Hoffentlich ist das keine Illusion Utopie. :c:
 

Lord Assis

Ruhe vor dem Sturm
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Du hast wohl noch nicht mitbekommen, was danach passiert ist.:D

Zuerst hat CD Projekt RED gemeldet, dass The Witcher 2 über Torrent-Seiten über 4,5 Millionen mal runtergeladen wurde. Nun kann man davon ausgehen, dass nicht jeder, der sich das Spiel illegal heruntergeladen hat, es ansonsten auch legal gekauft hätte. Trotzdem ist diese Zahl ganz schön heftig.

Danach hat CD Projekt eine Abmahnwelle gestartet, jeder der sich das Spiel runtergeladen hat und identifiziert werden konnte hat dann Post von einem Anwalt bekommen, auch in Deutschland waren zausende Raubkopierer betroffen.

Dann wurde die Abmahnaktion aufgrund massiver Proteste wieder eingestellt - offenbar hat es nämlich auch viele Leute erwischt, die sich das Spiel ehrlich gekauft hatten.
 

Matthew McKane

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Und bei der Abmahnaktion haben sie dann gemerkt, dass viele ehrliche Kunden erst durch den nicht funktionierenden Kopierschutz dazu gezwungen wurden, Sicht ne gecrackte Version zu laden. Als sie dann gemerkt haben, dass sie mit den Abmahnungen auch Spieler treffen, die sich das Spiel gekauft haben, haben sie die Abmahnaktion abgeblasen. Verklagt wurde letztlich niemand.

Sie haben wohl gemerkt, dass sich der schmale Gewinn noch weiter schmälert, wenn man wenn man zusätzlich noch Geld für einen teuren aber unwirksamen Kopierschutz aus dem Fenster wirft.

Immerhin versuchen sie sich an den zahlenden Kunden zu orientieren, und nicht an den Raubkopierern.
 

skull

Thronfolger
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Ich habe nix neues beizusteuern, aber mich nervt an Steam gerade, dass ich meine Spiele nicht wieder los werden/weitergeben/weiterverkaufen kann. Ich habe mir gestern, leider ohne vorher nochmal gründlich Reviews zu konsultieren, spontan und relativ günstig Duke Nukem Forever gekauftum mich hirnlos abzulenken. Dabei hab ich natürlich auch mit einem angemessenen Maß Duke Nukem 3D typischer Exploitation gerechnet; aber das Spiel geht mir dann doch deutlich zu weit. Tja, jetzt habe ich es für alle Ewigkeit (oder auch nicht...:rolleyes:) in meiner Library und fühle mich schmutzig, statt es wenigstens einem Gender Studies Institut als Forschungsobjekt vererben zu können oder so. Hmpf.
 
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Matthew McKane

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Ich weiss nicht, ob das hier schon irgendwo die Runde gemacht hat, die Pressemitteilung ist von Juli, aber ich habe das jetzt erst gelesen.


Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass gebrauchte Software weiterverkauft werden darf. Egal ob die Software als Datenträger oder als Download erworben wurde. Was man nicht darf ist, die überzähligen Lizenzen aus einem Paket zu verkaufen. (also venn man zum Beispiel Windows auf 3 Rechnern installieren darf, aber nur 2 Rechner hat. Also entweder alle Lizenzen verkaufen oder keine.

Nach dieser Richtlinie erschöpft sich das Recht zur Verbreitung einer Programmkopie in der Union mit dem Erstverkauf dieser Kopie durch den Urheberrechtsinhaber oder mit seiner Zustimmung. So verliert der Rechtsinhaber, der eine Kopie in einem Mitgliedstaat der Union vermarktet hat, die Möglichkeit, sich auf sein Verwertungsmonopol zu berufen, um sich dem Weiterverkauf der Kopie zu widersetzen. Im vorliegenden Fall macht Oracle geltend, der in der Richtlinie vorgesehene Erschöpfungsgrundsatz sei nicht auf Nutzungslizenzen für aus dem Internet heruntergeladene Computerprogramme anwendbar.
Der Gerichtshof führt in seinem Urteil aus, dass der Grundsatz der Erschöpfung des Verbreitungsrechts nicht nur dann gilt, wenn der Urheberrechtsinhaber die Kopien seiner Software auf einem Datenträger (CD-ROM oder DVD) vermarktet, sondern auch dann, wenn er sie durch Herunterladen von seiner Internetseite verbreitet.
 
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Sir Darian

Ritter des Helm
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In der aktuellen c't 20/2012 ist ein ausführlicher Artikel dazu. Verlinken kann ich diesen nicht, da der Verlag ihn nicht kostenlos veröffentlicht.
Aber wer sich für das Thema interessiert, kann sich das Heft ja holen. :)
 

Sir Darian

Ritter des Helm
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Ein weiterer Artikel auf Heise.de zum Thema Weiterverkauf gebrauchter Software:

Gebrauchtsoftware: Politik der Nadelstiche

Zitat daraus:
Zumindest aus urheberrechtlicher Sicht scheint der Handel mit gebrauchter OEM-Software nach dem letzten Urteil des europäischen Gerichtshofs (Az. C-128/11) unbedenklich zu sein.
Dass es dennoch nicht so einfach sein könnte, zeigt der weitere Artikel. :hae:
 

Erian

Anla'Shok
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Was MS da abzieht, ist in der Tat bitter. Soviel zum Kundennutzen...

Bin aber gespannt, wie Valve reagiert. Deren Problem ist ja auch technischer Natur: Einen Weiterverkauf zwischen Steam-Accounts zu ermöglichen könnte nicht unproblematisch sein - wobei die Inventar-Funktion das u.U. spürbar erleichter. Unter Umständen wär es clever, wenn sie einen "Marketplace" für gebrauchte Spiele einrichten und einen kleinen Anteil der Transaktion abkassieren - Mikro-Transaktionen ftw.
 

Ribalt

Ork-Metzler
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Sehe da nicht so das Problem für Valve.
Spiel halt für alten besitzer Sperren und neuem Freischalten. Wo ist das Problem? Funktioniert doch im Prinzip gleich wie ein Spiel via Steam "verschenken" nur das man es ab jetzt halt "weitergibt/verkauft".

Ob da zwischen den beiden andern Parteien wirklich Geld geflossen ist muss Valve selber ja eigentlich nicht ineteressieren solange Sie das weitergeben ermöglich (oder überseh ich hier etwas?).

Wenn ich Valve wär würd ich den Teufel tun und einen "Marketplace" einrichten, da würden Sie sich ja direkt selber, im eigenen Vertriebsportal, konkurrieren was dann wohl doch etwas viel verlangt wär... Ich darf meine second Hand CD's ja auch nicht beim hiesigen CD Händler ausstellen gehen...
 

Erian

Anla'Shok
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Naja, sie müssen halt erst ne passende Schnittstelle schaffen, die in einer Transaktion auf beiden Seiten das passende tut - gigantisches Problem wahrscheinlich nicht, aber u.U. muss die Steam-Technologie erst erweitert werden UND zusätzlich ein passendes UI gebaut werden.

Will da auch nicht zu sehr in die Technik einsteigen, da das sowieso sehr stark spekulativ wäre. Betrachtet man den Zeitrahmen und die wahrscheinlich notwendige Zeit für eine technische Weiterentwicklung von Steam, wird das halt aus meiner Sicht ... interessant. ;)
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Der Ansatz von CD Project finde ich interessant.

Eigentlich habe ich nach der Katastrophe mit Witcher 1 beschlossen, mir nie wieder ein Witcher Spiel zu kaufen (*).

Muß ich noch mal in mich gehen.

(*) Die Katastrophe war damals btw, das diejenigen, die sich das Spiel sofort gekauft hatten, für den Patch der Firma ihre kompletten Privatdaten zuschicken mußten. Wo ich mich dann geweigert habe und deshalb natürlich in die Röhre sah, was Support anging.
 
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