Das Urheberrecht und die Privatkopie

Tim

Streichel-Mod
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Das Urheberrecht in Deutschland… von vielen insbesondere den Piraten natürlich umstritten. Mal eine Bestandsaufnahme machen. Was ist in Deutschland legal und was nicht.

- Privates Kopieren von klar ersichtlich legal erworbenen Datenträgern (legal)
- Privates Kopieren von klar ersichtlich illegalen Quellen (illegal)

Nun fragt man sich natürlich. Was sind legale Quellen und das sind Illegale. Laut Gesetz sind die einzigen legalen Quellen nachweislich selbst gekaufte Datenträger, bei denen bei der Kopie kein Kopierschutz umgangen werden muss. Illegal sind z.B. Tauschbörsen wie Bittorrent oder ähnlichem. Natürlich ist es viel komplizierter. Ich wollte allerdings nur eine grobe Einleitung in die Materie machen.

Die meisten Befürworter eine Nivellisierung des Urheberrechts sagen, dass die Industrie und die Staaten eine komplette Bevölkerungsschicht damit kriminalisiert und die Bewegung des Filesharings eh nicht mehr zu stoppen ist. Außerdem würde beim Kopieren von Software/Musik/Filmen ja kein Geld verloren gehen. Es würde eher sogar noch etwas für die Bekanntheit getan. Es wird der Industrie vorgeworfen eine Entwicklung verschlafen zu haben und keine kreativen Geschäftsmodelle entwickelt zu haben.

Wie sieht das meiner Meinung in der Praxis aus?

Beispiel World of Goo – Hersteller 2DGames.
Das Spiel hat die Firma nicht auf Datenträgern zum Verkauf angeboten, sondern man konnte es von ihrer Homepage herunterladen, oder über die Wii als WiiWare beziehen. Außerdem gab es eine Demo, die die komplette Episode 1 des Spiels spielbar hatte und man sich so einen sehr guten Eindruck davon machen konnte. Kostenpunkt des Spiels waren 15 Euro. Völlig gerechtfertigt für ein Spiel mit einer solchen Qualität und Kreativität. In einer Presseerklärung der Firma 2DGames ist ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung, dass 80% der sich weltweit im Umlauf befindlichen Spiele aus illegalen Quellen bezogen wurden. Derzeit prüft die Firma wenn ich die Presse richtig im Auge habe ein Insolvenzverfahren.

Beispiel Crysis – Hersteller Crytek
Deutsche Actionspielreferenz. Grafisch extrem gut. Hat großes Lob in der Internationalen Presse bekommen. Herkömmlicher Vertriebsweg über DVDs im Laden. Kostenpunkt um die 40 Euro. Crytek hat genau die gleichen Probleme wie 2DGames gehabt. Das Spiel, welches super gut war wurde nicht abgesetzt, sondern kopiert. 80% der sich weltweit im Umlauf befindlichen Crysisversionen scheinen kopiert und gecrackt zu sein.

Ergo, selbst die geforderten Kreativen Geschäftsmodelle wie bei World of Goo lassen die Gemeinde der Filesharer nicht in ihren Geldbeutel greifen. Warum ist das so?

Die Mentalität ist: „Warum sollte ich etwas bezahlen, wenn ich es auch umsonst bekomme?“. Dabei sollte jeder Mensch mit gesundem Verstand erkennen, dass Wirtschaft so nicht funktioniert. Wenn eine Firma ein Gut herstellt, dann muss diese Firma beim Verkauf die Entwicklungskosten wieder erwirtschaften. Außerdem muss sie einen Gewinn erwirtschaften, damit sie Folgeprojekte finanzieren kann UND um Kreditwürdig zu bleiben.

Was geht in den Köpfen der Jugendlichen vor wenn sie einfach mal nen Album von Metallica herunterladen? Wahrscheinlich gar nichts. Weil das Unrechtsbewusstsein bei imaginären Gütern einfach nicht mehr existent ist. Interessant ist folgende Argumentationskette: (Quelle: Forum der Piratenpartei)

„Naja, ich brauche da nicht diskutieren ich bin das perfekte beispiel, wen was digitales nicht für um sonst zu bekommen ist, dann benutze ich ne alternative die für um sonst ist.
Ich wahr seid Jahrzehnten nicht mehr im Kino, habe noch nie Software gekauft (auser dei war bei irgendwelche hardware schon dabei), und Musik auch nicht.
TV und filme kommen vom sateliten in den TV sendern.
Musik aus dem (sateliten) radio, reicht doch, da gibts kanäle zum abwinken, uns neuerdings internet radios.
Software habe ich bevor es P2P immer freeware oder opensource oder die test versionen benutzt und die dan nach n tagen imemr wiedre neu zum laufen gebracht.
Im neuem jahrtausend benutze ich P2P & co und bin so richtig zufrieden, aber wei man sieht hat dadurch die industrie kein einzigen cent verloghren.
Ich gebe grundsätzlich nur für hardware geld aus, das aber dafür reichlich.
Es ist frage der überzeugung ob man privat für eine unendlich verfügbare resource nur endlich verfügbares privates geld einzutauschen, welches dadurch nciht mehr wird (im gegensatz zu kommerzielen investitionen, firmen).”

(Rechtschreibfehler mit übernommen.. is ja nen Zitat ;)

Die Frage ist jetzt. Was würde der junge Mann machen, wenn die Möglichkeiten nicht beständen Windows kostenlos zu bekommen? Würde er gar keinen PC benutzen? Würde er gar auf Linux umsteigen aber dann keine Spiele mehr spielen? Nein, ich sage, er würde in den sauren Apfel beißen und schauen, dass er eine legale Windowsversion irgendwo herbekommt. Und da beißt sich die Katze in den Schwanz, denn die Verfügbarkeit, die Möglichkeit einfach mal Zeug runterzuladen ist so verlockend und kaum zu bremsen, dass solche Argumentationen unter den Jugendlichen völlig normal ist. Ich finde das Erschreckend.

Was kann man dagegen machen? Soll man weiterhin immer weiter die Kopierschutzmechanismen verstärken und eine Bevölkerungsgruppe kriminalisisieren? Oder soll man einen Weg in eine Legalisierung machen und dadurch bewusst in Kauf nehmen, dass kleine Software, Musik und Filmestudios kaputt gehen und nur noch die großen überleben? Ich weiß es nicht. Es gibt wahrscheinlich keine Patentlösung. Ich musste meine Gedanken mal zu Papier bringen… und wollte euch daran teilhaben lassen. Vielleicht habt ihr ja auch was dazu zu sagen :)
 

David

Moderner Nomade
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Meiner Meinung nach kann man nur wenig dagegen machen, aber legalisieren sollte mans trotzdem nicht. Ich hab sogar meine Zweifel, ob es juristisch überhaupt möglich wäre, das Urheberrecht abzuschaffen, es gibt schließlich ein Recht auf Eigentum und man kann niemanden dazu zwingen, seine Leistungen umsonst abzugeben.
Und es ist ja auch nicht so, daß man ohne die Spiele nicht leben könnte, wenn überhaupt sollte man sich da eher Gedanken um Ausnahmen beim Patentschutz von Medikamenten machen als über solche Luxusprodukte..
Warum sollten denn bitte kostenlose Filme, Musik und Software ein Grundrecht sein, wenn man selbst für Lebensmittel zahlen muss ?

Aber mit nervigen Kopierschutzmaßnahmen bestraft man die Falschen, damit ärgert man die ehrlichen Kunden mehr als die die sichs illegal runterladen. Letzteren nehmen die Profis das Entfernen des Kopierschutzes schließlich ab. Was ich OK finde, ist ne Seriennummer, bei allen Programmen mit Online-Funktionen sollte man damit halbwegs sinnvoll überprüfen können ob es sich um eine legale Kopie handelt und den Illegalen wenigstens Updates und Onlinefunktionen verweigern. (Bei Musik und Filmen hilft das natürlich nichts)

Was man aber endlich mal machen sollte, ist die Schadenssummen auf realistische Werte festzusetzen. Wenn jemand erwischt wird, werden da ja schnell mal Mondsummen als angeblicher Schaden angeführt, die in keinem Verhältnis zur Realität stehen und wohl vor allem die Anwaltskosten hochtreiben sollen. Bei den Abmahnungen läuft das ja auch ganz ähnlich.

Ich persönlich hätt auch ehrlich gesagt gar keine Lust mich auf irgendwelchen Tauschbörsen rumzutreiben, wo ich mir am Ende noch Viren etc. einhandele.. Die 1-2 neuen Spiele pro Jahr kann ich mir grad noch selber kaufen.

Und was Unterhaltung generell angeht gibts die ja wirklich massenhaft legal kostenlos, Stichworte Radio, Fernsehen, Open Source etc. Es gibt wahrscheinlich keinen anderen Bereich, wo man soviel legal und kostenlos bekommen kann. Außerdem gehen die Preise ja meistens schon ziemlich bald nach unten, grade bei PC-Spielen gibts ja mittlerweile ganze Regale voller Budget-Versionen, die man sich selbst bei nem kleinem Taschengeld problemlos leisten kann.
Wer da noch illegal kopiert, soll auch bitte so ehrlich sein zu sagen, daß er einfach kein Geld ausgeben will, anstatt auch noch zu tun als wär er der einsame Kämpfer gegen die böse Industrie. :rolleyes:
 
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Sir Darian

Ritter des Helm
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Toller Beitrag, das Thema ist ein heisses Eisen.

Wenn der Preis stimmt, dann habe ich kein Problem damit, für ein Produkt zu bezahlen.
Aber häufig sind die Relationen nicht gegeben.
15 € für eine Musik-CD? 20 € für einen DVD-Film? Da überlege ich mir schon mehrfach, ob ich dieses Ding wirklich haben muss.
5 € pro CD, 8 € pro Film - das würde ich akzeptieren. Wobei das auch noch teuer genug wäre.

Dass das System funktionieren kann, wenn die Preise stimmen, zeigt sich auch in diesem Heise.de Artikel von heute.
Nur befürchte ich, dass das den meisten immer noch zu teuer ist, Tauschbörse ist halt noch billiger.

Tim schrieb:
Weil das Unrechtsbewusstsein bei imaginären Gütern einfach nicht mehr existent ist.

Und weil die Masse das schon so zur Gewohnheit werden hat lassen, dass es Normalität geworden ist.
Ich bin so aufgewachsen: "Hey, die neue Whitesnake Platte ist draussen!" - "Cool, kannst Du mir die überspielen?" - "Klar, hast Du eine Cassette da?"
Heute haben sich die technischen Möglichkeiten geändert, aber das Verhalten ist in Fleisch und Blut übergegangen.

David schrieb:
Aber mit nervigen Kopierschutzmaßnahmen bestraft man die Falschen, damit ärgert man die ehrlichen Kunden mehr als die die sichs illegal runterladen.
Letzteren nehmen die Profis das Entfernen des Kopierschutzes schließlich ab.

Das unterschreibe ich zu 100%. Genau meine Meinung.
Ich finde das sogar Gängelung des ehrlichen Kunden, wenn meine CD sich nicht vernünftig abspielen lässt, neulich hatte ich sogar arge Probleme, eine Kauf-DVD im DVD-Player zum Laufen zu bekommen. Erst nach dutzendmaligem neu einlegen hat der Player die DVD lesen können. Was soll denn sowas?
Da ist wirklich der ehrliche der Dumme.

Bei PC Spielen ist für mich ein Kopierschutz mit undurchsichtigen Funktionen mittlerweile ein 100%iges "Das kaufe ich nicht"-Kriterium geworden.
Was weiss ich, was ich mir da für Software auf den PC hole - ich habe keine Lust, irgend ein Kopierschutz-Rootkit auf dem Rechner zu haben, das dann nebenbei auch noch dem Spam-Trojaner aus den östlichen Nachbarländern Tarnung bietet.
Ich glaube, mit dieser Meinung stehe ich nicht alleine da:
"Neues Spiel? Interessant! Ach, Kopierschutz XY drauf? Okay, hat sich erledigt, kaufe ich nicht". Das Problem ist nur, die Hersteller und Publisher bräuchten dann halt auch massensweise diese Rückmeldung von den Kunden.
Vielleicht denken sie dann um, wenn die Kunden das Produkt wegen solcher Massnahmen komplett boykottieren. Drum: Rückmeldungen an den Hersteller oder Publisher schicken!
 

David

Moderner Nomade
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"Ich überleg mir, ob ichs haben will" ist aber genau die richtige Reaktion: Wenns mir zu teuer ist oder ich den Kopierschutz nicht haben will (geht mir auch oft so), dann lass ichs eben. Wenn das alle so machen, gibts entweder niedrigere Preise, einen moderaten Kopierschutz oder der Anbieter verschwindet..
(Das Feedback zum Kopierschutz findet man btw. bei den Amazon-Bewertungen schon recht deutlich, immer wenn ein an sich ordentliches Spiel plötzlich sehr negativ bewertet ist, liegt das eigentlich am Kopierschutz..)

Früher hab ich ja auch mal CDs auf Kassette überspielt oder Disketten auf dem Schulhof getauscht, aber bei mir ist das nicht in Fleisch und Blut übergegangen, sondern hat sich dahin verändert, daß mir das heute einfach zu kompliziert und zeitaufwendig wäre..
Und spätestens wenn man im Berufsleben ist, hat man eh genug Geld und zuwenig Zeit, als das man besonders viel für Unterhaltung ausgeben müsste..

PS.:
Was ich übrigens extrem nervig finde sind Programme, wo man befürchten muss, sie irgendwann gar nicht mehr installieren zu können, wenn die Firma dahinter weg sein sollte und ihre Server abstellt..
Für sowas zahle ich nicht den vollen Preis, für solche Nutzungsbeschränkungen ist ein ordentlicher Preisnachlasss das Mindeste, was ich erwarten würde.. :down:
 
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Tim

Streichel-Mod
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Warum sollten denn bitte kostenlose Filme, Musik und Software ein Grundrecht sein, wenn man selbst für Lebensmittel zahlen muss ?

;) Die Überlegung gefällt mir!

@Kopierschutz:

Natürlich ist der ehrliche Käufer dann der Dumme. Aber verstehen kann man die Industrie ja schon irgendwie. Sie merken, wie bei ihren Erzeugnissen der Großteil der Nutzer dieses Erzeugnis nicht gekauft haben und ärgern sich über entgangene Umsätze. Irgendwie wollen sie das verhindern und steuern so dagegen...

"Ich überleg mir, ob ichs haben will" ist aber genau die richtige Reaktion: Wenns mir zu teuer ist (geht mir auch oft so), dann lass ichs eben. Wenn das alle so machen, gibts entweder niedrigere Preise oder der Anbieter verschwindet..

Sehe ich genauso. So und nicht anders funktioniert die Wirtschaft. Indem kopiert wird strafe ich mich selber. Denn dadurch werden die Produkte nicht billiger, sondern eher teurer, weil die Lizenzen für Maßnahmen gegen die Kopien teuer Geld kosten. Ein Umdenken in der Industrie ist da vielleicht auch ne Lösung. Warum nicht einfach mal ein Spiel vom Kaliber Anno 1404 ohne Kopierschutz für 20 Euro verkaufen?

Das Problem an der Sache ist ja, dass Software insbesondere qualitativ hochwertige Spiele unmengen an Geld in der Entwicklung fressen. Ich kenn mich in der Kalkulation da nicht aus, aber ich denke bei einem Verkaufspreis von 20 Euro müsste sehr viel verkauft werden um Gewinne zu erzielen...

Welche Kreativen Verkaufsideen könnte man denn entwickeln um die Leute von den Tauschbörsen wegzulocken?

Eine Möglichkeit ist es wie diese Onlinespiele zu agieren. Das Spiel an sich kostenlos. Aber man kann in einem Shop Spielgegenstände kaufen usw... Aber sowas für Singleplayerspiele... neee...
Ich denke es gibt keinen Weg an dem herkömmlichen Vertriebsmodell über Handel und Internet gegen Geld. Die Firmen müssen verdienen damit sie weiterhin produzieren können.

Privatkopie als Sicherheit, als Image oder sonstwas sollte allerdings erlaubt sein.
 

David

Moderner Nomade
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Ich fürchte ja, daß die Singleplayer-Spiele einfach weniger werden, weil es diese ganze Raubkopieproblematik bei Online-Spielen kaum gibt. Bei Online-Spielen kann man schließlich problemlos überprüfen, ob eine Seriennummer doppelt verwendet wird oder sogar monatliche Gebühren erheben, das ist natürlich sehr verlockend für die Industrie. Und je mehr Spielspass durch die Interaktion der Spieler entsteht desto weniger Zeit muss der Hersteller dafür aufwenden, sich lange und interesannte Geschichten zu überlegen.

Ich für meinen Teil lass da aber die Finger davon, wie ich mich kenne, werd ich sonst auch noch WoW-süchtig und vernachlässige darüber mein sonstiges Leben. :shine:

Das Fiese bei monatlichen Gebühren ist ja auch, daß die Hersteller alles daran setzen werden, die Spieler wirklich im wahrsten Sinne des Wortes süchtig zu machen, damit sie nicht nach ein paar Monaten die Lust verlieren..
Es reden alle immer nur von Killerspelen, aber so eine Spielsucht könnte evtl. das größere Problem sein..

PS.:
Was Backups angeht: Warum nicht einfach ne 2. DVD in die Packung legen oder auf Musik-CDs die MP3s gleich mit drauftun ?
So stehen die ersten illegalen Kopien vielleicht 10 Minuten früher im Netz weil die CD nicht erst in MP3s umgewandelt werden muss, aber die ehrlichen Kunden haben einen echten Mehrwert davon, grade wo MP3-Player ja langsam so in Mode kommen, daß sich auch Leute dafür interessieren, die von PCs eher wenig Ahnung haben und nicht wissen, wie sie normale CDs umwandeln sollen.
 
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Sir Darian

Ritter des Helm
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David schrieb:
Früher hab ich ja auch mal CDs auf Kassette überspielt oder Disketten auf dem Schulhof getauscht, aber bei mir ist das nicht in Fleisch und Blut übergegangen,(...)

Bei Dir vielleicht nicht, aber ich denke, für die breite Masse darf ich das schon so pauschalisieren.

Tim schrieb:
Aber verstehen kann man die Industrie ja schon irgendwie. Sie merken, wie bei ihren Erzeugnissen der Großteil der Nutzer dieses Erzeugnis nicht gekauft haben und ärgern sich über entgangene Umsätze.

Naja, vielleicht würden deutlich mehr Leute für die Waren bezahlen, wenn sie zu einem vernünftigen Preis angeboten würden.
Und mal ehrlich: würden Sony, Warner und Co. wirklich pleite gehen, wenn eine Film-DVD nur noch sechs oder acht Euro kosten würde?
Ich glaube, die Verkaufszahlen würden sogar eher steigen.

Tim schrieb:
Privatkopie als Sicherheit, als Image oder sonstwas sollte allerdings erlaubt sein.

Richtig.
Denn wenn der Datenträger doch mal kaputt geht, dann steht man dumm da.

Und wenn ich für eine Ware bezahlt habe, dann möchte ich damit machen können, was ich will. Es ist dann ja meins.
Wenn ich also 15 € für eine neue CD ausgebe, dann möchte ich sie fürs Auto kopieren dürfen. Ich habe keine Lust, das teure Original im Sommer bei 50 Grad im geparkten Auto haben zu müssen, wo es sich dann durch die Hitze verformt.
Nur so als Beispiel.
Da möchte ich das Original zu Hause im Wohnzimmer haben, und für das Auto meine Privatkopie.
Wem tue ich damit weh? Ich hab das Ding doch bezahlt!
Weitergeben wäre dann natürlich wieder nicht mehr okay.

Aber nochmal: wenn ich eine Ware eworben habe, dann möchte ich innerhalb meiner vier Wände damit machen können, was ich will. Ich habe ja dafür bezahlt! Wenn ich mir eine Hose kaufe, kann ich die daheim ja auch umnähen oder Löcher hinein schneiden oder sonst was. Es ist ja meine Hose.
Aber meine CD soll ich nicht kopieren dürfen, nur für mich? Ein starkes Stück!
 

Mindriel

Traumläufer
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Privatkopien zu erlauben bzw zu ermöglichen (Ich weiß, Profis schaffen es ohnehin) öffnet aber dem Verteilen unter Freunden Tür und Tor. Was heute ab und zu mit gecrackter Software funktionieren mag, wird dann einfach Standard, hat einer im Freundeskreis ein Spiel, verteilt er es eben an die anderen, damit sie es auch spielen können, man es eventuell mal im Netzwerk zusammen spielt etc. Kopierschutz abschaffen ist daher ein sehr zweischneidiges Schwert. Klar, die Spiele werden auch so kopiert - aber eben weniger, als wenn der Schutz nicht drauf wäre.
Die Idee mit einer zweiten Spiele-CD/DVD gleich mit in der Packung finde ich hervorragend! An den Herstellungskosten der Datenträger sollte es nun wirklich nicht scheitern.

Zur Umdenkproblematik:
Da stellt sich nur die Frage, wie man es umsetzt. Es gibt einige Projekte, die Opensource laufen, die dann die Möglichkeit anbieten, zu spenden wenn die Software gefällt. Da würden mich mal Untersuchungen interessieren, wie gut sowas funktioniert, und wie gut es bei Spielen funktionieren würde. Hier fehlt mir auch wieder ein Überblick, wie viel Marktanteil Jugendliche bei Computerspielen ausmachen, dürfte aber der deutlich größte Teil sein. Bei denen ist erstens das Geld wohl nicht so überflüssig vorhanden, dass sie es freiwillig spenden, und zweitens auch das Bewusstsein dafür weniger da. Wobei das wieder Sache der Erziehung ist :)

edit @Pie: Es ist ja erlaubt, eine Kopie für den privaten Gebrauch zu machen. Das Problem ist die Inkonsistenz der Gesetzgebung dabei. Erlaubt, aber man darf keinen Kopierschutz umgehen? Schon klar..

Angenehme Träume,
Mindriel
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Ach Gottchen, sind Computerspiele denn wirklich so ein gutes Studienobjekt für diese Problemstellung ?

Computerspiele werden gecrackt, seitdem es sie gibt. Das war schon in den 90ern ein "Problem" und wurde schon damals dramatisiert.

Und Computerspiel-Hersteller, die trotz guter Spiele pleite gehen, sind auch absolut nichts Neues. Auch das gab es schon in den 90ern, einschließlich der tränenüberströmten Statistiken, wieviele Leute das ach so supertolle Spiel illegal gespielt haben sollen. Wie aber kommt man auf solche Zahlen ? Das bleibt völlig im Dunkeln. Ebenso wie die Antwort auf die Frage, ob Leute, die sich gecrackte Versionen von Spielen holen, diese jemals auch gekauft hätten, oder ob sie diese tatsächlich durchspielen und die gecrackte Version nicht nur als verbesserte Testversion benutzen.

Schon gar nicht sind Firmenpleiten selten im hart umkämpften Egoshooter-Markt, in dem die große Mehrzahl der Kunden Jugendliche sind, die sich Computerspiele vom Taschengeld absparen müssen. Und gleichzeitig gibt es eine enorme Masse von Veröffentlichungen, während die Spielzeiten selbst aber nicht besonders lang sind. Ist es da verwunderlich, wenn die Jugendlichen eben gecrackte Versionen im Internet herunterladen, weil sie schlicht und ergreifend gar kein Geld haben, so viele Spiele alle zu erwerben ?

Und zu dem "von Kritikern gelobt" - das funktioniert auch schon im Kino nicht. Es gibt eben Filme, die die Kritiker loben, aber das Publikum nicht sehen will. Genauso gibt es Filme, die die Kritiker nicht mögen, die aber trotzdem ein Kassenerfolg werden. So ist das nun einmal. Auch bei Computerspielen.

Und man sollte bei Computerspielen eben auch die offensichtlichen Gegenbeispiele nennen. Rollenspiele haben viel längere Spielzeiten als Egoshooter, zielen auf ein älteres Publikum, und der Markt ist viel weniger umkämpft - trotz der langen Spielzeiten ist es kein Problem, wirklich jeden großen Titel in diesem Bereich zu erwerben und durchzuspielen, und dann immer noch viel Zeit übrig zu haben. Vermutlich gäbe es auf diesem Markt noch genug Platz für mindestens zwei mehr Anbieter neben den Big Playern Bioware, Bethesda und Obsidian.

In diesem Bereich sind Raubkopien viel seltener. Ich kenne jedenfalls niemanden, der von Baldurs Gate eine Raubkopie besitzt. Ich würde daran auch Anstoß nehmen - ganz im Gegenteil zu Egoshootern, von denen uns jeden Monat mindestens 3 große Titel an den Kopf geworfen werden, während man bei Rollenspielen froh sei kann, wenn alle 3 Monate eines herauskommt.

Ein besseres Beispiel sind z.B. Musikträger. Hier ist der Markt regelrecht zusammengebrochen. Warum ? Im Allgemeinen kann ich es nicht sagen - ich selbst habe aber aufgehört, CDs zu kaufen, weil die Musikindustrie immer mehr Schrott-CDs rausgebracht hat und ich einfach keine Lust hatte, jedesmal nachzuprüfen, ob die fragliche CD "kopiergeschützt", also nicht abspielbar, war, oder nicht.

Ich vermute aber auch hier als eine der Ursachen, das es einfach unmöglich ist, diesen ganzen Krempel tatsächlich finanziell zu erwerben. Ich habe von Leuten gehört, die sich ganze externe Festplatten mit Liedern komplett bis aufs letzte Megabyte vollgeknallt haben - wie soll man jemals so viele Songs alle bezahlen können ? Also wird kopiert - und nur noch gekauft, wovon man wirklich Fan ist.
 
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Shao

Ancient Amateur
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Hm, das Topic wird sicher spannend. *g*

Ich persönlich bin vor langer Zeit auf Linux umgestiegen. Demnach ist schonmal fast jede Software, die ich benutze, OpenSource. Das macht das Leben schonmal um einiges einfacher. ;)

Was Spiele etc. angeht: Zumindest bei mir sieht es so aus, dass ich auch mit Linux hin und wieder was spielen will. Da aber einfach bei weitem nicht jedes Spiel zum Laufen zu kriegen ist, kauf ich mir sicher nicht auf gut Glück ein Original. Sondern lad mir öfters eine illegale Kopie runter und schau, ob ich es so zum Laufen kriege. Was meist darin endet, dass ich einige Zeit rumbastle, das Spiel dann läuft, ich es eine Stunde spiele und dann nie wieder anschaue. Das Rumbasteln macht mir halt am meisten Spaß. *g* Und für diese eine Stunde bezahl ich nunmal nichts.
Spiele, die es mir wirklich wert sind, kaufe ich auch. Das sind die meisten nunmal nicht. Ich hab hier auch ne gemoddete Wii, auf der ich heruntergeladene und gebrannte Spiele abspielen kann. Das läuft meist ähnlich, ich hab zig Spiele im Regal stehen, von denen eine Handvoll original ist. Die anderen habe ich aber meist auch nach einer sehr kurzen Zeit nie wieder angerührt. Eines der Originalspiele wurde auch nur gekauft, weil ichs vorher auf die Art ausprobiert hatte.

Serien/Filme: Wie wohl die meisten wissen, schaue ich auf fanatische Art und Weise alles nur auf Englisch. Das ist mir in Deutschland einfach verwehrt über das normale Fernsehen. Klar, man könnte sich die DVD kaufen. Aber ich denke die Zahl der Studenten, die sich 90€ pro Star Trek TNG Box (also eine Staffel) leisten können, ist nicht gerade hoch.
Unser Kino in Oldenburg spielt einmal in der Woche einen Film in Originalsprache - da geh ich auch regelmäßig hin, das ist super. :)

Prinzipiell kann ich von mir sagen: Die Sachen, die ich runterlade und probiere, würde ich niemals kaufen. 50€ pro Wii Spiel? Kann ich mir einfach nicht leisten, nicht öfter als einmal alle paar Monate. 90€ für eine Staffel Deep Space 9? Das ist noch weniger drin. Ich würds einfach nicht besitzen.
 

Igor

Kobold-Kommando
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Die Möglichkeit dem Urheberrecht weitere Schranken oder Unterpunkte hinzuzufügen bestünde sicherlich, die Frage muss eben immer sein, ob es gewünscht ist. Schon jetzt gibt ja der Urheber mehrere Rechte mit der der Veröffentlichung eines Werkes auf, etwa die Kontrolle über die Verbreitung (in dem Sinne, dass der Käufer es weiterverkaufen kann).
Gleichzeitig ist es natürlich erklärtes Ziel des Urheberrechtes den Urheber in seinem geistigen Eigentum zu schützen und ihn dafür angemessen zu entlohnen. Ohne Gegenleistung für den Künstler das Kopieren einfach zu legalisieren funktioniert also nicht.
Wobei der Themenkomplex in meinen Augen auch vor allem ein Problem entsprechender Industrien ist, die einfach ihren Zugzwang verkennen oder zu lange ignoriert haben.

Es kann doch nicht sein, dass der ehrliche Käufer nicht nur den Kaufpreis bezahlt, sondern zusätzlich Zeit aufbringen muss einen Laden aufzusuchen oder Porto zu bezahlen. Man sollte doch meinen je mehr man zahlt, desto größer der Komfort - das ist aber momentan schlicht nicht der Fall. Der Aufwand für den ehrlichen Kauf darf einfach nicht größer sein als der illegale Download.
Entsprechende Unterhaltungswaren also auch legal per Download anzubieten war also überfällig, wenn dieses System für mich auch noch lange nicht perfekt ist.

Ich bin beispielsweise recht penibel, was meine persönlichen Daten angeht und habe nicht das geringste Interesse mich an den Verbraucherverhaltensforschungen der Supermärkte mit ihren Punktesammlungen anzuschließen. Bei legalen Online-Downloads besteht das selbe Problem, weil sich derartiges eben einfach nicht anonym bewerkstelligen lässt. Die fallen für mich also ebenfalls raus.
Hier müssten schlicht entsprechende Bezahlmethoden ermöglicht werden.

Jetzt wurde ich wohl besonders moralisch erzogen oder bin vom Alter her einfach leicht an der Kostenlos-Mentalität vorbeigeschrammt, zumindest bin ich kein Nutzer von irgendwelchen illegalen Tauschbörsen. Wobei sich das bei mir häufiger im Verzicht äußert, für Musik reicht mir das Radio (gerade durch die vielen Sender im Internet) völlig.

Zusammengefasst bin ich halt der Meinung die Anreize für den legalen Erwerb müssen sehr stark erhöht werden, da besteht einfach großer Nachholbedarf.
 

Toran

Schattenritter
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Das Urheberrecht bei Musik ist noch viel interessanter als bei Filmen. Eine Bekannte von mir trainiert eine Gruppe Mädchen in Rhytmischer Sportgymnastik.
Beim Training muss jeder Song registriert werden wie oft er gespielt wurde, da dafür Gebühren fällig werden.

Auch Kneipen, die Radiomusik spielen oder Musikkanäle anbieten zahlen extra Lizenzgebühren.


Was Filme und Musik betrifft, sollte man bedenken, dass sie einer der Hauptexportschlager der USA sind und eine deren grössten Einnahmequellen sind. Niedrigere Preise liegen nicht in deren Interesse.

Ich gebe für Filme max. 10€ aus, entweder warte ich bis der Film alt genug ist, oder ich kaufe ihn mir aus der Videothek.


Die Hauptzielgruppe bei Spielen sind meistens Kinder, Jugendliche und Erwachsene bis Mitte 20.

Zumindest die Kinder und Jugendlichen haben aber meistens nicht das (Taschen)Geld sich ein Spiel für 40 bis 70€ (X-BOX 360/PS3) zu kaufen.
Wenn man also in seiner Schule/Clique nicht out sein will besorgt man sich die Software auf dem Schulhof für nen Zehner und das ganze noch ohne Altersnachweis. Dabei gilt man noch als cool, da man ja Kohle gespart hat.
Und das beste daran: Die Dinger laufen einwandfrei, Ärger mit dem Kopierschutz gibt es nicht.
Ob sich die Kidds da ein Originalspiel für 20€ kaufen wenn sie Probleme mit der Altersfreigabe und dem Kopierschutz haben?

Früher gab es standartmässig gedruckte Handbücher sowie schöne Karten und kleine Plastikfigürchen ohne Aufpreis in einem interessant gestaltetem Karton.
Heute ist alles für die Märkte in einer Standart 08-15 Plastikbox, die wenigen Extraboxen kosten meistens extrem viel, ohne einen spielerischen Mehrwert zu haben.


Ein Spielehersteller kann schon Geld sparen:
Grosse Hersteller, die Referenzspiele produzieren (wollen) werden oft von Firmen gesponsert, die Grafikkarten herstellen.
Man kan Productplacement betreiben und beispielsweise die Autos eines Herstellers in einem James Blond Spiel besonders hervorheben.
Man kann die Engine eines anderen Herstellers lizenzieren.

Wenn man vernünftig wirtschaftet sollte man ein PC-Spiel schon für 25-30€ anbieten können. Bei XBOX-360 und PS3 Spielen sieht das anders aus, da die Geräte selber von den Herstellern recht preisgünstig angeboten werden und über die Spiele der Gewinn in deren Tasche fliessen soll.


Nicht nur die Spieleindustrie sondern auch die Anwälte haben ein Interesse daran die Schadenersatzforderungen bei Raubkopien extrem hoch anzusetzen.

Die Spielefirmen wollen einen abschreckenden Effekt erzielen, bei den Anwälten richtet sich das Honorar nach dem Streitwert.

Für 7 raubkopierte Filme, die ein Bekannter von mir bei Ebay verkauft hat, sollte er über 40.000€ Schadenersatz zahlen.
Jeden 2. Tag kam ein Schreiben eines Anwaltsbüros, erst 40.000 dann 27.000€ bis zum Schluss noch ganze 7.000€ plus Gebühren gefordert wurden.
Es stellte sich dann, über die echten Anwälte heraus, dass dieses Anwaltsbüro die Filmherstleller gar nicht vertreten hat.

Die Strafe betrug mit Gerichtskosten ca. 4.600€, für nen Harz IV Enpfänger eine Menge Geld.
 

Diarmuid

Priester des Kekses
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774
Ein interessantes Thema...


Die Musikindustrie hat sich ihr Grab ja selbst geschaufelt. Zunächst haben sie bei Markteinführung der CD die Preise für Tonträger um 70 - 100% erhöht (was ihnen, da sich viele Leute Ihre Plattemsammlung noch einmal auf CD gekauft haben, Millarden in die Kassen gespült hat). Dann haben sie, als die Produktion von CD's billiger wurde, diese Kostensenkung nicht an den Verbraucher weitergereicht. Hat die Musikindustrie nicht auch an der Entwicklung von CD - Brennern selbst mitgewirkt? Und das allerhärteste ist, dass behauptet wird, jedes runtergeladene Album wäre sonst gekauft worden... sicher doch. :rolleyes:

Aber man sieht ja, dass - wenn das Produkt gut ist - durchaus ordentliche Verkaufszahlen dabei rausspringen können . AC/DC z.B. haben 2008 5 Millionen Alben ihres Backkataloges verkauft... (plus nochmal etwa soviel von "Black Ice")


Ich als Metal - Fan kaufe meine Alben (allerdings schneide ich viel aus dem Internetradio mit) und will, dass Künstler ordentlich für ihre Musik bezahlt werden. Da muss die Industrie sich halt mal was neues einfallen lassen...


Zu Games kann ich nicht viel sagen, da ich nur alte Spiele als Budget kaufe (zuletzt "Fußball Manager 08"), aber ausgerechnet Chrysis als Beispiel zu nehmen ist wohl unangebracht - das hatte ja wohl eher das Problem, dass es - zumindest haben viele das wohl so verstanden - auf DirectX 10 (also Vista) ausgelegt war. Außerdem hätte sich so manch einer vorher 'ne neue Grafikkarte kaufen müssen...

Aber auch da gibt's halt Gegenbeispiele wie "GTA IV" oder "Assassin's Creed"... Ein richtig gutes Spiel wird seine Käufer finden...
 

Schuck

Fürst des Chaos
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Wurden ja schon viele gute Gedanken geäussert. Ist schön, dass sich die Diskussion noch nicht in verhärtete Fronten Radikalpiraten vs. Apologeten der Plattenindustrie verlaufen hat.:up:

Ich bin zugegeben klar ein Kind des digitalen Zeitalters. Musik war für mich nur in einer extrem kurzen Zeitspanne von ~10-13 mal rar und kostbar, danach war dank Brenner und Internet immer alles im Überfluss vorhanden. Einerseits ein furchtbar unromantische und entzauberte Situation. Kein Radio aufnehmen und Tapes überspielen mehr, kein Sparen für die neue CD der Lieblingsband, keine Mixtapes zusammenstellen und liebevoll beschriften. Andererseits war ich so nie abhängig von dem was gerade angesagt ist oder im Radio läuft. Die Musik war da und ich konnte mir unter einem riesigen Angebot aussuchen, was mir gefällt.

Das hat jetzt alles auf den ersten Blick noch nicht viel mit dem eigentlichen Thema zu tun, aber ich finde es ist wichtig die Mentalität der heutigen Jugend zu verstehen. Und die ist finde ich. eben nicht auf ein bloßes "wieso kaufen, wenn ichs runterladen kann" zu reduzieren.

Denn obwohl die Zahl der "Original"-CDs, die ich besitze, sich an zwei Händen abzählen lässt, ist mir Musik wichtig. Bespiel: Streetlight Manifesto, unser aller Lieblingsband. Original hab ich keines ihrer Alben. Dafür war ich schon dreimal auf Konzert, hab drei Bandshirts und zwei Pullis. Ich denke damit wird die Band sehr gut leben können und es wird so sicher auch deutlich mehr Geld bei den Musikern angekommen sein, als wenn ich mir brav die drei Alben gekauft hätte. Oder eben auch nicht und am Ende hätte ich nie von dieser großartigen Band erfahren. Sicher ein Einzelfall und vielleicht auch ein Extrembeispiel, aber ich denke es wird vielen so gehen.

Worauf ich auch hinauswill: Leute denen Musik wichtig ist, werden auch weiterhin gutes Geld dafür ausgeben. Da muss man sich keine Sorgen machen. Das worüber sich die Plattenindustrie wirklich aufregt ist, dass es nicht mehr so einfach funktioniert die Breite Masse mit überteuerten CDs abzumelken und so den großen Reibach zu machen. Vielen Menschen ist Musik eben nicht wirklich wichtig, sie konsumieren nur was man ihnen vorsetztz . Und für Sachen die einem nicht wirklich wichtig sind gibt man kein Geld aus. Und 90% der Chartmusik sind es einfach nicht wert dafür Geld auszugeben, bzw nicht so viel wie die Plattenfirmen verlangen.

Und zu guter letzt, was geht in dem User vor der sich das neueste Album von Metallica runterläd: "Neues Metallica Album? Das waren doch die, die damals in dieser Napster-Geschichter gegen ihre eigene loyale Fanbase vorgegangen sind. Dafür im Laden Geld ausgeben? Niemals..."
 

Kosh

Troll
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Eines der Hauptprobleme an den Urheberrechtsgesetzen und all den Maßnahmen, die daraus getroffen wurden ist meiner Meinung nach, das diese Gesetze nicht gemacht wurden um die Urheber zu schützen, sondern um diejenigen einfacher bestrafen zu können, welche die Urheberrechte verletzen.

Es wird, wie immer in unserem schönen Rechtsstaat, am Symptom gearbeitet, statt die Ursachen zu bekämpfen.

Die Musik- und Filmindustrie schimpft auf die Tauschbörsen und die Möglichkeiten von Internet und modernen PC-Systemen, die es erlauben ohne großen Aufwand eine DVD zu kopieren. Da gibt es einen riesigen Markt an Leuten, die sich gerne einen Film zulegen wollen, aber keine Lust (oder eher kein Geld) haben dafür 15 oder 20 Euro zu bezahlen. Warum geht man auf diesen Markt nicht ein und senkt die Preise. Viele wollen sich einen Film auch einfach nur einmal anschauen, aber haben keinen Bock in eine Videothek zu gehen. Wieso bietet man dann nicht die Möglichkeit an, sowas online "auszuleihen". Einfach einen Film downloaden, der nur über ein bestimmtes Zertifkat einmal abgespielt werden kann.

CD's können gerne einen Kopierschutz haben, aber um auf das berechtigte Argument von Pie einzugehen ... ich denke nicht, das die Mehrheit der Leute unbedingt 2 CD's haben wollen. Aber es wäre doch für die Anbieter von CD's ein zusätzlicher Markt wenn man für eine kleine Gebühr eine Kopie gleich dazu erwerben kann. Kauf-CD's müssten dafür eine einzigartige ID bekommen, über die dann registriert werden kann, wie oft eine Kopie erstellt wurde (also in einem Laden). Ist eine bestimmte Zahl von Kopien überschritten, so wird entweder der Preis dafür höher, oder es ist nicht mehr möglich.

Für Spiele .... ich weiß ehrlich nicht, warum man unbedingt so komplizierte Online-Registrierungs-Konzepte für Single-Player-Spiele machen muss. Es gibt da eine viel einfachere Möglichkeit .... einfach einen Dongle mit USB-Schnittstelle und fertig. Der Inhalt des Dongles muss dann halt einfach ein ROM sein, der den Sicherheitsanforderungen von Chipcards entspricht (was nichtmal so teuer ist).

Die moderne Technik bietet soviele Möglichkeiten einen sinnvollen Schutz vor Raubkopien zu etablieren, aber keiner kümmert sich darum. Was ja auch nicht wundert, weil erstmal würden dadurch Kosten entstehen .... noch viel schlimmer, man müsste sich weltweit auf einheitliche Standards dafür einigen.
 

Erinye

Giftmischerin
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Kosh schrieb:
[...]Einfach einen Film downloaden, der nur über ein bestimmtes Zertifkat einmal abgespielt werden kann.
(Ich wollte nicht gen ganzen Absatz kopieren)
Soweit ich weiss, arbeitet Maxdome so. Zumindest ist es möglich Filme runterzuladen und innerhalb einer bestimmten Zeitspanne diesen so oft man will anzuschauen.
Ich muss dazu sagen, wie genau maxdome funktioniert weiss ich nicht. Da, als ich so ein tolles Ausprobier-Paket bekommen habe, festgestellt habe, dass ich dafür den Internet Explorer und den Windows Media Player 10 haben muss. Ersteres mag ich nicht benutzen, zweiteres müsste ich mir runterladen..
Also verzichte ich und warte bis meine Filme wieder irgendwo günstig im Regal stehen.

Letztens stand beim Weltbild im Regal Ice Age 2 und Stirb Langsam 4.0 für je 5 Euro im Regal. :up:
Für einen Guten Film würde ich auch mehr ausgeben. Aber in der Regel nicht mehr als 10 Euro für eine DVD.

Ich gehe relativ selten ins Kino, einfach weil ich es mir selten bis gar nicht leisten kann. Irgendwelche Vergünstigungen wie z.B. der Kinotag, denn es so ziemlich überall gibt, kann ich aufgrund meiner Arbeitszeiten nicht wahrnehmen.

Vor kurzen hab ich rausgefunden, dass das UCI jede Woche einen Newsletter verschickt, wo immer ein Gutschein für einen aktuellen Kinofilm dabei ist. Wenn mich der Film intressiert, geh ich am Wochenende für 5,50 € ins Kino.
Ich finde ja, dass es soviele Kinofilme illegal zum runterladen gibt liegt nicht an der Mentalität sondern auch an den Kinos, die wie die Musikindustrie eine Entwicklung verpennt haben. Von daher find ich solche Massnahmen, wie den Gutschein nicht schlecht.

Den so ein Kinobesuch zB für eine Familie ist nicht billig. Vor allem, da es selten bei den Eintrittskarten bleibt, dazu kommt mindestens noch das Popcorn (was teilweise echt wucherhaft verscheuert wird), vielleicht noch ein Getränk, und nicht zu vergessen das gute Langnese Eis, wofür extra nochmal das Licht angeht, wo man sich doch schon eine halbe Stunde Werbung angetan hat... Jaja..
 

Vernochan

Schabrackentapir
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Erinye schrieb:
Ersteres mag ich nicht benutzen, zweiteres müsste ich mir runterladen..

Wobei ich das schon wieder etwas fadenscheinig finde. Du sagst ja im Prinzip, das du das angebot gut findest und vielleicht sogar wahrnehmen würdest, wenns nicht gerade der IE wäre. (Is natürlich etwas frei interpretiert)

Das der IE generell schlecht is, muss hier nicht diskutiert werden. Aber Webseiten mit vertrauenswürdigem Inhalt kann man ohne Probleme dort öffnen. Wie sonst sollte man sich auch mal nen neuen Browser runterladen, wenn man ein frisches System hat. Ginge ja dann auch gar nicht.
Seiten mit sicherem Inhalt sind da echt kein Problem :)


Mehr schreibe ich wohl von Zuhause. Lange Texte kommen auf der Arbeit immer blöd^^
 

Harutsune

Neo-Euphemist 2.0
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Ja, hier wurden in der Tat schon einige gute Argumente gebracht - man fragt sich unwillkürlich, ob die sogenannten Top-Manager ihre Millionen nur für's Zusammenstreichen der Belegschaften bekommen. Steelbox-DVDs, die gerne mal das doppelte kosten, haben unskipable preload-Content (Werbung natürlich), ein 150-Euro-Cd-Player zeigt nur die Hälfte der Tracks eines King-Crimson-Reissues an, PC-Spiele verweigern, weil sie in einem bösen Brenner liegen, mit passenden Kommentaren zu StarForce *muß* man gegen die Forumsregeln verstoßen. Highlight war einst Gothic 2, das die Installation verweigerte, wenn eine Firewall und/oder Antivirus installiert war (hehe, da bin ich aus dem Dev-Forum geflogen, und keine zwei Jahre später haben sie meine Vorschläge haarklein umgesetzt..). War es nicht Crytech, die den eigentlich gut funzenden Securom so aufgebohrt haben, daß er SF den Rang ablief? Die ach so bedauernswerte Industrie liefert nun wirklich keine Gründe, nicht zu saugen. :rolleyes:

Die P2P-Netze bestehen übrigens nicht ausschließlich aus moralfreien Allessaugern. Klar, der durchschnittliche unter-20-jährige im ed2k-Netz ist nicht weniger zu verachten als der gemeine Torrent-User (schnellschnell), aber da ist noch so viel mehr, als nur die blöde Raubkopie eines ach so tollen neuen Spieles. Ich sammle alte (und auch einige wenige neue) TV-Serien, freu mich gerade wie der Schneekönig über Stanley Beamish, genieße immer gern mal wieder ein paar Folgen Hogan's Heros - solche Sachen gibt es nicht im deutschen Fernsehen, und wenn doch, naja.., was es nicht alles für Sendeplätze gibt. Die neuen Serien, die für mich interessant sind, laufen durch die Bank auf RTL2, mit Verlaub, bei deren Werbe-Politik dürften auch viele Jugendliche Pickel kriegen - für mich schlicht nicht zu ertragen. Erinnert sich noch jemand an das (ohnehin mittendrin abgebrochene) Harsh Realm? Vox hat das vor einigen Jahren mal auf einem Stief-Sendeplatz gebracht, und die letzten beiden Folgen dann wegen Erfolglosigkeit unterschlagen - ich hab's komplett. Außerdem sammle ich US-TV-Poker-Sendungen (WSOP, WPT, PPT etc), ohne ed2k gäbe es das für mich gar nicht. :cool:

Thema Spiele: als Arbeitsloser kann ich mir wirklich *keinen* Fehlkauf leisten, und bei meinem exklusiven Geschmack sind ebendiese vorprogrammiert. In den letzten vier Jahren habe ich ca. vierzig Spiele gezogen, die Hälfte auf Daten-DVD gebrannt - und *nicht eines* davon durchgespielt. Zwei davon habe ich mir dann gekauft (Throne of Darkness, Legend - Hand of God). Gerade vor kurzem kam die neueste, heißersehnte Version von WSC Snooker raus: vier Wochen gezogen, zwei Stunden installiert, angespielt, und wieder deinstalliert - wie kann man nur gerade aus einem Spiel wie Snooker ein Alco-Pop-Party-Spiel machen..? Dafür gibt's von mir ein simples 'Pfui', da spiele ich lieber meine geliebte 2005er Version, mit dem Physik-Lapsus eines an der Bande liegenden Balls kann ich einigermaßen leben.

Mein Fazit:
Ich verwahre mich gegen eine pauschal-Kriminalisierung der P2P-Netze resp. ihrer erwachsenen Nutzer. Für mich ist das eine Oase, in der ich Dinge bekomme, die es sonst nirgends gibt (hat irgendjemand Kenneth-Anger-Filme auf DVD?). Spiele ziehe ich manchmal zum antesten, bin meistens entsetzt oder zu Tode gelangweilt, (Popcorn-)Filme spielen bei mir schon länger eine stark untergeordnete Rolle, ein Kino-Screener kommt mir nie wieder auf die Platte. Nur bei TV-Serien, da schlage ich zu, da 'bediene' ich mich. Erstens entscheidet in Sachen SciFi-Serien die Industrie *immer* gegen mich (Stargate, Firefly, Farscape, Witchblade etc.pp), zweitens kann man die Werbepolitik von zB RTL2 nicht umschreiben, ohne gegen die Forumsregeln zu verstoßen.
;)
 

Erinye

Giftmischerin
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@Verno
Mag Fadenscheinig sein, aber ich will diesen Deinst dann nicht nutzen. Aber ich besorge mir den Film dann auch nicht illegal. Ich schaue es dann schlicht und einfach nicht sondern warte auf eine sich bietende Gelegenheit.
Ich will mir aber schlicht und ergreifend nicht den MediaPlayer 10 runterladen, nur damit ich einen Film sehen kann, wenn ich für alles andere einen anderen Player benutze.
 
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Unia

Schwarze Seele
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Interessantes Topic :)

Mir gehts so, dass ich eig selten CDs blind kaufe, entweder ich kenn schonnen paar Lieder und kann insgesamt sagen, dasses mir was taugt oder ich hör dann die ganze Scheibe fitzelesweise in irgendnem Laden durch, wo ich selbst in der Geschwindigkeit durchzappen kann wie ich will und nicht auf 1min-Schnipsel angewiesen bin. Und wenn ich zb bei mir in der Gegend rumschau, egal wod hingehst, kriegst überall die gleichen CDs, in den allerallermeistesten Fällen ist das das was grad "in" ist und meistens ist auch immer nur das neueste Album von einer Band auf Lager... Da is schon schwierig was "altes" bekanntes von Sodom zu kriegen obwohl das echt kein Risiko ist für den Händler sich die kommen zu lassen, die wären ja relativ fix wieder weg. Und oft ist es auch so, dass man dann angemonkt wird, weil man diese oder jene CD bestellen will (was oft zT auch gar nicht möglich ist, weil auch die Palette aus der bestellt wird doch eher von kleinerer Sorte ist) Und eben auch ein Punkt, einfach der Preis... wenn ich weiß was ich krieg, dann machts mir net ganz so viel aus 15€ zu löhnen, aber dann musses au halt was gscheites sein. Aber mir isses trotzdem lieber wenn ich über ne CD für 7€ stolper :D Da nehm ich dann auch mal gern aus ner Laune raus den einen oder anderen Silberling mit.

Edithchen gibt Harutsune Recht, ganz verteufeln kann man P2P net... wenn ich grad anschau, wie schwer es ist von manchen fremdländischen Untergrundbands was zu kriegen oder mal die eine oder andere Demo....
 
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