Jo, KK-Talk, das hatte ich lange nicht mehr...
Selbst wenn ein Stil Geschmeidigkeit erfordert, wenn man Feuer für einen Stil hat, soll man den machen. Meines erachtens geht die Kampfkunst in zwei Richtungen. Der Ausübende kann die Kampfkunst ausüben, weil er es schafft "sich zu verändern" und bereit ist sein "altes Ich" - Im Sinne des Stils - hinter sich zu lassen. Man kann völlig neue Bewegungen lernen, von dem Standpunkt auf dem man ist kann man sich weit weg bewegen. Der Charakter kann sich entwickeln und eben die Kampfkunst kann auf den Ausübenden wirken. Wenn man den Stil im Schlaf läuft, kann man ihm dafür auch wieder etwas von sich selbst geben.
Nur muss man sich persönliche Ziele und Erfolge setzen oder noch einfacher: Man muss wissen was man will.
Eine Kampfkunst ist ein in sich geschlossenes System, das es dem ausübenden möglich macht, wenn er das System verinnerlicht hat Leben einzuhauchen und ihm einen eigenen Charakter zu verleihen. So denke ich auch jede Disziplin. Um rauszufinden für was man Feuer hat, für was man sich begeistern kann, was man will muss man das System eben erstmal ertasten und erfühlen. Darum rentiert sich ein Probetraining - siehe Benda
Wenn einen dann der Charakter und die Bewegungsformen des Stils entsprechen - d.h. man sie lernen will - dann ist es dumm sich zu sagen "ich kann das nie lernen". Wenn man z.B. einfach 100 Tage am Stück trainiert ändert sich einiges am Körper.
Im Qi Gong muss man 100 Tage am Stück trainieren, wenn man aussetzt muss man wieder von vorne anfangen. Die abgeschwächte Form davon ist eben 1-3 mal in der Woche ins Training zu gehen. Je nachdem wie man sein Zeitfenster sieht. Die Woche ist ja ein Zyklus aus sieben Tagen, wenn man also drei mal die Woche trainiert, trainiert man an 3 von 7 Tagen. Das ist schon gut was. Nur ist eben die Kontinuität in diesem Zyklus wichtig. Fazit: Wenn man also einen Stil lernen will muss man sich ein Ziel setzen: "Wie gut will ich werden", "was will ich können", "was bin ich bereit dafür zu investieren".
Ich trainiere oft vor dem schlafen gehen aus verschiedenen Stilen, so 10 Minuten bis 1,5 Stunden. Meine Klavierlehrerin hat gesagt: Man muss mindestens eine Stunde am Tag üben. Ich hab immer eine halbe Stunde am Tag geübt und bin auch gut geworden. Wenn man es schafft diese Pi mal Daumen halbe bis ganze Stunde pro Tag zu investieren und das 100 Tage am Stück wird man - davon bin ich überzeugt - großen Wachstum beobachten können. Während den 100 Tagen kann es auch emotionalen Stress geben oder Gedanken wie "ich kann das nicht", wenn man sich jedoch mental darauf vorbereitet und einfach durchgeht, wächst man. Es ist eine Herausforderung die man meistern kann um zu wachsen.
Um die Kampfkunst als festen Teil mit einem bestimmten Stil zu integrieren geh ich ein mal die Woche ins Capoeira. Das ist wenig, aber es bleibt erhalten, weil es kontinuierlich ist. Natürlich gibts da auch Aussetzer, wenn z.B. einfach kein Training stattfindet oder ich in nem Flieger nach Florida unterwegs bin. lol. Das Capoeira ist sowieso oft bei meinem täglichen Training dabei, dann muss eben das herhalten. Nur ein richtiger Meister ist eben doch immer sowas wie Skyrocketing.
Nur ist die Frage: Will ich das (z.B. Ninjutsu) lernen?
Bin ich bereit das zu geben? (Jeden Tag sich zusammenreißen und mindestens ne halbe Stunde trainieren, für 100 Tage.)
Nach einiger Zeit, vielleicht schon von Anfang an kann man sich Fragen: Will ich dass das Teil von meinem Leben wird (spätestens, wenn man alle Basisformen daheim trainieren kann.) Und sich dann auch langfristige Pläne schmieden, aber das eher erst nach 4-10 Jahren *g* Wichtig ist eben, um nurnochmal grob die Richtung zusammenzufassen:
1 Tag am Stück trainieren ist ca. wie davon zu hören und es zu vergessen.
30 Tage am Stück trainieren ist ca. wie "langsam verstehen und fühlen" was es ist.
100 Tage am Stück trainieren ist wie eine Basis fürs Leben.
Ich behaupte auch, wenn man sich so einen Trainingsblock vornimmt bleibt das auch erhalten. Und ich behaupte auch, wenn einem was gefällt und man bereit ist ein bischen was zu tun, kann man sich auch weit in diese Richtung entwickeln. Weiter als man am Anfang annimmt. Wer z.B. 8 Jahre einen Stil kontinuierlich macht, bei dem wird garantiert einiges ins Gehirn und den Körper siechen und erhalten bleiben. Und noch einfacher: Wer seinen Lebtag immer ein wenig Sport oder Bewegung betreibt, der bleibt gesünder, fitter, wacher.
Und selbst wer sein Leben lang trainiert, der kann lernen, dass das Training an sich gar nicht so sehr zum wachsen, töten etc. sondern eher zum "Spaß am Moment" haben und leben da ist. Mein Weg war zum Beispiel irgendwann festzustellen, dass Töten an sich recht einfach ist (so nach 8,5 bis 9 Jahren im ersten Stil ^^) um dann einen Weg zu suchen den Konflikt zu lösen ohne zu verletzen. Und dann einen Weg zu finden den Konflikt gar nicht aufkommen zu lassen, schon vorher zu wissen dass er entsteht und es nicht zuzulassen oder einfach Spaß an der Konfrontation selbst zu haben, wenn doch was aufkommt. Quasi mit Liebe an die Sache ranzugehen. So viel zum Kampfaspekt. Ich bin natürlich auch kein Meister, sondern werde wohl noch eine ganze, lange, lange Weile Schüler (des Lebens?) bleiben. Aber das sind ja alle *g* Ich schau auch immer, dass ich viele Meister habe. Um jedoch was zu lernen, empfehl ich erstmal, sich einen guten zu suchen, dort wo man hinwill und sich dessen Stil zu verinnerlichen. Danach kann man ausschweifen.
Wichtig ist jedoch die Bewegung und die Freude an der Bewegung. Die Leute und der Umgang mit den Leuten. Schwitzen, lachen, nicht verletzen. Das ist das wichtigste in jedem Stil, was auch imho über der Form steht. Ich verbinde z.B. mit Capoeira natürlich den Stil, die Anstrengung, den Spaß am Spiel, die Leute & die Musik. Auf einer intellektuellen Ebene auch immer: Respektiere die Schwachen, hab keine Angst vor den Starken.
Nur hat jeder Stil meist solch einen schönen Kern.
Ich kann selber kein Ninjitsu, mein kleiner Bruder z.B. hat das gemacht und ich finde das ist ein sehr ausgewogener und effektiver Stil.
In diesem Sinne: Rausfinden was man will und machen!
liebe Grüße,
val
Edit:
Noch ein bischen Stile reminissen....
Mit Capoeira verbinde ich einfach Bewegung, Ausdauer, Stärke Anstrengung und List. Mit Aikido verbinde ich eine Aufrechte Haltung und mit Liebe an die Sache ranzugehen und dabei kraftlos den Weg zu bestimmen. Mit Judo verbinde ich wenn jemand drückt, zu ziehen (Leere) und wenn jemand zieht zu drücken. Eben Anstatt Kraft dagegen einfach einen ganzen Haufen in die gleiche Richtung zu liefern. Und zwar plötzlich und entschieden, quasi explosiv. Und dann natürlich noch das zu Ende bringen. lol. Mit Kung Fu verbinde ich einfach hart und nochmal hart zu trainieren, stark zu sein und aufmerksam zu sein. Mit Wing Tsun verbinde ich zu reagieren, nachzugeben, nach vorne zu gehen und nicht aufzuhören, bis das Problem gelöst ist. Das ist alles ziemlich ähnlich. Und immer anders.
Das könnte ich alles ein wenig fort- und ausführen. Interessant ist jedoch das machen an sich. Darum seid ihr alle gerne eingeladen mit mir zu spielen oder zu trainieren. Also: Trainiert und wir sehen uns dann am FT. lol. Und hier noch zwei Zitate von meinem Meister, dem Meister: "Es gibt kein ich kann nicht, nur ein ich will nicht." und "Wer in den Wald ruft, muss das Echo vertragen."