Ein etwas längerer Beitrag...
Vielleicht wäre ein eigener thread für dieses posting besser, aber da es schon diesen zum ThemaCamera-Hack gibt, bekommt er alles ab.
Also, jetzt hab ich den "Hack" endlich auch mal zum Laufen gebracht und ich bin begeistert!
Ich hätte nicht gedacht, dass eine kleine Änderung in der Perspektive so viel mehr Spass in dieses Spiel bringen kann!
Den NWN-Camera-Hack habe ich zusammen mit einem mir unbekannten Modul ("Pool Of Radiance": Wer das Original aus den 80gern kennt, sollte das mal antesten!) ausprobiert, um die Perspektiven in unbekannten Gebieten anzuwenden.
Ich bin so vorgegangen, dass ich die Kamera auf Ego(FPS)-Perspektive die Kamerahöhe passend zu meinem Gnom gestellt habe.
Anschließend habe ich im Spiel die direkte Steuerung mir so auf die Tasten gelegt, wie ich es von Unreal, Quake und Konsorten gewohnt bin und so dann die Gegend erkundet.
Das Ergebnis hat mich wirklich erstaunt; man nimmt das Spiel ganz anders war und die Vorgehensweise im Spiel ändert sich sogar zum Teil.
Auf jeden Fall hat es mir auf diese Weise mehr Spass gemacht als mit der Standard-Perspektive von NWN (ist letztendlich aber Geschmackssache):
Alleine eine Stadt zu Erkunden ist auf diese Weise, also durch die Augen des Charakters, viel interessanter, weil alles "glaubhafter" und "realistischer" wirkt.
"Vorher kam mir der Magierturm doch gar nicht so hoch vor?" und ähnliches kamen mir laufend in den Sinn.
Es lag sicherlich auch daran, dass ich einen Gnom gespielt habe, denn wenn man den Menschen gerade mal bis zur Hüfte reicht oder kaum "an die Türklinke kommt", ist das ein ziehmlich ungewohntes Gefühl - v.a. trägt es enorm dazu bei, dass man sich als "Aussenseiter" in einer Menschenstadt fühlt.
Dazu zählt auch, dass man beim Magier einen Blick ins Zauberbuch werfen kann oder die Reagenzien auf seinem Tisch aus der Nähe betrachtet.
Natürlich bringt das "spielerisch nichts", wenn ich Regale anschaue, ohne etwas mitnehmen zu können, aber ich finde man kann sich so sehr viel leichter in die Figur hineinversetzen, und das zählt in einem Rollenspiel für mich sehr viel mehr.
Die Texturen von NWN kommen so auch viel besser zu Geltung, da man ja näher am Geschehen dran ist.
Dass es keinen Himmel gibt und weiter entfernte Gegner und Orte vom Neben geschluckt werden, stört nicht sonderlich, es macht die Sache eher spannender - schließlich weiss man ja nie, ob hinter der nächsten Ecke nicht doch ein böser Ork lauert.
Und Orks sind aus der Perspektive eines Gnoms wirklich böse!
Das bringt mich auch zur veränderten Spielweise:
Während ich aus der Iso-Perspektive immer nur durch die Gegend gerannt bin bis irgendwo am Bildschirmrand ein Gegner auftauchte; diesen dann mittels eines einfachen Mausklicks (im Falle eines Kämpfers) angegriffen habe und man immer alles unter Kontrolle hatte, sieht die Situation für den eigenen Charakter selbst ganz anders aus.
Dadurch, dass die Übersicht verloren geht, habe ich meinen Gnome öfters mal "über die Schulter" blicken lassen, man weiß ja nie, ob sich ein Goblin von der Seite anschleichen will.
Dadurch wird das Spiel wirklich spannender und ich gehe auch viel vorsichtiger beim Erkunden vor: Um Ecken gucken, langsam vorgehen und sich auch mal Deckung suchen. Nichts vergessen, sich ab und an umzusehen, man weiß ja nie...
Und als sich dann das erste Mal die Umrisse zweier Trolle aus dem neben geschält haben (die ungefähr drei mal so groß waren wie mein Gnom), war das schon unheimlicher als der übliche "Schon wieder Trolle, dann haun wir mal drauf"-Effekt.
Selbst sehr einfache Gegner wie Kobolde wirken aus dieser Perspektive einfach eindrucksvoller, wenn sie mit einem Morgenstern auf einen zu rennen und sich dabei das Gras zu ihren Füßen teilt.
Vielleicht lag das alles auch an der Perspektive eines Gnoms, aber ich denke aus der Sicht eines Menschen dürfte das genauso eindrucksoll ausfallen.
Wobei ich anmerken muss, dass einige Größenangaben im Editor so nicht ganz stimmen, z.B. die der Elfen.
Aber das kann man ja nach eigenen Vorlieben ändern.
So, das wars!
Tut mir leid, dass mein Beitrag so lang geworden ist, aber dieser simple Kniff in der Spiel-Perspektive hat mich einfach mehr beindruckt als die meisten Module oder die Grafik des Spiels.
Sicherlich gibt es viele Spieler, die diese Ansicht nicht teilen (kein Wortspiel) und eine übersichtliche Perspektive vorziehen (ich habe auch kurzzeitig mal gewechselt, geht ja per Tastendruck), aber ich rate es trotzdem jedem, vor allem jenen, die NWN nicht mehr so viel Neues abgewinnen können, es zumindest mal zu probieren.
Ja, die Steuerung ist ziehmlich träge und gewöhnungsbedürftig und auch dieÜbersicht "leidet", aber die Atmosphäre des Spiels steigert sich ungemein (jedenfalls bei meinem Spiel) und das ist mir in einem RPG viel wichtiger als tolle K.I. super Steuerung o.ä.
Mir macht das "neue" NWN jetzt endlich wieder Spass, was ich eigentlich nicht gedacht hätte.
Und eine Frage hat sich für mich damit auch erledigt:
Wozu soll ich mir jetzt noch Morrowind kaufen?