Narf...
Gestern zum ersten mal meine neue Arbeitsstelle besucht und mich vorgestellt, Montag geht's dann los. Zum Anlass frisch rasiert, Jeans statt Cargohose angezogen, und zum ersten mal seit dem FT wieder mal Kontaktlinsen eingelegt, weil sehen mindestens so wichtig ist wie gesehen werden.
... und nach zwei, drei Stunden stell ich fest, dass ich auf meinem rechten Auge nichts mehr sehe. Keine komplette Blindheit, aber... wisst ihr, wie Monets späte Bilder aussehen? Keine Konturen, nur ineinander übergehende Farben? Das hab ich gesehen. Ein extremer Weichzeichner auf allem. Wenn sich jemand vor mich gesetzt hat, hab ich erkannt, wo das Gesicht ist, aber nicht, wie es aussieht.
Und ich hab in dem Moment nicht sofort geschaltet und gedacht, dass sich da einfach ein Film unter der Kontaktlinse gebildet hat.
Also Kontaktlinse raus, Augen ausgewaschen... und der Film war immer noch da. Und dann kamen die Schmerzen...
Was passiert ist, ist jenes: Irgendein Kleinteil ist beim Einlegen zwischen Linse und Auge gekommen, oder die Linse war defekt, irgendwas in der Art. Dieses Kleinteil hat die ganze Zeit gegen das Auge gerieben und dabei die Linse meines Auges zerkratzt. Das war der Milchglas-Effekt, den ich hatte; das Licht kam nicht mehr ungehindert durch.
Beim Rausnehmen hab ich dann ein letztes mal Druck und Reibung auf die Kontaktlinse gegeben, und das hat gereicht, um die Nerven freizulegen. Das waren dann die Schmerzen.
Freiliegende Nerven im Auge erwecken die Assoziation mit rostigen Nägeln, und das wird die ersten Stunden einfach nicht weniger, ganz im Gegenteil. Der Schmerz ebbt nicht ab, erreicht aber bei irgendeiner zufälligen Reizung gerne neue Spitzen.
Ich hab mich dann halbblind und mit zugeschwollenen Augen (das Linke hat sich mit dem Rechten solidarisch gezeigt und ist einfach mit zugegangen) zum nächsten Augenarzt geschleppt, der dann auch prompt heilig gesprochen gehört, weil er mich seinem Privatpatienten vorgezogen hat mit den Worten "Tut mir furchtbar leid, aber da Mann da hat Schmerzen, der geht vor". Großartiger Mensch, dieser Mensch. Auch, weil er Augentropfen hatten, die die Nerven für ungefähr fünf Minuten betäubt haben. Herrje. Fünf Minuten ohne Schmerz, ich hätte ihn küssen können.
Und letzten Endes lief es hinaus auf "Die nächsten sechs bis sieben Stunden werden defintiv keinen Spaß machen, aber Augen heilen schnell. Hier ist ein Rezept für ein Gel, dass die Regeneration beschleunigt, und hier sind noch ein paar von Gottes Tränen, die den Schmerz für einen kostbaren Moment zum Erliegen bringen und ihr Gewicht in Sternenstaub wert sind" (sinngemäß).
Mein gestriger Abend bestand darin, wimmernd und blind auf der Couch zu liegen.
Inzwischen geht es wieder. Die Schmerzen sind so gut wie weg, und die Sehfähigkeit ist auch zu einem Großteil wieder da (immer noch nicht so gut wie zuvor, aber herrje. Will mich gerade echt nicht beschweren in der Hinsicht).
Worüber ich mich beschweren will, ist Folgendes (der ganze Text davor ist in erster Linie Traumabewältigung, sorry
)
1) Gottes Tränen waren zu großartig, um benutzt zu werden. Da ich nicht wusste, wie lange der Heilprozess dauern würde, hab ich die Dinger dreimal benutzt und ansonsten die Zähne zusammengebissen, weil was, wenn das nochmal schlimmer wird?
Jetzt sind die Schmerzen weg und ich hab noch genug Tropfen übrig für mindestens dreißig Anwendungen. Der Abend gestern hätte echt entspannter ablaufen können
2) Heute ist Mittelalter Spectaculum in Hamburg. Und ich kann nicht hin, weil Ruß- und Staubpartikel echt nichts sind, was ich mir jetzt wie wild ins Auge wehen lassen sollte, *vor allem* nicht, wenn ich Montag meinen ersten Arbeitstag habe. Besser kein Risiko eingehen.
... will aber. Bin jetzt stattdessen alleine zu Hause und langweile mich. Voll kein Vergleich *grummel*