Topic für Kurzgeschichten

Lisra

Schmusekater
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"Wirkt alles noch sehr ungeschliffen, ist eben lediglich Rohstoff und nichts Verarbeitetes."

Genau. Das hab' ich aber auch dazugesagt :) Ich kann jedoch nicht irgendwas verbessern bevors nicht fertig ist, klappt irgendwie nciht, deshalb eghte s erstmal darum die Geschichte zu erzählen.

Mich würde inetressieren weshalb genau die Figuren auf dich leblos wirken, Faer, denn das ist eine sehr schön abweichende Meinung :) die meisten Menschend enen cih das zu lesen gab, die kennen meinen Schreibstil so lange, dass das notwendige Zwischen den Zeilen elsen wohl automatisiert ist. Hat nciht jeder, das muss ich natürlich beachten!

Warum kein auktorialer Erzähler... weil es nicht dazu passt was ich erzählen möchte. Ich möchte keine Geschcihte im Sinne einer erzählung schreiben, sondern in Form von Dingen die passieren. Ich versuche, glaube ich, den Leser stellenweise einzuschränken, damit er die Details selber einfüllt. Denn die Figuren selbst sind zu sehr mit Dingen in sich drin beschäftigt um irgendwas zu beschreiben.

Der rote Faden... der Punkt ist, dass ein verwirrendes etwas aufgebaut wird, das sich im Klimax nicht löst, sondern zerbricht und das erst danach Dinge klar werden.

Meinen Spoiler finde ich selbst übrigens widerlich, denn so flach wie die Figuren darin ebschrieben wurden sind sie nicht.

Und Autobiographie... :D
Nein.
Aber es spielen natürlich meine eigenen Erlebnisse, die von Freunden und Dinge die aufgeschnapptt werden eine wichtige Rolle. Es ist letztlich ja nichts authentischer als etwas,d as so ähnlich tatsächlich passiert ist, hm? ;)

Danke, Faer :)
Du hats mcih dazu gebracht mich auf einer anderen Ebene mit meinem Schrieb auseinanderzusetzen!
 

Faerlanthis

Steppenwolf
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Ist richtig, das hast du dazu gesagt. Ich glaube, mir war einfach deine Arbeitsweise nicht richtig klar: Du korrigierst sozusagen das Gesamte, nicht kapitel- oder gar absatzweise. Was stehen muss, ist das Grundgerüst. Die doppelten Böden werden halt später eingezogen - oder so. ;)

Nur scheint mir genau darin die Ursache zu liegen, warum deine Geschichte so müde und deine Figuren so gesichtslos daherkommen. Du klammerst dich an den roten Faden, was okay ist (und wohl auch nötig, um die Geschichte mit den jetzt schon fast erschlagend vielen Charakteren überhaupt zusammenzuhalten). Aber das hat zur Folge, dass deine beiden Kapitel etwas Protokollartiges an sich haben: Was zählt, ist der nackte Fakt, ist die rohe Handlung. Du reihst mehr oder weniger nur aneinander, knüpfst eine lineare Kette zusammen, spannst aber kein Feld auf, wo Platz für Bewegung und Leben ist. Und ich denke, deine bisherigen Leser sehen hinter diesem Grundgerüst nur mehr, weil sie dich kennen, weil sie schlicht wissen, was alles mitschwingt, wenn jemand einfach bloß dasteht und eine Augenbraue hochzieht.

Ich will dir keinesfalls sagen, was du wie machen sollst, weil es deine Geschichte ist und auch deine bleiben soll. Aber vielleicht so was wie ein Tipp oder eine Anregung, worüber man ja mal nachdenken kann, lasse ich mal noch da: Füttere deine Figuren nicht nur mit Handlung, gib ihnen einfach mehr Hintergrund, zum Beispiel in Form eines kurzen Rückblicks, einer Erinnerung oder einem ganz persönlichen Spleen. Und dazu braucht es auch keinen auktorialen Erzähler, der - offen gesagt - etwas antiquiert ist (daher auch der Verweis auf den personalen Erzähler). Summa summarum: Wenn du den Leser schon bewusst einschränken willst, damit er selbständig Details enträtselt, dann solltest du ihm wenigtens ein paar Farben in die Hand drücken, damit er deine Figuren auch eigenständig ausmalen kann.

Noch kurz was zum Stichwort Autobiographie: Habe überhaupt nichts dagegen. Im Gegenteil, ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass nichts Geschriebenes wirklich frei von autobiographischen Zügen ist. Viele meinen darüber hinaus, sie können nicht über etwas schreiben, was sie nicht selbst in irgendeiner Form erlebt haben - und da ist auch was Wahres dran.

Ansonsten: Nichts zu danken, gern geschehen. :)
 

Durin

Schlachtenwüter
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Wedge: Schreib, was du denkst. ... Zumindest was du denkst, das vielleicht jemand lesen will. Topic ist wie gesagt völlig egal. Umfang: Mehr als ein normaler Forumspost ... Maximum im Sinne von Lisra nach oben hin unbeschränkt. ;)

Faerlanthis: Bist du Kritiker? "Im Gegenteil, ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass nichts Geschriebenes wirklich frei von autobiographischen Zügen ist." - Ich hoffe, du vergisst das, solltest du meine Geschichte lesen, ich vertrete diese Meinung nicht. ;)

Und jetzt, präsentiere ich stolz: Mein neues Werk. 5302 Wörter, 6 Kapitel.
Genre: Postapokaliptische Fantasy/Action.
Warnung: Thematisierung von Sex und Gewalt.
Widmung: Nexuswar.com hat seinen Teil zu meiner Inspiration beigetragen.




Der Drache

Kapitel 1:


Es waren etwa 10 Jahre seit den Tagen der Apokalypse und vielleicht 3 seit dem Fall von New York, der 20. Makropole der Menschheit. Das bedeutete die 20.-letzte. Heute waren noch 8 übrig.

Mike Frieds gehörte zu denjenigen, die in der Stadt geblieben waren, auch als die Hölle ausgebrochen war. Als Monster aus dem Boden zu brechen schienen und vergossenes Blut, Feuer und Panik die Straßen prägten. Millionen starben in dieser Nacht, ebenso viele flüchteten mit nichts als ihrem Leben. 10.000 - vielleicht 20.000 blieben zurück. Die, die zu stur waren, oder hart, wie Mike genetisch verbessert und fähig sich auch hier im Chaos durchzuschlagen – oder dies dachten. Seit dem hatte sich ihre Zahl stetig verringert. Nachwuchs war rar in New York, besonders solcher, der das erste Lebensjahr überstand. Und die Ghoule, die Riesenratten und die lebenden Schatten und unzählige andere, sie forderten noch immer Opfer. Mike hatte die meisten Monster gesehen. Mit vielen gekämpft und ihre Stärken und Schwächen katalogisiert. Dies hatte ihm den Spitznamen „Bibliothekar“ eingebracht, eine zweifelhafte Ehre. Er hatte sich, als so etwas üblich wurde, den Straßennamen Drako gegeben.

Drako schlich durch die Mittelschicht von dem, was vor 100 Jahren einmal Manhattan gewesen war. Hier auf dem Erdboden war es gefährlicher als auf der höheren Ebene, wo die Straßen breiter und besser einsehbar waren, doch es war noch wesentlich angenehmer als unterirdisch. Niemand ging freiwillig unterirdisch!

Das ausgefallene Kraftwerk lag gleich um die Ecke, also hielt Mike inne und lauschte. Eine Andeutung eines Geräusches kam aus dem Haus zu seiner Linken. Die Tür war aus den Angeln gerissen also trat er vorsichtig ein.
Er hörte tatsächlich etwas, hier war jemand – oder etwas. Es kam direkt aus der ersten Wohnung. Drake griff sein Schwert mit beiden Händen. Es war eine martialische Waffe, doch im Gegensatz zu seinen geliebten Feuerwaffen konnte er damit immer und immer wieder zuschlagen, ohne dass er sich um Munition Sorgen machen musste.
Der selbsternannte Krieger lauschte an einer Zimmertür, atmete durch und trat sie ein. Auch im unzureichenden Lichte der wenigen intakten Beleuchtung auf der Straße sah er eine Silhouette am anderen Ende des Raumes. Deutlicher wurde diese dann allerdings als sie kichernd Flammen um ihre Arme bildete, die sich schnell zu einer Kugel formten.
Drakos verbesserte Reflexe schalteten sich ein. – Die Distanz war zu groß, also lies er die Rechte vom Griff des Schwertes und zog seine Pistole mit einer Geschwindigkeit, die den Rest der Welt in Zeitlupe ablaufen zu lassen schien. Im Schritt vorwärts feuerte er zwei Kugeln und die Flammen erloschen züngelnd, während der Körper des anderen zusammensackte. Mike machte zwei Schritte zur Seite, und presste seinen Rücken gegen die nächste Wand. Er hielt den Atem an, und erwartete was da noch kommen könnte. Drei Sekunden verstrichen und er hörte nichts. Mit schnellen Schritten war er bei dem Toten. Drake steckte die Pistole weg und trennte den Kopf vom Rumpf - die beste Methode um sicherzustellen, dass er diesen Gegner zum letzten Mal bekämpft hatte. Auch wenn er nichts gehört hatte fühlte er sich doch sicherer, das Gebäude schnellstmöglich zu verlassen, also stieg er durch das Fenster aus. Das Kraftwerk lag gegenüber, die Front wies etliche Brandspuren auf.

Drake trat ein und wurde von einem ‚freundlichen‘ „Keine Bewegung!“ begrüßt. „Ich habe mich um euer Problem gegenüber gekümmert,“ antwortete er. Hinter der Verschanzung kam ein junger Mann hervor, Helm und M16 ließen Vermuten, das er entweder Militär gewesen war, oder die Leiche eines solchen geplündert hatte.
Das Team hier unten bestand aus Dreien und glücklicherweise leben auch die anderen beiden noch, wenn auch sie schwere Wunden aufwiesen.

„Dieser Hexer hat uns ganz schön zugesetzt,“ sagte der Soldat, der sich als Ares vorstellte. Magier – Hexer – Zauberer waren einer neue Erscheinung der letzten Jahre, Menschen die die Fähigkeiten der Monster annahmen – aber auch ihren Wahnsinn.
Jedermann war ein Notarzt und Handwerker. In dem Fall übernahm Drake die Verletzten während Ares den Generator, der während des Kampfes ausgefallen war wieder flott machte. Dann wurden die Verletzten nach oben geschickt, Ersatz für sich zu finden. Elektrizität war wichtig und die nächste Nacht kam bestimmt.



Kapitel 2:

Tage später. Drake genoss einen ruhigen Moment in den Glashäusern der Oberstadt. Er hatte lange nicht geschlafen. – Nicht das er es unbedingt musste, 90 Minuten täglich reichten ihm voll und ganz – aber für das Seelenheil war es gut, sich gelegentlich ein paar Stunden zurückzulehnen.

Ein Geräusch lies ihn auffahren und zum Schwert greifen. Drake sah sich um. Da war nichts im Raum, doch dann sah er die Quelle des Geräusches vor dem Fenster baumeln und ihm freundlich zuwinken. Die Frau war ihm unbekannt und es war höchst unüblich an einem Seil hängend gegen das Fenster zu klopfen. Aber sie würde einen Grund haben, sie war ein Mensch und machte nicht den Eindruck, ihn für etwas Essbares oder sauberes Wasser umbringen zu wollen, also öffnete er das Fenster. Hier ging es immer noch gut 10 Meter tief bis zur Straßenüberdachung, war sie wahnsinnig?

Der Anblick lies es jedenfalls vermuten: „Hey, kannst, mich Harley nennen,“ stellte sie sich vor. Wahrscheinlich ‚Harlekin‘ ging Drake durch den Kopf, ihr Gesicht war weiß geschminkt, die Lippen blau, die Augen schwarz. Sie trug einen Zylinder, und ein zu kleines Jackett, darunter ein enges, buntes Clownskostüm mit einer Galgenschlinge wie eine Krawatte um den Hals. Die Kleidung war sehr zerschlissen, Risse und Löcher ließen viel Haut durchblicken. Unter den Lumpen und dem Dreck schien sie durchaus gutaussehend.

„Na, Baby, gefällt dir irgendwas?“ fragte sie direkt heraus. Drake lies sich nichts anmerken und schnauzte abfällig. „Was willst du, Punk?“ Harley lächelte ihn an und musterte ihn von unten nach oben, während sie storchenhaft um ihn herumstolzierte, bevor sie antwortete: „Na, einiges. Aber hier und jetzt bin ich deinetwegen hier. Du bist Drake, der Bibliothekar. Nicht nur ein prächtiger Kerl, sondern auch der verdammt beste Kämpfer der dieser Stadt geblieben ist.“
-„Schmier mir keinen Honig um den Mund. Es gibt viele wie mich. Was ist beospielsweise mit diesem Ironwolf, der hat den Behemoth letzten Sommer getötet.“
-„Mit einer Panzerabwehrrakete. Damit hätte das auch meine Oma geschafft. Armes Hippo.“
-„Reverant Adam, der Typ, der die Schattenkreaturen vertreiben hat.“
-„Tot. So ziemlich zumindest.“
-„Verdammt, es gibt sicher ein Dutzend Typen, die es mit mir aufnehmen können. Einige Frauen nicht zu vergessen.“

Harley lachte auf und machte kehrt in die Küche. Sie öffnete den Kühlschrank und nahm sich ungefragt eine Flasche Wasser raus. Aber dass sie mutig war hatte sie ja schon mit der Abseilaktion bewiesen. Drake knurrte aber sie lies sich nicht beirren und nahm einen Schluck, bevor sie weiter sprach. „Vergiss es. Du bist der Beste. Wir – das sind ich und ein paar ‚Freunde‘ - wollen dich. Wie du neulich den Magier fertig gemacht hast war beeindruckend. PENG! PENG!! Hast du ihn totgemacht.“ Wild gestikulierte sie die beiden Schüsse nach und kam auf eine Nähe an ihn rann, dass er ihr aufdringliches Parfum – Vanille – riechen konnte. Sie spuckte ihm noch ein „PENG“ ins Gesicht und seufzte dann befriedigt auf. Drake fragte sich einen Moment, ob sie wirklich nur verrückt spielte oder es vielleicht doch tatsächlich war. Er schob sie von sich weg: „Kein Interesse. Und jetzt verzieh dich, wenn ich dir nicht den Hintern versohlen soll.“ Ihr Alter war schwer einzuschätzen unter dem Make-up. Vielleicht 20. Er war wahrscheinlich nicht viel mehr als 5 Jahre älter, aber bei ihrem Gebären fühlte es sich richtig an, mit ihr zu reden wie mit einen kleinen Kind.
Sie vollführte einen Flic Flac rückwärts und landete krachend in einem muffigen Sofa, wo sie sich grinsend einkuschelte. „Hör mal, Mike. Mike Frieds, nicht wahr? Ich weiß nicht, womit ich anfangen soll, bei dir. Vielleicht, das wir die Erben von Marasashi Enterprices sind? Dem Konzern, der dich geboren hat, der deine kostspieligen Körpermodifikationen bezahlt hat? Wir besitzen dich quasi.“
- „Da bist du 10 Jahre zu spät. Der Konzern ist tot. Die Fabriken zerstört oder von den Notstandsverordnungen enteignet.“ ... ‚aber wenn du mich nur mit deinem Wissen beeindrucken willst, dann ist dir das gelungen,‘ vollendete er seine Worte in Gedanken.
- „Hm, schade. Aber ich hatte auch nicht wirklich daran geglaubt, wollte dich nur mit meinem Wissen beeindrucken. Was ich jedoch glaube ist, dass du etwas für deine Mitmenschen bewirken willst. Vielleicht auch, dass du ein Held sein willst. Aber vor allem, dass du weißt, dass du Freunde brauchst. Wir könnten deine Freunde sein. Die Welt verändert sich weiter und wenn bald auch die letzten Makropolen gefallen sind, werden Freunde nötiger denn je sein.“

Drake presste die Lippen zusammen und nickte langsam. Er wurde nicht gerne für dumm verkauft, aber dass hatte Miss Harlekin mit ihm gemacht. Doch die Ernsthaftigkeit, mit dem sie ihm jetzt die Zusammenarbeit empfahl hatte etwas Bedrohliches. Genug, um fürs Erste mitzuspielen.



Kapitel 3:

„Die erste Aufgabe ist, einfach nur das zu tun, was du ohnehin immer machst. Ein Monster töten. Genauer ein Riese. Wir haben einen langen Marsch vor uns, er lebt in Queens.“
Drake würde ein großes Kaliber brauchen, seine kleine Pistole würde da nicht viel ausrichten können. Er hatte in der Nähe eine Flinte versteckt und fand sie dort immer noch. 9,3 x 22 mm – schon gut 20 Jahre alt, aus einer Zeit, wo das „Großwild“ noch aus harmlosen Bären und Elefanten bestand – oder so ähnlich.

Der Weg war beschwerlich. Mehrere Gruppen Zombies kreuzten ihren Weg und Drake beschloss ihnen auszuweichen. Diese Untoten waren zwar kräftig aber nicht sonderlich schnell oder aggressiv. Sicherlich das harmloseste, was die Stadt an Gefahren zu bieten hatte.

Nachmittags erreichten sie Queens. Der Stadtteil war nach der Sturmflut 2050 neu aufgebaut worden und nun über 50 Jahre später von der Zeit eingeholt worden. Kleine, enge Wohnungen in großen, 4- oder 5-stöckigen Betonklötzen bildeten hier den Hauptlebensraum. Dazwischen enge Gassen, die sich wie Narben durch die Landschaft gruben. Die Dächer waren mit Brücken verbunden und mittig mit unpassend guten Einzelhäusern bebaut. Zügig, aber immer aufmerksam bewegten sich Drake und Harley von Dach zu Dach. Von den Wesen in den schattigen Straßenschluchten wurden sie nicht bemerkt. Drake wusste, das die meisten von ihnen im Sonnenlicht genauso gefährlich waren wie nachts, dennoch scheuten sie es gewöhnlich.

Es war nachmittag, sie waren recht nah am Außenwall der Stadt. Einst geschaffen um die Stadt vor den Stürmen und Springfluten des letzten Jahrhunderts zu schützen war er dann aufgebaut worden, als Schutz gegen die Kreaturen aus Mythologie und Horrorfilmen, die die Welt draußen heimsuchten. Harley hielt Drake an. „Er ist hier irgendwo.“ Auf der nächsten Brücke lud Drake sein Gewehr durch und legte an der Mauer an. Harley ging voraus, über den Zaun, der den kleinen Gartenstreifen abgrenzte und stieg durch ein kaputtes Fenster in das Penthaus ein.

Wenig später kam sie mit einer Hechtrolle wieder heraus und hielt auf die Brücke zu. Hinter ihr krachte die Tür und das Ziel schob sich durch die Tür. Der Riese musste in der Wohnung auf allen Vieren gegangen sein, oder ähnliches, er maß sicher über 4 Meter. Drake nutzte den Moment, legte an und landete einen Treffer ins Gesicht. Die Kugel traf den Unterkiefer, brach dann aber seitlich aus und trat unterhalb des Ohres wieder aus. Das Monster jaulte schmerzerfüllt auf und stürmte weiter nach vorne. Drake schoss erneut, doch im Lauf wankte der Kopf des Monsters zu stark hin und her und er verfehlte zwei mal. Der Riese war schon verdammt nah, also machte der Schütze das Beste aus den übrigen Patronen und schoss 3 sichere Schüsse etwas tiefer, wo er die große Brust nicht verfehlen konnte. Der Riese wankte leicht, fing sich dann aber und setzte dann wieder an. In der Hand hielt er eine Langhantel, wie sie Gewichtheber früher einmal benutzt hatten, Gewichte waren nur auf einer Seite angebracht.

Harley lief an Drake vorbei, der seine leergeschossene Feuerwaffe fallen lies und neben ihr herlief, während er sein Schwert zog. Die beiden überbrückten den Weg zwischen der Straßenschlucht und dem Penthaus auf ihrer Seite und erwarteten dann den Ansturm des Riesen.
Die improvisierte Keule sauste auf Drake herab, der sich mit einer Rolle aus dem Weg bewegte. Stein splittere, wo er eben noch stand. Harley hatte einen Dolch gezogen. Sie sprang auf den Arm, und als der Riese ihn hob von dort auf Oberarm, dann Schulter, wo sie ihre Waffe über den Hals schneiden lies, bevor sie das Gleichgewicht verlor und hinten runterfiel.
Drake stand wieder und nutzte die kurze Unachtsamkeit des übergroßen Gegners, und schlug wuchtig auf Kniehöhe des Riesen zu. Der lies eine Hand von der Waffe und fegte damit nach dem Menschen. Drake schwang das Schwert zur Parade und hörte förmlich, wie Muskeln zerrissen, als er bis auf den Knochen Schnitt, doch die Masse des Arms konnte nicht so leicht gestoppt werden und schleuderte ihn durch die Luft bis an die Wand, wo er einen Moment benommen brauchte, sich wieder aufzurichten.

Der Riese jaulte erneut vor Schmerz und vergaß für eine Sekunde die Clownsgestalt hinter ihm. Harley stieß ihren Dolch in die Kniekehle des unverletzten Beins, lies es los und trieb es mit einem eingesprungenen Tritt noch tiefer ins Fleisch. Der Riese lies seine Waffe ganz fallen und griff die Schlinge um ihren Hals. Harley lachte hyänenhaft, als sich der Knoten wie von Zauberhand öffnete und sie sich akrobatisch nach hinten zurückzog.

Das verwundete Monster richtete sein Knie und griff die Waffe wieder. Er atmete heftig und spuckte Blut aus. Drake gab Harley taktische Zeichen und sprang mit einem „Ha!“ hervor. Der Gegner schwang seine Waffe nach ihm, doch Drake war rechtzeitig außer Reichweite. Harley kopierte das Manöver. Langsam wurde der Riese langsamer, sein Atem schneller und flacher. Wie Wölfe einen Bären umkreisten die Beiden den Verwundeten, bereit, ihm in den Rücken zu stechen sollte er nicht aufpassen, aber stehts weg, wenn er zuschlug. Es dauerte keine 3 Minuten, bis er endgültig zusammenbrach.

„Sieht so aus, als hätte eine der Kugeln doch seine Lunge angerissen.“ kommentierte Drake den Kampf.



Kapitel 4:

„Wir sollten die Nacht hier verbringen, morgen bei Sonnenaufgang werden wir von hier aufbrechen müssen.“ sagte Harley.
-„Hier? Etwa...“ Drake blickte auf den monumentalen Außenwall aus Glas und Stahl.
-„Ja. Erstens: Keine Angst, der Riese hatte ein gutes Territorium abgesteckt. Die Gegend hier ist vielleicht die sicherste der ganzen Stadt, bis die anderen Monster seinen Tot mitbekommen haben. Zweitens: Ja, es geht nach draußen. Deshalb sind wir hier. Deshalb mussten wir den da umbringen.“

Drake war lange nicht mehr draußen gewesen, aber im Gegensatz zu den meisten wusste er, dass die Monster der Welt außerhalb der Mauern auch nicht schlimmer waren, als die, die er innerhalb der Mauern kennengelernt hatte, doch ein ungutes Gefühl hatte er schon, seine gewohnte Umgebung zu verlassen – ganz besonders angesichts der Tatsache, dass sie ihm nicht im geringsten erzählen wollte, um was es genau ging. Er würde am nächsten Morgen Antworten verlangen. Antworten oder der Deal war geplatzt. Aber zuerst galt es die Nacht abzuwarten. Es würde schon bald dunkel werden.

Sie brachen in die nächste Dachwohnung, verbarrikadierten die Tür und bereiteten 2 Fluchtwege vor. Drake bestand darauf, er konnte nicht mehr zählen, wie oft ihm seine Grundregel, den Rastplatz immer zu sichern, das Leben gerettet hatte. Als sie fertig waren war es auch schon recht dunkel. Elektrizität gab es in dieser Gegend nicht, aber sie fanden ein paar Kerzen im Haus und zündeten zwei hinter abgedunkelten Fenstern an. Drake setzte sich auf einen Stuhl und döste etwas weg.

Als er die Augen nach einiger Zeit wieder öffnete saß Harley ihm gegenüber auf einem Tisch. Sie hatte einen Totenschädel gefunden und kraulte ihn wie ein kleines Tier. Sie bemerkte anscheinend, dass sie Objekt seiner Aufmerksamkeit war, lächelte etwas und deutete einen Kuss auf die fehlenden Lippen des Schädels an. Drake wollte sich nicht zu einem Gespräch verleiten lassen und sah sie nur missbilligend an. Im Kerzenschein schwiegen sie sich eine Stunde an, bis Harley plötzlich den Schädel nahm, und ihn Drake schwungvoll vor die Brust warf. Dieser war überrascht, doch seine Reflexe hatten das Wurfgeschoss dennoch gefangen, bevor er wusste was los war. „Hey, soll ich dir eine Geschichte erzählen?“ fragte Harley, während der Zylinder nach hinten vom Kopf viel und die Jacke langsam von ihren Schultern rutschte. –„Nein“ – „Egal, ich mach’s trotzdem. Eine Geschichte über dich. Ich denke, es ist jetzt 7 Jahre her, dass du und ein Team beauftragt wart, in dieser überrannten Vorstadt die Kreatur mit der liebevollen Klassifizierung H7T-M025 zu jagen.“
- „Du weißt zu viel.“
- „Sag mir, wie war das in der Nacht, nachdem du es getötet hast...“ Harley hatte ihren Dolch in der Hand, hielt ihn wie ein Skalpell und fuhr damit sehr langsam den Oberschenkel herunter, die Haut unter der engen Hose freilegend. „In dem Team war eine Soldatin, ich weiß ihren Namen nicht mehr, die nach der Nacht angeblich irgendwie anders war. Du hattest Sex mit ihr gemacht, stimmt’s? Hatte dich das Töten damals angeheizt? War es heute genauso?“ Drake konnte seine Gefühle nicht wirklich sammeln. Leise bildete er Worte der Drohung, sie solle schweigen, doch Harley tat es nicht. Spöttisch kicherte sie, drehte das Messer und lies es den Oberschenkel wieder hinauffahren, diesmal schnitt sie ihre Haut auf. „Damals wart ihr übel verletzt. Magst du Blut? Ich schon. Hat sie damals auch geblutet während ihr Sex hattet?“ Drake stand auf. Er kochte innerlich und sollte lieber weggehen. Harley war mit ihrer Freak Show jedoch noch nicht fertig. Mit einer Hand befreite sie sich von ihrem Oberteil, mit der anderen schöpfte sie Blut aus ihrer Oberschenkelwunde und schmierte es sie über Hals und Brust. Sie sprang auf und stellte sich Drake in den Weg. „Los, du willst es, tue es.“ Hauchte sie ihm entgegen und eine Stimme in ihm fragte sich: „Wieso eigentlich nicht?“ Das Ding vor ihm – es machte ihn wütend, regte ihn auf, war ihm vom ersten Moment an unsympathisch, doch das sollte jetzt nicht interessieren, als er sich an ihrem hübschen Körper bediente. Sie quietsche vergnügt und während sie sich mit Händen und Füßen wehrte feuerte sie ihn an, noch brutaler zu sein. Er gab ihr nur was sie wollte.

Drake hatte sein Zeitgefühl verloren, doch es konnte nicht lange gedauert haben, bis sie erschöpft zusammensackten, wie von einer Fieberkrankheit dahingerafft, die Kerze war vielleicht zwei Finger runtergebrannt. Er fühlte sich betäubt und fand darin eine gefällige Ruhe.



Kapitel 5:

Er hatte sich von ihr abgewendet und wollte die Nacht nicht mehr von ihr wissen, doch die Nacht sollte noch etwas ereignisreicher seien. Die Kerzen waren beinahe abgebrannt, die Dämmerung konnte nicht mehr lange entfernt sein, da hörten sie, wie etwas die Barrikade des Fensters einriss, durch die auch sie eingedrungen waren. Sie griffen ihre Waffen und Harley fand auch ihren Hut wieder. Angespannt hielten sie den Atem an. Ein Lichtschein schob sich unter der der Zimmertür durch und Harleys Miene verzog sich. „Verdammt, wir sollten machen, dass wir hier wegkommen. Sofort.“ flüsterte sie ernst. Ein Bein des Sofas beschwerte den umgedrehten Tisch. Mit einem kräftigen Ruck schon Drake es runter und trat dann den Tisch weg und legte damit einen Durchbruch in die unteren Räume frei. Die Tür splitterte, hindurch konnten sie eine Gestalt sehen, vollständig in gleißendes Licht gehüllt, ließen sich keine Details ausmachen. Ein Surren startete, dass bei Drake alle Alarmglocken läuten lies. Das Wesen hob, was bei einem Menschen der rechte Arm wäre, und durch das Licht erspähte der Drake 6 Läufe, die langsam zu rotieren anfingen. Er lies sich nach unten fallen, was Harley bereits getan hatte. Schnelle, tödliche Kugeln durchsiebten die Luft direkt über ihm.

Die Beiden waren in einem Schlafzimmer gelandet und stürmten zur Tür. Das Licht folgte ihnen und kurz nach dem Licht auch der Strahl aus Projektilen. Drake drehte grade um die nächste Ecke, als ein im Krach der Waffe kaum vernehmbares metallisches „Ping“ verkündete das eine der Kugeln einen Stahlträger in der Wand gefunden hatte – oder sonst etwas, an dem es abprallen konnte. Von dort aus landete es jedoch zielsicher in Drakes Unterleib. Er presste die Lippen zusammen und rannte weiter.

Sie schlugen zwei weitere Hacken, grade rechtzeitig vor ihrem Verfolger flüchtend. In einem weiteren verfallenen Raum gab es nur einen Ausweg: Durch das Fenster vier Stockwerke tief in die Straße. Drake griff nach jedem Fenstersims an dem er vorbeikam, nur um sofort abzurutschen. Ein Schmerz ging durch seine rechte Hand, als hätte er sich einen Finger gebrochen, doch diese Aktion bremste ihn genug, um die unsanfte Landung heil zu überstehen. Seine Begleiterin war wesentlich eleganter und landete scheinbar problemlos neben ihm. Sie rannten los die Straße runter. Als das Licht langsam durch das Fenster kam waren sie schon einige Meter weiter weg und warfen sich zur Seite in den Schatten. Ein Kopf schob sich durch das Fenster, blickte in beide Richtungen, schien sie nicht zu sehen und verschwand dann wieder. Sie liefen weiter, zehn Minuten bevor sie seitlich in ein Gebäude einstiegen. Die Straße roch nach Tod, doch die Tatsache das sie weiter keinem Wesen begegnet waren bestätigte, das der Riese anscheinend ein Territorium besessen hatte, in das die anderen sich nicht wagten. In einer dunkeln Ecke ließen sie sich nieder und versuchten den Rest der Nacht unhörbar zu sein.



Kapitel 6:

Das war einer derjenigen, um die es geht. Die neuste Bedrohung für die Menschen, wenn du es so willst.“ meinte Harley, während sie Drake den Querschläger aus der Hüfte zog. Nur wenig höher hätte er wahrscheinlich die Nieren getroffen. „Es ist gut, dass du ihnen jetzt bereits begegnet bist, so wirst du beim nächsten Mal schneller handeln. Sie sind sehr gefährlich, aber sterben wie alles andere auch, wenn man nur genug Blei reinschießt.“
Drake nahm etwas synthetische Haut aus seinem Erste-Hilfe-Packchen und legte sie auf die Wunde, wo sie schnell festwuchs. Er hatte ein schlechtes Gefühl. Diese Pflaster waren begrenzte Ressourcen und wenn die Menschen in Washington mal etwas für sie hier an der Front schickten, dann waren meist Wasserfilter, Nahrung und Munition wichtiger.

Der Morgen graute und sie schlichen sich durch den breiten Außenwall der Stadt. Die Natur hatte sich ihren Teil von Long Island zurückerobert. Die breiten Straßen waren vom Gräsern und Ranken durchstoßen und zerrissen. Die Bauten waren mossüberwachsen, abgesackt, eingestürzt oder einfach weg.

Sie kamen langsam voran, doch glücklicherweise begegnete ihnen nicht außer einem müden Wolf, die sich von Drohgebärden wegtreiben lies.
Sie marschierten bis zum späten Nachmittag, als Harley verkündete, dass das Ziel erreicht war. Sie zog 2 Riegel Essbares hervor und sie ruhten sich etwas aus, bevor sie auf eine Erhöhung ketteten. Von dort aus konnte Drake an der Küste ein Gebäude sehen, das dort nicht hinpasste: Es hatte etwas von einer mittelalterlichen Festung, schien jedoch aus einem einzigen Marmorstein gebrochen. Wasser und Wildnis konnten ihr nichts anhaben.
„Dies ist eine der Festungen der Wesen, die letzte Nacht uns angegriffen haben. Deine Aufgabe ist es, hineinzuschleichen und eine Energiezelle lahmzulegen, so dass unsere Freunde mit Überzahl angreifen können.“
-„Hm, es handelt sich also nicht um wahnsinnige, mordlüsterne Monster, sondern um intelligente Ingenieure? Klingt nicht unbedingt, wie jemand, den man angreifen sollte ohne je mit ihnen geredet zu haben.“
-„Ich werde dir jetzt etwas verraten, was nicht viele Menschen wissen. Die Gruppe, der auch die Wesen in dieser Festung angehören sind diejenigen, die die Welt in dieses Chaos gestürzt haben und sie haben ihren Untergang beschlossen.“

Drake wollte Harley nicht wirklich trauen, aber er spürte, dass da Wahrheit lag, in dem was sie sagte. Widerwillig nickte er.

Er würde allein gehen müssen, sagte sie –es wäre sicherer so- und beschrieb ihm noch einmal das Ding, das er zu zerstören hatte, dann schlich er drauflos. Drake erreichte die Mauern im Schutze des dichten Unterholzes. Vor den Mauern kletterte er einen Baum hinauf und stieg mit einem beeindrucken Sprung durch ein Fenster ein.
Er landete unbeobachtet in einem Zimmer und orientierte sich zur Tür. Er spähte vorsichtig hindurch und sah zwei Wesen. Sie wahren anscheinend von der selben Art, wie der Angreifer der Nacht, doch war ihr Leuchten schwächer und auch hatten sie keine Minikanonen an Stelle ihrer Unterarme. Dennoch verbanden sie auf seltsame Weise einen maschienenhaften und gleichzeitig lebendigen Eindruck.
Drake lies sie passieren und schlich sich –weiterhin heimlich- die Treppe hinunter.

Es würde wahrscheinlich tief und zentral liegen. Glücklicherweise war der Teil des Gebäudes simpel aufgebaut: Im Süden eine große Halle mit mehreren Zugängen, die Drake sicherlich meiden sollte. Zwei Flure mit mehreren einzelnen Türen verliefen westlich und östlich der Treppe, sie führten wahrscheinlich zu kleinen Zimmern wie dem, durch dass er eine Ebene höher eingestiegen war. Dazwischen lag nur eine Tür, folglich der beste Verdacht, dass es diese war. Er lauschte doch konnte dahinter nichts vernehmen, also drückte er leise die Klinke herunter – die Tür hatte kein Schloss. Sie schwang auf und offenbarte dahinter einen altertümlichen Flur mit reichlich verzierten Säulen links und rechts. Im krassen Gegensatz dazu stand die Hinterwand – geschmückt mit Glasfaserinterfaces, Monitoren, verschiedenen Anzeigen und Kontrolleuchten. Zentral war ein schwach leuchtender rubinroter Kristall eingesetzt – dies musste das Zielobjekt sein.

Ein Schatten schreckte auf und trat hinter der Säule hervor. Drake reagierte schnell und schlüpfte durch die Tür, in der Hoffnung, dass die dicken Wände die Geräusche eines schnellen Kampfes schlucken würden. Zu seiner Überraschung war die Gestalt ihm gegenüber menschlich. Weiterhin verblüffend war, das sie ihn grüßte mit: „Haltet ein, bitte!“

Drake visierte ihn über den Lauf seiner Pistole an, während er ein paar Schritte auf ihn zu machte. Der Mann war mittleren Alters, trug eine weite Robe. Er musste außergewöhnlich muskelbepackt sein – oder die Roben verdeckten leichte Körperpanzerung. Sein Gesicht wirkte hart, aber ehrlich, allerdings fehlten ihm Haaren und Augenbrauen. „Okay, erzähle mir etwas, das mich davon abhält dich zu erschießen,“ sagte Drake.
„Hm, Drake, der Bibliothekar und mächtige Krieger. Dein Ruf eilt dir voraus. Eine interessante Fügung, dass du es bist, der hier und jetzt vor mir steht, wenn auch nicht völlig unerwartet. Wollen wir uns unterhalten über die Lügen, die dir zweifelsohne erzählt worden, um dich hier her zu locken?“
- „Gut, spielen wir Fragen und Antworten. Erstens: Wer bist du? Bist du ein Mensch?“
- „Sehr gut bemerkt. Nein, bin ich nicht, aber du kannst mich Zeraphel nennen. Ist das wirklich die Frage, die dich momentan am meisten interessiert?“
- „Hör auf, dich einzuschmeicheln. Zweitens: Welchem Zweck dient diese Vorrichtung?“
- „Schutz gegen die Wesen, die du wahrscheinlich als Kreaturen der Hölle bezeichnen würdest.“
- „Wenn du wußtest, dass ich – oder zumindest jemand – kommen würde, wieso bewachst du dieses Ding allein.“
- „Wir könnten uns kaum so schön unterhalten, wenn ich dir hier mit einer Armee aufgelauert hätte, oder?“

Drake dachte etwas nach und Zeraphel redete weiter: „Drake, deine Seele ist nicht so rein, wie sie sein könnte, doch bin ich befugt in dieser Sache Kompromisse einzugehen. Du bist als Verbündeter wertvoll. Wechsele die Seiten und schließ dich uns an. Es ist das Richtige.“
- „Du hast über Lügen gesprochen – und ich habe tatsächlich eine Geschichte gehört, zu der ich deine Version gerne gehört hätte: Welche Rolle spielten du und deinesgleichen in der Apokalypse?“
- „Hm, ja, das ist eine gute Frage. Wir hatten unsere Rolle gespielt. Vor 10 Jahren hatte die Menschheit einen kritischen Punkt des Verfalls überschritten und wir mussten einschreiten. Die Monster der Wildnis sollten eure Fabriken einreißen. Einige wenige Figuren sollten getötet werden, Menschen, die durch große Verdorbenheit schädlicher für die Menschen waren, als jedes Monster mit Fängen und Klauen. Die Verlustkalkulationen für diese Reinigung waren unter 5%. Wir wollten euch retten. Doch dann mischte sich der Feind ein. Die selben, die dich hier her geschickt haben. Sie haben das Chaos genutzt um ihre Kreaturen auf die Erde zu schicken – die Lebenden Toten, die Kreaturen der Nacht, fast alles, das jetzt die Städte heimsucht ist ihr Werk.“

Drake senke die Waffe endgültig. Er blickte dem Menschenartigen in die Augen. Er hatte in den letzten 24 Stunden erfahren, das er seinem Gefühl nicht trauen konnte wenn es um ehrliche Gesichter ging. Dennoch – er kniff die Lippen zusammen, atmete durch und presste dann ein „Das reicht mir“ heraus.

Der Plan sah vor, dass der Stein entfernt werden würde, Drake den anderen draußen Zeichen geben würde, und wenn diese zu 2/3 die Festung betreten hatten, der Stein wieder eingesetzt werden würde. Die Maschienenwesen schienen sehr gute Information darüber zu haben, wie viele Gegner sie zu erwarten hatten und mit wie vielen sie es gleichzeitig aufnehmen konnten. Drake konnte mitteilen, das kein Zeichen ausgemacht war, sie würden automatisch angreifen, wenn der Stein deaktiviert wäre.
Drake wurde zurück in die 2te Ebene geführt und dort in die große Halle. Ein erhöhter Gang gewährte gutes Schussfeld auf den unteren Bereich. Über 20 der Wesen, mit mehr oder weniger vielen künstlichen Teilen – teils geflügelt teils humanoid, mit Waffen oder Waffenarmen waren hier oben versammelt.

Eine der Gestalten, die auch über das blendende innere Leuchten verfügte, stellte sich unten auf. Ob es der Angreifer von letzter Nacht war? Kurze Zeit später schwang die Pforte nach draußen auf. Ein junger Mann mit rabenschwarzer Haut, gekleidet in Rot und Gold trat hinein, hinter ihm schoben sich tierartige Halbmenschen hinein. Humanoide mit Hörnern, Hufen, Schnauzen oder Flügeln. Die Schützen starrten gebannt auf einen, der wohl einen Offizier darstellte und der mit erhobener Hand darauf wartete, den Feuerbefehl zu geben. Niemand achtete auf Drake, der sich leise zurückzog um dann hinter der Tür im Laufschritt zurück zu dem zu rennen, in dem er Zeraphel begegnet war.

Mit gezogenem Schwert öffnete er die Tür, diesmal stand auf der anderen Seite ein junger Mann, abgesehen von einer mechanischen Hand und fremdartigen Augen hätte er als Mensch durch gehen können. Der sah Drake an: „Was machst du hier? Verdammt, du willst doch nicht... Du willst uns doch nicht...“ Ein Horn erklang, das Zeichen den Kristall wiedereinzusetzen. Drake sprang vorwärts und stieß das Schwert in das Herz seines Gegenübers. Das war kein ernsthafter Gegner gewesen. Der Mensch nahm den Stein auf und betrachtete ihn kurz. Das Horn erschallte ein zweites Mal. Konnte Panik in dem Ton dieses Instrumentes mitschwingen, dann tat es das jetzt. Ruhig zählte Drake noch von Drei herunter und setzte dann erst den Stein ein.

Mit steinernem Gesichtsausdruck ging er den Flur herunter. Er war fast draußen, als Zeraphel um die Ecke gestürmt kam. „Was verdammt noch mal hast du getan? Das war mehr Dämonenbrut, als wir da verkraften können, wir sterben da hinten,“ fauchte er hysterisch. Drake machte einen Schritt zurück: „Das werde ich dir sagen. Aber ersteinmal...“ Er schloss die Augen und wartete einen Moment, dann machte er einen Schritt zur Seite und streckte den Arm zu einer Säule aus. Direkt vor ihm erschien Harley. „Hat ich’s mir doch richtig gedacht,“ sagte Drake, „So informiert wie du ist nicht einmal der beste Geheimdienst. Das ist also dein Geheimnis.“
Harleys Kopf zuckte kurz Richtung Zeraphel, drehte sich dann zurück und schaute Drake aus großen flehenden Augen an: „Bitte, wir müssen den Stein wieder rausnehmen, wir sind noch nicht genug.“

Drake machte einen weiteren Schritt zurück und wartete. Zeraphel ergriff das Wort: „Willst du dich wirklich mit diesen Monstern verbünden? Wir arbeiten an einer besseren, friedlichen Welt, die nur am Chaos.“ Harley antwortete: „Drake, glaubst du wirklich, dass du Platz in deren Welt hast? Die fürchten sich nicht vor ihrem ‚Bösen‘ – das sind sie selber. Die haben Angst vor Stärke und Macht. Wir haben eine Welt erschaffen, in der die Schwachen ausgestorben sind und nur die Starken überleben. Eine Welt für Dich.“

Der Mensch hatte seine Entscheidung bereits getroffen. Blitzschnell war seine Pistole in der Hand und er gab zwei Schuss ab, die beide je ein Ziel fanden. „Danke, aber ich wähle keinen von euch,“ sagte er den Sterbenden, während er an ihnen vorbeiging.

„Peng, Peng.“ keuchte Harley noch, gab ein gurgelndes Geräusch von sich und verstummte. Irgendwie klang es bewundernd und Drake senkte beschämt den Kopf, hielt etwas inne, bevor er sich durch ein Fenster von diesem Schlachtfeld verabschiedete. Er hatte hier genug Chaos angerichtet und jetzt war es Zeit, seinen Katalog der Monster um zwei Einträge zu erweitern.
 

Wedge

Wedgetarian
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Na dann.

Infos zur Story (werden einige wohl zum Verständnis benötigen):
Ich habe lange Zeit WoW (huaaa, ja, ich stehe dazu :D) gespielt. Auf einem RP-Server. Und weil ich dem RP nicht abgeneigt bin, habe ich auch RP betrieben. Infolge dessen haben alle meine Chars nach und nach eine Hintergrundstory und einen Charakter entwickelt. Nachdem ich einige dieser Chars dann in Foren-RPs, Gildenbewerbungen und ähnlichem auch in Schriftform habe auftreten lassen, fing ich irgendwann an, kurze Geschichten mit ihnen zu schreiben.

Vorkommen tun hier:
Elina --> Nachtelfenschurkin, Lebenskünstlerin, immer auf der Suche nach Reichtum, aber mehr der Herausforderung wegen
Wedge --> Gnomenmagier, macht- und geldgierig, größenwahnsinnig, menschenverachtend
und kurz: Morin --> Zwergenjäger, Ingenieur, Geschäftsmann

(Klischeechars ftw und so... :rolleyes: )

Dann sollte man noch wissen, dass es in WoW die beiden Welten Azeroth (alt) und die Scherbenwelt (neu) gibt, beide erst seit kurzem durch ein Portal verbunden. In der Schwerbenwelt gibt es ein Volk (die Sporeggar), die Pilze, Glühkappen genannt, als Währung benutzen. Und darauf baut der neuste geniale Plan zur Anschaffung eines riesigen Vermögens auf.


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Von Mondkappen und Schwertern

Zu später Stunde, in den finsteren Wäldern von Darkshore. Seltsame Laute schallen durch die finstere Nacht. Es knackt und raschelt und rumpelt in einer Lautstärke, dass man meinen könnte, ein Bierfass wird durch den Wald gerollt. Durch das Getöse kann man zwei Stimmen vernehmen, die in einen angeregten Streit vertieft sind.


„MUSST du die Äste immer so loslassen, dass sie mir genau ins Gesicht fliegen?“ Eine unangenehm keifende Stimme voller Arroganz, Überheblichkeit und Selbstverliebtheit.

„Ich weiß gar nicht, wovon du schon wieder faselst...“ Eine weibliche Stimme, melodiös und mit einem leicht spöttischen Tonfall.

Ein dumpfes Pochen ertönt: „Verdammt, genau auf die Nase, Weib! Aus dem Weg, ab jetzt gehe ich vor!“ Während der Lärm zunimmt, kann man die Stimme weiter schimpfen und meckern hören: „Ich weiß gar nicht, womit ich schon wieder so eine Behandlung verdient habe. Als ob es MEINE Schuld war, dass du in dieses Schlammloch gefallen bist...“

„Es war deine Schuld...“

„War es nicht! Ich bin nicht mit Absicht in dich reingelaufen. Und sowieso, was bleibst du auch mitten in der Dunkelheit stehen?“

„Ich habe dir ein Handzeichen gegeben. Ein eindeutiges Handzeichen! Interfraktioneller Standard. Ausgestreckter Arm, die Finger zusammen und nach oben gerichtet. Jeder kennt das, sogar Tauren. Nur DU, du hast mal wieder keine Ahnung. Oder hast mit deiner hässlichen Nase wieder in deinem Goldsack gesteckt...“

„Tzz. Man muss sein Gold immer im Auge behalten, es gibt zu viele Gauner heutzutage!“



Die Lärmquelle bewegt sich unentwegt durch den Wald, mal scheint sie der Hauptstraße näher zu kommen, dann entfernt sie sich wieder.

„Wir kommen eindeutig voran!“

„Wir laufen gerade zum dritten mal an diesem Stein vorbei, Gnom...“

„Ach was, du spinnst. Das kommt davon, weil du einfach keinen Orientierungssinn hast. Ohne mich wärst du schon vor Jahren in der Wildniss verloren gegangen.“

„Jaaha, ganz sicher...“

„Siehst du, dieser Ast hier kommt mir bekannt vor. Wir nähern uns unserem Ziel. Ich kenne mich überall aus, keine Frage!“

„Deine Nase kennt den Ast... Hier hab ich dir dummerweise die Führung überlassen.“

Mit einem krächzenden Lachen sagt die männliche Stimme: „Und man sollte meinen, ihr Elfen findet euch in der Natur zurecht. Du bist ein Armutszeugnis für dein Volk, Elina. Ohne mich wärst du aufgeschmissen. Jetzt müssen wir übrigens hier lang.“

Der Lärm scheint die Richtung zu wechseln und sich jetzt den ganzen Weg zurück durch den Wald zu bewegen.

„Siehst du, wir kommen der Stadt immer näher. Ich erkenne hier jeden Baum und jeden Strauch! Weit kann es nicht mehr sein...“

Als Antwort ist nur ein tiefes Seufzen zu hören. Dann: „Hier jetzt scharf nach links, Wedge.“

„Niemals! Nach links gehen bringt Unglück. Und außerdem müssen wir immer geradeaus. Vertrau mi-... Hey, nicht schubsen!!“

Der Lärm wird Lauter und die Gnomenstimme keift weiter: „NEEINN, meine Roben. Alles durcheinander. Und hör auf mich nach links zu treten! Da müssen wir nicht hin.“

Schließlich bricht eine kleine Gestalt durch das Dickicht und kugelt auf die freie Fläche einer vom Mondschein erhellten Lichtung. Ihr Gesicht ist übersät mit Kratzern und Schürfwunden, dem rechten Schuh fehlt die Sohle und die unglaublich hässlichen Roben sind an duzenden Stellen ein- und aufgerissen. Hinter ihr gleitet ein schlanker Schemen aus dem Wald.

Der Gnom rappelt sich auf und schaut sich um: „Auberdine ist ganz schön runter gekommen, seit dem wir das letzte mal hier waren...“

„Das ist nicht die Stadt, du Schwachkopf! Wir sind auf einer Lichtung. Und so wie ich das sehe, auf der am weitesten von Auberdine Entfernten in diesem ganzen Wald.“ Die Elfe tritt aus dem Schatten der Bäume in das Mondlicht. Ihre Hosen sind zwar schlammverkrustet, aber ansonsten gibt es keine Hinweise darauf, dass sie gerade einen Gewaltmarsch durch einen nächtlichen Wald hinter sich hat. Sogar ihre Haare sehen aus wie frisch gekämmt. „Was ist mit deinem Hellifizierer? Ich dachte, du hast dieses sensationelle neue Meisterwerk der gnomischen Ingenieurskunst extra für dieses Unternehmen gekauft, weil es niemals verlischt?“ Der Spott in ihrer Stimme ist unverkennbar.

„Dieses Wunderwerk der Technik ging schon im Laden nicht...“

„Und wieso hast du es dann gekauft?“

„Du kennst doch den Zwerg Morin? Aus Stormwind? Jaaa, der, der uns damals den Gyrocopter aus Überschussprodukten verkauft hat, du brauchst gar nicht so mit den Augen zu rollen. Jedenfalls hatte er dieses fantastische All-Inclusive-Abenteurerpaket zu einem Spottpreis im Angebot. Er hat mir versichert, dass es nur so aussieht, als ob der Hellifizierer nicht funktioniert, weil es im Laden ja schon so hell erleuchtet war, so dass ich das Licht des Hellifizierers nicht sehen konnte. Er ist ja sehr überzeugend, wie du weißt.“ Er hebt die Lampe auf Augenhöhe und beäugt sie zweifelnd: „Das klang sehr plausibel, fand ich. Keine Ahnung, was jetzt kaputt ist...“

„Du bist kaputt, Gnom! Wie oft hast du bei diesem Scharlatan etwas gekauft? Und wie oft hat er dich beschissen?“ Sie schaut sich um. „Hm... deiner Unfähigkeit zum Trotz scheinen wir in der Nähe unseres Ziels zu sein. Wenn auch OHNE den geplanten Zwischenstopp im Gasthaus...“ Sie lauscht kurz, schaut zum Mond hinauf und schlägt sich dann wieder in die Büsche. „Trödel nicht!“

Auf ihrem weiteren Weg kommen die beiden an einer zweiten Lichtung vorbei, auf der jemand sein Nachtlager aufgeschlagen hat. Das Feuer ist runter gebrannt und der Bewohner, ein Elf wie es scheint, schläft tief, fest und laut.

„Der ist bestimmt tot!“

„Nein, ist er nicht. Er schläft.“

„Aber wenn er tot wäre, dann würden wir uns sein Gold schnappen, richtig?“

„Er ist aber nicht tot.“

„Seine Waffen?“

„ER IST NICHT TOT, GNOM!!“

„Da könnte man ja nachhelfen. Er hat bestimmt viel Gold dabei. Er sieht aus wie ein Krieger...“

„Noch ein Wort...“

„Wenn du nicht so hetzen würdest, hätte ich mir wenigstens sein Schwert schnappen können. Schwerter kann man verkaufen. Oder einschmelzen!“

„Wenn du uns nicht drei mal kreuz und quer durch den vermaledeiten Wald geführt hättest, müssten wir uns jetzt nicht so beeilen. Wir haben nur diese eine Chance.“

„Ich weiß. Aber ein einzelnes Schwertchen...“

„Es ist schon weit nach Mitternacht. Der Mond steht voll am Himmel. Wir dürfen keine Zeit verlieren!“

„Ich hoffe du hast genug Säcke dabei.“

„Darum wollte ich eigentlich nochmal nach Auberdine...“



Daraufhin versinken beide wieder in Schweigen. Eine halbe Stunde später lassen sie den Wald hinter sich und stehen auf einem weiten Feld, welches im Mondlicht zu leuchten scheint.

„Wunderschön!“ entfährt es der Nachtelfe mit bebender Stimme.

„Wir sind reich!“ kräht der Gnom triumphierend.

„Du gehst rechts lang, ich links. Wir treffen uns auf der anderen Seite.“

Aber Wedge hört sie schon nicht mehr. Tief über den Boden gebeugt wuselt er bereits über das Feld und stopft sich die leuchtenden Pilze in alle verfügbaren Taschen. Elina lässt noch einmal ihren Blick über die friedliche Szenerie wandern und macht sich dann ebenfalls daran, Mondkappen zu sammeln.



„Mir ist kalt!“

„Du bist reich.“

„Ich bin ein steinreicher, frierender Gnom!“

„Du bist ein wehleidiger Gnom...“

„Warum müssen wir ausgerechnet meine Roben als behelfsmäßige Säcke benutzen?“

„Weil wir wegen dir keine richtigen Säcke kaufen konnten. Weil du immer noch mehr Mondkappen mitnehmen wolltest! Und weil ich nicht in Unterwäsche durch die Gegend rennen werde!!“

„Ach, das machen so viele von deinen Schwestern heutzutage...“

„Die haben aber auch nicht mehr alle Nadeln an der Tanne. Soviel geistige Verblödung kann eigentlich nur eine Nachwirkung der Invasion der brennenden Legion sein...“

„Du weißt, wir hätten NOCH reicher sein können, wenn du nicht so spießig wärst...“

„Gibst du Ruhe? Da vorne ist Auberdine, da kannst du dich in die Morgensonne stellen und dich aufwärmen, während wir auf das Schiff warten.“



Eine Woche später in einer schmierigen, versifften, dämmrigen Spelunke in der Unterstadt Shattraths. An einem delligen Tisch in der hintersten, finstersten Ecke sitzen eine Nachtelfe und ein Gnom über einigen Krügen ekligen, braunen Gebräus.

„Wer hätte das ahnen können?“

„Hm...“

„Also wirklich... Sowas vermutet doch niemand...“

„Hm...“

„Welche Pilzarten verderben denn schon innerhalb von 5 Stunden, wenn man sie aus dem Boden reißt und nicht mit einer Klinge abschneidet?“

„Hm...“

„Das Mondkappen, die nur ein einziges mal im Jahr in einer einzigen Nacht in einer einzigen Mondphase wachsen, zu so einer Art gehören, hat doch nun wirklich keiner wissen können.“

„Hm...“

„Aber die Idee war brillant. Mondkappen als neues Zahlungsmittel einführen und sich in dem darauf folgenden wirtschaftlichen Chaos alles unter den Nagel zu reisen... Wirklich genial...“

„Hm...“

„Wenigstens haben uns die Sporeggar nicht wegen Betrugsversuchs aus dem Dorf gejagt oder zu Erzfeinden ihres Stammes erklärt.“

„Hm...“

„Auch doof, dass ich meine Dolche zu Hause gelassen hatte, um mehr Platz für Mondkappen zu haben. Dann hätte ich vielleicht meine Pilze geschnitten und nicht rausgerissen...“

„Hm...“

„Tja... Aber so schlimm ist das nicht, wir haben wenigstens keinen Verlust gemacht.“

Daraufhin ertönt von Wedge nur ein Schnauben. „Schau dir meine Roben an. Alles blau und lila von den verdammten Pilzen! Wenn ich nur das Schwert von dem Elfen im Wald mitgenommen hätte...“
 

Kraven

Lernender
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Durins Geschichte werd ich später noch lesen, hab mich erstmal durch die von Lisra gewühlt.

Ich find das Setting absolut nicht langweilig, muss ich sagen. Klar, die Zahl der Explosionen und Schießereien in Zeitlupe hielt sich in engen Grenzen, aber das muss es ja nicht jedesmal sein. Mir kommen die Situationen sehr lebensecht vor, genau wie die Figuren. Grade Alex und Alex, wie sie mit dem Buch in der Hand vor sich hinschwadronieren... Du fängst von der ersten Zeile an eine sehr ruhige, leise Stimmung ein, die man zwar auch als "müde" bezeichnen kann, aber das seh ich keinesfalls negativ. Verschwende deine Jugend, dieses Motto schimmert durch die ganze Erzählung. Es passiert nur wenig, aber es wird viel gezeigt. Du bist mit deinem Ziel, Dinge einfach nur zeigen zu wollen, absolut im Einklang, und darum würde ich auch auf Aktionen wie Rückblenden oder ähnliches verzichten. Da ist die Figur, da ist das, was sie sagt und tut, und das muss reichen. Ich finde nichts schlimmer, als wenn ein Autor die Motive und Wesenszüge seiner Charaktere zu Tode erklärt, das zeugt in erster Linie von mangelnden retorischen Fähigkeiten.
Niklas´ Verhalten Carla gegenüber im ersten Kapitel wird so wunderbar einfühlsam beschrieben, dass es mich zumindest auf eine falsche Spur gebracht hat - ich hatte geglaubt, die beiden wären ein Pärchen gewesen. Allerdings macht gerade dieses herausfinden der Figurenkonstellationen einen großen Spaß beim Lesen, ist also nichts, was man ändern müsste.

Nur eine Sache hat mich wirklich gestört... der icq-Dialog. An der Stelle hätte ich näher an Niklas rangezoomt, so veröffentlichst du lediglich eine Messenger-History. Gerade durch das miteinbinden von Smileys wechselst du urplötzlich das Medium, aus der Prosa wird eine Art Hypertext, in dem einem Informationsbrocken zufliegen, ohne miteinander verbunden zu werden. Okay, das kommt in der Geschichte öfter vor, aber zumindest bleibt es der selbe Stil, man weiß, dass man noch in der Geschichte ist. Die History wirkt auf mich wie ein Fremdkörper, und obwohl die Szene ihre Daseinsberechtigung hat, hättest du mehr aus ihr rausholen können, wenn du sie in Echtzeit beschrieben hättest. Was macht Niklas in der Zeit zwischen den Antworten? Warten? Däumchendrehen? Der Musik lauschen? Lächelt er über manche Antworten, schreibt er wirklich das, was er denkt, oder nur Zusammenfassungen?
Ich nehme an, das ist es, was Faerlanthis gemeint hat, als er von Platz und Bewegung für die Figuren sprach. Hier hättest du die Chance, das einzubauen, ohne dass es den Lesefluss hemmt.



Übrigens find ich, dass der Thread eher in die Taverne gehört. Das gibt es mehr Leser, und es macht das Board da auch heimeliger ;) Es gab sogar mal einen Kurzgeschichtenthread da, und ich hab sogar mal was darin veröffentlicht - bin nur grade zu faul zum Suchen, ich bin müde. Eine gute Nacht wünsche ich :)
 

Rink

Strassenköter
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@Lisra
Wer suchet, der findet:
[thread]8295[/thread]

hat ein paar sehr schöne Geschichten, die dort zu finden sind :)
 
Zuletzt bearbeitet:

Lisra

Schmusekater
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Ohh...

Das war mir ja gar nicht bewusst :)

Nja, jetzt gibts wohl ein neues..
 

Faerlanthis

Steppenwolf
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Dann mal weiter im Text. :)

@ Durin:
Kritiker?! :eek: :D Weit davon entfernt und auch ohne jeden Elan, jemals einer zu werden. Aber lass es mich so sagen: Die Beschäftigung mit Sprache und Literatur ist so was wie mein studentischer Job. ;)

Aber zur Sache, genauer gesagt deiner Geschichte. Du hast dir ordentlich Arbeit gemacht damit, und nichts ist schlimmer als dann kommentarlos übergangen zu werden. In diesem Sinne: Here we go...

Offensichtlich hat dieses Topic einen Hang zu verfilmbaren Kurzgeschichten. Im Gegensatz zu Lis ist dein Werk aber wirklich mehr Film (oder besser: Drehbuch) als Literatur. Das fängt bei den Vorabinformationen an, die wie eine Art Trailer daherkommen, und zieht sich auch sonst durch die komplette Geschichte. Natürlich ist Lesen immer auch Kopfkino, aber mir scheint, dass deine Idee in einem Action/Fantasy-Streifen schlicht besser aufgehoben wäre. Warum? Weil deine Stärke darin liegt, eine Handlung flüssig, lückenlos und ohne logische Ungereimtheiten wiederzugeben. Da passt einfach jeder Stein auf den zuvor hingesetzten. Auch hatte ich immerzu den Eindruck, als schaue ich einem Regisseur bei seinen Kamerafahrten über die Schulter, will sagen: Man ist direkt dran am Geschehen - aber eben nur am Geschehen. Da du nämlich stets die Story vorantreibst, bleiben die Handlungsträger eher blass.
Natürlich hat man sofort ein gewisses Bild von Drake, Harley & Co. vor Augen, kann alle Figuren ohne Probleme typisieren. Von ebendieser Oberflächlichkeit werden sie jedoch nie befreit. Und im Gegensatz zu Lis' Charakteren hat man auch nie das Gefühl, dass in ihnen noch wesentlich mehr vorgeht, als tatsächlich verraten wird, sondern sie scheinen einfach nicht mehr aufbieten zu können als das, was man ihnen ohnehin auf den ersten Blick ansieht: Einzelgängerischer Actionhero trifft auf größenwahnsinnige Endzeit-Emanze.
Ich muss allerdings noch sagen, dass ich dir das keineswegs verüble. Bei Terminator findet es schließlich auch niemand verstörend, dass Arni keinen Cyborg-Philosophen spielt. Und insofern passt es auch wieder zur Geschichte, überhaupt zum ganzen Szenario. Nur ein Film wäre - wie schon gesagt - das angebrachtere Medium. :cool:
 

Durin

Schlachtenwüter
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Genau, du hast mich voll durchschaut. Leider lässt sich eine Geschichte in geschriebener Form besser als die Verfilmung als 1-Mann-Projekt durchziehen.

Wenn würde ich casten? ...
Drake: Mel Gibson von 1982
Harley: Tia Carrere 1992 oder Angelina Jolie 1995
Und in kleiner Rolle:
Zeraphel: Viggo Mortensen 1995

(Wer meine Zitate im Filmzitate Quiz und deren Filmographien nachschaut wird auch erraten können, welche Filme mich im einzelnen dazu bewegen ;))

Wie die Geschichte verfilm rüberkommt überlege ich mir beim schreiben auch. Und sowas bildliches, leicht zugängliches lese ich im Grunde auch lieber. z.B. war die Einleitung zu Lisras Geschichte etwas, das mir eigendlich kaum passt: Zwei unspezifizierte Personen in einer unklaren Situation, Detailausschnitte beschrieben, ohne das man den Überblick hat. Sehr verwirrent (Gut als Apettiser und Stimmungsmacher, daher sinnvoll bei ihm eingesetzt, aber ich nutz das nicht. ;))

Was in der Geschichte auch recht wenig rüberkam war, dass eine der wichtigsten Überlegungen für mich die Kampfchoreogafie meiner Charactere ist. Daher wenn in der Hitze des Gefechts etwas nächer rangezoomt ist und der Leser nur einen männlichen Character sieht, der mit einer Hand schnell einer doppelten Schuss aus seiner Pistole loslässt und dann mit dem Schwert in der anderen kraftvoll zusticht soll er Drake genauso erkennen wie Harley, wenn jemand akrobatisch ein Messerchen in eine verwundbare Stelle des Gegners maneuvriert.

Bleibt eigendlich nur die Frage, welche Musik in den einzelnen Kapiteln spielt...
Ich denke es fängt mit etwas Elektronischem an, Daft Punk oder so.
Das Harley theme wäre dann Tainted Love (Marily Manson Version)
Der Kampf gegen den Riesen würde dann von etwas Rockigem begleitet werden, Korn oder Metallica (z.B. The Memory Remains)
Als nächstes die Abendszene. Hier hatte ich den stärksten akustischen Eindruck, weil diese Szene mit einer langen, erdrückenden Ruhephase beginnt, in die dann irgendwie heimlich sich im Hintergrund wie Regentropfen ein hohes Klavier reintropft, zuerst ganz leise und langsam, dann zuerst schneller, dann lauter werdent, und in das Psycho-theme (Hitchcock), vermischt mit Harley-mäßig dem guten Herrn M. Manson.
Zu der Szene mit der Minigun dann natürlich was hartes, das auch durch das Geballere noch klingt, wes durch die verwilderten Suburbs egal, und dann bei den Engeln, spezieall bei Zeraphel, da braucht es dann langsam gestrichene Gitarren z.B. wieder Metallica, aber mit The Unforgiven oder Nothing else matters.

Was ich mich frage ist, wie meine Charactere oberflächlich sind?
Drake: Klar, er scheint "zu den Guten" zu gehören. Aber wie steht es genau um seine Moral? Ist er einfach nur jemand, der sich in einem Endzeit-Szenario durchschlägt, oder will er wirklich idealistisch etwas für die Menschheit erreichen? Wie sieht es mit Schwächen aus? Ich hätte gedacht, das die "Verführungsszene" überraschend kommt. Zudem soll sie auffwerfen: Zumindest in einigen Punkten scheint Harley Drake hier ja richtig eingeschätzt zu haben, wie weit reicht das genau?
Harley: Die große Frage ist: Wie verrückt ist sie wirklich? Wieviel ist Show und was alles ist mehr oder weniger subtile Manipulation? Ich weiß es selber nicht und ich habe sie geschieben. hm... größenwahnsinnige Endzeit-Emanze ... Also einmal ist sie nicht größenwahnsinnig und zweitens keine Emanze. :)




Tja, ich frag mich, ob Salomee noch etwas postet. :) Ich will auch Kritiken abgeben. :)

Daher zu Wedges "Von Mondkappen und Schwertern":
Ordendliche Charactere, wenn auch noch recht zweidimensional (was aber für eine Kurzgeschichte nicht verkehrt ist). Leider gerät bei dem Character-drive etwas die Story etwas kurz.
Treffen sich zwei in der Kneipe, sagt der eine: "Hey, hast von den gehört, die Mondkappen für Glühkappen verkaufen wollten?" - "Ne." - "Naja, sie haben sie nur rausgerupft und nicht geschnitten." *karnevallstusch* Trataa!
Hat einen gewissen kurzweiligen Humor, aber ich als Leser verlange natürlich nach Mehr! Länger! Tiefer! (Die Höher-Schneller-Weiter Trinity der Schreibkunst. ;))
Besonders "Tiefer". Und lass den Kram raus, den nur WoW-Kenner interesant finden. :D
 

Wedge

Wedgetarian
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Hm... als erste Info vielleicht mal: Ich habe die Geschichte nicht extra für diesen Thread hier geschrieben, sondern schon vor einiger Zeit. Hab sie vor allem gepostet, weil mich die Meinungen von Nichtspielern interessieren. Die Spieler finden das immer ganz toll, was ich so verbreche.

Das die Charaktere hier eher flach rüberkommen, liegt erstens daran, dass es nicht mal 1500 Worte sind und zweitens mein eigentliches Publikum sie schon so gut kennt, so dass nicht viele Beschreibungen notwendig sind.

Ich stimme dir aber zu, dass die Story etwas zu kurz kommt. Ich hätte da mehr Fokus drauf legen können, aber ich brauchte halt vor allem eine Bühne für die beiden Charaktere und ihre Dialoge (die mehrere, WoW-Insider enthalten). It's a story about nothing. (Frei nach dem Motto einer von mir sehr verehrten Serie. :D)

Ich verstehe aber auch, dass das Ganze für Nichtkenner eher dröge sein wird/könnte. Vergleichbar mit einer StarWars-Fanfiction, die man jemandem gibt, der noch nie irgendwas von diesem Franchises konsumiert hat.

Für mich sind diese Geschichten vor allem eine Möglichkeit, den ganzen Schwachsinn den sich Blizzard ausdenkt um die Spieler zu beschäftigen und den ganzen Schwachsinn, der sich in der "WoW-Kultur" entwickelt hat und gegen den Blizzard nichts unternimmt, zu kommentieren (hab grade Eine geschrieben, die sich mit den 24/7-Orgien rund um ein gewissen Gasthaus beschäftigt).
 

Lisra

Schmusekater
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(So... ich poste das einfach mal. Es ist wenig und es beinhaltet sicher noch nciht das was Faer vom kapitel erwartet, aber es ist halt nur ein Anfang... ich komme gerade nur überhaupt nicht zum schreiben und Meinungen sind mir natürlich trotzdem lieb...)

Kapitel 3

I've become grey... und wie sehr haben wir das alle immer wieder geglaubt. Einen schönen Ort hatten wir da für uns gewählt, nachdem die Welt für uns zerfallen war in schwarz und weiß. Wir wollten grau sein, etwas besonderes. Und ja, wir wurden anders, aber was wir tatsächlich waren, dass war nichts besonderes.

„Wir sind uns selbst und niemand sonst. Individuen!“ - das war so typisch für sie. Niklas mochte Carlas Stimme. Durch die Telefonleitung klang sie fast so tief wie seine eigene, angenehm frei von dem schrillem Klang manch anderer weiblicher Stimme.

„Wie kommst du da eigentlich drauf?“ fragte sie schließlich.

„Passiert“ sagte er schlicht.

„Erwartest du das wir da jetzt drüber diskutieren?“

Leichter Wink von Nerven, Müdigkeit und Neugier. Niklas dachte kurz nach.

„Nein“

„Gut“

Nicht durchatmen, das verrät dich.

„Ok Nikki, was willst du eigentlich sagen?“

Jetzt atmete er tief durch.

„Nicht so.“

„Soll ich vorbeikommen?“

„Be my guest“

Er legte simultan mit ihr auf und stand auf. Es ging ihm zu schnell... und wie sah das hier aus...
Er verfiel in seine „Gleich kommt Besuch“-Routine, die weitgehend darin bestand Unordnung und unansehnliches Zeugs an weniger offensichtliche Stellen zu bringen und Platz zu schaffen, damit nicht als einzige zweite Sitzgelegenheit das Bett blieb. Carla gehörte zwar nicht dazu, aber Niklas bildete sich ein das es sicher Menschen gab die das falsch auffassen konnten.
Auch wenn es ihm vermutlich doch egal gewesen wäre.

Das geht zu schnell...
Dinge stießen in seinem Kopf zusammen, schöne und weniger schöne Dinge. Das am wenigsten schöne war ein Produkt seiner Fantasie und betraf Isas Wohlbefinden. Das schönere war ein Gedanke an Sarah und irgendwo dazwischen lagen die Möglichen Reaktionen von Carla. Zwar hatte er lange schon ein tiefes Vertrauen in sie gefunden, doch Unsicherheit, Zweifel, das waren Plagegeister, die niemals Ruhe gaben. Und was eigentlich wirst du jetzt sagen? Du weißt es...

Zeit musste verstrichen sein und er musste sich auch weiter bewegt haben, denn als es an seiner Zimmertür klopfte, stand er in mitten seines nun ziemlich bewohnbar wirkendem Zimmers, ein dreckiges T-Shirt in der einen Hand.
Er ließ es in Untiefen nahe seines Schranks verschwinden, bevor die Tür geöffnet wurde.

Sorge, die Bereitschaft Stunden zu warten bis irgendwas kam und der Wille ihn zu treten, wenn er nicht damit herausrückte, schauten aus Carlas kühlen Augen.

„Hey.“

„Hey.“

Ein kurzes drücken. Schnell saßen sie sich gegenüber. Es erinnerte ihn an ihr erstes Treffen, er klammerte sich an der Erinnerung fest.
Nur nicht an das denken was vor dir liegt, nur nicht an die Konsequenzen denken, welche dein Schwammkopf dir entgegen wirft. Erinnere dich. Werf einen Blick in die Augen, sei froh dass du sie ansehen darfst. Vertrau darauf.

Carla sah ihn nur an, viel ruhiger als sie vermutlich war, wartend, fragend.
Ein vertrautes Gefühl als wäre seine Zunge aus Blei beschlich ihn. Er fühlte sich wie bei einer Meditation, oder bei autogenem Training, bei dem Part wo der Trainer sagt „jetzt könnt ihr alle aufstehen“ und niemand kann.
Er kam sich lächerlich vor. Es ist doch ganz leicht. Es ist schließlich wahr und so...

„Ich...“

„Du...?“

Er verdrehte die Augen. Manchmal wär's schon nett, wenn nicht direkt auf jeden Satz gesprungen wird.

„Ich glaube, ich liebe Sarah.“

Er schaute weg, begriff wie dämlich das war und schaute wieder hin, doch er fand ihren Blick nicht.

„Was sagt Isa?“ fragte sie schließlich, obwohl ihr ganzer Körper auszudrücken schien, dass sie jetzt lieber über das Muster seiner Decke reden würde, als über Beziehungen.

„Gar nichts... sie ist nicht da und wissen tut sie wohl auch nichts...“

Stille für einen Moment. Beide betrachteten intensiv die Spinnweben zwischen Decke und Lampe.

„Und wir sind nicht mehr zusammen... lange nicht mehr“ sagte er.
Tatsache. Hat dich das bis vor einer Weile wirklich interessiert? Losgelassen? Ich glaube nicht, mein Freund.

„Ist richtig... aber sie hat irgendwas... es muss nicht an dir liegen, aber irgendwas ist..“

„Natürlich, sonst wäre sie doch nicht weg?!“

„Manchmal will man einfach weg.“

„Das bringt aber nie irgendwas.“

Schweigen. Er sah wieder zu ihr.
Carla schien in sich gekehrt, gesunken, kleiner als sonst. Was er von ihrem Gesicht sehen konnte verriet absolut nichts womit er etwas anfangen konnte; die vorsichtige Maske.

„Was ist?“

Der direkte Weg. Ging jetzt nicht anders.

Die Maske klappte um. Die Augen wurden wieder größer, ihr Mund verzog sich zu einem großen Lächeln und sie schien sofort um ein paar Zentimeter zu wachsen.

„Gar nichts“ sagte sie. Sie schaute ihn noch immer nicht an, aber sie schien zu strahlen.
Niklas starrte sie verwirrt an.

„Gar nichts“ sagte sie erneut und umarmte ihn fest. Dann stand sie auf.

„Ich wünsch' dir viel.. Glück...“ schon stand sie an der Tür. Dann drehte sie sich doch noch einmal um, den Blick irgendwo nach vorne gerichtet.

„Und vergiss nicht das ich dir beide Arme breche, wenn du ihr wehtust.“

Ein letzter Spruch, das musste sein, doch Niklas nahm ihn nicht richtig wahr. Er war... verwirrt. So hatte er seine Freundin noch nie erlebt.
Es war keine Enttäuschung gewesen, da war er sich sicher, aber irgendwas... irgendwas ging da noch vor.
Er seufzte und beschwor mit der Fernbedienung Musik herauf. Es war zu schnell gegangen. Und jetzt gab es noch mehr Schatten und noch weniger Licht. Er ließ sich in die Kissen sinken und starrte vor sich hin. Es war alles so kompliziert.

We've become grey. Colorless, shapeless, incomprehensible. We come in so many shades even though we are the same we barly understand each other. We've become grey...



Nächte unterscheiden sich nicht bloß durch den Mangel an Licht vom Tage. Jeder Mensch ist Nachts ganz anders, sieht anders aus, wirkt anders, verhält sich anders, denkt sogar anders.
Bei vielen bleibt dieser Teil der Charakters, die nocturna persona*, jedoch weitgehend unentdeckt, denn nachts tun sie nicht viel mehr als schlafen; und das oft noch allein. Alleine schlafen ist gefährlich. Es gibt niemanden der einen daran erinnert, dass Schlaf nur ein temporärer Zustand ist und nichts worin man ertrinken kann; niemand kann Alpträume davonküssen.

Your dream-world is a very scary place... to be trapped within...


Er sieht durch seine eigenen Augen, fühlt sich selbst auf körperlose Weise bewegen, sicheren Schrittes durch den Tempel der Neuzeit gehen. Links und rechts strecken sich Läden hin, bieten alles und nichts feil.
Die Wanderung die die Passage ist ziellos und scheint niemals zu enden. Irgendwann senkt er den Blick, starrt nur noch auf seine sich bewegenden Füße und dem Boden direkt vor ihm.
Er schaut auf. Die Szenerie erinnerte etwas daran, was man sah, wenn man auf einem Jahrmarkt hinter all die Zelte trat. Kisten, Dreck, Leitungen, Rohre, blanke Wände.
Er fühlt sich verloren und läuft los, den Blick wieder nach vorne gerichtet, doch egal um wie viele Ecken er biegt, alles bleibt gleich und niemand ist zu sehen, die allgegenwärtigen Geräusche, das Summen des Schwarms, verstummt. Schließlich ist er außer Atem und bleibt stehen.
Da geht das Licht aus; die Zeit ist um, der Tempel geschlossen und er ist allein.
Es bleibt nichts als Angst.
Unsichere Schritte lassen ihn immer wieder gegen Dinge stoßen, die Dunkelheit ist undurchdringlich. Geräusche treiben ihn an, ob er sich sucht oder vor ihnen flieht, er weiß es nicht, kann nicht denken, konnte überhaupt nie denken, sondern nur folgen; dies ist ein Traum.
Ein Kreis aus Licht auf dem Boden. Er stürzt sich darauf und der Kreis verschwindet, das Licht im Dunkeln, nur ein Produkt ersterbender Hoffnung.
Selbst im Halbschlaf findet er nicht aus der Dunkelheit.
 
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Durin

Schlachtenwüter
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Okay, ich habe mich damit abgefunden, dass die Story nichts für mich ist. Aber ich sehe auch keine Seifenopern. :fies:
Sie kann ja durchaus gut sein, auch wenn das Genre nichts für mich ist. Und es passiert ja auch anscheinent etwas, jetzt wo die Charactere vorgestellt sind.

Aber da war eben stilistisch etwas, das mir doch ganz und gar nicht bekommt:
Plötzlicher, unerwarteter, grundloser Wechsel in der Erzählzeit - Igitt. ;)
 

Faerlanthis

Steppenwolf
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@ Wedge:
Als ehemaliger WoW-Spieler waren mir vielerei Sachen sogar noch ein Begriff, auch wenn ich nicht gerade stolz darauf bin. :rolleyes: Jedenfalls, man merkt deutlich, dass deine Geschichte vom großen Kontext World of Warcraft nicht losgelöst ist und auch nicht losgelöst werden kann. Das allerdings ist nicht weiter tragisch. Sie bereitet auch so kurzweiligen Spaß, vor allem durch die witzigen Dialoge. Für mich ist es aber mehr Rollenspiel als eine Kurzgeschichte, ganz so, als würde man 10 Minuten einer P&P-Runde zuschauen. ;)


@ Durin:
Ich sag's mal so: Man kann natürlich immer rumspinnen und sich beinahe zu Tode interpretieren. Stellt man es geschickt an, sind deine Figuren tiefer als der Marianengraben. Aber Hand aufs Herz: Wenn wir uns deine Geschichte als Film denken, die Musik im Ohr haben und uns vom Special-Effects-Hagel in den Sitz drücken lassen - fragen wir dann wirklich noch nach Moral oder eventuellen Charakterzwiespältigkeiten? Wohl kaum. Wenn dir wirklich daran gelegen wäre, hätte deine Geschichte komplett anders ausfallen müssen. Theoretisch ist die tiefere Ebene möglich, aber wenn man deine Geschichte als Haus betrachtet, ist sie ohne Keller geschrieben. ;)

Ach ja: Größenwahnsinnig insofern, als dass Harley und Zeraphel zwei Utopisten sind hinsichtlich ihrer Weltentwürfe bzw. Weltvorstellungen. Und Utopisten sind immer größenwahnsinnig. :D


@ Lis:
Ich erwarte nicht, ich bin einfach nur gespannt, wo du uns in Zukunft mit hinnimmst. :)
 

Lisra

Schmusekater
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Plötzlicher, unerwarteter, grundloser Wechsel in der Erzählzeit - Igitt

Du hast den Point nicht verstanden ;) Und ja, es ist Seifenoperig. Aber hey, ich merke jede Woche dass das was meinen Mitschülern so passiert viel kranker ist als alles ich ich mir so ausdenken kann.
 

Durin

Schlachtenwüter
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Faerlanthis: "Man kann" reicht mir. Wenn man nicht muss, umso besser.

Lisra:
Er schaute auf. Die Szenerie erinnerte etwas daran, was man sah, wenn man auf einem Jahrmarkt hinter all die Zelte trat. Kisten, Dreck, Leitungen, Rohre, blanke Wände.
Er fühlt sich verloren und läuft los, den Blick wieder nach vorne gerichtet, doch egal um wie viele Ecken er biegt, alles bleibt gleich und niemand ist zu sehen, die allgegenwärtigen Geräusche, das Summen des Schwarms, verstummt.
Das ist Absicht? :)
 
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Lisra

Schmusekater
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Ahhhhh! Verdammt. Ich hatte einiges an Zeitfehlern, eigentlich sollte der ganze Traum im Präsenz spielen. Dann hab' ich geschlampt :o Und dich falsch verstanden.
 

Faerlanthis

Steppenwolf
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@ Durin:
So ist's. Kein Mensch muss müssen.


@ Lis:
Werde mich heute Abend ans Lesen machen. Sind Meinungen weiterhin erwünscht oder holze ich inzwischen schon ganz im Stile der Literaturpolizei herum? :rolleyes: :o
 

Lisra

Schmusekater
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Wenn du darüber hinwegliest das ich Gestern zu doof war die Zeitfehler zu korrigieren, dann ja ;)
Nur ist dieser Teil noch mehr ein Entwurf als alles andere. Aber wie gesagt, die Losung ist im Moment: Fertig werden. Polieren kann man später noch genug.
 

Faerlanthis

Steppenwolf
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Die Zeitfehler sind mir ziemlich gleich. Ist bei mir angekommen, dass du erst polierst, wenn das Grundgerüst steht. ;)

Ich muss sagen, der erste Absatz war großartig! Nur schade, dass der Höhpeunkt damit schon vorüber war, denn alles Folgende las sich lediglich mittelmäßig.
Inzwischen sehe ich es dir vollkommen nach, dass die Story kein Feuerwerk ist, sondern Alltagsgeschehen. Vielleicht ist man heutzutage sowieso schon zu sensationsverblendet und lauert nur immer und überall auf den großen Knall. Dabei sind derartige Hollywood-Geschichten oft so sehr an den Haaren herbeigezogen, so skuril und befremdlich, dass sie im Grunde gar nicht mehr das eigene Leben berühren. Von der Warte aus ist mir dein "Seifenopering" gar nicht mehr so unsympathisch. Nur: Es ist dann in meinen Augen umso notwendiger, die Charaktere besonders feingliedrig darzustellen. Müde Leute in müder Handlung machen nämlich ganz sicher eine müde Geschichte.
Aber zurück zum Text. Zumindest einmal hast du ja aus allen Rohen gefeuert, und zwar bei dem Liebesgeständnis. Von wo kam das denn plötzlich angeflogen? Vielleicht gab es ja da und dort schon Andeutungen dafür, aber dann waren mir die allesamt zu unoffensichtlich. Und daher erscheint mir das "Ich glaube, ich liebe Sarah." auch völlig unmotiviert, als ob es nicht nur aus dem Nichts kam, sondern noch dazu völlig grundlos. Da kann ich Carla wirklich gut nachvollziehen, die nicht wirklich im Stande ist, darauf angemessen zu reagieren und statt dessen lieber das Weite sucht.
Was schon von Beginn an auffällt und woran du festzuhalten scheinst, ist das Zitieren von Songtexten. Es ist klar, was sie bedeuten und einschließen, und sie fügen sich auch gut in die Geschichte mit ein. Aber du tust damit ganze Gedankengebäude mit irgendwelchen Zitaten ab, die nicht deine sind. Statt selber zu beschreiben und der Sache nachzufühlen, wirfst du dem Leser einen Brocken hin, der zwar den Punkt trifft, aber immer auch die Frage aufkommen lässt: Warum machst du das jetzt? Du bist doch der Erzähler, der zu uns spricht, nicht X mit dem Song Y. Man könnte fast meinen, du willst dich deiner erzählerischen Verantwortung entziehen. Oder bist du einfach zu faul? Oder nicht in der Lage, die Situation selber in Worte zu fassen?

Wie schon einmal gesagt, hast du wirklich gute Sätze drauf. Du kannst es also, drum mache es auch! Die Songs kannst du immer noch als Begleit-CD mit ins Buch stecken. ;)
 

Durin

Schlachtenwüter
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Das einbinden von Songtexten finde ich gut, denn obwohl ich (glaube ich) nur ein einziges, im zweiten Teil irgendwo, zuordnen konnte - oder so - geben sie den Worten einen gewissen Rhythmus, eine Melodie. Das kann Emotionen auf eine andere, zusätzliche Weise transportieren (auch wenn es natürlich nicht unbedingt -richtig- ankommen muss, wenn man etwas nimmt, das der Leser nicht kennt (aber da sagt ein guter Autor, dass er einfach diesen Leser nicht als Zielpublikum hat ;)))

Ich dachte bei dem Geständniss sowas wie: "Ah, interesant und was ist mit der abhanden gekommenen 'Wiehiessienochmal'? ... Naja, kann ich aber nachvollziehen, Sarah scheint ziemlich super-süß-sexy zu sein."
 
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