[Schreibwettbewerb - Runde II] skull / Scot d'Arnd / Durin

Wer hat die beste Geschichte / besseren Geschichten geschrieben?

  • skull

    Stimmen: 9 52,9%
  • Scot d'Arnd

    Stimmen: 7 41,2%
  • Durin

    Stimmen: 3 17,6%

  • Umfrageteilnehmer
    17
  • Umfrage geschlossen .

Enigma

Suchender
Registriert
15.07.2002
Beiträge
2.159
 
Es geht weiter.

Edit: Und hier könnt ihr mehr als eine Stimme abgeben, ehrlich. :D Auch wenn das die ersten neun nicht getan haben.

 
 
Zuletzt bearbeitet:

Enigma

Suchender
Registriert
15.07.2002
Beiträge
2.159
skull

Seine kräftigen Hände streichen zärtlich über ihre Haut. Ein Lächeln. „Bist du dir sicher?“ Sie lächelt zurück und—

Eine endlose, öde Ebene. Scharfkantiges Gestein bedeckt den Boden. Asche regnet vom Himmel. Die Ebene ist von gigantischen Rissen durchzogen; Schluchten, in denen unvorstellbare Schrecken lauern. Sie weiß, dass die Steine Knochen sind, die Asche verbranntes Fleisch.
Er ist hier. An einem verkrüppelten Baum aus Knochen gekreuzigt. Sein Fleisch wie von unzähligen Peitschenhieben zerfetzt. Das Blut, das seinen Körper bedeckt ist schwarz. Er sieht sie mit schwarzen, leeren Augen an und fragt: „Warum?“


***

Es schien schon, als wäre Baldurs Tor endgültig von allen guten Göttern verlassen worden. Vom Meer her brach wochenlang ein Unwetter nach dem anderen über die Stadt herein. Darauf folgten dunkle, kalte Tage, an denen kein Sonnenstrahl durch die dichte Wolkendecke brach und der Wind den allgegenwärtigen Regen in jeden Winkel trug. Der Seehandel der Stadt kam zum Erliegen, die Bauern der umliegenden Gemeinden fürchteten um ihre Ernten und die Flammende Faust wurde den Schrecken, die aus der Kanalisation nach oben gespült wurden, nicht mehr Herr.
Eine Gruppe besonders verzweifelter Bürger hatte sogar schon ein Opfer an den verachteten Gott Talos vorbereitet, als von einer Sekunde auf die andere die Wolkendecke aufriss und die Stadt in Sonnenlicht gebadet wurde. Während zwischen den Klerikern der verschiedenen Kirchen ein heftiger Streit darüber entbrannte, welchem Gott man nun für seine unermessliche Gnade zu danken habe, strömten die Bewohner der Stadt auf die Wiesen vor den Toren der Stadt. Dort vereinigten sich zahlreiche Hochzeiten, Dankesgottesdienste und Märkte zu einem großen, tagelangen Sommerfest.

Vicky bekam von alledem nichts mit. In der letzten Nacht der Stürme war sie von einem solchen Alptraum geplagt worden, dass sie verwirrt und entkräftet ihr Kontor für zwei Tage nicht verlassen konnte.
Als Vicky mit einem Schrei aus dem Alptraum erwacht war, hatte sie sich auf der Spitze des Turmes des Eisernen Thrones wiedergefunden, ohne jede Erinnerung, wie sie dorthin gelangt war. Ihre Succubus-Natur hatte die Oberhand gewonnen; der Regen peitschte wirkungslos gegen ihre Flügel. Ihre Sinne waren auf übernatürliche Art und Weise geschärft. Sie spürte die Menschen in der Stadt unter sich, konnte ihre Lebensenergie fühlen, und für einen Moment drohte sie sich völlig zu verlieren.
Dann kehrte das Bewusstsein wer und wo sie war zurück, und damit Schmerzen als würden sich Messer in ihren Schädel bohren.
Während sie das Dach hinabstieg, drohte sie mehrfach das Gleichgewicht zu verlieren. Über eine verschlossene Luke konnte man in den Turm gelangen. Vicky riss sie aus ihren Angeln und taumelte durch das Treppenhaus zu ihrem Kontor, zu keinem klaren Gedanken fähig, glücklicherweise ohne einem anderen Bewohner des Turms oder einer der Wachen zu begegnen.
Vicky war zu schwach, sich wieder in eine rein menschliche Form zu verwandeln.
Sie kauerte sich auf ihrem Bett zusammen, die Flügel schützend um sich gelegt.
Sie versuchte vergeblich sich selbst davon zu überzeugen, dass es sich bei dem nächtlichen Schrecken nur um einen Alptraum gehandelt hatte.

***

Vicky saß an ihrem Sekretär und zerlegte ihr Schreibset. Eine missachtete Zigarette qualmte langsam in ihrem Aschenbecher vor sich hin. Mono saß mit diversen Putzutensilien, Polituren und Feinwerkzeugen bereit einzugreifen, sollte ein Teil des Sets nicht seinen hohen Anforderungen genügen. Das Set bestand im Prinzip aus einem ebenhölzernen Kästchen, welches beim Ausklappen mehrere Fächer und Laden enthüllte, in denen sich alle erdenklichen Schreibutensilien finden ließen. Es enthielt natürlich einen großen Anteil an Schreibwerkzeugen mit den üblichen magischen Verbesserungen wie immervolle Tinte; das besondere an Vickys Schreibset war allerdings die fantastische Verarbeitung der exquisiten Materialen, von denen sie selbst nur den wenigsten einen Namen zuordnen konnte. Die Innenseite des Deckels zierte eine Gravur: „Für Vicktoria, meinen allerliebsten Schatz. —V.“
Einer der Söldner ihres Vaters hatte ihr verraten, dass der Goldschmied, der die Gravur anbrachte, dies nur unter Tränen und nach der nachdrücklichsten Androhung von Gewalt getan hatte. Der Gedanke brachte Vicky kurz zum Lächeln.
Das Schreibset auseinanderzunehmen, die Teile zu ordnen, zu reinigen, und alles wieder zusammenzusetzen war eine Konzentrationsübung, die Vicky in der Vergangenheit schon oft geholfen hatte. Während ihre Finger automatisch durch die vertrauten Bewegungsabläufe glitten, liefen ihre Gedanken auf Hochtouren. Einen derartigen Kontroll— und Gedächtnisverlust wie zwei Tage zuvor hatte sie seit ihrer frühesten Jugend nicht mehr erlebt. Konnte Skeiras Erscheinen in ihrem Leben tatsächlich solche Auswirkungen haben? Die junge Frau hatte in der Zeit in denen sie zusammen gelebt und gearbeitet hatten tatsächlich zu einigem Gefühlswirrwarr bei Vicky geführt, aber nun war sie schon seit Wochen in Sigil um den besseren Umgang mit ihrer wölfischen Natur zu trainieren. Alles in allem war Vicky eher erleichtert gewesen, wieder allein zu sein (mono ausgenommen), und sie hielt es für unwahrscheinlich, dass Skeira etwas mit den Ereignissen der Nacht zu tun hatte.
Wichtiger wäre wohl, dass Vicky sich ihrer Vergangenheit stellte und versuchte herauszufinden, was damals in Sigil geschehen war und wie viel Realität in ihrem Traum steckte aber— Vicky streifte mit ihrer Hand unachtsam ein Kästchen voller silberner Schreibfedern, die sich über den Teppich ergossen. Mono klickte resigniert (und ein wenig besorgt?) und hüpfte zu Boden um sein Werk zu beginnen.

Vicky seufzte. All diese Grüblereien waren letzten Endes sinnlose Zeitverschwendung, solange sie sich in Baldurs Tor aufhielt war eine Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit nicht möglich. Sie hatte zwei Tage verschwendet, mitten in einer laufenden Ermittlung, und diese war bisher schon ausgesprochen frustrierend verlaufen.
Vicky beschloss, den Alptraum hinter sich zu lassen und ihre Arbeit mit umso größerem Eifer fortzusetzen. Es gab einen Namen, der wieder und wieder gefallen war, bevor der Traum sie außer Gefecht setzte. Aramand.
Zeit, mehr über ihn herauszufinden.
***
Vicky ging mit einer gnadenlosen Bestimmtheit vor, die sie so auf dieser speziellen Welt noch nie an den Tag gelegt hatte. Der Traum hatte eine Veränderung in ihr ausgelöst die sie, falls sie sie überhaupt selbst bemerkte, ärgerlich beiseite wischte. Sie nutzte ihre Schönheit und ihre Fähigkeiten eiskalt aus und verwandelte gestandene Männer in winselnde und bettelnde Häufchen Elend, die bereit waren, ihr für die Andeutung eines Lächelns alles zu verraten, was sie wissen wollte.
Vicky schritt durch die Straßen einer feiernden, sommerlichen Stadt die gefüllt waren mit glücklichen und zufriedenen Menschen, aber sie nahm davon nichts wahr. Was sie spürte, was sie förmlich riechen konnte waren nur Korruption und Zerfall. Schwarze Flecken auf der Seele der Menschen drängten sich gewaltsam in ihr Bewusstsein.
Zuhälter, Lotushändler, Schwarzmagier, Mörder— sie nutzte ihre Fähigkeiten um sie aufzuspüren wie ein Bluthund und nach kurzer Zeit verrieten sie ihr alle Geheimnisse.
Aramand war kein Unbekannter auf den Straßen Baldurs Tors. Es dauerte nicht lange um herauszufinden, dass er seine Finger im lukrativen Lotushandel der Stadt hatte. Einige der Zuhälter unterhielten ebenfalls Geschäftsbeziehungen mit ihm, jedoch schien er selber keine Mädchen oder Freudenhäuser zu besitzen. Aramand hatte den Ruf, ein kriminelles Netzwerk entlang der ganzen Schwertküste zu betreiben und Feinde schnell und effektiv beseitigen zu können. Es kursierten auch wenig überzeugende Gerüchte, dass es sich bei ihm um einen Schwarzmagier handeln solle; andere behaupteten, er wäre ein gefürchteter Duellant und Frauenheld.
Interessanter wurde es, als Vicky begann sich im Rahmen ihrer Ermittlungen von der Straße stufenweise in die besseren Kreise der Stadt vorzuarbeiten.
Nachdem Vicky ihm erlaubt hatte, ihr den Staub von den Stiefeln zu lecken verriet ihr ein hoher Beamter, dass Aramand praktisch Narrenfreiheit genoss, da er gegen jeden wichtigen Entscheidungsträger der Stadt etwas in der Hand habe. Von einem jungen Adligen, der das gesamte Vermögen seiner Familie für schwarzen Lotus verschleudert hatte, erfuhr sie, dass Aramand der auf Abwege geratene Spross eines unbedeutenden Landadelsgeschlechts sei, kaum besser als die Bauerntölpel, die sie regierten.
Das Bild, das sich für Vicky zusammenzusetzen begann war das eines Herumtreibers und Halsabschneiders, der es irgendwie geschafft hatte, sich als Selbstständiger Knecht für Alles Schritt für Schritt in der Schattenwelt der Schwertküste hochzuarbeiten. Durch Skrupellosigkeit, gewissenlosen Opportunismus, und glückliche Fügungen des Schicksals konnte Aramand irgendwann genügend Gefallen einforden und sich sicher genug fühlen um ein eigenes kleines Verbrechensimperium aufzubauen, gedeckt von den Teilen der gesellschaftlichen Elite, die hin und wieder seine speziellen Dienste benötigten.
Natürlich war es Aramand nicht erlaubt worden, aus den besten Töpfen der Schwertküste zu schöpfen. Die Kontrolle des Lotushandels in Baldurs Tor war eher als ein gnädiges Altenteil zu betrachten.
Aramand besaß das und residierte im Orkus, eines der besseren aber auch verrufenen Etablissements der Stadt. Die bessere Gesellschaft der Stadt verkehrte dort um Geschäfte der sensibleren Art in Ruhe zu besprechen; unter jungen Adligen war das Orkus aufgrund des anrüchigen Rufes und der exklusiven Atmosphäre der letzte Schrei.
Letztere wurde zum einen dadurch gewährleistet, dass nur geladene Gäste das Etablissement betreten konnten. Die schweren Tore, die in den Hauptsaal der Lokalität führten, waren dauerhaft verriegelt; wer hinein wollte, musste sich von einem Adepten der Magiergilde hineinteleportieren lassen. Wer bereit war, tiefer in die Tasche zu greifen konnte seinen Eintritt in das Orkus von weißen Tauben oder bunten Luftschlangen oder ähnlichem begleiten lassen. Je ausgefallener der Auftritt, desto größer der Applaus der anderen Gäste.
Zum anderen zeichnete sich das Orkus durch die etwas eigenwillige aber einzigartige Dekoration des Hauptsaales aus. Diese bestand aus den versteinerten Körpern unzähliger Abenteurer und Glücksritter, welche auf ihren Unternehmungen Basilisken, Medusen, schlechtgelaunten Magiern oder anderen gängigen Gefahren der Schwertküste zu nahe gekommen waren. Ab und an wurden im Orkus Spenden gesammelt und einer der Abenteurer wurde zurück in Fleisch und Blut verwandelt, jedoch nicht ohne höhnisches Gejohle und Gespött vor der versammelten Gesellschaft zum Narren gehalten zu werden.
Aramand pflegte von einem erhöhten Plateau aus Hof über sein Herrschaftsgebiet zu halten, stets bewacht von einem angemieteten Schlachtenmagier und den diversen Wachleuten der Anlage, gekleidet in schwarzem Samt mit einem goldenen Adlerwappen auf der Brust.

Vicky benötigte eine höfliche Bitte ein freundliches Lächeln, um in den Besitz einer der exklusiven Einladungskarten zu gelangen.

***

Alle ihre Nachforschungen hatten Vicky Elisa Silberschild nicht näher gebracht, also entschied sie sich für eine direkte Konfrontation. Ein Besuch im Orkus wollte natürlich standesgemäß vorbereitet werden. Vicky kleidete sich mit einem roten, enganliegenden Kleid in Drachenschuppenoptik, dazu raffinierte, lange Handschuhe in schwarz und passende Stiefel, vervollständigt von einem eleganten, schwarzen Cape mit Kapuze, alles ebenfalls in Drachenschuppenoptik. Simulierte Drachenhaut war zwar seit einiger Zeit nicht mehr en vogue unter den jungen Damen der Stadt, dafür hatten Vickys Kleider den Vorteil tatsächlich aus der Haut eines roten Drachen und seines schwarzen Artgenossen geschneidert zu sein. Die elegante Abendgarderobe war eine effektive Rüstung; die schwarzen Damenhandschuhe machten ihre Klauen zu vollends tödlichen Waffen. Vicky verstaute ihre Rauchutensilien und ihren treuen Begleiter Mono in einem kleinen Klammertäschchen (Monos Klicken musste wohl als indigniert bezeichnet werden) und machte sich auf den Weg zur Magiergilde.

***

Ihre Einladung beinhaltete den besten Service, den die Magier zu bieten hatten. Vicky entschied sich aus einer Laune heraus für einen Regen aus schwarzen und roten Rosenblättern für ihren Eintritt in den Orkus. Das Etablissement war nicht überfüllt, aber gut besucht, als sie unter dem Applaus der Gäste ihren Weg vom Teleportpodest in den Hauptsaal machte. Vickys Art zu rauchen war in Athkatla populär, hatte sich im Nachtleben dieser Stadt jedoch noch nicht durchsetzen können; die Rauchschwaden, die zwischen den Statuen der unglücklichen Helden hindurchwaberten, stammten hauptsächlich von Wasserpfeifen die aus Calimsham nach Baldurs Tor gekommen waren. Auf einer leicht erhöhten Empore spielte eine Bardenformation aus den amnischen Kolonien dezente, aber ansprechende Musik. Flankiert wurden sie von zwei versteinerten halbelfischen Kriegerinnen, die wohl ohne größere Rüstungen in ihr Verderben gelaufen waren.
Vicky hatte den Verdacht, dass viele der Statuen eher der Phantasie einsamer Bildhauer entsprungen waren, als den Umtrieben böser Magier.
Aramand hatte es sich auf seinem Plateau auf einem Diwan bequem gemacht, flankiert von zwei halb sitzenden halb liegenden leichtbekleideten Mädchen, die ihm aus diversen Schälchen und Bechern von diversen Beistelltischchen Erfrischungen und das Ende einer Wasserpfeife reichten. Vicky brauchte ihre geschärften Sinne nicht, um den allgegenwärtigen schwarzen Lotus auszumachen. Auf einem Podest neben Aramand befand sich jedoch ein seltsames Gefäß, welches sie nicht zuordnen konnte. Es war eine gläserne Glocke, ungefähr von der Größe eines Kindskopfes, welche auf einer Art runenverziertem Schraubverschluss ruhte. Innerhalb des Gefäßes waberte ein gräulicher Nebel, nicht unähnlich den Rauchschwaden der Wasserpfeifen. Für einen Moment meinte Vicky, in den Schwaden ein Gesicht ausmachen zu können.
Vicky Auftritt hatte auch Aramands Aufmerksamkeit erregt; während sie von den bewundernden Blicken der Gäste verfolgt ihren Weg zum Fuße seines Plateaus machte, erhob er sich leicht und verzog seine von einem zündholzdünnen Bärtchen gekrönten Lippen zu einem hämischen Grinsen. Der ehemalige Problemlöser und Mann für Alles war nicht gut gealtert. Das Gesicht unter den öligen, zurückgekämmten Haaren mochte einmal verwegen und charmant gewirkt haben, war nun aber verquollen und verbraucht. Der Lotus hatte Aramands Zähne gelblich verfärbt und seine Augen waren trübe und blutunterlaufen.
„Vicktoria Vicktory!“ sagte er, „Ich habe dich erwartet!“ Er schnippte mit den Fingern, worauf dramatischer Donner den Raum erfüllte und die Kerzen und Lampen im Saal kurz flackerten. Die Gäste applaudierten höflich. Vicky stockte für seine Sekunde. Dass Aramand wusste, wer sie war, bedeutete vermutlich auch, dass er wusste, warum sie hier war. Und das bedeutete— sie sprang auf den Magier zu, genau in dem Moment, als er ein einziges Wort heraustieß:

„Belalia!“

Ihr wahrer Name.
[to be continued]
 

Enigma

Suchender
Registriert
15.07.2002
Beiträge
2.159
Scot d'Arnd

Wenn der Winter nahte, lief kaum ein Geschäft so gut wie der Wollhandel. Man kaufte sich Decken und dicke Wolljacken, um sich vor dem kalten Wind, der bald durch die Straßen pfeifen sollte, zu schützen. In Baldurs Tor jedoch, war die Wolljacke mehr als nur nützliche Wintermode. Viel mehr war sie ein Bekenntnis. Entweder man war ein Thores oder ein Bauernbündler. Ein Städter oder ein Unterstützer des Landvolks. Grün oder grau.

Die Familie Thores gehörte zu den reichsten Familien Faerûns. Sie besaß Erzminen aller Art, Manufakturen für jedes Stück und endlose Felder, auf denen Getreide und Nutztierwuchs und gedieh. Ohne erblichen Adelstitel ausgestattet bezeichneten sie sich selbst als Geldadel. Ursprünglich aus Tiefwasser hatten sie sich rasch verbreitet, bis in jeder größeren Stadt an der Schwertküste ein Arm der Familie wirtschaftete. Die Thores von Baldurs Tor besaßen die meisten Felder und Schafe und Thyram Thores, der Herr des Hauses, beherrschte aus seiner großen Villa heraus über die Hälfte des Wollhandels der Stadt. Das reichte ihm aber nicht. Er war ein Mann Mitte vierzig, klein und galt als sehr intelligent, wenn auch ein wenig weltfremd. Seine Untergebenen beschrieben ihn als kühl und berechnend. Er sprach oft sehr merkwürdig. Auf seinen Wunsch hin, wurde jedes Stück Wolle in seinen Manufakturen grün gefärbt.

Der Bauernbund hingegen war in vielerlei Hinsicht revolutionär. Als Zusammenschluss von Schafsbauern versuchte er durch gemeinsame Preisabsprachen und Herstellung sehr erfolgreich, seinen Teil am Markt von Baldurs Tor zu verteidigen. Aus Kostengründen hatte er durchgesetzt, dass der Bund seine Kleider nicht färbte.

Viele Jahre war es mehr oder weniger gut gegangen. Mal hatte man auf den Straßen mehr grün gesehen, mal mehr grau. Insgesamt hatte es sich die Waage gehalten. Dieses Jahr aber entschied sich fast kein Geschäft mehr für Grau. In wenigen Wochen kündigten ein Dutzend Verkäufer ihre Verträge mit den Bauern und stiegen auf das Grün der Thores um. Die Bauern waren sich sicher, dass etwas nicht mit rechten Dingen vorging: Die Qualität der grünen Wolle war gleich geblieben, der Preis sogar gestiegen. Die Händler, mit denen man darüber sprach, schienen Angst zu haben und schlugen jedes noch so gute Angebot des Bauernbundes aus. Als keiner mit ihm sprach, marschierte der Bauernführer durch die Hallen des Eisenthrons und suchte Vicky Vicktory, private Ermittlerin.

Am morgen darauf begann sie mit ihren Ermittlungen. Die Bezahlung war gut, es klang nicht unbedingt nach einem Haufen Arbeit.

Schon die Befragungen der Verkäufer ergaben nichts. Das Thema der Bauernbundwolle schien für sie tabu. Egal nach welcher Masche sie es versuchte, niemand sagte ihr, warum er auf die grüne, viel teurere Wolle der Thores umgestiegen war.

Gespräche mit den wenigen Abnehmern des Grau erbrachten zwiespältige Ergebnisse. Einige waren treue Unterstützer, die lieber sterben würden, als dem Bauernbund abzuschwören – eine Behauptung, die Vicky zugegeben für gewagt hielt. Die anderen jedoch schienen auf das Thema fast genauso schlecht zu sprechen zu sein wie diejenigen, die ihre Verträge gekündigt hatten. Einige von ihnen schienen von der Tatsache, dass sie bis jetzt noch nicht gewechselt hatten, sogar peinlich berührt.

Vicky biss auf Granit. Sie hatte keine Ahnung, was die Meinung der Händler geändert hatte. Oder überhaupt, was die Meinung der Händler war. Dass es keine gute war, dessen war sie sich relativ sicher, aber das als Ergebnis ihrer Bemühungen abzutun war ihr zu wenig. Sie wollte das Gesicht des versammelten Bauernbundes nicht sehen, nachdem sie ihm mitgeteilt hatte: „Die Händler handeln eure Wolle nicht, weil sie die nicht mögen.“ Also arbeitete sie eben weiter.

Vorgestern hatte sie ihre Jungs zusammengetrommelt. Straßenjungen zwischen zehn und vierzehn, alle aufgeweckt, alle hilfsbereit, alle obdachlos. Sie hatte sie bei einem Essen gebeten, die Läden der bundestreuen Wollhändler für sie zu überwachen. Es waren einfach zu viele, als dass sie das alleine machen konnte. Natürlich bezahlte sie die Jungs ordentlich dafür.

Sie wussten, worauf sie zu achten hatten. Ausgeprägter Straßenverstand erlaubte ihnen, zu erkennen, wenn Dinge von der Norm abwichen. Deswegen tat Vicky es nicht als Zufall ab, dass alle Jungs ihr nach beiden Nächten von der dunkelroten Kutsche erzählten. Sie kam nachts, blieb einige Zeit vor den Läden stehen und fuhr dann weiter. Niemand stieg aus.

Der Mond stand schon am Himmel, als Vicky die Schublade in ihrem Schreibtisch öffnete, in welcher sie ihre Schätze aufbewahrte. Sie zog die Armbrust hervor und befestigte sie an ihrem Armgelenk, während sie ihre Habseligkeiten musterte. Dabei waren viele Gabe von Kunden, aber auch Geschenke, die ihr Verehrer damals in Sigil und auch hier in Baldurs Tor gemacht hatten. Einige waren sogar magisch. Ein verzierter Dolch, ein leerer Bilderrahmen und ein Rubin, der wie heute nur leuchtete, wenn der Verehrer in der Stadt war, fanden kurz ihre Aufmerksamkeit.

Seufzend verschloss sie die Schublade und verabschiedete sich von Mono, der müde knatterte. Als sie ihren Kontor und das pompöse Gebäude des Eisenthrons verlassen hatte, machte sie sich auf den Weg in Richtung „Merwes Wolle in alen Größen – Bauernfreund seid über hundert Jahren“, einem Händler in einem einfacheren Viertel, in dem man es mit der Rechtschreibung nicht so genau nahm. Sie hoffte, die Kutsche hier anzutreffen.

Für das unbedarfte Auge war die Straße menschenleer. Vicky entgegen erkannte in den Schatten nicht weniger als neun Obdachlose, die sich vor den kalten Winden des Spätherbstes mit Flickendecken zu schützen versuchten. Sie beachteten sie nicht.

An die Wand gelehnt und mit einer Zigarette im Mund wartete Vicky auf die Kutsche. Stunden vergingen, in denen nichts geschah. Mitternacht war verstrichen, sie hörte leises, vielnäsiges Schnarchen um sich herum. Wahrscheinlich war außer ihr keiner in der Straße wach.

Sie atmete tief durch und massierte ihre Schultern. Die Wahrheit konnte mit der verbreiteten, romantischen Vorstellung einer nächtlichen Überwachung nicht mithalten. Vielleicht kam ja keine Kutsche. Zwei Tage in Folge waren noch kein Muster. Wahrscheinlich war die Nacht verschwendet. Trotzdem würde sie bis zum Sonnenaufgang bleiben.

Dann hörte sie endlich Hufe und das Poltern von Rädern. Ihr Herzschlag erhöhte sich, ihre Hände wurden feucht, sie lächelte. Arbeit! Die dunkle Kutsche hielt vor dem Haus. Niemand stieg aus. Jetzt musste sie aufpassen. Ein Blick auf den zusammengesunkenen Kutscher, und los. Sie huschte über die Straße und rollte sich unter die Kutsche. Mit festem Griff um eine Achse, die Füße unter der anderen verankert wartete sie. Sie lauschte. Niemand sprach. Kurz hörte sie ein „Ah.“ und jemand klopfte auf Holz. Die Kutsche setzte sich wieder in Bewegung.

Vicky hasste diese Art zu Reisen. Es war laut, sie fror im Fahrtwind und jedes mal, wenn eine Pfütze im Weg war, bekam sie eine feuchte Ladung ab. Das Rappeln der Pflastersteine setzte sich in ihren Armen fort, den Griff zu halten wurde immer schwieriger. Kopfschmerzen setzten ein, als ihr Körper von selbst auf ihre dämonische Stärke zurückgriff.

Ihr Glück war es, dass „Merwes Wolle in alen Größen“ wohl die letzte Station der Kutsche auf ihrer nächtlichen Reise gewesen war. Die Kutsche blieb stehen.und sie hörte, wie jemand aus der Kutsche ausstieg. Ein paar Schuhe sprangen heraus. Sie presste sich enger an den Kutschenboden. Sie hörte das Knarren eines alten Tors, die Kutsche fuhr weiter. Unter dem Rand hinweg sah Vicky einige Kisten, sie war in einem Lagerhaus.

Als die Kutsche wieder hielt, löste Vicky ihren Griff und verschwand zwischen den Kisten. Auf der anderen Seite der Kutsche stiegen mindestens vier Männer aus, der Kutscher sprang vom Bock. Sie konnte niemanden sehen, aber sie hörte das Klingen von Ketten. Es war keine Rüstung, es klang eher nach Fesseln. Ja, unter der Kutsche hinweg sah sie, dass einer der Männer Fußfesseln trug. Niemand sprach.

Dann hörte sie einen Zauberspruch. Instinktiv umklammerte sie ihre Armbrust. Sie verstand nicht viel von Magie, aber dieser Zauber kling nach einer Illusion. Sie hatte recht. Als die Worte der Macht gesprochen waren, verblasste das Fußpaar mit den Ketten, bis es ganz verschwand. „Du kennst die Regeln, keine Mätzchen! Das gilt auch für dich.“ Eine grobe Kriegerstimme. Vicky konnte nur raten, mit wem sie sprach. Die Fußpaare setzten sich in Bewegung. Das Tor wurde wieder geöffnet, sie konnte einige kräftige Rücken sehen, jedoch keine Gesichter.

Als das Tor geschlossen war, kam sie aus ihrem Versteck. Sie hörte niemanden, das kleine Lagerhaus war leer. Die Dunkelheit war kein Hindernis für ihre Dämonenaugen. Rasch blickte sie in einige Kisten. Nachdem sie in der ersten grüne Wollspulen gefunden hatte, schien die Sache klar. In den anderen fand sie Getreide, Pfeile und Kupferschmuck. Die Sache wurde wieder verschwommen. Das Lagerhaus konnte jedem Händler gehören, es musste nicht im Eigentum der Thores stehen. Sie brauchte Papierkram.

Der Mechanismus des Bürokämmerchens war kein Gegner für ihren Dietrich. Die kleinen Aktenschränke waren leer, aber der Tisch war übersät mit Papieren. Die meisten waren alt und enthielten nur Bestandsaufnahmen. Dazwischen fand sie aber ein sehr interessantes, neues Dokument: Es war ein Dienstvertrag zwischen dem Händlerhaus Gattes und den „Geisterraben“. Ein Anhaltspunkt! Sie wusste, dass es das Händlerhaus Gattes im Grunde nicht gab, es war eine Fassade, hinter der sich die Thores versteckten. Wer die Geisterraben waren, das wusste sie nicht, aber es klang nach einem theatralischen Namen für eine Söldnertruppe. Wahrscheinlich waren die Männer in der Kutsche die Geisterraben. Was war aber ihre Aufgabe? Der einzige Anhaltspunkt war die Bezeichnung „Projekt: Dunkle Träume“. Wunderbar aufschlussreich...

Vicky durchsuchte die Schubladen des Tisches, nur die unterste war verschlossen. Sie durchsuchte das Schloss und schob den Dietrich herein.

Hitze stieg auf, Vicky stieß sich vom Tisch ab. Er stand in Flammen! Verdammt, damit hätte sie rechnen müssen! Eine magische Falle. In wenigen Augenblicken brannte das ganze Kämmerchen. Zusammen mit allen Dokumenten. Mist!

Nur raus hier. Das Tor war verschlossen. Sie sah sich um. Kein anderer Ausgang. Das Feuer breitete sich hinter ihr aus. Die Fenster! Die kletterte die Kisten hoch, hinter ihr entflammte die Kutsche. Oben angekommen sah sie: Die Fester waren vergittert! Ruhig bleiben. Das Feuer erfasste die Kisten. Ruhig bleiben! Nicht in Panik geraten!

Auf der anderen Seite der Halle. Ein offenes Fenster! Sie hatte nur die eine Möglichkeit. Sie warf ihren Mantel vor sich, erstickte einige Flammen. Konzentration! Sie nahm einen Schritt Anlauf. Sprung. Flügel schossen aus ihrem Rücken. Kopfschmerzen! Unter ihr nur Feuer. Die rettende Öffnung kam näher. Freiheit.

Sie schoss aus den Rauchschwaden und landete auf der Straße. Die Flügel verschwanden wieder. Ihre Hände auf die Knie gestemmt beugte sie sich nach vorne und atmete mehrfach tief ein. So hatte sie sich diese Nacht nicht vorgestellt. Mit dem Ärmel wischte sie sich den Ruß aus dem Gesicht und drehte sich zum Feuer um. Dort brannten alle möglichen Beweise. Die Kutsche, der Dienstvertrag, vielleicht etliche Aufträge, die in der verschlossenen Schublade gelegen hatten. Alles weg.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~.~

„Eine meiner gewagten Investitionen hat eine erheblichen Rückschlag erlitten. Es ist sowohl Diskretion als auch Schnelligkeit gefragt, meine Stellung am Markt ist gefährdet.“ Thyram Thores flüsterte beinah. Er hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und musterte seinen Gesprächspartner. Zwar wusste er, dass dieser nicht so einfach zu lesen war wie seine Angestellten, aber er wirkte unausgeschlafen und ausgelaugt. Ein Zustand, in dem selbst dem Besten ein Fehler unterlaufen konnte.

„Von was für einer Investition sprechen wir?“, fragte der Problemlöser, der ebenfalls entspannt da saß. Er klang fast gelangweilt.

„Eine kleine, aber umso bedeutendere Investition, die sich in einer rechtlichen Grauzone. Sie ist allerdings von großer Bedeutung. Sollten eure Bemühungen keinen Erfolg haben, müsste ich zu drastische Maßnahmen greifen. Mein Unternehmen muss um jeden Preis geschützt werden.“ Thyram erkannte, wie Aramand bei diesem Satz genervt mit den Augen rollte. Wie jemand, der das schon zu oft gehört hatte. „Es ist besser, wenn Ihr nicht mehr wisst.“

„Das entscheide ich“, stellte der nur fest. Thyram erlaubte sich ein Lächeln, er mochte den jungen Mann. Er verschwendete keine Worte für überflüssiges, versteckte seine Unsicherheit nicht hinter großen Reden. Er war jemand, der den Ton angab. Thyram respektierte das.

„Nun gut“, begann er daher. „Ich habe einige Männer angeheuert, die meinen Ruf bei den Abnehmern steigen sollen. Sie benutzen eine interessante, innovative Methode. Effizient, völlig gewaltlos und nicht zurück verfolgbar.“

„Das genügt mir nicht.“

Nun war er doch ein wenig verärgert. Bezahlte er diesen Mann nicht auch für Diskretion? „Diese Männer haben besondere Expertise im Umgang mit Geistern. Ich gedachte, dies für meine Arbeit zu nutzen.“ Aramand nickte, wieder mit diesem leichten Ausdruck der Genervtheit. „In ihr Lager wurde eingebrochen, es wurde völlig zerstört.“

Aramand verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr wollt, dass euer kleines Projekt geheim bleibt. Das ist kein Problem. Was konntet ihr bereits über die Einbrecher herausfinden?“

Thyram zog eine magisch versiegelte Pergamentrolle aus seinem Schreibtisch und gab sie Aramand. „Das ist alles, was meine Ermittler in Erfahrung bringen konnten. Wie erwartet, widerspricht sich vieles.“ Er lächelte wieder. „Selbst eine Frau mit Flügeln soll gesichtet worden sein.“

Die Reaktion des Problemlösers überraschte Thyram. Er packte die Schriftrolle und riss sie ihm fast aus der Hand, sein Gesicht ließ für einen kurzen Augenblick ein Gefühl hervor, dass Thyram nicht genau zuordnen konnte. Interessant.

Wie erwartet überging Aramand dies geschickt, indem er aufstand. „Ich bringe euch die Informationen.“

Nur die Informationen. So so.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~.~

Nach einer Wocher ermüdender Recherche hatte Vicky noch immer nichts über die Geisterraben herausgefunden und ihr Informant beim Händlerhaus Gattes hatte auch nichts hervorgebracht. Sie schloss daraus, dass sie Informationen unmittelbar aus dem Anwesen der Thores bekommen musste. Nur konnte sie trotz aller Bemühungen keinen Angestellten finden, der bereit war, Geheimnisse zu verraten. Auch wollte sie nach dem Brand nicht zu auffällig als Schnüfflerin in Erscheinung treten. Sie brauchte jemanden, der für sie irgendeine Verbindung zu den Thores aufbauen konnte.

Vicky kannte da jemanden.

Es war die Nacht nach dem Brand, als Vicky vor dem „Prächtigen Prahlhans“ stand, dem teuersten Gasthaus der Stadt. Hier lebte ihr Kontakt im obersten Stockwerk. Als sie jedoch versuchte, nach oben gelassen zu werden, wies ein Diener sie darauf hin, dass zu dieser Zeit die Gäste nicht gestört werden wollten. Es war auch für sie kein einfaches Durchkommen.

Der Sprung auf den obersten Balkon ging beinah schief. Eine unsichtbare Barriere, ein Abwehrzauber hielt sie ab, fast wäre sie gestürzt. Dann drang sie jedoch hindurch und ließ sich auf dem Balkon nieder. Sie lehnte sich ans Geländer und rieb sich die Schläfe. Böse, böse Kopfschmerzen. Sie wand sich zur Tür und erschrak. Da stand er schon.

Es war nicht so sehr Aramands plötzliches Erscheinen, als sein Aussehen, da sie so erschreckte. Der einst so schöne Mann hatte tiefe, dunkle Ränder unter den Augen und war bleich wie Papier. Seine Haare lehnten sich gegen ihn auf. Er sah aus, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. Seine Pupillen waren geweitet. Kurz hatte Vicky das Bedürfnis, den Hexer in den Arm zu nehmen, kämpfte den Drang aber nieder.

„Was willst du hier?“, fragte er unvermittelt. Er wirkte gar nicht überrascht. Stattdessen strahlte er geradezu eine Aura der Ablehnung aus, als wäre sie ein Goblin oder ein leerer Geldbeutel. „Wenn es die Wärme eines Bettes ist, dann bist du hier falsch. Meines ist belegt. Und diese hat nicht gebissen, als wir zum Ende kamen.“ Das erklärte die Frisur. Er setzte sich auf die Liege, die auf dem Balkon stand und sah sie nicht weiter an.

Vicky schluckte. Sie hatte gewusst, dass es kein frohes Wiedersehen würde, dafür war zu viel passiert. Aber der Aramand, den sie kannte, der hatte hinter seiner Fassade immer noch eine tiefe Herzlichkeit ihr gegenüber gehabt. „Was ist mit dir passiert?“, fragte sie plötzlich. Sie war überrascht von der eigenen Frage.

„Kürzlich habe ich eine Untersuchung wegen Mordes unten in Atkatla hinter mich gebracht“, antwortete Aramand fast beiläufig und verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Vicky ging an der Liege vorbei und stellte sich im gegenüber. Seine Augen waren weit geöffnet, sahen jedoch an ihr vorbei. „Wenn du aber alles wissen willst, was passiert ist, seitdem du weggegangen bist. Nun, dafür bräuchte ich länger. Und darauf habe ich keine Lust. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet: Was willst du hier?“

„Ich bin nicht gegangen“, widersprach Vicky laut und stellte sich in Aramands Blick. Kurz trafen sich ihre Augen, dann wandte er sich ab.

„Was macht das für einen Unterschied?“, erwiderte er und zuckte die Schultern. „Am Ende warst du weg. Ich war an so etwas gewöhnt. Nur von dir hätte ich es nicht erwartet.“ Vicky wollte widersprechen, er kam ihr zuvor. „Aber wenn du wirklich einen Bericht über mein freudvolles Leben haben willst: Seitdem du gegangen bist, habe ich mit Dieben, Vergewaltigern und Mördern ein Vermögen verdient, von der Ausbeutung der Armen profitiert und mehr Männer um ihre Frauen und Töchter betrogen, als selbst ich zählen kann. Dabei habe ich alle meine alten Ideale verraten.“ Er rieb sich die Augen und sah überlegend zum Sternenhimmel. „Ja, ich glaube das war mein ganzes, herrliches Leben.“ Er setzte sich wieder gerade hin. „Was willst du hier, Vicky?“

Angewidert sah Vicky auf den Mann herab, der dort lag und sich in seinem Selbstmitleid suhlte. Dies war nicht der Mann, den sie einst geliebt hatte. „Ich kannte einen Mann, der brillant und liebevoll war. Vielleicht verdiente er sein Geld mit krummen Dingern, aber das“, sie deutete abfällig auf ihn, „war er niemals.“

Aramand seufzte gelangweilt. „Wenn du meine Hilfe willst, solltest du deine Strategie ändern, Schätzchen. Das ist nicht der beste Weg, mein Wohlwollen zu erlangen.“ Er stand wieder auf und ging ins Zimmer. Kurz wollte Vicky ihm nachstürmen, ihn anschreien, besann sich dann aber, warum sie gekommen war. Sie kramte in ihrer Tasche.

Er kam wieder auf den Balkon, in seiner Hand eine Phiole, gefüllt mit einer tintenfarbenen Flüssigkeit. „Auf deine Gesundheit“, prostete er ihr zu und trank alles in einem Zug aus. Kurz ging einer kaum merklicher Schock durch seinen Körper.

„Ein Träumertrank?“, fragte Vicky überrascht. „Seit wann nimmst du den?“ Der Träumertrank war ein starkes Mittel gegen den Schlaf. Der Name kam daher, dass er meist von Träumern genommen wurde, die ihren nächtlichen Heimsuchungen entkommen wollten. Überraschender als das war jedoch fand Vicky aber die Feststellung, dass sie sich noch immer um ihn sorgte.

„Lang genug“, erwiderte Aramand nur, ließ die Phiole auf die Liege fallen und lehnte sich gegen die Brüstung. Wieder sah er sie nicht an.

Was war mit ihm passiert? Wer war dieser Mann? Wann hatte er sich selbst verloren? Vicky wollte ihn daran erinnern, wer früher gewesen war. Sie zog den hell leuchtenden Rubin aus ihrer Tasche. „Erinnerst du dich hieran?“, fragte sie.

Aramand sah über seine Schulter hinweg den Juwel lange an. Für den Hauch eines Augenblicks glaubte Vicky Sehnsucht in seinen Augen zu sehen. Dann aber lachte er hämisch auf und wand sich wieder ab. „Kaum zu glauben, dass ich einmal so jung war.“ Es klang sehr überzeugend, aber Vicky fühlte, dass er das anders meinte. Und sie bekam Recht, denn er seufzte und sagte: „Sag mir, was du willst. Vielleicht kann ich dir helfen.“

Und Vicky erzählte von ihrem Auftrag, ihren Erkenntnissen, dem Feuer und der Notwendigkeit, Informationen aus dem Anwesen der Thores zu holen. Die ganze Zeit über sah Aramand mit ausdrucksloser Miene in die Ferne. Als sie fertig war, schwieg er lange. Sie sah ihn erwartungsvoll an.

„Die Thores sind eine der mächtigsten Institutionen auf Faerûn, ganz zu schweigen davon, dass ich in Tiefwasser und Niewinter bereits für sie gearbeitet habe. Und du willst, dass ich dir helfe, geheimste Informationen aus ihrem Anwesen zu beschaffen, ein mögliches Verbrechen aufzudecken und damit ihrer Konkurrenz zu helfen. Einer Konkurrenz, die wahrscheinlich nicht mal in der Lage wäre, mich dafür zu bezahlen?“ Er seufzte. „Nenne mir einen guten Grund?“

Bereits jetzt war sich Vicky sicher, dass Aramand ihr helfen würde. Aber eine Sache war da noch. „Ich habe auf dieser Ebene niemanden getroffen, der es mit deiner Zauberkraft aufnehmen kann“, begann sie daher. „Und dennoch war es mir ein Leichtes, durch deinen Schutzzauber zu kommen. Das passiert dir nicht unbeabsichtigt.“ Sie legte den roten Rubin auf das Geländer. „Ich bin in meinem Kontor.“ Sie hüpfte über das Geländer, hielt sich aber noch einen Augenblick fest. „Irgendwann tun wir alle Dinge, die uns verfolgen. Aber es werden auch wieder hellere Tage einbrechen.“ Ihr Sprung nach unten war deutlich einfacher.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~.~

Vicky schlief zur Hälfte auf dem Tisch liegend in ihrem Kontor. Die Sonne war schon lange aufgegangen. Nach ihrem Besuch bei Aramand hatte sie noch lange weitergearbeitet, bis schließlich ihre Augen zugefallen waren. Mono stand zwischen den verschiedensten Papieren auf ihrem Tisch und wachte über sie. Er hüpfte hoch in die Luft, als fünf kräftige Schläge die Tür erschütterten. Sie sprang jäh auf, die Hand an ihrer Armbrust. Wieder klopfte es. Sie fuhr sich müde durchs Haar und öffnete die Tür. Dort stand Aramand.

„Mach dich fertig, wir gehen“, befahl er ihr und schob sich durch die halb geöffnete Tür. „Ich habe jemanden gefunden, der uns helfen kann. Er trifft uns gegen Mittag am Hafen. Ein gefährlicher Mann, er hat schon für die Thores gearbeitet. Er wird uns helfen können.“ Aramand roch nach Salzwasser und Fisch, er war schon am Hafen gewesen.

Vicky eilte zum Tisch. „Ein gefährlicher Mann sagst du? Woher kennst du ihn?“, wollte sie wissen.

„Ich und er haben in Tiefwasser zusammengearbeitet“, erklärte Aramand rasch. „Er ist clever, aber paranoid. Die wirst du nicht brauchen.“ Vicky wollte gerade ihre Armbrust befestigen.

„Du sagtest, er wäre gefährlich.“

„Siehst du mich ein Schwert tragen? Wenn er bemerkt, dass wir bewaffnet sind, dann hilft er uns nie.“ Sie warf ihm einen zweifelnden Blick zu. „Vertrau mir, ich werde schon auf dich aufpassen. Nimm das da mit.“ Er deutete auf Mono. Was sollte das denn jetzt? Sie nahm Mono nie auf Außeneinsätze mit. Irgendwas war faul.

„Da ist doch irgendwas faul“, warf sie Aramand daher vor. „Erst sagst du, er sei gefährlich. Dann sagst du, ich brauche keine Waffe. Dann soll ich Mono mitbringen? Soll ich vielleicht noch meine Flügel ausbreiten, damit wir beide zum Hafen fliegen können?“ Dennoch warf sie sich eine dicke Weste und ihren Hut über und versteckte Mono gemütlich in einer Brusttasche.

„Alles wird sich erklären, wenn wir ihn treffen“, behauptete Aramand daher. So gehetzt hatte sie ihn noch nie gesehen. Es war mehr als bloße Eile, er verheimlichte etwas. Jedes mal, wenn sie woanders hinsah, spürte sie ihren Blick auf sich ruhen. Als wollte er sich vergewissern, dass sie noch da war. Es konnte nichts bedrohliches sein, sie wusste, dass er ihr nie etwas antun würde.

„Wir können gehen.“

Als sie eine halbe Stunde später am Hafen eintrafen, herrsche bereits reger Betrieb. Jetzt, wo der Winter nahte, brachten die Reedereien ihre letzten Fahrten hinter sich, ehe die Reise auf dem Meer zu gefährlich würde. Sie folgte Aramand, der durch die Menge hetzte, nach etwas Ausschau hielt. Da sie glaubte, jeden mit Einfluss im Hafenviertel zu kennen, dachte sie, dass Aramand nach einem Schiff suchte. Er fand es und rannte hinüber zu einem Dreimaster.

Der Steg, an dem das Boot lag, war erstaunlich leer. Die Kisten waren schon verladen, die Mannschaft schon an Bord. Es war bereit zur Abfahrt. Nur ein paar kräftige, bewaffnete Kerle standen an der Zugangsbrücke. Sie erkannten die beiden und kamen langsam auf sie zu.

„Vicky?“ Etwas in seiner Stimme gefiel ihr gar nicht.

„Was ist?“

„Als du sagtest, es werden hellere Tage anbrechen, hast du das so gemeint?“ Sie sah zu ihm, zum ersten Mal sah er nicht weg. Etwas neues fand sie in seinen Augen. Traurigkeit. „Kann man sich für das Leben, das man geführt hat, vergeben? Egal, wie schlimm es war?“

„Wieso fragst du mich das?“ Hier und jetzt? Sie sah sich um. Die Männer sahen nur sie an. Sie warf einen Blick über die Schulter. Zwei weitere hatten sich aus der Menge gelöst und kamen von hinten. Sie trugen Holzschläger. Das war eine Falle. „Aber -“, sie brach ab und sah Aramand entsetzt an. Er hatte keine Angst, er war nicht einmal überrascht. Da war nur diese tiefe Traurigkeit. „Warum hast du das getan?“, keuchte sie, als die Männer immer näher kamen. Der Mann, den sie geliebt hatte, sah sie an. Er hatte sie verraten.

„Du wirst es verstehen.“

Kräftige Griffen umschlangen ihre Arme, sie kämpfte, als man sie zum Schiff zerrte. „Ich werde dich umbringen“, schrie sie mit aller Kraft. „Ich werde dich umbringen! Es gibt keine Vergebung für dich.“ Aber als sie ihre Macht entfesseln wollte, traf sie ein Zauber. Und sie fiel in tiefen Schlaf.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~.~

Sie wachte wieder auf, weil Mono auf ihrer Brust herumhüpfte. „Was zum...?“ Das erste, was sie bemerkte, war, dass der Boden sich bewegte. Dann war der Geruch von Holz, nassem Holz und Salzwasser. Sie war auf einem Schiff. Als sie sich umsah, erkannte sie, dass die auf dem Boden einer Zelle im Rumpf eines Schiffes lag. Ihre Arme waren am Boden festgekettet. Sie zog kräftig an ihren Ketten, aber nichts geschah. „Alles klar?“, fragte sie ihren kleinen Begleiter. Dieser legte den Kopf quer und knatterte unglücklich. „Keine Sorge, wir kommen hier schon raus.“

„War ihnen ein Gast nicht mehr genug?“, hörte sie eine Stimme sagen. Rasch sah sie sich um. Dort, eine Zelle weiter, saß ein Mann im Schatten. „Oder haben sie dich auch schon länger benutzt?“ Die Stimme des Mannes war dunkel. Er sprach wie jemand, dem alles egal war. „Nein. Ihr seid zu lebhaft. Seid nicht gewohnt, gefangen zu sein.“ Er seufzte. „Das geht schneller als man glaubt.“

„Ich hab schon oft tief drin gesteckt. Das hier ist auch nur ein kurzer Rückschlag.“ Vicky gab sich trotzig, aber war in Wirklichkeit überhaupt nicht so zuversichtlich. Sie spürte, dass sie irgendetwas ihre Fähigkeiten blockierte. Diese verräterische Schlange musste sie vor ihr gewarnt haben. Beim Gedanken an Aramand verkrampften sich ihre Eingeweide vor Wut, sie schrie beinah.

„Drauger, warum hilfst du dieser lieben Dame nicht etwas? Sie scheint es eilig haben, von diesem Boot runterzukommen.“

„Mit wem -?“, begann Vicky, aber die Worte blieben ihr im Mund stecken. Mono sprang auf und kullerte von ihr runter. Über ihr stand eine Gestalt. Sie war fast durchsichtig, leuchtete schwach. Man erkannte fast nichts, nur dass sie wohl männlich war. Ein Geist! Die Gestalt beugte sich zu ihr runter, da lösten sich auch schon ihre Fesseln. Vicky griff nach Mono und rutschte dann auf ihrem Hosenboden von der Gestalt weg. Dann kam sie sich albern vor.

„Das ist Drauger“, erklärte der Mann aus dem Schatten heraus. „Er ist der Grund, weshalb ich hier bin. Danke, Drauger.“ Der Geist machte eine höchst schwungvolle Verbeugung vor Vicky, sprach aber nicht. „Er ist nicht der redseligste. Nicht mit anderen jedenfalls, ich krieg' keine Ruhe vor ihm.“

Sie sah Drauger misstrauisch an, stand dann aber auf und sah sich die Gestalt genauer an. Er schien damit kein Problem haben. „Du bist ein Geist, oder?“, fragte sie dann. Die instinktive Furcht war der Neugier gewichen.

Drauger zuckte mit den Schultern. „Ach was, tu nicht so“, fauchte der Mann. „Du weißt genau, dass du ein Geist bist. Nein, ich sag ihr nicht, dass sie komisch aussieht. Sie hat keine Flügel, was soll das?“ Vicky errötete, doch der Mann konnte das nicht sehen. „Oh, sicher? Das passt ja, warum sollten die auch eine einfache Frau einsperren. Bist'n Dämon, oder?“

„Ja.“ Sie sah keinen Sinn darin, zu lügen. Sie war mit diesem Mann eingesperrt. Wahrscheinlich war er die einzige Hilfe, um zu fliehen. Auch wenn er nicht besonders enthusiastisch wirkte. „Sag mal, warum hat man euch eigentlich eingesperrt.“

„Weil Drauger ein Idiot ist, deshalb“, antwortete er. „Musste sich unbedingt in einer Kneipe in Beregost enttarnen, als wir auf dem Weg nach Atkatla waren. Nein, sich vorzustellen war keine gute Idee, du Trottel! Mir ist völlig egal...“ Vicky sah Mono mit fragendem Blick an, der ratterte zurück. „Auf jeden Fall hat man uns dann gefasst. So ein Haufen Söldner haben mich gepackt, einer hat Drauger verzaubert. Sie haben – ja verdammt, ich bin gerade dabei.“ Drauger gestikulierte in Richtung Schatten. „Auf jeden Fall haben sie uns mitgenommen. Deren Zauberer ist so eine Art Nekromant. Hat mich und den Idioten hier verzaubert. Sobald er sich mehr als dreißig Fuß von mir entfernt, geh ich drauf und er wird gebannt. Ist Mist.“

„Und was sollte das?“, fragte Vicky. Sie hatte begonnen, die Zellengitter nach Schwachstellen abzusuchen. Aber sie fand nichts, was sie ohne dämonische Kraft durchdringen konnte.

„Jetzt haben sie uns beide in der Mangel“, sagte der Mann und Drauger nickte eifrig. „Sie wollen, dass Drauger für sie arbeitet. Kann auskundschaften, kann stehlen und so. Macht er nicht gern, aber wir wollen auch nicht draufgehen.“ Er räusperte sich. „Also, ich nicht. Was immer mit ihm passiert.“

„Und was habt ihr mit den Thores zu tun?“

„Keine Ahnung, wer das ist“, sagte er und Drauger zuckte mit den Schultern. „Ich hör nur Geisterraben hier, Geisterraben da. Er hat auch keine Ahnung.“ Der Geist schüttelte den Kopf. „Wer sind die Thores?“

„Wollhändler“, antwortete Vicky. „Ich wurde bezahlt um herauszufinden, warum so viele Kunden plötzlich bei ihnen kaufen, nicht mehr beim Bauernbund.“

„Ah, das macht – ja, verdammt, ich seh' selbst, dass das Sinn macht“, rief der Mann. „Das war nämlich unser Auftrag. Er hier sollte ein guter Geist sein und spuken. Mensch, das war ein Scherz, ich weiß, du machst das ungern.“ Drauger hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sich trotzig von der anderen Zelle abgewandt. „Was soll's. Sie haben uns halt, also machen wir, was sie sagen. Er hat bei den Händlern gespukt, bis sie ihre Wolle gewechselt haben.“

Vicky klappte der Kiefer runter. „Ihr solltet spuken, damit die Händler wechseln? Das ist ja nur lächerlich.“

„Das haben die Ladenbesitzer anders gesehen“, sagte der Mann, Drauger ließ traurig seinen Kopf hängen. „Ja, es tut dir Leid. Tut's dir auch Leid, dass wir deinetwegen hier feststecken?“ Er seufzte laut. „Gewöhn' dich dran, du bist ein Geist. Spuken ist deine Aufgabe, du Anfänger.“

Aber Vicky hörte kaum zu. Jetzt machte das alles Sinn. Niemand würde zugeben, dass er wegen Geistern andere Wolle kaufen würde. Das wäre zu lächerlich. Auch hinterließ der Geist keine Spuren. Es war brillant. Wahrscheinlich war es sogar Aramands Idee gewesen.

Aramand, dieser schleimige Dreckskerl. Warum hatte sie es nicht kommen sehen? War alles, was er ihr gezeigt hat, Fassade? Ja. Er hatte ihr nur vorgespielt, schwach zu sein. Er hatte ihr nur vorgespielt, dass sie ihn überzeugt hatte. Alles war Teil seines heimtückischen Plans gewesen. Sie musste ihn dafür brennen lassen!

Ein Knall riss sie aus den Gedanken. Sie hörte Schreie auf Deck. „Piraten!“ Das würde nicht gut enden.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~.~

Thyram wirkte auf Aramand müde und getrieben. Ein allzu bekannter Anblick. „Nein, Euch mache ich natürlich keine Vorwürfe“, hatte er gesagt, als Aramand das Arbeitszimmer des Mannes betreten und seine Bezahlung gefordert hatte. Ein Piratenangriff auf ein bewaffnetes Söldnerschiff war schließlich weit, weit außerhalb seines Einflussbereichs. Er widerstand dem Wunsch, zu schmunzeln.

„Natürlich gibt es Dinge, auf die Ihr keinen Einfluss habt“, sagte er und versuchte, mitfühlend auszusehen. Er wusste, dass es ihm nicht gelang. „Eine höchst unglückliche Verkettung von Umständen. Was denkt ihr, haben die Gefangenen mit den Piraten ausgehandelt? Selten sieht man solche Schiffe in Baldurs Tor anlegen.“

„Ich weiß es nicht“, sagte der Thores ermattet und warf dabei die Arme in die Luft. „Ich weiß nur, dass... Ich weiß es wirklich nicht.“

Als vor einigen Tagen die „Wellenhäscher“ von Kapitän Rowspar im Hafen von Baldurs Tor angelegt und Vicky zusammen mit einem Mann namens Cathwulf von Bord gegangen war, hatte sie damit eine Reihe von Ereignissen in Bewegung gesetzt, welche den Wollmarkt der Stadt für Jahrzehnte verändern sollte. Einige erstaunliche Neuigkeiten waren ans Licht gekommen. Es kam soweit, dass ein wütender Mob vor den Toren des Anwesens auftauchte,mit einem Strick winkte und den Herren der Thores forderte. Sie trugen alle graue Wolle.

Aramand zuckte die Schultern und stand auf. „Ich denke, ich gehe nun. Ich vermute, meine Bezahlung wurde bereits verladen?“ Thores nickte und betrachtete dabei nur seine Hände. „Ausgezeichnet. Ich verabschiede mich.“

Er ließ das Anwesen der Thores hinter sich und ging herunter zum Hafen. Er schuldete Kapitän Rowspar noch etwas zu trinken. Die Sonne stand hoch am wolkenlosen Himmel, es war sehr kalt. Aramand atmete tief ein. Er musste sich außerdem noch bei jemandem entschuldigen. Wie würde sie wohl reagieren? Der Rubin leuchtete in seiner Tasche. Sie würde ihm schon verzeihen. Mit den dunklen Träumen war es vorbei.
 

Enigma

Suchender
Registriert
15.07.2002
Beiträge
2.159
Durin

Ein Zettel wurde unter Vickys Tür durchgeschoben. Sie las:
„Fräulein Vicktory, ich habe einen neuen Auftrag für sie von einem treuen Diener Helms. Die Sache ist eher privater Natur und benötigt entsprechende Diskretion. Für sie bedeutet dies eine entsprechend großzügige Bezahlung.“
Bezahlung klang gut für Vicky. Etwas flüssiges Kapital konnte hilfreich sein, um sich in der Stadt weiter zu etablieren. Sie las also weiter.
„Ihr Auftrag, sollten sie ihn annehmen, ist, eine magische Waffe wiederzufinden. Das Schwert, welches den Namen ‚Wachsamkeit’ trägt, war im Besitz von Helmut Hunschild, Paladin Helms, bis dieser vor 5 Jahren verschwand und für tot erklärt wurde. Doch jetzt wurde die Waffe erneut in Baldurs Tor gesichtet. Hunschilds Ordensbrüder und rechtmäßige Erben von ‚Wachsamkeit’ wollen sie zurück, ohne das die Öffentlichkeit den Eindruck bekommt, dass die Kirche des Wächters, auf ihr eigenes Zeug nicht aufpassen kann.

Feuerschild
Bitte zerstören sie diese Nachricht selbst.“

Vicky lächelte Aufgrund der Tatsache, dass der Ritter offensichtlich ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht vermeiden wollte und ließ Mono den Brief abfackeln. Dann machte sie sich auf, ein paar Informationsquellen auspressen. Was sie erfahren konnte war, dass die Sache besser richtig gut bezahlt war. Das Schwert war heiß – und recht unzugänglich für Normalsterbliche. Auch sie würde ihre Möglichkeiten etwas erweitern müssen, aber glücklicherweise hatte sie noch einen akzeptablen Draht nach Hause.

Nur einen Tag später stand sie neben Bheztrgett, einem mächtigen Glabrezu und väterlichen Freund in einem geräumigen Kellergebäude unter Baldurs Tor. Er war ein fähiger Lehrmeister. „Deine Unfähigkeit liegt dadran, dass du zu früh unter Menschen gegangen bist. Jeder Succubus sollte das können, steht schon hier im Handbuch auf Seite 48, Absatz 2.“ Vicky schlug den Leitfaden der Legion V. zur Seite und konzentrierte sich so, wie Bheztrgett es erklärt hatte. Währenddessen spottete er weiter: „Weißt du, dein Halbbruder Brandon, der Incubus, der springt damit in ein Bauernhaus und die Bäuerin ist noch vorm Ende der Überraschungsrunde geschwängert. Wenn es an die Möglichkeiten des Gestaltenwandels geht, seit ihr natürlich beide völlig unfähig, aber…“ Grade als Vicky das Gefühl hatte, aufgrund des dämlichen Gelabers auszurasten gelang es ihr. Es machte nicht wirklich ein Geräusch, aber wenn sie das Gefühl dabei verbalisieren sollte, dann würde sie es mit einem ‚Plopp’ beschreiben. Bheztrgett redete im selben Tonfall weiter: „Okay, nicht schlecht. Und auch wenn das für deinesgleichen vielleicht nicht wirklich notwendig ist, dann lernen wir jetzt, wie deine Kleidung mit auf die ätherische Ebene wechselt.“

Nach Mitternacht fand Vicky sich auf dem Friedhof ein. Ihr Ziel waren die alten Katakomben, in denen sich der jetzige Besitzer des Schwerts verschanzt haben sollte. Und nicht nur der, sicherlich auch jede Menge anderes Gezeug, wie Untote. Sie fragte sich, warum es in jeder größeren Stadt irgendwelche großräumigen Grabkammern mit Untoten gab. Irgendwann hätten die Städteplaner das doch mitbekommen und von dieser Fehlplanung Abstand nehmen müssen. Vielleicht hatten sie ja gedacht, dass die Untoten sich so oder so auf Friedhöfen herumtreiben würden und dann war es besser, ihnen abgeschlossene Gewölbe zur Verfügung zu stellen, als sie an die Oberfläche kommen zu lassen.

Sie nutzte ihre neue Fähigkeit des Äthertrips und trat durch das versiegelte und verbarrikadierte Steintor. Auf der anderen Seite fand sie eine Eingangshalle und mehrere abzweigende Gänge vor. Sie spürte, wie die materielle Ebene an ihr zog – sie konnte nie länger als etwa eine halbe Minute ätherisch bleiben – und wechselte in einer dunklen Ecke zurück.

Sie hörte entfernte Geräusche und lief einen Gang runter. Nach drei Abzweigungen, es war bereits leise geworden, fand sie die Quelle: Ein Mensch in reich verzierten Roben, der sie über die Spitze eines Langschwerts bedrohte, kaum dass sie die Kammer betreten hatte. Seine Haltung drückte jedoch deutlich aus, dass er kein Krieger war und dass die wahre Gefahr in der leeren Hand lag, die in Erwartung magischer Gesten zitterte.

Vicky wich zurück, unnötigerweise, denn der Blick des Mannes entspannte sich, das Schwert sank und höflich begrüßte er sie: „Ah, ein Mensch, seit gegrüßt Milady. Mein Name ist Aramand. Wenn ich fragen darf: Magierin, Klerikale oder Druidin?“
„Vicky, keins“, antwortete sie kurz. Er murmelte etwas von Bardenzaubern und Teleportation aber hakte nicht weiter nach. Stattdessen erklärte er was er hier unten tat: „Ich versuche, den Mörder Steven Bornell seiner gerechten Strafe zuzuführen.“ Vicky spielte erfreut und antwortete, dass ihre Motive kompatibel seien. Natürlich war sie über Aramand informiert und wusste auch, dass er ihr nur eine Teilwahrheit erzählte.
„Aber bevor ich das letzte Stück dieser Gruft säubere, muss ich dringend mein magisches Arsenal wieder auffüllen, ich bin bereits unter 50% Leistungsfähigkeit“, erklärte Aramand. Jetzt erkannte Vicky auch, das er ein Lager bereits vorbereitet hatte. Wahrscheinlich hatte er bereits zu ruhen versucht und wurde dann überfallen, was zu den Geräuschen führte, die sie hier her geleitet hatten. Er legte sich hin und sie konnte warten, oder alleine weiterziehen. Sie entschied sich zu warten, doch bald überkam sie ihre Neugier. Sie entschied sich, den Magier von dem sie lediglich gehört hatte, dass er adliger Abstammung und recht mächtig sei, näher zu untersuchen

Plötzlich rollte er zur Seite, endete in Kampfhaltung, bereit einen Zauber zu werfen. Ähnlich schnell entspannte er jedoch. „Ach und ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich durch entsprechende Weckzauber geschützt bin. Es wäre schließlich überaus dumm, sich ohne jede Versicherung in einem Dungeon schlafen zu legen. Besonders …oder zumindest ‚auch wenn’ dabei eine völlig unbekannte Abenteurerin über einen wacht.“ Vicky zwang sich ein zutiefst enttäuschtes, verletztes Gesicht ab. Es verfehlte seine Wirkung nicht. „Nein, ich …“, versuchte Aramand die Situation zu retten, „ ich bin durchaus bereit zu glauben, dass … dass du keine diebischen Absichten hattest, dich mir zu nähern, sondern, das vielmehr … äh …“ Vickis Gesichtsausdruck wechselte erneut, diesmal zu ihrem besten Schlafzimmerblick und sie vollendete seinen Satz: „… das an deinem unwiderstehlichen männlichen Charme lag?“ Einen Moment fürchtete sie, dass sie zu direkt war, oder aber dass er denken könnte, sie mache sich über ihn lustig. Sie versuchte unschuldig zu wirken und tatsächlich, nach einem prüfenden Blick sagte er: „Schon gut. Kein Grund zu übertreiben. Aber … also ich schließe aus deinem Mangel an magischer Ausrüstung, dass du noch recht niedriglevelig bist. Und dann ist so eine Gruft mit Ghoulen und Zombies sicher ganz spannend und ich selber kann mich noch erinnern, dass das ganze Adrenalin sehr … erregend sein kann, aber … wir sollten wirklich etwas professioneller sein. Dies ist wirklich nicht der Ort für romantische Anwandlungen.“

Vicky war sich im Klaren darüber, dass sie Glück hatte, einen Mann vor sich zu haben, dessen Ego so gewalltig war, dass er es für realistisch hielt, dass eine zufällig seinen Weg kreuzende Frau spontan Sex mit ihm haben wollte. Was langsam auch stimmte, wie das juckende Gefühl zwischen ihren Beinen ihr mitteilte. Aber das lag wohl eher daran, das sie schon sein … Stunden mindestens … keinen chaotisch perversen Sex mehr gehabt hatte und wenn ein Succubus erstmal so weit war, dann war es ohnehin besser, wenn der erste Kerl nach der Durststrecke … entbehrlicher war. Dieser hier war das nicht.
Also legte sie sich friedlich neben Aramand und meinte noch: „Ja, du hast natürlich recht.“

Aramand schlief ein, aber er wälzte sich umher, offensichtlich von Alpträumen gequält. Nach einer Weile spürte Vicky eine Präsenz, sah jedoch niemanden. Erneut benutze sie ihre neu erlernte Fähigkeit und wechselte auf die ätherische Ebene. Sofort bemerkte sie die graue Gestalt in der Mitte des Raumes. Sie schien überrascht, auch wenn Vicky nicht klar sagen konnte, wie sie Überraschung oder sonst irgendeine Emotion in dem generischen Gesicht zuordnen sollte.
Er musterte sie einen Moment und rief dann erschreckt aus: „Ahhh, DÄMON!“ Ein Schwert manifestierte sich in seiner Hand, Vicky reagierte schnell. „Ah, Untoter“, antwortete sie trocken, während die Armbrust in ihre Hand sprang und ein Bolzen den Geist mittig traf. „Weiche, du … doofes Ding wieder der Natur!“ warf sie ihm entgegen, in bestem Versuch, sich vorzustellen, was ein Paladin oder guter Kleriker in dieser Situation wohl sagen würde. Der Geist jaulte vor Schmerzen, aber ein Blick zum schlafenden Magier zeigte, dass er seine Stimme nicht in die materielle Ebene projizierte. Er schien unschlüssig zwischen Angriff und Flucht, vielleicht wollte er auch etwas sagen, aber Vicky hatte bereits nachgeladen und der Geist tauchte in weisem Selbsterhaltungstrieb durch den Boden ab.
Vielleicht war der Präventivangriff unnötig gewesen, aber Vicky entschied, dass es sicherlich besser war, zehn Mal zu misstrauisch zu sein, als einmal zu wenig misstrauisch.

Ein paar Stunden später wachte Aramand auf, um in seinem Zauberbuch zu blättern. Es schien ihm sichtbar peinlich, dass in Gegenwart einer Frau seine Frisur nicht perfekt saß, tatsächlich sah er elend aus.
Anschließend öffneten sie die nächste Tür und erledigten 2 Zombies. Es ging über 2 kreuzende Gänge, dann eine Treppe hinunter und dann nur noch grade aus, ein halbes Dutzend Angriffe massiv unterlegener Monster wehrten sie ohne große Anstrengung ab.

Schließlich erklärt Aramand: „So, wenn meine Pläne und Hellseherei nicht falsch sind, dann sollten wir bald am Ende angekommen sein. Wer entwirft eigentlich diese dämlichen Architekturen?“ Vicky nickte zustimmend und ließ ihn weiterreden. Er wirkte ausgepowered „Egal, dieses letzte Wesen hatte anscheinend etwas Magie drauf, das war ein Erschöpfungsstrahl, der mich da getroffen hat und deshalb …“ Aramand unterbrach sich mitten im Satz und schüttelte die Erschöpfung bestmöglich ab: „So nicht Herr Geist!“ Er sprach einen Hellsichtzauber und schleuderte direkt ein paar magische Geschosse ins Leere. Sie trafen etwas, dass Vicky nicht sehen konnte. Aramand entspannte sich, offensichtlich hatte der Geist erneut den Rückzug angetreten. Aber etwas anderes beunruhigte sie. Der Mensch drehte sich um und immer noch unter dem Effekt seines Zaubers begutachtete er sie mit neuen Augen: „Hey, was ist das für eine Illusion die da auf dir liegt? Moment …“ Vicky war durchschaut, aber in dem erschöpften Zustand, in dem Aramand war, etliche Zauber bereits verbraucht und nicht auf den Kampf gegen einen Dämon vorbereitet war jetzt vielleicht der beste Zeitpunkt mit der Wahrheit rauszukommen. Sie verwandelte sich in ihre eigentliche Gestallt.

„Verdammt, da wäre ich doch fast einem Succubus in die Fänge geraten“, meinte Aramand. „Willst du dich noch irgendwie rechtfertigen, bevor es zum unausweichlichen Kampf auf Leben und Tot kommt?“
„Ja. Wir Succubi sind doch jetzt auch eine mögliche Spielerrasse mit dem ganzen Spektrum möglicher Gesinnungen. Echt! Ich bin sozusagen ein rechtschaffen guter Rebell. Ich habe die chaotische bösen Wege meines Volkes ebenso wie meine höllische Heimatebene hinter mir gelassen, um mir – wider meiner Rasse Ruf – meinen Platz unter guten Humanoiden zu suchen, an dem ich in Frieden und Freiheit leben kann. Du musst mir glauben.“

Er schien nicht ganz überzeugt zu sein, aber zumindest wollte er Vicky nicht mehr töten: „Nun, du hast mich nicht angegriffen, als deine Chancen wesentlich besser standen als jetzt. Wenn wir also tatsächlich zusammen arbeiten können, warum nicht. Diabolischer als meine momentanen Auftraggeber kannst du ja auch nicht sein.“ Er sackte zusammen und relaxte. „Hehe, diabolisch, wo du doch ein Dämon und kein Teufel bist. Solche Witze bekommt man auch nur mit umnebeltem Geist hin. Hehe.“ Vicky war nie besonders interessiert am Blutkrieg und ignorierte den lahmen Witz. Aramand erklärte noch schnell, dass magische Erschöpfung nicht so lange anhaltend sei wie reale und es in ca. zehn bis fünfzehn Minuten weitergehen könnte. Er sprach noch zwei Zauber (wahrscheinlich Schutzzauber speziell gegen sie) und schloss die Augen.

„Bitte erst zuhören“, erklang eine Stimme in ihrem Kopf. Vicky sah sich um und es war schon wieder dieser penetrante Geist, diesmal in manifestierter Form. Vicky schätze ihre Chancen ab. Sie konnte den Geist nur auf der ätherischen Ebene effektiv bekämpfen, sie würde sich anhören müssen, was er zu sagen hat. „Falls ihr kommt, um den Mensch in der letzten Kammer zu hohlen, bitte lasst mich mit ihm reden und falls ihr ihn töten wollt, bitte lasst mich vorher mit ihm reden.“

Vicky war amüsiert: „Ach wie süß, ein bettelnder Geist. Mal angenommen, deine Vermutungen sind richtig, wieso sollten wir dir helfen?“
„Helft ihr mir, dann helfe ich euch gegen das mächtige böse Ding, das den Menschen zum Schlafen zwingt und auch jetzt grade – genau wie letzte Nacht – in deinem Gefährten steckt.“ Vicky fuhr herum und sah das Aramand erneut eingeschlafen war und schon wieder Alpträume hatte sie lief zu ihm und schüttelte ihn. „Ich mach das!“ bekam sie nur mit, dann sah sie noch wie der Geist mit Anlauf auf Aramand zusteuerte und plötzlich weg war. Es war einen Moment still. „Hm, deine Alpträume sind ja eine richtige Touristenattraktion. Da würde ich zu gerne auch mal in dich eindringen.“

Dann war es mit der Ruhe vorbei. Aramand bäumte sich auf und erwachte mit einem barbarischen Urschrei während sich neben ihm zwei Gestallten manifestierten, der bekannte Geist und eine Gestallt mit weiblichen Zügen – doch kein Mensch. Ihre Haut und ihr Fleisch waren violett, von Wunden und Warzen gespickt; Lumpen hingen lose von den knochigen Schultern herab; die Hände und Füße endeten in widerwärtigen Klauen, genauso gelb wie die Zähne. „Das ist kein Geist“, kommentierte Vicky das Offensichtliche. Auch in dieser hitzigen Situation konnte man etwas Selbstzufriedenheit in Aramands Stimme hören als er sein Wissen über Wesen dieser und anderer Ebenen abrief: „Nachtvettel, immun gegen Feuer und Kälte!“ Ein kurzer Fluch über diesen Umstand folgte, aber da er schon Vicky beim Anlegen der Armbrust sah fügte er noch schnell wesentlich relevantere Informationen zu: „Nutze kaltes Eisen.“

Der Kampf war ein Musterbeispiel an Teamwork. Aramand, seiner Kältezauber beraubt, konzentrierte sich darauf die Magie der Vettel zu kontern, während der Geist sie mit seinem Schwert im Nahkampf band und Vicky mit ihren Bolzen aus dem passenden alchemistischen Material die Wirkungstreffer erzielte. Wenig später war das Monster tot und der Geist erzählte, dass keine weiteren Gefahren mehr in der letzten Kammer lauerten. Sie öffneten eine schwere Steintür und fanden dahinter ein modriges Schlafzimmer. Auf einem großen Bett mit dreckigen, schwarzen Laken lag ein Mann der langsam zu Bewusstsein kam. Er war benommen, verschwitzt und bei näherem Hinsehen konnte man zerkratzte Unterarme (wahrscheinlich von seinen eigenen Fingernägeln) erkennen.

„Danke, Fremde“, fing der Mensch an, doch Aramands finsterer Blick machte ihm klar, das seine Situation sich nicht verbessert hatte. „Euch schickt der Kult?“ Aramand nickte: „Steven Bornell, ich habe Fragen. Habt ihr die Magierschmiedin Adria Thysdota erschlagen und wieso?“ Er war bereits am Bett angekommen und legte die Spitze seines Schwertes auf die Kehle des Befragten. Dieser stammelte: „Ich dachte der Kult Malar wollte sie zwingen mein geliebtes ‚Wachsamkeit’ neu zu schmieden und seiner Kräfte zu berauben, dabei ging es um ‚Zorn’, es war ein Versehen, nein, eine Falle ich wurde …“
„Schon klar, sie hatten deinen Verrat fast vergessen und jetzt hast du dich ganz dummerweise wieder in ihr Gedächniss gedrängt. Wo ist ‚Zorn’?“
„Keine Ahnung.“ Aramand drückte die Klinge etwas runter und ein Bluttropfen bildete sich an der Spitze. Bornell wimmerte: „Echt, wir haben es mit Peter begraben. Ich wollte es wiederausbuddeln, aber ein paar Grabräuber waren schneller als ich, da hab ich mich halt am Grab des Helmstypen bedient.“

Aramand fragte noch nach zwei Klingen namens „Zerrissenheit“ und „Wissen“ aber in beiden Fällen konnte Bornell nur seine Unwissenheit vorbringen. Aramand wirkte enttäuscht. „Schade, aber mein Primärauftrag lautet ohnehin, dich zu deinen ehemaligen Arbeitgebern zu bringen. Lebendig oder tot.“ Bornell wand sich und suchte nach seinem Schwert, doch Vicky hatte es schon längst außer Reichweite gebracht. „Alles nur nicht diesen Monstern lebendig in die Hände fallen“, entschied Bornell. Das Schwert an seinem Hals hob sich und bereitete sich vor, herabzustoßen, doch wurde es von der halbdurchsichtigen Klinge des Geistes geblockt. „Halt. Und was ist mit ‚Harmonie’? Wem gehörte es? Wo liegt es?“
„Ja, ja, das gehörte einem Satyr, den haben wir in einem Hain östlich von Beregost erschlagen und dort auch vergraben. Mit dem Schwert.“
Erst jetzt erkannte Vicky, dass eben das Schwert des Geistes diesen Namen trug, in schwach leuchtenden Buchstaben auf der Klinge, genau dort, wo auf dem Schwert in ihren Händen ‚Wachsamkeit’ stand. Die Konturen des Geistes wurden etwas schärfer. Zwei Hörner bildeten sich auf seiner Stirn und seine Klumpfüße schienen sich zu Hufen zu entwickeln, dann verschwand. Auch für sie war es Zeit abzuhauen. Sie wollte nicht wissen, ob Aramands Sekundärziel das Beschaffen ihres Schwertes war. Sie hörte als letztes deprimiertes, erschöpftes: „Ich wiederhole: Lebendig oder tot?“ da wurde auch sie ätherisch und verließ die Gräber gradlinig nach oben.

Es war bereits Tag, sie beeilte sich, die Übergabe des Gegenstands an seine rechtmäßigen Erben schnell hinzubekommen. Die Belohnung war angemessen und sie holte noch ein paar nachträgliche Informationen zu den Beteiligten dieser verwirrenden Schwert-Mord-Sache ein.
Zum Beispiel, dass niemand irgendeine Verbindung zu Elisa Silberschild hatte, werauchimmer das war.
Verdammt.
 

Timestop

Running out of Time
Registriert
17.04.2002
Beiträge
4.875
So...

Fangen wir mit Skully an. An sich eine interessante Geschichte, Privatschnüfflerin und Teilzeitsukkubus Vicky, noch in Gedanken bei einer Werwölfin (hm...seltsam? irgendwie ja) auf der Suche nach einem Namen, Aramand. Wobei sie sich nun eher wie ein Topspion mit ihren Reizen und Beziehungen bis zum Puppenspieler hocharbeitet um dann...tja...
Vielleicht ist es dem ein oder anderen aufgefallen und es wurde vielleicht schonmal erwähnt, die Story geht nicht weiter.

Scot schiebt den Fokus ebenfalls auf Vicky. Dummerweise verliert die plötzlich ihre beste Waffe, die erotische Ausstrahlung. Oder überhaupt eine.
Armand selber zeigt jetzt zwar schwächen (hui, das Haar, Unsicherheit), aber er ist immer noch von allen geliebt, gewitzt, Meister der strategischen Planung, Supermächtig und bricht selbst Sukkubusherzen. Und am Ende meint er es nicht böse. Alle anderen ausser ihm sind nicht besonders helle.

Ich möchte Aramand schon jetzt für einen Preis vorschlagen: Unsympathischter Charakter.
Es ist schon fast genial, wie Scot es schafft den Kerl konstant hassenswert zu machen. Das empfind ich ehrlich als Kunst. Ich mochte ja sogar Wesley Crusher bei Star Trek.:D
"Helm sprach: "Es werde Licht" und Aramand antwortete: "Sag bitte."" (frei nach den Chuck Norris Facts).

Nun zur Story. Wie die zwei Fraktionen sich da in die Wolle bekommen, wie Trantüte Vicky das zu lösen versucht und sich der Kreis mit dem Fädenzieher im Hintergrund schliesst, das fand ich recht spannend, die Auflösung gar nicht mal schlecht, nicht wirklich überzeugend logisch (warum erzähl ich in einer Fantasywelt z.B. niemanden von Geistern?), aber schon gewitzt.
Das Thema war auch halbwegs gelungen eingearbeitet.

Duriiiiiin.:D
Den Anfang fand ich mit der Mission Impossible-Reminiszenz zum schmunzeln. Dann kommen weitere Metagags. Du treibst die Selbstironie und das Aufzeigen der Schwächen einer Rollenspielwelt auf die Spitze. Leider überdrehst du dann dabei. Und auch die Story wird etwas wirr, und endet nahezu wie einer Komödie à la What’s Up Doc, ich hab jedenfalls irgendwann mal wieder den Faden verloren. Der gelungene humoristische Ansatz erstickt dann meiner Meinung nach im Klamauk.


Fazit:
Skull geht klar in Führung, aber dann tritt er zur zweiten Halbzeit nicht mehr an. A shame. Jetzt muss ich überlegen ob er oder Scot den Punkt kriegt. Oder beide.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
Registriert
20.11.2000
Beiträge
14.907
Ok, also das ist jetzt seltsam.

Im Duell der Giganten, Skull vs Scot d'Arnd siegt ... Durin.

Seine Geschichte erinnert mich an Order of the Stick, sich ständig über die DnD Regeln lustig machend. :D

Das gefällt mir weit besser als Skulls kreatives Chaos, mit Betonung auf Chaos. Was geht da nur vor sich ?

Oder Scot d'Arnd, der eine ganz solide Geschichte erzählt hat, aber im Vergleich dann doch eher farblos daherkommt.
 

Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
Registriert
20.09.2004
Beiträge
2.112
Punkt mal wieder für Skull. Irgendwie ist Vicky ein toller Charakter und die Mischung aus Noir und klassischer Fantasy funktioniert einfach.

Aaaaber(er hat es ja schon geschrieben): Die Geschichte hört genau dann auf, wenn es richtig losgeht. Ist das Absicht oder warum enden die bisher besten Geschichten in der Runde(Sheera gehört dazu), jetzt immer dann wenn es spannend wird:p?

Nein, doch wirklich gut.

Tja und Scot...selbstverständlich hat Aramand, dieser charmante kleine Schlingel, mal wieder alles unter Kontrolle und Vicky(die selbstverständlich, wie jede Frau, an den Zusammenbruch einer Beziehung schuld ist und nicht etwa, dass er mehr Zeit am Spiegel verbringt als sie ) tanzt wie eine Puppe an seinen Fäden.

Hell yeah.

Und jetzt mal ernst: Aramand bleibt unausstehlich und als Bösewicht taugt er einfach mehr.

Dafür ist Durin schon wieder lustig, indem er das Ganze wie eine Runde BG2 in "echt" darstellt, aber irgendwie fehlt mir da einfach noch was.

Vicky bleibt also vorn:).
 

Mantis

Heilende Hände
Registriert
27.02.2003
Beiträge
1.824
Heh, wie Geschmäcker sich unterscheiden können... :D

Ich persönlich kann mit dem Schreibstil von Durin leider überhaupt nichts anfangen :c: Die (selbstironischen?), immer wieder kehrenden Verweise zu diversen Regelwerken, die Schreibweise wie frisch aus dem Computerspiel übernommen - einfach nicht mein Ding.
Positiv fand ich hier allerdings, dass Durin in dieser Geschichte endlich mal etwas mehr Entwicklung für seinen eigenen Charakter zustande bringt. Jetzt wissen wir immerhin, *was* Drauger zu Lebzeiten war.

Was mir sowohl bei Durins, als auch bei Scots Geschichte (negativ) aufgefallen ist, ist die Art und Weise wie sie Vicky schreiben. Fast so, als hätten sie in der Charakterbeschreibung nur das Wort "Succubus" gelesen, und sich mit dem Rest der Hintergrundstory gar nicht weiter bemüht. Meiner Meinung nach ist die so ziemlich deutlichste, und auch besonderste Charaktereigenschaft von Vicky ihr, naja, sagen wir, problematisches Verhältnis zum Geschlechtsverkehr mit Männern.
So wie ich das verstehe, fährt derjenige, der Sex mit einer Succubus hat, mehr oder weniger direkt zur Hölle. Oder in die Abyss, oder wohin auch immer.
Nicht so Aramand, der kann offensichtlich sogar mit Succubi schlafen ohne dabei Schlimmeres als Bisswunden davonzutragen - und nicht nur das, er kann sie danach auch einfach sitzen lassen.
Aber Timey hat das schon viel schöner ausgedrückt als ich - Aramand stirbt nicht, der Tod Aramandet. :rolleyes:

Gelungen fand ich bei Aramand jedoch die Umsetzung von Drauger und Cathwulf, während letzterer sich mit ersterem ein leicht schizophren anmutendes Streitgespräch lieferte. Ebenso eine schöne Überraschung: die Andeutung eines Charakterwandels bei Aramand, ganz am Ende der Geschichte. Es bleibt abzuwarten, ob es auch tatsächlich dabei bleibt.
Und ob Aramand in "gut" immer noch so unglaublich unsympathisch ist wie zuvor.


Zu skull - ja, man merkt eindeutig, dass da nicht genug Zeit zur Fertigstellung, oder auch nur zum Feilen am bereits geschriebenen Textstück vorhanden war. In jedem Fall besser als kampflos aufzugeben :up:
Vicky hat es für meinen Geschmack am Anfang etwas zu leicht: alles fliegt ihr zu, alle erliegen sie ihrem natürlich-dämonischen Charme.
Bis zu dem Punkt, in dem ihr wahrer Name ausgesprochen wird. Schade, dass es hier jetzt erst mal nicht weitergeht... aber erstaunlicherweise sind ja schon alle drei Charaktere untergebracht, genau wie das Thema. ^^ Aber es gibt ja wichtigeres.
Zum Beispiel die Idee vom exklusiven Nachtclub mit den versteinerten Abenteurern, und Aramand als Besitzer. Ebenso überragend und mächtig wie von Scot beschrieben, nur ein wenig von den Spuren des Alters und der Exzesse gezeichnet.
Oder dass Drauger einfach zu einem durchsichtigen Schosshündchen von Aramand gemacht wurde, der unter seiner Glasglocke auf seinen Auftritt wartet.
Mein Punkt geht an skull, weil er trotz fehlendem Hauptteil und fehlendem Schluss seinen Charakter imho greifbarer, glaubhafter, sympathischer beschreibt als Scot seinen Aramand, weil sich ein Konflikt andeutet der durchaus noch interessant werden könnte, und selbst dieses bisschen Handlung verspricht, überraschender als Scots Plot mit dem Überfall und dem Piratenschiff zu werden. (So blöd und naiv kann doch ein einzelner Charakter nicht sein: "Ich wusste, dass da etwas nicht in Ordnung war. Er sagte mir nicht alles, er sah mir nicht in die Augen. Sicherlich verbarg er etwas vor mir. Ich fragte ihn: Verbirgst du etwas vor mir? Er sagte: Vertrau mir, Schätzchen. Also ging ich mit, und liess alle meine Waffen zuhause. Wird schon nichts passieren..." :rolleyes: )
 

skull

Thronfolger
Registriert
23.09.2000
Beiträge
5.986
So, ich habe die Geschichte jetzt fertig geschrieben. Aus Prinzip.:D Wer schon abgestimmt hat, und wen es interessiert, dem kann ich sie gerne zuschicken. (Scot? Durin?:D)

Ansonsten würde ich sie einfach nach Ablauf der Abstimmung noch hier reinsetzen, wenn das ok ist?
 

Lisra

Schmusekater
Registriert
06.02.2004
Beiträge
6.392
Tja...

Punkt für skull? :D

Man merkt zwar doch, dass dem Text mehr Zeit gut getan hätte, aber er steht locker über seinen Mitschreibern. :up:

Scot schreibt zwar flüssig, aber deutlich emotionsloser als letztes Mal und setzt Vicky als Charakter klanglos in den Sand. Mantis hat bereits gut dargelegt warum. Das ist kein Succubus, sondern eine Barbie mit Flügeln. :wunder:

Zu Durin fällt mir herzlich wenig ein, außer das ich ihn beiße, wenn es noch mehr Schwerter mit Namen gibt. ;) Sein Schreibstil tut absolut gar nichts für mich.
Außerdem weirded mich das Verwenden von "jucken" an einer Stelle an... die Gute brauch nicht mehr Sex, sie sollte sich mehr waschen. Ôo
 

Timestop

Running out of Time
Registriert
17.04.2002
Beiträge
4.875
Memo an mich: Sprechendes Schwert mit Namen und eklige sexuelle Anspielungen einbauen. Ich krieg hier noch jeden schockiert.:fies:

@Skully
Ich hab jetzt abgestimmt, sogar für dich, bekomm ich den Rest der Story? *mit Augen klimper*
 

Enigma

Suchender
Registriert
15.07.2002
Beiträge
2.159
 
Ist okay, skull. Und ich würde mich ebenfalls über PM freuen. :)

Dann gut Beiss, Lis. :D Durin hatte das bereits nach Ende von Runde I angekündigt... ;)

Oh ja, Time. Nenn' es Fruchtbarkeit oder Begierde oder Phallus-Symbol... :shine:


Hm, 6 Stimmen, 6 Teilnehmer .. wofür gibt's eigentlich die Mehrfachauswahl? :D

 
 

Maus

Senior Member
Registriert
07.08.2002
Beiträge
9.425
Okay, kein Punkt für Durin. Order of the stick finde ich witzig, die Art von Durin in dieser Geschichte nicht. Über die Subjektivität von Humor ist ja an anderer Stelle schon genug geschrieben worden...
Aber er hats immerhin geschafft, eine Geschichte mit diesen 3 schwierigen Charakteren zu schreiben. Reicht aber nicht für einen Punkt.

Skull hätte vielleicht eine gute Geschichte gehabt, wenn er die Zeit gehabt hätte. So ist Drauger nur angedeutet worden (der Typ im Glas nehme ich an). Ansonsten hätte ich an dem Cliffhanger nichts auszusetzen gehabt. Aber irgendwie ists auch ein wenig öd geworden. Vicky verdreht allen den Kopf, keiner kann sich dagegen wehren. Irgendeiner sollte vielleicht mal einen Schutzzauber oder einen Magier-Begleitschutz oder Ähnliches haben. Und mit dem Charme des Sukkubus die Magiergilde zu becircen, äh ja. Geht mir irgendwie zu weit. Ich fänds Spannender, wenn Vicky da auch mal mit einem Problem oder zumindest Widerstand konfrontiert worden wäre.
Der wahre Name ist natürlich eine Steilvorlage für zukünftige Begegnungen... Gut geschrieben ist die Geschichte von skull.

Scot hat irgendwie eine schwache Leistung für seine Verhältnisse hingelegt. Vicky schlecht getroffen (haben ja schon andere bemängelt) und Aramand ist zwar arrogant und übermächtig, aber irgendwie doch nicht. Schwer das zu beschreiben. Pluspunkt ist auf jeden Fall die nette Geschichte. Drauger ist wahrscheinlich mein Alptraum als Gegner-Charakter und Scot hat da was Nettes draus gemacht.

Ich könnte jetzt skull und Scot je einen Punkt geben, aber ich würde lieber nur einen Punkt vergeben und schlaf deshalb nochmal drüber, vor allem weil beide Geschichten schwer zu vergleichen sind.
 

Durin

Schlachtenwüter
Registriert
25.08.2001
Beiträge
4.086
Okay, das mit dem Humor muss ich also noch lernen. Irgendwie fühle ich mich da jetzt Lt.Data-mäßig.:wunder:

Ich hatte gedacht ich werde zerpflückt weil ich meinen eigenen Charakter zu kurz kommen lasse (nicht mal mit Namen erwähnt) und zum Schluss noch einen Infodump hinlege, der für der Protagonisten der Story (Vicky ... hm, wenn man auch den Fokus von Scot's Story anschaut, wir scheinen uns einig zu sein, dass das der interessanteste (Haupt)Charakter ist. :)) völlig uninteressant ist.

Hm ... Nach der ersten Story kam "Hey, 'Zorn' und 'Harmonie' - das ist mir zu Dualistisch" und jetzt in der zweiten Story mach ich daraus eine ganze Serie von Schwertern und dann "Ne, das sind mir zu viele benannte Schwerter." Sagt doch einfach, das ich aufhören soll, Waffen zu den heimlichen Protagonisten meiner Geschichte zu machen. ;)
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
Registriert
20.11.2000
Beiträge
14.907
Und ich finde btw, die Situation in diesem Thread ist die gute alte "Welche Frau nimmst du ?" Frage:

Die schöne ?
Die nette ?
Oder die intelligente ?

- Die schöne ist Scots, stilistisch perfekt und liest sich runter wie Butter, aber leider ist sie ziemlich hohl, sprich da ist eigentlich nur eine einzige Idee drin und die Charaktere verhalten sich wie schon gesagt eher unnatürlich.

- Die nette ist skulls, weil sie hat am meisten Stil. Dafür ist sie chaotisch, unfertig und so richtig große Ideen kann ich noch nicht erkennen.

- Und die intelligente ist Durins, weil sein Still nicht so tolle ist, dafür hat er ein paar richtig gute Ideen drin.



@Durin: Hmm ? Humor ? Hast du massig drin, es ist nur ein wenig schlecht umgesetzt.

Der Brief am Anfang ist z.B. Klasse. Mal abgesehen von dem merkwürdigen stilistischen Einfall, MITTEN IM BRIEF noch was einzuschieben. Das ist wirklich häßlich.

Die Idee, den Dämonen zu treffen, ist absolut super. Aber sie wird in einem einzigen Absatz verschenkt. Der Absatz hat es von den Ideen, die drinstecken, echt in sich. Da hätte man nur mehr "auswalzen" müssen.
 

Micha

Kutte
Registriert
01.01.2000
Beiträge
1.303
Och, Durin, gerade die letzten beiden Zeilen deiner Geschichte finde ich die witzigsten. :)

Mehr später. Muss. Schlafen.

Edit:
So, jetzt = später. Dummerweise mit weniger Schlaf, als heute Nacht noch vorgenommen. Schlecht. Egal. Geschichten.

skull, deine Geschichte hat einen großartigen Stil, hört allerdings leider an der spannendsten Stelle auf - WAH! Ich weiß, dass du keine Zeit zum Fertigstellen hattest, aber trotzdem... Deshalb, und um mehr Leute zu "fertigen" Geschichten zu bewegen, bekommst du leider keinen Punkt von mir. Ich weiß, du hast noch ein Ende geschrieben (das ich auch sehr gerne lesen würde :)), aber das geht ja nicht in die Wertung ein...

Durin, deine Geschichte fand ich recht anstrengend zu lesen. Ich hab die ersten Referenzen auf Regeln zum Beispiel nicht als Augenzwinkern verstanden, sondern als ernst gemeinten Text. Die Erkenntnis kam erst bei "wir sind jetzt vollwertige Player-Charaktere" *smile* Der Vergleich mit Order of the Stick wurde ja schon gebracht... ich denke, dort funktioniert diese spezielle Art Humor auch nur, weil sie in deutlich abgegrenzten Bereichen der Handlung passiert. Vielleicht sind die Pointen auch besser, keine Ahnung.
Abgesehen davon finde ich auch bei dir ein wenig davon, was Mantis bei Gala "regelwerknahes Schreiben" genannt hat. Der Magier rastet, weil ihm seine Srpüche ausgegangen sind - wahrscheinlich ist mir da einfach das D&D System zu wenig symphatisch, um so ein Vorgehen "verständlich" zu finden. Schlafen aus diesem Grund mitten in einem Dungeon finde ich halt irgendwie... keine Ahnung, so unlogisch wie im Computerspiel. :)
Und dann die Geschichte mit den Schwertern - sorry, du hast mich vollständig verloren, wer da jetzt welches Schwert mit welchen Fähigkeiten warum hat... es sind mittlerweile fünf? Sechs? Sieben?
Allerdings hat mir diese Geschichte hier wesentlich besser gefallen, als die aus der ersten Runde! Damit das bei dem ganzen Gemecker von mir nicht unter den Tisch fällt. Ach, und was ich oben schon meinte: wie du mit den letzten beiden Zeilen skulls Charaktergeschichte aufgreifst und abhandelst, finde ich wirklich witzig. :D

Scot, deine Geschichte hat mir von den drei hier am besten gefallen. Sie stellt zwar den Sukkubus wirklich anders dar, als von skull vorgestellt, aber sie bleibt trotzdem eine stimmige und in sich geschlossene Figur, die glaubwürdig wirkt. Aramand kam mir bei weitem nicht so übermächtig und "toll" vor, wie vorher - auch das finde ich positiv. Das Ende fand ich jetzt etwas unverständlich und gedrängt (Schiff? Häh?), trotzdem war die Idee mit Drauger toll. Aus diesen Gründen hast du dir meinen Punkt verdient.
Ach, übrigens: wegen mir muss Aramand keinen Sinneswandel bekommen. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:

Maus

Senior Member
Registriert
07.08.2002
Beiträge
9.425
Punkt für Scot, ausschlaggebend ist die nette Geschichte.
 

Aurelia

Lichtbringerin*
Registriert
06.06.2009
Beiträge
372
Vom Stil her hat mir Skulls Geschichte am besten gefallen. Sie las sich einfach so weg, baute einen schönen Spannungsbogen auf und *bumm* war sie auch schon zu Ende... :c:
Da bin ich aber schon seeeeeeeeehr gespannt auf die Fortsetzung... :)

Bei Durin hab ich den Humor nicht verstanden - ich kenne "Order of the stick" nicht, also hab ich's nicht gerafft.:o Sorry... Aber den Stil fand ich insgesamt auch sehr angenehm zu lesen.

Scots Geschichte hatte die beste Handlung. Ich fand sie nicht ganz so gut gelungen wie seine erste, aber bei dieser Runde steckte da am meisten für mich drin. Deshalb bekommt er den Punkt.
 

Christa

Universaldilettantin
Registriert
11.09.2003
Beiträge
3.106
Da ich mich nicht entscheiden konnte, habe ich Scot und Skull einen Punkt gegeben. :)

Mit Durins Geschichte konnte ich leider nicht so viel anfangen.
 

Rote Zora

Pfefferklinge
Registriert
06.05.2002
Beiträge
5.247
Durin: tatsächlich einen Tick schwächer als die anderen. An einigen Punkten durchaus zum Schmunzeln, aber so richtig Spaß kommt genauso wenig auf wie Spannung. Irgendwie aber auch die Konsequenz einer Begegnung, die ich tatsächlich auch nicht hätte sinnvoll schreiben wollen: Ein Succubus, ein Geist und ein fast allmächtiger Power-Magier - skuriler hätte die Mischung kaum sein können, da ins Satirische zu fallen, ist nicht das verkehrteste, aber für ne echte Parodie war's noch zu trocken.

Scot: Immerhin: Ihm ist immerhin als einzigem die Integration aller drei Charaktere gelungen, auch wenn er den Succubus ziemlich runtergestuft hat. Vicci benimmt sich wie eine blutige Anfängerin. Das kann man machen, klar, aber die Spannung leidet natürlich auch darunter, wenn einem immer alles gelingt und seinen Gegnern nix.

Skull. Wäre der klare Sieger gewesen, wäre er noch dazu gekommen Drauger einzubinden, aber dafür reichte es nicht. Die Herausforderung wird gleich viel leichter handlebar, wenn man einen aus diesem skurillen Trio weglässt. Wie es ihm im weiteren gelungen wäre, darf ich nicht spekulieren. Auch er regelt seinen sonst übermächtigen Widersacher Aramand gehörig runter - aber das mit Stil. Er macht ihn nicht dumm und unerfahren, sondern lässt ihn altern und kann ihn so als "Paten" in seine Film Noir Kulisse einbinden. Das ist brillant. Und er ist Vicky immer noch ebenbürtig, kennt ihren sigilischen Namen, durchschaut ihre Pläne - so entsteht Spannung, bei der man wirklich wissen will, wie das ausgeht.

Also zwei Punkte, Scot und Skull - Durin knapp geschlagen.
ZORA
 
Oben