@David
Ein Problem warum so wenige etwas machen ist wahrscheinlich auch die Ungewissheit, ob man am Ende nicht plötzlich alleine dasteht und bestraft wird.
Wer zB in der Ölindustrie arbeitet lebt wahrscheinlich für iranische Verhältnisse nicht so schlecht, das wegen einem Streik zu riskieren ist riskant wenn man nicht sicher sein kann, dass genug andere mitmachen, dass die Regierung nicht alle bestrafen kann ohne dass die Industrie zusammenbricht.
Das ist eines der Hauptprobleme. Die Leute, die in der Ölindustrie arbeiten profitieren vom Regime und haben kein Interesse daran ihre Position aufs Spiel zu setzen, indem man gegen das Regime vorgeht. Das ist eben die opportinistische Seele der heutigen Iraner, welche durch und durch verachtenswert ist. Iraner würden für Geld alles tun, sie sind eigentlich die perfekten Mitläufer für ein diktatorisches System.
Die Mentalität, die dahinter steckt ist simpel. Der gemeine Iraner ist sehr statusorientiert und demzufolge auf seinen Ruf sehr bedacht. Familie, Freunde und Nachbarn müssen unbedingt sehen, dass man selbst sehr viel besser lebt und daraus ziehen sie ihr Selbstwertgefühl. Das habe ich so zum Beispiel bei den Deutschen nicht in dieser extremem Form nie erlebt, deshalb kommt mir jetzt nicht mit dem Vorwurf der Verallgemeinerung, das ist einfach eine Sache, die leider wohl schon seit Jahrhunderten in der Mentalität der Iraner fest verankert ist. Wären diese Menschen weniger auf Geld und Status aus und mehr an der Zukunft ihres Landes, an der Sicherheit ihrer Mitmenschen interessert, dann hätten wir heute eine andere Situation.
Die Ursachen dieser Mentalität sind in der Geschichte dieses Landes zu suchen, welche ich sehr gut kenne, aber das würde jetzt zu weit führen.
Du hast schon gemerkt, ich als Iraner kann nicht viel positives über dieses Volk sagen und es ist ja auch kein Zufall, dass gerade dieses Volk dieses Regime ertragen muss.
Trotz dieser Einschränkungen finde ich aber immer noch positiv, wenn von der bescheidenen Auswahl der moderateste Kandidat gewählt wird. Die Bevölkerung könnte sich ja auch einen Fanatiker wählen und so zeigen dass sie den Konfrontationskurs mit Israel und den USA gut findet.
Wobei ein moderater Mullah ja nun nicht wirklich heißt, dass der betreffende ein moderater Typ ist, der ist eben im Vergleich zu den Hardlinern moderat was an demokratisch-freiheitlichen Maßstäben eben gar nicht moderat bedeutet. Also was erhofft man sich? Der Typ ist Khameneis Kumpel und war schon einer von Khomeinis Weggefährten in der frühen Ära der islamischen Republik. Und ein solcher Mann stellt die Hoffnung dieses Volkes dar? Wie dumm kann man denn noch sein?
Dass die Bevölkerung keinen Krieg gegen USA und Israel will ist ja auch keine Überraschung. Der Mann, der täglich arbeiten muss um Frau und Kinder zu ernähren, kann nicht wirklich Interesse an einem Krieg haben, obwohl auch einige junge Iraner einem US-Angriff durchaus positiv gegenüber stehen, ich für meinen Teil, kann sagen, dass dieses Land von diesen Mullahs gereinigt werden muss, wenn das die USA übernehmen, wird es mir recht sein. Allerdings haben die USA eben kein Interesse an einer solchen Unternehmung, sonst gäbe es jetzt kein Mullah-Regime im Iran. Sie haben die Mullahs aus bestimmten Gründen damals installiert und diese Gründe sind noch heute gültig.
@Ysrthgrathe
@Kyros
Ich finde es eigentlich schon verständlich, wenn man als Iraner versucht, die Regierung im Rahmen der ungefährlichen Möglichkeiten zu beeinflussen. Auch wenn diese Einflussmöglichkeit und die resultierenden Veränderung ziemlich klein ist.
Und ich finde das eben unverständlich. Wäre Iran eine Demokratie hättest du recht, da ist es eben nicht sinnlos zu wählen. In diesem Falle sind es reine Scheinwahlen, die dazu dienen, den Menschen das Gefühl zu geben, sie hätten etwas zu sagen und im Endeffekt bleibt alles beim Alten. Die Herrschaft des Obersten Rechtsgelehrten erlaubt keine Veränderungen, wenn diese nicht mit eben jenem Führer konform gehen. Rohani hat also im Endeffekt nichts zu sagen.
Eine der Forderungen von den Reformanhängern war, dass Musavi und Karoubi, die Führer der Revolte von 2009 freigelassen werden. Rohani meint nun, es läge nicht in der Macht des Präsidenten so etwas zu veranlassen und schon jetzt sind viele seiner Wähler ernüchtert. Diese politische Naivität und Unerfahrenheit war und ist fatal für dieses Land
@Olome
@Kyros: Die Parallelität, die zwischen deinen Äußerungen bezüglich Iran und der Einschätzung der innenpolitischen Situation in Deutschland seitens der Linken (auf der äußeren Rechten sieht es übrigens ähnlich aus) gezogen wird, siehst du an den oben stehenden Kommentaren ja selbst. Was ich mich frage, ist, ob ein Iraner, der dem jetzigen Regime tendenziell positiv gegenüber steht, deine Äußerung nicht ähnlich kommentieren würde wie bspw. ein CDU-Anhänger die obigen Postings bezüglich Deutschland. Zusammengefasst wäre das in etwa: "Angesichts der Gesamtsituation läuft's doch super und die Regierung hat's nicht leicht, macht aber einen guten Job. Jeder, der's anders sieht, ist ein extremistischer Spinner.
Extremistisch? Was bedeutet denn dieses Wort erst einmal? Es bedeutet, dass man auf der politischen Ebene auch über Leichen geht um seine Ziele zu erreichen. Ich schätze, wenn der CDU-Wähler dies über die Linken sagt, wäre es falsch, weil die Linke nun keine solche Partei ist.
Um dir deine Frage zu beantworten: Ja, die Anhänger dieses Regimes benutzen in der Tat eine solche Rhetorik. Da wird dann von bezahlten Agenten des Westens gesprochen, von Zionisten und Terroristen, eben die übliche Terminologie einer Diktatur samt ihren Anhängern, da sie ihr brutales Vorgehen irgendwie rechtfertigen müssen.
Wenn der iranische Regimeanhänger so etwas in Richtung Regimekritiker loslässt, denn ist das ja gerade der Gipfel der Lächerlichkeit. Jemand der um seine Grundrechte in einer Gesellschaft kämpft kann kein Extremist sein. Die Extremisten sind die Anhänger der Diktatur und die sind für mich das iranische Äquivalent zu deutschen Nazis und damit weißt du, was ich von ihnen halte.
Aber die deutschen Politiker werden mir zu negativ hier gesehen. Hier wird auf einem sehr hohen Niveau gejammert. Meiner Ansicht nach hat jeder in Deutschland die Möglichkeit sich ein angenehmes Leben in finanzieller Hinsicht aufzubauen, wenn er fleißig und wissbegierig ist. Es geht den Deutschen relativ gut. Was ist das Problem? Politiker lügen und lösen ihre Wahlversprechen nicht ein? Gibt es überall, das ist kein Phänomen welches sich nur in Deutschland beobachten lässt. Auf der anderen Seite gibt es auch eben Wahlversprechen, die eingelöst wurden. Entscheidend ist doch die Frage, was tun Politiker für unser Land, für unser Volk? Sind die Entscheidungen, die sie treffen positiv oder negativ für uns?
Es waren und sind Politiker, die in Deutschland die Gesetze schaffen, die uns Sicherheit geben. Jemand der nichts hat wird von unseren Sozialsystemen aufgefangen und unterstützt, bis er sich was aufbauen kann. In der überwältigenden Mehrheit der meisten Bundesländer gibt es keine Studiengebühren, so dass jeder die Möglichkeit hat sich zu bilden und im akademischen Bereich Karriere zu machen. Wir leben hier im Paradies und jammern. Es wird nie perfekt werden, aber das allen ernstes mit Iran zu vergleichen? Die Linken, die hier so kräftig am jammern sind, würden keinen Monat im Iran aushalten und bei ihrer Rückkehr Merkel und co. die Hände und Füße küssen. Man weiß eben nicht immer das zu schätzen, was man gerade hat, es sei denn, man verliert es für eine Weile.
Mir war als junger Bursche auch nicht bewusst, was ich hier an Deutschland habe, bis ich mal nachgesehen habe, was in dem Land vorgeht, aus dem meine Eltern kommen. Dann wurde mir klar, dass Deutschland ein wunderbares Land ist