Lehrer Hanks pädagogische Ratschläge an die Jugend

Chinasky

Dirty old man
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Lehrer Hanks Ermahnungen an die Jugend...
Da hätte ich doch am Wochenende beinahe so eine ganz süße, schnuckelige, augenwimpernschlagmäßige Französin kennengelernt, die eventuell die Frau meines Lebens... Ach! Ihr hättet sie sehen müssen. Und hören! Und sie verstehen...
Das tat ich leider nicht. Denn ich kann kein Französisch, zumindest was die Sprache angeht. :rolleyes:
Also standen wir so ein paar Minuten nebeneinander, radebrechten uns eine peinliche Smalltalk-Version auf Englisch zusammen (das sie nur sehr schlecht sprach) und dann kam so ein schleimiger Typ vorbei, begann, sie in ihrer Heimatzunge vollzutexten - und das war’s dann. :(
Wer war schuld? Ich. Damals, in der Schule, als ich Französisch schnellstmöglich abwählte. Und Spanisch gar nicht erst anfing (war nur als AG angeboten). Was lernt uns das?
Leute, lernt Fremdsprachen, solange Ihr noch zur Schule geht und für den Unterricht nicht zahlen müßt!!! Die schönsten und nettesten Frauen leben im Ausland. In Italien, Frankreich, Spanien... Die haben Stil und die gewissen Innen- und Außenkurven und wenn sie nur aus dem Telefonbuch vorlesen, hat das schon eine prickelnde Erotik. ;)
Die schönsten Männer wohnen angeblich in Jugoslawien, der Slowakei oder in Schweden. Naja, bin ich froh, keine Frau zu sein – denn in welcher Schule wird schon Serbisch angeboten?
Was ich sagen will: Lernt Sprachen! Die sind wichtiger als Bio oder Mathe oder Geschichte oder Physik/Chemie... Was Ihr in Mathe lernt, das vergeßt Ihr bis auf die Grundrechenarten und den einfachen Dreisatz eh wieder. Ich konnte auch mal virtuos mit Hyperbeln und Integralen jonglieren, ich konnte seitenlange Essays über Majose und Mitose, über die Schlacht an den Termophylen und das Wormser Konkordat verfassen. Alles längst vergessen! Und wenn mich so ein Detail heute interessiert, dann weiß ich, wo man’s nachschlagen kann – das reicht. Aber bei einer Fete, bei Kerzenschein und Closedance-Mucke kann man schlecht nachschlagen, wenn man frage möchte, ob dieses italienische Stubsnasenmodell nun einen Freund hat oder nicht... Aber wenn Ihr dann einen geistreichen Spruch auf Italienisch drauf habt, was meint Ihr, wie gut das ankommt! Wenn Ihr der Dame dann erzählt, Ihr hättet Euch seit zehn Jahren schon auf diesen Moment gefreut und Euch sprachlich darauf vorbereitet – und das alles auf Italienisch! Dann dürfte ihr Freund, so sie denn einen hat, sich schon mal nach einem Stubsnasenersatz umschauen.
Später isses verdammt schwierig, noch eine Fremdsprache zu lernen, vor allem, wenn man in der Schule außer einem mittelmäßigen Englisch nix sich angeeignet hat. Wahrscheinlich haben Euch mit ähnlichen Argumenten schon diverse Lehrer und Elternteile genervt, und Ihr fragt Euch jetzt, warum der olle Hank Euch nun auch noch mit diesem Sermon kommt?! Einzig und allein deswegen, weil diese Lehrer und Elternteile, was immer man auch gegen sie einwenden kann (und das ist sicherlich eine Menge), in diesem einen Punkt ausnahmsweise, sozusagen mit Sondergenehmigung – recht haben! Also: tragt Euch in all die Sprachkurse ein, die an Eurer Schule angeboten werden, auch wenn da mal eine Doppelstunde am Mittwochnachmittag liegt, wo man natürlich auch am Baggersee abhängen könnte... Abhängen werdet Ihr dort auch an anderen Tagen können, aber wenn Ihr erstmal nen Beruf habt, dürfte es schwer sein, den Arsch hochzukriegen, um nebenbei mal eben Französisch zu lernen. Und dann steht Ihr in fünfzehn Jahren auf irgendeinter Party und neben Euch diese brünettbeinige Jaqueline, und Ihr kriegt noch nicht mal ein „Ca va?!“ heraus und möchtet Euch am liebsten in den Hintern b... – aber lassen wir das.

Und kommen zum nächsten Punkt. Immer wieder tauchen hier im Forum so Literatur-Topics auf. Und zwei Drittel der dort erwähnten Bücher sind Fantasy-Romane. Und dann gehe ich in den Buchladen und schaue mir dort die Regale an, und in den Fantasy-Regalen stehen die wenigsten Bücher – weil sie alle so verdammt fette Buchrücken haben und im Schnitt um die vierhundert oder mehr Seiten. Ordentlich Lesefutter also. Aber...
Leute, das Leben ist kurz!

Lest die Klassiker!!!!

Ich habe mit meinen knapp 35 Lenzen schon fast die Hälfte rum davon, und dabei das Gefühl, noch nicht die Hälfte dessen, was zu erledigen war, schon auf die Reihe gekriegt zu haben. Vor allem, was das Lesen von guten Büchern angeht.
Lesen ist nicht gleich Lesen. Es gibt Zeiten, da hat man mehr von einem Buch, weil man sich dessen Inhalte besser merkt. So zwischen dem sechzehnten und zwanzigsten Lebensjahr hatte ich meine beste Zeit in dieser Hinsicht. Die Sachen, die ich damals gelesen habe, die sind mir heute noch relativ präsent – seien es die Edgar Wallace-Krimis, die H.Hesse-Romane oder die Kafka-Erhählungen. Was mich ärgert: Damals las ich auch solchen Schrott wie die Jason-Dark-Gruselgeschichten und Un-Literatur ähnlichen Kalibers. Vergeudete Hirn- und Zeitressourcen! Auch Edgar Wallace hätte ich lieber liegenlassen sollen, und statt dessen die Klassiker mir reintun.
Warum dieses? Weil Lesezeit auch Lebenszeit ist und diese ist nun mal begrenzt. Man hat von der gehobenen Literatur mehr als von der Dutzendware der Genre-Schreiberlinge. Beim Lesen ist es ähnlich wie in vielen Lebensbereichen: Wenn man sich etwas anstrengt und also auch ein schwieriges Buch sich zu Gemüte führt, dann ist nachher der Gewinn um so größer und befriedigender. Um es knallhart zu formulieren: Alle Salvatore-Romane zusammen bringen einem nicht halb soviel wie noch der am wenigsten tiefgründige Thomas Mann-Roman „Felix Krull“. Ich darf das sagen, denn ich habe mehr als ein Dutzend Salvatore-Büchlein in mich reingefressen. Dagegen ist ein Standard-Menü von McDonalds schiere Vollwertkost... Natürlich ist Lesen immer auch Geschmackssache, aber wer dauernd zu McDoof geht, dessen Geschmacksnerven sterben bald ab und werden durch „IchwillnenBurger!“-Nerven ersetzt. Danach erträgt man keine guten Sachen mehr, weil der Geschmack verbildet wurde. Ich habe gute Freunde, die können die guten Bücher einfach nicht mehr lesen, weil ihnen das zu anstrengend ist. Zwar ist es ihnen kein Problem, drei dicke Stephen-King-Schwarten hintereinander durchzukauen, aber wenn man ihnen Goethes „Wahlverwandtschaften“ empfiehlt, dann haben sie Ausreden wie: Die Sprache sei doch so veraltet und das Ganze außerdem viel zu lang... So, wie manch einem Fritten-Fan das Entrecote-Steak auch irgendwie veraltet und zu schwer zu kauen ist. ;)
Dummerweise sind Lehrer und andere Erziehungsbeauftragte oft der Meinung, man solle/müsse ganz bestimmte Bücher lesen. Beim Schüler kommt dann ganz automatisch der „Daraufhabbichkeinenbock“-Reflex, denn wenn ein Lehrer etwas will, dann kann das nüscht Vernünftiges sein. Was der natürliche Feind des freilebenden Schülers mag, muß demgemäß dem Schüler widerstreben, so sagt uns die Logik. Aber hier irrt die Wissenschaft! Selbst wenn die verhaßteste Deutschlehrerin behauptet, Schillers Dramen seien toll, ist dies nicht etwa eine dreiste Lüge, sondern es entspricht ausnahmsweise der Wahrheit!
Ein Grundirrtum besteht darin, daß man meint, die Klassiker zu lesen wäre eine Art von Arbeit, von Fron und Bestrafung. Genau das Gegenteil aber ist wahr! Es ist ein Genuß, gute Bücher zu lesen! Nur weil „Der Zauberberg“ von Thomas Mann sich nicht so schnell überfliegen läßt wie gleichviele Seiten aus der Feder einer Rosamunde Pilcher, meinen die Leute, der Zauberberg wäre zu schwer und sozusagen unleserlich. Aber zwei Seiten eines Thomas Mann geben mir voviel wie ein ganzer Rosamunde-Pilcher-Roman – man spart also letztendlich Zeit und Mühe, wenn man den Zauberberg liest!
Gute Bücher zu finden, ist gar nicht so schwer – nur meinen viele Leute, wenn man sie um Literaturtips bittet, sie müßten etwas besonders Originelles empfehlen, also einen Geheimtip geben. Das ist aber eigentlich überhaupt nicht nötig, denn des gibt genügend Nicht-Geheimtips: Sämtliche Klassiker! Homer, Sophokles, Goethe, Schiller, Kafka, Thomas Mann, Shakespeare, Proust, Balzac, Flaubert, Tolstoi, Dostojewski, Hemingway, Joyce... Man könnte seitenlang aufzählen. Auf deren Werken sollte überall ein Stempel: „Garantiert keine Zeitverschwendung!“ als Gütesiegel drauf sein. Wenn die klügsten Leute der letzten zweihundert Jahre immer wieder fanden, daß bestimmte Goethe-Werke klasse seien – warum soll man sich nicht einfach darauf verlassen, daß diese klügsten Leute die Wahrheit sagten?

Absichern kann man sich, indem man vor allem tote Autoren liest: Gegenwartsdichter, sogenannte lebende Klassiker, könnten gehyped sein. Wenn sich aber ein Autor und sein Werk über mehr als dreißig, vierzig Jahre gehalten haben – dann ist relativ sicher, daß es sich um gute Sachen handelt. (btw: Auch J.R.R. Tolkien ist schon eine Weile tot...)
Je früher man nun mit den guten Büchern anfängt – desto mehr hat man davon. Erstens wirkt Literatur in jungen Jahren tiefer. Zweitens schaftt man sich so Grundlagen, auf denen man später dann andere gute Bücher schneller und mit weniger Anstrengung lesen kann. Wer sich – um bei meinem Lieblingsbeispiel zu bleiben – mit siebzehn Jahren durch den „Zauberberg“ durchgearbeitet hat, den kann später eigentlich kein Roman mehr durch zu hohen Anspruch schrecken. Na gut, vielleicht der „Ulysses“ von Joyce, aber wenn man die Zähne zusammenbeißt... Man lernt so früh, genau hinzusehen, hinzumerken und hinzudenken – was zur Folge hat, daß man später alles etwas schneller erkennt, begreift und versteht. Ich erfahre das momentan bei meiner Proust-Lektüre: so genau, wie dort Details im Leben beschrieben werden, so genau habe ich Details im Leben noch nie vorher wahrgenommen. Und wenn ich nun aufgrund dieser Lektüre viele Details in meinem Leben, meiner Umgebung, genauer und eher wahrnehme, so zeigt sich, daß diese Lektüre also gewissermaßen einen Mehrwert hat: mein Leben wird interessanter, voller, reichhaltiger! Und natürlich ärgere ich mich, nicht schon vor zehn Jahren Proust gelesen zu haben, denn dann hätte ich die letzten zehn Jahre vielleicht viel intensiver gelebt...
Solchen Ärger solltet Ihr Euch eventuell ersparen.
Wenn Ihr nun diese beiden Tips vom ollen Lehrer Hank beherzigt, dann dürfte es Euch möglich sein, demnächst die „Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust im Original lesen zu können. Und dann wäret Ihr wahrlich zu beneiden! Und hättet garantiert mehr Zeit gewonnen als verloren.
 

David

Moderner Nomade
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*Von Bildzeitung aufschau*
War da was?
*RTL Nachrichten anschalt*
Ich lese doch..
*sich mächtig schlau vorkomm*

Naja,ganz so tieg gesunken bin ich nicht,aber wenn ich was lese will ich mich entspannen,da nehm ich lieber ein spannendes modernes Buch als eins wo in jedem Satz soviele Interpretationsmöglcihkeiten liegen das darüber ganze Büchereien geschrieben werden.
(Gut ist für mich das,was mir gefällt,nicht das was andere gut finden)

Und was die Fremdsprachen angeht bin ich froh Engliscxh ganz passabel hinzubekommen,zu mehr hab ich keine Lust,weil ich ziemlich sicher bin,das ich nie mehr brauchen werde.
(Lieber eine Sprache "richtig",als viele ein wenig,wer viele Sprachen richtig kann ist jedenfalls schlauer und vor allem fleißiger als ich.)
 

Dicker Lelles

Knuddelbärchen
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:eek:

:eek::eek:

Mir fehlen einfach die Worte...

Jetzt weiss ich warum ich mich mit meinem Status ein wenig unwohl fühle, der dir nach diesem Beitrag wieder höchst offiziell auf Lebenszeit verliehen gehört <small>(selbst wenn er nirgends auftaucht, ähnlich wie Trikotnummern der grössten aller Sportasse auf ewig für die Nachrücker tabu bleiben)</small>

Ich habe dem nix, aber auch gar nix hinzuzufügen, ausser noch einmal meinen tiefempfundenen Respekt für diesen nachgerade unsterblichen Beitrag zu zollen...
 

Fischli

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Jup, kann man nicht mehr viel hinzufügen Hank :).

Nur hast du hier wohl einen sehr kleinen Teil Jugendlicher als Publikum (so höchstens 2000 :D... ist eigentlich gar nicht so wenig ;)). Die liegen dir dafür, mehr oder weniger, am Herzen.
Aber die angesprochenen Sachen kann sich ja so ein alter wie Hank auch noch anarbeiten, aber wir Kinder haben's da wohl schon noch ein wenig leichter :rolleyes:.

Ich hab mich dazu auch vor einiger Zeit selbst bekehrt ;).

@ David: Tja, an seinem Fleiß kann man auch noch arbeiten ;).
 

Estefan

Away from Keyboard
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@Hank
Also was das Sprachen lernen angeht, geb ich dir recht.

Bei den Büchern gehts mir wie David: Unterhaltsam müssen sie schon sein, sonst les ich sie nicht durch. Klar, die Klassiker können noch Einges an Denkstoff bieten. Aber das erschliesst sich mir erst, wenn ich was durchgelesen habe, und das geht nicht bei Büchern, die ich langweilig finde. An einigen der von dir genannten Klassikerautoren habe ich mich schon versucht. Tolstoj und Hemingway haben für meine Begriffe hohen Unterhaltungswert und dann noch als Sahnehäubchen den Gehalt, das macht sie schon klasse. Aber Thomas Mann und Dostojewski finde ich öde, also wird sich mir der Gehalt ihrer Bücher nie erschließen. Mit Autoren, die im Deutschunterricht dran waren, beschäftige ich mich aus Prinzip nicht. Damit entfallen für mich Goethe, Schiller und Kafka, zumal ich, wenn ich "Kafka" denke, immer an meine 4- in der Deutsch-Abi-Arbeit denken muss.
Shakespeare ist spitze, aber meiner Meinung nach kommt der im Theater einfach besser, als gedruckt. (Vor ein paar Monaten gabs bei uns im Stadtheater eine Spitzeninszenierung von Heinrich VI. In der besten Szene waren Margareta und Suffolk zusammen im Bett, Warwick kommt rein und haut Suffolk den Kopf ab. Der Schauspieler hat seinen Kopf irgendwie hinter die Kante fallen lassen, und so ein Wachskopf von ihm rollte über die Bühne, "Blut" hat gespritzt und es sah schön echt aus. Ich bin immer noch begeistert.)
 

Jenny

Partymäuschen
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Wow, das muss ja eine Frau gewesen sein...

...die Hank zu díesem Werk verführt hat. :D

Aber recht hat er schon. Mit der Sprache zum Beispiel.
Mein Englisch ist gaz gut, denk ich, reicht jedenfalls um einglischsprachige Bücher im Original zu lesen. Aber mein Französisch...où là là...ce n'est pas bien....:D Man verlernt das leider viel zu schnell...ich hab es in der 10. Klasse aus dem Plan geworfen eben weil mir Physik, Chemie und Biologie wichtiger waren. :D Da könnte man jetzt diskutieren. Und nun, 2 Jahre später...naja, ich könnte einem schnuckeligen Franzosen vielleicht gerade noch sagen, wie ich heiße, wie alt ich bin und wo ich herkomme. (Reicht doch, oder? :D)
Man verlernt es eben...
Naja, hab mir ja für den Herbst vorgenommen anzufangen norwegisch zu lernen. :D Für meine Auswanderungsluftschlößer. :D Mal sehen ob ich den A**** hochkriege.

Apropros Literatur kann ich auch bloß zustimmen. Als ich beispielsweise in der 10. Klasse "Faust" lesen musste, hab ich's gehasst. Einfach schrecklich. Jetzt im Nachhinein ist es eins der besten Bücher, die ich je gelsen habe.
Jetzt weiß ich, das ich in der Schule nie wirklich schlechte Bücher gelesen habe...außer vielleicht Georg Büchners "Woyzeck"...:D

Man könnte ja mal ein Topic mit allgemeinbildungsfördernden Buchtips aufmachen...:D:D

Achja PS: Ich stelle mich vehement gegen dieses Statement das es in Frankreich und sonstwo die schönsten Frauen gibt. :D<BR>
[Editiert von Jenny am 23-08-2001 um 14:46]
 

David

Moderner Nomade
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Faust wollte ich lesen,wirklich,aber nachdem ich selbst nach mehreren Versuchen schon auf der ersten Seite absolut gar nichts kapiert hab hab ich sein lassen,der Note in der dazugehörigen Arbeits hat mans nicht angesehen,im Gegenteil,war ca. 2 Punkte besser als die Arbeiten zu den Büchern die ich gelesen hatte.
(Man muß nur wissen,was der Lehrer hören will,oder wissen wie man den Satz "Ich hab keine Ahnung was du von mir willst" auf ca. 6 Seiten so schön ausdrückt,das es nach was aussieht)

@Fischli:
Man kann am Fleiß arbeiten,stimmt,nur leider gehört zu freiwilliger Arbeit Fleiß,und wenn man den nicht hat..
(Die Fleißigen beherschen die Welt,aber die Faulen sinds die gut in ihr leben..)
 

Nemos

Keifender Wurm
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Bezüglich der Frauen kann ich Polen nur empfehlen - zumindest Danzig. In der Langen Gasse kann man sich wirklich stundenlang an den vorbeiziehenden Mädels ergötzen.

Von den obengenannten ist Dostojewski mit "Schuld und Sühne" meiner Meinung nach ein ziemlich angenehmer Einstieg. Als ich mich erstmal eingelesen hatte, liess mich der Raskolnikow auch nicht so schnell wieder los. Soweit ich weiß, gehört das Werk wegen der Psychologie zu den Pflichtbüchern eines Kriminologen - auch man selbst damit nicht viel am Hut hat, meiner Ansicht nach ein must-read! (tschuldigung für den bösen Anglizismus:))

@David: Deswegen finde auch ich die Geisteswissenschaften generell ätzend - die Methode. Meist besteht sie darin, sich Sekundärliteratur zu holen und ihr zuzustimmen, zumindest nach dem was ich bisher so von denen gehört habe, die auf dem Gebiet studiert haben oder tätig sind. Und so läuft es ja auch in der Schule in Deutsch etc. Die harten Naturwissenschaften und noch mehr die Mathematik sind in dieser Hinsicht sehr viel angenehmer.
<BR>
[Editiert von Nemos am 23-08-2001 um 15:05]
 

Chinasky

Dirty old man
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@Partymäuschen, äh, Jenny: Provokation gehört zum Handwerk. Und wenn ich nun behaupten würde, daß die deutschen Frauen die Schönsten wären – wie stünde ich denn mit meiner Argumentation da? Übrigens: Wer sich an den Deutschen Spachkünstlern (Kleist, Tucholsky und immer wieder: Goethe) die Zunge wetzt, der macht vielleicht bei den vielen hübschen deutschen Mädels auch nen besseren Schnitt... ;)

@David: Natürlich muß ein Buch unterhaltsam sein!!! Der Witz ist, daß die Unterhaltsamkeit manchmal etwas braucht, bis sie „in die Pötte“ kommt. Ich persönlich halte Kafka für den spannendsten, unterhaltsamsten Autor überhaupt. Zum Glück hatte ich den nie im Deutschunterricht durchgenommen...
Vielleicht sollte man ersteinmal definieren, was man unter „Unterhaltung“ versteht. Wir werden vielleicht einig, wenn wir sagen: Unterhaltung ist so ziemlich das Gegenteil von Langeweile. Was aber ist langweilig? Wenn ich von einer Sache (in diesem Falle also von einem Buch) nicht überrascht werde, wenn ich immer schon weiß, worauf der Text hinausläuft, wenn ich eventuell sogar klüger bin als der Autor. Wiederholungen nerven mich, wenn sie keine Absicht sind (z.B. könnten sie als ein rhythmisches Mittel funktionieren). Plattheiten nerven mich, Klischees nerven, kurzatmige Gedanken, aber auch beispielsweise Nachlässigkeiten: wenn die Sprache schludrig ist, wenn Ausdrücke alles andere als treffend wirken und sogar die Grammatik schlicht falsch ist...
Ich finde, die meisten Klassiker sind sehr spannend und sehr unterhaltend! Die angeführte Shakespeare-Inszenierung ist ein gutes Beispiel. Auch Schiller-Dramen können heute noch mühelos mit jedem Tatort-Plot mithalten – ach was, die ziehen locker daran vorbei! Die besten Storys werden heute doch immer aus den Klassikern zusammengeklaut. Eine Prise „Ödipus“, ein Quentchen „Illias“, eine Messerspitze „Leiden des jungen Werther“, dazu etliche Gramm „Macbeth“ und „Glöckner von Notre Dames“ sowie einen gehäuften Löffel „Raskolnikow“, mit etwas „Verwandlung“, „1984“ und „Lolita“ abschmecken – voila!
Ich habe ja nicht gesagt, man solle sich Hegels „Dialektik“ oder Kants „Kritik der reinen Vernunft“ reinziehen (obwohl das bestimmt nicht verkehrt wäre) – das wäre reine Bildungsanstrengung. Ich meinte schon die Romane, die heißen Stories. Klar, wer Zeit hat, kann sich auch mit Goethes „Farbenlehre“ oder Schillers volkspädagogischen Schriften auseinandersetzen, aber daß hieße, die Schule auf die Freizeit auszudehnen.
Mir ging es darum, meine eigenen Fehler Euch sozusagen als warnendes Beispiel hinzustellen. Ich merke heute, daß ich einst viel Zeit vertan habe, die ich intensiv hätte leben können. Natürlich mag ich auch Popcorn-Literatur und lese beispielsweise Dick Francis oder Martha Grimes so, wie man Chips ißt: eine halbangefangene Tüte läßt man nicht stehen, die wird immer am gleichen Abend nocht vollständig gekillt... Auch gibt es großartige Sachen von lebenden Autoren (Bukowski ist ja auch noch keine dreißig Jahre tot), wir haben da in Deutschland so einen walroßbärtigen Nobelpreisträger, dessen „Rättin“ oder „Blechtrommel“ wirklich genial waren – und „Der Name der Rose“-Ecco weilt ja ebenfalls unter uns.
Ich kann mich an Zeiten erinnern, da dachte ich: „Naja, jetzt habe ich so ziemlich kapiert, worum es geht in der Welt, richtig was Neues und überraschend Neues kann mir dieses Universum wohl kaum noch bieten. Also vegetiere ich halt so’n bißchen vor mich hin und lese, was mir grad so in die Hände gerät.“
Das waren Bequemlichkeit, Faulheit und eine gewisse Art von Arroganz und Überheblichkeit, die ich nun im Nachherein bereue. Denn ich habe so Lebenszeit und damit Lebensqualität verplempert. So, wie ich mit meinem mangelnden Sprachenlernen Lebensqualität verplempert habe. (Übrigens: mit Fremdsprachen kann man ja außer Flirten noch einiges andere anfangen, aber ich wollte mich der Einprägsamkeit halber auf einen Aspekt beschränken...)

Übrigens kenne ich diese Reaktion: „Was soll’s? Ich bin halt einmal etwas faul und wenn andere mehr auf die Kette kriegen, so ist das sicherlich ganz schön für die!“ von mir selbst am besten. Man redet sich eine ganze Weile ein, es wäre okay, so locker und unambitioniert zu sein. Irgendwann aber merkt man, daß es sich um den inneren Schweinehund handelt, der cool tut, indem er immer zur Ruhe und Lockerheit rät, und daß dieser innere Schweinehund einen daran hindert, mal echt Sachen hinzukriegen, auf die man stolz sein könnte. Dieser innere Schweinehund ist sozusagen der „Feind in meinem Körper“ – um Pali mal ein Stichwort zu geben... :D
Stolz auf die eigene Leistung zu sein, überhaupt das Gefühl, zu bestimmten Leistungen fähig zu sein – das ist ein wunderbares Feeling! Das hat was mit Genuß zu tun. Als ich einen ironischen Witz in einem Thomas Mann-Roman bemerkte, dessen Pointe sich auf eine knapp hundert Seiten vorher stehende Formulierung bezog, da war ich stolz wie ein Schützenkönig...

Umgekehrt ärgert es uns doch alle, wenn wir – beispielsweise im Fernsehen – für dumm verkauft werden, oder? Nicht, weil man uns anlügt, sondern weil man uns mit Nebensächlichkeiten und Dämlichkeiten behelligt. Wenn ich erst einen schlecht konstruierten Derrik-Krimi, dann eine Christiansen-Talkshow mit Feldbusch & Co und schließlich eine mit unheimlich emotionaler Musik unterlegte Reportage über irgendeine mißhandelte Katze in Hinterthüringen im Fernsehen geglotzt habe, dann ist mir danach körperlich übel, weil ich das Gefühl habe, man hätte mir Abfall ins Gehirn geschüttet. Wenn ich aber – beispielsweise weil ich für längere Zeit im Krankenhaus liege und mein Bettnachber die Hoheit über die Fernbedienung beansprucht – vier Wochen lang nur RTL2 und Sat1 gesehen habe, dann bin ich abgestumpft, dann sind meine Ganglien zerstört wie nach einem nuklearen Winter, dann will mir eine Sabine-Christiansen-Runde schon wie ein Oberseminar an der philosophischen Fakultät erscheinen.

Den anderen ist es meist ziemlich egal, wie faul und bequem wir sind – solange es nicht soweit geht, daß sie für uns sorgen müssen. Im Gegenteil: der Kumpel freut sich ja vielleicht sogar, wenn er ein bißchen kleverer wirkt, wenn er sich neben meine Dummbatzigkeit stellt. Es gibt da eine Novelle – ich glaube, sie ist von Balzac – in der es darum geht, daß jemand einen „Freundinnen-Verleih“ aufmacht. Das heißt, er vermittelt häßliche Begleiterinnen an Frauen, die sich in deren Gesellschaft schöner vorkommen können. Das könnte man vielleicht auch aufs Geistige übertragen: Wenn mein Nebenmann noch einen Tick beschränkter ist als ich, dann fühle ich mich erstmal wohl und überlegen. Und so mache ich dann Witzchen auf Stefan-Raab-Niveau und freue mich, wenn ich nicht ganz so beschränkt wie die Maschendrahtzaunfrau wirke.
Aber schmeckt Überlegenheit auf diesem Gossensteinnieveau nicht irgendwie fade? Und was ist, wenn ich mal jemanden kennenlerne, der/die wirklich interessant und witzig ist – und der/die will nix von mir wissen, weil ich einfach nicht unterhaltsam und originell genug bin, weil ich außer Blondinen- und Türkenwitzen nix zustande kriege und Thomas Bernhard für einen Typen aus GZSZ halte? Dann möchte ich mich doch am liebsten in den Arsch beißen, daß ich nicht mal ein wenig an mir gearbeitet habe... Genießen und sich unterhalten kann man auch auf einem hohen Niveau, wie gesagt: E.T.A Hoffmann oder Camus können ebenso spannend sein wie Salvatore oder Marion Zimmer Bradley. Und je häufiger man „Große Literatur“ liest, desto selbstverständlicher wird sie einem und irgendwann liest sie sich ebenso locker und fließend wie dereinst ein Unterhaltungsroman von der Stange. Nur daß einem hier oben eine viel bessere, weitere, spannendere Aussicht geboten wird...
Wenn man eine weite Bergsicht genießen möchte, muß man freilich erstmal ein wenig kraxeln, und da fließt eventuell der eine oder andere Schweißtropfen. Aber erstens ist der Weg meist doch nicht so steil und schwierig, wie viele Leute behaupten, die selbst schon oben waren und mit ihrer Leistung prahlen wollen, und zweitens kann man das Kraxeln auch als eine nette sportliche Betätigung betrachten.
So, und jetzt werd ich mir eine Cassette einlegen: „Oui, je peux! – Französisch in 3 Monaten“... :D
 

Myrkyr

Windwanderer
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Hui- die intelektuelle Seite des Hank Chinasky- nach seinen Eskarpoaden mit einem stöpsel im Ohr durch die welt von baldurs gate 8siehe seine Story :D)

Ab- Hut ab, dass ist wirklich mal ein nützlicher und wirklcih wichtiger Thread...

Zu den sprachen muss ich sagen: Ich spreche Englisch *beinahe* fließend (betonung auf "Beinahe" ;)), Französisch hab ich letztes Jahr abgewählt, weil ich bei der Sprache nie wirklich weitergekommen bin- ich bin schon froh, dass ich meine 3 immer halten konnte...

Zu dne Klassikern: Hank hat schon recht, man sollte mehr Klassiker lesen (zählt da Sherlock Holmes dazu? :D)- das bildet wirklich, aber ich muss sagen, dass ich meistens auch lieber Fantasy lese- gut, momentan lese ich mich durch ein 480 A4 Seiten starkes Buch im englischen Original, in dem die Mythologie der Kelten detailliert beschrieben wird (auch wie sie von den Christen geschändet wurde...) jetzt bin ich auf Seite 300 nochwas- und das Buch ist wirklich interessant... Von Klassikern selsbt sag ich mal so: Ich persönlich finde die Werke von Shakespeare wirklich einzigartig und genial (und das mit meinen 16 Jahren... *g*), und Goethe & Schiller haben auch wirklich gute Gedichte, Balladen etc. geschrieben... Aber was ich wirklich hasse ist, im Deutschunterricht diese, teils wirklich wunderschönen schreibse, *interpretieren* zu müssen- das ist wie das sezieren eines Frosches in einer Aluschale- jede Zeile wird einzelkn betrachtet- das zerstört für die eigene Person leider sehr viel von der Schönheit eines solchen Werkes und ich denke, dass das auch mit daran Schuld ist, warum andere, jüngere Generationen weniger lesen...
 

Wiz

Alter Schwede
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Wunderbar!

Hank, du hast die Quintessenz mal wieder haargenau auf den Punkt gebracht!

  Obschon ich erst recht wenig Lenze auf dem Buckel habe, es für intellektuelle Beweihräucherung rein theoretisch noch längst nicht zu spät ist, bereue ich bis heute noch, daß ich in meiner Pubertät (die eigentlich gar nicht mal so lange her ist) permanent Zeit verschwendet, ja, geradezu aus dem Fenster geschmissen habe. Um es mit anderen Worten zu formulieren: Ich könnte mich erschießen!
  "Carpe Diem." – Nutze den Tag.
  Wer kennt ihn nicht, den Spruch, den intellektuelle Herrschaften, insbesondere Lehrer, stets parat haben. Auch wenn Jungen Leuten bei jener Lebensweisheit verständlicherweise die Galle hochkommt, da sie den „Grufties“ so oft über die Lippen gleitet, so stecken allein diese zwei kleinen Wörter so voller Wahrheit. Wie Hank schon erwähnt hat: Das Leben ist zu kurz. Selbst wenn es Jenseits gibt, so ist das Leben im Diesseits eine einmalige Gelegenheit... und diese zu vergeuden ist eine Torheit sondergleichen.
  Wie schon gesagt, ich könnte mich dafür erschießen, daß ich noch vor nicht allzulanger Zeit diese nur totgeschlagen habe... anstatt sie einzufangen. Anstatt meinen intellektuellen Horizont zu erweitern, mich also durch Thomas Mann oder Kafka zu wälzen, um bei den Beispielen von Hank zu bleiben - anstatt mir neue Fremdsprachen anzueignen oder die Kenntnis über eine bereits gelernte noch weiter zu vertiefen - oder auch anstatt einfach nur ‘was kreatives auf die Beine zu stellen – anstatt all dessen saß ich nur vor meinem ollen Rechenknecht und zockte das, was ich eh schon fünf mal durchgespielt hatte, oder besuchte allerhand Fäkalseiten im Internet... und das auch nur, wenn ich nicht gerade vor der Glotze hockte. Himmelherrgottdonnerwetter! Was hätte ich nicht alles gescheites unternehmen können?
  Die Konsequenzen sind noch bis jetzt zu spüren.
  Zu Bleistift beherrsche ich drei Fremdsprachen, alle aber nur mäßig. Da wäre zunächst Englisch. Mein barmherziger Lehrer meint zwar noch gnädig 2 -... ich für meinen Teil jedoch meine 4 +. Auch wenn im allgemeinen bei den Versuchen, mich in der Sprache zu artikulieren, ein recht passables Resultat herauskommen mag, so scheitere ich jedoch an meinem dürftigen Wortschatz. Und weswegen? Weil ich nie Vokabeln gelernt hab! Genauso verhält es sich mit Latein. Sechs Jahre Harcore-Latein... aber trotzdem gerate ich selbst beim Übersetzen von einfachen Hausinschriften schon ins schwitzen. Weshalb mal wieder? Weil ich keine Vokabeln gelernt habe. Nur immer direkt vor ‘ner Klassenarbeit, die ich dann auch stets mit einer Eins oder Zwei meisterte... aber nachher waren all die schönen Wörter futsch. Noch viel peinlicher sind meine Schwedischkenntnisse. Seit etwa zehn Jahren fahre ich regelmäßig in das Land aber gleichwohl ist mein schwedisches Gestotter mehr als blamabel. Aufgrund meiner gottverdammten Schüchternheit im real life konnte ich mich nie dazu durchringen, auch mal mit ‘nem Schweden ein ausgiebiges Gespräch zu führen. (Es kam immer nur zu Smalltalk á la „Hur mår du? – Bra!“) Mein Vater unterrichtet sogar Schwedisch an einer Volkshochschule, dabei habe ich ihn unverständlicherweise nie darum gebeten, mir auch mal Unterricht zu erteilen.
  Echte Literatur habe ich bis auf „Herr der Ringe“ und „Watership Down“ auch nie angepackt, bis ich vor kurzem einen neugierigen Blick auf Thomas Mann geworfen habe.
  Was hätte ich mir nicht alles noch aneignen können? Geschichtliches Wissen, literarisches, naturwissenschaftliches, philosophisches, ebenso das Beherrschen eines Musikinstrumentes, und, und, und...

  Ich möchte euch um Himmels Willen nicht mit permanentem Selbstmitleid auf den Wecker gehen. Alles, was ich sagen will, trifft haargenau das, wozu Hank euch schon riet.
  Carpete Tempori! Nutzt die Zeit!
  Aufgrund meines jungen Alters habe ich längst nicht so viele Lebensweisheiten parat wie ein alter Hase. Aber diese ist die tiefste...
 

Dicker Lelles

Knuddelbärchen
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1.303
Eigentlich ein Grund mehr, nach dem zum Teil arg verkorksten Unterricht, der einem in den meisten deutschen Schulen geboten, einen besagten Klassiker in die Hand zu nehmen und zu lesen, nicht zu analysieren. Ich seh ja ein, dass bei so manchem Schmöker auf den ersten zwei oder drei Seiten der vollständige Überblick fehlt, aber das ist zumeist vom Autor genau so gedacht. Die Geschichte soll sich entwickeln und ebenso die Erkenntnis des geneigten Lesers ob der Zusammenhänge.

Hat man sich einmal überwunden, ist es schon bald um einen geschehen. Ich möchte hier als Beispiel mal "Die Verwandlung" von Franz Kafka anführen. In der Schule bestenfalls diagonal gelesen, gehasst, nach ,dank Sekundärliteratur, einigermassen erfolgreich bestrittener Klausur in die Ecke gefeuert. Als ich dann bei Planescape Torment in den Erinnerungssteinen der Sinnsaten gewühlt habe, kam eine Geschichte von einem Käfer, der eines Morgens als Mensch erwacht und darob in eine tiefe Sinnkrise stürzt. Daraufhin hab ich den guten Kafka nochmal in die Hand genommen und losgelöst von Unterrichts- und Interpretationszwängen einfach drauflosgelesen. Was soll ich sagen, es hat so viel Spass gemacht, dass ich mir dann auch mal andere Werke, die im Deutschkurs bis zum Erbrechen durchgekaut wurden, vorgenommen hab. Goethe's "Faust I" hat ich noch so rumliegen, den zweiten Teil hab ich mir dann sogar freiwillig gekauft;) wenn das meine alte Schote von Deutschpauker wüsste... Der natürliche Abwehrmechanismus "was der Pauker empfiehlt kann ja nur Blödsinn sein" macht eben weitaus seltener Sinn, als man sich das als früh-/mittel-/spätpubertärer Schüler gerne selbstbeweihräuchernd eingestehen möchte.

Lange Rede kurzer Sinn, wo ist denn die Risikobereitschaft der heutigen Jugend? Bungee-Jumpen und Krams, aber nicht den Mumm "Die Blechtrommel" weiter als drei Seiten zu lesen?? :p Bei dem Wortschatz und Artikulationswitz einiger Teens samt Anhang, denen man in der Disco schon mal über den Weg läuft, wundere ich mich manchmal, ob Lesen und Schreiben und Sprechen überhaupt noch gelehrt wird!! Diesen traurigen Zustand ändern, kann man eben letzlich doch nur ganz allein.

In diesem Sinne
 

Ice

Technomage
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Wow - Hanks Beiträge sind der Hammer! Kann einem glatt aus dem Consumer-Dornröschen-Schlaf schlagen. Tja, das kann ich nichts hinzufügen - wer nebst lesen auch noch den Ar... hochkriegen kann, ist definitiv im Vorteil. Ich denke, ich bin nicht der Einzige mit den beschriebenen Jugendsünden, obwohl ich meine Zeit nicht immer verschwendet habe. Ich zehre heute noch manchmal davon, dass ich mir in meiner Jugend freiwillig (!!) Atomphysik, Chemie und vor allem Computer-Technik um die Ohren geschlagen habe. War mir glücklicherweise egal, manchmal ausgelacht zu werden. Leider sind Literartur und Geschichte meine grossen Minuspunkte, aber das kann man ja noch ändern...

Ich habe da aber ein kleines Positiv-Beispiel zu Hanks 'Abblitzen', ist mir vor ca. 2 Monaten passiert:

Eine umwerfende Frau ist temporär in unser kleines Büro 'verbannt' worden. Ihr Akzent, die blau-grünen Augen und das blonde Haar waren schlicht umwerfend, etwa so wie Hank das beschrieben hat - man musste sie einfach mögen. Von der Art sich zu bewegen ganz zu schweigen, aber nichts klischeehaft Aufreizendendes - einfach nur toll. Die 2 selbsternannten Platzhirsche kümmerten selbstverständlich blitzartig 'rührend' um sie. Einer übertraf den Anderen mit Nettigkeiten und Zuvorkommendsein. Soweit so gut, die Situation war etliche Tage sozusagen 'remis'. Es nervte aber auch gewaltig. Auch die sonst nette ältere Frau schräg gegenüber konnte sich einige feine und weise Andeutungen nicht verkneifen. Wir führten sozusagen eine Punkte-Tabelle, nur Wetten schlossen wir noch keine ab...

Dann kam was in einer IT-Abteilung kommen musste: Probleme mit dem PC und den 2 Unix-Servern. Nun, jetzt kommt ihr zwei Gockel mir aber gesotten; ihr habt jetzt genug genervt, denke ich, DAS ist mein Experten-Gebiet - zumindest zum Spielverderben reichts. Zeit, die Punktestände einzufrieren... Langsam dämmerte es ihnen dann, mit wem sie sich 'angelegt' hatten.
Aber es kam noch besser: Der Fehler war derart, dass sogar die Systemer mich um Rat baten. Irgendjemand hatte was vermurkst... Rein 'zufällig' konnte ich das dann an ihrem PC (und selbstverständlich nur an Ihrem! *g*) das Problem auf eindrucksvolle Art lösen, natürlich nicht ohne geflissentlich die Platzhirsche und den Systemer weit über ihr Fachwissen hinaus zu scheuchen.
Als ich dann zufällig geschnallt habe, dass sie Türkin ist, war's um die zwei geschehen, denn ich spreche diese Sprache rein zufällig - die beiden nicht. Ein paar dumme Witze, Gelächter; Insider-Feeling mit einem reizend netten Wesen eben - und das Platzhirsch-Generve war erledigt.

Nein, noch nicht ganz, nicht ohne Showdown: Nach der ersten Schreck-Viertelstunde wurde ich natürlich gefragt, woher und was, wie und überhaupt. Als ich mich erklärte, war der Kommentar "Oh ein Experte der Pionierzeit". Das war geschmeichelt. Aber dann, nach der Sprache gefragt, ich meine 10jährige Ehe mit einer Türkin erwähnte, war der Zapfen bei den 'Platzhirschen' definitiv ab. "Du bist verheiratet?" sagten sie und dachten: 'Wieso hast Du uns das Ding nur so zum Spass vermasselt?', oder so.
Ich weiss, ich bin gemein - aber es hat wirklich Spass gemacht.

Und die Moral? Fast egal was Du lernst, es ist nie vergeudete Mühe - früher oder später kannst Du's gut gebrauchen, auf die eine oder andere Weise. :)

Fleiss und Mühen sind leider aus der Mode gekommen, es wird Zeit, dass sich das rächt. Mit 'Easy Life' kann man halt auf Dauer keinen Erfolg haben. An den Schulen ist diese Weisheit unbeliebt, leider.

My 2 cents.

So long
 

Wolf

Werwolf
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Eines der Probleme ist die Tatsache, dass man in der Jugend meint, vieles besser zu wissen als die Alten und deren Hinweise negieren und in den Wind schlagen zu können. Den Fluch dieser Einstellung bekommt man zu spüren, wenn man einige Jahre älter (und weiser) ist. Dann hat man nämlich Erfahrungen gemacht, die man an die nachfolgende Generation weitergeben will und was passiert? Richtig, die Geschichte wiederholt sich! Andererseits merkt man sich Selbsterlebtes weitaus besser als nur Gehörtes.

Ich predige ja auch seit Jahren meiner jüngeren Schwester, dass sie die Schulzeit nutzen und genießen soll. Aber dafür wird man dann blöd angesehen, weil sie es kaum erwarten kann, endlich die Schule beendet zu haben und arbeiten zu gehen. Böser Fehler! Aber so ist das halt.

Ich wurde ja in der Schule "gezwungen", russisch zu lernen. Am anfang hat mir das sogar Spaß gemacht. Aber dann war es mit Anstrengung verbunden und die anderen in meiner Klasse haben diese Unterrichtsstunden lieber dazu genutzt, Blödsinn zu machen, also habe ich lieber dort mitgemacht. Fazit: Ich kann nach sieben Jahren Russisch gerade mal nach der Uhrzeit fragen! Und dabei war ich einstmals sogar einer der führenden Russisschschüler meiner Klasse!

Aber verschütt gehende Sprachkenntnisse sind auch zum Großteil auf mangelnde Anwendungsmöglichkeiten zurückzuführen. Wenn man nach zig Jahren französischloser Zeit plötzlich endlich einmal einen Anlaß hat, die alten Fremdsprachenkenntnisse rauszukramen (und was für einen schöneren Anlaß kann es dafür geben als eine Frau? :D), stellt man mit Erschrecken fest, dass gar nicht mehr so viel übrig gebleben ist. Vielleicht rafft man sich dann auf und macht einen Volkshochschulkurs, aber ohne regelmäßige Anwendungsmöglichkeit...spar dir die Zeit und lies lieber ein gutes Buch!

@Hank: Wie ich einigen alten Fersehtip-Threads vom ollen Schotten entnommen habe, hattest du seinerzeit keinen Fernseher. Hat sich das denn zwischenzeitlich geändert? Immerhin hast du vor einigen Wochen mal selbst einen Fernsehtip abgegeben und in diesem Thread beziehst du dich auch vergleichsweise auf ein paar Fernsehsendungen. Ich frage nur so aus Neugier!
 

Jenny

Partymäuschen
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@Hank: Hinterthüringen? :eek: :D Das war schon der 2. Fehltritt heute...hier ist nix irgendwie "Hinter"...:D

Jaja, die Schule. An meinem letzten Schultag (und der war am 27. April 2001) war ich noch gnadenlos übereugt, jetzt das schlimmste der Welt hinter mir zu lassen. :D Schon jetzt, mit meinem kläglichem Abstand von 4 Monaten weiß ich, dass es so schlimm gar nicht war. Nicht das ich wieder zurückwöllte, aber all die "Bäh, Schule ist doof!" sind weg. :D

Die Jugend lässt sich eben ungern von den "Alten" (alles über 25 für die Teenies, zu denen ich auch gehöre...:D) belehren. Ist so. Ich lass mich heute noch nicht blehren. Und wenn ein "Alter" doch mal recht hat, bloß nicht anmerken lassen!!! :D Das ist natürlich. und vermutlich auch gesund. Ich bin eine eigenständige Person (oder vielleicht auch nicht), ich führe mein Leben nicht das meiner Eltern.

Zu den Klassikern: Man kommt ja außerhalb der Schule kaum mit ihnen in Kontakt! Wer, außer dem Bildungsbürger :D, marschiert in den Buchladen und kauft sich Goethes gesammelte Werke? Ich auch nicht. Zu einigen Schillerschen Gedichten bin ich auch nur gekommen, weil ich auf Omas Dachboden einen 30 Jahre alten Schmöker gefunden habe. Und was lese ich momentan? Robert Jordan, Wheel of time. Englische Fantasy. Sicher kein Klassiker. Aber sehr spannend, fesselnd und amüsant. Immerhin lese ich was. Mit so einem Statement: "Ich lese zum Privatvergnügen" kann man schon irritierte Blicke ernten.
Den ein oder anderen Klassiker werd ich mir noch "reinziehen" :D Aber nicht auf Teufel komm raus.
Ich bin immer bestrebt was für meine lesetechnische Allgemeinbildung zu tun, aber wer weiß schon, was die wirklichen Klassiker sind?
Ich will eine Liste! :D Eine mit dem Titel: "Was man gelesen haben sollte, um literarische Allgemeinbildung zu besitzen" :D
 

Silpion

Traumtänzer
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So, nachdem ich den Thread endlich entdeckt habe geb ich meine 2 Cents auch noch dazu:
Wie bei den meisten sind meine Fremdsprachenkenntisse reichlich verstümmelt. Englisch kann ich zwar problemlos lesen und auch fast fließend verstehen (wenn ich mich an die Stimme gewöhnt habe klappt das meistens ganz gut), aber wenn ich selbst etwas zu Papier bringe sind etliche Fehler drin und sprechen... ich habe noch nie auf englisch gesprochen! Zumindest kein längeres Gespräch. Es ist gar nicht so leicht, eine Gelegenheit zu finden und dann auch das Wort zu ergreifen. Fast immer kommt diese Angst in mir hervor, dass ich die falschen Worte benutze und der Sinn dadurch verfälscht oder gar verloren geht.
Und was meine Französisch-Kenntnisse angeht, es gab einige Jahre, in denen ich wirklich motiviert war und da erreichte ich auch die Note "2". Aber danach fiel das ganze ab und ich konnte mich, bis ich es endgültig abwählte, immer knapp auf einer "4-" halten. Und wenn man dann wieder eine neue Art der Motivation findet, ist es schon viel zu spät. Wenn ich zwei Franzosen zuhöre bekomme ich gerade mal mit, über was sie sich unterhalten, mehr aber nicht (wie wenn man nur den Titel eines Buches ließt). Hanks Bericht erweckte in mir einige Erinnerungen des letzten halben Jahres.

Das lesen und verstehen kann man leicht üben, Bücher und DVDs kann man problemlos in der entsprechenden Sprache kaufen (die engl. Tonspur gibts fast auf jeder DVD, aber z.B. französisch ist eher die Ausnahme auf deutschen DVDs). Das hilft allerdings auch nur, bereits vorhandene Kenntnisse zu verbessern, und z.B. mit meinen Französischkentnissen hätte das keinen Sinn. Schwieriger wird das Ganze aber, wenn man auch sprechen und schreiben will. Ok, eMails ins Ausland schicken ist kein Problem, aber der Empfänger macht sich nur selten sie Mühe, einen auf die Fehler hinzuweisen, die man bei seinem Getipse gemacht hat und sprechen? Wie will man in Deutschland eine Fremdsprache sprechen lernen?

Und nun zur Literatur. Ich muss sagen, dass ich Werke wie Faust und Parzival wirklich gerne gelesen habe. Anfangs. Dann musste ich es in der Schule genauer Untersuchen und alle Motivation ging verloren.
 

Sandal Tolk

Schlafmütze
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uiuiui... das ist ja mal ein Topic !

Also ich gehöre als 12.Klässler immernoch in die Fraktion der Schüler, habe meine 2. Fremdsprache - Französisch - inzwischen auch niedergelegt. Warum? Ganz einfach - ich war zu doof für diese Sprache. Ich hatte in der 7. ne 2, in der 8. ne 3 in der 9. ne 4, Ende 10. gerade noch so ne 4- gehalten:eek:. Dann wollte ich in 11 Spanisch anfangen, aber da hab ich auch nix gerallt, also hab ich schnell zu Franze gewechselt und mich da noch ein letztes Pflichtjahr durchgekloppt - Ergebnis: 4 Punkte = 4- :eek:
Ich beneide Leute, die Sprachen einfach so lernen können - eine aus meiner alten Klasse hatte Spanisch, Englisch und Franze, eine aus meiner ehemaligen 11. auch.
Sprachen kann man wirklich besser gebrauchen als so manches biologisches, physikalisches oder mathematisches. Ich mein, wann muss man denn im späteren leben mal um die von einer, sich um die X Achse des Koordinatensystems drehende Funktion eingeschlossne Fläche errechnen? Wann muss ich unbedingt wissen, dass kleine Säuger mehr Energie brauchen, als große (im Verhältnis gesehen), oder wann rechne ich aus, wieviel Kraft in Newton ich aufbringen muss, um eine Tasche auf einen Tisch zu heben... Da kräht später kein Hahn mehr nach. Sprachen sind daher besser, aber man bekommt - es sei denn man reist viel - wenig Gelegenheit sie zu sprechen und verlernt sie dann auch wieder (siehe Wolf).
Die einzige Sprache die man nicht so schnell verlernt ist Englisch, da man mit dieser Sprache immerwieder konfrontiert wird und mit der Zeit hat man auch keine Probleme mehr, Englische Bücher zu lesen. Schreiben ist meißtens auch nicht viel schwerer. Probleme tauchen da aber auch auf, wenn es dann in den Nahlkapf geht. Man spricht normalerweise kaum Englisch und das Schulenglisch unterscheidet sich teilweise stark vom gesprochenen... Das will also auch regel,äßig trainiert werden.

Was das Lesen angeht: Ich lese viel und gerne, aber bekomme immer die Krätze, wenn ich Goethe höre... Ich kann diese ollen jahrhundertealten Schinken einfach nicht ab. Allein die Sprache :(
Ich lese gerne Perry Rhodan. Da habe ich inzwischen ca 66*410+15*150 Seiten gelesen :)
 

Paladin

Your average writer
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Bravo Hank. Wenn ich an mein letztes Schuljahr denke (nur knapp an 'ner 4 vorbeigeschlittert) denke, muss ich mich wohl noch was anstrengen.
Noch eine Frage, Herr Lehrer: Gehören Palahniuk, Heinlein, Herbert, Johnson und Adams zu den lesenswerten Objekten?:D
 

Chinasky

Dirty old man
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@Wolf: Ich habe gestern (sic!) meinen Fernseher auf den Sperrmüll gestellt. Ich hatte ihn vor einem halben Jahr beim Umzug mit der neuen Wohnung geerbt und dann dummerweise im Wohnbereich stehen lassen. Da ich einer von diesen akut Suchtgefährdeten bin, schrumpfte mein freies Zeitkontingent dann schnell arg zusammen. Dabei konnte man doch nur die drei öffentlich-rechtlichen Programme empfangen und die auch nur je nach Wetterlage... :D
Meine privatfernsehtechnischen Erfahrungen sammele ich bei gelegentlichen Heimaturlauben bei meinen ollen Eltern.
Dummerweise gibt es im Fernsehen auch gute Filme. Viel zu viele (übrigens beginnen die fast immer erst nach Mitternacht, was mich in meiner Vermutung bestärkt, daß wir es mit vorsätzlicher Volksverblödung zu tun haben). Und wenn zwischen dem einen und dem anderen guten Film dann mal eine dreiviertel Stunde zu überbrücken ist, dann läßt man die Kiste halt solange weiterlaufen... Jedenfalls, wenn man so ein tumber Sack ist wie ich.

Genaugenommen braucht man aber keine Filme im Fernsehen zu sehen. Wozu gibt es Kinos? Alle zwei Wochen ein guter Film – das reicht eigentlich. Man ist gezwungen (sonst wird’s ein teurer Spaß), sich vorher genau zu überlegen, welchen der fünf oder sechs neu angelaufenen Streifen man sehen möchte, und ist sozusagen immer schon etwas vorbereitet, wenn man ins Kino kommt. Nachrichten gibt’s genügend in der Zeitung und im Radio. Der Vorteil dieser Medien: man wird nicht so von ihnen eingelullt, man kann mehr Distanz wahren und eine kritische Verarbeitung dessen, was einem erzählt wird, ist einfacher. Selbst die Nachrichtensendungen „Tagesschau“ und „Heute“ sind für meinen Geschmack schon oftmal allzu suggestiv und manipulativ, es ist anstrengend, jedesmal genau zu reflektieren, was einem da überhaupt gezeigt wird. Paßt nur mal auf, wie oft unten klein „Archivmaterial“ eingeblendet wird. Oder was tatsächlich Neues ist an dem, was Politiker oder sonstige Gesellschaftsgrößen da in die ARD-Mikrofone diktieren. Wenn über Wochen hinweg scheinbar das Problem der Bundesliga-Rechte und (wieviele DFB-Spiele von der Tagesschau um 20.00Uhr gezeigt werden dürfen) anscheinend ein Top-Thema ist, dann beweist dies für mich, daß ich nicht wirklich informiert werde. Und angeblich investigativ-kritische Reportagen in Frontal21 oder Monitor sind oftmals simple Gewächshausprodukte, bestehend aus Gerüchten, Wasser, Luft und einer Menge künstlich hinzugeführter Energie. Hauptsache, die Musik ist schön bedrohlich...
Weil aber rund um die Uhr gesendet wird, glaubt man irgendwann, über die wesentlichen Dinge tatsächlich informiert worden zu sein. Doch die werden geflissentlich verschwiegen oder vollkommen unterbewertet repräsentiert. Es gibt einige Riesenprobleme (Klimaentwicklung, Überbevölkerung, Umweltzerstörung, global gesehene wirtschaftliche Ungerechtigkeit gigantischen Ausmaßes) und diverse wirklich große Probleme (Kriege und Rassenkonflikte, beispielsweise zwischen Indien und Pakistan, innerhalb Indonesiens usw. usf.), die kaum einmal Erwähnung finden (es sei denn, irgendwo knallt’s mal wieder besonders laut oder deutsche Touristen reiten sich mit hinein in die dampfende Kacke), während Kinkerlitzchen wie Lipobai und Merkels neue Frisur (hoffentlich kommt die nie!) bis zum Exzess ausgebreitet werden.
Wenn man nur Radio hört und Zeitungen liest, so habe ich die Erfahrung gemacht, kann man die Relationen wesentlich besser und eigenständiger bewerten, als wenn man mit der Wucht von Bildern konfrontiert wird, die sich bewegen, eventuell noch mit Stimmung machender Musik unterlegt sind und durch ihre Präsenz all das Nicht-Gezeigte doppelt vergessen machen.

@Jenny: Au weh, schon wieder ins Fettnäpfchen getreten... Na, wenn’s bei Dir in der Gegend kein „Hinterirgendetwas“ gibt, muß es wohl in einer anderen Gegend liegen. :p
Du willst tatsächlich eine Liste? Hhm. Vor ein paar Wochen hat Marcel Reich-Ranicki im SPIEGEL mal seine „Must-read-Liste“, seinen Literaturkanon aufgestellt, wobei er sich allerdings auf deutschsprachige Autoren beschränkte. Bei spiegel.de solltest Du diese Liste vielleicht noch irgendwie finden können. Mir war sie allerdings etwas zu lang, wobei ich zugeben muß, mit Lyrik nicht viel am Hut zu haben und auf Minnegesänge des Mittelalters und barocke Schöngeisterei verzichten zu können.
Eine kurze, unsystematische Liste von mir:
„Schuld und Sühne“ von Dostojewski
„Faust1“ und „Die Leiden des jungen Werther“ von Goethe
„Don Carlos“ (oder ein anderes berühmtes Drama) von Schiller
„Der Zauberberg“ von Thomas Mann
„Die Verwandlung“ von Kafka
„Der Fremde“ von Camus
„Ulysses“ von James Joyce (den habe ich noch nicht vollständig gelesen, weiß aber, daß es sich dabei um eine grobe Unterlassungssünde handelt... :rolleyes: )
„Anna Karenina“ von Tolstoi
„1984“ von Orwell
„Hamlet“, und “Romeo und Julia”von Shakespeare
“Die Blechtrommel” von Grass
„Narziß und Goldmund“ von Hesse
Ein paar Short Stories von Hemmingway
Eine Sammlung griechischer Stoffe (man braucht die Dramen und Epen von Sophokles und Konsorten nicht unbedingt in ihrer originalen Übersetzung zu lesen, eine Sammlung wie: Griechische Götter- und Heldensagen ist sehr informativ und die wichtigen Stories kommen dort vor.)
„Das Foucaultsche Pendel“ von Umberto Ecco
„Lolita“ von Nabokov
„Schloß Gripsholm“ von Kurt Tucholsky
„Das hohe Fenster“ von Raymond Chandler (Genre Krimi)
„Der Herr der Ringe“ von Tolkien (Genre Fantasy)
„New Romancer“ von Wiliam Gibson (Genre Science fiction)
„Das Hotel New Hampshire“ von Irving
„Homo faber“ von Max Frisch

Diese Liste ist natürlich sehr, sehr rudimentär und unvollständig! Ich glaube zum Beispiel, daß „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Marcel Proust ein unheimlich wichtiger Romanzyklus ist, habe den aber gerade erst angefangen zu lesen (und der liest sich wirklich schwierig, jedenfalls für mich) und ich kenne nur sehr wenige Deutsche, die ihn ganz gelesen haben. Bei den in der Liste aufgeführten Werken handelt es sich um welche, die, wie ich finde, Lust auf mehr von denselben Autoren machen. „Die Verwandlung“ von Kafka ist natürlich kein Hauptwerk von ihm (das sind eher „Das Schloß“ oder „Der Prozeß“), aber als Einstieg ist es sehr gut zu gebrauchen.
Ich habe beispielsweise sämtliche belletristischen Werke gelesen von: Camus, Thomas Mann, Kafka, Tucholsky, Irving und Chandler, sowie einen Großteil der Werke Tolkiens, Shakespeares, Dostojewskis, Gibsons, Frischs und Hemmingways. Wenn ich einen Autoren für mich entdecke, dann will ich meist alles von ihm lesen (das gilt auch für literarisch weniger wichtige Leute wie Dick Francis, Terry Pratchett oder sogar John Grisham). Die richtig fetten Brocken aus der Liste sind:
„Der Zauberberg“
„Ulysses“
„Das Foucaultsche Pendel“
Wer diese drei Bücher gelesen und halbwegs verstanden hat, wer an ihnen dann sogar noch Gefallen und Genuß gefunden hat – für den ist eigentlich keine Buch mehr zu schwer verständlich (von Fachliteratur mal abgesehen).
Dahingegen sind „Narziß und Goldmund“, „Schloß Gripsholm“ und „Der Fremde“ eher leicht und locker zu lesende Sachen und auch für Jugendliche unter sechzehn Jahren schon gut zu konsumieren. Aber sie haben halt trotzdem schon die gewisse Extraportion Milch... ;)

@Pali: Die kenne ich nicht alle... :( Wer sind Heinlein und Palahniuk? Meinst Du min Johnson den Uwe Johnson? Und Herbert? Ach ja, es gibt noch viel zu tun... Adams ist ein lesesnswertes Objekt, aber so sehr ich ihn auch persönlich liebe, so findet er ebensowenig den Einzug in die oberste Chefetage wie z.B. Pratchett.

@Sandal Tolk: Du kannst nicht zu doof für Französisch sein! Jedes französische Baby lernt diese Sprache!
 

Paladin

Your average writer
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Hank, du willst mir weißmachen, du hättest noch nie von Chuck Palahniuk gehört?! :eek:
Der Mann, der es schafft, Gewalt, Brutalität, Exzesse, Anarchismus, Gesellschaftssatire in einer noch nie dagewesenen Form zu vereinen, ist dir noch unbekannt?
Kein Fight Club, kein Survivor in deinem Bücherregal? :eek:

Frank Herbert, der Mann hinter den Wüstenplanet-Epen, Robert A. Heinlein, der Schreiber der Zukunftsgeschichte und der Weltraumkadetten...nie gehört?

Na gut, bei Denis Johnson verzeihe ich, der ist noch nicht so bekannt.
(Schrieb: Jesus' Son und Schon tot).

Ach, 1984....das hab' ich garantiert auch noch irgendwo rumliegen....und vom Neuromancer hab' ich auch schon gehört...worum geht's da nochmal? :rolleyes:

<BR>
[Editiert von Paladin am 23-08-2001 um 21:08]
 
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