Comics!

Branka

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Hat hier Jemand Akira gelesen und wie fandet ihrs?
 

Darghand

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Oh ja, The Black Dossier ist ein "absolute piece of art". Das Heft ist ja nun recht schmal, aber ich habe wirklich lange und viel Vor- und wieder Zurückblättern gebraucht, damit sich aus dem Wust an Referenzen, Notizen und Bruchstücken eine kohärente Erzählung ergibt.

Ich habe selber alle bislang erschienen League-Comics gelesen, und es stimmt schon: die Bände, deren Handlung um die Jahrhundertwende angesiedelt sind, übertreffen die anderen um Längen. Das liegt meiner Ansicht nach vor allem daran, dass Kevin O'Neills Zeichenstil viel viel besser die Stimmung im ausgehenden viktorianischen Zeitalter und dem allmählichen Übergang in die Moderne des britischen Empires einfangen kann als die 60er oder die dröge Gegenwart. Die absonderlichen Maschinen, die teilweise noch ornament-überladene Architektur, die komplizierte Mode, der an den Futurismus erinnernde Fortschrittsglaube, Jugendstil - wie O'Neill das in seinen teilweise fahrigen, skizzenhaften Stil gepackt hat, hat mich beim ersten Band schlichtweg umgehauen. Allein schon die Eingangsszene auf der sich noch im Bau befindlichen Brücke über den Ärmelkanal! Auch die heruntergekommenen Londoner Viertel wie Limehouse sind ganz große Zeichenkunst.

Der zweite Band hatte dann weniger Überraschungseffekt, dafür hatte ich bei dem noch viel mehr Freude an den Elementen aus der Literatur, die Moore völlig schamlos für seine Zwecke plündert. Die Suche nach Dr. Moreau und die lange, dialoglastige Szene von Mr. Hyde in der Bibliothek sind die Highlights. Ebenso genial ist der Reiseführer: ich habe noch nie einen Text gelesen, in dem ein Loch im Boden derartig mysteriös und unheimlich ist.

Heart Of Ice und 1910 fallen da schon wieder gegen ab, boten aber immerhin solide Unterhaltung und als Lovecraft-Jünger hat mir der Nemo-Band natürlich ganz besonders gefallen (btw. hast du die Panels, die auf dem Magnet-Plateau spielen, in die richtige Reihenfolge bekommen? Ich hab's irgendwann aufgegeben :D). 1969 und 2009 hätte ich mir sparen können, zumal das Black Dossier eigentlich auch ein sehr schönes Ende für die Reihe bereithält.

Mit Volume 1 & 2, 1910 und Black Dossier (in der Reihenfolge) ist man, denke ich, gut bedient. Geniale Reihe jedenfalls, sofern man sich so einigermaßen mit den (englischen) Literaturklassikern des 19. und 20. Jahrhunderts auskennt.
 
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Kraven

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Ich fühle mich geneigt, zu widersprechen. Und eigentlich tut mir das leid, weil ich gerne konstruktiv neue, wunderbare Graphic Novels vorstellen würde, statt vorgestellte schlecht zu machen (und ich will seit ein paar Monaten Death vorstellen. Eines Tages! ).
Aber.

The League of Extraordinary Gentlemen ist eines der verkopftesten (prinzipiell okay) und am schlechtesten erzählten (nicht zu entschuldigen) Werke Moores. Und ich kann einfach den Hype nicht nachvollziehen.
Ich hege den Verdacht, dass man Moore einfach ein paar Mal zu oft gesagt hat, was für ein Genie er ist, und er irgendwann angefangen hat, die Sprüche zu glauben. Hinfort also mit den intelligent erzählten Geschichten wie V for Vendetta (ein Comic, der übrigens völlig zu Unrecht in dem Schatten verblasst, den Watchmen wirft), und hin zu viktorianischer FanFiction, für die ein Anglistik-Bachelor die Mindestvorraussetzung ist.
Der Grundgedanke einer viktorianischen JLA ist großartig. Der Gedanke einer moor'schen Dekonstruktion des kompletten Populärroman-Genres ebenfalls.

Aber beides davon geschieht nicht. Statt dessen krallt sich Moore die Figuren und verändert sie so sehr, dass sie mehr wie eine bösartige Bizarro-Version ihrer Originale gelten. Was bei Figuren wie Hyde und dem Unsichtbaren schon eine ziemliche Leistung ist.
Das heißt nicht, dass die Figuren als Charaktere nicht funktionieren. Minna Harker ist großartig, Hyde sowieso. Es erinnert nur ein bisschen an die späten Werke der Scary Movie Reihe: Es wird nichts vom Original aufgenommen oder persifiliert, sondern die Leser werden einfach nur daran erinnert, dass bestimmte Dinge existieren. Und weiter wird daraus nichts gemacht.

Okay, Disclaimer: Ich habe nicht alle Bücher gelesen, die in der League verarbeitet werden. Da es Literaturprofessoren gibt, für die das gleiche gilt, fühle ich mich deswegen nicht allzu schlecht, aber es kann durchaus sein, dass ich ausgerechnet nur die Dinger gelesen habe, bei denen die Neuinterpretation nicht funktioniert. Vielleicht ist Dr. Moreau eins zu eins aus dem Roman übernommen, keine Ahnung. Und die Referenzen, die ich mitbekommen habe, sind durchaus clever.

Aber das alles verkommt zu intellektueller Masturbation, wenn es nicht der Geschichte dient. Und die ist... wenn schon nicht schlecht, dann sperrig. Und leidet gerade im zweiten Band enorm unter Pacing-Problemen. Wenn der Krieg dann ziemlich abrupt endet, die Pointe ziemlich müde ist und ein heldenhaftes Opfer erschreckend witzlos im Nichts verpufft, weil die Szene einfach nicht drängend genug aufgebaut ist... dann frag ich mich vor allem, woran das liegt. Moores Actionszenen haben immer etwas leicht statisches, aber diesmal funktioniert (für mich) die komplette Dramatik nicht.

Und es kann mir niemand erzählen, dass Moore der Platz ausgegangen ist. Moore schafft es, uns drei Seiten lang Allan Quartermains nackten Hintern zu präsentieren, wenn dieser gerade mit der knapp achtzig Jahre jüngeren Minna ins Bett steigt. Da wäre es durchaus drin gewesen, zwei, drei Panels rauszukürzen, um dafür das Finale ein klitzekleines bisschen besser laufen zu lassen.
... und weil ich gerade dabei bin, was zur Hölle sollten diese Szenen? Wollte Moore seinen Fetisch mit uns teilen? Ist es ein Kommentar zur vermeintlichen Prüderie des viktorianischen Zeitalters, dass so prüde nicht gewesen sein kann, schließlich existiert Großbritannien noch heute?
Egal was es ist, es ist den erschreckend hässlichen Sex nicht wert, der einem da vorgesetzt wird. Und ich bin nicht prinzipiell gegen Sexualität in Geschichten.
Komma.
Aber.
Wenn ich Pornographie sehen möchte, schaue ich mir Pornographie an. Wenn mir in einer regulären Geschichte auf drei Seiten nackte, faltige Haut um die Ohren geschlagen wird, sollten diese Szenen verdammt noch mal der Charakterisierung dienen (an dieser Stelle als Anleitung, wie man's macht, Cronenbergs History of Violence). Das geschieht aber nicht, wir kriegen einfach nur Sex zu sehen, weil Moore Bock drauf hat, uns Sex zu zeigen.

Und da steckt mein Problem mit dieser Reihe: Moore tut erschreckend wenig, um uns diese Charaktere näher zu bringen (außer Hyde, wie gesagt :D ). Und dass Moore flache Charaktere schreibt, tut weh genug. Dass Moore aber nicht gut genug charakterisiert, obwohl die Figuren bereits von anderen Autoren ausgearbeitet wurden und auf dem Präsentierteller bereit liegen, das geht nicht.

Mir fällt gerade das Fazit schwer... die Bände sind definitiv keine Zeitverschwendung, und der Zeichenstil ist gerade im Bereich Architektur sehr sehr gut. Aber es ist unglaublich viel verschwendetes Potential mit dabei, und am Ende ist es... meh. Und meh tut als Bewertung für eine Moore-Geschichte ziemlich weh.
 

Lisra

Schmusekater
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Ich mochte den ersten Band irgendwie. Dann gabs im zweiten Marsmenschen und mir wurde das alles zu mies.
 

Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
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@Darghand

Ich glauuuubeee, ich hab die Reihenfolge zusammenbekommen. Hat aber nichts daran geändert, dass der Band eher "meh" ist und du dich fragst ob das nicht hätte besser gehen können.

Ansonsten stimme ich dir insgesamt so zu.


@Kraven

Dieser Hintern verfolgt dich, was:D?

Ich glaube, damit hat Mister Moore sein Ziel erreicht und sei es nur Leser wie dich zu provozieren, damit sie sich darüber aufregen, dass da nicht nur junge Luxuskörper in den Kissen wälzen. Er selbst wird natürlich sagen, dass sie sich näherkommen sollten und der Sex das symbolisiert und bla, aber wir wissen doch alle dass es um das Ausleben des Fetischs und reine Provokation ging;).

Edit: Hab noch mal über den Absatz nachgedacht, dass die Sexszene "hässlich" sei und kann dem nicht wirklich zustimmen. Sicher, einer der Sexualpartner ist nicht gerade sehr ästhetisch, aber ansonsten ist der Sex einvernehmlich, freundlich und keiner wird gedemütigt oder einer von beiden möchte den anderen der Macht willen dominieren, da ginge es schon schlimmer.

Und gleich noch eine Rezi, die etwas schwärmerisch ist, aber was soll ich machen, das Teil wird halt nach x-Malen so richtig gut, wenn man sich davon verabschiedet, dass es halt des Einstiegs wegen sich der Formel bedient.

Bin selber schon sehr auf Teil 2 im Dezember gespannt.

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The Marquis: Inferno

Vol de Galle, ehemaliger Inquisitor der Kirche der Heiligen (Church of Saints), befindet sich in einer Identitätskrise. Viele Jahre hat er für die Kirche die Ungläubigen bekämpft und sich auf der Suche nach Dämonen, direkt aus der Hölle, begeben, doch auch wenn man ihn wegen seiner "Erfolge" lobte, so hatte er doch nie das Gefühl erfolgreich zu sein. Doch das Schicksal scheint auf seiner Seite zu sein. In einer Vision erscheint ihm die heiligste aller Heiligen, die Saint de Massard und ertilt ihm die Aufgabe, die wahren Teufel, die sich in den Körpern der Sterblichen verstecken, zu jagen und zu vernichten. Ausgestattet mit speziellen Waffen und der Gabe die in den Körpern der Sterblichen hausenden Kreaturen zu erkennen, wirft Vol de Galle sich den schwarzen Mantel um und setzt sich eine Rabenmaske auf, um als "The Marquis" nun seine Heilige Mission zu erfüllen.

Doch is all dies auch wirklich echt? Oder ist der Marquis nichts weiter als ein wahnsinniger Irrer, der mit der Schuld seiner eigenen schecklichen, im Namen des Glauben begangenen, Taten nicht mehr leben kann?

All dies wird sich im Verlaufe der Handlung herausstellen.

Guy Davis (B.U.A.P. , Sandman: Mystery Theatre) Serie um den Teufel jagenden "Adeligen" beginnt recht klassisch. Wenn man genauer hinschaut, ist der erste, der auf vier Bänden angelegten Reihe, nur eine weitere Origin-Story, in der die Welt und Hauptcharaktere vorgestellt werden, während hier und da etwas Action eingestreut wird, damit man sich nicht zu Gänze langweilt (dies war auch einer der Gründe warum der Rezensent, zunächst wenig begeistert war). Doch irgendwie muss man seine Serie ja starten und Leser neugierig machen und wenn man genauer hinschaut, erkennt man das brodelnde Potenzial dieser Serie, die sich mit ihrer Thematik um Verdammnis, Sünde und Erlösung so gänzlich von ähnlich finsteren Welten abgrenzt, da sie sich nicht in der eigenen Düsternis suhlt und die Dinge in der Welt für gegeben hält, sondern diese durchaus auch in Frage stellt. Sind die Teufel tatsächlich an der Verdammnis der Menschen schuld oder ist es nicht doch der freie Wille der Menschen, der sie der Finsternis anheimfallen lässt? Und wenn es Teufel gibt, sind dann die Methoden der Inquisition trotz der pervertierten Sichtweise der Kirche nicht doch vonnöten? All diese Fragen stellt "The Marquis" und lässt sie zunächst offen, während Vol de Galle in der düsteren Metropole Vernisalle sein Umwesen treibt. Und Guy Davis, der als Autor und Zeichner fungiert, weiß durchaus auch die vielleicht eintretende Routine in den beiden anderen Geschichten des Bandes (die Miniserie "Danse Macabre" macht den größten Teil des Bandes aus, danach folgen die kürzeren Geschichten "Hell's Courtesan" und "A sin of one") zu brechen und einige clevere Ideen einzubauen, die sich recht vergnüglich lesen und den Leser mit einigen Staunen zurücklassen.

Und all das in Davis' unverwechselbaren Zeichenstil gehalten, mit zwar leicht überzogenen menschlichen Charakteren, aber so wundervoll hässlichen Teufeln, dass einem vor Freude das Grauen kommen mag. Einige bezeichnen Davis als den Meister der Monster und wenn man die in der Geschichte auftauchenden zu Fleisch gewordenen Alpträume, in ihren vielfältigen Verformungen aus Fleisch betrachtet, möchte man dem nur zu gerne zustimmen. Anstatt Höner wird man eher Tentakel und übergroße Extremitäten sehen und sie tragen einiges zur Einzigartigkeit des Buches bei. Das alles wird in schwarzweiß präsentiert, sodass die düstere Atmosphäre noch mehr auf den Schultern des Lesers lastet und fertig ist eine der erste Band eine der interessantesten Serien der letzten Jahre, die das Potenzial besitzt als einer der besten Serien aller Zeiten in den Comic-Olymp einzugehen.

Man darf auf jeden Fall gespannt sein wie es weitergeht und auch wenn der eher klassische Aufbau der ersten Miniserie "Inferno" nur vier Sterne geben dürfte, erhält der Band am End doch fünf Sterne, wegen der unterschwelligen Intelligenz des Skriptes und der Themen die es anspricht.

5 von 5 Sternen.
 
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Darghand

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Kraven, was regst du dich eigentlich so auf? Die ganzen Zitate und Querverweise in die B-Movie-Welt kriegt man bei den Tarantinofilmen (bei den neuen wird's nur noch schlimmer) auch nur mit, wenn man über ein enormes Wissen über solche Filme verfügt. Das ist für die Kritikerbande natürlich in beiden Fällen toll, weil die Poptheoretiker und Kulturwissenschaftler einerseits und die Anglistiker andererseits endlich mal einen handfesten Beweis dafür haben, nicht nur Unnützes Zeug studiert zu haben. ;)

Die Filme machen ja auch dann noch Spaß, wenn man sich nicht die ganze Zeit "Oh, die Kameraeinstellung ist aber bei Leone abgeguckt!" denkt.

Ich hab von den Werken, aus denen Moore sich bedient, nur die wenigsten gelesen, aber von den meisten gehört. Das hat mir gereicht, und bei Bedarf hab ich ein wenig zu den Figuren recherchiert. Bei denen, die ich kannte (z.B. Nemo), hat mir die Umgestaltung umso besser gefallen. Vermutlich vor allem deswegen, weil League - trotz dramaturgischer Schwächen, da geb ich dir recht - wiedermal ein wichtiges Talent von Moore unter Beweis stellt: nämlich das Erfinden von fantastischen, aber in sich stimmigen Welten (für V for Vendetta und Watchmen gilt das auch). Die gegenseitige Anpassung von historischem, durchaus in der Realität geerdetem British Empire und Romanfiguren funktioniert meiner Ansicht nach einfach sehr gut. Und was die Tiefe der Figuren angeht: wenn man bedenkt, dass viele nur in einem oder zwei Bänden auftauchen und Mina und Allan (später Orlando) im Grunde die einzigen Fixpunkte der Reihe sind, ist das schon ganz gut gelungen. Auf die Charakterisierungen in den literarischen Vorlagen kann Moore ja nur bis zu einem bestimmten Punkt zurückgreifen, da die League-Storyline ja immer erst nach den Ereignissen in den zugrundeliegenden Büchern einsetzt. Er spinnt sie weiter, mit der Frage: was macht eine Begegnung mit einem übernatürlichen Wesen wie Dracula mit einer in behüteten Verhältnissen aufgewachsenen, jungen Frau wie Mina Harker? Und getreu der Devise "What doesn't kill you, makes you harder (but f**** you up mentally)" kommt die Mina Harker der League-Welt heraus.
Hawley Griffin ist entsprechend der Unsichtbare nach etlichen Jahren der Unsichtbarkeit; unfähig, "normalen" Kontakt zur Rest-Menschheit zu halten und von weiterhin von diesem Wunsch getrieben, andererseits inzwischen derart von seinen Mitmenschen entfremdet, dass es in Hybris endet - das Resultat ist bekannt, Griffin ist ein Vergewaltiger und Verräter. Und Allan ist ein Held, nachdem dessen Ruhm weithin verblasst ist und der abseits der Geschichten, die über ihn erzählt werden, nur über eine sehr wackelige Identität verfügt.

Na was soll's, ich bin eh Fan und die Qualität der Storyline in den einzelnen Bänden war für mich tatsächlich zweitrangig. Dafür gibt's genug nebenher zu entdecken.
 

Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
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Rezension von Warren Ellis "Ministry of Space"

Ministry of Space

1944.

Der zweite Weltkrieg ist fast beendet, England liegt am Boden, aber ein Mann weiß wie er das Empire aus seiner Asche erheben wird. Sein Name: John Dashwood, Commodore der Luftstreitkräfte Englands. Sein Ziel: den Weltraum erobern. Und das tut er auch mithilfe gewaltiger, finanzieller Mittel, die er als "Schwarzkonten" bezeichnet. Siebenundfünfzig Jahre später ist England die dominierende Macht im Weltraum und alles scheint bestens zu laufen. Doch Amerika kontaktiert den britischen Geheimdienst, die sich wiederum an die britische Raumfahrtbehörde wenden, welche Dashwood (nun "Sir" Dashwood) kontaktieren, um sich mit ihm zu unterhalten.

Der Grund: Man weiß inzwischen woher das Geld kommt.

Wäre "Ministry of Space" in Prosaform verfasst worden, wäre es nichts weiter als eine kleine Kurzgeschichte von höchstens 20-40 Seiten. Aber das ist auch nicht schlimm, denn "Ministry of Space" ist auch nichts weiter als eine kleine Geschichte. Die kleine Geschichte eines Mannes mit einem großen Traum, für den er bereit ist alles zu tun. Dashwood ist bei weitem kein sympathischer Protagonist und vor allem ist er ein Kind seiner Zeit. Das England, welchem er zum Aufstieg verholfen hat, bleibt auf ewig in den 40ern/50ern verhaftet, da es keinen Grund sieht angesichts des Erfolgs im Weltall groß verändern zu müssen (was gesellschaftlich durchaus düstere Folgen hat). So hat also alles seine zwei Seiten und man ist gerne bereit Dashwood und England zu verurteilen, wenn da nicht der Fakt wäre, dass das All tatsächlich für die Menschheit besiedelt und urban gemacht wird, dass Probleme gelöst werden, die uns heute vor eine Herausforderung stellen. Doch auch das erscheint wiederum wie Schall und Rauch, wenn am Ende...aber das sollte man selbst gelesen haben.

"Ministry of Space" ist eine interessante Geschichte, ein Projekt, das eindeutig von Herzen kommt, wenn man sich das Nachwort des Autors Warren Ellis durchliest, vielleicht nicht sonderlich spannend im klassischen Sinne (Action und Spionageaktionen gibt es keine), aber künstlerisch und intellektuell gesehen ganz interessant. Es ist eine Hommage an die verträumten Visionen der 50er, ohne jedoch den Blick für die Realität zu verlieren, ohne große Schnörkel erzählt, wundervoll vom Zeichner Chris Weston (der einen realistischen, aber gleichzeitig retrohaften Stil anschlägt) gezeichnet und in sich eine kleine Perle, für Liebhaber der Science-Fiction und Freunde großer Visionen.

Gibt es ansonsten keine Kritikpunkte?

Nun doch, einen. Das Vorwort von Ellis Autorenkollegen Mark Millar (Wanted, Kick-Ass) darf geflissentlich überlesen werden, denn es liest sich eher wie eine (natürlich ironisch gemeinte, ha-ha) Beleidigung des Lesers und hat auch keinerlei Inhalt anzubieten, der über eine kurze Lobpreisung von Ellis hinausgeht (ansonsten wird der Leser dazu aufgerufen endlich "Ministry of Space" zu lesen. Danke Mister Millar, ohne sie wäre ich nicht darauf gekommen). Es ist reine Zeitverschwendung, weswegen man sich besser gleich dem eigentlichen Comic zuwenden sollte, der dafür eine angenehme Lektüre bleibt.

5 (von 5) Sterne(n).


Kleine Anmerkung: Den eigentlichen Sammelband gibt es physisch nur gebraucht, aber digital kommt man ihn (und andere Bücher, außer Comics von Dark Horse Comics), ganz billig hier:

http://www.comixology.com/Ministry-of-Space/digital-comic/26399
 
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Zelon Engelherz

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Rezension zu "Death: The High Cost of Living" von Neil Gaiman. Es gibt überall Sammelbände, die noch eine kleine Fortsetzung enthalten, die ich aber nicht kenne.

PS: @Kraven

Erster:D;)!


Death: The High Cost of Living

Sexton ist 16 und das Leben ödet ihn schrecklich an und er sieht es als komplett wertlos an.

Aus diesem Grund möchte er Selbstmord begehen, wodurch es schon wie ein Segen wirkt, dass ihn seine esoterisch angehauchte Mutter aus der gemeinsamen Wohnung jagt. Nachdem er auf der nahen Müllkippe fast von einem Kühlschrank erschlagen wird ( und in diesem Moment wohl ironischerweise beschlossen hat nicht zu sterben), wird er von dem sehr lebensfrohen (und sehr attraktiven) Gothmädchen Didi gerettet, die ihn pflegt und nach einem Vorfall mit einer verrückten Bettlerin (oder ist es doch eine verrückte Hexe?) den Tag zu verbringen.

Für Sexton steht fest, dass sie genauso verrückt wie die Bettlerin ist, erzählt sie ihm doch tatsächlich dass sie der Tod (der Typ in der Kutte mit einer Sense!) ist. Doch wenn dem tatsächlich so ist, warum wird sie dann von einem weiteren Verrückten verfolgt?

Sexton weiß es nicht, doch wird er im Laufe der nächsten Stunden eine Menge über das Leben und seinen Wert lernen...

,,Death: The High Cost of Living', geschrieben von Nail Gaiman, ist ein Spin-Off der bekannten Comicserie ,,Sandman'', ebenfalls von Nail Gaiman aus der Taufe gehoben und rückt den beliebtesten Nebencharakter dieser Serie in den Mittelpunkt: Death, die Inkarnation des Todes und Zweitälteste der sieben Ewigen und damit die ältere Schwester des Hauptcharakters Dream aus der Sandmanserie. Wie schon geschrieben rang sie ihren grüblerischen Bruder schnell den Platz als beliebtester Charakter ab und das schon nach ihren ersten Auftritt im sechsten Heft der Serie.

Warum dürfte schon nach wenigen Worten aus ihrem Mund klar sein: Sie ist frech, aber nicht verletzend, mitfühlend ohne ins kitschige abzuwandern und sie schafft es schlichtweg andere in ihrer Umgebung sich wohl fühlen zu lassen,was wohl in diesem Fall symbolisch gesehen werden kann, da sich die Menschen durch die Anwesenheit des Todes auf Grund der wenigen Zeit die ihnen gegeben ist, an den Wert des Lebens erinnern und dieses einfach nur genießen und sei es auch nur für einen kurzen Augenblick.

Und darum geht es auch zusammenfassend in dieser Geschichte, das Leben zu genießen und seien es auch nur so kleine Dinge wie Essen gehen oder sich am Himmel zu erfreuen. Zwar gibt es auch einen Konflikt, der sich aber als nichtig erweist (und im Bezug auf das was Death oder Didi darstellt Sinn ergibt) und damit dürfte jeder Leser, der Action mag und vielleicht auch erwartet, einen Fehlkauf machen. Auch Anspielungen oder philosophische Überlegungen über die Realität sollte man nicht erwarten, zumindest Ersteres nicht im Ausmaß wie Sandman.

Mister Gaiman erzählt einfach eine kleine Geschichte über das sterbliche Dasein und das tut er gut und ohne große Schnörkel. Wer damit zufrieden ist, wird bis zum Ende gut unterhalten werden und lässt sich vielleicht sogar von der Lebensfreude des entzückend liebenswerten Gothmädchens anstecken und trägt einen Teil dieser Freude sogar für einige Zeit in seinem Herzen.

Als Bonus zu dieser Serie, wurde ein kleiner Comic über Sex und eventuelle Geschlechtskrankheiten hinzugefügt.

Death und der Magier Constantine (die Hauptfigur aus der Serie ,,Hellblazer'', für die Mister Gaiman zumindest in den 90ern eine Schwäche zu haben schien), führen hierbei auf sehr informative und sogar amüsante Art und Weise sogar den richtigen Gebrauch eines Kondoms vor und informieren auch sehr gut über AIDS (welche in den 90ern oft DAS Thema schlechthin zu sein schien und von Gaiman auch in Sandman mehrmals thematisiert wurde), sodass man als Leser einen groben Überblick bekommt.

Insgesamt also eine nette Serie, die auch über zehn Jahre nach ihrem Erscheinen auch heute noch auf Grund ihrer zeitlosen Thematik zu gefallen weiß.

Und mal ehrlich, wer kann dieses Mädchen nicht mögen?

4 von 5 Sternen.
 
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Zelon Engelherz

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Rezensionen zum Einzelband "Point Blank" und der Folgeserie "Sleeper", welche meiner Meinung nach zum besten gehört, was der amerikanische Markt so hergibt. Leider hat sich die deutsche Ausgabe nicht so gut verkauft wie erhofft, weswegen der Cross Cult - Verlag Hausputz machte und überflüssige Lagerbestände schrederte. Finde ich schade und deswegen poste ich hier im nachhinein meine Rezis zur deutschen Ausgabe der Serie, damit vielleicht jemand der Reihe noch im nachhinein eine Chance gibt und sich ein paar der verbliebenen Exemplare sichert.

Wer es billiger haben will, kann sich auf Englisch zwei groe Sammelbände gönnen, die deutsche Ausgabe ist trotz ein, zwei Rechtschreibfehler gut übersetzt und macht sich dank des Hardcoverformats besser im Regal.

Aber genug des Vorgeplänkels, hier sind die Rezis (die im nachhinein nicht zu meinen besten gehören, wie ich zugeben muss. Na ja, trotzdem eine super Serie!).

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Point Blank

Cole Cash, ehemals bekannter als maskierter Superheld "Griffter", hat im Hinterkopf dass etwas nicht stimmt. Spätestens als er erfährt, dass sein ehemaliger Kriegskamerad John Lynch (mit dem er einige Nächte davor noch einige blutige Aktionen gestartet hatte) angeschossen wurde, weiß er dass die Sache stinkt und beginnt zu ermitteln.

Dabei kommt er dem vielleicht intelligentesten Wesen auf Erden in die Querre und erfährt über Umwege von einem Mann namens Holden Carver,der wohl auch irgendwie in das verwirrende Gesamtbild zu passen scheint.

Point Blank stellt den Anfang einer weit größeren Serie von Autor dar, nämlich "Sleeper", ebenfalls vom Autor Ed Brubaker geschrieben und von Sean Phillips gezeichnet. In Point Blank übernimmt Colin Wilson diesen Part und macht dabei einen sehr guten Job. Doch während der Handlungsbogen von Sleeper Themen wie die Grenze zwischen Gut und Böse, richtig und falsch bearbeitet und sich dabei eines innerlich zerrissenen Protagonisten bedient( soviel sei gesagt: es handelt sich dabei nicht um Cole Cash), bleibt Point Blank eher bodenständig und auf die Ermittlungen Cole Cashs konzentriert.

Aus seiner Perspektive nimmt der Leser an seinen Untersuchungen teil, deren Ergebnisse für ihn (und auch für den Leser selbst) nur weitere Rätsel aufgeben, als sie zu lösen und zumindest die fünfbändige Geschichte recht unzufrieden auflösen. Der Plot selbst schreitet, trotz einiger deftiger Actionszenen ( Cole zeigt wenig Skrupel dabei andere zu erschießen), eher langsam und gemächlich voran, bietet jedoch auch einiges an Informationen, die das Verständnis für Sleeper wesentlich erleichtern. Ironischerweise merkt man lediglich in einigen, ausgewählten Stelle, dass die Serie in einem Universum voller Superhelden spielt, sie könnte also auch für sich alleine in der realen Welt stehen, was ein Pluspunkt ist.

Außerdem kann auch die raubeinige und nicht gerade mit Intelligenz gesegnete Hauptfigur ganz überzeugen. Am Ende erfüllt der Band seinen Zweck, wenn er neugierig auf Sleeper macht und kann trotz alledem für sich alleine stehen. Desweiteren sind Colin Wilsons Zeichnungen, wie oben schon beschrieben, tatsächlich sehr gut und tragen trotz heller Farben, die düstere Stimmung des Bandes, womit zumindest optisch einiges geboten wird.

Im Anschluss findet sich noch ein informativer Artikel von Jochen Ecke im hinteren Teil des Bandes, der das Wildstormuniversum (in dem sich die Geschichte abspielt) unter die Lupe nimmt und vor allem seinen Einfluss auf das Genre des Superheldencomics noch einmal rekapituliert.

Durchaus also einen Kauf Wert, wenn man sich im Anschluss Sleeper zulegen möchte, vor allem da einige Informationen im Band, hilfreich für das Gesamtverständnis der großartigen Nachfolgeserie sein könnten.

3 von 5 Sternen

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Sleeper Band 1: Das Schaf im Wolfspelz

Zu sagen dass Holden Carver in Schwierigkeiten stecken würde, wäre nicht nur eine komplette Verharmlosung seiner Situation, sondern als würde man die Augen komplett vor der Wahrheit verschließen.

Als Undercoveragent in die kriminelle Organisation des Verbrechergenies Tao eingeschleust, wissen nur er und sein Chef, John Lynch, von seiner wahren Identität. Leider wurde Lynch, nach einem Anschlag auf sein Leben, ins Koma befördert und Carver ist nun allein in einer Organisation voller Psychopathen und Mörder und wird dazu auch noch von seinen alten Auftraggebern als Verräter gejagt.

Für ihn zählt nur noch eine Sache:

Überleben um jeden Preis.

Der erste Band der vierbändigen Serie, stellt episodenhafter Form Holden Carver selbst, den genialen Bösewicht Tao und weitere, für die Handlung wichtige Figuren, vor(darunter auch Holdens besten Freund Genocide und die Schöne, wie auch gefährliche Miss Misery) und bringt vor allem Holden Carver als Person, in seinen zahlreichen Monologen, näher. Das tut der Geschichte außerordentlich gut, denn gerade Holdens verzweifelte Versuche weiterhin auf der "guten" Seite zu stehen und seine Interaktion in einer Welt voller Lügen und allgegenwärtiger Ambivalenz, lassen ihn den Leser ans Herz wachsen und das trotz der verabscheuungswürdigen Taten die er begeht. Damit wird die Figur Carvers zu einer ambivalenten und vielschichtigen Persönlichkeit und ist dem Leser näher als beispielsweise Cole Cash aus dem inoffiziellen Vorgänger "Point Blank". Diese Attribute sind es auch, welche die Geschichten der einzelnen Episoden auch ohne Action(von der es jedoch einige gibt) spannend genug machen, um weiterhin am Ball zu bleiben. Man möchte Holdens Geschichte weiterverfolgen.

Bis zum bitteren Ende.

Sprachlich bewegen sich alle Figuren auf einem eher niedrigen Niveau, das heißt dass jedes zweite Wort vulgär geflucht wird. Dazu kommt hier und da noch etwas Sex, der weder störend, noch sonderlich berauschend ist(er gehört wohl einfach zu einer Serie, die sich am Stil des Film Noir orientiert, dazu). Auch der Gewaltfaktor ist explizit, aber nicht zum Selbstzweck willen.

Die Zeichnungen Sean Phillips passen perfekt zum Szenario und ohne sie, würde die Serie wohl auch nicht funktionieren. Sein realistischer Stil, kombiniert mit den düsteren, leicht verwaschenen Hintergrundfarben, gibt der Sleeper genau den richtigen Touch, um ihr genau die richtige Stimmung zu verleihen, welche auch in "Criminal"(ebenfalls von Ed Brubaker geschrieben und von Sean Phillips gezeichnet) vorzufinden ist.

Zum Schluss befindet sich am Ende des Bandes noch ein kurzer Artikel über Ed Brubaklers Werdegang und sein Schaffen. Der Artikel ist sehr flott und informativ zu lesen und rundet das gelungene Gesamtbild ab.

Ein Pflichtkauf also, für alle die spannende Geschichten und Thriller mögen und auch einmal etwas abseits von der gewohnten Superheldenkost lesen wollen.

5 von 5 Sternen

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Sleeper Band 2: Die Schlinge zieht sich zu

Ein Gefangener der anderen Seite ist der ehemalige Undercoveragent Holden Carver. Nur knapp der Bestrafung durch seinen derzeitigen Vorgesetzten Tao und seiner rechten Hand Peter Grimm entgangen, verzweifelt er immer noch daran, für das kriminelle Syndikat des wahnsinnigen Genies arbeiten zu müssen. Da hilft auch die Beziehung zur verführerischen Miss Misery nicht sonderlich.

Doch dann wird ein toter Briefkasten aktiviert und jemand versucht Kontakt mit Holden aufzunehmen. Ergibt sich doch für ihn eine Chance zu entkommen?

"Die Schlinge zieht sich zu" setzt die Geschehnisse aus dem ersten Band und verbindet sie zu einer durchgehenden Handlung, in der Holden diesmal versucht zu entkommen und nicht von den Häschern Taos enttarnt zu werden. Carvers Monologe bringen die Geschichte weiterhin bis zum bitteren Ende voran und um das Gesamtbiold abzurunden, erfährt man auch einiges über ein Paar der handlungsrelevante Figuren.

Inhaltlich ist also erneut nichts an der Geschichte auszusetzen (vorausgesetzt man stört sich weiterhin nicht an der vulgären Ausdrucksweise der Figuren) und auch zeichnerisch glänzt sie einmal mehr.

Sean Phillips geht noch einmal in die Vollen und präsentiert dem Leser einige seiner besten Zeichnungen ( ein persönlicher Favorit: Eine Szene vor einem herrlich kolorierten Buntglasfenster im Hintergrund, während die zwei Figuren die Treppe einer Kirche hinab gehen. Eine wahre Augenweide) und wird zusätzlich am Ende des Bandes mit einem zweiseitigen (also leider sehr kurzen) Artikel geehrt.

Das rundet den insgesamt sehr lesenswerten Band noch einmal ab und macht ihn wie seinen Vorgängerband zu einem Pflichtkauf.

5 von 5 Sternen

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Sleeer Band 3: Die Gretchenfrage


Holden Carvers Leidensgeschichte findet kein Ende. Nachdem er im zweiten Band der Serie ("Die Schlinge zieht sich zu"), sich dazu entschied in Taos Organisation zurückzukehren, vergeht er in Selbstmitleid. Dass verletztende Verhalten Miss Miserys (gemäß ihrer Natur) tut auch sein Übriges, um seine Entscheidung anzuzweifeln.

Doch die Karten werden neu gemischt, als sich herausstellt dass sein ehemaliger Chef John Lynch aus dem Koma erwacht ist. Lynch nimmt wieder mit Holden Kontakt, um den Kampf gegen Tao wieder aufzunehmen. Doch wie wird sich Holden verhalten, nachdem er sich von ihn in Stich gelassen fühlte?

Und was hat es damit auf sich, dass die beiden Intriganten Tao und Lynch soviel Hass aufeinander empfinden?

Zumindest auf die letzte Frage wird in diesem Band eingegangen. Dabei wird die Figur Lynch noch etwas vertieft und wesentlich symphatischer dargestellt als dies in den Vorgängerbänden der Fall war und die Motive Taos (dessen Hintergrundgeschichte man schon im zweiten Band erfuhr )werden ebenfalls aufgelöst. Diese Beziehung ist auch das eigentliche Herzstück des Bandes, der im Grunde nichts weiter tut als noch einmal alle Geschehnisse und Themen der Serien zu rekapitulieren, bis sie im vierten Band "Das große Erwachen" zusammengefasst werden.

Ansonsten wird der Ernst der Geschichte, durch etwas Humor (ausgehend von Carvers Untergebenen "Pit Pull" und "Black Wolf" ) aufgelockert, der zum Glück nicht überhand nimmt und auch in Bereich der Kolorierung hat sich etwas getan. Waren die Farben in den Vorgängerbänden etwas verwaschen, sind sie im dritten wesentlich kräftiger. Zwar verliert der Band nichts von seiner Atmosphäre, aber das Gefühl beim betrachten der Bilder ist doch ein anderes als zuvor.

Abgerundet wird der Band mit einem Interview mit Ed Brubaker, der einiges über seine Arbeit und Themen zu erzählen weiß.

Ein guter dritter Band also, der alles tut um erwartungsvoll auf das große Finale der Serie gespannt zu sein.

5 von 5 Sternen

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Sleeper Band 4: Das lange Erwachen

Es ist soweit.

Der große Showdown zwischen dem Verbrechergenie Tao und Jack Lynch, dem Leiter von I.O. , steht kurz bevor. Beide Seiten sammeln ihre Kräfte und sind bereit dem jeweils anderen endgültig auszuschalten. Und zwischen den Fronten steht Holden Carver, dem beide meinen auf ihrer Seite zu wissen.

Doch Carver hat eigene Pläne und denkt die Sache auf seine Art zu beenden...

Sleeper gehört ohne Zweifel zum besten was die amerikanische Comicindustrie hervorgebracht. Die Geschichte um Carvers Leben als Doppelagent und wie er immer tiefer in die Intrigen beider Seiten hereingezogen wurde, an seiner eigenen moralischen Ambivalenz verzweifelte und schlussendlich resignierte, hat etwas Soghaftes. Man will nicht auflesen, bis man auch wirklich den Schluss der Geschichte gelesen hat. Bei einer solch hohen Spannungsrate, kann es auch schnell passieren, dass gewisse Erwartungen enttäuscht werden.

Und dies trifft leider auf "Das große Erwachen" zu. Das Ende ist keineswegs schlecht, sogar ein Gutes wenn man es so will, aber es ist nicht die brillante Auflösung, die man vielleicht erwartet hätte. Es werden alle Fäden zu Ende geführt(sogar die aus dem inoffiziellen Vorgänger "Point Blank"), es gibt eine Menge Action und Holden Carver ist endlich am Ende seiner Entwicklung angekommen, aber man hat wirklich daqs Gefühl, dass es irgendwie mehr geben müsste.

Zeichnerisch gibt es wie immer nichts auszusetzen, auch wenn es schade ist, dass man an weiterhin an den kräftigen Farben aus Band drei festhält, anstatt wieder zur Kolorierung aus den ersten beiden Bänden zurückzukehren. Vom redaktionellen Teil her, muss man sich leider nur mit einem kurzen Nachwort von Ed Brubaker zufrieden geben, so dass auch die Extras des Bandes sehr mager ausfallen.

Trotz all dieser Punkte ist Sleeper immer noch eine herausragende und überragend gute Serie, die mit diesem Band zwar nicht perfekt, aber zumindest anständig zu Ende geführt wurde.

Bis zum bitteren, zynischen, Ende.

4 von 5 Sternen
 

Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
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Diese Rezension zu posten hat mich einige Mühen gekostet.

Nicht weil der Comic und die dazugehörige Serie schlecht, Himmel nein, sondern weil die betreffende Serie meine liebste Comicserie aller Zeiten ist.

Kann ich überhaupt objektiv genug sein, um den Leuten klarzumachen was diese Serie überhaupt so großartig, wenn nicht gar zur besten Comicserie (im Bereich Unterhaltung) der Welt macht?

Nein, wohl nicht. Aber vielleicht wecke ich ja die Neugier einiger, die sich auf diesen wilden Ritt durch die Gefilden Pulp. Horror, Fantasy, Märchen und Heldensagen einlassen wollen und zumindest immer etwas Spaß haben, wenn sie schon nicht glauben, dass in dieser Serie mehr vorgeht, als ein Monster, dass auf andere Monster einprügelt.

Viel Spaß also mit Hellboy und seine pulpigen Anfänge.

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Hellboy Band 1: Saat der Zerstörung

Am 23 Dezember 1944, kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges, geschieht etwas Unglaubliches. Um den Krieg noch zu gewinnen, beschwört ein Team deutscher Wissenschaftler unter der Führung eines geheimnisvollen Magiers ein Wesen jenseits dieser Welt, welches jedoch einer Truppe amerikanischer Soldaten in die Hände fällt, die es aufnehmen und ihm auch seinen spätere Namen geben: Hellboy.

50 Jahre später: Nun erwachsen und Topagent der paranormalen Behörde B.U.A.P.(zu deutsch: Behörde zur Abwehr paranormaler Erscheinungen), muss Hellboy miterleben wie sein lange verschollner Ziehvater, Trevor Bruttenholm, vor seinen Augen von einer Art Froschmonster ermordet wird, dem er (Hellboy) auch kurz darauf ebenfalls den Gar ausmacht. Die Suche nach den Hintergründen der Ermordung und den Ursprüngen der Kreatur führt ihn und seine Freunde Liz Sherman und Abe Sapien in das Cavendish-Anwesen, ein unheimliches Domizil, das den Geschichten des Horrorautors H.P. Lovecraft entsprungen sein könnte. Wie auch Hellboy wird der Leser bald feststellen müssen, dass der Vergleich nicht von ungefähr kommt.

"Saat der Zerstörung" stellt den Beginn einer Erfolgsgeschichte dar, die bis heute anhält. Nach zwei sehr kurzen und witzigen Geschichten, in denen Hellboy den ägyptischen Gott Anubis an einer Tankstelle und den eingelegten Kopf eines Naziwissenschaftlers und seinen Cyborggorilla durch die Mangel nahm, folgte die erste Miniserie, auf die sich der Eingangstext bezieht.
Deren Skript wurde damals noch nicht von Mignola persönlich verfasst, da er sich als Autor noch nicht so sicher war sondern vom Industrieveteran John Byrne, an dessen Vorlage er sich jedoch kaum hielt, weswegen man es durchaus auch als eigene erste Schritte in diesem Bereich bezeichnen kann (die Idee für die Geschichte hatte er schon selbst geliefert).
Er ließ dabei Hellboy (wie auch in den vorangegangenen Episoden) viele innere Monologe führen, was der Geschichte noch einen zusätzlichen atmosphärischen Touch verpasste, verzichtete darauf jedoch später um seine Geschichte nur noch durch ihre Bilder zu erzählen.
Das ist zwar schade, funktioniert aber auch sehr gut wie der Kenner weiß, sogar noch besser wie die Zukunft gezeigt hat.

Die Geschichte selbst ist eine klassische Horrorgeschichte mit cthultoiden Einflüssen und Verweise auf klassische Schauerromane (alte Häuser, ruhelose Geister), die zwar erste Andeutungen auf den großen Metaplot macht jedoch hauptsächlich dazu dient die Hauptfigur Hellboy dem Leser nahe zu bringen.

Dies gelingt sehr gut, denn durch seine sarkastische aber trotzdem symphatische Art schließt man Hellboy schnell ins Herz und fiebert von Seite zu Seite mit ihm in der Hoffnung, dass er es überstehen wird, was natürlich der Fall ist. Bis zum fulminanten Finale wird man glänzend unterhalten, was auch an den grandiosen Zeichnungen liegt, die für mignolasche Verhältnisse zwar noch sehr detailliert und realistisch sind(man vergleiche einmal den Hellboy in "Saat der Zerstörung" und später im Nachfolgeband "Sieger Wurm")qualitätstechnisch jedoch keinen Verlust darstellen. Sie wirken eben nur anders.

Der Band enthält ein Vorwort von "Psycho"-Autor Robert Bloch, welches voller Lob für Mignola und sein Schaffen ist, aber nichts zum Band an sich beiträgt.

Für alle die gute Comics oder Hellboy im Allgemeinen lieben, die ihn kennen oder kennenlernen wollen ist dieser Band ein Pflichtkauf, denn er legt den Grundstein für die Geschichte eines ganz besonderen Heroen aus der Welt der gezeichneten Geschichten.

Gibt es sonst noch etwas zu bemängeln? Nun, nichts weiter als Details. Der Text der Monologe raubt den Bildern manchmal ihre Dynamik, besser gesagt dadurch, dass man erzählt bekommt was passiert, werden weniger Panels gebraucht um dies zu "sehen" und im Vergleich zu den anderen Miniserien, ist "Saat der Zerstörung" zwar temporeich, aber bei weitem noch nicht so tief wie zum Beispiel der Nachfolger "Die Wilde Jagd". Doch all dies sind nur kleine Details, die nichts am hohen Unterhaltungswert des vorliegenden Bandes ändern, der immer noch den perfekten Einstieg in die Welt von Hellboy darstellt.

Verdiente vier Sterne, jeder einzelne aus einem hässlichen Froschmonster rausgeprügelt.
 

Zelon Engelherz

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Rezension von Warren Ellis "Supergod". Gibt es auch als deutsche Ausgabe.

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Supergod

Alles beginnt mit dem Ende der Welt. Während um ihn herum London in Trümmern liegt und so gut wie jeder verstorben ist, erzählt der britische Wissenschaftler Reddin einem amerikanischen Kollegen wie es dazu kam. Alles begann damit, dass in Indien der Gott Krishna dank modernster Cybertechnologie nun unter seinen Gläubigen wandelt und beginnt das Land zu retten, indem er neunzig Prozent der Bevölkerung tötet.Der Rest der Welt reagiert darauf, indem es seine eigenen "Technikgötter" gegen den blauen Titanen ins Feld schickt, manche von ihnen so alt wie der kalte Krieg. Und wie und warum sie entstanden, damit beschäftigt sich "Supergod" auch.

"Supergod" ist keine spannende Geschichte. Die in Rückblenden erzählte Geschichte ist mehr eine Rekapitulation darüber, wie sich die Technik in dieser Parallelwelt entwickelte und in Form der "Götter" (darunter auch ein Cyborgkosmonaut und ein lebender Pilz, der einer irischen Fruchtbarkeitsgöttin ähnelt) Gestalt annahm. Dann nimmt man noch die Frage "was wäre wenn Doktor Manhattan aus Watchmen nicht mehr passiv wäre?" und baue dann den Sammelband als Antwort darum auf. Nein, die Geschichte macht nun wirklich nicht die Hauptfaszination an diesem Band aus. Viel interessanter sind dagegen die hintergründigen Thematiken und wie die "Götter" alle selbst geschaffen wurden. Jeder einzelne "Supergod" basiert auf verschiedenen Technologien, mal neu, mal veraltet und symbolisiert gleichermaßen die Chancen die in ihnen liegen, aber auch ihr zerstörerisches Potenzial wenn niemand in der Lage ist sie zu kontrollieren.

Dadurch wird jeder Gott zu einer Metapher dafür wie schädlich blinder GLAUBE an die Technik und die Angewohnheit des Menschen nach einfachen Antworten auf komplexe Fragen zu suchen doch sind (zerstörerisch, wie uns "Supergod" zeigt). Betrachtet man es so kann "Supergod" durchaus unterhaltsam sein, ansonsten ist es eher eine Enttäuschung.

Ganz anders sieht es mit Garrie Gastonnys Zeichnungen aus, dessen Stil man am liebsten bei den großen Reihen von DC wie Batman oder Superman sehen möchte, denn er weiß es den epischen Kampf der Technikgötter von der Erde in aller epischen Breite darzustellen und welche Alpträume den Autor Warren Ellis auch immer verfolgen mögen, er zeichnet sie in all ihrer schrecklichen Pracht.

Am Ende ist "Supergod" ein Experiment. Ob es gelungen ist, kann nur jeder für sich selbst entscheiden, ich fand es einigermaßen interessant und vergebe vier Sterne, selbst wenn das Gesamtwerk auf Grund der Abwesenheit einer richtigen Geschichte nur drei verdient hätte.

4 von 5 Sterne(n)
 

Zelon Engelherz

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Rezension zum ersten Band der Serie "Lazarus" von Greg Rucka und Michael Lark.

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Lazarus

In der Welt von "Lazarus" ist das eingetroffen, was verschiedene Weltuntergangspropheten bereits tausend Mal vorausgesagt haben: die Gesellschaft brach zusammen und von da an herrscht das Recht des Stärkeren. Nur ein paar privilegierte Familien verfügen noch über genügend Ressourcen und Technologie, um wie Feudalherren über den Rest Amerikas zu herrschen. Besser gesagt, über den Teil den sie beherrschen wollen. Jeder Familie ist ein spezieller Vollstrecker unterstellt, ein Cyborg, eine Kampfmaschine die als "Lazarus" bezeichnet wird, da man sie nur schwer töten kann (selbst Kopfschüsse setzen sie nur temporär außer Gefecht) und sie sich nach kurzer Zeit wieder regenerieren.

Forever Calyle ist ein solcher Lazarus und ihrem Vater, dem Familienoberhaupt, treu ergeben. Zwar zeigen sich hier und da einige moralische Skrupel, aber die werden zur Seite geschoben, denn die Familie geht vor. Doch wer weiß, ob sich das nicht ändern wird, denn im Calyleclan sind Verschwörungen und Machtkämpfe an der Tagesordnung und Forever gerät schon bald in einen solchen.

Eines muss vorneweg gesagt werden: der erste Band von "Lazarus" erzählt im Gegensatz zu Serien wie "Fatale" nicht wirklich eine in sich geschlossene Geschichte mit Potenzial für eine Fortsetzung, sondern mehr einen vier Hefte langen Prolog, dem mit Sicherheit eine Fortsetzung folgen wird. Ist das schlecht?

Nun, davon abgesehen dass man die einzelnen Hefte schnell durchgelesen hat, kommt es darauf an ob man mit dem Charakter Forever warm wird oder nicht. Und sie kann einem durchaus sympathisch sein, denn obwohl sie gnadenlos im Kampf ist, hat sie durchaus warme und mitfühlende Züge und der Wunsch von ihrem Vater anerkannt zu werden, ist wohl etwas was viele nachvollziehen können. Sicher, sie ist damit kein sonderlich origineller Charakter (frühestens seit Pinochio kennt man die Geschichte vom unlebenden Ding, das Liebe und Anerkennung will), dafür aber ein kompetent geschriebener und so fühlt sich der erste Band von Lazarus auch an: kompetent. Der Autor Greg Rucka (bekannt durch viele Thriller und Comiclesern wohl durch die brillante Serie "Queen and Country") verspricht weder zu viel, noch zu wenig, keine Szene ist zu kurz oder zu lang, von den Dialogen gibt es genau die richtige Anzahl und überhaupt schreit nichts von Seiten der Erzählung her, dass wir es hier mit einem schlechten Comic zu tun haben, ganz im Gegenteil. Allerdings sind auch noch keine Anzeichen für ein angehendes Meisterwerk vorhanden.

Auch die Zeichnungen von Michael Lark stechen noch nicht großartig vor. Sie sind realistisch, die Figuren sehen wie echte Menschen aus und die vorkommene Gewalt wird weder stilisiert noch verharmlost. Also bleibt Lazarus auch in diesem Fall "kompetent", aber noch nicht herausragend (das schreibt aber allerdings jemand, der seine Zeichenstile individueller mag, wie zum Beispiel den von Brian Hurtt (Sixth Gun) oder Mike Mignola (Hellboy) ). Am Ende muss man sich die Frage stellen, ob "kompetent" wirklich ausreicht, um dafür seinen Geldbeutel zu öffnen oder ob man nicht doch besser sein Budget sparen und für etwas anderes aufheben sollte.

Man weiß es nicht, man weiß es nicht. Fest steht jedoch, dass "Lazarus" ein "guter" erster Sammelband ist, der nicht viel falsch macht, allerdings auch nicht mehr. Man wird abwarten müssen. So jedenfalls bekommt man ihn nun relativ günstig, sodass ein Kauf einen nicht ganz so wehtut, wie es vielleicht ansonsten der Fall wäre.

4 von 5 Sternen und ein unentschiedenes Schulterzucken
 

Zelon Engelherz

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Meine Rezensionen zu "Batman Year One", "Die Rückkehr des dunklen Ritters" und "Der dunkle Ritter schlägt zurück" von Frank Miller. Lisra hat seine Rezension zu "Die Rückkehr" ja schon gepostet, aber ich wollte meine der Vollständigkeit halber noch einmal mit hinzufügen.

Edit: Die Rezis sind übrigens auch schon etwas älter. Meine Meinung zu den Comics hat sich nicht großartig geändert, aber heute würde ich die Rezis etwas anders schreiben.


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Batman: Das erste Jahr

James Gordon ist ein guter Cop in einer korrupten Stadt, Gotham City.

Bruce Wayne ist ein reicher Millionenerbe mit Rachegelüsten und kehrt nach Jahren nach Gotham zurück, um zu dessen maskierten Rächer der Entrechteten zu werden, Batman!

Ein Jahr lang werden die beiden Männer versuchen, sich in ihrer von Kriminalität verdorbenen Umgebung zu orientieren, zu sich selbst zu finden und zu tun was richtig ist, egal wie hart es auch kommen mag.

Damit lässt sich auch der Plot des Comics sehr gut zusammenfassen, denn dieser besteht aus kleinen Episoden, die sich um die ersten Erfolge Gordons und Batmans drehen, allerdings einen echten Spannungsbogen vermissen lassen.

Batman selbst macht hier zwar wirklich seine ersten Schritte als Superheld und erhält dabei mehr als nur ein paar blaue Flecken, aber der eigentliche Fokus liegt tatsächlich auf den zukünftigen Commissioner James Gordon, der sich mit Fäusten
(anders wäre er auch kein Held von Miller) gegen seine Kollegen wehrt und mehr als einmal seine heldenhafte Seite zeigt.

Dadurch wird zwar gezeigt, wie Batman auf ihn aufmerksam wurde und zum Schluss kam, dass Gordon die richtige Vertrauensperson ist, aber es raubt der Geschichte ihre eigentliche Hauptfigur, weswegen der Band eigentlich "James Gordon: Das erste Jahr" lauten sollte.

Ansonsten wird zwar viel gekämpft und der Comic enthält auch eine der besten Actionszenen in der Geschichte des Superheldencomics, aber eine wirklich spannende Geschichte wird, wie oben schon geschrieben, ebenfalls nicht erzählt. Die Dinge passieren einfach und zum Schluss ist es zu Ende.

Dies liest sich jetzt wohl etwas konfus, aber anders kann man es wirklich nicht beschreiben. Am Ende bekommt man vom Schreibstil nichts wirklich Gutes, aber auch nichts Schlechtes, da Miller trotz aller erzählerischen Mängel weiß wie man eine Szene zu schreiben hat und zumindest die Teile in denen Bruce Wayne seine ersten Schritte macht interessant und atmosphärisch zu lesen sind (auch wenn die doch sehr militärisch angehauchte Version Millers immer noch gewöhnungsbedürftig ist und später in All Star Batman endgültig in ein bodenloses Loch voll rabenschwarzer Absurdität fallen wird).

Ganz anders sieht es jedoch mit den Zeichnungen von David Mazzuchelli aus. Diese sind atmosphärisch und geben der Serie den rauen Look, der Miller wohl beim schreiben dieser Serie vor Augen schwebte und machen "Das erste Jahr" zumindest optisch zu einem wahren Highlight.

"Batman: Das erste Jahr" ist wie Millers "Die Rückkehr des dunklen Ritters" schwierig zu bewerten. Es macht nichts wirklich falsch und ist zum Glück auch nicht so unmöglich überzogen wie "Der dunkle Ritter schlägt zurück". Die bodenständige Stimmung ist sogar durchaus interessant, aber es fehlt einfach der Funke, der es zu etwas Besonderen machen könnte.

Am Ende ist es also der historische Kontext, der die Geschichte auch heute noch interessant macht. Denn obwohl er nicht die eigentliche Hauptfigur ist, dies ist Batmans erstes Jahr. In diesem Zeitraum entwickelte er sich von einem rachsüchtigen Playboy, zum Rächer des kleinen Mannes, den dunklen Ritter ( und danach zu einem durchgeknallten alten Mann im Fledermauskostüm, aber das ist Zukunftsmusik und gehört zur "Rückkehr des dunklen Ritters" und "All Star Batman") und man sollte "Batman: Das erste Jahr" zumindest aus diesen Gründen mindestens einmal gelesen haben.

3 von 5 Sternen

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Die Rückkehr des dunklen Ritters

In naher Zukunft. Gotham City wird von einer bizarren und schwer bewaffneten Gang, den Mutanten, terrorisiert und die Bürger der Stadt sind unfähig etwas dagegen zu tun und können auch nicht auf die Hilfe Batmans bauen, da dieser sich vor Jahren zurückgezogen hat. Dazu kommt noch, dass er um einige Jahre gealtert ist und seine Freizeit mit Adrenalin pumpenden Autorennen und Treffen mit dem bald pensionierte(und ebenfalls stark gealterten) Commissioner Gordon verbringt.

Warum er sich zurückzog wird nur angedeutet, aber Bruce versucht auf jeden Fall so wenig wie möglich an seine Vergangenheit zu denken. Doch dann holt ihn die Realität ein und Batman erhebt sich einmal mehr aus der Dunkelheit um Schrecken in die Herzen der Verbrecher und größeren Abschaum zu tragen.

Und sich dabei wie ein Psychopath zu verhalten.

"Die Rückkehr des dunklen Ritters"(oder im Original "The Dark Knight Returns") wird mit Watchmen oft in einem ehrfürchtigen Atemzug genannt, da sie beide auf ihre Art den Superheldencomic düsterer und brutaler als jemals zuvor etablierten(und eine Menge schrecklicher Nachahmer den Weg damit bahnten) und den Blick auf Superhelden für immer verschoben. Beide sind Kinder der 80er und damit des kalten Krieges, der die ganze Welt prägte. Während Alan Moore und Dave Gibbosn den Fokus jedoch auf die Archetypen der Superhelden und die Vorstellung wie es sich in einer Welt mit ihnen leben würde konzentrieren, nebenbei viele andere Themen(zum Beispiel die Bedeutung des Lebens) mit einarbeiten und mit dem Medium Comic an sich experimentieren, geht es Frank Miller in seinem dunklen Ritter klassisch an.

Batman steht im Vordergrund der Handlung und im Gegensatz zu den Watchmen-Heroen MUSS er zwangsläufig zum Symphatieträger der Handlung werden, da alle anderen Menschen in der düsteren Welt des dunklen Ritters zu noch brutaleren Verhalten als er selbst neigen(wobei er selbst keineswegs zimperlich ist und auch keinerlei Skrupel mehr besitzt zu töten) und man ihn wohl als das kleinere Übel ansehen muss oder zumindest kann. Während in Watchmen die Persönlichkeiten und deren Biographien nach und nach im erläutert werden, greift Miller Batmans Biographie kurz noch einmal auf und lässt ihn ansonsten in bester Manier eines harten Kerls eher seine Fäuste(oder Batarang oder die eine oder andere Waffe) sprechen und seine Umgebung mit Angst und Terror überziehen.

Miller lässt Batmans Umgebung in Form von Pseudoreportagen und Interviews reagieren und erweitert die Handlung damit auch um eine leidlich witzige Mediensatire, zu der sich dann nach und nach auch Kritik an den zu dieser Zeit(1985-1986) amtierenden Präsidenten gesellt, die dem Comic einen stark politischen Anstrich gibt. Macht ihn das schlechter? Durchaus, denn damit verliert Miller den Fokus auf die kaputte Psyche seiner Hauptfigur, wie dies im ersten der vier Hefte noch der Fall ist und erhöht Batman nach und nach zu einer allmächtigen Führerfigur, deren Methoden er eindeutig gutheißt und sogar scheinbar als nötig ansieht um wieder Gerechtigkeit in die Welt zu bringen.

Dass Batman eigentlich sogar schon über 60 ist, wird der Coolness und der Actionszenen wegen oftmals übersehen und nur auf Grund der Dramatik ein paar Mal eingebaut, um ihn menschlicher erscheinen zu lassen. Ansonsten ist Batman ein für Miller typischer Machoheld, groß, kräftig, wortkarg, auf Muskeln und Adrenalin fixiert und so cool, dass er Eiswürfel spucken müsste, was zumindest mir irgendwann nur Kopfschmerzen bereitete.

Zeichnerisch gesehen fällt die Geschichte auch immer mehr ab.Sehen wir im ersten(und auch inhaltlich besten) Heft noch ausgesprochen gut gezeichnete Figuren vor einer düsteren und farbarmen Kulisse, werden schon im zweiten Heft die Proportionen größer und Batman immer bulliger, was dann in Heft drei und vier nur noch schnell hingeklatscht und ziemlich bunt wirkt.

Ist "Die Rückkehr des dunklen Ritters" also eine schlechte Miniserie? Nein, aber auch nicht das Meisterwerk als das es viele Leute noch heute anpreisen.

Kann Watchmen sich auf Grund seines zeitnahen Porträts der 80er und seiner zeitlosen Thematiken sich als der Klassiker etablieren der es ist, leidet "Die Rückkehr des dunklen Ritters" sehr daran in einem Jahr verhaftet zu sein, ihre Hauptfigur zu sehr zu erhöhen und nichts aus der eigentlich interessanten Thematik zu machen. Es muss allerdings auch gesagt werden, dass es viele qualikativ hochwertigere Sachen wie die Zeichentrickserie aus den 90ern, Alan Moores Klassiker "The Killing Joke", die Serie "Batman Beyond" (in der das Thema eines gealterten Batmans erneut aufgegriffen und viel besser verarbeitet wird) und weitere "bessere" Comics mit Batman(darunter auch "Arkham Asylum" von Grant Morrisson und Dave McKean) nie gegegeben hätte, wenn es Miller nicht gelungen wäre mit seiner überdrehten Vision dieses Batmans ihn vor der Versenkung zu retten.

Damit gebühren ihm, seiner (damaligen) Frau Lynn Varley und seinen Kollegen Klaus Janson Dank und machen "Die Rückkehr des dunklen Ritters" immer noch zu keinem guten Comic, aber zumindest zu einem Stück Comichistorie ohne das es vieles heute wohl nicht gebe.

3 von 5 Sternen

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Der dunkle Ritter schlägt zurück

Gotham City in nicht allzu ferner Zukunft. Amerika wird von Lex Luthor und dem außerirdischen Computer Braniac beherrscht, die alle Superhelden außer den Mann aus Stahl selbst, verboten haben aktiv zu werden und ungehindert über das Land schalten und walten. Doch aus dem Untergrund kehrt Batman mit einer Armee junger Verbrechenskämpfer zurück, um den Bösen richtig in den Hintern zu treten. Möge das Massaker beginnen.

"Der dunkle Ritter schlägt zurück" ist die offizielle Fortsetzung von "Die Rückkehr des dunklen Ritters" und setzt dessen Handlung ohne jegliche Zusammenfassung vergangener Ereignisse einfach fort. Der Comic setzt voraus dass der Leser zumindest den Vorgänger kennt, gibt aber auch nicht viel darauf eine Geschichte zu erzählen sondern reiht schlichtweg Szene an Szene, in der sich ein großer Teil mehr oder weniger bekannte Superhelden des DC-Kosmos mehr oder weniger ihren Weg gefunden haben, um entweder verprügelt(besonders Superman muss massiv einstecken. Ironischerweise ist er auch der einzige Charakter der eine Entwicklung durchmacht) oder anderweitig lächerlich gemacht zu werden(zwei der witzigsten Dialoge ergeben sich beispielsweise aus den Streitgesprächen des marxistischen Green Arrow und des konservativen Hardliners The Question). Der einzige der seine Coolness beibehält ist Batman selbst, dessen Gedanken jedoch nur in bemüht coolen Onelinern wiedergegeben werden und der alles und damit wirklich alles unter Kontrolle hat. Es ist schon unfreiwillig komisch wie Miller ihn(noch mehr als in der Rückkehr) zu einer Führerfigur erhöht und man sich fragt warum alle ihn anbeten, da er in einem Takt Menschen tötet und auch nicht viel auf seine Mitmenschen gibt. Man merkt wohl sicherlich, dass es mir schwer fällt den Comic zu beschreiben was daran liegt dass es keine Handlung gibt. Wie gesagt es passiert viel, viele sterben aber die mit psychedelischen Farben durchzogenen Kritzeleien(anders kann man die Zeichnungen Millers nicht bezeichnen) ergeben kein stimmiges Ganzes. Es ist als würde man sich einen Cartoon anschauen, ohne dass etwas hängen bleibt. Es gibt keinerlei Richtung in die sich die Handlung hinbewegen könnte, die Figuren entwickeln sich nicht und wenn etwas geschieht, geschieht es einfach ohne nähere Erklärung. Das einzige nennenswert Positive sind die humoristischen Einlagen wie der Auftritt von Plasticman oder das Einzelschicksal von Flash vor seiner Befreiung durch Batman. Wenn man Freude am makabren oder schrägen Humor hat, reizen sie sicherlich zum schmunzeln an, aber den Comic selbst retten sie nicht.

Mag "Die Rückkehr des dunklen Ritters" weitgehend aus meiner Sicht überbewertet werden, so ist sie zumindest in der ersten Hälfte noch gut und weist einen konkreten Handlungsfaden auf, was man von seiner Fortsetzung nicht behaupten kann, da sie nicht einmal richtig fortgesetzt wird. So bleiben also nur diejenigen übrig, die wirklich alles von Miller in ihren Besitz haben müssen.

Wünschen wir ihnen Glück, alle anderen sollten ihr Geld anderweitig anlegen.

2 von 5 Sternen
 
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Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
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Irgendwie habe ich gerade Lust viel zu posten. Hier also eine lange Liste von Hellboy-Rezis, Band 2-7.

Viel Lob, viel bla, einige sind sogar ganz gut. Reflektierter wird es wieder ab Band 8.

Und wenn ich das sehe fällt mir erst jetzt auf was für eine GROßE Serie Hellboy eigentlich ist, Spin-Offs und so nicht mitgezählt. Irgendwann vielleicht.

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Hellboy Band 2: Der Teufel erwacht

Aus einem alten Wachsfigurenkabinett wird eine ominöse Truhe mit der Beschriftung #666 gestohlen. Wie Ermittlungen der B.U.A.P.(Behörde zur Abwehr paranormaler Erscheinungen)ergeben, befanden sich in der Kiste die Überreste eines alten Vampirs aus Rumäniens, der vom Hitlerregime für ein Geheimprojekt rekrutiert werden sollte, dann jedoch verraten und getötet wurde. Zumindest scheint es auf den ersten Blick so. Denn wie Quellen belegen scheint er in seiner alten Heimat immer bei Vollmond wieder aufzuerstehen. Die B.U.A.P. möchte dies verhindern und schickt ihren besten Agenten, Hellboy und seine beiden Freunde Ape Sapien und Liz Sherman und andere in Teams nach Rumänien, um der Sache auf den Grund zu gehen, unter anderem auch da einige der Diebe zum Projekt Ragnarök gehören scheinen, welches Hellboy dereinst auf die Erde brachte.

Das macht die Sache gleich noch um einiges persönlicher.

"Der Teufel erwacht" ist eine sehr komplexe Geschichte. Komplex da hier mehrere Handlungsfäden begonnen und teilweise erst in späteren Bänden zu Ende geführt werden und obwohl es Mignolas erster richtiger Versuch ist eine längere Geschichte alleine und ohne Hilfe von anderen (Bei "Saat der Zerstörung" hatte er noch Hilfe von seinem Kollegen John Byrne) zu erzählen, ist sie vor allem erstaunlich kompetent erzählt und sogar eine (sehr) deutliche Steigerung im Vergleich zum ersten Sammelband "Saat der Zerstörung".

Dies liegt vor allem daran, da die inneren Monologe Hellboys nun zu Gänze fehlen und der Fokus noch mehr auf den Bildern liegt, wodurch "Der Teufel erwacht" noch einmal einiges an Tempo gewinnt und sich schneller und sogar spannender liest, da hier nur die Bilder die Atmosphäre tragen, ohne dass sie von Erzählboxen unterstützt oder gar bei ihrer vollen Entfaltung behindert werden. Mignola versteht es auch als alleiniger Autor (was von da an der Status Quo für "Hellboy" an sich sein sollte) die Balance zwischen düsteren Momenten und der beißenden Ironie seines Hauptcharakters zu wahren(der Titel meiner Rezension ist ein direktes Zitat, das ich jedoch nicht zu Gänze beschreiben möchte, um zukünftigen Lesern nicht die ganze Spannung zu nehmen). Dadurch wird die düstere Atmosphäre nicht zerstört, nein, sie bleibt sogar erhalten da sie zum Charakter Hellboys passt.

Hellboy hat keine Angst vor den Kreaturen die er tagtäglich zusammen schlägt, ihn entnervt eher deren melodramatische Ader und dementsprechend reagiert er darauf. Und dafür liebt man ihn als Leser und schließt ihn ins Herz, fiebert und fühlt mit ihm sobald er erneut mit seiner schicksalhaften Rolle in der nahenden Apokalypse konfrontriert(soviel sei verraten).

"Der Teufel erwacht" ist eine gelungene Mischung aus pulpigen Anleihen (Nazis, Todesmaschinen) und klassischen Horrorroman (Vampire, uralte Mächte, die im verborgenen lauern) und obwohl einige Handlungsfäden wie gesagt hier noch nicht aufgelöst werden, bleibt der eigentliche Kern der Geschichte, Hellboys Untersuchung des Vampirschlosses, erhalten und treibt die Spannung schön weiter voran, so wie es sein sollte.

Mit "Der Teufel erwacht" hat die Serie "Hellboy" endlich ihre eigene Identität gefunden, das Tempo mit dem ihre Geschichten voranschreiten und vor allem dem Stil, der sie auszeichnet und diese, darunter auch "Der Teufel erwacht" zu den einmaligen Erlebnissen macht, als die sie sich bis heute auszeichnen. "Der Teufel erwacht" war der erste und letzte Schritt in die richtige Richtung und auch wenngleich ihn andere Bände der Serie später übertreffen sollten, ist er immer noch ein sehr guter Comic, dessen Seiten vor düsterer Atmosphäre knistern und der auch heute nichts an seinem Lesespaß eingebüßt hat.

So wie es mit allen Stücken (sehr) guter Unterhaltung letztendlich der Fall ist, wenn man sie zu Ende gelesen hat, nur um sie einige Zeit später wieder in die Hand zu nehmen und sich erneut an wahren Können erfreuen möchte.

5 Sterne, wohl erkämpft vom großen Roten, mit dem noch größeren Herzen.

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Hellboy Band 3: Batman/Starman

Der vorliegende Band enthält zwei Geschichten, in denen Hellboy nicht nur in seinem Universum unterwegs ist, sondern mehr oder minder tatkräftige Hilfe anderer Comicheroen erhält.

Geschichte 1 trägt den Titel "Batman/Hellboy/Starman" und wurde von Mike Mignola selbst gezeichnet, das Skript schrieb jedoch der britische Autor James Robinson(der einzige Comic, in dem Hellboy eine Hauptrolle spielt, wo die Geschichte jedoch ein anderer Autor federführend war).

Eine Truppe von Altnazis entführt den ehemaligen Superhelden Starman in seiner wahren Identität als Wissenschaftler Ted Knight aus unbekannten Gründen, während einer Vorlesung in Gotham City. Das ruft natürlich den Beschützer der Stadt, Batman, auf den Plan der jedoch überraschend Hilfe vom Topagenten der paranormalen Behörde B.U.A.P. Hellboy erhält. Beide sind zunächst wenig davon begeistert zusammen arbeiten zu müssen, jedoch raufen sie sich zusammen und treten den Bösewichtern in den Hintern. Ab der zweiten Hälfte der Handlung macht Hellboy ohne Batman weiter, jedoch stellt sich ihm Ted Knights Sohn, der neue Starman Jack Knight zur Seite und ergründet mit ihm in den Dschungeln Südamerikas die wahren Hintergründe der Entführung.

Dieses Crossover macht einfach nur Spaß.

Zwar fehlt ihr der mystische Touch der sonst den Hellboygeschichten anhaftet, aber als Superheldengeschichte in der sich der große Rote und seine Gefährten gegenseitig die Bälle zuschmeißen und sich an trockenhumorigen Sprüchen immer mehr zu übertreffen versuchen(Hellboy gewinnt), während sie herrlich klischeebeladenen Schurken das Fürchten lehren ist sie bestens geeignet um für eine Weile abzuschalten und mit geradezu kindlicher Freude Hellboy dabei zuzusehen wie er alles kaputt macht. Es ist genau die Sorte Superheldengeschichte, die einem wohl immer vor Augen schwebt, wenn man "Hellboy" als Referenz auf die alten Superheldengeschichten (und der Pulpliteratur im Allgemeinen) versteht und in all ihrer Unschuld, weiß diese Geschichte auch nach dem x-ten Mal lesen weiterhin uneingeschränkt zu gefallen (vorausgesetzt man kann sich damit anfreunden und erwartet nicht auf jeder Seite erschütterndes Charakterdrama und tiefgehende psychologische Analysen der Hauptfiguren, wovon Batman ja in den letzten Jahren seinen fairen Anteil hatte).

Abgerundet wird das Ganze noch mit einer Einführung in Form zweier Aktenseiten zu Batman und Starman, um den Leser diese beiden Figuren noch einmal nahe zu bringen(was besonders bei Starman klappt, da dieser im deutschen Sprachraum wohl kaum bekannt sein dürfte).

Geschichte 2, "Hellboy/Ghost", spielt in Arcadia-City, wo es finstere Mächte es wie so oft auf Hellboys Steinhand abgesehen haben und dabei von der schießwütigen Antiheldin Ghost gebrauch machen, die verzweifelt versucht das Geheimnis ihrer Vergangenheit zu ergründen - also das genaue Gegenteil von Hellboy der mit damit zufrieden ist wie sein Leben verläuft -.

Die Geschichte selbst enthält im Grunde alles was eine durchschnittliche Hellboygeschichte brauch um Spannung zu erzeugen.

Das heißt, dass Verweise auf den großen Metaplot Action, Schrecken aus alten Tagen und sarkastische Sprüche der liebenswerten Hauptfigur sind alle in die Geschichte eingewoben und wiesen durchaus zu gefallen Es ändert jedoch nichts daran das der Plot an sich nur durchschnittlich ist und ohne große Spannung erzählt wird (was vielleicht auch daran liegt, dass der eigentliche Fokus auf Ghost liegt, dich nicht gerade wie ein Genie anstellt). Jedoch schreitet er sehr flott voran, sodass keine großen Hänger vorhanden sind und man so über seine mittelmäßige hinwegsehen kann, wenn man ihn am Ende nicht sowieso schon vergessen hat.

Die Zeichnungen stehen auch im starken Kontrast zu Mignolas Zeichenstil. Scott Benefiel & Jasen Rodriguez halten sich zwar weitgehend an die Vorlage, jedoch ist ihr Stil detaillierter und Hellboy ähnelt teilsweise einen alten Mann mit Haarausfall, aber ansonsten kann man ihn durchaus als ansehnlich betrachten und die anderen Figuren (vor allem Ghost) profitieren sehr von ihn, sodass die Geschichte zumindest zeichnerisch einiges an positiven Merkmalen vorzuweisen hat.

Auch diesmal gibt es zur Einfühtung einen kleinen Akteneintrag zu Ghost, der einem die Figur näher bringt und eine kleine Skizzengalerie wird als Extra angehängt.

Der Gesamtausgabe fehlt bedauerlicherweise diesmal ein Vorwort, ansonsten erhält der Band am Ende wegen der starken ersten Geschichte noch vier Sterne, da sie ihn ganz alleine tragen kann und man da gerne über den schwachen zweiten Teil hinwegschaut. Ein nettes Stück Unterhaltung, welches man sich immer zu Gemüte fahren kann, wenn einem nicht nach schwererer Kost wie "The Wild Hunt" oder "The Storm and the Fury" der Sinn steht.

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Hellboy Band 4: Sarg in Ketten

Die ersten Schritte Richtung wahrer Größe können wir in diesem ersten Band gefüllt mit kürzeren Episoden aus Hellboys Alltag mitverfolgen. Als erstes muss man festhalten, dass keine von ihnen schlecht ist (und nie hat auch nur eine schlechte Hellboyepisode existiert. Eine erstaunliche Leistung bei einen Schaffensphase von 20 Jahren), nur "mittelmässig" und "unausgereift" wie man an den längeren Episoden "Fast ein Gigant" und "Die Wölfe von St. August" sehen kann. Man wird durchaus noch einigermaßen gut unterhalten und viele Episoden (zum Beispiel die gute und atmosphärische Titelgeschichte "Sarg in Ketten") sind auch wichtig für den späteren Metaplot, doch befindet sich Autor und Zeichner Mike Mignola immer noch am Anfang seiner Autorenkarriere und ist noch nicht ganz in der Lage sein volles Potenzial als Autor auszuschöpfen (auch wenn "Fast ein Gigant" nur kurz nach der großartigen Miniserie "Der Teufel erwacht" erschien).

Doch blitzt schon hier ein erster Funken zukünftiger Brillanz auf und zwar in Form der längeren Geschichte "Der Leichnam" (dem noch die kürzere Episode "Die Eisenschuhe" angehängt wurde) auf, die später auch wieder für den großen Metaplot bedeutsam werden sollten. In "Der Leichnam" macht Hellboy sich in den 50ern daran ein entführtes Baby aus den Klauen der irischen Feen zu entreißen, die ihn einen Handel vorschlagen: Er vergräbt den Leichnam eines alten Sünders auf einem christlichen Friedhof und erhält dafür im Gegenzug das entführte Baby. Hellboy geht auf den Handel ein und erlebt eine der abenteuerlichsten Nächte seines noch jungen Lebens, in der ihn vor allem Gestalten aus den irischen Sagen das Leben schwer machen werden, während sich der Leser königlich amüsiert.

"Der Leichnam" wirkt als eine erste Hellboygeschichte wirklich ausgereift, paart sich hier doch Mignolas Gespür für das Komische mit seinem scheinbar unermesslichen Wissen über Folklore, mit Hellboy als sympathischen Kommentar dieser absurden Episode. Vielleicht hat es auch geholfen, dass Mignola die Geschichte bei ihrem ersten Erscheinen in Stücken von je zwei Seiten (und auf allen musste immer etwas Neues passieren) herausbrachte, auf jeden Fall wird der Leichnam zu keinster Zeit langweilig. Immer gibt es eine neue, bizarre Begebenheit zu betrachten, immer weiß Hellboy zur richtigen Zeit das Geschehen um ihn herum zu kommentieren und immer zeigt uns Mister Mignola zeichnerisch, dass er zu dieser Zeit schon ein Meister seines Fachs war und in der Lage ist Monster und Geister wie kein anderer zu zeichnen (mit seinem Kollegen Guy Davis an zweiter Stelle).

Kurz gesagt, "Der Leichnam" macht einfach Spaß und alleine schon wegen ihm lohnt es sich "Sarg in Ketten" zu erwerben, mit den anderen Geschichten als nette, atmosphärische Zusätze ("Sarg in Ketten" ist tatsächlich sogar sehr gruselig), selbst ohne den Vorwand sie zu lesen müssen, um Teile späterer Hellboygeschichten verstehen zu können (darunter auch wie Roger der Homunkulus zur B.U.A.P. stieß). Am Ende ist "Sarg in Ketten" trotz der schwächeren zweiten Hälfte ein "guter" Band, der sich seine vier Sterne zurecht verdient hat.

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Hellboy Band 5: Die rechte Hand des Schicksals

Kleine Episoden mit dem Jungen aus der Hölle enthält dieser Band zum größten Teil. Kaum eine Geschichte ist länger als zehn Seiten lang und Mike Mignola zieht hier zum ersten Mal alle Register, um zu beweisen, zu welchen Höchstleistungen als Autor er in der Lage ist. Während die Titelgeschichte "Die rechte Hand des Schicksals" im Grunde nichts weiter ist als eine Zusammenfassung der bisherigen Serie ist, um Neueinsteiger neugierig auf Hellboy zu machen (ein guter Grund warum sich der Band auch gut für diejenigen eignet, die zunächst Hellboy nur anlesen wollen), verteilen sich die restlichen Geschichten rund um den Erdball und über mehrere Jahrzehnte hinweg, zwar immer mit Hellboy als Hauptfigur, aber thematisch vollkommen unterschiedlich.

Sie alle zeigen, dass die Figur Hellboy in jeder Ecke der Mythologie und ebenso wie im Genre Fantasy (also Mythen) wie auch Horror (cthultoider und klassischer) Zuhause ist, wenn er sich zum Beispiel in Japan in der Geschichte "Köpfe" mit einigen außergewöhnlichen Vampiren schlägt oder auf gar kosmische Grauen in der Geschichte "Leben Sie wohl Mister Tod" stößt. All diese Geschichten bieten die richtige Portion Grusel, Spannung und auch Humor (in Form von trockenen Kommentaren Hellboys) um ohne große Vorkenntnisse in das Universum des großen Roten einzusteigen und es in vollen Zügen genießen zu können (dabei am besten in Häppchenform, mit einer Kurzgeschichte pro Tag).

Wirkliche Auswirkungen auf den Metaplot haben nur zwei Geschichten, deren Folgen man erst viel viel später absehen wird. Eine davon ist "Die Truhe des Bösen", eine leider nur mittelmäßige Geschichte mit einigen starken Momenten ( und glücklicherweise ab diesem Punkt die letzte "schlechte" Hellboygeschichte, die unter der Feder von Mike Mignola entstand), in der Hellboy nach einem kleinen Diebstahl erneut mit seiner Rolle als Bringer der Apokalypse konfrontiert wird und ein paar Leuten erneut klarmachen muss, was er davon hält. Wie gesagt ist die Geschichte mittelmäßig. Zwar verwendet sie durchaus Zutaten, die in anderen Geschichten um Hellboy immer zum Erfolg führen, hier aber nicht so richtig zünden wollen. Dies liegt vielleicht daran, dass sie nur ein kleiner Zweiteiler ist, den man vielleicht noch etwas mehr Raum hätte geben sollen, damit sich das Garn in all seiner Pracht hätte entfalten können. Aber vielleicht hätte es selbst dann auch nicht funktioniert.

Der restliche Band lässt sich jedoch weiterhin wunderbar lesen, unterhält bis zum Schluss und hat seine fünf Sterne als eine wunderbar abwechslungsreiche Kurzgeschichtensammlung mehr als nur verdient.

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Hellboy Band 6: Sieger Wurm

Österreich 1939, die Burg Hunte. Unter der Führung eines geheimnisvollen Maskierten stürmt eine amerikanische Spezialeinheit das Gemäuer und platzt mitten in ein geheimes Naziprojekt, welches den ersten Menschen ins All schießen wird. Es kommt zu einem Massaker und alle Beteiligten kommen scheinbar ums Leben. 61 Jahre später, das Jahr 2000. Die B.U.A.P.(Behörde zur Abwehr paranormaler Erscheinungen) beauftragt Hellboy und seinen Freund Roger den Homunkulus die scheinbare Rückkehr des ins All geschossenen Objekts zu untersuchen. Hellboy selbst wird dabei mit einer weniger freundlichen Seite der Behörde konfrontriert und ahnt noch nicht, dass sich sein Leben nach den Erlebnissen auf Burg Hunte in eine komplett andere Richtung entwickeln wird.

Mit "Siegerwurm" bringt Mike Mignola einen Großteil der offiziell ab "Der Teufel erwacht" und anderen Kurzgeschichten gestarteten Handlungsstränge zu einem würdigen Abschluss und zieht bei Hellboys letzten Job für die Behörde noch einmal alle Register. Hellboy darf sich mit allerlei schrägen Gestalten herumschlagen, wie sie nur in den alten Pulp-Heften, von denen sich seine Herkunft ja durchaus mit ableitet, existieren können und allerlei alte Bekannte geben sich in dieser actionreichen Geschichte scheinbar in die Klinke Hand, nur vereint in ihren Verlangen die Welt und den verhassten Dämon mit der menschlichen Seele endlich zu vernichten.

Natürlich kann Hellboy das nicht zulassen und dementsprechend fliegen auch die Fetzen, es geht einiges kaputt und auf jeder Seite passiert etwas Neues, aufregendes. "Sieger Wurm" ist also perfekte Unterhaltung und es ist umso schöner zu lesen, dass all dies auch dem Zweck zu dienen scheint, einige offene Handlungsstränge aus den ersten Bänden endlich zu einem mehr als nur würdigen Ende zu bringen.Doch ob nun beabsichtigt oder nicht,scheint sich auch ein tieferes Thema durch dieses ziemlich wüste Garn zu ziehen, nämlich wie die Vergangenheit die Gegenwart zu beeinflussen versucht und wie sie daran mehr oder minder scheitert oder was gar mit denen passiert die nur in der Vergangenheit leben oder gar schon so veraltet zu sein scheinen, dass für sie in der neuen Welt kein Platz mehr zu geben scheint.

Am Ende, so scheint das Ende von "Sieger Wurm" sagen zu wollen, endet alles gleich und es lohnt sich nicht ein Gefangener des Vergangenen zu sein, wenn das Jetzt und die Zukunft so allgegenwärtig wie auch übermächtig sind. Doch selbst wenn all das nicht von Mike Mignola beabsichtigt sein sollte, schmälert es wohl kaum den Unterhaltungswert der Geschichte, die sich zwar auch als Hommage an die Literatur vergangener Tage versteht, es jedoch gekonnt versteht all diese "alten" Elemente in das Hier und Jetzt zu transportieren, dass all das schon wieder frisch und damit "neu" wirkt, womit einmal mehr eine der großen Stärken Hellboygeschichten hervorgehoben wird und sich der Kreis, wie auch der Lebensabschnitt Hellboys schließt und man am Ende gespannt nach vorne blickt, um zu sehen wohin einen diese neue Reise führen wird, jetzt wo der Pulp ein letztes Mal Spaß gehabt hatte und nun endlich ruhen darf.

5 Sterne, wohlverdient und strahlend wie beim ersten Mal.

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Hellboy Band 7: Seltsame Orte

Hellboy ist keine Ruhe vergönnt. In zwei längeren Geschichten wird er erneut mit seiner unfreiwilligen Rolle als Vernichter der Welt konfrontiert.

In der ersten Geschichte "Der dritte Wunsch"(mit einem Vorwort von Mike Mignola eingeleitet) wird erzählt wie Hellboy in klassischer Manier(nicht von der Art her "wie" es geschieht, sondern "das" es geschieht) von drei Meerjungfrauen gefangen genommen wird, die ihn an die alte Seehexe Bog Rosch ausliefern, deren Pläne es nicht vorsehen, dass er ihre Begegnung lange überleben wird. Die Vorlage für die Geschichte dürfte gant klar Hans Christian Andersens Märchen von der kleinen Meerjungfrau sein. Die Geschichte selbst gewohnt gut ohne große Längen in gewohnt tragischen Tonfall der Hellboygeschichten erzählt und bringt den Metaplot zwar nicht voran, liest sich jedoch recht vergnüglich, trotz des schweren und düsteren Grundtons der sich bis zum Ende durch sie zieht.

Deutlich sieht es mit dem Informationsgehalt bei der zweiten Geschichte "Die Insel" aus. Hellboy strandet auf der namensgebenden Insel und gelangt, die wohlmeinenden Warnungen seiner Feindin Hekate in den Wind schlagend, in eine düstere Festung in der sich der Geist eines alten Einsiedlers zu regen beginnt, wodurch er mal wieder in große Schwierigkeiten gerät. Ganz anders als "Der dritte Wunsch" ist "Die Insel" nicht nur für das Verständnis des großen Metaplots der Hellboy umgibt, sondern geradezu essenstieller Bestandteil von diesen. Denn hier klärt sich endgültig das Geheimnis von Hellboys steinernder rechter Hand und den Ogdru-Jahad und weswegen nur die Hand in der Lage ist diese aufzuhalten, beziehungsweise zu befreien. Trotz der geradezu überschwappenden Informationsflut, droht die Story jedoch nicht langweilig zu werden. Gebannt sitzt man als Leser dabei und lauscht den Worten des alten Einsiedlers, der wie so viele Gegner Hellboys meint das Beste für alle zu wollen und sich mehr anmaßt als ihm zusteht. Soviel sei gesagt, Hellboy wird ihn eines besseren belehren.

Als Bonus enthält der Band einen weiteren für diese Ausgabe extra angefertigten Epilog plus acht gezeichnete Seiten der ursprünglichen Geschichten, der noch weitere Bleistiftskizzen hinzugefügt wurden. Das Vorwort vom Zeichner Gary Gianni ist zwar ganz nett, erzählt jedoch nichts Neues zu Mike Mignolas Schaffen und Wirken.

Ein weiterer schöner Band also, der erneut wieder etwas zum Verständnis des roten Fadens beiträgt und erneut durch die wunderbaren Zeichnungen Mignolas und dem schwarzweiß gehaltenen Artwork der deutschen Ausgabe glänzt.

Fünf von fünf Sternen.
 

Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
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Noch mehr Hellboy. Jetzt fehlen eigentlich nur die beiden "Graphic Novels", der nur in einer Sammelausgabe erschienene "Bride of Hell" und der neueste Band "Hellboy: Abstieg in die Hölle". Wie gesagt, große Serie.

Die Novels und den "Bride"-Band poste ich separat. Jetzt hoffe ich erstmal, dass die Rezis von Band 8-12 ein bisschen neugierig auf die bisher besten Teile der Serie machen.

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Band 8: Die Troll-Hexe

Bis auf zwei, wurden alle Geschichten in diesem Band weiterhin von Mike Mignola gezeichnet. Dabei bieten sie gewohnt gute Unterhaltung, zeigen jedoch auch Freude zum Experiment, wie man an der Titelgeschichte "Die Troll-Hexe" (ein bewegendes Märchen, mit sehr düsteren Ton) und "Der Ghul" (ein interessantes Experiment, in der Mignola seine Begeisterung für die Sprache von William Shakespeare zum Ausdruck bringt) und deuten auch langsam an, was bis zum Jahre 2012 lange Zeit Programm sein sollte: Hellboy wird von anderen Zeichnern gezeichnet, etwas wovon Mignola früher nie wissen wollte (sieht man von der kleinen Geschichte "Hellboy/Ghost" einmal ab), aber auf Grund seiner damals immer mehr zunehmenden Pflichten als Autor scheinbar wohl unumgänglich war.

Die Gastzeichner in diesem Band sind dabei P. Craig Russel, der mit "Der Vampir von Prag" eine unterhaltsame, soll heißen urkomische Hellboygeschichte zu Papier bringt und Richard Corben, der den Zweiteiler "Makoma" zeichnet.

Makoma.

Ehe der Rezensent auf die Geschichte an sich eingehen möchte, sollten wir vielleicht noch einmal kurz bei den Zeichnungen Corbens verweilen. Sieht man Duncan Fegredo ab, der die letzten drei Hellboy-Miniserien zeichnete, hat wohl kein anderer Gastzeichner so viele Seiten gezeichnet wie er und mit "Makoma" feierte er seinen Einstand, zeichnete Hellboy zwar auch etwas gedrungener, nichtsdestotrotz jedoch für all seine Fans deutlich erkennbar. Und auch seine restlichen Zeichnungen weisen einen erdigen, bodenständigen Stil auf, der so gut zur sandigen Kulisse Afrikas passt und es vor den Augen des Lesers greifbar und auf eine unbestimmte Art und Weise "schön" macht.

Nun zur eigentlichen Geschichte.

"Makoma" ist in den Augen des Rezensenten, die bis dasto beste Hellboygeschichte abseits der großen Miniserien, den in ihr wird im Grunde der gesamte Hellboyzyklus in Kürze zusammengefasst und trotzdem auf eine einzigartige Art und Weise frisch und neu erzählt. Sie behandelt im Wesentlichen Hellboys gesamten Weg, den den er schon gegangen ist und den den er noch gehen wird und bleibt trotz aller Epik jedoch immer fest mit beiden Beinen (oder mit beiden Hufen im Falle Hellboys) auf dem Boden der Tatsachen und vergisst auch nicht den trockenen Humor der Serie, den Hellboy/Makoma hier prägnanter denn je zum Ausdruck bringt. Es ist eine Geschichte, die einem die Schwere von Hellboys Weg noch einmal bewusst und am Ende doch noch ein klein wenig Hoffnung auf ein gutes Ende gibt und sie allein gibt dem Band schon die Berächtigung für seine finale Wertung, denn sie setzt den Standard für zukünftige kürzere Erzählungen Hellboys und keiner ist es bisher gelungen sie zu übertreffen.

Vielleicht wird das nie der Fall sein, vielleicht eines Tages doch, am Ende jedenfalls stehen die fünf Sterne und jeder einzelne ist davon wohlverdient und sollte als Beispiel für eine gute Hellboygeschichte, wenn nicht gar für gute Comics im Allgemeinen genannt werden, so mächtig ist diese zweiteilige Erzählung, in der zwei Künstler zum ersten Mal zusammenarbeiteten und schon beim ersten Mal ihr gemeinsames (aus der Perspektive der Zusammenarbeit heraus) Meisterwerk schafften.

Fünf Sterne, ohne wenn und aber.

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Band 9: Ruf der Finsternis


Nach einer jahrelangen Reise ist Hellboy an die Gestade seines Heimatlandes England zurückgekehrt und ruht sich bei einem alten Freund aus. Doch mit der Erholung ist es vorbei, als ihn die Hexen Englands zu ihren Sabbat rufen, um mit ihm über seine mögliche Rolle als neuer König der Hexen zu reden. Hellboy zeigt sich wenig interessiert und in ihren Zorn gehen die alten Frauen auf einen Pakt mit der Baba Yaga ein, die Hellboy in ein Russland vergangener Tage zehrt wo ihn ihre Heerscharen und andere Gestalten der russisischen Sagenwelt erwarten. Nicht nur um ihn zu zerstören wie es scheint.

Gleichzeitig macht sich eine Gruppe des alten Volkes daran ein altes Übel aus längst vergangenen Tagen wieder zu beleben. Niemand weiß was dies bedeuten mag.

"Ruf der Finsternis" stellt den Anfang einer neuen Ära dar, hat Hellboy ab diesem Punkt doch nicht nur endgültig den Pulp und anderen klassischen Superheldenstoff hinter sich gelassen und ist endgültig in die fantastischen Gefilde der Mythologie ausgewandert, nein, auch der Zeichner der Hauptserie ist nun ein anderer. Statt Mike Mignola, zeichnet nun der Brite Duncan Fegredo, dessen Stil zwar dem Mignolas ähnelt, der sich jedoch mehr auf kleinere Details und etwas ausführlich dargestellteren Personen konzentriert und der Serie damit ein zwar ähnliches, jedoch auch wieder vollkommen eigenes Aussehen verleiht. Ist das schlecht?

Nun, vielleicht wenn man ein kompletter Purist ist und alleine schon aus Prinzip auf Mignolas Stil schwört, doch aus rein objektiver Sicht ist Fegredo durchaus ein würdiger Ersatz für den zu dieser schwer als Autor beschäftigten Mignola, der dafür sorgt dass die Serie geschwind weitergeht und es dabei auch ziemlich gut aussehen lässt. Grafisch ist am Ende also alles in Ordnung, doch wie sieht es mit dem eigentlichen Inhalt des Bandes aus?

Nun, technisch gesehen passiert nicht viel, obwohl Hellboy nonstop unter Strom steht und sich mit viel Adrenalin durch Horden von Gegnern prügeln muss (darunter auch einem, der seiner mehr als nur würdig ist). Im Gegenteil, auf reiner Handlungsebene kommt einen der Band im Vergleich zu anderen Geschichten eher wie eine ziemlich lange Kurzgeschichte mit einem größeren, angedeuteten Konflikt im Hintergrund vor.

Und doch erhält der Band am Ende fünf Sterne? Wie kommt das?

Ganz einfach, auf einer tieferen Ebene wird hier Hellboy endlich zum ersten Mal mit den Konsequenzen seiner früheren Taten und Entscheidungen konfrontiert und erlebt nun, wie es auch der Leser tut, welche Last er da auf seinen Schultern trägt. Es ist der Beginn eines langen Leidensweges, in dessen Verlauf Hellboy fallen und wieder wie der Phönix aus der Asche steigen wird und genau das macht "Ruf der Finsternis" neben der superb gezeichneten Action zu einem großartigen Band, der zwar rein von der Geschichte her vielleicht etwas dünn ist, aber die geballte Macht der ihm zugrunde liegenden, schweren Emotionen meisterhaft zu transportieren weiß.

"Ruf der Finsternis" ist damit der sehr gute Start einer epischen Trilogie, in der Hellboy alles abverlangt werden wird und stellt grafisch schon einen ersten Höhepunkt dieses neuen Kreativteams dar, dem noch viele folgen werden, wie "Die Wilde Jagd" und "Der Sturm" zeigen werden. Für sich alleine genommen macht der Band auf jeden Fall schon einmal Spaß und vor allem neugierig auf das, was da noch alles kommen mag.
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Band 10: Die wilde Jagd

Auf England kommen schwere Zeiten, denn die Riesen erwachen und stehen aus ihren Gräbern auf und mit ihnen werden Tod und Zerstörung folgen.
Um dem vorzubeugen bittet der geheimnisvolle Osiris-Club (Serienfans noch aus der Kurzgeschichte "Die Natur des Tieres" bekannt) Hellboy um Hilfe, damit er ihnen bei der neu ausgerufenen "Wilden Jagd" assistiert und die Giganten aus alten Tagen zu töten.
Hellboy, ziellos, gebrochen und verbittert, stimmt zu, doch natürlich verläuft nichts wie vorhergesehen.

Derweil sammeln sich die Fabelwesen um den ehemaligen Elfenhelden Gruagach, der die "Königin des Blutes" wiederauferstehen lässt, damit diese wiederum an der Spitze des sich langsam vergrößerten Heeres Tod und Vernichtung über die Welt der Menschen bringt.
Nichts anderes hat diese im Sinn und nichts anderes prophezeien die dunklen Wolken des nahenden Krieges.

"Hellboy: Die Wilde Jagd" erzählt vielleicht die beste Geschichte der bisherigen Serie, denn nun laufen (fast) alle Fäden bezüglich Hellboy und seiner Herkunft zusammen und man darf auf mehr als nur eine Überraschung gespannt sein, die bereits bekannte Fakten wieder in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen werden.

Der Band kündet von großen Veränderungen Serie, allen Vorrang die Person Hellboy selbst, der diesmal mehr denn je mit seinen Taten konfrontiert und sich deren Konsequenzen stellen muss. Da ist es ein wahrer Segen, dass er mit der später auftauchenden Figur Alice jemanden findet, der ihn unterstützt und vielleicht sogar einen Weg aufzeigt, als den den alle anderen (hauptsächlich seine Feinde und Personen, die um seine Gunst buhlen) meinen zu sehen.

Es wird zurückgeblickt und nach vorne geschaut und auch wenn Mike Mignola einmal in einem Interview meinte, dass er es beklagen würde nicht in der Lage zu sein Leute mit seinen Geschichten zum weinen zu bringen, so kommt er dem doch in dieser Geschichte (und dem Zweiteiler Makoma aus dem achten Sammelband der deutschen Ausgabe) am nächsten, wenn Hellboy den Grundstein für das was jetzt kommen mag legt und die Leser, die seinen Weg schon lange folgen, ihm dabei begleitet.

Leider ergibt sich daraus eines der wenigen Problemen des Bandes, denn für Neueinsteiger dürfte die Tragweite von dem was vorausgesagt wird, nicht ganz so ersichtlich sein, was zum zweiten Manko führt, denn wenn auch Hellboy selbst große Schritte nach vorne macht, so befindet sich der (eigentlich schon in ,,Ruf der Finsternis' begonnene) Plot um den nahenden Krieg nach Ende des immerhin acht Kapitel umspannenden Bandes, immer noch in den Startlöchern und wird erst im kommenden Band (die Miniserien "The Storm" und "The Fury" enthalten wird) zu Ende geführt.

Ergo handelt es sich bei "Die Wilde Jagd" also im Kern nur um einen ziemlich langen Prolog, wenn man es nur auf den Metaplot bezieht, doch wie kommt es dann, dass der Band von mir als die vielleicht beste Geschichte der Serie bezeichnet wird?

Weil, wie oben schon geschrieben, der Band sich zum größten Teil auf Hellboy selbst konzentriert und er zu dem wird, der er sein muss, um die Welt vielleicht doch noch zu retten, weil in diesem Band vieles aufgelöst und sogar zu Ende gebracht, weil dieser Band nicht nur alles was er erlebt hat summiert und ein Fazit zieht, sondern weil hier nun auch deutlich wird wie sein Schöpfer Mike Mignola sich mit ihm als Autor entwickelt hat und man in diesem Band die Summe seines Könnens in nahezu perfekter Form präsentiert bekommt.

Mit Hellboy, ist auch Mister Mignola gewachsen und "Die Wilde Jagd" macht mehr als nur deutlich, dass noch mehr kommen wird und man sich zurecht darauf freuen kann.

Dies liegt aber unter anderem auch daran, dass auch der neue Hellboy-Zeichner Duncan Fegredo mehr als nur gut macht.
War es in "Ruf der Finsternis" noch ungewohnt, wenn nicht sogar vielleicht etwas ärgerlich, trotz der schon damals hervorragenden Arbeit des Zeichners, so hat man sich wohl in ,,Die Wilde Jagd' an ihn gewöhnt und kann nun endlich seine Arbeit richtig zu würdigen wissen.
Sein Stil ähnelt immer noch dem von Mignola, doch ist er immer noch detaillierter als dieser und eventuell funktionieren deshalb auch die emotionalen Szenen der Geschichte so gut.
Auf jeden Fall gibt er der Serie genau das Aussehen, welches zu ihr passt, um die Geschichte und ihren Inhalt zu transportieren.

Der Band wird noch von einem kurzen Interview Christian Endres mit Mike Mignola abgerundet und machen ihn insgesamt zu einem runden Gesamtprodukt, welches man immer wieder lesen kann, um sich auf den nahen Krieg und dem was danach kommen mag, vorbereiten kann.

Auf dass alle nach vorne blicken und freudig erwarten können, was da kommen mag.

5 von 5 Sternen

(Und meine liebste Hellboy-Miniserie)

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Band 11: Der Krumme

Zunächst einmal gilt eines erneut festzuhalten: alle Geschichten in diesem Band sind gut, doch macht die Titel gebende Geschichte "Der Krumme" das eigentliche Herz dieses Bandes aus und das nicht ohne Grund. Zwar sind die anderen ganz nett, vor allem da man endlich wieder Mike Mignola zeichnen sieht, bevor er 2012 endlich wieder zu Hellboy zurückkehrte, doch keine davon hat die Stärke und die Anziehungskraft des "Krummen" und zeigen auch nicht seine handwerkliche Vollkommenheit, mit der tiefere Themen um Sünden und Vergebung aufgegriffen werden.

Dafür haben wir "Die in Schiffen übers Meer fahren" eine launige Schlägerei mit einem kopflosen Piraten. Das ist doch auch schon mal etwas.

Doch wie schon gesagt ist "Der Krumme" das eigentliche Herz des Bandes und wenn man ihn gelesen hat, versteht man auch warum die Geschichte 2009 den Eisner Award (die höchste Auszeichnung in der amerikanischen Comicindustrie) für die beste Miniserie gewann. Aber worum geht es denn nun in "Der Krumme"?

1958, in den Appalachen von Virginia stößt Hellboy bei seinen Wanderungen auf deutliche Anzeichen für Hexenaktivitäten und beschließt diese zu unterbinden. Dabei stößt er auf einen Mann namens Tom Ferrell, der mit einigen der Hexen und ihre Anführer, den Dämon namens "Krummen", nur allzu sehr bekannt ist und für die Sünden seiner Vergangenheit büßen möchte, indem er etwas Gutes tut. Die beiden schließen sich zusammen und werden eine alptraumhafte Nacht erleben, die es in sich hat.

"Der Krumme" ist viel weniger Hellboys als Tom Ferrells Geschichte, der uns als reuiger Büßer präsentiert wird und den man schnell ins Herz schließt, wie man auch den Titel gebenden Bösewicht, "Den Krummen", schnell zu hassen lernen wird. Ferrell und Krummer dürften mit zu den interessantesten Figuren gehören, die Mignola je geschaffen hat. Während der eine sehr an der Last seiner Taten zu tragen hat, ist der andere so wundervoll charismatisch böse, dass man sich fast wünscht er käme doch auch wieder in anderen Geschichten vor. Jedenfalls ist "Der Krumme" im Kern eine Geschichte über den freien Willen und Erlösung, in der einmal mehr deutlich gemacht wird, dass der Mensch der Herr seines eigenen Schicksals ist und selbst angeblich "böse" Menschen wie Tom Ferrell wieder Gutes tun können, denn ihr Wille ist wie gesagt frei und es nicht die Bestimmung die ihre Taten böse macht, sondern ihre Entscheidung sie wirklich durchzuziehen. Es ist eine durchaus tiefe Geschichte vor einer noch unverbrauchten Kulisse (Hellboy hatte es bis dahin noch nie mit Kreaturen aus der amerikanischen Folkolore zu tun), gezeichnet von dem unverwechselbaren Richard Corben, der eine prächtige Naturkulisse erschafft, die ihresgleichen sucht und einmal mehr sich als der drittbeste (vor ihm kommt Duncan Fegredo, und vor diesem Mike Mignola selbst) Hellboyzeichner beweist, von dem man gerne weiterhin mehr sehen möchte.

Am Ende hat sich "Der Krumme" seine fünf Sterne wohlverdient und gehört mit zum Besten, was in zwanzig Jahren Hellboy erschienen ist. Und wie jeder potenzielle Klassiker wird sie niemals langweilig und lohnt sich immer wieder gelesen zu werden.

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Band 12: Der Sturm

Nimue, die Königin des Blutes hat ihre Armee um sich versammelt und trifft ihre letzten Vorbereitungen, um die Welt der Menschen mit Krieg und Verderben zu überziehen. Der einzige der sie noch aufhalten kann ist Hellboy, Träger von Excalibur und damit der wahre König von England. Die Zeichen stehen auf Weltuntergang und ein Sturm kündet sich an. Ein Sturm der alles hinwegfegen wird, wenn der Streiter der Menschen nicht rechtzeitig seine wahnsinnige Gegnerin erreichen und ihr schreckliches Treiben verhindern kann.

Ihm bleibt nicht mehr viel Zeit und die Mächte der Zerstörung zerren schon mit freudiger Erwartung an den Ketten, die sie noch im Schach halten...

Es gibt viele Worte, die dem Rezensenten durch den Kopf geistern, wenn er "Der Sturm" beschreiben möchte: episch, den Geist hinwegfegend, ein Meisterwerk oder ganz vulgär "geiler Sch***".

Doch wie kann man solch starke Worte, die mit nicht minder starken Gefühlen einhergehen, in konkrete Sätze zusammenfassen und den Leser von der Qualität des vorliegenden Bandes überzeugen?

Kann man nicht.

Die Größe des Bandes zu erfassen bedeutet ihn auch zu lesen und sich auf die Erfahrung die er bietet einzulassen. Doch dazu sollte man auch die Vorgängerbände gelesen haben. Denn wenn diese Geschichte eines nicht ist, dann einsteigerfreundlich. "Der Sturm" kann nur von Leuten gelesen werden, die Hellboy schon mehrere Jahre verfolgen oder zumindest alles was davor kam gelesen haben, denn der "Sturm" ist das Ende einer langen persönlichen Reise, in der Hellboy gefallen ist und sich wieder aus seiner eigenen Asche erhoben hat, um die Welt zu retten und zwar auf seine eigene Art und nicht wie andere es vorsehen (was ungefähr der Punkt seiner ganzer Lebens- und Leidensgeschichte ist). Es ist das epische Ende, welches man seit dem Ende des deutschen Bandes "Seltsame Ort" herbeigesehnt hat und noch viel mehr, eine bildgewaltige Schlacht zwischen gut und böse, wie man sie sich oft erwünscht, aber selten präsentiert bekommt, entweder aus Zeitmangel oder weil die Fähigkeiten des Autors nicht ausreichen, um es in seiner Gänze angemessen zu Papier zu bringen.

Mike Mignola ist ein Autor, der das Talent und das Können beweist, der Geschichte ihren würdigen Abschluss zu verleihen und der sich im Laufe der Jahre immer mehr zum besseren entwickelt hat. Denn "Der Sturm" ist am Ende auch das, ein Zeugnis davon wie sich im Laufe der Jahre die Qualität einer lange laufenden Serie zum besseren hin steigern und wie sich langfristige Planung und sich für eine Sache Zeit zu nehmen positiv auf ihren Verlauf Einfluss nehmen können. "Der Sturm" steht als ein strahlendes Beispiel für sehr gute, vielleicht auch tiefe (wenn man Hellboy diese Art von Tiefe zugestehen möchte) Unterhaltung, auf deren Vollendung man zwar warten musste, sich das Warten am Ende jedoch gelohnt hat.

Kurz gesagt: Man bekommt inhaltlich worauf man gehofft und gewartet hat und noch viel mehr und Fans der Serie werden hiernach begeistert und emotional vielleicht sogar ein wenig zerrüttet sein ( mir ging es am Ende zumindest so) und am Ende wird man "Den Sturm" beiseite legen, im Wissen etwas wirklich Großartiges gelesen zu haben.

Wie sieht es zeichnerisch aus? Weiterhin großartig, um es kurz zu sagen. Duncan Fegredo beweist hier zum letzten Mal (nach "Der Sturm" zeichnet Mignola endlich wieder die Abenteuer seines gehörnten Helden) dass er die richtige Wahl für diese epische Trilogie (im Englischen vielleicht sogar Tetralogie) war und legt noch einmal richtig los. Es kracht und schmettert, Hellboy flucht weiterhin wie ein Seemann und Fegredo bringt das alles mit einem Elan zu Papier, das man sich am Ende fast wünscht, dass er die Hauptserie doch bitte weiterhin zeichnen möge, vor allem da er seinen Stil so sehr dem Mignolas angepasst hat, dass er ihn im vielen Punkten fast sogar besser wirkt als das Original, auf Grund der größeren Detailfreude seiner Zeichnungen. Doch alles hat mal ein Ende, wie auch im Comic selbst niemand müde ist zu betonen, und so tobt er sich noch einmal erfolgreich aus und am Ende hat man einen der schönsten (was angesichts der in ihm vorkommenden Ereignisse doch schon ironisch zu schreiben wirkt) Comics aller Zeiten und damit auch die perfekte Ergänzung zum meisterhaften Garn, welches Mignola hier nun endlich zu einem mehr als nur würdigen Ende gesponnen hat.

Mit "Der Sturm" endet der zweite große Abschnitt in Hellboys Leben, womit nun geschätzt zwei Drittel der Serie nun endlich abgeschlossen sein dürfte. Doch gilt es noch einige Fäden und Angelegenheiten zu regeln, bevor Hellboy endlich seinen Frieden finden kann und der Leser wird ihn weiterhin auf dieser Reise begleiten. Wohin sie nach "Der Sturm" führen wird?

Das sei hier noch nicht verraten. Es sei jedoch gesagt, dass der große Rote noch einige Familienangelegenheiten zu regeln hat und er diesen betreffend sich in sehr tief gelegene Gefilde begeben wird.

5 von 5 Sternen
 

Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
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So, jetzt noch die Rezension zu "The Bride of Hell and Others " und den Graphic Novels "House of the living Dead" und "The Midnight Circus".

"The Bride of Hell and Others" wurde auf Deutsch in dem Sammelband "Geschichten aus dem Hellboyuniversum Band 3" zusammengefasst, der für 50 Mäuse oder mehr erhältlich ist und nebenbei noch einige Spin-Offs enthält. "The Midnight Circus" ist ebenfalls in diesem Band enthalten, während "House of the Living Dead" im zweiten "Geschichten aus dem Hellboy-Universum" Band reingepackt wurde.

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Hellboy: The Bride of Hell and Others

Eines vorneweg: Alle Geschichten in diesem Band sind "gut", das heißt im Grunde vier Sterne Material. Mike Mignola versteht es erneut zwischen gruseligen Szenen, Action und abstrusen Humor zu wechseln, mit einer Leichtigkeit die einen neidisch machen könnte, wenn Hellboy nicht so unglaublich sympathisch wäre. Doch stehen drei der Geschichten besonders hervor die dafür sorgen, dass der Band seine finale Wertung am Ende dieser Rezension erhält.

Diese Geschichten wurden alle von Richard Corben gezeichnet, dessen erdiger Stil Hellboy ein einzigartiges Aussehen verleiht und der es durchaus auch versteht etwas gruselig aussehen zu lassen, wie es ihm auch gelingt die komischen Aspekte der Geschichten zu betonen. Und was für Geschichten es sind.

Während "The Bride of Hell" eine interessante Geschichte über Rache und ihre Konsequenzen ist, in der Mignola die Grauzonen seines inzwischen sehr verschlungenen Universums aufzeigt und zu begeistern weiß, ist "Double Feature of Evil" eine humorvolle und gleichzeitig auch unheimliche Geschichte über ein verfluchtes Haus, in der man zufällig noch eine kleine Episode über ein verfluchtes Museum hinzugefügt hat.

Das was jedoch wirklich heraussticht ist die erste Geschichte "Hellboy in Mexico", in der Hellboy in einer Rückblende sich an eine kurze Episode mit drei Luchadore-Wrestlern in den 50ern erinnert und wie dies schlussendlich ausging. "Hellboy in Mexico" vereint alle Elemente, die eine Hellboygeschichte gut macht, den hier werden absurde Elemente (die Luchadores und das Finale) mit Mythologie (diesmal die mexikanische)zu einem großen, homogenen Ganzen vermischt und ergibt am Ende ein unterhaltsames Garn, welches sich mit den besten der Hellboygeschichten messen kann und wirklich aus dem ganzen Band hervorsticht (und sogar den Nachfolger "House of the living Dead" hinter sich lässt, der erneut in Mexico spielt) und auch bei der Entscheidung geholfen hat, wie viel Sterne er am Ende erhalten hat.

Fünf Sterne für eine unterhaltsame Episodensammlung, die zu Gänze zu begeistern weiß.

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Hellboy: House of the living Dead

Mexiko 1956.

Nachdem ein Freund von ihm zum Monster gemacht wurde und Hellboy ihn töten musste, verfällt der große Rote dem Alkohol und lenkt sich mit einigen Kämpfen als Lucha-Wrestler ab (was er auch vorher tat, allerdings war zu dieser Zeit jener Freund, übrigens auch ein Lucha-Wrestler, noch am Leben).

Ein Angebot reißt ihn aus seiner Lethargie: Er kämpft gegen den Champion eines verrückten Wissenschaftlers oder ein Mädchen wird sterben. Hellboy sieht keine andere Möglichkeit, als in den Ring zu steigen und dem Champion, ein Bruder im Geiste Frankensteins, zu zeigen was eine Harke ist. Allerdings wird es nicht bei Frankenstein bleiben, was bizarre Begegnungen angeht.

'Hellboy: House of the living Dead' ist eine klassische Hellboygeschichte, wie es sie vor Hellboys Wandlung in 'The wild Hunt' gab: eine geradlinige Monsterklopperei, mit vielen Anspielungen, in diesem Fall vor allem die Monster aus den alten Universal- und Hammerfilmen. Das heißt es tauchen neben dem Frankensteinmonster noch ein Werwolf und Dracula (der Vampir in dieser Geschichte ähnelt zumindest sehr stark Christopher Lee, der den berühmten Blutsauger lange Zeit in zahlreichen Filmen verkörperte)auf und werden von ihn in klassischer Hellboymanier (mit den Fäusten und nicht zu brechender Sturheit) wieder ins Grab befördert, alles sehr dynamisch und mit einigen Augenzwinkern erzählt.

Und doch wirkt die Geschichte wie pure Nostalgie, nicht nur wegen ihrer Anspielungen auf die 'alte' Zeit des Kinos oder weil sie selbst in der Vergangenheit spielt, sondern weil auch hier der lustige Ton schwindet und schlussendlich der Melancholie von 'The wild Hunt' weicht. Auch in dieser Geschichte kann Hellboy schlussendlich nicht seiner Bestimmung und der damit verbundenen Verantwortung entkommen oder einfach zu den spaßigeren, einfacheren Zeiten zurückkehren. Am Ende wird er immer mit den Konsequenzen seiner Taten und den Hintergründen seiner Herkunft konfrontiert werden, am Ende gibt es kein Entkommen für ihn, egal wie sehr er sich auch bemühen mag.

Was das für den Hellboyschöpfer und -autor Mike Mignola sei dahingestellt, aber zumindest zeichnerisch ist 'House of the living Dead' über alle Zweifel erhaben. Richard Corben gibt der Geschichte ihr bizarres Äußeres und mithilfe seines erdigen Stils wird sie trotz der Schwere zum Schluss hin der ironische Spaß, der sie wohl sein sollte.

Die Bindung des Hardcoverbandes und die Qualität des Papiers gehen auch in Ordnung, sodass man 'House of the living Dead' immer wieder aus dem Regal nehmen kann, um gemeinsam mit Hellboy (und vielleicht auch Mike Mignola) in Nostalgie und der Erinnerung an die einfachen Anfänge schwelgen kann, ehe einen die welterschütternden Ereignisse von 'Der Sturm' wieder ins jetzt holen werden und die Vergangenheit ihrer Natur entsprechend nicht mehr zurückkehren wird.

4 von 5 Sternen

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Hellboy: The Midnight Circus

1948.

Hellboy, hier noch ein kleiner Junge (und ein Süßer noch dazu!), entkommt aus dem Hauptquartier der B.R.P.D., um in aller Ruhe einen Akt echter Männlichkeit zu begehen: eine Zigarette zu rauchen! Dazu kommt es jedoch nicht, denn der kleine Satansbraten wird von etwas anderem abgelenkt: ein Zirkus ist in der Nähe. Neugierig geworden, folgt Hellboy dem Verantwortlichen für das Anschlagen der Plakate und befindet sich schon bald im Bereich des "Midnight Circus" wo zahlreiche Wunder, aber auch einige Gefahren auf ihn warten.

Trotz aller Bewunderung für das Talent Mike Mignolas zeichnen und erzählen zu können und dabeiimmer besser geworden zu sein, kommt man nicht umhin zu bemerken, dass sich in die Hellboygeschichten eine gewisse Formelhaftigkeit eingeschlichen hat, vor allem wenn es sich um die Apokalypse dreht.

Der Verlauf geht meistens so von statten:

Schurke: "Hellboy, du bist dazu ausersehen die Welt zu vernichten, nimm dein Schicksal an!"

Hellboy: "Nö."

Schurke: "Aaaaah! Dafür wirst du sterben, Narr!"

*Eine Prügelei tritt ein und am Ende schickt Hellboy wieder jemanden ganz woanders hin.*

So ungefähr funktionieren die meisten Hellboygeschichten. Allerdings handelt es sich dabei um den erwachsenen Hellboy, der in der Lage ist sich zu wehren und auch eine gefestigte Persönlichkeit besitzt. Hier kommt der große Clou von "The Midnight Circus", nämlich dass wir hier unseren unkaputtbaren Heroen noch als verletzlichen, beeinflussbaren Jungen kennenlernen, der noch nicht ahnt wie gefährlich die Welt da draußen ist und noch lange nicht das dicke Fell seines älteren Alter Egos besitzt. Es ist unglaublich spannend zu lesen, wie Hellboy seine ersten, vorsichtigen Schritte macht, während in der Erzählung Parallellen zu Pinochio gezogen werden (bei denen man sich dann an den Kopf schlägt ruft "Na klar! Warum ist mir das früher noch nie aufgefallen?") und die Geschichte noch um eine tiefere Ebene bereichern und ein weiteres Mal Hellboys Wunsch ein Mensch zu sein (später frei zu sein) thematisieren, wodurch die Geschichte nicht nur atmosphärisch, sondern auch inhaltlich glänzen kann.

All das würde jedoch nicht funktionieren, wenn es Duncan Fegredo nicht gäbe. Fegredo, der die letzte drei Bände der Hauptserie ("Darkness Calls", "The Wild Hunt", "The Fury and the Storm")zeichnete beweist auch hier wieder erneut, warum er in den letzten Jahren die richtige Wahl war, um Mister Mignola abzulösen, bis dieser letztes Jahr mit "Hellboy in Hell" zurückkehrte. Vor allem ist er in der Lage den Figuren eine so ausdrucksstarke Mimik zu verleihen (Hellboys Gesicht zum Thema "Gentlemen Only" ist Gold wert), dass die emotionalen Momente der Geschichte umso stärker wirken, als es vielleicht bei den originalen Zeichnungen von Mike Mignola der Fall gewesen wäre (der dafür natürlich andere Stärken hat). Er zeigt Hellboy wie er ist, klein, verwundbar, goldig, aber kann auch aufzeigen wie sehr seine Umwelt an ihm hängt und das man auch verstehen kann, warum der Junge aus der Hölle so gerne ein Mensch wäre.

Und dann sind da noch die Farben von Dave Stewart, einem der (vom Rezensenten jedenfalls) lange unbesungenen Helden der Industrie, der mit seinen Farben den wundervollen Übergang von der "echten" Welt in die Traumwelt des Zirkus erzeugt und die beiden Ebenen der Geschichte (reale Welt und Märchen) noch einmal besonders hervorhebt. Besonders die Farben im Zirkusabschnitt sind so stark, dass man fast meint es mit einem Gemälde zu tun zu haben, was beweist dass Farbe am Ende doch einiges ausmacht, um eine bestimmte, einzigartige Atmosphäre zu erzeugen.

Am Ende ist "The Midnight Circus" ein "guter" Comic, der nur deswegen keine fünf Sterne erhält, weil dem Rezensenten das gewisse Gefühl fehlt, dass er es verdient hat, aber vielleicht wird sich das im Laufe der Jahre ja noch ändern. So oder so, es ist eine schöne alleinstehende Geschichte die da erzählt wird, die für Fans der Serie und Neueinsteiger gleichermaßen interessant ist, da auch hier wieder Bezug auf den Metaplot der Serie genommen wird, aber man keine Ahnung davon haben muss, um diese kleine Kindheitsepisode Hellboys zu Gänze genießen zu können.

Vier Sterne, einer für die Geschichte, einer für die Zeichnungen, einer für die Farben und der Letzte für das große Herz, welches diese kleine Geschichte beweist.
 

Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
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Ich hab mal wieder etwas rezensiert. Diesmal: "47 Ronin" von Mike Richardson.

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47 Ronin

Japan 1701. Der edle, aber naive Lord Asano wird von dem korrupten Beamten Kira dazu provoziert seine Waffe am Hof des japanischen Shoguns zu ziehen. Die Folgen sind fatal: nicht nur dass der junge Lord zum Selbstmord gezwungen ist, durch Hofintrigen wird auch seine gesamte Familie enteignet und gesellschaftlich entehrt. Die Samurai des entehrten Lords wollen sich gegen die Autorität des Shoguns auflehnen, doch ihr Anführer, Oishi, ruft sie zur Ruhe auf. Er ermahnt sie zur Geduld und spinnt derweil einen gewagten Plan, der zumindest die Ehre des Hauses wieder herstellen wird. Denn diese ist schließlich das Wichtigste im Leben eines wahren Samurais.

"47" Ronin von Mike Richardson basiert auf der japanischen Volkssage gleichen Namens und kann als werkgetreue Adaption gelten, da Richardson auch den japanischen Autor "Kazuo Koike" zur Seite zog, um der Geschichte ein möglichst japanisches Gefühl zu geben. Mit werkgetreu ist auf jeden Fall auch gemeint, dass die Macher sich an eine einfache Version der Geschichte hielten: Oishi und die anderen sechsundvierzig Samurai/Ronin sind ihrem Herrn treu ergeben, edel und ganz der Sache verschrieben, während Kira die gesamte Geschichte über ein unsympathischer Gierschlund ist, der das bekommt was er verdient. Und doch meint man als Leser auch gewisse kritische Untertöne in dieser sehr grimmigen Geschichte zu entdecken. Denn auch wenn Asano enteignet wurde, so intrigierte im Hintergrund die Familie Kiras um die "Ehre" des eigenen Hauses zu wahren und die 47 Ronin gehen über Leichen, nur um einen Toten wieder zu "rehabilitieren". Es sterben also Leute für ein vages, gesellschaftliches Konstrukt, welches sich durch den ganzen Band zieht und von allen "idealisiert" wird. Unmenschlich nach heutigen Maßstäben? Ja, aber damals gab es angeblich nichts was für einen Samurai erstrebenswerter war und genau das macht die Lektüre von "47 Ronin" interessant, selbst wenn die Figuren nie über Stereotypen hinauswachsen und die Geschichte am Ende nicht so komplex ist, wie sie es sein könnte. In ihrer Schlichtheit liegt ihre Stärke.

"Schlicht" sind auch zunächst die Bilder des Zeichners Stan Sakais. Doch je mehr man die leicht strichartigen Figuren vor den prächtig gezeichneten Hintergründen betrachtet, desto mehr kann man das System hinter ihnen erkennen. Die Figuren mögen zwar anatomisch nicht korrekt gezeichnet sein, sind aber sehr ausdrucksstark und voller Persönlichkeit. Man kauft Kira den Schurken ab, genau wie man gerne glaubt, dass Oishi der Held der Geschichte ist. Dazu noch die Farben von Lovern Kindzierski, die strahlend und schön sind und am Ende kommt einer der wunderschönsten Comics aller Zeiten heraus, ein wahres Kunstwerk, dass sich nicht verstecken braucht (außer wenn man Wert auf Fotorealismus legt).

Abgerundet wird der stabile Hardcoverband durch einen schön gemachten redaktionellen Teil, der die Entstehung des Bandes beschreibt und auch ein sympathisches Interview mit Stan Sakai enthält. Insgesamt also ein schöner Sammelband, der folgende Wertung verdient:

5 von 5 gezogenen Schwertern.
 

Kraven

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47 Ronin find ich auch ziemlich gut, die Simplizität der Geschichte stört mich allerdings. Es ist so ein Fall von What could have been... Ich persönlich finde ja wirklich, dass die Geschichte viel, viel besser gewesen wäre, wenn Asano sich wirklich wie ein respektloser Bauer benommen hätte. Wenn Kira wirklich ein treu ergebener Diener des Kaisers gewesen wäre, der von den 47 Ronin als Sündenbock ausgesucht wurde.
Denn den Rest der Geschichte hätte man so beibehalten können, ohne etwas ändern zu müssen, wobei die (in der Ur-Version wirklich sehr dezenten) kritischen Untertöne viel besser angeklungen wären. Bushido hätte die Ronin zu exakt dem hier gezeigten Verhalten angehalten, aber wie viel bitterer wäre es gewesen, hätten sie dies einem unwürdigem Meister zuliebe tun müssen?

Ich halte es für verschwendetes Potential, und das ist sehr, sehr schade, weil der Zeichenstil in der Tat sehr schön und funktional ist, und das Pacing der Story superb (was leider bei Comics nicht die Selbstverständlichkeit ist, die sie sein sollte. Looking at you, Mr. Moore). Lohnt sich, mal gelesen zu haben, zum Meisterwerk reicht es aber leider nicht.
 

Zelon Engelherz

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Jupp, ich kann dich da vollkommen verstehen. Die gleichen Gedanken hatte ich beim lesen auch (selbst die Macher haben bei ihrer Recherche festgestellt, dass die Beteiligten vielleicht bei weitem nicht so schwarzweiß waren, wie sie in der Legende dargestellt werden). Als "Geschichte" wäre das auf jeden Fall spannender, dramatischer, epischer, aber ich weiß nicht ob das nicht vom eigentlichen Text abgelenkt hätte.

Das Ding scheint ja in Japan mit eines der begehrtesten Propagandastücke zu sein, die es gibt und ich finde die Ronin als die Guten auch nicht minder unheimlich, wenn sie mal eben ihr ganzes Leben zerstören, nur damit ein Toter wieder rehabilitiert wird. Also als Einblick in die idealisierte Mentalität dieser Kriegerkaste ist das Teil auf jeden Fall klasse geeignet. Einer meiner Lieblinge wird es nie sein, aber man merkt mit wie viel Arbeit und Liebe da gearbeitet wurde. Immerhin will ich jetzt auch mal das Original zum Vergleich lesen :D.
 

Zelon Engelherz

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Um die Serie weiter fortzusetzen. Das war auch meine erste Rezi in diesem Jahr.

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Hellboy 13: Abstieg zur Hölle

Nachdem Hellboy den Drachen erschlug, riss ihm die Zauberin Nimue das Herz heraus, sodass der große Rote verstarb und jetzt in der Hölle landete. Kaum dort angekommen wollen ihn auch schon wieder verschiedene Parteien für ihre Ränke einspannen.

Er hat aber auch keine Ruhe ...

"Abstieg zur Hölle" ist ohne Übertreibung der bisher schönste aller von Mike Mignola gezeichneten Comicbände. Hellboys Schöpfer hatte in über zwanzig Jahren Geschichte Zeit seinen reduzierten Strich zu perfektionieren, sodass die schlicht wirkenden, aber sehr atmosphärischen Bilder sich perfekt zu seiner Vision der Hölle ergänzen. Groß und leer ist diese Hölle, nur damit monumentale Bauten wieder alle Panels einnehmen und ihren Platz in der Leere des Chaos behaupten, in der sie sich wohl befindet. Hellboy wird einige Zeit brauchen, um sich an diesem seltsamsten aller Orte zu gewöhnen, der vor allem auch wegen der Farben Dave Stewarts schön und schrecklich zu gleich ist.

Zeit ist eh ein gutes Stichwort, da Mignola zwar einige alte Handlungsfäden auch hier zu Ende bringt, ansonsten aber mit einer richtigen Handlung sparsam umgeht (sieht man mal vom dritten und fünften Kapitel des Bandes ab). Er möchte wohl zunächst das Setting vorstellen, ehe er und Hellboy sich bald richtig austoben können und es ist fast schon dekadent, wie ausführlich er manche Szenen gestaltet, die wohl auch nur der grafischen Gestaltung dienen.

Ist das schlecht? Schwierig zu beantworten, da Mignola immer noch behutsam neue Fäden knüpft und wie gesagt auch einiges zu Ende bringt, vor allem aber auch da mit dem Ende des vierten Kapitels technisch gesehen auch die Serie enden könnte (obwohl es natürlich noch einiges zu erzählen gibt), da Hellboy am Ende zumindest etwas Frieden findet, wenn auch nicht lang. Was aber auf Fall funktioniert sind die Themen des Bandes, die vor allem durch Nebencharaktere angedeutet und zu Ende gedacht werden oder auch in Form eines Puppentheaters gezeigt werden. Letztendlich muss man wohl wie seinerzeit zu Zeiten der Miniserie "Ruf der Finsternis" einfach abwarten, um zu sehen wie sich alles entwickeln wird. Schließlich war eine der größten Stärken der Serie, dass ihre Geschichten sorgsam zusammengesetzt( aber teilweise auch immer abstrakter) wurden. Bis Hellboy also wieder seine steinerne Hand zur Rettung der Welt schwingt, kann man die sehr schönen Bilder genießen und sich fragen, wohin die Reise nun diesmal gehen mag. Für Neueinsteiger ist der Band auch gut geeignet, da er recht knapp und prägnant (und erstaunlich gut) die Hintergrundgeschichte Hellboys zusammenfasst, ohne dass man das Gefühl hat unbedingt zuviel wissen zu müssen.

Einen kleinen Kritikpunkt (die jedoch nicht schuld der schönen deutschen Ausgabe ist) gibt es dann allerdings doch: das sechste Heft, welches bisher einzeln erschien, hätte vielleicht ebenfalls in den Sammelband reingehört, da es die Vorstellung der Hölle komplett abgerundet und den Leser vor allem eine weitere Kurzgeschichte spendiert hätte, die sich erneut zu den Themen des Bandes ergänzt. Trotzdem zieht dies den Gesamteindruck nicht weit nach unten.

Vier von fünf Sternen
 
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