Boo's abenteuerliche Reisen

Philipp and Boo

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Das Elexier der Beeinflussung

Xeribur nahm einen Schluck aus der länglichen, bauchig geformten Flasche. Sofort verflog jegliche Müdigkeit.

–Dieses Gesöff sollte ich eigentlich in grösserer Stückzahl herstellen und verkaufen- dachte er, doch dann verdrängte sein viel tiefer sitzende Forschertrieb diesen Gedanken wieder.

Seit zwei Jahren und acht Monaten beschäftigte er sich mit einem Vorhaben, dass ihn dermassen vereinnahmte, dass er fast alles um ihn herum vergass. Nur noch ein kleiner Schritt trennte ihn vom Erfolg seiner Bemühungen.

Eine Zutat nur fehlte noch : Die Zunge eines sprechenden Tieres von adligem Geblüt. Als er seinen sprechenden Papagei schlachtete, hatte er leider die Fussnote mit dem Passus über die adlige Herkunft überlesen. Zum Glück hatte er die letzten Schritte in seinem ausserdimensionalen Labor unternommen, wo er selber keinen physischen Schaden nahm. Wie gross jedoch sein erhaltener psychischer Schock gewesen sein muss, darüber lassen sich nur Vermutungen anstellen.

Nur noch ein paar Stunden Arbeit und er war wieder soweit wie vor dem Rückschlag. Zur Feier des Tages gönnte er sich eine kleine Zerstreuung. Er beschwor zwei Erdelementare und liess sie gegeneinander kämpfen. Als nur noch eines stand, hetzte er darauf eine seiner Laborratten, der er zuvor einen Stärketrank eingetrichtert hatte. Zum Finale schoss er dann auf die unglückliche Ratte eine Salve magischer Geschosse ab. Er fühlte sich grossartig. -Luissea kann mich nie mehr einen Versager nennen!- freute er sich. -Wo ist sie überhaupt?-
 

Philipp and Boo

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Der Auftrag

Dartox hatte sich in Philipp und Boo nicht getäuscht. Beim Verlassen der Schenke fiel Boo die Börse auf und er nahm sie auf und zeigte sie Philipp. Gemeinsam beschlossen sie, den Inhalt beim vermeintlichen Eigentümer, Bessilar, abzugeben.

Dieser bemerkte das Nahen der zwei seltsamen Gefährten dank dem magischen Ring lange im voraus und liess seine Schutzvorrichtungen, bis auf ein paar wenige im Ausstellungsraum, rechtzeitig verschwinden.


Natürlich zahlte er einen mehr als angemessenen Finderlohn. Und nach der Führung durch seinen Ausstellungsraum kam er auf sein eigentliches Anliegen zu sprechen. Philipp und Boo sollen aus dem Haus von Xeribur dem Mächtigen, zwei magische Gegenstände wieder beschaffen, die dieser sich angeeignet habe.

„Seid unbesorgt, Bessilar, wir werden Euch Eure Kostbarkeiten wiederbeschaffen.“

„Danke, kommt bald zurück, damit ich meine Sammlung wieder vervollständigen kann.“
 

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Boo der Retter

„In diese‘ St’asse muss es sein, Philipp.“

„Stimmt, Boo, laut dem Stadtplan befinden wir uns an dieser Ecke und unser Haus müsste das letzte in dieser Sackgasse dort drüben sein. Am besten schauen wir uns das Haus bei Tageslicht unauffällig an und versuchen dann nach Einbruch der Nacht unser Glück. Geh du schon mal vor, Boo“

„Bin schon weg!“ sagte Boo und rannte in Richtung der genannten Sackgasse davon.

Zu Boo’s Glück war die Strasse ziemlich belebt und der kleine behelmte und mit einer Rüstung versehene Hamster fiel nicht weiter auf. Bald schon stand er vor dem gesuchten Haus. Er setzte sich erst mal in den Schatten und wischte sich den Schweiss von der pelzigen Stirn.

–Solltest ein wenig weniger essen, mein Lieber- dachte er bei sich und versuchte, seinen Atemrhythmus zu verlangsamen.

Als seine Augen auf Höhe des zweiten Stockwerkes angelangt waren, wobei sein Helm bedenklich wackelte, weil sein Kopf schon recht weit im Nacken lag, da gelang ihm mit einem Mal die vollkommene Atemkontrolle. Er vergass vollständig zu atmen. Er stand einfach nur mit offenem Mund da und starrte nach oben. Sein Herz raste wie rasend. Da Boo sich zu dem Zeitpunkt noch in der psychisch heiklen Übergangsphase zum ausgewachsenen Hamster befand, traf ihn die Liebe mit der vollen Wucht eines Halbwüchsigen.


„Mon amour!“ seufzte er und nach einem tiefen Atemzug: „‘alte aus, Boo kommt disch ‘etten!“


Falêra schaute überrascht nach unten und sah mit einer Mischung aus Freude, Belustigung und einem Fünkchen Hoffnung auf den armbrustschwingenden Hamster hinunter. -Was hat er nur vor?- fragte sie sich.

Boo legte die Armbrust zur Seite und zückte seine Buntstifte. Mit diesen zeichnete er die schönste Liebeserklärung auf ein Stück Pergament, das die ganzen Reiche je von einem kleinen Hamster gesehen haben. Dann rollte er das Pergament um einen Pfeil zusammen, steckte diesem noch einen Korken auf die Spitze und schoss ihn präzis zwischen den Gitterstäben zu Falêra hinauf.
<BR>
[Editiert von Garfield am 11-06-2001 um 09:04]
 

Garfield

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Entschuldigt Ihr Zwei, dass ich korrigierend eingreiffen musste, aber Ihr hattet das W bei Schweiss vergessen.;)
 

Night Shadow

Papaschlumpf
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*rofl* ... genau den richtigen Buchstaben vergessen, was?! ;)

Naja, die Gasse war schmuzig und wenn man sich auf der Höhe bewegt, kann man schon mal was abbekommen! ;)
 

Garfield

Forums-Opi
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hihihi

Ich stell mir gerade den Eindruck auf das Fräulein vor.
Und die Reaktion von ihr.:D

Philipp und Boo.

Ihr solltet Euch wirklich genau überlegen, wie die Geschichte weitergehen soll.:D
 

Philipp and Boo

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Die Überraschung

Luissea und Borgat waren beschäftigt. Sie waren sehr mit sich beschäftigt. Sie machten nicht den Fehler, sich nachts zu treffen, denn das hätte Xeribur mit Sicherheit bemerkt. Doch tagsüber war die Gefahr, entdeckt zu werden, bedeutend geringer. Erstens war dann der noch immer recht mächtige Magier mit seinen Experimenten beschäftigt, zweitens ist die Geräuschkulisse einer Handelsgasse tagsüber besser geeignet etwas zu übertönen als nachts und drittens hatten sie Vorkehrungen getroffen, um nicht überrascht zu werden.


Das alles wusste der heldenhafte Zwergriesenhamster Boo natürlich nicht, als er wie ein kleiner Wirbelsturm ins Haus stürzte. Auch darf bezweifelt werden, dass es etwas an seinem Vorgehen geändert haben würde, wenn er es gewusst hätte. Sein ganzes hehres Streben war es, seine Falêra zu befreien.


Philipp hatte gerade noch mitbekommen, wie Boo in das besagte Haus hineinstürmte. Mit einem resignierten Schulterzucken trat er ebenfalls durch das Eingangstor. Wieder einmal hatte ihm Boo einen Strich durch die Rechnung gemacht. Statt zu warten, wie er es vorgesehen hatte, einfach loszustürmen, doch was hatte er nun noch für eine Wahl?


Mit dem hamstereigenen Spürsinn fand Boo zielstrebig den Weg durch das Korridor- und Zimerlabyrinth zu seiner Angebeteten. Bei ihr angelangt, fand er auch den Schlüssel zum Käfig in greifbarer Nähe. Nur, auch unter Aufbietung all seiner zwergriesenhaften Hamster-Kräfte war es ihm nicht möglich, den Schlüssel auch nur einen Zoll zu bewegen.
"Isch we'de es schaffen, glaube mi'!" schwor er in Falêras Richtung. In seiner Not sah er sich zum ersten Mal im Zimmer um. Auf dem Boden lagen vereinzelte Kleidungsstücke wirr verstreut herum. Da sah er es: Kraftarmbänder! Bei Bessilar, dem Händler hatte er nahezu identische in einem Regal gesehen. Hastig hüpfte Boo zum Fussboden herunter, nahm das Kraftarmband und band es sich um den gepanzerten Bauch.

"Voilà, cherie, es funzionie't!" schrie er begeistert, als er mit solch neuen Kräften ausgestattet, den Schlüssel endlich drehen konnte. Falêra war überglücklich und drückte ihrem Retter einen Kuss auf die pelzigen Wangen.
"Wir müssen fliehen!" rief sie drängend. "Oui, du 'ast 'escht!" pflichtete ihr da Boo bei.

War bis dahin alles mit der Befreiung glücklich verlaufen, so änderte sich das nun schlagartig. Luissea schickte im Glauben, Xeribur sei vor der Tür, ihren Liebhaber Bogart in den Wandschrank. Bogart gefiel das zwar nicht sonderlich, doch statt sich im Duell gegen einen mächtigen Magier zu beweisen, war es ihm alleweil lieber. Es war auch nicht das erste Mal, dass er diesen Weg einzuschlagen hatte, denn vor einiger Zeit hätte sie Xeribur fast erwischt. Wie jetzt hatte ihn dannzumal der Sprung in den Wandschrank vor der Entdeckung bewahrt, denn im Schrank verbarg sich ein geheimes, während der Dauer ihrer Treffen stets offenes Portal.
 

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Drei Füsse gegen Untote

Boo und Falêra wollten eben Hand in Hand den Rückzug antreten, als die einzige sichtbare Türe sich knirschend schloss. Selbst mit seinen neuen Kräften war es Boo nicht möglich, sie zu öffnen.

"Denk imme' da'an, isch liebe disch!" sagte er zu Falêra und küsste sie sanft, dann blickte er entschlossen dem Feind entgegen.

Aus einer Geheimtür kamen zwei Skelett-Krieger in den Raum gestapft. Boo stürzte sich in den Nahkampf gegen das vordere Wesen. Knapp vor den Beinen des Ungeheuers warf sich Boo um einhundertachzig Grad herum und trat mit beiden Hinterbeinen so fest aus, wie er nur konnte. Er benutzte den resultierenden Schwung, drehte sich wieder um und setzte den Agriff mit einer harten Links-Rechts-Kombination fort. Das Schienbein des Monsters gab nach und brach fast entzwei. Ein weiterer beherzter Ruck seitens von Boo verschaffte ihm eine zwar recht unhandliche aber desto effizientere Keule.

Allem Heldenmut zum Trotz, Boo wäre verloren gewesen, wenn auch das zweite Monster auf ihn losgestürmt wäre, doch zu seiner Verblüffung schien es sich um eine Art Kammerdiener zu handeln, denn es war emsig damit beschäftigt, die verstreuten Kleidungsstücke einzusammeln.

"Achtung hinter Dir! Gib mir die Armbrust!" rief ihm Falêra zu und riss ihn so aus seinen Überlegungen. Im letzten Moment konnte Boo den Angriff des verkrüppelten Skeletts noch mit dessen eigenem Fuss blocken.

"Hebelk'aft!" schrie Boo plötzlich begeistert. Geschickt wich er den weiteren Klauen-Angriffen der auf nur noch einem Bein stehenden Kreatur aus. Dann setzte er mit seiner seltsamen Waffe zum überraschenden Gegenschlag aus. Er drehte seine Keule und verkeilte das Fussende beim verbleibenden Unterschenkel seines Gegners. Dann zog Boo mit aller Kraft und brachte so das Monster zu Fall. Es war nun selbst für einen Hamster nur noch ein Kinderspiel, dem Kampf mit ein paar gutgezielten Keulenschlägen ein Ende zu bereiten.
 

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Akrobatischer Abgang

Luissea wurde zusehends nervöser. Die Geräusche, die aus dem Nebenzimmer zu ihr drangen, tönten gar nicht nach den üblichen Wutausbrüchen Xeriburs, der Unordnung hasste und keine Gelegenheit ausliess, dies ihre Kammerdiener auch spüren zu lassen. Die Fluktuationsrate für diese Stellen war deshalb auch recht hoch. Doch Ersatz liess sich für eine so begabte Klerikerin wie sie eine war stets leicht finden.

Die Kraftarmbänder fehlten ihr. Sie wollte kein unnötiges Risiko eingehen und spähte verstohlen in den Raum. Was sie sah, amüsierte sie dermassen, dass sie nicht anders konnte als lauthals zu lachen. Ein kleiner behelmter und gepanzerter Hamster versuchte sich gegen einen ihrer "Kammerdiener" zu wehren. Doch als ein Armbrustbolzen diesen mitten ins Gesicht traf und sein Kopf in dutzende von Trümmerteile zerbarst, da blieb ihr das Lachen im Halse stecken.

"Was zum Bhaal geht hier vor?" donnerte plötzlich eine ihr nur zu vertraute Stimme. Xeribur war mit seinen Experimenten einen wichtigen Schritt weitergekommen und wollte diese freudige Nachricht seiner Frau überbringen, als er den Kampflärm im Treppenhaus vernahm.

"Dieser, dieser Hamster da hat meine Kammerdiener zerbröselt!" rief Luissea anklagend und zeigte auf Boo.

"Isch 'abe uns nu' ve'teidigt!" wendete Boo ein.

"Ein sprechender Hamster! Wahrhaftig, ein sprechender Hamster. Du hast mir gerade noch gefehlt mein Kleiner, jetzt kann ich mein Experiment vollenden!" triumphierte Xeribur. Doch seine Freude währte nur so lange als bis er einen gewaltigen Stoss im Rücken verspührte. Etwas verpasste ihm darauf einen derart heftigen Schlag auf den Hinterkopf, dass er das Bewusstsein verlor, noch ehe er mit seinem Kopf auf dem Steinboden aufschlug. So bemerkte er auch nicht, wie ihm im Fallen noch geschickt sein Lieblingsring abgezogen wurde.

"Komm, Boo, wir müssen uns verabschieden!"

"Philipp! Ja wir kommen!" schrie Boo und rannte mit Falêra an der Hand zu Philipp. Dieser rutschte auf den Knien durch den Raum, nahm die zwei Liebenden auf und rannte nach einer Rolle zu der Geheimtüre. Dort stiess er Luissea, die nur fassungslos im Türrahmen stand, beiseite und stürmte zur Türe. Verschlossen!

"Keine Zeit fü' Dit'ische, Philipp, wi' müssen weg! Nimm das Laken als Fallschi'm!"

Philipp hatte zwar keine Ahnung, was Boo gemeint hatte, aber wie immer in solch brenzligen Situationen verliess er sich blind auf seinen klugen Hamster. Mit einem Ruck riss er das Bettlaken weg. "Was jetzt?" fragte er Boo. "Sp'ing damit aus dem Fenste'!" rief Boo und versicherte sich, dass sein Helmriemen dicht ansass. Als Philipp sich daraufhin mit dem Bettlaken unter dem Arm mit einem Kampfschrei aus dem offenen Fenster stürzte und wie ein Stein fiel , fragte er sich, ob er Boos Vorschlag nicht vielleicht falsch verstanden hätte. Zum Glück wurde sein Fall durch einen vorspringenden Balldachin aufgefangen und er blieb unverletzt.

Weder Philipp noch Boo hatten das rote Augenpaar der Ratte wahrgenommen, das ihre Flucht verfolgt hatte. "Xeribur will den Hamster, er soll ihn bekommen, ihr entgeht mir nicht!" murmelte Dartox, verliess ungesehen seinen Standort und zwängte sich durch ein Loch in den Portal-Wandschrank.
 

Sorilea

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Nur weiter so.
 

Philipp and Boo

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Gespräch unter Ratten

Borgat sass am Boden, fror und wartete. Das war der unangenehmste Teil einer solchen missglückten Zusammenkunft. Das Warten, bis auch die restlichen Kleider durchs Portal nachgereist kamen. Um sich etwas abzulenken warf er seinen Wurfdolch in die Luft, wirbelte ihn dabei mehrmals um die eigene Achse und fing ihn geschickt wieder auf. Das lenkte ihn auch vom Geruch ab, denn er sass zwar auf dem Trockenen, aber der üble Kanalisationsgeruch wehte in gleichsam klebrigen Schwaden ständig um ihn herum.

Ein Geräusch hinter ihm liess ihn herumfahren. Instinktiv warf er seine Waffe. Etwas quikte laut auf.

"Spinnst du! empörte sich eine schwarze Ratte, die ihn aus roten Augen böse anstarrte. "Ich bin es, Dartox, du Blödmann!"

Dartox nahm den Umhang ab und verwandelte sich sogleich in seine menschliche Gestalt. Prüfend betrachtete er die Fleischwunde, griff in den Gürtel und trank einen Schluck aus der Flasche. Sogleich schloss sich die Wunde und er fühlte sich besser.

"Entschuldige, Dich habe ich hier nicht erwartet." murmelte Borgat betreten.

Dartox erzählte Borgat die verpassten Geschehnisse. "Wenn du diesen Philipp tötest und den Hamster Xeribur bringst, wird dieser sicher vor Freude über seine Experimente den ganzen Rest vergessen, glaube mir. Meine Rattenfreunde haben mir zudem verraten, dass sich dieser Hamsterträger mitsamt seinem Getier nicht weit von hier in den Kanalisationen versteckt hält. Also, worauf wartest du noch?"

Das liess sich Borgat nicht zweimal sagen. Erstens hoffte er, Xeribur mit dem Hamster gnädig zu stimmen und zweitens glaubte er, mit einer solchen Tat auch bei Luissea Eindruck schinden zu können. Fast wäre er ohne den Rest seiner Ausrüstung losgezogen, doch in eben diesem Moment flog sie durchs Portal.
 

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Boo's Entführung

Philipp, Boo und Falêra verschnauften einen kleinen Moment lang.

"Ich glaube, wir warten erst mal ab, bis es dunkel ist und suchen dann Händler Bessilar auf, um ihm die Gegenstände zu übergeben." schlug nach einer Weile Philipp vor.

"Mi' schtinkts." sagte Boo und rümpfte die Nase.

"Du musst dir halt häufiger die Füsse waschen, Boo" zog ihn Philipp auf.

"Isch ve'biete di' so übe' meine Füsche su 'eden und übe'haupt, deine schtinken nosch vielmeh'!"

"Hört schon auf, ihr beiden, bald weiss die ganze Welt, wo wir sind!" versuchte Falêra zu beschwichtigen.

Wie Recht doch die Eichhörnchendame hatte, zeigte sich bald.
Perfekt im Schatten versteckt, schlich sich Borgat an seine Beute heran. Der ahnungslose Philipp wandte ihm überdies den Rücken zu. Noch acht Schritte. Sieben. Sechs. Fünf. Borgat holte mit dem Arm weit aus, um kurz und tief zustechen zu können, da stiess plötzlich Falêra einen spitzen Warnruf aus: "Philipp, hinter dir!"

Borgat wollte den Angriff fortsetzen. Philipp hätte auch nicht den Hauch einer Chance gehabt, wenn nicht Boo Sekunden vor diesem Augenblick mit seiner Armbrust herumgespielt hätte. So aber musste Boo nur noch abdrücken. Das Geschoss traf die Armbänder des Angreifers und wurde davon abgelenkt, aber immerhin hatte die Wucht des Geschosses die Zielrichtung des Stosses ablenken können. Philipp wurde so nicht wie geplant mitten ins Herz, sondern nur leicht seitlich am Arm getroffen.

"Blinde Vergeltung" glitt mit einem sirrenden Laut aus der Scheide. Auch Borgat hatte nun sein Langschwert gezückt. In der anderen Hand hielt er weiterhin den Dolch. Nochmals ein sirrendes Geräusch und auch "Feuergeist", das andere Zwillingslangschwert von Philipp war einsatzbereit. Boo war vollauf damit beschäftigt, seine Armbrust zu spannen. Er bemerkte die Ratte, die sich an ihn heran geschlichen hatte, erst, als es bereits zu spät war.

"Kein Laut, oder du bist tot!" zischte die Ratte, die sich gleich darauf in einen Menschen verwandelte, den Hamster packte und mit ihm davonrannte.

"Philipp, Boo wird entführt!" rief Falêra aufgebracht. Trotz allem bewahrte sie aber einen kühlen Kopf, nahm Boos geladene Armbrust und schoss dem Entführer einen Bolzen ins Bein.

Philipp sah über seine Schulter eine Gestalt davonrennen und versuchte, den Kampf möglichst schnell zu beenden. Eine Finte rechts mit "Feuergeist", dann links der Angriff auf Beinhöhe mit "blinde Vergeltung". Treffer. Das Schwert wurde seinem Namen gerecht und brachte Borgat vorübergehend zum Erblinden. Borgat sollte die andere Klinge nie mehr sehen, doch er spürte noch kurz den Feuerhauch, bevor er tot zusammenbrach.

Falêra und Philipp rannten hinter dem leicht verletzten Dartox her. Der erklomm eine Leiter und begann mit dem Aufstieg. Falêra, die schneller und geschickter war als Philipp, konnte sich gerade noch an den Umhang von Dartox klammern und wurde an diesem mit in die Höhe gezogen.

Dartox bemerkte das zusätzliche Gewicht und auch, dass sein Verfolger unter ihm stetig aufholte. Während er weiter die Stiege erklomm löste er mit einem Ruck den Umhang von den Schultern.

Mit einem Schreckensschrei stürzte Falêra mitsamt dem Umhang den Schacht hinunter und genau auf Philipps Kopf. Die Wucht des Aufpralles war vernachlässigbar gering. Es handelte sich schliesslich um eine junge, schlanke Eichhörnchen-Dame in einem Umhang. Doch die Verhedderung war verheerend. Als schliesslich das Knäuel entwirrt war und Falêra und Phlipp oben angekommen waren, da war Dartox nirgends mehr zu sehen.
 

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Gerechter Finderlohn

"Der bringt Boo bestimmt zurück zu Xeribur, der will ihn für seine abscheulichen Experimente gebrauchen."

"Nicht, wenn wir es verhindern können."

"Halt, überleg doch mal, jetzt kommen wir nicht mehr so einfach durch die Vordertüre ins Haus hinein, wir brauchen jemanden, der uns hineinbringen kann."

"Und wer bitte schön kann das?"

"Bessilar, natürlich! Ich habe ihn schon des Öftern in Xeriburs Haus unvermittelt auftauchen sehen, der kennt bestimmt Mittel und Wege."

Philipp, der es gewohnt war, auf die höhere Intelligenz seiner tierischen Begleiter zu vertrauen, sah ein, dass der Vorschlag nicht ohne Logik war. Ihm dämmerte auch, dass es zwischen Dartox, Bessilar und Xeribur irgend eine Verbindung geben muss.

"Aber wie kommen wir in Bessilars Festung rein?" fragte er Falêra.

"Als Tier ist das doch kein Problem, Philipp."

"Toll, Falêra, schau, du bist ein Eichhörnchen und ich ein Mensch."

"Falsch, ich bin ein Eichhörnchen und du eine Ratte."

"Sag das noch ein Mal und ich vergesse meine Manieren!"

"Aber Philipp, wenn du diesen Umhang wie Dartox benutzt, können wir uns ungesehen einschleichen."

Bessilar war relativ leicht für ihr Vorhaben zu gewinnen. Dafür sorgten Philipps nicht gerade sehr subtilen, dafür um so wirkungsvolleren Methoden. Obwohl Bessilar das gefährliche Leuchten in Philipps Augen nicht sehen konnte, dafür hatte ein kleiner Schnitt mit "blinde Vergeltung" gesorgt, so wusste seine Kaufmannsseele die überzeugenden Argumente seines "Klienten" richtig einzuschätzen. So verzichtete er mit "Feuergeist" an der Kehle bedacht auf jegliche Äusserung oder deplatziertes Verhalten, das sein Gegenüber noch mehr aufgebracht hätte. Mit der spührbaren Hitze vor seinem Gesicht zeigte er sich auch plötzlich sehr gesprächig. Zwar musste dennoch Falêra das eine oder andere nochmals philippkonform aufbereiten, aber schliesslich setzten sich auch für Philipp die Puzzle-Teilchen zu einem Ganzen zusammen.

Noch Tage, nachdem die zwei Eindringlinge schon längst durch das von ihm selber geöffnete Portal verschwunden waren, trauerte Bessilar noch immer um ein paar seiner wertvollsten Sammelstücke. Doch immerhin, er war noch am Leben, im Gegensatz zu anderen.
 

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Reflexionen

Xeribur war rasend vor Wut. Eindringlinge in seinem Haus. Nur schon dies war unerhört. Dazu noch solche, die die Kammerdiener seiner Frau erschlugen. Das durfte nicht sein.

Luissea achtete sorfältig darauf, nicht in seine Nähe zu geraten, um nicht den ganzen Zorn auf sich zu lenken. Sie war erleichtert, als plötzlich Dartox durch eine Geheimtüre ins Kellergewölbe, in dem sie sich befanden, eintrat.

"Hier hast du den Hamster, Xeribur!" sagte er und zog stolz Boo aus der Gürteltasche.

Mit einem überraschten Aufschrei liess er aber den Zwergriesenhamster sofort wieder los. Der hatte ihn nämlich mit aller Kraft in die Hand gebissen. Eine zwar nicht gerade edle, dafür wirkungsvolle Tat. Auch Boo hat scheinbar einiges von seinem Herrchen angenommen.


Boo wusste, dass er dem Magier nicht entkommen konnte und so pflanzte er sich mutig vor dem Mann auf.

"Isch bin Boo, de' in den ganzen 'eischen bekannte Zwe'g'iesen'amste', seid also gewa'nt!"

Doch sein Gegenüber war überhaupt nicht beeindruckt, sondern bog sich fast vor lachen. Luissea verbiss sich einen Kommentar.
-Soll er doch selber seine Erfahrungen mit diesem Miststück, das meine lieben Kammerdiener umgebracht hat, machen.- dachte sie. Dartox versuchte noch immer seine Hand zu bewegen, doch sie gehorchte ihm nicht.

"Leg ihn auf den Schragen, Dartox" befahl Xeribur. Widerwillig und zögerlich näherte sich Dartox dem Hamster und ergriff ihn an den Beinen. Boo zappelte zwar was das Zeug hielt, doch es nützte ihm nicht viel. Kurz darauf lag er gefesselt auf dem Tisch.

"Schneid ihm die Zunge ab!" bellte Xeribur. Doch im Augenblick, wo Dartox eben den Befehl mit der linken, statt mit seiner verletzten rechten Hand ausführen wollte, durchbohrte ein Armbrustbolzen seinen Unterarm.

Gerade zur rechten Zeit stürmten Falêra und Philipp zu Boo's Rettung in den Raum. Boo verlieh das Auftauchen seiner Freunde neue Kräfte und er zerriss seine Fesseln.

"Nimm das, du 'äudige' 'und!" rief er und verpasste Dartox eine seiner gefürchteten Links-Rechts-Kombinationen genau auf das Nasenbein, das mit einem trockenen Knacken brach. Jetzt kam Boo erst richtig in Fahrt. Er setzte zu einem weiteren Spezialangriff an, dem Boo-Chagi (Hamstertritt). Ein kurzer Hüpfer in den Handstand, dann Drehung um 180 Grad, Schwungholen, indem die Arme und Beine angezogen werden und dann die Explosion der Körperspannung im Tritt mit beiden Beinen.

Dartox staunte über die wirkungsvolle Kampftechnik des Hamsters, während er rückwärts zu Boden fiel, dann wunderte er sich noch kurz über den stechenden Schmerz in seinem Rücken. Als der Armbrustbolzen ihn getroffen hatte, hatte er sein Schwert fallen gelassen und dieses hatte sich mit dem Knauf in den Lehmboden gebohrt und ihn nun aufgespiesst.

Luissea sah sich Falêra gegenüber, die mit Boo's gespannter Armbrust auf ihr Herz zielte. Beide starrten sich an, ohne ein Wort zu sagen.

Xeribur hatte einen bedeutsamen Vorteil im Kampf gegen Philipp: Distanz. Während Philipp noch nahe beim Eingang stand, Falêra neben sich und Luissea etwas seitlich von den beiden in ein paar Schritten Abstand gegenüber, so stand Xeribur nahezu am anderen Ende des Raumes.

Er begann mit dem gefährlichen Gemurmel für einen Zauberspruch. Falêra warf Philipp einen besorgten Blick zu. Diesen Moment nutzte Luissea aus. Mit einer unauffälligen Bewegung griff sie sich ins Haar und löste ihre Haarnadel.

Boo hatte dies mitbekommen und schrie seiner Falêra eine Warnung zu. Doch sie kam zu spät. Falêra wurde von der spitzen Nadel getroffen und spürte zuerst nur einen kleinen stechenden Schmerz, dann aber fühlte sie, wie sich ihr ganzer Körper taub wurde. "Gift!" konnte sie noch rufen, ehe sie ohnmächtig wurde.

Xeribur hatte seinen tödlichen Zauberspruch beendet und warf ihn nach Philipp. Der stand regungslos da und wartete ab. Innerlich betete er, dass für dieses Mal Boo's Idee funktionieren möge. Die Magie-Welle erreichte ihn, ging aber nicht durch ihn hindurch, sondern prallte, dank dem neuen Schutzumhang von ihm ab und schwappte zurück in Richtung des Absenders.

Boo musste hilflos mitansehen, wie seine Geliebte von Luissea vergiftet wurde. Doch als diese Anstalten machte, Falêra mit ihrem Dolch ganz aus der Welt zu schaffen, erwachte der tapfere Hamster aus seiner Starre. Er nahm sein Fässchen mit Glühwein vom Hals, zündete es an und warf die Brandbombe nach Luissea.

Zwar war die Explosion nicht ausreichend, um Luissea ernsthaft zu verletzen, doch sie sprang erschrocken ein paar Schritte zur Seite. Zu spät erkannte sie ihren Fehler.

Xeribur starrte entsetzt auf seine von ihm unabsichtlich getötete Geliebte. Er glaubte, vor Schmerz über den Verlust zu erblinden. Philipp liess ihn in diesem Glauben sterben, indem er "blinde Vergeltung" kurz drehte.


Boo zwang sich, kühlen Kopf zu bewahren. Er entsann sich, des Fläschchens, das Dartox gebraucht hatte, um sich selber zu heilen. Dartox hatte scheinbar die selbe Idee, denn seine verletzte Hand versuchte, die Flasche zu seinem Mund zu führen.

"Entschuldige mal, abe' die b'ausche isch jetzt!" sagte Boo und entriss sie ihm. Dartox konnte den Fluch, den er auf den Lippen hatte, nicht mehr ausstossen. Wenigstens starb er im wahrsten Sinne des Wortes aufrecht.

Zärtlich träufelte Boo von der bitter-süssen Medizin in Falêras Mund. Nach kurzer Zeit schlug sie die Augen auf. Ein paar Augenblicke später lächelte sie ihn an, so dass es Boo ganz warm um sein kleines Hamsterherz wurde.
 

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Freunde

Nach diesem Abenteuer brauchten die drei erstmals ein wenig Ruhe. Sie beschlossen, ein paar Tage auszuspannen.

Dem Vernehmen nach, sollen sich viele alte und neue Freunde in Baldurs-Gate aufhalten. So machten sie sich auf den Weg zur Schenke "Zum frostigen Riesen". Der Wirt, Oliver Keroth, genannt "Bürste", war sich allerlei Kuriositäten von Seiten seiner Klientel gewohnt und stellte keine Fragen, als Philipp nicht ein, sondern zwei Einzelzimmer mietete.

Und so machten sich die drei am nächsten Tag auf, um alten Bekannten auf die Schulter zu klopfen, neue Freunde zu gewinnen und überhaupt, einfach mal nur dazusitzen und über das letzte Abenteuer zu erzählen.


THE END
 
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