Boo's abenteuerliche Reisen

Philipp and Boo

Hamsterträger
Registriert
01.01.2000
Beiträge
72
Vorwort

Seid gegrüsst edle Kämpferinnen und Kämpfer. Gestattet, dass ich Euch jemanden vorstelle. Sein Name ist Philipp. Philipp, der Hamsterträger.

Wie nur ist so ein gewöhnlicher Name zu rechtfertigen, werdet ihr einwenden. Haltet ein, Philipp ist für einen Recken ein edler Name, der allerdings zwecks Unterscheidung durch ein Attribut ergänzt werden muss.

Vom Äusseren hätte sich ein Ausdruck wie „der Schöne“ nicht rechtfertigen lassen. Auch gibt es unbestritten eine Vielzahl von Kämpfern, die eher die Bezeichnung „der Weise“ oder ein anderes Attribut in diesem Stil verdient hätten. Allerdings ist Philipp in den Reichen der Einzige, der einen sprechenden Zwerghamster, Boo genannt, als Gefährten hat, was ihm den Beinamen „Hamsterträger“ eingebracht hat.

Philipp der Hamsterträger ist ein relativ grosser, dunkelhaariger Mensch. Obwohl aus der Kombination der langen dunklen Haare mit den blauen Augen ein gewisser Reiz entspringt, entspricht seine Erscheinung nicht den gängigen Schönheitsidealen. Das jedoch scheint ihn nicht gross zu beunruhigen, da ein unauffälliges Gesicht für den Beruf eines Kämpfer/Diebes nicht von Nachteil ist. Wie sein Äusseres, so ist auch seine Ausrüstung: gut, zweckmässig, beständig aber unscheinbar.

Boo, der Zwerghamster hat ein braun-rotes Fell mit einem weissen Fleck auf der Brust, auf den er besonders stolz zu sein scheint, da angeblich nur Zwerghamster von adligem Geblüt ein solches Merkmal aufweisen sollen.

Er unterscheidet sich von anderen Hamstern vor allem dadurch, dass er sprechen kann. Allerdings geht ihm diese Fähigkeit verloren, wenn er erkältet ist, was ab und zu vorkommen kann. Zur Abhilfe hat ihm Philipp erstens einen wattierten Mini-Lederpanzer machen lassen und desweitern trägt Boo ein kleines Fässchen mit Glühwein um den Hals, das jegliche Erkältung rasch beseitigen hilft. Im Mini-Rucksack trägt er unter anderem zudem stets einen Vorrat an Schutzformeln gegen Kälte mit sich.

Da ich im „Kaminzimmer“ gebeten wurde, ein paar Abenteuer von Philipp und Boo zu erzählen und ihr nun mit diesen zwei Charakteren genug vertraut sein solltet, hoffe ich doch, dass ihr auf die Abenteuer von Boo, die in Kürze folgen werdet, gespannt seid!
 

Philipp and Boo

Hamsterträger
Registriert
01.01.2000
Beiträge
72
*grübel* brauch noch einen Namen für einen echt fiesen Magier, habe an Xeribur gedacht, ok? Desweitern einen für seine hübsche, aber leider auch gemeine Frau. (?)
 

Perth der Adept

Verrückter Magier
Registriert
27.03.2001
Beiträge
1.310
Hmm, wie wärs mit Xeribur und Luissea.:)
_________________
Perth.jpg

Was wir wissen, ist ein Tropfen;
was wir nicht wissen, ist ein Ozean. (Sir Isaac Newton)
 

Philipp and Boo

Hamsterträger
Registriert
01.01.2000
Beiträge
72
Perth: Gefällt mir, danke! (Zischlaute sind gut geeignet für bösartige Namen)

Bastle nun weiter an der Geschichte, die "Boo's Entführung" heissen wird.
 

Sorilea

Schokoholikerin
Registriert
01.03.2000
Beiträge
1.374
Ich freue mich darauf.
 

Magellan

Klingentänzer
Registriert
01.10.1999
Beiträge
2.302
Sei(d) gegrüßt Philipp_and_Boo !

Also - das fängt doch definitiv äußerst vielversprechend an ! Bin ja mal gespannt was da noch so kömmet ... ;)

M.
 

Night Shadow

Papaschlumpf
Registriert
01.10.1999
Beiträge
15.639
Sei mir gegrüsst, oh Träger des edlen Hamsters! :D ;)

Auch ich freue mich schon sehr darauf, mehr über die Abenteuer von Boo ... ähh und natürlich auch Philipp zu erfahren! :rolleyes: ;)
 

Philipp and Boo

Hamsterträger
Registriert
01.01.2000
Beiträge
72
1. Kapitel - Falêra

Braune, traurige Augen starrten zum etwas entfernten Fenster hinaus. In Gedanken war Falêra weit weg. Sie dachte zurück an den schönen grossen Wald, der für sie und ihre Sippe Heimat bedeutete. Wie war doch dazumal das Leben unbeschwert gewesen. Vorbei. Seit man sie mit roher Gewalt aus ihrer angestammten Umgebung entrissen hatte, konnte sie sich nur noch kummervoll daran erinnern und versuchen, den Duft der Bäume, Wiesen und Blumen, das sanfte Rascheln der Blätter im Wind, das Rauschen der Bächlein und all die anderen idyllischen Geräusche eines grossen Waldes nicht zu vergessen.

Mit einem lauten Knall schlug unvermittelt die Zimmertür gegen die Wand und Falêra zuckte zusammen. Der mittelgrosse, hagere Mann, der eintrat, war für sie leider kein Unbekannter. Die anderen nannten ihn Xeribur. Er trug eine rot-weisse Robe, einen blauen Umhang, abgetragene Stiefel und eine seltsam geformte Mütze. Das Gesicht dürfte vor noch nicht allzu langer Zeit durchaus ansehbar gewesen sein, doch die stetige Ausübung von Magie der höheren Stufe hatte ihren Tribut gefordert und das Gesicht ausgezehrt. Die dunklen Augen lagen tief in den Augenhöhlen. Auch die Hände, welche zwar keine Schwielen aufwiesen wie sie bei harter körperlicher Arbeit entstehen, waren nahezu zu klauenartigen Gebilden deformiert. Das einzig schöne, das diesem Magier noch verblieben war, wäre eigentlich seine Stimme gewesen, doch auch diese überschlug sich in seinem momentanen Zustand zu einem misstönenden Gekreische.

"Dieses Miststück! Der werd ichs zeigen!" rief er aus. "Ich spüre, dass sie mich, mich Xeribur den Mächtigen, betrügt. Aber nicht mit mir, so nicht!"

-Recht hat sie- dachte Falêra. Obwohl, wäre auch nicht schade, wenn sie sich gleich beide gegenseitig erwürgen würden. Erstens wären die Reiche zwei üble Gestalten los und zweitens ich frei.-


Doch plötzlich kamen Xeribur, dem sonst so skrupellosen, Zweifel:

-Was, wenn ich unrecht habe?- fragte er sich. -Leiche entsorgen, Erklärungen erfinden, Leute zum Schweigen bestechen. Was wenn dieser Aufwand gänzlich unnötig wäre? All das Geld, das ich stattdessen besser in mein Forschungsprojekt stecken könnte, zum Fenster hinaus werfen? Nein, ich will Gewissheit! Bessilar ist mir noch immer einen Gefallen schuldig und ich weiss, dass er über gute Kontakte zur Unterwelt verfügt. Er soll jemanden anheuern, der Luissea überwacht.

Fortsetzung folgt!
 

Philipp and Boo

Hamsterträger
Registriert
01.01.2000
Beiträge
72
Fortsezung Kapitel 1: Falêra

(Boo kann das "r" und das "h" nicht aussprechen, diese Buchstaben werden daher mit ' geschrieben. "ch", habe ich ganz vergessen, wird von Boo als "sch" artikuliert. Mit ein wenig Übung kann man ihn leidlich verstehen.)


"Ist es nosch weit, Philipp?"
"Noch etwa eine viertel Meile, Boo"
"Das 'ascht du schon das letzte Mal gesagt!"
"Wirklich, Boo, schau nur, da vorn, das Wäldchen"
"Das ischt abe' sische' me' als eine vie'tel Meile bis do't'in!"
"Soll ich dich wie ein Schosshündchen tragen, Boo oder gehts auch alleine?"

Philipp schaute schnell zur Seite, um sein verräterisches Lächeln aufgrund von Boo's erbostem Kommentar zu verstecken.
"Schon gut, Boo, komm jetzt weiter!"

Als sie etwa in der Mitte des Wäldchens angelangt waren, trug ihnen der Wind plötzlich seltsame Geräusche zu. Ein erfahrener Waldläufer hätte gleich erkannt, dass diese Geräusche nicht von Tieren stammen und auch ein begabter Schürzenjäger hätte wohl nicht so lange für des Rätsels Lösung gebraucht.

"Philipp, was geht do't in die Block'ütte vo', b'aucht die F'au vielleischt Hilfe?"

Mit bis über beide Ohren rotem Gesicht erwiderte Philipp darauf:

"Äh, Boo, ich glaube nicht. Weisst du, wir haben doch schon mal miteinander darüber gesprochen, wo all die kleinen Hamster herkommen, erinnerst du dich?"

"Du mit mi', nein Philipp, das wa' Ga'field, de' hat mi' alles e'klä't.

"Garfield, Nighti oder ich, Hauptsache, du weisst worum es geht und auch dass man dabei nicht stören soll. Komm jetzt, Boo wir müssen in die Stadt!"

Fortsetzung folgt!
 

Philipp and Boo

Hamsterträger
Registriert
01.01.2000
Beiträge
72
Kaptiel 1: Falêra, Fortsetzung II

"Ist der hässliche Vogel heute abend ausgeflogen?"
"Untersteh dich, so abschätzig von ihm zu reden, Borgat!" "Will ja nur wissen, ob es heute abend geht oder nicht"

Luissea zog sich sorfältig ihre Armbänder wieder an.

-Sei froh, dass ich nicht vergessen habe sie abzustreifen, wie das letzte Mal, sonst könntest du jetzt vermutlich nicht mehr so daherfaseln- dachte sie, während sie die letzten Riemen der Kraftbänder festzog.

-Schwächling! Aber hübsch bist du halt und auch nicht gerade auf den Kopf gefallen.-

"Ich glaube, er ist heute abend beschäftigt" sagte sie endlich.

"Übliche Zeit?" fragte er.

"Übliche Zeit, üblicher Ort." bestätigte sie.

"Geh schon, ich muss noch die Schutzrunen an der Türe erneuern!"

"Bin schon weg!"

Sprachs und schlüpfte geräuschlos zur Tür hinaus. Als Luissea noch einen flüchtigen Blick über ihre Schulter warf, sah sie noch, wie Borgats schattenhafte Gestalt innert Augenblicken mit dem Dickicht verschmolz.
 

Philipp and Boo

Hamsterträger
Registriert
01.01.2000
Beiträge
72
Schnitt!

So, das wärs fürs erste. Übers Wochenende bring ich hoffentlich den Rest der Geschichte zu Papier.

Bis bald.
 

Sorilea

Schokoholikerin
Registriert
01.03.2000
Beiträge
1.374
Bin gespannt wie es weiter geht.
 

Philipp and Boo

Hamsterträger
Registriert
01.01.2000
Beiträge
72
Der Pfad des Vertrauens

Dartox sass auf einem der bequemen Sessel gleich neben der eindrucksvollen Eingangstüre. Wie immer, wenn er Gast bei Bessilar war, waren all seine Sinne bis aufs Äusserste gespannt. Von aussen jedoch gab er sich vielleicht etwas zu betont unbekümmert. Er wusste, dass der Platz, an dem er gerade sass, der einzig sichere Ort in dieser Empfangshalle war. Er schaute gar nicht auf den Korridorboden, der mit hunderten von Fallen gespickt war. Selbst wenn seine geschulten Augen alle hätten erkennen können, selbst wenn er darüberhinaus noch in der Lage gewesen wäre, sie alle zu entschärfen, er wusste, dass das noch lange nicht alles gewesen wäre, was Bessilar für unerwünschte Eindringlinge stets bereithält.

Mit einem leisen, grausamen Lächeln musterte er stattdessen die gegenüberliegende Wand. Eine riesige Statue, von der Gestalt eines Adamantit-Golems stand dort und hielt einen riesigen Steintopf mit Efeu, das wild über den Rand wucherte. Aus den Augenwinkeln nahm er war, dass auch auf seiner Seite eine solche Statue stand. Seine Aufmerksamkeit galt aber gar nicht der Statue, die, wie er wusste, wirklich ein perfekt getarnter Golem war, sondern den vielen schwarzen Strichen auf der Wand, etwa auf Kopfhöhe der „Statue“.

Ein leiser Luftzug liess ihn herumfahren.

„Willkommen in meinen Hallen, Dartox, schön, dass du sofort Zeit gefunden hast, um zu kommen. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen, nicht war?“

„Nach deiner Zeitrechnung würde ich das zwar nicht behaupten, ich zählte vorhin nur gerade 10 Striche mehr als beim letzten Mal.“

„Tja, meine Massnahmen scheinen sich zu bewähren, obwohl es immer wieder jemanden gibt, der es unbedingt wissen will. Nun gut, komm mit, ich habe einen nicht allzu schwierigen Auftrag für dich.“

Bessilar murmelte ein paar Worte, die Dartox dem Wortlaut nach nicht verstand, von denen er aber mit Bestimmtheit wusste, dass sie die Aufhebungszauber von einigen Fallen waren. Natürlich hielt er sich peinlichst genau in der Spur von Bessilar.

„Wie gehen deine Geschäfte, Bessilar?“ fragte Dartox, da er sein ungutes Gefühl mit ein wenig Konversation überspielen wollte.

„Bin zufrieden, bin zufrieden, danke der Nachfrage. Habe erst letzthin ein gutes Stück in die Finger gekriegt, dass dir bei dem folgenden Auftrag gute Dienste leisten wird."

„Ach ja? Seit wann genügt meine Ausrüstung deinen Anforderungen nicht mehr?“

„Zieh den Kopf ein!“ war alles, was er als Antwort von Bassilar erhielt.

Gereizt wie er war, nahm er die Aufforderung etwas zu spät wahr, doch seine wachen Instinkte retteten ihn vor dem Flammenpfeil, der um Haaresbreite an seinem Kopf vorbei flog. Schlagartig wurde er sich wieder bewusst, wo er war und dass er sich keine Unachtsamkeiten oder Ablenkungen erlauben durfte.

Unzählige Korridore und Geheimgänge später fanden sie sich in einem hell erleuchteten Saal ein. Der Ausstellungsraum. Die verschiedensten Gegenstände lagen auf Samtkissen, fein säuberlich beschriftet, in langen Regalen, die wiederum nach der Art der Gegenstände geordnet waren. In der Mitte des Raumes aber stand ein grosser, runder, massiver Eichentisch. Die beiden Männer setzten sich.

„Um was geht es?“ wollte Dartox wissen.

„Hast du schon mal etwas von Xeribur dem Schmächtigen gehört?“

„Mir ist nur jemand bekannt, der sich Xeribur der Mächtige nennt. Ein ganz aussergewöhnlich begabter und mächtiger Magier.“

„Nun ja, alles ist relativ. Mächtig oder nicht, jedenfalls reicht seine Macht nicht aus, um sich selber von den Hörnern zu befreien, die ihm seine Frau aufgesetzt hat.“

„Was soll ich demnach tun?“

„Frag nicht so blöd! Den Grund für sein Unbehagen diskret beseitigen.“

„Was springt dafür für mich heraus?“

„Das übliche Honorar sollte genügen.“

„Nein mein Lieber, im Umfeld eines Magiers braucht es schon eine Gefahrenzulage.“

„Willst du mit mir handeln, Dartox? Owohl du weisst, wie ich mit Kunden umzugehen pflege, die sich entweder meiner Gegenstände als nicht würdig erweisen oder gar glauben, ihren Wert nicht vollständig begleichen zu müssen?“

Dartox wurde bleich. –Zeig keine Angst, oder es ist um dich geschehen- machte er sich klar.

„Was für einen Gegenstand wolltest du mir mitgeben?“, fragte er stattdessen.

„So gefällst du mir besser, Dartox! Komm mit zum Regal der Umhänge, dort habe ich etwas für dich.“

Dartox‘ Blick wanderte über die vielen Artefakte und seine flinken Augen nahmen die jeweiligen Beschriftungen war. Es gelang ihm nur mit Mühe, seinen Blick vom Gegenstand seiner Begierde, dem „Umhang der Spiegelungen“, zu lösen.

„Gute Wahl, Dartox!“ sagte Bessilar, der das Glitzern in den Augen von Dartox nur zu gut zu deuten wusste. „Aber leider die falsche.“

Zur sichtlichen Enttäuschung des Angesprochenen nahm Bessilar einen fleckigen und zerschliessenen Umhang aus dem Regal. Kaum, dass er ihn herausgenommen hatte, da verbreitete sich ein ekliger, stinkender Geruch. Mit sichtlicher Abscheu nahm ihn Dartox entgegen. Er schaute auf das Beschriftungsschild -„Kanalisationsumhang“-

„Ich weiss gar nicht was du hast, Dartox, Ratte zu Ratte, das passt doch wunderbar zusammen.“

„Was soll ich damit?“

„Mit diesem Umhang kannst du dich jederzeit in eine Ratte verwandeln, beobachten und im richtigen Moment zuschlagen. Finde heraus, wer der Liebhaber von Luissea, Xeriburs Frau ist und beseitige ihn so diskret wie möglich. Noch Fragen?"

„Äh nein.“

„Gut, viel Erfolg!“

Nach diesen Worten öffnete sich genau unter Dartox‘ Füssen eine Falltüre und er rutschte in gewaltigem Tempo eine Röhre hinunter, bis er nach einer kleinen Ewigkeit, die ihm wie eine grosse vorkam, mit einem lauten Platschen mitten in einem Kanalisationsschacht landete.

Fluchend und stinkenden Schleim spuckend, zog er sich auf den trockenen Steg hinauf. Da er bis auf die Haut durchnässt war und zudem die Umgebung passte, schien es ihm ratsam, den neuen Ausrüstungsgegenstand auszutesten.
Zu seinem Erstaunen war die Verwandlung zur Ratte mit nur geringen Schmerzen verbunden und dauerte nur einen Augenblick. Sofort lernte er auch die neuen Fähigkeiten seiner jetzigen Gestalt schätzen, Infravison. Lachend huschte er davon.
 

Philipp and Boo

Hamsterträger
Registriert
01.01.2000
Beiträge
72
Edgalars Helm

„Philipp, wi‘ sind in die Stadt, bekomme isch jetzt meinen ‘elm?“

„Ach ja, ich habe dir einen Helm versprochen, Boo, mal schauen, ob es hier irgendwo einen fähigen Schmied gibt, der ein solches Stück in deiner Grösse fertigen kann.“

-Was mach ich bloss mit meinen Schwertern? Noch zweimal heftig zuschlagen und ich kann die Klingen als Zusammensetzspiel für Boo weiterverwenden.- dachte Philipp bei sich.

„M E I S T E ‘ E D G A L A ‘, ‘Ü S T U N G E N U N D W A F F E N, das ischt unse‘ Mann, Philipp, ‘ie‘ kannst du mi‘ sischer meinen ‘elm kaufen.“

„Und meine Schwerter reparieren! Lass uns mal reinschauen, Boo.“

Der Laden, den Philipp und Boo betraten schien sehr klein zu sein. Allerdings machte er einen sehr guten Eindruck. Tadellose Sauberkeit und die wenigen Ausstellungsstücke funkelten vor Politurmittel. Beim Eintreten schlug ein kleines Schwert auf einen Schild und erzeugte einen hellen aber freundlichen Ton. Sofort erschien ein Zwerg mit umgebundener Lederschürze aus der offenen Tür hinter dem Ladentisch.

„Nur noch einen klitzekleinen Moment Geduld, Freunde, ich muss mir nur noch schnell die Hände waschen.“

Philipp war bass erstaunt. Ein vor Sauberkeit strotzender gutgelaunter Zwerg, das hatte er noch selten erlebt.

„Meister Edgalar, zu Ihren Diensten.“

„Mein Name ist Philipp“ stellte sich der Angesprochene mit einer kleinen Verbeugung vor. „Und mein Gefährte hier wird Boo genannt.“

Edgalars Blick musterte mit Kennerblick die Ausrüstung seiner Kunden. Sein besonderes Interesse galt dem kunstvoll gearbeiteten Miniatur-Lederpanzer, den Boo selbstbewusst trug.

„Angenehm. Was kann ich für euch tun?“

„Ich hätte zwei Wünsche, wovon der eine leicht zu erfüllen sein dürfte, wo hingegen der zweite mir nahezu unmöglich zu erfüllen scheint.“

„Lasst getrost mich entscheiden, was unmöglich ist, Fremder. Bis jetzt konnte ich noch jeden Kundenwunsch erfüllen, sofern der Aufwand gerecht entlohnt wurde. Was wünscht Ihr also?“

„Nun gut, erstens würde ich gerne diese Schwerter reparieren lassen.“

„Gute Klingen, Philipp, sehe wohl ein, dass sie euch ans Herz gewachsen sind. Nun, das wird ein Weilchen dauern.“
Edgalar nahm wahr, wie sich Philipps Gesicht schmerzhaft verzog und sagte schnell: „In der Zwischenzeit könnte ich Ihnen, falls Sie es wünschen, diese zwei Klingen als Ersatz überlassen.“

Er reichte Philipp zwei unauffällige, jedoch perfekt geformte Langschwerter. Etwas zögernd nahm sie Philipp entgegen. Doch kaum hielt er sie in den Händen, glaubte er, die Schwerter seien mit ihm verwachsen, so perfekt ausbalanciert waren sie. Meister Edgalar entging dies natürlich keineswegs. Philipp, der sich endlich entschliessen konnte, die zwei Langschwerter auf den Ladentisch zu legen, schaute sie noch immer wie in Trance an. Aus weiter Ferne hörte er zwar, was ihm Meister Edgalar gesagt hatte, doch bis in sein Bewusstsein kamen die Worte nicht, so verzaubert war er von der Magie der Schwerter, denn magisch mussten sie sein.

„‘e, Philipp, Philipp!“ sagte Boo und wedelte vor Philipps Augen mit beiden Vorderpfoten wie wild herum.

„Das ‚epa’ie’en von deine Schwe’te‘ ist fast ‘alb so teue‘ wie ein solsches, das du da vo‘ die‘ siehst!“

„Was sagst du da Boo?“

Meister Edgalar, hatte in seinem langen Leben schon viele wunderliche Dinge gesehen und so warf ihn ein sprechender Hamster, der sogar noch mehr Verstand zu haben schien als sein Meister, nicht aus dem Konzept.

„Er hat nicht Unrecht, muss ich zugeben.“

„Wie bitte?“

„Nun, „blinde Vergeltung“, das ist das linke Schwert, kostet 12 000 und die Zwillingsklinge daneben, „Feuergeist“, ist für ebenfalls 12 000 zu haben. Die Reparatur ihrer Schwerter würde, wie ihr Hamster meine Überschlagsrechung richtig gelesen hat, auf ca. 6'000 pro Klinge zu stehen kommen.“

„Wieviel Geld haben wir Boo?“

„Nischt genug, um ausch nosch einen ‘elm zu kaufen, Philipp!“

„Mmh, ach ja, der Helm. Äh, Meister Edgalar, wie teuer wäre ein Helm für Boo?“

„Ihr habt gar nicht gefragt, ob ich überhaupt einen solchen fertigen könnte. Das freut mich, denn ein guter Waffen-Schmied lässt keine Wünsche offen. Das kommt ganz auf die Ausführung und die gewünschten Eigenschaften an.“

„Isch b’ausche einen mit Kälteschutz, ischt das möglisch?“

„Mmh, einfacher wäre es mit einem Helm, der Schutz vor Bezauberung gewähren würde. Auch ein Helm mit Infravison wäre nicht übertrieben schwierig herzustellen. Nun, möglich ist es schon, doch dazu braucht es Zutaten von einem Drachen, um daraus einen sogenannten „Drachenhelm“ zu fertigen. Leider sind aber die Zutaten sehr schwierig aufzutreiben und an Lager habe ich im Moment nichts dergleichen.“

„Los Philipp, gehen wi‘ auf D’aschenjagd!“

„Nicht so voreillig, Hamsterfreund, ein solches Unterfangen muss wohlüberlegt sein. Ihr wisst ja jetzt, was benötigt wird und euch ist auch bekannt, wo ich zu finden bin, somit ist keine Eile nötig. In der Zwischenzeit könnten wir für dich einen Ersatzhelm anfertigen. Beachte auch, Boo, dass du noch immer im Wachstum bist, was, wenn dir plötzlich dein wunderbarer Helm nicht mehr passt, weil du zu gross für ihn geworden bist?“

„Danke für den Ratschlag, Meister Edgalar. Nun, was meinst du Boo?“

„Mmh, naja, dann ne‘m isch ‘alt den Helm, de‘ Schutz vo‘ Bezaube’ung gibt.“

„Glückwunsch, tapferer Hamster, das nenne ich eine gute Wahl. Nur einen kleinen Augenblick Geduld, ich muss schnell bei dir Mass nehmen um die Grösse anpassen zu können.“

Meister Edgalar hielt Boo eine seltsame Mütze aus Metall auf den Kopf, die sich nahtlos verkleinern und vergrössern liess. Dann nahm er einen glänzenden Helm in Normalgrösse aus einer Schublade aus dem Ladentisch und verschwand mit ihm und der seltsamen Metallmütze durch die Tür, die er hinter sich ins Schloss fallen liess. Sekunden später ertönte ein kaum wahrnehmbarer dumpfer Laut, der stetig höher wurde, bis sich Philipp und Boo die Ohren zuhalten mussten. Kaum zwei Minuten später öffnete sich die Türe wieder und Meister Edgalar kam mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen mit einem Miniatur-Helm auf einem kleinen Samtkissen in den Verkaufsraum zurück.

„So, Boo, probier ihn mal.“

Boo setzte sich den Helm auf und war erstaunt, wie wenig er vom Gewicht des Helmes spührte. Ihm kam es vor, als wäre er mitsamt diesem Helm auf die Welt gekommen. Dann nahm er ihn ab und bewunderte die kunstvoll gefertigten Hörner aus Silber. Dies war einer der wenigen Momente in Boos Leben, in denen er, obwohl nicht erkältet, wirklich sprachlos war.
„Ich fürchte nur, ich habe zuwenig Geld, um das alles bezahlen zu können“ sagte endlich nach langem Schweigen Philipp.

„Das denke ich nicht, meine Freunde. Meister Edgalar hat für jeden Beutel das entsprechende Angebot. Lasst uns zusammenrechnen: 24 000 für die Schwerter und 1000 für den Helm…“

„…macht 25 000 und ich habe nur 24 820“

„Geduld, mein Freund, Geduld, 25 000 abzüglich Erstkäuferrabatt…, mmh…, dann wären es noch 24 700.“

„Abgemacht!“

„Meinen Glüchwunsch, ihr habt beide eine gute Wahl getroffen! Und für dich Boo, habe ich als kleine Dreingabe noch eine kleine Rarität, mir scheint, sie könnte dir gute Dienste leisten…“

Meister Edgalar zog aus einer weiteren Schublade eine Armbrust hervor. Auch mit dieser, einem Set voller Pfeile und dem zugehörigen Waffengürtel verschwand er kurz hinter der Tür und überreichte alles kurze Zeit später dem verdutzten Boo.

Philipp und Boo konnten ihr Glück kaum fassen, als sie nach endlosen Dankesbezeugungen endlich den Laden von Meister Edgalar verliessen.
 

Philipp and Boo

Hamsterträger
Registriert
01.01.2000
Beiträge
72
Des Skrupellosen Skrupel

Oliver Keroth, Wirt der Schenke „Zum frostigen Riesen“ liess seinen Blick über seine Zahlreiche Kundschaft schweifen. Er war seit langem im Geschäft und er überlebte darin, weil er Anzeichen für Handlungen erkannte, lange bevor sie ausgeführt wurden. Alle paar Sekunden kontrollierte er mit den Augen, ob seine unauffällig postierten Wachen ebenso wachsam waren wie er selber. Er kannte seine Gäste nur zu gut. Er wusste auch, wann er auch mal wegzusehen hatte. Sein Geschäft florierte und so waren alle zufrieden.

„He, Bürste, gib mir noch ein volles!“

Ohne den Kopf zu drehen, wusste Oliver, von wo der Ruf kam. Nicht viele gab es, die ihn ungestraft bei seinem Spitznamen „Bürste“ rufen durften. Der Übernahme ruhte daher, dass Oliver Keroth ein Halbling war. Sein Haarwuchs wies am Kopf in der Tat eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Bürste auf. Da Halblinge kleinwüchsige Leute sind und Oliver da keine Ausnahme darstellt, hatte er sich auf mittlerer Höhe der Hinterseite seiner Theke eine Art Laufsteg zimmern lassen. Auf dieser flitzte er flink wie ein Wiesel hin und her und versorgte seine Gäste mit den von ihnen verlangten Getränken.

„Bürste“ zapfte ein weiteres Bier und mit einem gezielten Stoss setzte er das volle Bierglas auf der glatten Theke in Richtung des frechen Gastes in Bewegung. Dieser konnte es gerade noch mit der ausgestreckten offenen Handfläche stoppen, ehe es voll in seine Brust geknallt wäre. Gleichzeitig lehnte er sich weit zur Seite hinüber und der Hintermann, der soeben etwas bestellen wollte und den Grund für die brüske Bewegung des Mannes nicht verstehen konnte, verstand sie, als er die Hälfte des Bieres im Gesicht hatte. Oliver zuckte nur mit den Achseln und nahm ungerührt die Bestellung des Unglücklichen auf.

Dartox nippte an der ihm verbliebenen Hälfte des Bieres.

–Was für ein gänzlich unpassender Auftrag- dachte er.
–Den Geliebten meiner Ex-Geliebten umbringen, würde vom Prinzip her nicht gegen meine Moralvorstellungen verstossen, aber Borgat, denn um ihn handelt es sich, falls ich noch immer auf dem Laufenden bin, ist immerhin mein langjähriger Freund und Kampfgefährte. Doch Auftrag ist Auftrag. Fest steht aber, dass ich es nicht selber tun werde. Was ich brauche, ist ein naiver aber fähiger Abenteuerer, der für mich die Drecksarbeit ohne es zu wissen erledigt.-

Ein grosser, breitschultriger Mann bahnte sich seinen Weg durch die dichte Menschenmenge zur Theke. Als er sich etwas über die Theke lehnte, damit Oliver trotz dem Lärm die Bestellung verstehen konnte, sah Dartox die Griffe zweier Langschwerter, die aus zwei schwarzen Lederscheiden auf dem Rücken des Mannes herausragten.

-Nicht übel, gar nicht übel- murmelte Dartox zu sich, der hier verdient ein wenig Aufmerksamkeit.

„Hab ich dich richtig verstanden, Fremder, ein Bier und einen Becher Glühwein?“

„Genau.“

“Ich verstehe zwar nicht, warum du mitten im Sommer Glühwein zu trinken haben willst, aber du hast Glück, einen kleinen Rest der nötigen Zutaten habe ich noch.“

Philipp nickte dankbar und wartete auf die Getränke. Ein paar Augenblicke später genoss er schon den ersten tiefen Schluck des herrlichen, dunklen Gerstensaftes. Nach ein paar weiteren Augenblicken tauchte Oliver mit einem Becher Glühwein wieder auf. Boo war unterdessen auf die Theke geklettert und wollte den Becher freudig in Empfang nehmen. Der Wirt jedoch erschrak dermassen über die freundlichen Dankesworte, die ihm der kleine Hamster zurief, dass er den Becher fallenliess. Boo war die ganze Sache so peinlich, dass er sich mit einer gemurmelten Entschuldigung an seinen Stammplatz in Philipps Gürteltasche verzog.

Dartox hatte die Szene verstohlen mitverfolgt, tat jedoch, als hätte er nichts davon mitbekommen. Er wartete auf den richtigen Augenblick um den Fremden anzusprechen. Er musste nicht lange warten, denn Philipp begann nach kurzer Zeit, Oliver mit Fragen zu durchlöchern.

„Bitte Fremder, lass Oliver arbeiten, Gäste, die auf dem Trockenen sitzen werden sehr schnell ungemütlich.“

Philipp musterte den Sprecher gründlich. Zwei braune, lebhafte aber unstetige Augen schauten ihn an. Das Gesicht war braungebrannt, doch die etwas zu lange und zu schmale Nase verbunden mit den eng stehenden Augen verliehen dem Mann etwas rattenhaftes. Seine Kleidung war unauffällig, fast zu unauffällig. Auch trug er keine sichtbaren Waffen.

-Vorsicht!- dachte Philipp, - das ist einer aus meiner Berufsklasse, allerdings gewiss einer mit weniger strikten Moralvorstellungen.-

„Mit wem habe ich die Ehre?“ fragte er.

„Dartox ist mein Name. Wie ich zufällig mitbekommen habe, seit ihr hier neu?“

„So ist es.“

„Nun für Abenteurer, wie ihr einer zu sein scheint, ist dies sicher ein guter Ort. Olivers Bier ist das beste in der ganzen Stadt, auch die Zimmer sind nicht übel, die Damen im ersten Stock sind überaus zuvorkommend und es gibt stets lukrative Aufträge zu ergattern.“

„So?“ Philipp neigte sich zu Dartox hinüber und flüsterte ihm zu: „Ihr seht sicher ein, dass diese Art von Damen nicht der rechte Umgang für meinen jungen Riesenzwerghamster sind, nicht wahr?“

„Aber sicher doch, entschuldigt vielmals.“
–Genau solch einen Spinner habe ich gesucht. Wenn etwas schiefgehen sollte, kann man es immer noch als die Tat eines unzweifelhaft Verrückten abtun.-

„Nun werter äh, wie war doch gleich Euer Name?“

„Philipp, mein Name ist Philipp und dies ist mein Zwerghamster Boo.“

„Freut mich! Nun, wenn ich Euch wäre, würde ich Oliver auf den Händler Bessilar ansprechen. Mögen sich Eure Taschen stets füllen. Ich empfehle mich, Damen darf man nicht warten lassen.“

Dartox warf Philipp noch ein verschwörerisches Grinsen zu und schlängelte sich behende zur Treppe in den ersten Stock. Dort glitt er in den Schatten einer Säule und überlegte das weitere Vorgehen. Der oder keiner, das war ihm klar. Doch wie sollte er ihn dazu bringen, den Auftrag anzunehmen? Plötzlich kam ihm die Idee, wie er diesen Verrückten samt seinem Hamster zu Bessilar locken könnte. Er nahm eine der schönen Geschäftskärtchen von Bessilar und legte dieses zusammen mit einem kürzlich gestohlenen, wertvollen Ring in einen Lederbeutel. Dann versicherte er sich, dass ihn niemand bemerkte, verwandelte sich in eine Ratte und huschte wieder zur Theke zurück, wo er den Beutel genau unter Philipps Füssen deponierte. Dann huschte er unbeachtet davon, um Bessilar von der Planänderung in Kenntnis zu setzen.
 

Ice

Technomage
Registriert
10.04.2001
Beiträge
5.924
<i>Das Lob eines weiteren Lesers!</i>
Interessante Geschichte, bin gespannt auf die Fortsetzung
 
Registriert
01.01.2000
Beiträge
34
Sehr schön geschrieben Philipp *in die Hände Klatsch und Boo unterm Kinn kraul* ... immer weiter so :)
 

Philipp and Boo

Hamsterträger
Registriert
01.01.2000
Beiträge
72
Boo zu Elayone: F'eut misch, dass es di' gefällt. Abe' das Beste kommt e'st nosch, wie isch ganz alleine gegen eine 'o'de Monste' kämpfe.

Philipp zu Boo: Pst, Boo, sei still, du verrätst ja sonst alles!

IceDragon, Sorilea, NightShadow:

Keine Angst, Fortsetzung wird demnächst folgen.
 

Paladin

Your average writer
Registriert
06.10.2000
Beiträge
4.641
Ja, bitte weiterschreiben!:)
 
Oben