Ich war gestern im neuen Mad Max.
Meine Testosteron-Level sind gerade immer noch irgendwo bei 300 Prozent, also bin ich gerade vermutlich nicht soooo objektiv.
Dessen ungeachtet ist Fury Road der beste Actionfilm seit langer Zeit. Seit... wirklich verdammt langer Zeit. Diese Filme haben irgendwann Anfang der Neunziger einfach aufgehört zu existieren.
Mein Gott, diese Explosionen. Diese... echten, fühlbaren Explosionen. Mit echten Autos, und echten Stunts, und echten Menschen, die diese Stunts durchführen. Dieser Film verwendet zu achtzig Prozent mechanische Stunts, die übrigen zwanzig Prozent setzen CGI so ein, wie man CGI einsetzen sollte: Um Sicherheitsleinen zu retuschieren, um Furiosas Prothese cooler aussehen zu lassen, und um dem riesigen Sandsturm am Anfang des Films ein bisschen Farbe zu verleihen.
Die Action ist handwerklich fantastisch inszeniert und choreographiert. Keine Shaky Cam, kein hastiges Zusammenschneiden, sondern handwerklich solides Darstellen. Ich find das gut
Die Handlung ist... minimalistisch erzählt. Nach ungefähr zehn Minuten sind alle Figuren dort, wo sie sein sollen, und die Verfolgungsjagd geht los. Und hört dann bis zum Ende auch nicht mehr auf.
Das kann man schlecht finden, aber die Handlung ist nicht das Wesentliche; der Film wird stattdessen sehr gut von den sich langsam entfaltenden Charakteren getragen. Die, auch nicht üblich für einen klassischen Actionfilm, durchaus Tiefe haben. Ob das Max ist, Furiosa (dieser Name... da hat man diesen wirklich guten Film, und dann so ein Name...), mein persönlicher Liebling Nux, oder auch die Haremsdamen, mit denen Furiosa flieht. Letztere machen bei mir besonders deshalb Eindruck, weil sie nicht zu hilflosen Damsels in Distress gemacht werden, sondern mangelnder Kampferfahrung zum Trotz so gut helfen, wie man sich das unter den Umständen nur Wünschen kann.
Was übrigens auch ein Grund ist, aus dem ich den Film mag.
Dieser Film ist ein feministisches Manifest. Ich würde eine Analyse darüber schreiben, aber ich bin sicher, das haben andere bereits getan
Max ist letzten Endes nicht die Hauptfigur. Das ist Furiosa. Max ist der Supportcharakter, oder höchstens Teil eines Duos. Diese beiden Figuren stehen gleichberechtigt nebeneinander, ergänzen sich fantastisch im Kampf, ohne dabei auch nur in die Gefahr zu geraten, zum kampfgestählten Love Interest zu mutieren.
Davon abgesehen, dass im Finale die Protagonisten im Verhältnis von zehn zu zwei weiblich sind. Was eine höllische Leistung für einen derartigen testosterongeladenen Film sein könnte... sollte... ich weiß es nicht, weil es nicht wirklich auffällt. Der Film macht darum, wie auch um sonst nichts, keine großen Worte, sondern zeigt das alles mit einer erfrischenden Selbstverständlichkeit. Ich warte auf eine Lobpreisung der Emma für diesen Film
Hanks Kritik an fehlenden Dialogen ist dabei also fachlich durchaus richtig; dies ist kein Whedon-Film. Der Film sagt nicht viel, zeigt dafür aber viel mehr. Unter anderem diese wunderbar dargestellte Endzeitwelt, mit distinguiert ausgearbeiteten Stämmen, die teilweise an Orks aus dem Warhammer 40K-Universum, teilweise an mongolische Steppenreiter erinnern. Oder auch einfach, wie die Logistik in so einer Endzeitwelt aussehen müsste, damit die Menschen überleben können. Was ziemlich bösartig dargestellt wird, aber letzten Endes insgesamt einer sehr glaubhafte Welt widerspiegelt.
Ich bin begeistert. Ja, es ist ein Genrefilm, und wer mit Action so gar nichts anfangen kann, sollte fernbleiben. Für das, was er sein will, ist der Film aber fantastisch: ein handgemachter, dreckiger, bombastischer Actionfilm, der sich um seine Figuren dann doch einen Ticken mehr schert als im Genre üblich.
What a lovely day...