Wo wir gerade beim Deutschen sind

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...Ich bräuchte eine kurze Hilfe, und zwar zum Inhalt und Form einer meiner Texte. Wir sollen zu nächster Woche eine Selbsteinschätzung abgeben, wie wir uns im Unterricht (Deutsch) mündlich einschätzen würden.
Ich schrieb dazu folgendes:

Da ich leider nur sehr subjektiv über meinen eigenen Leistungsstand zu urteilen vermag und die intersubjektiven Bewertungskriterien Ihrerseits nicht kenne, schätze ich mich selbst mit der umschreibenden Floskel der "guten Leistung" ein.

Gemessen jedoch an meinen häufig frequentierten Wortmeldungen und den Versuchen, das Unterrichtsgespräch, wann immer es möglich ist, auf eine konstruktive Art und Weise weiterzuführen sowie zu bereichern, sollte meine Leistung im Bereich 'sehr gut' bis 'gut' einzuordnen sein, da ich denke, sowohl den reproduktiven Teil, als auch eine angemessene Transferleistung innerhalb des Unterrichtes erbringen zu können.


Kritik, Verbesserungsvorschläge oder ähnliches?

Ist das Wort intersubjektiv in diesem Kontext nutzbar, bzw. zu wertend?
Ich will nicht zu provokant wirken. ;)
Ergibt sich beim ersten und zweiten Lesen ;) ein logischer Zusammenhang oder eine Blockade zwischen erstem und zweitem Teil?
 

Chinasky

Dirty old man
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Versuch's mal mit Deutsch. Was sind denn bitteschön häufig frequentierte Wortmeldungen? Wo ist da der Eingang - recht oder links? Was genau "intersubjektive Bewertungskriterien" sein sollen, solltest Du vielleicht auch nochmal durchdenken. Es handelt sich bei dem infrage stehenden Fach ja um "Deutsch" und nicht um "Kloogsnak", wie wir Nordeutschen sagen würden.

Ich würde Deinen Text so übersetzen:

"Meinem Gefühl nach beteilige ich mich recht stark am Unterricht. Meine Beiträge haben meistens Hand und Fuß und außerdem Bezug zum jeweiligen Thema. Daher würde ich meine mündliche Mitarbeit zwischen eins (sehr gut) und zwei (gut) einordnen."

Das reicht, und wenn der Lehrer ungefähr denselben Eindruck von Dir hatte, dann wird er das auch nicht als Aufschneiderei sondern als eine zutreffende Selbsteinschätzung begreifen und dementsprechend benoten. Dein Text hingegen klingt ganz danach, als wäre Deine Sprache ein Pudel, den Du zum Friseur geschickt hast, und der nun an jeder Locke ein Schleifchen dran hat... Und Du dann behauptest, nein, Du wollest damit keinen Eindruck schinden...
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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Igitt, Fremdwörter um der Fremdworte willen! :rolleyes:
Gewöhn dir sowas bloß nicht an, damit wird man schon im Studium zu extrem genervt.

Falls doch solltest du noch vermerken, dass die Amplitute deiner Signalgebung immer ausreichend der Kriterien der Aufmerksamkeitserregung seitens des Lehrkörpers, respektive Ihnen als Dozierenden, genügt. ;)
 

Gotho der Daus1

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*notiert sich "Kloogsnak" für künftige Small-Talks* :D

Mysterios Knight, irgendwie habe ich das leise Gefühl, dass in Deiner mündlichen Selbsteinschätzung ein kleiner satirischer Schalk sitzt und sich in Vorfreude auf nächste Woche die Hände reibt. Täusch' ich mich da sehr?

Falls Du Deinem Lehrer einen kleinen satirischen Streich spielen möchtest, erscheint es nur fair, dass dieser mitspielen darf: Wenn Du Dich also so weit aus dem Fenster lehnen möchtest, dann bitte mit Deinem Text. ;)

Ansonsten würd' ich vielleicht doch noch mal Hanks Alternative erwägen.
 
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Hanks Alternative gefällt mir auch sehr gut ;)
Allerdings ist es bekannt, dass ich normalerweise sehr Wortgewandt bin, daher möchte ich mir damit auch den kleinen Spaß erlauben. ;)

Hanks "Meine Beiträge haben meistens Hand und Fuß" würde eher eine "Sie mich auch" Haltung demonstrieren - auch nicht schlecht, vor allem weil es so niedlich klingt :D
 

Succo

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Irgendwie scheint das eine deutsche Krankheit zu sein, alles das was einfach ist möglichts kompliziert auszudrücken und dann auch noch stolz drauf zu sein....
 
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Englisch ist nicht einfacher, zudem verachte ich die Degeneration der deutschen Sprache. ;)
 

Devlynn

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@Mysterios Knight: Ich habe keine Ahnung, wie Dein Verhältnis zu Deinem Lehrer ist, und ob er Dich und Deine Art zu "nehmen" weiß...

Aber ich verachte die Verachtung der deutschen Sprache. Und eben diese betreibst Du. Dies mag Methode und sogar Sinn haben, doch stelle Dir vor, dass die meisten Menschen, mit denen Du kommunizierst, eine gewisse Achtung erwarten. Bei Lehrern gilt dies umso mehr. Gehe nur um ein Weniges fehl...

Mit anderen Worten: Hätte Hank Dir nicht schon in seiner feinfühligen aber bestimmten Art klargemacht, dass es so nicht geht, hätte ich Dich sicherlich darauf hingewiesen.

Also lass es, es sei denn, Dein Lehrer kennt Dich gut genug und weiß, was er von Deinem Schauspiel zu halten hat.
 

Menion

Tenerezu
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Mysterios Knight: Mir wurde oft vorgeworfen ich würde versuchen immer extrem klug zu klingen, dein Text erinnert mich daran ;)
Mein alter Hauptschullehrer hat dann einmal zu mit gesagt:
"Wer dumm ist und es nicht zeigen will braucht nur Intelligent zu reden." ;)

Das soll jetzt keine Beleidigung oder irgendetwas in dieser Richtung sein die in deine Richtung zielen sollte, aber es gibt halt Menschen die sich von solcher 'Wortgewalt' eingeschüchtert fühlen und deshalb negative darauf reagieren ;)
Ich würd Hanks Vorschlag nehmen, vielleicht noch etwas ausschmücken und das eine oder ander Wort austauschen...
 

Siegmund

Rostiger Ritter
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Hehehe, das erinnert mich an ein Gedicht von Wilhelm Busch:

Wenn einer, der mit Mühe kaum (Ein Frosch sitzt bei einem Bäumchen und beobachtet einen über ihm fliegenden Vogel)
gekrochen ist auf einen Baum (Hier sieht man den Frosch ein Bäumchen erklimmen)
Schon meint, daß er ein Vogel wär´ (der Frosch sitzt auf der Spitze springt, die Beine und gespreizt wie Flügel)
So irrt sich der. (Pardauz! der Frosch landet kopfunter auf dem Rücken, der Vogel zieht davon)

Was glaubst Du, wie Dein Lehrer darauf reagiert? :D
 

Drachenklaue

Charmanter Pirscher
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Waldläufers Gruß.

Noch'n Zitat:

"Wenn alle denken, man ist dumm, dann ist es besser den Mund zu halten und den Schein zu wahren, als etwas zu sagen und damit alle Zweifel zu zerstreuen..."
Ich weiß leider nicht von wem das im Original stammt, aber mein Rhetoriklehrer hat es immer sehr trocken als "Bewertung einer Aussage" rübergebracht...
 

Dynaheir

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Ach. Ihr Intellektuellen. *g*
 

Vernochan

Schabrackentapir
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@Dynaheir: Die sind uns alle zu Inteellänt! :D
 

Kiebitz

Kriegerpoet
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Wohl kurzum:

"Soll ein Mensch sich selbst beschreiben,
so lockt es ihn zu übertreiben."
:rolleyes:

"Sein" und "Seinwollen"

Ich denke mal, wenn Du einen Text verfasst, der im Inhalt Deiner Selbst entsprechen soll, wäre es besser, nicht zu verkrampfen und nicht Fremdwörter auf Teufel komm raus reinzumuppfeln.

Denn ein Text, der sich nicht locker-flockig lesen lässt, ist unsympatisch.
Und wenn Jener Dich beschreiben soll, dann fällt diese Unsympathie auf Dich zurück.

Als Beispiel die Politer: Die reden künstlich, geschwollen. Zuhören ist ja dabei schon schwierig, geschweige denn sich länger als 10 Minuten auf den Inhalt konzentrieren.

Schreib wie Du denkst .. nicht wie es Politiker labern.

Aufschneider :p

P.S.: Unter "Degeneration der deutschen Sprache" verstehe ich auch das Ziel, sich möglichst kompliziert auszudrücken, so daß Keiner mehr weiß, was man meint ..
 
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Slartibartfaß

Nörgelnder Gnom
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Es gibt was zu Nörgeln?
Yeehaw! Bin schon unterwegs... :rolleyes::D

@Mysti:
Wenn ich mehr als einige Sekunden brauche, um einen knapp siebenzeiligen Absatz zu verstehen, so handelt es sich entweder um ein Skript von Gebirgsmechanik bzw. Wettertechnik oder aber jemand schreibt einfach nur hochgestochen. (Wobei "entweder" und "oder" im Endeffekt aus dasselbe hinauslaufen :D).
Soll heißen: Weniger ist mehr. Und da das Fach auch noch "Deutsch" heißt, soltest Du (wie sie alle vor mir schon so treffen und freundlich feststellten) auch in dieser Sprache schreiben und nicht in wannabe-Latein :fies::D
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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Aber es gibt noch eine Sache, die schlimmer ist als ein Fremdwort-Fetischist - ein Äh-Sager.
Bei dem einen ruht man nach 5 Minuten seelig in Morpheus Armen bei dem anderen kapiert man ebenfalls nicht, was er erzählt, kann aber nicht wegdämmern, da jedes zweite Wort ein Äh ist, dass einem in einem Referat mit ähnlicher Penetranz nervt, wie das Kratzen auf einer Schiefertafel...
 

Slartibartfaß

Nörgelnder Gnom
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@Doc:

Und es geht noch schlimmer:
In Cottbus hatte ich mal einen BWL-Prof, der ungelogen minimum 3x/Minute "Meine sehr geehrten Damen und Herren" in die Runde warf. Das ist Psychoterror pur! Nach spätestens 20 Minuten willst Du nur noch diese ominösen "Damen und Herren" finden und sie an die frische Luft setzen, damit der Kerl da vorn sich endlich wieder auf wichtige Dinge wie den break-even-point konzentrieren kann... :rolleyes::D
 
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Slarti: Bei soetwas würde ich ausflippen. :rolleyes:

Ansonsten ist es wie gesagt, mehr ein Scherz als Ernsthaftigkeit :)

Und zur Sprache selbst: Je ausgeprägter sie ist, desto mehr können wir Menschen damit erfassen und umschreiben. Ein Mensch, dessen Sprache bis auf die notwendigsten Ausdrucksformen degeneriert ist, der wird niemals das sehen können, was Andere sehen. ;)
 
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