[Schreibwettbewerb - Runde III] Sheera Li / Mantis

Wer hat die bessere Geschichte geschrieben?

  • Sheera Li

    Stimmen: 3 23,1%
  • Mantis

    Stimmen: 10 76,9%

  • Umfrageteilnehmer
    13
  • Umfrage geschlossen .

Enigma

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Thema war "ein großer Fehler".

 
 

Enigma

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Sheera Li

An diesem Morgen schaffte es die Sonne nur mit Mühe sich den Weg durch dichte Nebelschwaden zu kämpfen. Die Wiesen waren feucht vom Tau und Mjinn hatte die Vermutung, dass sie über den Tag wohl nicht trocknen würden.
Auf ihrer Wanderschaft hatte es sie in eine ländliche Gegend verschlagen. Seit Tagen zog sie nun schon von Hof zu Hof, wanderte über Äcker, die nach frisch gemähtem Heu dufteten und sah Bauern bei der Ernte zu.
Auf einem Hof hatte sie bei der Geburt eines Kalbes geholfen und war mit einem Schlafplatz und einer guten Mahlzeit entlohnt worden. Auf einem anderen Gehöft war sie bei der Apfelernte eingesprungen. An ihrem Lohn dafür würde sie noch eine gute Weile zu essen haben.
Gedankenverloren strich Mjinns Hand über den Beutel, den man ihr prall gefüllt mitgegeben hatte.
Feldarbeit machte ihr Freude. Pflanzen aufzuziehen, sie mit allem zu versorgen was sie brauchten und dann ihr Dasein zu ehren, indem man sie zu einem Teil von sich werden ließ. Mjinn liebte das Essen. Auch wenn sie nie viel zu sich nahm, genoss sie doch jeden Bissen und dankte innerlich einem höheren Wesen, welches ihr diese Mahlzeit geschenkt hatte.

Mit einem Gefühl der Zufriedenheit schlug Mjinn die Augen auf und blickte über den im Nebel liegenden See. Ihre Meditation beendete sie mit einem Bad und setzte sich danach noch einmal ans Ufer. Ihr Blick ruhte auf ihrem Spiegelbild im Wasser. Ihr fiel auf, dass, obwohl kein Wind wehte, ihr Spiegelbild dennoch von kleinen Wellen verzerrt wurde.
Niemals ruhig, ständig zerrissen, dachte sie wehmütig.
„Warum ist das nur so?“ fragte sie das Spiegelbild.
„Damit du lernst.“ antwortete es.
„Damit ich was lerne?“ Mjinn runzelte die Stirn. Das Spiegelbild tat es ihr gleich.
„Innere Ruhe muss nichts mit deinem Körper zu tun haben. Du kannst dich bewegen, springen und rennen soviel du willst und trotzdem innerlich ruhig sein.“
Mjinn starrte auf ihr Spiegelbild, den Mund leicht geöffnet vor Überraschung.
„Andersherum kannst du äußerlich ruhig erscheinen, innerlich aber aufgewühlt und zerrissen sein.“ Das Spiegelbild lächelte.
„Das hast du aber gut gelernt. Ich höre den Meister reden.“ Mjinn wandte sich ab und stand auf. Sie wusste, sie hatte sich die Worte des Meisters in Erinnerung gerufen. Aber ihr Gedächtnis war lückenhaft. Etwas fehlte in dieser Weisheit. Diese Ungewissheit nagte an Mjinn.
„Gleich Morgen werde darüber nachdenken. Dann wird es mir schon wieder einfallen. Gleich Morgen.“
Und mit einem letzten Blick auf die Wasseroberfläche fügte sie hinzu: „Und gleich danach höre ich mit den Selbstgesprächen auf!“

Im Laufe des Tages verzog sich der Nebel zwar, die Sonne aber wollte sich immer noch nicht so recht blicken lassen. Mjinn wanderte weiter und grübelte über die Worte des Meisters nach. Er hatte die Lektion damals mit. „Erkenne dich selbst!“ eröffnet. In ihrer Erinnerung hörte sie sich lachen, wie alle jungen Novizen, denen zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar gewesen war, was dies bedeutete. Der Meister war schon immer alt gewesen. Solange sie zurück denken konnte, war er alt und ein bisschen exzentrisch. Genau wie seine Aufgaben.
Vor drei Prüfungen hatte er ihnen damals gestellt. Eine für den Geist, eine für die Seele und eine für den Körper. Es war nach ihrer geistigen Prüfung, dass er jene Worte gesagt hatte. Mjinns Schritte wurden langsamer.

In ihrer Erinnerung sah sie den Raum noch genau vor sich. Gesichtslose Menschen saßen in dunkle Kutten gehüllt in einem Stuhlkreis. Sie wusste nicht mehr, wie sie in den Raum gekommen war. Sie war plötzlich mittendrin. Schnell setzte sie sich auf einen der freien Stühle in dem Kreis aus gesichtslosen Menschen. Voller Spannung wartete sie ab. Noch wusste sie nicht, was von ihr in dieser Prüfung verlang wurde.
„Hallo, bist du neu hier?“
„Oh jemand Neues!“
Mjinn schreckte hoch. Zwei der Gestalten hatten fast gleichzeitig gesprochen. Sie konnte nicht erkennen, welche.
„Neulich bin ich auch wieder von so einem angequatscht worden.“
Mjinn fuhr herum. Die Stimme kam eindeutig von der Person neben ihr. Aber sie hatte keinen Mund. Woher kam die Stimme?
„Hallo Mjinn!“
„Hi Mjinn!“
„Herzlich Willkommen Mjinn.“
Mjinn Hände krallten sich in ihren Stuhl. Wer waren die Leute? Warum kannte sie hier jeder?
„Ja kennt man ja.“
„Du magst Person X nicht?“
„Warum schwebst du denn?“
„Elohel.“
„Ich hätte das ganz anders gemacht. Immerhin wird da nicht verraten was so passiert.“
Die Gestalten redeten fast alle gleichzeitig. Mjinn schwirrte der Kopf. Dies war eine Prüfung für den Geist. Sollte sie allen Gesprächen gleichzeitig folgen können?
„Ganz schön stumm unser Neuling.“
„Mjinn, sag mal was.“
„Hallo.“ Hörte Mjinn sich sagen.
„Thx.“ Kam es wieder von der Gestalt neben ihr.
„Hast du grade tee ha icks gesagt?“
Stimmengewirr und Geschnatter setzte ein. Mal hörte Mjinn hier einen Satzfetzen, mal folgte sie einem anderen Gespräch. Die Gestalten redeten ohne Pause und ohne ersichtlichen Zusammenhang. Aber diejenigen, für die ein Satz bestimmt war, schienen das zu wissen und darauf zu reagieren.
Aber nicht immer. Plötzlich schwoll eine der Gestalten auf das doppelte der Größe an und schrie: „Was hast du gesagt? Das will ich mir doch verbitten!“
Aus einer anderen Ecke ertönte: „Dich meinte ich ja auch gar nicht.“
„Ich doch auch nicht. Ich rede mit dem da hinten.“
Eine andere Gestalt mischte sich ein. „Was? Aber ich kenn dich doch gar nicht!“
Immer mehr Stimmengewirr erfüllte die Luft. Jetzt schienen sie nicht mehr einträchtig vor sich hinzureden. Wilde Beschimpfungen flogen quer durch den Raum. Mjinn sank in ihren Stuhl. Sie wollte nur noch weg. Innerlich verfluchte sie den Meister für diese Prüfung.
Jede der Gestalten schwoll plötzlich auf das doppelte der Größe an.
Noch bevor Mjinn etwas sagen konnte machte es: Plopp.
Eine der Gestalten war verschwunden.
Plopp, plopp, plopp.
Nur noch 3 schwarze Gestalten, ganz plötzlich still geworden, standen im Raum.
„Channelsplit?“
„Ich denke schon.“
„Was nun?“
„Och, der Op ist auch raus, Party! :)
Mjinn hörte das Lächeln in der Stimme deutlich heraus.
„Ich gehe dann mal.“ murmelte sie verwirrt und verließ den Raum auf dem gleichen Weg, wie sie hineingekommen war.

Mjinn schüttelte sich bei ihrer Erinnerung an diese Prüfung. Der Meister hatte ihr nie verraten, was genau er geprüft hatte. Ihren Geist, ja. Aber wie?

Tief in Gedanken versunken, hörte sie das Knurren erst beim zweiten Mal.
Nur ihr Instinkt ließ sie einen Schritt nach hinten machen. Wenige Zentimeter vor ihr, klappte ein gewaltiger Kiefer zusammen. Dort, wo sich noch Augenblicke zuvor ihr Hals befunden hatte. Mjinn nahm aus den Augenwinkeln blutrote Lefzen wahr. Geifer spritze. Es stank nach Verwesung.
Ein Sprung brachte sie außer Reichweite des Tieres. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Es war ein Wolf, größer als alle Wölfe, die sie bisher gesehen hatte. Er lief auf zwei Beinen und starrte sie mit gelb-glühenden Augen an. Das Fell war zottelig und feucht.
Eine große Wunde klaffte auf der Brust. Stetig sickerte Blut daraus hervor und verteilte sich im hellbraunen Fell. Mjinn sah der Bestie in die Augen. Sie waren verschleiert von Schmerz.
Das Untier taumelte und ließ sich auf alle Viere nieder. Ein Knurren entwich der Kehle. Ein Knurren, dass sich fast wie ein klagender Schrei anhörte.
Mjinns Finger zuckten und fast hätte sie sich hinreißen lassen, Mitleid zu empfinden.
Die Bestie war verwundet, ohne Frage. Dem Tod geweiht. Mjinn spürte das.
Durch den Schleier aus Schmerz und Wahnsinn in den Augen dieses Wesen, glomm ein Funken Intelligenz. Das Wesen wusste es ebenfalls.
Noch einmal fletschte es die Zähne und knurre Mjinn an, ehe es jäh kehrt machte und in den nahen Wald preschte. Eine Blutspur und aufgewühlte Erde war alles, was es zurück ließ.

Vorsichtig schritt Mjinn durch die Höhle. Sie versuchte, keine Geräusche zu machen und doch hallten ihre sanften Tritte leise nach.
Mit einer improvisierten Fackel aus Baumharz und Stofffetzen leuchtete sie sich den Weg. Stunden hatte sie damit zugebracht die Blutspur der Bestie bis in diese Höhle zu verfolgen.
Aus welchem Grund wusste sie selbst nicht. Etwas in den Augen des Tieres, es musste ein Tier sein, dessen war sie sich jetzt sicher, hatte sie gebeten. Hatte sie angefleht.
Mjinn runzelte die Stirn.
Ein leises Röcheln ließ sie aufschrecken. Dort war etwas. Kurz außerhalb des Lichtscheins, den die Fackel warf. Ein Röcheln und ein heiseres Lachen.
„Du bist tatsächlich…hierher gekommen.“ Die Stimme war rau und trotzdem als die einer Frau zu erkennen.
„Dummes Menschenkind.“
Mjinn hielt ihre Fackel ein Stück höher. Die Umrisse eines mächtigen, pelzigen Untieres schälten sich aus den Schatten heraus. Sprachlos vor Entsetzen starrte sie das Wesen an. Unfähig irgendetwas zu sagen.
„Deine Abscheu…steht dir ins Gesicht..geschrieben.“ Sie keuchte und holte rasselnd Luft.
Mjinn fand ihre Worte wieder.
„Was bist du?“
Ein Knurren entwich der Kehle des Wesens.
„Ich bin Skeira.“
Der Unterton ließ keine Zweifel daran aufkommen, dass es irgendeine andere Antwort auf diese Frage hätte geben können.
Skeira taumelte einen Schritt nach vorn. Mjinn sah, dass sie, was immer sie sein mochte, sehr geschwächt war. Die Wunde hatte sich nicht geschlossen. Unaufhörlich sickerte Blut hervor und verklebte das Fell.
Noch ein Schritt.
„Und ich will…dass das so bleibt.“
Mit einem heftigen Prankenhieb schlug sie jäh auf Mjinn ein.
Mjinn ließ den linken Arm nach oben schnellen. Die Fackel fiel zu Boden.
Wie in Zeitlupe prallte die Pranke auf ihren Arm. Nicht blocken! Sie machte einen Schritt nach vorn. Der Angriff ging ins Leere. Skeira fuhr herum.
Mjinn sah ihr fest in die Augen.
„Du musst das nicht tun! Vielleicht kann ich dir helfen.“
Skeria schnaubte höhnisch. „Dann hilf mir!“ Ihre Lefzen verzogen sich zu einem wölfischen Grinsen.
Mjinn sah sie nur an.
„Nicht so.“ sagte sie. In ihrem Blick lag ein wenig Bedauern.
Skeiras Grinsen gefrohr auf ihrem Gesicht.
„Dann…zwinge ich dich.“ Skeira fletschte die Zähne.
Mjinn preschte los. Ihre Augen auf einen Punkt irgendwo auf Skeiras Hals geheftet.
Alles wahrnehmen. Unter den Pranken hinwegducken.
Mjinn packte Skeiras linken Arm. Im Bruchteil einer Sekunde verschränkte sie ihre Finger mit denen des Untiers. Dann drehte sie sich um sich selbst. Mit ihrem Oberkörper blockierte sie das Ellenbogengelenk.
Es hätte ein Tanz sein können.
Ein schmerzhafter Tanz.
Skeira brüllte auf und hielt sich den abstehenden Arm. Er war gebrochen.
Sie war rasend vor Wut. Ein roter Schleier legte sich über ihre Augen. In blindem Zorn sprang sie los.
Mjinn ließ sich fallen, stieß sich mit den Händen vom Boden ab und glitt unter den Werwolf. Mit beiden Händen schlug sie der Kreatur gegen den schutzlosen Unterleib. Sie legte alle Kraft in ihre Fingerspitzen und versuchte den Punkt zu treffen, der selbst Orks bewusstlos werden ließ. Noch bevor Skeira realisieren konnte, dass sie jetzt von unten angegriffen wurde, fühlte sie einen scharfen Schmerz durch ihren Körper fahren. Ihre Kiefer schnappten zu. Dann prallte sie wie gelähmt gegen die Höhlenwand und blieb wie leblos liegen.
In der Höhle war es jetzt unwirklich still. Mjinn lag auf dem Rücken und atmete schwer. Dann rappelte sie sich auf.
Der massige, fellige Leib, der bewegungslos auf dem Boden lag, schrumpfte zusehends. Skeira wurde zu einer Menschenfrau. Mjinn sah die Umrisse von Händen, Beinen und Kopf. Und die große Wunde, die nach wie vor auf ihrer Brust prangte. Viel zu groß für den schmächtigen Leib.
Vorsichtig trat sie auf die nun scheinbar wehrlose Frau zu. Sie horchte auf Atemzüge. Ganz leicht nur, hob und senkte sich Skeiras Brust.
Mjinn sank an ihrer Seite vorsichtig auf die Knie. Mit einer zärtlichen Geste strich sie Skeira eine Haarsträhne aus der Stirn. Mit der anderen Hand fuhr sie unter ihren Kopf und bettete ihn auf ihrem Schoß.
Lange Zeit sah sie so auf die junge Frau hinunter.
Das Licht der hingeworfenen Fackel wurde schwächer. Skeiras Umrisse wurden dunkler.
„Möge dies kein Fehler sein.“ flüsterte Mjinn.
„Wisse, alles Leben ist eins. Und alles ist im Wandel.“ Sie drückte Skeira fester an sich. Die letzten Zuckungen der Fackel warfen spielerische Schatten an die Höhlenwand.
Dann erlosch sie ganz.
Ein lautes Knacken echote durch den Raum.
 

Enigma

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Mantis

Stille.
Wenn ihre Sinne sie nicht täuschten, war die Gasse hinter der Tür menschenleer. Sie presste das Ohr noch fester an das Holz, hielt den Atem an. Man konnte sich nie ganz sicher sein, man konnte nie ganz sicher sein, aber eine bessere Gelegenheit würde sie heute Nacht wohl nicht mehr bekommen.
Skeira Hati öffnete die Tür und trat hinaus in die mondlose Nacht. Sie spürte ihren Herzschlag bis in ihre Kehle hinein und musste sich zwingen, nicht sofort loszurennen. Das eiskalte Kribbeln, das von ihrem Nacken aus ihr Rückgrat hinunter lief, verriet ihr, dass sie beobachtet wurde. Nicht rennen, sagte sie sich. Dann wissen sie, was du weißt. So bist du ihnen noch überlegen. Einen Schritt voraus.
Sie zwang sich, ruhig und kontrolliert zu atmen. Ein und aus. Langsam, ganz langsam drehte sie den Kopf. Eine unmerkliche Bewegung, die einem achtlosen Passanten unmöglich auffallen könnte, und auch dem ungeübten Beobachter verborgen bleiben musste. Um ein Haar hätte sie ob ihrer Naivität laut aufgelacht. Nein – das waren keine Anfänger. So viel hatte selbst sie bemerkt.


Einige Minuten lang stand sie einfach nur da, horchte und spähte und kämpfte weiter gegen ihren Fluchtinstinkt.
Niemand da, beschloss sie schließlich. Oder aber sie wollen, dass ich mich unbeobachtet fühle, mich durch ihre vermeintliche Abwesenheit in Sicherheit wiege.
Zornig schob Skeira diesen letzten Gedanken beiseite. Das war doch Wahnsinn. Sie konnte hier noch viele Stunden stehen ohne dass etwas passieren würde, und vielleicht würden sie sich dann doch verraten, durch eine Kleinigkeit, vielleicht aber auch nicht. Sie hatte einfach keine Zeit, um dieses Spiel mit ihnen zu spielen.
Und so setzte sie sich in Bewegung, über größere Straßen erst in die eine Richtung, dann durch winzige Gassen in die andere Richtung zurück, durch Gärten und über niedrige Dächer, bald schleichend, bald sprintend, bis sie sich relativ sicher war, dass sie sie abgehängt haben musste.
Dennoch warf sie noch einen letzten Blick über ihre Schulter bevor sie das Gebäude betrat, und einen weiteren – nur einen! – während sie den dunklen, kahlen Gang entlang eilte, der abrupt vor einer eisernen Tür endete. An dieser Tür hing ein Holzschild, angebracht von jemandem der sein mangelndes handwerkliches Geschick durch Ausdauer und Willenskraft vergeblich auszugleichen versuchte.
Skeira zögerte für einen Moment, die Augen starr auf jenes Schild gerichtet, auf das mit freundlichfröhlichen Farben geschrieben stand:

Seminar: ´Weg mit der Wut!´
von und mit M. Sharran

Dann – nicht ohne vorher aus den Augenwinkeln Boden und Wände auf verräterische Schatten zu überprüfen – atmete sie tief durch und öffnete die Tür.

~~~~~ * ~~~~~

„Guten Abend, und herzlich willkommen. Schön, dass ihr alle kommen konntet!“
Mjinn ließ ihren Blick über die Anwesenden schweifen. Nicht ganz ohne Stolz stellte sie fest, dass nicht nur alle sechs Teilnehmer der ersten Sitzung wiedergekommen waren, sondern dass auch ein Unbekannter im Stuhlkreis saß. Mit einem – wie sie hoffte – einladenden Lächeln erwiderte sie den Blick der rotglühenden Augen, die da unter einer dunkelgrünen Kapuze hervorschauten.
„Ihr habt vielleicht schon gemerkt, dass wir heute Abend einen Neuzugang bei uns haben. Roderick, möchtest du ihm kurz die Regeln unserer Runde erklären?“
Sie wartete auf das Nicken des altehrwürdigen Paladins, und warf ihm dann den polychromatischen Ball des Ausgleichs zu.
„Hallo, ich bin Roderick Starkherz.“ Der polychromatische Ball des Ausgleichs schimmerte in einem sanften, hellen Blauton.
„Hallo, Roderick.“, antworteten Mjinn und die anderen Fünf, die mit dem Ablauf schon vertraut waren.
„Wir sind hier zusammengekommen, um gemeinsam über unsere Probleme zu sprechen und einander zu helfen. Damit wir einander helfen können, ist es sehr wichtig, dass wir ehrlich zueinander sind. Und einander zuhören. Das Zuhören ist besonders wichtig. Damit das mit dem Zuhören klappt, haben wir hier den Ball des Ausgleichs. Nur wer den Ball hält, darf reden, alle anderen müssen zuhören. Wer etwas sagen will, muss erst auf den Ball warten. Man muss sich an die Regeln halten, denn sonst bricht Chaos aus.“ Die Hände des Paladins hatten zu zittern angefangen, und das Blau des Balls wurde merklich dunkler. „Wir dürfen nicht zulassen, dass das Chaos uns bestimmt!“

„Sehr gut, Roderick.“, sagte Mjinn. „Tief durchatmen. Du kannst das.“
Roderick atmete betont ein und aus, vielleicht eine Spur schneller als Mjinn beabsichtigt hatte.
„Zweite Regel: Niemand darf vom Stuhl aufstehen, bis die Zusammenkunft beendet wurde. Nur mit Disziplin können wir lernen, uns zu kontrollieren. Ohne Disziplin bleibt nur das Chaos, und wir dürfen nicht…“ Er hielt inne, suchte Mjinns Blick und nickte dann wissend. Erneut atmete er hörbar – seine Interpretation eines ruhigen, bewussten Atems hätte Mjinns Lehrmeister womöglich in den Wahnsinn getrieben, aber sie hielt ihr verständnisvolles Lächeln wie einen Schild vor sich, und bedeutete Roderick fortzufahren.
„Jedenfalls – Gewalt ist auch verboten. Kein Teilnehmer darf einen anderen tätlich oder mit Worten angreifen. Die Gruppe ist ein Ort des Friedens, der Besinnung und der Toleranz – und wer nicht gewillt ist, dem ehrbaren Gedanken der Toleranz zu folgen, der muss auch bereit sein die harten, unbarmherzigen Konsequenzen zu tragen.“
„Danke, Roderick. Das wäre dann erst mal alles.“
Mjinn nahm den Ball von Roderick entgegen und richtete sich wieder an die Gruppe im Allgemeinen.
„Ich würde diese Sitzung gerne so beginnen wie das letzte Mal. Wer den Ball hat, stellt sich vor und erzählt von seinem Problem und den Fortschritten, den er seit letzter Woche gemacht hat.
„Ich bin Mjinn. Ich bin Mönch, aber ich war nicht immer so ausgeglichen wie ich es jetzt bin. Der größte Fehler, den ich je gemacht habe, war, dass ich dachte ich würde mit meiner Wut alleine zurechtkommen. Heute weiß ich, wie wichtig es ist, sich anderen anzuvertrauen, darüber zu reden, um nicht alleine sondern mit anderen zusammen nach einer Lösung zu suchen. Deshalb habe ich diese Gruppe gegründet – um euch eine Möglichkeit zu geben, über euren Zorn zu sprechen und euch zu helfen, mit anderen und mit euch selbst geduldiger zu werden. Denn ein Augenblick der Geduld kann uns vor einem großen Unglück behüten – ein Augenblick der Ungeduld jedoch kann ein ganzes Leben vernichten.“
Sie musterte jeden der Anwesenden kurz, bevor sie den Ball in die Hände des blonden Hünen warf.

~~~~~ * ~~~~~

Skeira hatte sie alle beobachtet, während Roderick und Mjinn gesprochen hatten. Roderick war keiner von ihnen, da war sie sich sicher. Selbst sie hatten Standards. Bei den anderen war sie sich jedoch nicht so sicher. Konnte es sein, dass sie ihr nicht gefolgt waren, dass sie das gar nicht nötig hatten? Was, wenn sie einfach schon dort waren, wo sie hinging, wartend, lauernd? Bereit zuzuschlagen, sobald sie nur einen Augenblick lang ihre Wachsamkeit aufgab?
Vielleicht war es der große Berserker, der zu ihrer Linken saß. Er wirkte zwar freundlich, aber wer hatte schon einmal von einem freundlichen Berserker gehört? Vielleicht versuchte er nur, sie in Sicherheit zu wiegen – darauf würde sie nicht reinfallen.
Oder die unscheinbare, junge Frau zu ihrer Rechten. Angeblich war sie hier, weil sie von einem Schönling aus Amn sitzen gelassen worden war. Das machte sie so unglaublich wütend, sagte sie. Für Skeira klang das nicht nach einem Problem, sondern nach einem Vorwand um sich Zugang zu dieser Gruppe zu verschaffen. Verdächtig…
Aber noch verdächtiger als diese Frau war der Mann in der stachelbewehrten Rüstung aus schwarzem Stahl, der seinen gehörnten Helm niemals abnahm, und dessen dunkle Stimme seltsam hallend klang. Andererseits war er schon so auffallend verdächtig dass er ihnen nicht von Nutzen sein konnte. Oder vielleicht wollten sie auch nur, dass sie das dachte?
Dann war da noch der brennende Mann, der von sich selbst behauptete zur Hälfte ein Elementar zu sein. Er leuchtete im Dunkeln – ganz ausgeschlossen, dass er zu ihnen gehörte. Bei Weitem zu auffällig.
Ganz im Gegensatz zu dem Neuankömmling, der sich noch immer hinter seiner Kapuze verbarg und den ganzen Abend noch kein Wort gesagt hatte. Seine behandschuhten Hände und die Griffe von zwei filigran gearbeiteten Schwertern ragten aus seinem Umhang hervor. Warum war er hier? Warum erst dieses Mal, und nicht schon bei der vorherigen Zusammenkunft? Hatten sie so lange gebraucht, um ihre Spur bis hierher zu verfolgen?

Für sie war es klar – sie konnte niemandem vertrauen.

~~~~~ * ~~~~~

„Hallo, ich bin der Leiknir.“
„Hallo, Leiknir.“
„Ich komme aus Rashemen, und ich bin heute hier weil ich einen neuen Job brauche. In meinem Heimatland braucht uns Elitekrieger keiner mehr. Wir werden nicht mehr von feindlichen Armeen überfallen, die Leute kommen nicht mehr zum erobern, brandschatzen und plündern wie es sich gehört. Die glorreichen Tage sind vorbei – jetzt kommen nur noch Heerscharen von Schaulustigen, die die malerischen Landschaften und exotischen Bräuche in meinem Land bestaunen wollen. Touristen“ – er spuckte das Wort förmlich aus – „die nicht mehr ihre Trophäen, sondern nur noch Andenken mitnehmen wollen. Schwächlinge, alle miteinander. Aber“, seufzte er, „die Zeiten ändern sich.“
Leiknir hielt inne, in Gedanken versunken. Mjinn wartete kurz, räusperte sich dann. Leiknir sah auf, und erkannte die Aufforderung als solche.
„Ich muss mich wohl auf die Touristen spezialisieren, und mein Fürst sagt, dass ich dafür meine Rage kontrollieren muss. Ha! Dreißig Jahre Berserker, und von jetzt auf gleich soll ich mal eben zuvorkommend und verkaufsorientiert werden? Pah! Aber es bleibt mir wohl nichts anderes übrig, und jetzt bin ich eben hier. Um Zwischenfälle zu vermeiden.“
„Danke, Leiknir. Gibst du den Ball weiter?“

~~~~~ * ~~~~~

Skeira zuckte zusammen, als sie den purpurnen Ball auf sich zu fliegen sah, schaffte es jedoch gerade noch ihn aufzufangen.
„Hallo. Ich bin Skeira.“
„Hallo, Skeira.“
„Skeira, erzähl doch mal wie es dir geht.“ Mjinn lächelte sie an. Bildete sie sich das ein, oder hatten die Gesichtszüge des Mönchs sich den ganzen Abend hinweg nur in verschiedenen Variationen des freundlichen, entspannten Lächelns bewegt, das sie auch nun wieder – immer noch? – vor sich sah?
„Mir geht’s gut. Wirklich. Ich habe mir gedacht: du hast Recht, Mjinn: es ist an der Zeit meine eigenen Fähigkeiten einzusetzen um mir selbst zu helfen. Und alle Ressourcen zu benutzen die mir zur Verfügung stehen. Zuerst wusste ich nicht, wie du das gemeint haben könntest, als du sagtest, ich solle mich auf mich selbst zurückbesinnen, aber dann ist es mir klar geworden: Ich bin Heilerin, also bin ich auch in der Lage, mich selbst zu heilen. Ich habe die ganze letzte Woche Âmi-thryp´t´ilyn genommen – das ist das Extrakt einer seltenen elfischen Pflanze, das mir hilft ruhig zu bleiben. Seit letzter Woche habe ich mich kein einziges Mal mehr verwandelt, nicht mal als ich wütend wurde.“
Mjinns Lächeln schien eine Spur weniger glücklich zu sein, als sie Skeira zu diesem Fortschritt gratulierte.
„Und wie fühlst du dich dabei?“
„Gut, sag ich doch. Naja, ich gebe zu, ich hab festgestellt, dass ich seitdem unruhiger geworden bin. Also, nicht wütend-unruhig, sondern eher so, als würde ständig jemand hinter mir stehen und mich und mein Handeln beobachten. Ich kann eigentlich nirgendwo mehr hingehen ohne dass ich mich verfolgt fühle. Manchmal gehe ich auch einfach gar nicht mehr raus, weil ich Angst habe, dass sie mich finden könnten. Aber das ist ja jetzt auch egal – ich hab mich seitdem jedenfalls nicht mehr verwandelt, und ich habe auch niemanden mehr angegriffen. Das ist ja die Hauptsache. Heute hab ich es nicht mehr genommen – ich will versuchen, es auch selbst zu schaffen, aus eigener Kraft. Ich glaube, ich mache Fortschritte, auch mit der Übung für Selbstbeherrschung, die Mjinn uns letztes Mal beigebracht hat.“
Sie drehte den bläulichgrauen Ball verlegen in den Händen. Sie hatte gar nicht vorgehabt so viel von sich zu erzählen, aber jetzt, da sie es hinter sich hatte, fühlte sie sich tatsächlich gut. Und nicht nur dass, sie begann nun auch ihre Umgebung wieder intensiver wahrzunehmen. Als würden die Wolfssinne wieder zu ihr zurückkehren, während das eigentliche Wolfswesen noch tief in ihr schlief.
Lächelnd warf sie den Ball in Richtung des Neuankömmlings, der in einer fließenden Bewegung aufstand, den Ball in einer Hand fing und sich wieder hinsetzte.

~~~~~ * ~~~~~

„Seid gegrüßt. Mein Name ist Spizz´zhâ-zirrhim Tlin´orzza.“
Betretenes Schweigen breitete sich im Raum aus.
„Meine Freunde nennen mich Spizz.“
„Hallo, Spizz.“
„Also, ich bin der Spizz, und ich bin oft traurig, weil ich mich hier gar nicht willkommen fühle.“
„Ohhhh.“ Ein kollektiver Mitleidsseufzer ging durch den Stuhlkreis.
„Warum denn nicht?“, fragte Mjinn, um eine produktive Gesprächsrunde bemüht.
„Naja… es ist mir ein bisschen unangenehm das so zu sagen, aber ich fühle mich diskriminiert. Das hat schon angefangen, als ich zum ersten Mal an die Oberfläche kam, und die Menschen schreiend davonliefen, bevor ich sie auch nur begrüßen konnte. Dabei wollte ich ihnen doch nur helfen. Ich fühle mich so missverstanden, und das alles nur, weil all die anderen Dunkelelfen ständig morden und foltern und ihren grausamen Göttern blutige Opfer bringen. Warum kann mich denn niemand so sehen, wie ich wirklich bin? Wieso kann niemand akzeptieren, dass ich ein Individuum bin, unbestimmt von…“
„Moment. Warte kurz.“
„Ja?“ Spizz drehte seinen Kopf in Rodericks Richtung.
„Habe ich dich richtig verstanden? Du bist ein Dunkelelf?“
„Leider, ja, wurde mir dieses dunkle Erbe schon bei meiner Geburt zuteil.“
„Ein Drow! Ein Drow ist unter uns!“
„Er darf gar nichts sagen. Er hat den Ball gar nicht.“, warf Leiknir ein.
„Roderick, ich denke, du solltest dich beruhigen. Konzentriere dich auf deine Atmung. Erinnere dich: der Lächelnde ist stärker als der Tobende.“
„Ich kann mich nicht beruhigen im Angesicht des Bösen! Ich darf mich nicht beruhigen, nicht, während ein Drow hier mitten unter uns weilt. Als Streiter des Guten ist es meine heilige Pflicht, die Invasion aus der Unterwelt zu stoppen, koste es was es wolle!“
„Aber… aber ich bin nicht wie die anderen Dunkelelfen.“
„Die rechtschaffene Gesellschaft muss vor den Streitkräften des Chaos und der Finsternis beschützt werden, und wenn es das Letzte ist, das ich tue!“
Und mit diesen Worten erhob sich Roderick Starkherz, zog seinen imposanten Bihänder und schlug nach Spizz, der sich jedoch gewandt unter dem Schlag wegduckte und nun seinerseits seine Schwerter in den Händen hielt, ohne dass jemand gesehen hätte wie sie dorthin gelangt waren.
„Er hat den Ball nicht! Er hat den Ball nicht! Er DARF gar nichts sagen!“, kreischte Leiknir hysterisch, doch niemand beachtete ihn. Das machte ihn wütend. Er stand auf, zerschmetterte seinen Stuhl mit einem mächtigen Hieb auf dem Boden und brüllte.
Auch der dunkle Lord war inzwischen aufgestanden. Der Hieb des Paladins hatte einen tiefen Kratzer auf seinem Brustpanzer hinterlassen, ein Affront den er nicht auf sich sitzen lassen konnte. Die stachelbewehrte Faust fand ihr Ziel, und Roderick ging zu Boden, wobei er die junge unscheinbare Frau unter sich begrub. Währenddessen war Leiknir von Möbelstücken auf Humanoide umgestiegen; er hatte Spizz am Kragen gepackt und schüttelte, während er noch immer brüllte. Vielleicht waren es nur animalische Laute, aber Skeira meinte zu verstehen, was der Berserker von sich gab.
„Der Ball der Ball der Ball!“
Vom Feuergenasi war nichts mehr zu sehen. Dort wo sein Stuhl gestanden hatte, war nur noch ein Loch im Boden, von dessen Rändern rotglühendes Gestein in die Dunkelheit tropfte.

~~~~~ * ~~~~~

Skeira saß noch immer auf ihrem Stuhl und beobachtete, wie die anderen sich die Schädel einschlugen. Sie fühlte sich hellwach, fast, als hätte all das Chaos sie aufgeweckt.
Komischerweise fühlte sie sich von dem Geschehen gänzlich unberührt, als wäre sie tatsächlich im Einklang mit sich selbst.
Auch Mjinn mischte sich nicht ein. Wenigstens sie hielt sich noch an den Grundsatz der Gewaltlosigkeit. So wich sie nur wortlos aus, als der polychromatische Ball des Ausgleichs in Richtung ihres Kopfes geschossen wurde, und fing das Geschoss in derselben Bewegung auf. Seufzend verstaute sie den kleinen feuerrot glühenden Ball in ihrer Tasche.
Skeira lächelte, zum ersten Mal an diesem Abend wirklich amüsiert. Die Ruhe im Zentrum des Sturms.

Ihre Blicke trafen sich. Mjinn kam auf sie zu. „Ich glaube, ich muss hier erst mal raus. Kommst du mit?“
„Gerne. Hast du was Bestimmtes vor?“
„Was hältst du davon, wenn wir zwei einfach irgendwo essen gehen? Ich kenne hier in der Nähe ein Gasthaus, das auch um diese Zeit noch serviert…“
„Das ist eine gute Idee. Ich fange langsam auch an, Hunger zu kriegen.“
 

Timestop

Running out of Time
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Lässt sich beides gemütlich lesen, feinfein.

Allerdings beide mit Insidern, Sheeras Chatkreis als Intermezzo und dann erst beginnt die eigentliche Geschichte. Dialog, Kampf, tragisches Ende, gut inszeniert. Und die Punchline "Und gleich danach höre ich mit den Selbstgesprächen auf!", sowas fängt mich ja immer.:D

Der Zirkel bei Mantis ist auch ziemlich Absurd, aber so herrlich geschrieben, dafür gibts den Punkt.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Also, ich weiß nicht, wie es euch geht - aber ich bin ziemlich sicher, das Mantis NICHT mit dem Ende angefangen hat. :D

Wobei, ich habe keine Ahnung, wie man solche Geschichten schreibt. :eek: Ich mein, überhaupt. :eek: Kann mich einer aufklären ? :eek: Bittebittebitte ? :eek:

Wie sagte Zora zu Michas Beitrag der Vorrunde ? "Brutal gut." :up: Passt auch hier ! :up:

Shees Beitrag war auch gewohnt gut, nur halt ein bisschen schwach auf der Brust, wie sie ja auch angekündigt hat.
 

skull

Thronfolger
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Hu, ha. Hu. Shee, was zur Hölle hat der Chat da zu suchen?:D

Also, im Prinzip schreibst Du hier ja zwei Geschichten, die nicht so recht zusammenpassen wollen.
Wenn man die Chatisode aber mal zur Seite legt, bleibt eine kurze, aber gute Geschichte mit überraschend düsterem Ende. Sehr dramantis. Deinen Stil mag ich ja eh.:up:

Aber wie steht die Kirche, der Mjinn angehört, denn zur (Zwangs)euthanasie?:eek::D Als Skeira sich zurückverwandelt hatte, habe ich damit gerechnet, dass die beiden sich jetzt anfreunden und Lösungen finden und ein bisschen rumphilosophieren und so! Naja, es kam anders.:D

Mantis beweist, dass sie sehr wohl Dialoge und auch lustig schreiben kann. (Hallo, ich bin der Spizz.:D)

Leider merkt man hier auch, dass zum Ende hin die Zeit knapp wurde.
Der dunkle Lord und der Genasi bleiben etwas blass, leider, da wären bestimmt auch lustige Vorstellungen drinn gewesen.

Die (Rück)entwicklung von Skeira von medikamenteninduzierter Paranoia hin zur einklitzekleinesbisschenbösen Werwolfnatur geht dann auch etwas zu schnell von statten, wenn man die lange, schön geschriebene Einleitung mit dem eher kurz gehaltenen Ende vergleicht.

Dafür gibts jede menge Details, über die man sich freuen kann. Der Berserker, das Elfenkraut, der polychromatische Ball des Ausgleichs:D...

Ich fands lustig, so.

Und Punkte gibts später.
 

Christa

Universaldilettantin
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Mein Punkt geht an Mantis. :up:

Die Idee mit dem Seminar war super und die Dialoge schön witzig. Genauso, wie ich es mag. :)
Er darf gar nichts sagen. Er hat den Ball nicht. Klasse. :D
 

Aurelia

Lichtbringerin*
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Mein Punkt geht auch an Mantis.
Die Idee mit der Selbsthilfegruppe ist einfach genial und viel zu gut umgesetzt, da muss ich mein Pünktchen einfach rausrücken.:D:up:

Bei Sheera hat mir das überraschende Chat-Intermezzo gut gefallen.:D Allerdings fand ich ihre Skeira nicht ganz so gut gelungen - sie war mir einen Tick zu ... naja ... wölfisch. Mir hat ein bißchen das unsichere, zurückhaltende, innerlich zerrissene gefehlt, was Skeira ausmacht. Trotzdem ist es aber auch eine sehr schöne Geschichte mit einem überraschenden Ende geworden. :up:
 

Kraven

Lernender
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Hm... ja. Punkt für Mantis, das Ergebnis fühlt sich trotzdem nicht richtig an. Die Qualität von Sheeras Geschichte spiegelt sich durch die Punktedifferenz nur sehr ungenügend wider.
Den Grundgedanken dahinter finde ich ziemlich cool. Ein verwundeter Werwolf, der seinem Leben in einem Kampf auf Leben und Tod ein Ende setzen möchte... das hat was Samuraimäßiges. Und ist dabei in genau dem richtigen Tonfall geschrieben, ruhig, ein bisschen melancholisch... Es ist eine sehr schöne Idee, die auch ordentlich umgesetzt wurde.
Hauptproblem ist einmal der Chat, der an sich eine coole Idee ist, aber losgelöst von der eigentlichen Geschichte steht - und die Kampfszene. Das ist mir zu statisch. Mjinn denkt zu viel in diesem Kampf, und auch die exakten Beschreibungen, was sie wann tut und mit welchem Ergebnis... das zeigt zwar, dass sich da Gedanken um die Choreographie gemacht wurden, aber es nimmt Tempo raus. Und das ist in einer Geschichte, in der der Kampf den tragischen Höhepunkt bildet, Gift.

Zu Mantis hat skull eigentlich schon alles gesagt. Sehr gute Idee, die dann auch konsequent durchgezogen wurde (und der polychromatische Ball des Ausgleichs ist einfach der Hammer :D ). Es ist ne Komödie, die sich damit begnügt, genau das zu sein, und die halt auch professionell genug durchgezogen wurde, um durchgehend zu unterhalten. Auch wenn mir Mjinn in der Geschichte ein paar Ähnlichkeiten zu viel mit einer gewissen Gnomendame hatte :rolleyes: :D
Letzten Endes einfach die bessere Geschichte, auch wenn Sheera diesen Punkteabstand nicht verdient hat.
 

Mantis

Heilende Hände
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Danke euch :)

Und.. Shee... abgesehen von der Chatisode (und davon, dass die Geschichte gerne länger hätte sein können) fand ich deinen Beitrag toll. Du schaffst es, mir deinen Charakter nahe zu bringen, und unglaublich sympathisch zu machen. Nicht allein durch die Schreibweise, sondern durch so Charakterzüge wie Selbstgespräche, Imperfektion (und das als Mönch!), und eine gesunde Einstellung zum Essen :D:up:
Meiner gegenwärtigen, eigenen Vorstellung von Skeira wirst du nicht gerecht, aber hätte ich sie konsequent so durchgeschrieben wie ich sie mir am Anfang gedacht habe, dann hätte sie sehr gut so enden können. Sich selbst und der Konsequenzen des eigenen Handelns bewusster. Eine sehr schöne Idee für eine Begegnung, auch wenn ich zuerst schockiert dachte: "Du... du hast sie getötet?" ;) - Geschieht mir ganz recht, das auch mal zu erfahren ^^


Gala: Wie ´man´ solche Geschichten schreibt, weiss ich nicht. Ich zumindest habe damit angefangen, zu überlegen: In welchem Szenario könnten sich diese beiden Figuren tatsächlich begegnen? Was sind mögliche Schnittpunkte, die über das Fantasy-typische "Wir machen zusammen eine Quest" hinausgehen.
Dann hatte ich einen spontanen Anfall, zugegebenermassen beim Schauen einer Sopranos-Folge :D - und dann war der Groschen gefallen. ^^
Der folgende Schritt war klar: was für andere Charaktere könnten in so einem Seminar auftauchen?
Die Handlung hat sich dann aus den verschiedenen Charakteren und ihren möglichen Verhältnissen zueinander entwickelt, ohne dass ich viel dafür tun musste ;)
Die Paranoia-Episoden zwischendurch waren am Anfang hauptsächlich deshalb in der Geschichte, weil ich nicht ausschliesslich-lustig schreiben wollte, ergaben dann aber irgendwie doch ihren eigenen Sinn.

Aber ob dir das jetzt weiterhilft, wage ich zu bezweifeln ^^
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Hehe, Danke für die Erklärung !

Ich hätte aber besser erklären sollen, was mich so beeindruckt hatte.

Was mich umgehauen hat, war mehr die Ausführung, als die Idee dahinter.

Deine Dialoge waren einfach gleichzeitig ganz und gar natürlich und doch brüllend witzig.
 
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