[Schreibwettbewerb - Runde III] Lisra / Durin

Wer hat die bessere Geschichte geschrieben?

  • Lisra

    Stimmen: 7 53,8%
  • Durin

    Stimmen: 6 46,2%

  • Umfrageteilnehmer
    13
  • Umfrage geschlossen .

Enigma

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Die erste von hoffentlich sieben Begegnungen in dieser Runde.

Thema war "ein großer Fehler".

Viel Spass! :)

 
 

Enigma

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Lisra

Die Sonne spiegelte sich blendend in den Pfützen, die der gestrige Regen hinterlassen hatte. Der Boden der Tundra war aufgeweicht und verlangsamte die gesamte Prozession. Seit einer Stunde waren sie unterwegs, und obwohl es nach wie vor keine Spur von ihrer Beute gab, schlug Hlinkas Herz unruhig in ihrer Brust. Sie stellte jedoch zufrieden fest, dass ihr die Schritte nicht mehr schwerfielen. Die schwere Last, die auf ihren Schultern ruhte, war normal geworden. Der Quartiermeister hatte zunächst gelacht, als sie darauf bestanden hatte, ihr eigenes Kettenhemd zu behalten, war dann aber auch nicht scharf darauf gewesen, einer Unerfahrenen gutes Metall nachzuwerfen. Es war ein seltsames Gefühl gewesen, als man ihr zum ersten Mal die Rüstung angelegt hatte. Sechs Wochen war das jetzt her. Sechs Wochen schon zog sie mit dieser Gruppe Krieger, ein weiterer Eimer Wasser gegen das Feuer, das überall in den Landen brannte. Hlinka hatte erst damit gerechnet, dass man sie als Ballast ansehen und abweisen würde, aber man hatte sie ohne zu zögern eingegliedert. Wie ernst war die Lage also wirklich? Sie hatte nicht viel erfahren.

Zwei Männer führten die Truppe, seit sie das Heerlager verlassen hatten. Cathwulf war ein Söldner und hob sich allein durch seine Kleidung vom Rest der Gruppe ab. Er trug nur eine Schärpe über seiner eigenen Rüstung, um seine Zugehörigkeit zu zeigen und keine Uniform. Seine Waffen hoben sich auch von denen der Anderen ab, mehr wie Schaustücke der Handwerkskunst als Gebrauchsgegenstände. Cathwulf diente Qrish als Assistent und Führer, für ein wahrscheinlich fürstliches Honorar. Hlinka und ihre Gefährten bekamen wenig, nur die relative Sicherheit, die eine bewaffnete Gruppe trug bringt. Qrish war ein Offizier des Königs und trug seinen bestickten Umhang mit Stolz und Freude, auch wenn er durch das matschige Wetter der letzten Tage nicht mehr in seinem majestätischen rot leuchtete. Die beiden Männer konnten unterschiedlicher nicht sein, und obwohl sie immer wieder flüsternd stritten, führten sie die Truppe bestimmt und gezielt.


Hlinka betrachtete ihr Spiegelbild in einer der unzähligen Pfütze. Farbe war wieder in ihr Gesicht zurückgekehrt und ihre Wangen waren nicht mehr eingefallen. Die drei Narben auf ihrer Wange jedoch waren noch immer rot. Trotzdem fühlte sie sich besser. Sie hatte noch immer Angst, das Pochen in ihrer Brust hörte nicht auf, aber es war eine neue Art von Furcht, eine, der sie sich leichter stellen konnte.

Cathwulf und Qrish waren einige Dutzend Meter vor ihr am Gipfel eines Hügels stehen geblieben. Der Söldner hob seinen rechten Arm und der Rest der Gruppe sammelte sich bei den beiden. Hlinka überflog die Landschaft. Es war dieselbe, die sie Wochen zuvor gesehen hatte, eine hügelige Graslandschaft, an deren Enden sich die dichten Wälder drängten. Jetzt lagen keine Leichen verstreut herum, die Körper waren längst aufgeschichtet und bestattet worden.

„Männer, “ sagte Qrish unverkennbar müde „ihr könnt selber sehen, dass wir zu spät sind.“

Die Gruppe schwieg. Jeder konnte sehen, wie leer die Ebene war.

„Der Abschaum der Kalten Hand hat sich längst in die Wälder geflüchtet, so haben wir keine Chance ihn wieder zu finden.“

Arlfred hob die Hand. Er war ein riesiger Mann und fast so alt wie Hlinkas Vater. Eigentlich hatte er das Leben als Soldat schon aufgegeben, doch im Angesicht der Bedrohung hatte er sich wieder berufen gefühlt.

„Mit Respekt, Sir, sie können nicht mehr als ein oder zwei Stunden Vorsprung gehabt haben, und sie wussten. dass wir ihnen folgen. Hier im Freien haben sie ihre letzte Chance gehabt, ihre Überzahl gegen uns auszuspielen.“ Vorsichtiger fügte er hinzu: „Und wir wissen doch, dass sie hinter Offizieren her sind.“

Die meisten der Männer bekundeten Zustimmung. Hlinka sagte nichts, sondern ignorierte die Bilder, die ihr wieder ins Gedächtnis kamen. Zu gerne hätte sie die Kreaturen eingeholt.

Einige Momente stand die Truppe schweigend da, bis Qrish wieder das Wort ergriff. „Wir gehen zurück, “ sagte er bestimmt. „Es hat keinen Sinn, einer kleinen Gruppe zu folgen.“ Er sah in die enttäuschten Gesichter der Soldaten. „Keine Sorge, wir kriegen unsere Gelegenheit. Ab.“

Missmutig wandten sich alle um und machten sich an den Abstieg, doch Hlinka drehte sich nach ein paar Schritten nochmals um, für einen letzten Blick über das Grasland.

Zu ihrem Erstaunen sah sie, wie Cathwulf Qrish am Arm gepackt hatte und leise auf ihn einredete. „Glaub mir, ich weiß es einfach“ war das Einzige, was sie hören konnte. Qrish schien mit sich zu ringen, doch Cathwulf nahm ihm die Entscheidung ab.

„Männer!“ rief er und die Soldaten blieben überrascht stehen.

„Der Hauptmann hat beschlossen, dass wir es doch noch einmal probieren. Wir ziehen zum östlichen Waldrand!“

Qrish sah einen Moment aus, als würde er widersprechen wollen, er öffnete sogar den Mund, nickte dann aber. Was auch immer zwischen ihnen gerade passiert war, es schien ihn doch überzeugt zu haben oder zumindest war es ihm den Streit nicht wert.

Cathwulf klopfte ihm auf die Schulter, ein grimmiges Funkeln in den Augen. „Wir werden sie schon kriegen.“

So zog die Truppe über die Ebene, dankbar dafür, dass die Sonne hinter Wolken verborgen war. Es war noch immer so, wie Hlinka es in Erinnerung hatte, auch wenn sie damals nur wenige Blicke für die karge Landschaft übrig gehabt hatte. Je näher sie dem Wald kamen, desto undurchdringlicher wirkte er auf Hlinka. Wie hatte sie es nur geschafft, dort durch zu kommen. Habe ich nicht, erinnerte sie sich. Wenn sie nicht gewesen wäre… Hlinka versuchte den Gedanken abzuschütteln. Sie hoffte, dass es ihrer Retterin gut ging, dem einzigen Menschen, den sie in den letzten Wochen, Monaten als Freundin bezeichnen würde. Aber dieses Glück war nicht von Dauer, und neues, plötzliches Leid hatte sie auseinandergezwungen.

Hände, dachte Hlinka, darauf kommt es an. Hände, die heilen und Hände, die zerstören. Man muss lernen, welche man selbst besitzt. Ist es Rache, die mich hierher getrieben hat, der Versuch, mich mit Blut zu waschen, oder etwas anderes? Warum bin ich nicht einfach nach Hause zurückgekehrt, als ich in Sicherheit war? Will ich meine eigenen Hände finden, mich wieder am Zerstören versuchen, weil ich nicht heilen kann? Kann mich das Zerstören von Anderen heilen?

Wind zerrte ohne Erfolg an ihren fest zusammengeknoteten Haaren. Als Einzige aus der Gruppe trug sie keinen Helm. Sie fand es unbequem und hatte oft genug gesehen, dass das dünne Stück Metal eh nicht helfen konnte. Ohne konnte sie die Zeit bis zu ihrem Tod ohne Nackenschmerzen zubringen. Am wichtigsten ist doch, mit den eigenen Händen leben zu können.


Schwer zu glauben, wie sich in den erdrückenstenden Situationen irgendwann Routine einstellen kann. Hlinka beobachtete, wie nicht nur ihre eigenen Hände, sondern auch die aller Anderen geübt und zielsicher alles taten, um das provisorische Lager sicherer zu machen: Schwerer zu sehen, schwerer anzugreifen.

Nach der Routine kommt das Warten. Starren ins Feuer, beobachten, wie der Sonnenuntergang immer mehr in den Himmel blutet und schließlich verschwindet, das lustlose aber bestimmte Kauen auf dem Proviant und das Schlucken von Tee, während das Unbehagen einen niemals verlässt. Kein Mond schien am Himmel.

Qrish wirkte den ganzen Abend hindurch unglaublich ruhig, fast schon stoisch, während Cathwulf, obwohl deutlich seinem Wunsch entsprochen worden war, unruhig und reizbar war. Er bellte seine Anweisungen und schien nur zu sehr darauf erpicht, die Stille, die Qrish hinterließ, selber zu füllen.

„Männer,“ adressierte sie Cathwulf schließlich, als die Nacht richtig angebrochen war „der Hauptmann und ich erwarten, dass sich der Feind in der Nähe aufhält und es nur eine Frage der Zeit ist, bis er hier eintrifft. Wir sind uns sicher, dass er nicht die Absicht hatte zu fliehen, sondern hier auf uns wartet.“

Der Söldner tätschelte seine Waffe und ließ ein böses Grinsen auf seinem Gesicht platznehmen.

„Er soll kommen. Wir werden auf ihn warten. Stellt euch auf, wie ihr es gelernt habt, und wartet ab. Bleibt außerhalb des Feuerscheins, außer, ihr wollt einen Pfeil küssen. Frieren ist besser als bluten.“

Qrish sagte kein Wort, sondern nickte nur. Alle erhoben sich.

„Sir, wie sollen wir in dieser Schwärze etwas erkennen können?“

Jetzt hob Qrish einen Zeigefinger.

„Mit etwas, das ihr sicher nicht im Training gelernt habt. Kommt alle her.“

Sie sammelten sich um ihren Offizier und hörten zu. Es klang zu gut als das es wahr sein konnte, aber manchmal, manchmal musste man einfach hoffen können.

„Auf eure Posten,“ befahl er schließlich.

Das sachte Geräusch von Klingen, die aus Scheiden glitten, füllte für einen Moment die Luft. Hlinka wog ihr eigenes Schwert in der Hand. Es war etwas kürzer als das der meisten Männer und noch immer lag es ihr nicht leicht in der Hand, doch ihr Arm zitterte längst nicht mehr. Sie hatte schon Schwereres geschwungen. Einmal. Hlinka blinzelte die Gedanken weg und starrte in die Dunkelheit. Jetzt war nicht der Moment. Der Moment würde noch kommen, da war sie sich sicher. Ihre freie Hand jedoch hielt etwas anderes umklammert. Die Wolken hatten sich immer mehr zugezogen. Der Mond war weiterhin verdeckt und auch kein Stern war zu sehen. Die Nacht war so finster wie seit Tagen nicht mehr. Nichts war zu hören, außer dem Feuer und den allgegenwärtigen Geräuschen des nahen Waldes.

Dann hörte sie den ersten Pfeil im Gras aufschlagen. Ein Weiterer landete, den Geräuschen nach zu urteilen, im Feuer. Jemand schrie, aber ob aus Schmerz oder als Täuschung konnte Hlinka nicht sagen.
Wie abgesprochen, wiederholte sie, zähle bis zehn und dann... Gleichzeitig mit allen anderen Soldaten schleuderte sie den kleinen Beutel, den sie von Qrish bekommen hatte, so weit sie konnte von sich weg.

Kleine, helle Feuer sprangen überall in der Ebene hoch und gaben dem Feld ein trübes Licht. Mindestens zwei Dutzend Gestalten waren nun deutlich zu erkennen, die Hintersten hielten Bögen in den Händen.

„AUF SIE!“

Der schwerste und zugleich der einfachste Moment; sich einfach nach vorne werfen, den Füßen alles überlassen und hoffen, dass man noch lebt, wenn man den ersten Feind erreicht. Beim ersten Schritt fühlt sich die Rüstung so unvorstellbar schwer an, doch dann fliegt die Zeit.

Hlinka legte ihre freie Hand an den Knauf ihres Schwertes. Sie versuchte, ihr ganzes Gewicht hinter die Klinge zu bringen, als sie durch den Rumpf des Hobgoblins drang. Die Kreatur dachte jedoch nicht daran, ruhig aus der Welt zu gehen, sondern riss mit einem Heulen die eigene Waffe hoch. Ein Armbrustbolzen bohrte sich in das hässliche Gesicht und als sie fiel, zog Hlinka schnell die Klinge aus ihrem Leib.

„Lass sie stillhalten!“ schrie jemand hinter ihr, und mit dem Wunsch nicht selbst so zu enden, rannte sie wieder los.

Sie hörte Cathwulfs scheußliches Lachen, wie in jedem Kampf, Schreie von Hobgoblins, Schreie von Menschen. Alles schien eine dichte Glocke über dem Feld zu bilden, die die Kämpfenden einschloss und aus der es kein Entkommen gab.

Sie fokussierte wieder, fand ihr nächstes Ziel. Ihre Augen hefteten sich auf das Symbol, das alle auf der Brust trugen. Der zur Faust geballte Panzerhandschuh, die Krone. Die kalte Furcht, die sie beim ersten Mal, vor Monaten, gespürt hatte, lag noch immer über ihr, aber an ihrer Seite stand Wut. Wut über die Gier, die diese Kreaturen dazu antrieb, immer wieder zu töten und die Gier jener, welche an den Fäden dieser Mörder zogen.

Sie sah Sandvikh neben sich und gemeinsam streckten sie einen weiteren Hobgoblin nieder, doch dann erstarb der Vorstoß. Der Massenvorteil der Hobgoblins war verloren, genauso wie die Überraschung über den Widerstand. Zweikämpfe brachen aus, der Kampf verteilte sich.

Hlinka blieb stehen. Um sie herum traf Stahl auf Stahl und manchmal Stahl auf Fleisch. Mit einem Herzen, das so sehr schlug, dass sie es kaum noch wahrnahm, versuchte sie zu entscheiden, wohin sie gehen sollte.

Dann sah sie es und mit neuer Stärke rannte sie vorwärts.

Cathwulf und Qrish, beide mit dunklem Blut bedeckt, aber offenbar unverletzt, standen zu zweit einem einzigen Feind gegenüber, der sie jedoch mit Schwert und Schild auf Abstand hielt. Hlinka hob ihr Schwert, nur noch ein paar Schritte, doch bevor sie zuschlagen konnte, schnellte das Schild herum und sie entging knapp dem mit Eisen beschlagenem Holz.

Schwer atmend positionierte sie ihr Schwert zwischen sich und der Kreatur. Sie war kleiner als die Hobgoblins und trug als einzige eine richtige Rüstung. Die Metallplatten schienen mit Ruß geschwärzt worden zu sein, denn von Weitem waren sie kaum zu erkennen gewesen. Trotzdem bewegte sie sich ziemlich schnell.

„Drei sind mir zu viele!“ Die Stimme war tief, aber eindeutig menschlich.

Qrish schien es ebenfalls aufgefallen zu sein. „Verdammter.. . Was macht ein Mensch bei der Kalten Hand?“

Der Mann blockte lachend einen Schwerthieb von Cathwulf. „Du weißt nichts über uns, kleiner Königsmann, aber wir viel über euch. Wegen dir bin ich hier.“

Hlinka schluckte. Also war es tatsächlich wahr, dass die kalte Hand gezielt auf Offiziere Jagd machte, um das Eingreifen der Königlichen Soldaten ins Chaos zu stürzen.

„Vergiss es!“

Cathwulf warf sich erneut gegen den Mann. Hlinka war erstaunt. Der Söldner hatte nie mehr als professionelle Kälte gegenüber dem Offizier gezeigt. Sie schob den Gedanken beiseite und suchte stattdessen nach einem Punkt, den sie angreifen konnte, den Mann leicht umkreisend.

„Du kannst es nicht verhindern, Schwächling!“

In einer Bewegung schwang der Krieger sein Schild herum und drängte Hlinka erneut zurück. Dann, als er das schwere Stück Holz zurückriss, ließ er es los. Das Schild prallte gegen Cathwulf, der von den Füßen gerissen wurde und aufheulte wie ein verwundeter Wolf. Die nun freie Hand des Mannes flog zu seinem Waffengurt und zog etwas heraus. Zuerst hielt es Hlinka für einen Dolch oder ein Messer, doch als sie vorsichtig einen weiteren Schritt tat, sah sie, dass es ein kurzer, hölzerner Stab sein musste. Er riss ihn hoch und deutete auf Qrish. Gelbliches Licht schoss aus dem Stab und glühte um Qrish, wie kleine Flammen. Als sie verschwanden, rührte Qrish sich nicht mehr, das Schwert in der gleichen Haltung gefroren.

Die Erinnerung traf Hlinka wie ein Schlag. Die Lähmung. Hilflosigkeit. Hände. Dieser Blick…

Die Wut in ihr kochte über und warf Blasen aus reinem, heißem Zorn. Sie sah, wie das Schwert Qrishs Kopf vom Körper trennte, doch es bedeutete nichts. Es gab keinen Platz mehr in ihr für mehr als den brennenden Wunsch zu töten, die Feigheit für immer zu beenden. Ihr Schwert traf nur den Stab, nicht den Arm, aber er brach trotzdem. Sie fühlte ein zufriedenes Lächeln kommen, bevor sie der Panzerhandschuh im Gesicht traf und zu Boden schleuderte. Liegend war sie wieder in der Reichweite des Schwerts und das Gewicht ihrer eigenen Rüstung lag schwer auf ihrem Körper.

Cathwulf sprang an ihr vorbei und prallte gegen den Krieger. Er verlor das Gleichgewicht und beide Männer stürzten zu Boden, ein Knäuel aus Armen und Rüstungsteilen. Der Söldner schrie, während er schlug, von Rache für Menschen, von denen Hlinka nie gehört hatte, dass es seine Mission sei, ihn und seine kriegstreibenden Meister in den Abyss zu bringen. Hlinka kam auf die Knie. Qrishs Armbrust lag neben ihr. Sie nahm die Waffe in die Hand und lud sie durch, obwohl dabei heißer Schmerz durch ihre Arme zuckte und ihr die Hände zitterten. Die Armbrust war mit Blut förmlich übergossen. Sie fand einen Bolzen und mit einer wunderbaren Ruhe im Geist, die überhaupt nicht zu ihrem Zorn passte, erschoss sie einen Hobgoblin, der seinem Meister zu Hilfe kommen wollte.

Ich lerne. Das Falsche.

Ein weiterer Hobgoblin erschien aus der Dunkelheit. Hlinka hob ihre Klinge auf. Leere breitete sich in ihr aus. Es gab nur Ausweichen, Abwehren, Zuschlagen. Cathwulfs Geschrei verschmolz mit dem Lärm der Schlacht. Er sei nicht der Erste, den er aufhalten werde. Er würde nicht aufhören. Es sei seine Bestimmung. Hlinka, das Gesicht ausdruckslos, blieb am Leben.


Die Feuer waren runtergebrannt. Egal wie viel warmes Blut vergossen wird, die Erde bleibt kalt. Kann ich daraus etwas lernen?

Schmerz pochte hinter ihren Schläfen. War sie bewusstlos gewesen, gestürzt? Hlinka wusste es nicht. Nichts schien mehr real zu sein, außer dem Schmerz und der Kälte der Erde. Mühsam drehte sie den Kopf. Einige Meter entfernt von ihr, im Licht sterbender Funken, sah sie den Umriss von Cathwulf stehen.

„Ich habe versagt,“ sagte der Söldner leise .„Schon wieder.“

Sie wollte etwas erwidern, aber ihre Kehle war zu trocken. Dann ging ihr auf, dass er nicht zu ihr gesprochen hatte, wahrscheinlich nicht einmal wusste, dass sie da war.

„Wir haben versagt.“

Eine weitere Stimme, eine, die sie nicht erkannte.

„Geben wir auf?“

„Nein. Wir sind wieder auf einer Spur. Wir können nicht ruhen, bis wir den Kriegsherrn vor unserem Schwert haben.“

Hlinka blickte angestrengt in die Dunkelheit. Mit wem redete er da? Bildete sie sich das ein oder konnte sie einen Schemen in der Dunkelheit erkennen, der dort nicht hingehörte? Redete Cathwulf mit Schatten oder Geistern? Ihr war fast nach Kichern zumute.

„Wir werden es schaffen,“ sagte Cathwulf, zu wem auch immer, obwohl Enttäuschung und Wut in jeder Silbe lag.

Ich möchte es auch schaffen, dachte Hlinka. Ich möchte lernen loszulassen.
 

Enigma

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Durin

„Das ist schick“, murmelte der Zwerg, während er mit dem Stift, über das Papier kratzte. „In so einer kompakten Welt, in der man praktisch alles Wissenswerte in ein einzelnes Buck packen könnte, da kann man einfach ein paar stehende Begriffe verwenden und jeder weiß was gemeint ist.“
Der Elf sah im über die Schulter und seufzte: „Ich glaube nicht, dass alle deine Leser Knowledge: Religion ausgemaxed haben.“
„Hm, aber was kann man da machen?“
„Wie wär’s mit einem Glossar. Du machst einfach ein Sternchen, wenn die Namen das erste Mal auftaucht und schreibst die detaillierten Informationen ans Ende.“
Der Elf ging weg und der Zwerg starrte auf das Papier. „Sachen gibt’s.“


Götterdämmerung für 1

… Sie sank wieder auf den kalten Boden. Ihr Herz schlug so schwer, als würde es durch ihre Rippen brechen wollen.

Leise Schritte. Wieder sah Hlinka auf, den Dolch noch immer in ihrer Hand. Überrascht weiteten sich ihre Augen erneut. Skeira, auch im Licht des Feuers bleich, und ohne eine Faser an ihrem Körper, stand vor ihr.

„Wer bist du?“ flüsterte Hlinka. „Was bist du?“

„Werwolf“, antwortete Skeira nur, „Lauf, ich kann es nicht lange kontrollieren.“

Hlinka dacht ans Laufen, doch sie sah keine Chance, einem Werwolf zu entkommen, sollte Skeira sich erneut zurückverwandeln. „Du kannst das, du bist ein guter Mensch, keine Bestie.“

Die Wolkendecke brach auf und das Mondlicht fiel in vollen Glanz auf Skeira, die sich vor Schmerzen wandte, während sich ihr Körper erneut in einen Werwolf verwandelte.

„Mutter Mond, hilf ihr“, stieß Hlinka ein Stoßgebet nach oben und redete dann beruhigend auf die mit sich selbst ringende Werwölfin ein: „Du bist so stark, du kannst es kontrollieren. Ich glaube fest an deine menschliche Seite.“

Hlinkas Glauben wurde enttäuscht. Skeiras Wille wurde von der übernatürlichen Urgewalt übermannt und sie warf sich auf die junge Frau. Die billige Eisenklinge, an die Hlinka sich klammerte, hätte sie auch in den Händen einer erfahrenen Kämpferin nicht ernsthaft verletzten können. Hlinkas letzte Schmerzensschreie hallten durch den Wald doch es war niemand da, der sie hören konnte. Skeira zerfleischte sie.

Und so starb Hlinka.



Doch in dieser Geschichte ist der Tod erst der Anfang.

Die Veränderungen waren subtil. Sie konnte sie nicht genau benennen, aber sie spürte es deutlich. Wald, Nacht, Mond, war alles noch da, aber der Schrecken war einer unbeschreiblichen Friedfertigkeit gewichen. Keine bösen Augen beobachteten sie aus dem Dunkel des Waldes, dort waren nur die lieben Tiere die nach einem Tag des ausgelassenen Herumtollens friedlich schliefen. Sie spürte es. Aufkommende Fragen schob sie zur Seite, sie ließ sich lieber ins weiche Gras fallen und blickte in den Himmel.

„Willkommen“, begrüßte sie eine Stimme und im Bild des Mondes zeichnete sich eine Gestallt ab. Sie war gleichzeitig im … gleichzeitig der Mond und eine nicht greifbare Präsenz direkt neben ihr.

„Selune*?“ hauchte Hlinka in Ehrfurcht. Sie stand – beziehungsweise lag – vor ihrer Göttin. Mit dieser Erkenntnis konnte sie auch die Tatsache nicht mehr ignorieren, dass sie tot war. „Ich hatte mir das irgendwie anders vorgestellt: Gerichtet, geläutert, den Körper hinter sich lassen und so.“ Hilinka sah an sich runter, sie war bei bester Gesundheit, ein paar Jahre jünger als bei ihrem Tod, sechzehn vielleicht, aber es war immer noch ihr Körper.

Ein Licht fiel ihr vom kopfseitigen Horizont aufs Gesicht. Hlinka richtete sich auf und sah sich in Erwartung eines Sonnenaufgangs um, aber es waren nur ein paar Sterne die besonders hell funkelten. Zwischen ihnen zog Nebel auf und aus dem Nebel heraus formte sich eine weitere Silhouette. „Wir haben … eine Abkürzung genommen“, hörte Hilinka in einer zweiten Stimme, dann erneut die erste: „Aber genug mit diesen Eitelkeiten.“

Zwei Frauen erschienen neben ihr, eine schwarzhaarig, die andere mit silberweißem Haar, beide von bemerkenswerter Schönheit und umgeben von einer Aura der Übernatürlichkeit – aber ansonsten menschlich.

Hlinka folgerte, dass die Schwarzhaarige die Göttin Mystra* war. Sie ging vom Sitzen ins knien über und verbeugte sich heftig vor beiden.

„Bitte, nicht so förmlich“, meinte Selune lächelnd und die Göttinnen setzten sich zu Hlinka auf den Boden. „Lass mich erst einmal zu den Punkt kommen, wieso du hier bist.“ Sie machte eine kurze Pause und sah Hlinka schuldbewusst an: „Das mit deinem Tod tut mir leid, da habe ich dich enttäuscht, aber leider kann ich bei Werwölfen nichts machen, dass sind Malars* Wesen. Ich schätze, du könntest ihn deswegen verfluchen.“ Sie hielt inne und blickte auffordernd, Hlinka immer noch von der Situation überwältigt, konnte nur nicken und „Ja“ sagen.

Selune und Mystra wirkten einen Moment abwesend, offenbar irgendetwas Göttliches machend. Dann sahen sie sich gegenseitig an und nickten. Mystra meinte: „Ja, ich denke, damit kommen wir durch.“
Selune erklärte weiter: „Es geht nicht um uns, sondern um eine Freundin. Eldath* ist von Malar in die Enge getrieben und die anderen Naturgötter sind verhindert. Und Malar und seiner Verbündeten sind daran definitiv nicht unschuldig. Aber seh’ selber.“ Selune berührte Hlinkas Stirn und im Geiste des Mädchens tauchten Bilder auf. Eine blonde Göttin in einem grünen Kleid, meditierend in einem Raum der gleichzeitig ein prächtiger Tempel und natürlicher Hain war. Säulen die Bäume waren, Wände aus Weinstöcken und Wasserfällen. Doch die Wände brachen ins Nichts weg und der friedliche Platz war plötzlich umgeben von gespenstischem Urwald. Malar trat aus dem Wald hervor und mit ihm Bestien – Tiere mit schwarzem Fell und blutroten Köpfen, alptraumhafte Verzerrungen natürlicher Raubtiere.

Malar trat aus der Menge, er selber sah aus wie eine Mischung aus einem Affen, einem Wolf und einem Dämon, von überragender Größe. Er spottete: „So so, hier stehst du jetzt mit dem Rücken zur Wand. Es hätte dir doch klar sein müssen, dass du dich vor dem Gott der Jäger und Bluthunde nicht ewig verstecken kannst. Und erneut wirst du sterben aber an diesem Ort stirbt ein Großteil deiner Macht mit dir und dann?“ Er lachte grausam und mit ihm viele seiner Geschöpfe. „Wenn du die zaubergeilen Menschen nicht mehr mit Sprüchen versorgst, glaubst du dass sich dann noch irgendwer an dich erinnert? Die werden alle sagen: ‚Irgendeine schwächliche Schlampe, was soll ich die anbeten?’ und du wirst zu den vergessenen Göttern zählen.“

Der Kreis der Bestien begann enger zu werden, als sie auf Eldath zupirschten. Doch die Göttin schien nicht ängstlich. Sie lächelte und antwortete mit klarer Stimme: „Nein, ich habe dich dort, wo ich wollte.“ Um sie herum stiegen geisterhafte Krieger aus dem Boden, bewaffnet und entschlossen. Doch vor allem waren sie zahlreich, eine gesamte Armee. „Es sind die Toten, die du hast umbringen lassen, auf deinem Weg zu mir und sie wollen die Rechnung begleichen.“

Der Kampf entbrannte und die Untoten im Dienste der Naturgottheit gewannen. Ihre Göttin unterstützte sie mit Magie, die Bestien konnten ihnen wenig anhaben und schließlich überwanden sie auch Malar mit ihrer Masse.

Hlinka hörte die Stimme von Selune, wie sie die Bilder kommentierte: „Und es sollte so sein, dass dieser Kampf einen Wendepunkt darstellt. Durch die Niederlage verliert Malar vieles: Macht, Selbstvertrauen und was vielleicht am wichtigsten ist: Respekt der anderen bösen Gottheiten. Deswegen können wir – als Beispiel – Eldath danach etwas aktiver beistehen und sind nicht mehr auf Tricks wie diesen hier angewiesen. Es geht nur darum, Malar nicht noch mächtigere Verbündete in die Arme treiben. … Zumindest war dies Eldaths Plan, doch er hatte einen fatalen Fehler.“

Das Bild springt zurück zu dem Moment, an dem die Wände des Tempels fallen. „Sie hatte zehntausend Anhänger verpflichtet ihr auch über den Tod hinaus zu dienen. Viele davon starben durch Malars Anhänger und durch den Schwur gegenüber ihrer Göttin umgangen sie Kelemvors* Gesetze. Doch Kelemvor hat seine Macht ausgespielt und jetzt zeigen alle Hellsichtzauber nur einen Ausgang.“
Die Bestien fielen über Eldath her. Sie wehrte Welle um Welle ab, blendete sie, besänftigte sie oder vertrieb sie, doch vom Blutdurst ihres Gottes besessen griffen sie immer wieder an und begruben sie schließlich unter sich. Malar selbst riss ihr das Herz heraus und fraß es. Hlinka wurde unwillkürlich an die schrecklichen Bilder ihres eigenen Lebens – beziehungsweise Todes – erinnert. Sofort schämte sie sich für diesen Gedanken, wie konnte sie sich mit einer Göttin vergleichen?

Sie war wieder auf der Lichtung in Selunes Reich, die Göttin strich ihr mütterlich über die Wange und die Vision verlor den Schrecken. „Sie ist nicht gut im Töten, ihre Essenz ist Pazifismus und die ist in ihrer letzten Zuflucht am stärksten. Sie braucht ihre Beschützer in diesem Kampf, doch die geistern planlos auf der materiellen Ebene herum.
Dabei war für diesen Fall vorgesorgt. Eldath hatte ein Artefakt in ihrem Besitz, das das schlimme Schicksal abwenden kann, aber es ist verschwunden.“

Selune setzte ab und die beiden Göttinnen sahen Hlinka eingehend an. Sie schienen auf eine Antwort zu warten, aber das Mädchen konnte nur eins herausbringen: „Wieso ich? Wieso kein mächtiger Magier. Jemand wie der berühmte Elminster?“ Die Antwort war ernüchternd: „Sterbliche können wir da erstrecht nicht hineinziehen. Befehl von oben. Du hingegen bist ein Geist, der sich an Malar rächen will, du kannst dich einmischen, ohne dass jemand unsere Beteiligung nachweisen kann. Es gibt nicht viele Kandidaten und die Chance, dass du zur rechten Zeit am rechten Platz sein wirst ist eher schwach…“ Mystra unterbrach Selune: „…mittelmäßig, ist schließlich mein Zauber.“

Hlinka stand auf und schritt mit wackligen Beinen auf und ab. Sie vergewisserte sich, dass das kein Traum war, aber nein, ihre Träume waren nie annähernd so verrückt. Aber wie könnte sie sich diesem Wunsch widersetzen? „Was muss ich tun?“

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Sie erschien auf der ätherischen Ebene in einem Eldath geweihten Hain. Es war friedlich. Wunderbar, der Zauber hatte geklappt, sie war durch Raum und Zeit gereist und das anscheinend zum rechten Punkt.

Ein Satyr vergnügte sich auf einem Strohbett neben einem Altar mit zwei Dryaden, ein paar weitere Diener schienen mit Gartenarbeiten beschäftigt. Jetzt musste Hlinka irgendwie mit den Leuten in Kontakt treten. Aber wie? Sie hatte keine Ahnung. Gut, die Zeit war auf ihrer Seite und irgendwann würden Kleriker ja wohl einen Geist entdecken, der an ihrem heiligen Ort rumspuckt.

Doch dann war es mit dem Frieden plötzlich zu Ende. Das Astgeflecht, das als Wand (und mehr der Privatsphäre als echtem Schutz) diente riss auf und schwarz gekleidete Gestallten stürmten herein.

Der offensichtliche Anführer rannte zur Mitte des Platzes und forderte mit ausgestrecktem Schwert den Satyr heraus. Dieser war bereits aufgesprungen und als er seinen Arm ausstreckte sprang sein Schwert von der Wand in seine Hand. „Peter Sanderson! Hat dir der Kult das Malar-Schwert als Bezahlung für diesen Auftrag gegeben?“ Die beiden kannten sich anscheinend, der Mensch antwortete: „Pha, ich hab’s mir einfach genommen, als der letzte Besitzer starb. Recht des Stärkeren, Ziegenmann, so läuft das wenn man nicht grade die personifizierte Nutzlosigkeit anbetet.“

Der Worte schienen genug gewechselt und die beiden fielen übereinander her. Sie tauschten kräftige Hiebe aus und anfänglich schien es, als könnte der Satyr langsam einen Vorteil herausarbeiten. Doch wütender Eifer ergriff die Kontrolle über den Söldner. Als seine Kameraden die Tempeldiener und –wächter ausgeschaltet hatten wollten sie ihrem Anführer zur Hilfe kommen doch er befahl ihnen sich nicht einzumischen. Immer härter schlug er zu, leichte Wunden an Armen und Beinen ignorierte er. Schließlich begrub er den Gegner unter sich und drückte die verschränkten Schwerter von oben Richtung Hals hinunter. Der Satyr wehrte sich vergeblich, mit einem Krächzen hauchte er sein Leben aus, Hlinka musste sich abwenden von diesem grässlichen Anblick.

„Wer bist du und was machst du hier?“ hörte sie eine Stimme, deren Bestimmtheit keinen Zweifel ließ, dass sie gemeint war. Hlinka drehte sich um und sah die geisterhafte Version des Satyrs an. „Ich bin im Auftrag deiner Göttin Eldath unterwegs. Ihr Plan ist schrecklich schief gelaufen, da Kelemvor sich eingemischt hat. Jetzt braucht sie das Artefakt, das du bewachst.

Der Geist betrachtete ihre ätherische Gestallt lange und eingehend, sein Blick ließ sie schaudern und nicht in der Art in der Satyrblicke junge Mädchen während ihren Lebzeiten zum Schaudern bringen. „Artefakt“, lachte er spöttisch, „Ja, so was in der Art. Weißt du, Götter sind auch nur –Eldath verzeihe mir– wirklich, wirklich mächtige Zauberer. Klar sie können Klerikern ganz tolle Magie zur Verfügung stellen und auch ein paar andere Tricks, aber am Ende sind sie den Menschen sehr ähnlich. Und mit ‚Menschen’ meine ich jene die in den Städten leben und sich ‚Adlige nennen’ und ihre Machtbasis auf sehr fragwürdige Art gesichert haben. Verdammt, einige von ihnen waren ja vor zwanzig Jahren noch normale Menschen. Und, nun ja, diese Vergangenheit macht sie – und ich meine ihn nur leichter ... verhandelungsbereit.“
Schließlich hellte sich seine Miene auf und er meinte: „Gut, ich glaube dir. Es ist in dem Teich dort hinten versteckt. Da meine Ordensmeisterin mir angekündigt hatte, dass so etwas wie das hier passieren könnte habe ich auch Vorkehrungen getroffen, sogar in dieser Form ranzukommen. Auch wenn ich bestimmt nicht geplant hatte so abzutreten. Ein verdammter Söldner. Ein einziger. Was für eine Schande. Egal, ich …“

Ein Blitz leuchtete vor ihnen auf, und ein Engel erschien. Doch es war nicht die Art gütiger Engel mit güldenem Haar und einer Aura der Güte. Seine Haut war Stein und seine Augen schwarz und kalt wie Onyxe. Von ihm ging nichts aus außer einem überwältigenden Gefühl der Pflichterfüllung. „Der Richter der Toten erklärt, dass das Aufstellen einer Untotenarmee auch für geringere Götter unzulässig ist. Sie werden zerstört“, verkündete er mit monotoner Stimme. Der Satyrgeist stieß Hlinka zurück. Sein Schwert – oder zumindest eine geisterhafte Version davon – erschien in seiner Hand und er sagte: „Versteck dich. Und keine Sorge, ich werde Eldath nicht enttäuschen, ich werde ihr die Rolle überreichen.

Hlinka tauchte in den Boden ab und versuchte wegzukommen. Sie hatte nicht viel Vertrauen, von ihrer Position aus war es bereits Vergangenheit, dass der Satyr gegen den Diener Kelemvors verloren hatte. Erst eine halbe Ewigkeit später flog sie zurück zum Hain. Vorsichtig pirschte sie sich heran, aber der Engel war weg – offensichtlich hatte er nur den Auftrag gehabt einen Geist zu bekämpfen und auch nicht mehr getan. Auf der materiellen Ebene hatten die Söldner gerade ihre Opfer vergraben, unwissend über das was sich so nahe neben ihnen abgespielt hatte. Offensichtlich gab es Streit über das Schwert des Satyrs, aber der Anführer hatte sich mit seiner Entscheidung, es zur Leiche zu legen, durchgesetzt.

Sie suchte am Teich und fand tatsächlich eine magisch gesicherte Vorrichtung, aber sie konnte sie nicht öffnen – oder sonst etwas von dieser Ebene aus machen. Sie versuchte Hilfe zu hohlen doch spürte sie, dass es nicht ging. Sie konnte diesen Ort nicht verlassen. Das war das Schlimmste an dieser Form des Seins: Die Regeln hatte ihr vorher niemand erklärt. Also wartete sie und hoffte. Die Göttin hatte gesagt, sie sei eine von wenigen die zur rechten Zeit unter den rechten Umständen umgekommen war … umgekommen sein würde … nicht die Einzige. Oder vielleicht würde ja noch ein Kleriker der Göttin kommen um zu sehen was mit dem Hain passiert war. Sie setzte sich neben den Altar und begann zu warten. Die Zeit verging schneller und schneller doch niemand kam.

Zumindest nicht bis sie schon fast die Hoffnung aufgegeben hatte. Jedes Gefühl für Zeit verloren brauchte sie Minuten um auf den ersten Neuankömmling zu reagieren.

Eine Nymphe trat durch die verwilderten Hecken, sie identifizierte die Gräber, die jetzt nur noch als unkrautbewachsene Hügel zu erkennen waren und ging schließlich auf den, der etwas einzeln lag zu, als ob sie wusste, wer dort begraben lag. Oder er wusste es! Der Geistersatyr glitt aus ihrer Gestalt und kniete manifestiert neben dem Grab – warum konnte Hlinka das nicht? Sie flog auf ihn zu, als er sie bemerkte drehte er sich zu ihr um und fragte: „Wer bist du und was machst du hier?“ Sie lächelte kurz, es war dieselbe Begrüßung, wie beim letzten Mal. Sie schaute ihn an, aber er schien sie tatsächlich nicht zu erkennen. Dies war also was Kelemvor mit den Geistern tat, oder war es lediglich das, was passierte, wenn sich ein Geist auch bei der zweiten Vernichtung weigerte, tot zu bleiben?

„Ich bin Hlinka, aber weist du wer du bist?“ Als sie ihn genauer musterte fiel ihr auf, das er nicht ganz der selbe war, viele Details, waren verschwunden, als hätte ihn jemand aus der Erinnerung gezeichnet. „Nein, aber bis ich es weiß nenn ich mich Drauger. Ich denke, ich liege hier begraben.“ Hlinka stimmte ihm zu: „Ja, ich war hier, als du getötet wurdest. Aber was du im Leben warst ist viel wichtiger, du hattest eine wichtige Aufgabe.“ In kurzen Worten erklärte sie ihm, dass er zu Eldath Kirche gehört hatte – nein, gehörte, denn auch über den Tod hinaus wollte er ihr dienen – und dass die Göttin in Nöten sei.

Er brauchte etwas um diese Informationen zu verarbeiten. „Das fühlt sich … richtig an“, meinte er schließlich. Hlinka brachte ihn zum Teich und als er sich dort erneut manifestierte hob sich ein Glaskasten aus dem Wasser. In dem Kasten wurde eine Schriftrolle sichtbar. „Frag mich nicht wieso, aber ich weiß einfach, dass ich jetzt ein Schlüsselwort sagen muss, oder das Ding wird in einem Feuerball aufgehen“, sagte er zu Hlinka. Er sah sich um. Sein Schwert erschien in seiner Hand und von der Klinge laß er ab: „Harmonie“


Nichts passierte. „Verdammt“, fluchte er. „Eldath? Frieden. Ausgeglichenheit.“ Hlinka nahm etwas Abstand. Der Geist konnte jetzt niemanden gebrauchen, der seine Motivation ins wanken brachte und sie war der Verzweiflung nahe. Es konnte doch nicht jetzt noch scheitern.
Nach einigen Stunden näherte sie sich ihm wieder. Mit der Ausdauer eines Untoten war es jetzt anscheinend dazu übergegangen, willkürliche Wörter in annähernd alphabetischer Reihenfolge zu sagen: „…förmlich, Förster, fp … nein, Fracht, Frieden, nein, das hatte ich schon, frisch, Freiheit, Freund, Freude, fromm, fr…“ Der Glaskasten sprang auf und gab den wertvollen Inhalt frei. Hlinka eilte heran und fragte aufgeregt: „Du hast es geschafft, was war es?“
„Keine Ahnung“, antwortete er „Irgendwas mit ‚f-r’, ‚Freude’ glaube ich, aber die echte Frage lautet: Wie bekommen wir das jetzt zu der Göttin?“
„Ich glaube da kann ich helfen“, mischte sich die Nymphe ein mit der Drauger angekommen war. „Ich bin zwar keine Klerikerin aber so ein bisschen was kann ich mit Geistern auch.

-----------------------

Die Beiden fanden sich auf Eldath kleiner Zufluchtsebene wieder, die Ebene, die Hlinka schon aus den Visionen kannte. Wie auch immer Eldath diesen Ort verteidigte, es schien sie sehr anzustrengen, aber als sie Drauger sah hellte sich ihre Miene auf. Von Erfurcht um seine Worte gebracht überreichte er schweigend die Schriftrolle.

Es störte die Göttin auch nicht, dass die Wände wegbrachen und sie von Malars finsteren Dschungel umgeben waren. Sie legte die Rolle an ihre Stirn und ihr Abbild flackerte einen Moment.

„So so, hier stehst du jetzt mit dem Rücken zur Wand“, zog der aus dem Wald getretene Gott der Raubtiere die Aufmerksamkeit auf sich. Doch als Antwort diente eine Armee von Geistern, die um ihre Göttin herum aus dem Boden auftauchten, Drauger nahm seinen Platz zwischen ihnen ein und der Kampf ging los. Und natürlich verlief er genau wie in der ersten, der guten Vision.

-----------------------

Eldath gab ein Freudenfest, sie selbst trat in 100 Körpern auf, um jedem ihrer Krieger persönlich danken zu können, so auch Drauger und Hlinka. Zu dem Satyr gerichtet meinte sie: „Ich freue mich auch für dich, dass du dich selbst gefunden hast du solltest dich wirklich wieder Viator nennen, mein Kind.“ Er nickte, aber die Göttin hatte noch eine spezielle Überraschung. „Ach, ich habe da übrigens eine gewisse Druidin, die zwei Reinkarnationen vorbereitet hat. Drauger, beziehungsweise Viator schien skeptisch und auch Hlinka dachte nach. Eldath fügte hinzu: „Wenn du natürlich deinen eigenen Körper wiederbelebt haben willst, dann könnte ich versuchen, jemanden…“
„Nein, das ist es nicht“, unterbrach Hlinka. „Aber, ist der neue Körper bei so etwas wirklich immer zufällig?“ Eldath musterte sie und grinste. Sie lehnte sich nach vorne und flüsterte ihr ins Ohr: „Keine Sorge, für dich werde ich mich ganz besonders anstrengen. Auch wenn ich gehört habe, dass ihr Menschen, wenn ihr einmal tot wart und zurück gekommen seit, ohnehin vor nichts in der Welt mehr Angst haben müsst.“
Sie drückte Hlinka noch einmal und griff dann zu einem Weinkrug um ihren Gästen einzuschenken.


Hlinka bereitete sich auf ihre Reinkarnation vor und so wie diese Geschichte mit ihrem Tot begann endet sie mit ihrer Wiedergeburt.



Glossar der Götter
Selune: Mondgöttin, Schutzpatronin Reisender und Suchender. Zu ihren ikonischsten Gläubigen zählen gutgesinnte Lykantrophen.

Mystra: Göttin der Magie und des magischen Netzes, eine enge Verbündete von Selune.

Malar: Gott der Bestien und der Jagd. Malar ist ein durch und durch böser Gott, der im Töten und in der Zerstörung aufgeht. Raubtiere und derartige Bestien, im Speziellen bösartige Lykantrophen, sind seine Domäne.

Eldath: Göttin der Wasserfälle, Haine und sonstiger ruhiger Plätze in der Natur. Eine überwiegend pazifistische Naturgottheit.

Kelemvor: Gott des Totenreiches, er richtet über die Toten und weist ihren Seelen eine finale Heimatebene zu. Natürlich hasst er in dieser Position Nekromanten und Untote, die diesen Plan durchkreuzen wollen.
 

Rote Zora

Pfefferklinge
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Sehr schön zu lesen, beide.
Lis steigert sich, finde ich, mit jedem Beitrag. Die Stimmigkeit behält sie bei, die Geschlossenheit ihrer Erzählungen gewinnt aber dazu. Natürlich bleibt sie sich treu darin, dass alles am Ende offen und rätselhaft bleibt, und die junge Frau einfach nicht begreift, was um sie herum wirklich vorgeht. Und genau das ist eine ungeheure Stärke und kann geradezu als Lehrmaterial verwendet werden, was konsequent umgesetzte Erzählperspektive heißt: Der Leser weiß nicht mehr als die Protagonistin, und die weiß so gut wie gar nichts. Die Ratlosigkeit, die einen befällt, wenn man Hlinkas Abenteuer liest ist kein bug, sie ist ein feature. Das Thema "ein großer Fehler" ist nur indirekt angeklungen, aber in Aussagen wie "wir haben wieder versagt" oder "ich lerne das falsche" kann ich erkennen, dass Lis die Vorgaben nicht ignoriert, sondern kreativ umgesetzt hat.

Durin muss ich zunächst für das Glossar danken, obwohl ich in RL bei theological knowledge meinen Wurf nur bei einer 1 oder 2 verpatze, war das sehr hilfreich, der Zwerg/Elf Dialog am Anfang eher überflüssig. Aber ich will auch hier zu aller erst die Stärken sehen: Der Einfall ist schon klasse, Hlinka gleich mal zu killen (auf diese Weise, sehr gelungen!), dann die ganze Szene im Götterhimmel aufzuziehen und Drauger und Hlinka zu Verbündeten zu machen, die am Ende auch aufeinander angewiesen sind (kein Superpowerheld als eigener Char bei dem der 'Gegner' Char nur Anhängsel ist!), das alles ist rund und stimmig umgesetzt. Die Verwirrung weicht zunehmend einer Neugier, wie das Ganze nun ausgeht. Insgesamt hätte solch eine Story natürlich mehr Epik verdient, im Kurzgeschichtenformat wirkt da einiges sporadisch, fast gehetzt. Aber auch dafür kann man einen Punkt für Mut vergeben: Es zu riskieren ist besser, als aufzugeben.

Wer kriegt den Punkt? Das überlege ich noch. So vom Geschmack her sagt mir Lis' Geschichte mehr zu, in Sachen Originalität ist Durin stärker.

ZORA
 

Irotor

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Ich muss sagen: Beide Geschichten wissen zu gefallen.

Zuerst zu Lisras Geschichte:

Flüssig geschrieben, Handlung, die viel offen lässt, aber nicht das Gefühl hinterlässt, etwas würde fehlen. Mir gefällt hier vor allen Dingen die Atmosphäre der Geschichte, die allgegenwärtige Bosheit und Last der Schuld, ich hatte beim Lesen der Geschichte immer irgendwie das Gefühl, dass mich irgendetwas niederdrückt. Das zieht sich konsequent durch die gesamte Geschichte und auch der Kampf lässt das Gefühl nicht verschwinden, er verstärkt es sogar, denn der Kampf ist hart und blutig, nicht heroisch und es kommt kein glänzender Plattenpanzer drin vor, dadurch (und dadurch, dass vieles im Unklaren bleibt) kommt auch das Gefühl des "finsteren Mittelalters" auf, gefällt mir sehr und ich muss sagen: deine beste Geschichte bisher

Nun zu Durin:

Eine Geschichte, die sich selbst nicht allzu ernst nimmt, Originialität und Humor zeigt. Der Handlungsstrang wird mit Hlinkas Tod eingeläutet, gelungen, wie ich zugeben muss, und geht damit weiter, dass man dann direkt in die undurchsichtigen Götterintrigen geworfen wird, was dann auch in sich sehr stringent umgesetzt wird. Drauger kommt hier auch mal zur Geltung und durch die humoristischen Einsprengsel (wie zum Beispiel das Durchprobieren von den Schlüsselwörtern, sehr nett gemacht ;)) wirkt das Ganze auch nicht übertireben (wo es sehr leicht hätte enden können). Die Geschichte ist natürlich ebenfalls flüssig zu lesen und übertrifft deine anderen beiden Geschichten meines Erachtens ebenfalls.

Das einzige Problem an der Sache: Ich habe keine Ahnung für wen ich stimmen soll. Und da ich mich auch nicht auf gut Glück entscheiden möchte, mache ich es mir einfach: Ich schiebs auf ;)

Aber beide haben den Punkte verdient.
 

Sheera Li

Kaleidoskop
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Ich bin begeistert Lisra!

Deine Figur entwickelt sich immer weiter! Ich hätte nicht gedacht, dass es so spannend sein kann die vorherigen Abenteuer als Hintergrund zu behalten. Ich bin überzeugt. In den Kampf und Hlinka konnte ich mich sehr gut hineinversetzen. Auch die Art, die Umgebung zu beschreiben und dann langsam den Hintergrund einzuflechten, finde ich großartig. Und ich bin beim Lesen kein Einziges mal gestolpert. :up:


Durins Idee ist wirklich super! Macht mich schon ein wenig neidisch, dieser Einfall! :) Das ist High-Fantasy wie ich sie mag. Und auch wenn Tod und Verderben darin vorkommen wirkt die Geschichte nicht düster sondern eher unterhaltsam. Allerdings stolpere ich hier hin und wieder über die Auswahl von Worten und die Ausdrucksweise auftretender Personen. Am Beispiel der Göttinnen Mystra und Selune. Ich bin hin und hergerissen, weil ich einerseits die etwas legere Sprache mag, aber sie nicht mit meinem Bild von einer Göttin oder Nymphe vereinbaren kann.

Mein Punkt geht an Lisra, mit der Option, dass ich beiden einen Punkt geben würde, wenn ich nur könnte. :up: Hut ab, ihr zwei!
 

skull

Thronfolger
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Also, für mich eindeutig Durins beste Geschichte bisher. Seine zweite Geschichte hat mir schon besser gefallen, als die erste, aber hier setzt er nochmal deutlich einen drauf.:up:
Ich habe auch vor allem den Eindruck, dass Durin sich die Kritik betreffend der Kampfszenen in der ersten Geschichte zu Herzen genommen hat.
Hier ist das echt gut gelöst.

Pluspunkte auch für Hlinkas Schicksal am Anfang der Geschichte!:fies: Wo ist sie nun, deine Mutter Mond?! Mwahaha... Ah moment, da ist sie ja. Hm, naja, trotzdem.:D

Ich möchte hier denn auch gar nicht zuviel rumkritteln.

Dadurch, dass hier eine wahrlich epische Handlung auf relativ wenig Platz erzählt wird, leidet ein bisschen das Gefühl für Zeit und Raum, und Hlinkas Charakterentwicklung geht etwas plötzlich von statten. (Das kann in Hinblick auf die ätherische Natur der Ereignisse natürlich durchaus beabsichtigt sein.)

Und wie Shee schon angesprochen hat, kann man natürlich streiten, inwiefern der legere Tonfall der jeweiligen Situation angemessen ist.
Mir hats insgesamt gefallen.:up:



Lisra hat ebenfalls seine bisher beste Geschichte in diesem Wettbewerb abgeliefert.

In seinem Stil bleibt Lisra sich treu, nach wie vor bleibt die düstere Atmosphäre von düsterster Düsternis konsequent und stilsicher erhalten.
Die Welt in der Hlinka und ihre Kameraden sich bewegen wirkt einsam, kahl, und freudlos.

Aber die Hilflosigkeit ist endlich verschwunden, denn Hlinka ist endlich aus der reinen Opferrolle herausgefallen (bzw. herausrekrutiert worden) und teilt aus, anstatt nur einzustecken. Und kein einziges Flehen zu Mutter Mond.:D:up:
Dass Hlinka auch in der Ausführung des blutigen Kriegshandwerkes von ordentlichen Selbstzweifeln geplagt wird, kann man ihr als Humanist (äh Goblinist, äh egal) auch nicht verdenken. Reflektierte Charaktere sind in der Fantasyliteratur so selten, da freut man sich über jeden einzelnen.

Als Kritikpunkt kann ich nur anführen, dass Durins Charakter eigentlich kaum zur Geltung kommt. Drauger in seiner Form als besitzergeifender Geist einzubauen ist bekanntlich sehr schwierig (auch Durin hat sich diesmal drum gedrückt:D), aber auch zwischen Hlinka und Cathwulf hätte es etwas mehr Interaktion geben können.
So ist die Handlung an sich etwas sehr geradlinig. Die beiden marschieren zusammen, töten Goblins, ende. Die Szene am Ende steht isoliert und lässt einen eher ratlos zurück.

Fazit:
Durin setzt den Fokus auf die Handlung und bietet einen epischen Plot mit leichten stilistischen Unsicherheiten,
Lisra fokusiert sich auf seinen Hauptcharakter und bietet eine geradlinige Handlung mit exzellenter Stimmung.

Über die Punktevergabe denke ich auch noch ein bisschen nach, aber eigentlich hätten hier echt beide den Punkt verdient.
 

Micha

Kutte
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Ohje, das ist schwer. Gesagt wurde eigentlich schon bis jetzt alles Nennenswerte und auch ich hab null Ahnung, was ich hier stimmen soll. Tendenz ist momentan Durin, weil mir die Idee wirklich super gut gefällt und er sich in meinen Augen enorm gegenüber den anderen beiden Geschichten gesteigert hat.

Und die Idee mit dem Glossar... *ankopfpatsch* Hätt ich auch drauf kommen sollen. ^^

Edit: Punkt für Durin gegeben. Sorry Lisra, deine Geschichte hat mir auch sehr gut gefallen und ich bin wirklich gespannt, wie du das Epos um Hlinka weiterspinnen wirst. :)
 
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Timestop

Running out of Time
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Lisra hat den Punkt bekommen.
Die Scharmützelgeschichte war flott gelesen, baut die dunkle Welt ein klein bisschen aus, rund um die wirre Protagonistin. Am Ende mal wieder ein Pyrrossieg im Kampf Böse gegen Nichtböse.
Ihr war fast nach Kichern zumute.
Na, geht da der Wahnsinn um oder ists nur hysterische Erschöpfung?

Tja...

Jetzt wirds schwierig. Wenn man keine hilfreiche Kritik anbringen kann, sollte man vielleicht gleich das Maul halten, aber wo ich schonmal hier bin... Und vermutlich hätte ich Durin normalerweise auch den Punkt gegeben für eine Geschichte die aufwändig gebaut, erklärend (ein Glossar!), in sich geschlossen und phantasievolle Fantasy (Überleitung mit Tod als Anfang, göttliche Story mit augenzwinkern) ist. Und damit hätte er Lisras auf Selbstreflexion konzentriertes Charakterportrait mit Geschichte dann geschlagen.
Und nun das Problem. Äh..ich weiss nicht worans liegt, ich konnte der Geschichte nach dem Anfang nicht mehr Recht mit Freude folgen. Ich hab Absätze übersprungen und mich quer runtergelesen. Sie konnte mich nicht fesseln.
Subjektiv vergeben der Punkt daher, mea culpa.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Da muß ich mich doch jetzt gleich mal dranhängen, denn Timestop hat die erste Kritik geschrieben, bei der ich das Gefühl hab, er sieht es ähnlich wie ich.



Lisra hat zwei wirklich schlechte erste Absätze hingelegt. Die wichtigsten Kritikpunkte:

(a) Hlinka behält ihre alte Rüstung, aber hat sich an das Gewicht der neuen, die sie aber doch gar nicht bekommen hat, in den vergangenen 6 Wochen, die sie schon bei dieser Truppe ist, gewöhnt. Mir mißlingt jeder Versuch einer logischen Auflösung.

(b) Mitten in der Beschreibung von Cathwulf wird plötzlich über einen gewissen Qrish geredet, so als ob man darüber Bescheid wissen müsse, wer das denn jetzt sei. ERST Leute vorstellen und DANN über ihre Beziehung zueinander reden, bitte.

(c) "Er trug nur eine Schärpe über seiner eigenen Rüstung, um seine Zugehörigkeit zu zeigen und keine Uniform." -> Ähm wie ? Was ist gemeint ? Das er statt einer Uniform, wie die anderen, eine Schärpe trägt ? Das die Schärpe keine Uniform ist, sondern die Zugehörigkeit anzeigt ?

(d) Ein einfacher Kundschaftler bekommt ein "fürstliches Honorar", obwohl der Rest der Truppe, der offensichtlich eigentlich ebenfalls mit guter und teurer Ausrüstung rumläuft (siehe Abschnitt mit Quartiermeister), anscheinend gar nichts bekommt. Das führt zu vielen Fragen, die nicht aufgelöst wird.

Einleitungen sind sehr wichtig und sollten nicht "hingeschludert" werden.

Danach allerdings fängt sich die Geschichte nach dieser Apokalypse von einer Einleitung und wird richtig spannend und gut.

Dieses Mal konnte Lisra mich erstmal wirklich fesseln.

Zu Hlinka habe ich allerdings immer noch keinen Zugang. Wie soll man das verstehen, wenn jemand, der seit 6 Wochen mit anderen Kämpfern rumläuft, glaubt, das Helme sinnlos sind ? Redet die denn nie mit anderen Leuten ? Klar ist ein Helm ein sehr unvollkommener Schutz, aber beim Kopf zählt jedes kleine bisschen.



Während ich zu Durins Geschichte überhaupt gar keinen Zugang bekam. Sein Stil ist einfach ... schwer zu sagen. Ich habe das Gefühl, mich ständig von Widerstand zu Widerstand zu hangeln.

Z.B.:

Doch in dieser Geschichte ist der Tod erst der Anfang.
Dieser Satz ist überflüssiger Balast.

Hlinka folgerte, dass die Schwarzhaarige die Göttin Mystra* war.
Woraus in alles in der Welt folgert Hlinka denn DAS ?

Das mit deinem Tod tut mir leid, da habe ich dich enttäuscht, aber leider kann ich bei Werwölfen nichts machen, dass sind Malars* Wesen.
Da kapier ich den Zusammenhang nicht. Wo hat die Göttin enttäuscht ? Hätte sie einen Avatar zum Geleitschutz abstellen sollen ? Oder wie oder was ?

Schlußendlich ist es aber schwer zu beschreiben. Der Stil wirkt einfach immer unbeholfen und unnötig umständlich.


Und ein Glossar ist natürlich völlig in Ordnung. Da gebe ich jetzt aber keine Extrapunkte für. Genausowenig wie ich ein Inhaltsverzeichnis oder sonstige Formalia in die Wertung einbeziehen würde. Das ist pure Dekoration.

Und was ich wirklich schlecht fand: man muß diesen Glossar wirklich zuerst lesen, die Geschichte ist nicht selbsterklärend. Das halte ich nicht für akzeptabel. Man darf nie etwas, das später geschrieben wird, benötigen, um das davor Geschriebene zu verstehen.

Wenn überhaupt, hätte meiner Meinung nach der Glossar in Geschichtsform an den Anfang gehört, nicht als Aufklapptext ans Ende.


Auch das mit der Kreativität sehe ich nicht so. Die Idee mit dem Passwort zum Beispiel kommt aus dem absoluten Nichts, wird sozusagen behauptet, und wird mit einer unrealistischen, typischen Hollywood - Lösung aufgelöst. OK, vielleicht bin ich da einfach nur zu sehr Programmierer, der weiß, wie unrealistisch die typische Hollywood - Lösung zu "rate das Passwort" ist.
 
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Mantis

Heilende Hände
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Ich weiß zwar selber noch nicht wirklich, wie ich abstimmen werde, aber ich möchte Galas Beitrag so nicht unkommentiert stehen lassen.

Es ist natürlich nach wie vor Geschmackssache, welche Geschichten einem nun gefallen oder nicht, sei es wegen des Schreibstils, der Charaktere, des Aufbaus...
Und ja, Feedback *kann* einem Schreiberling helfen, seinen eigenen Stil zu verbessern, oder für die nächste Geschichte neue Anregungen zu finden.
Aber es fällt mir hier immer wieder auf, und das vor allem bei deinen Kritiken, Gala: Der Ton macht die Musik.
Nach allem, was ich über konstruktive Kritik weiss, geht es doch auch vor allem darum, den anderen aufzubauen - nicht niederzuschmettern.
Deshalb:
Lieber Gala, bitte, bitte lass so Formulierungen wie "abscheulich", "komplett Panne", "extrem abgestoßen", "überflüssiger Ballast" raus, oder relativiere sie wenigstens mit einem einfachen, kleinen "meiner Meinung nach" - dann klingt das alles viel weniger absolut, und nicht so, als würde es dir darum gehen, die anderen Schreiberlinge platt zu machen.

Ich glaube, das würde den Umgangston hier um einiges entspannen, und es kann ja nicht der Sinn der Sache sein, einander möglichst harte, unfreundliche Kritik um die Ohren zu hauen.
 

Micha

Kutte
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Dazu passendes, schönes Zitat:

“Die Arbeit des Kritikers ist in vieler Hinsicht eine leichte. Wir riskieren sehr wenig und erfreuen uns dennoch einer Überlegenheit gegenüber jenen, die ihr Werk und sich selbst unserem Urteil überantworten. Am dankbarsten sind negative Kritiken, da Sie amüsant zu schreiben und auch zu lesen sind. Aber wir Kritiker müssen uns der bitteren Wahrheit stellen, dass, im Großen und Ganzen betrachtet, das gewöhnliche Durchschnittsprodukt wohl immer noch bedeutungsvoller ist als unsere Kritik, die es als solches bezeichnet.[...]” Anton Ego in Ratatouille
 

Lisra

Schmusekater
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I.
Mantis hat recht und ich sage nichts weiter.

II.
Denkst du jemals darüber nach, wie deine Worte aufgefasst werden könnten?

(a.)
Ich gebe keine Details wie die Uniform/Rüstung weiter aussieht. Sie besteht allerdings nicht nur aus dem Kettenhemd, sondern aus weiteren Schienen und Metallbändern. Das ist allerdings unwichtig zu wissen, wichtig ist, dass sie schwerer ist als nur ein Kettenhemd.


(b) Geschmack. Valider Punkt, macht jedoch aus der Erzählperspektive heraus für mich Sinn.

(c) Nachdenken. Alle tragen diesselben Rüstungen, mit identischen Emblemen etc. Cathwulf ist kein Mann des Königs und trägt seine ganz eigene Rüstung und weist sich durch die Schärpe aus.

(d) Es könnte dir aufgefallen sein, dass mit jeder Folge die Anzahl der unbeantworteten Fragen größer wird. Hier ist zB. eine weitere "was macht Cathwulf dann noch?". Das ist eine weitere Konsequenz der Erzählperspektive.

Aber eigentlich bin ich ziemlich sprachlos.
 

Shasera

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Im Prinzip wurde alles schon gesagt, was ich sagen wollte. Nur einen Punkt hätte ich noch hinzuzufügen: Ich persönlich mag es, wenn man in eine Geschichte einsteigen kann als wäre man bereits die ganze Zeit dabei und in der nicht jedes Detail getreu der Bibel von Anfang an aufgebaut wird. Das kann schnell Anstrengend werden.
 

Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
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Punkt für Lisra. Mir gefällt die Atmosphäre und wie die Story weitergeführt wird. Durin konnte mich auch dieses Mal nicht begeistern. Mir fehlt eine gewisse emotionale Bindung, die ich mit Hlinka immer in Zusammenhang bringe(für mich ist sie halt der einfache Mensch, der in eine Welt geworfen wurde, in der sie eigentlich nichts zu suchen hat) und auch so hätte man aus Drauger mehr rauskitzeln können, als ihn in die lange Reihe der wiedergeborenen reinzustecken(ziehen sie eine Nummer und lassen sie sich derweil von Budha mit lustigen Geschichten aus früheren Leben unterhalten^^).

Aber ist ja auch nicht Durins Schuld, dass ich ständig so ein undankbares Publikum bin;).

@ Gala

Ich schließ mich der Meinung der anderen an, dein Post ist nicht konstruktiv. Sie sind beleidigend, gegen Lisra und gegen Durin. Eigene Meinung hin oder her, man muss den Leuten nicht ständig ans Bein treten um Kritik zu üben.

Bitte nimm doch einfach Worte wie apokalyptisch und überflüssiger Balast raus und versuch es so freundlich wie möglich zu formulieren. Das ist für alle besser so und lässt dem Wettbewerb weiterhin Spaß machen. Und darum geht es doch auch letztendlich;).
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Ich habe mein Posting überarbeitet und hoffentlich für alle akzeptabler gemacht.
 

Durin

Schlachtenwüter
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Gala: Also das mit der Schärpe ist doch leicht zu verstehen: Vor der Erfindung des Nationalismus waren Uniformen eher so was informell durchgesetztes, im Allgemeinen beschränkte sich das darauf, dass jeder irgendwo die Farben oder Muster seines Kriegsherren trug um die Zugehörigkeit anzuzeigen.
Wer eine Rüstung gestellt bekommt wird die wohl in den Farben/Mustern haben, wer seine eigenen Sachen mitbringt, der wird nur kurz was überwerfen, z.B. eine Schärpe.

Und Cath ist kein "einfacher Kundschaftler" sondern "Assistent und Führer", klar das der zweite Mann der Hierarchie mehr bekommt als ein einfacher Soldat.

Zu meinem Zeug: Ja, der Füllsatz ist vielleicht nicht ideal, aber ich brauchte was das das "Weißer Flash, Sound langsam abklingen, kurzer Moment der Dunkelheit, langsames Fade-in." in Text übersetzt.

Göttin identifizieren: Naja, Verbündete von Selune, weiblich, Auftritt mit Sternengefunkel und Rauch - das kann nur eine sein. :D

Und die Enttäuschung war, als Antwort auf das "Mutter Mond, hilf ihr (...sich zu kontrollieren)" Stoßgebet, das ja unbeantwortet geblieben ist.


Und das mit dem Passwort - das finde ich jetzt wirklich schlimm. Da denke ich mir: Hey, das wäre jetzt doch typisch Hollywood wenn er sich umschaut und das erste Wort (der Name seines Schwertes) ist es. Und dann so ein toller Antiklimax das es das nicht ist. Und du behauptest, das das noch immer Klischee ist, wenn er es nach Stunden Rumraten erwischt - Das ist aber definitiv Programmiererkrankheit, denn außerhalb von Computer-literate Kreisen benutzen ein paar Leute immer noch "Start" als Passwort und keiner ein 8+Zeichen Nicht-Wort aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen. :)
Und vor der Erfindung von Computern waren die Leute noch unvorsichtiger, was Passwortsicherheit anging. Hey, in Moria haben sie das Passwort außen dran geschrieben!



Und so alles in Allem: Yeah, am Stil arbeite ich, aber eher mit "Trial and Error", wird also noch etwas brauchen bis ich verstanden habe, wie das funktioniert. :)
 

Kraven

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Nachdem hier das wesentliche schon gesagt wurde: Punkt für Lisra. Letzten Endes bin ich einfach sehr stark auf Stil fixiert, und da hat er die Nase vorn. Die Geschichte ließt sich flüssig, macht eine schöne Stimmung, und bringt die Gestalt der Hlinka in ihrer Entwicklung sehr angenehm voran.
Letzten Endes das Fazit: Nichts falsch gemacht.

Und Durin... da tut es mir aufrichtig leid, ihm den Punkt nicht geben zu können. Ich liebe diese Ideen. Ein Autor, der einen Glossar benötigt, damit seine Geschichte verstanden wird, verdient es normalerweise, dass ihm das Ding um die Ohren geschlagen wird. Aber Durin baut das Ding derart charmant ein, dass ich ihm darum nicht wirklich böse sein kann.
Dann bringt er gleich zu Anfang Hlinka um, die einem mit ihrem Gebitte an Mutter Mond schon ein bisschen auf die Nerven ging - geile Idee. Er entsinnt einen epischen Kampf zwischen den Göttern, und dass Drauger sich bei den Schlüsselwörtern alphabetisch vortastet, ist von Hollywood-Encryptologie dann doch ziemlich weit weg - und ein lustiger Einfall.
Doch leider, es geht mir wie Timestop. Der Stil ist zu holperig und weiß nicht zu fesseln. Die Ideen, der Humor, das ist alles da, um eine gute Geschichte daraus zu machen. Leider reicht die Präsentation aber nicht, um all die Einfälle so gut wirken zu lassen, wie sie eigentlich sind.
Das tut mir alles wirklich aufrichtig leid, weil ich Ideenlosigkeit mit einem wesentlich besseren Gewissen abstrafen kann als Schwächen im Stil... aber es reicht einfach nicht in dieser Runde. Das Timing zündet nicht, die Gags wirken zu eingequetscht, um wirken zu können... schade drum.
 
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