Zuerst: Beide haben positiv überrascht. Erzählerisch gefallen mit beide Geschichten. Wie man an meinem ersten Beitrag sehen kann, mag ich Stories, die nur in einem Dialog der beiden Hauptharakter stattfinden und eine gewisse philosophische Tiefe besitzen, insofern kriegt Maus meinen Punkt.
Neben dieserm Geschmacksurteil, das ausschlaggebend war, gefällt mir, wie er seinen Ino völlig zurückstellt, zu einem passiven, fast hilflosen Zuschauer macht, der sich fragt, warum ihm das alles hier an das Ohr gesabbelt wird. Mich quält - anders als andere Leser - diese Frage überhaupt nicht, weil ich das tatsächlich kenne, dass Leute wenn sie an einem bestimmten Punkt der Verzweiflung angekommen sind, tatsächlich jedem x-beliebigen Fremden ihr Herz ausschütten, z. B. weil er nur den Fehler macht, in der falschen Kneipe, im richtigen Zugabteil oder sonst wo zu sitzen. Und diese Verzweiflung hat Maus finde ich gut zum Ausdruck gebracht.
Und auch wenn es keine Bedingung ist, den gegnerischen Char einzubauen, dass Maus eine Geschichte mit Ino schreibt, in der dieser keinen einzigen Schuss abgibt (obwohl es das einzige ist, was er wirklich richtig gut kann), nötigt mir einiges an Respekt ab. (Wobei ich mich ehrlich gesagt gefreut hätte, wenn diese so ungleichen Charakter wirklich aufeinander getroffen wären, und Inos letzter Satz gewesen wäre: "Tja, mein lieber Dunkelelf, Magie ist ja wirklich oft sehr nützlich und manchmal auch hübsch anzuschauen, aber ein gut gezielter Schuss im Nacken ist und bleibt einfach ein Argument, mit dem man so manches Zauberspektakel recht wirkungsvoll beenden kann"
Vielleicht hat ihn die Wahl des Themas davon abgehalten - und hier wiederum ist die Umsetzung ziemlich brillant gelungen, was ich von mir z.B. ja nicht behaupten kann.
Zu Gala: Auch eine positive Überraschung. Ehrlich, hätte ich nicht gedacht, das ist wirklich spannend erzählt. Alle Figuren (mit Ausnahme von Ino, dazu komme ich noch) wirken plastisch und lebendig, selbst Nebendarsteller wir dieser unglaublich fette Tymorapriester werden so geschildert, dass man ein farbiges Bild von ihnen vor Augen hat. Sowas lese ich gerne.
Das "regelkonforme" artet ja nicht in eine mitgeschriebene PnP Runde aus, und wirkt nur gelegentlich so, als sollte der Leser belehrt werden (da stört es mich dann aber schon).
Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass er Maus' Charakter nicht mag. Das ging Lisra ja auch schon so mit Scots, und Maus hatte womöglich ein ähnliches Problem. Maus hat das aber cleverer gelöst, er hat Galas Charakter einfach die innerliche Gebrochenheit angedichtet, die ihm plötzlich Wärme und "Menschlichkeit" vermittelte. Ein Überchar in Rente, der sich fragt, was sein grandioses Heldentum eigentlich wert ist. Lisra metzelt Aramand einfach brutal nieder, um sich abzureagieren. Auch eine Möglichkeit. Galas Weg, Ino einfach verächtlich zu machen, indem er ihn noch farbloser schildert, als er (zum Teil ja berufsbedingt) sowieso schon ist, dass nichtmal seine Freunde ihn mögen ("Sie hatte Ino nie leiden können und haßte, was er tat."), und dass der Isillilta ihn auch nur als Versuchskaninchen für ein magisches Experiment missbraucht - das finde ich persönlich nicht die genialste Lösung des Problems.
Dabei hätte man daraus etwas machen können: Ino, der immer ohne Magie auskommt, will den Trank gar nicht, und Isilliltas Plan droht zu scheitern. Überhaupt, die beiden an sich sehr mächtigen Chars (Pelle würde es bei keinem von beiden überleben, wenn er sie zum Feind hätte) wären miteinander wie gegeneinander viel spannender gewesen, als wenn Ino so runtergeregelt wird, dass er zum simplen Handlanger einer Halblingsdiebin wird.
Auch als Ino Isillilta tatsächlich umbringt, habe ich gedacht. Wow, jetzt hat Gala mich aber wirklich reingelegt, die ganze Zeit habe ich gedacht, er hat einen unsterblichen unbesiegbaren Überchar, und jetzt lässt er ihn von einem schwachsinnig gewordenen Ino im Nahkampf abmurksen. Leider kam es dann doch anders, und das hinterließ bei mir einen faden Nachgeschmack.
Trotzdem kann ich nicht sagen, dass Galas Geschichte langeweilig gewesen wäre, im Gegenteil, die gut dargestellten Charaktere, die interessante Story-Idee eines magischenTrankes unbekannter Wirkung, die gute Umsetzung des Themas, das alles hat gefallen.
Aber Maus war diesmal besser, finde ich.
ZORA
Und übrigens: Gute Kohlrouladen sind lecker, und Weihrauch stinkt nicht.