[Schreibwettbewerb - Runde I - forfeit] Micha (w/o Darghand)

Enigma

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Dunkle Träume​


~~oOo~~​


"Seid Ihr sicher, das Ihr diese Prozedur über Euch ergehen lassen wollt?"

Sicher? Natürlich war sich Sahudja sicher. Drei Monde schon verfolgte ihn dieses irre Grinsen. In jeder Minute, in jedem Moment spürte er es in den Tiefen seines Kopfes lauern, bereit, die Wände seines Verstandes zu penetrieren. Nachts war es besonders schlimm. Sahudja fürchtete die Nächte mittlerweile mehr, als er sie früher geliebt hatte, denn mit dem Schlaf kamen die Träume. Blutige, wirre Träume von Mord und Verfall, begleitet von einem wahnwitzigem Crescendo aus Glockenspiel und irrem Lachen. Und immer wieder dieses grinsende Gesicht, dass ihn, Sahudja, zu den schlimmsten Taten nötigte – nur im Traum! Nur im Traum!!
Doch wem wollte er etwas vormachen? Er erinnerte sich nur zu gut an den gestrigen Nachmittag. An das Rehkitz, das vor ihm auf den Waldweg gesprungen war, nur eine Armlänge entfernt. Die Überraschung im Gesicht des Tieres, das leichte Beben der kleinen Nüstern. Plötzlich hatte er nichts mehr gesehen, nur noch rote, weite Leere – und inmitten dessen übergroß die Fratze des Clowns, hässlich und gackernd.
Danach war Sahudjas Sicht wieder klar geworden. Fassungslos hatte er auf den Waldweg geschaut, wo nur noch ein unkenntlicher Berg aus Fleisch und Knochen lag. Aus den Überresten des kleinen Halses sickerte noch ein dünnes Rinnsal Blut.

Er hatte den Anblick nicht ertragen können, war weitergelaufen. Irgendwo hatte er sich übergeben, seine Kleidung an einem Bach gereinigt. Es war klar geworden, dass der Wahnsinn nicht freiwillig gehen würde, sondern im Gegenteil sogar an Kraft gewann. Deshalb hatte sich Sahudja im nächsten Dorf nach einer Heilerin umgehört. Ihm war der Weg zu einer Kräuterhexe genannt worden, die in den Wäldern nahebei lebte. Nach einigem Herumirren hatte er sie letztlich gefunden. Sie nannte sich Araxa und hatte dem Narren erklärt, dass er von einem Dämon besessen sei, sie ihm aber helfen würde. Ein Trank zum Schlafen, ein kleiner Zauber und Sahudja würde sich seinem Peiniger in der Traumwelt stellen können.

"Der Narr ist gründlich sicher, Hexe! Er spricht nicht mehr, wie er's gewohnt ist! Die Gedanken in seinem Kopf sind fremd und wirr und blutig böse! Der Narr kennt solchen Zustand nicht und will ihn nur vergangen wissen! Das Kitz im Walde dauert ihn gar sehr, doch würde es dabei wohl nicht mehr bleiben. Deshalb muss das jetzt ein Ende haben!"

"Gut... Narr. Wenn Ihr diesen Trunk zu Euch genommen habt, werdet Ihr sehr müde werden, also legt Euch am besten gleich hier hin. Gut so. Nun hört genau zu: ich werde Euch nicht begleiten, aber die Pforte kann ich offen halten. Der Dämon wird irgendwo seine Präsenz verankert haben. Ich kann nicht sagen, wie er das gemacht hat, doch Ihr werdet es erkennen, wenn es soweit ist. Diese Bindung muss zerstört werden! Erst dann werdet Ihr in Frieden Eurer Wege gehen können."

"So sei es, Hexe. Gib dem Narren deinen Tropfen und behüte seine Ruhe. Er hat den Clown in seinem Kopfe auszutreiben!" Mit diesen Worten stürzte Sahudja den bitteren Trank hinunter und fiel fast augenblicklich in tiefen Schlaf. Die alte Hexe nahm seinen Kopf in ihre Hände und stimmte einen leisen Singsang an. Bald würde der Narr wieder erwachen und dann war es Zeit für die Gegenleistung. Araxa freute sich schon darauf...


~~oOo~~​


Langsam lösten sich die Wirbel vor Sahudjas Augen auf. Seine Zehen krallten sich in schwarzen Sand, der sich unter einem violetten Himmel endlos in alle Richtungen auszudehnen schien. Am Horizont konnte er schemenhaft Berge erkennen, doch ansonsten störte kein Baum, kein Strauch die Trostlosigkeit der Szenerie.

In seiner rechten Hand entdeckte Sahudja eine kleine, silberne und unscheinbare Kugel. Ein leichter Geruch nach Kräutern ging von ihr aus. Irgendwie wusste er, dass diese Kugel das Portal darstellte, das ihn jederzeit zurück zur Hexe bringen würde. Er wusste nicht, wie er es aktivieren könnte, doch das würde sich schon ergeben. Nachdem der Narr die Kugel in seiner Hosentasche verstaut hatte, macht er sich auf den Weg in Richtung der Berge.


~~oOo~~​


Sahudja lief nun schon seit einer Ewigkeit durch die eintönige Landschaft. Ob er den Bergen dabei näher gekommen war, vermochte er nicht zu sagen. Schon seit einiger Zeit fühlte er sich beobachtet, doch hatte er niemanden entdecken können. Da ließ ihn ein kurzes Knacken herumfahren.
Vor ihm saß eine kleine, dürre Gestalt in einem roten Flickenanzug auf einem Ast, der scheinbar im Nichts endete. Sie ließ die Beine baumeln und zeigte Sahudja das wohlbekannte Grinsen, dass er wohl bis an sein Lebensende nicht mehr vergessen würde.

"Sieh an, sieh an. Der Narr, der sich Sahudja nennt, betritt gestärkten Schritt's die Szenerie! Ich hoffe sehr, er weiß die Gastlichkeit zu schätzen, mit der ich ihn willkommen heißen wollte!"

"Du bist der Dämon, der den Narren quält! Die Hexe gab ihm Kraft, dich in seinem Kopf zu stellen! Er war drei Monde lang dein Opfer, und hätte deshalb große Lust, jetzt auch die Täterrolle zu übernehmen! Sag dem Narren, was du in seinem Kopf zu suchen hast und scher dich dann zurück in deine Sphäre!"

"Aber, aber, kleiner Narr! Das weißt du nicht? Lass mich dein Gehirn auffrischen, auf dass es wieder klarer sieht!"

Vor Sahudja erschien eine durchsichtige Kugel in der Luft. Aus den Schemen formte sich ein Bild: Sahudja, mit einer schwarzhaarigen Schönheit in einem großen Doppelbett liegend, ihre nackten Leiber nur von einem dünnen Laken bedeckt. Schweißperlen glänzten auf den Körpern, die sich im Rhythmus ihrer Atmung sanft hoben und senkten. Dann wechselte die Szene. Sie zeigte jetzt einen alten, weißhaarigen Mann in einem schmalen Gang innerhalb der Mauern stehend. Er schaute durch eine kleine Ritze in den Raum, wo das erschöpfte Liebespaar sacht dahindöste. Seine Augen blickten kalt und hart, sein Mund formte leise Silben in einer fremden Sprache. Dann wechselte die Szenerie ein letztes Mal. Sie zeigt nun wieder das Bild vom Anfang. Über dem Bett erschien das Gesicht des Clowns an der Wand, böse und höhnisch grinsend. Dann verblasste die Szene und die Kugel verschwand.

"So so, da haben wir die Missetat! Ein vorzügliches Gespür für Sinnesfreuden attestiert der Clown dem Narren! Noch in der Nacht hat er sie dort zurückgelassen, ist geritten, ward' nicht mehr gesehen. Und wenn Ihr's auch nicht aus voller Absicht tatet, kann ich zu soviel Bosheit Euch nur applaudieren! Ihr schafft rein intuitiv, wo andere trotz vollstem Willen ewig scheitern! Wie dem auch sei - die Schande auf dem Ehrenschilde der Familie jedenfalls, die konnt' der alte Zausel wohl nicht gut ertragen! Und so komm' damit ich ins Spiel, als Strafe, Rache und als Euer Henker!"

"Dieser Narr hier ist entsetzt! Natürlich erinnert er sich an die holde Schöne! Der Name war... hum... irgendwas mit K, da ist der Narr sich gründlich sicher! Katharina, Kathleen, Katja..."

"Wie wär's mit Karynija, kleiner Narr?"

"Genau, Karynjia war der holde Name! Liebreizend und so schön wie ihr Gesicht! Anmutig und grazil, gelenkig – und ganz ohne Schuld bis dahin! Das hat den Narren schon etwas überrascht, das muss er zugeben. Doch warum ward dieser dann verflucht? Fleisches Lust ist doch keine Schande, ein gülden Käfig bringt dem Vöglein doch nur Siechtum und den langsamsten bekannten Tod!"

"Nun, wie Vaters Geist so tickt, vermag auch des Narren off'ne Weltsicht nicht in tausend Jahren zu verändern! Was suchst dir auch des schwärzesten der Stäbchenwedler Tochter aus, du Tor! Ein wenig mehr das Hirn benutzt, anstatt der Lenden, und du hätt'st dir all das hier ersparen können!
Ach ja, die schwarze Schöne... Irgendetwas wollt' ich doch noch dazu sagen. Ha, genau, es klopfet wieder an den Schädel, flugs auf die Zunge, raus damit! Die Nacht, sie blieb nicht ohne Folgen, kleines Bäuchlein müsst' schon jetzt zu sehen sein. Noch weint sie sich die hübschen Äuglein aus, flieht in Morpheus Arme wohl so oft es geht. Doch glaubet mir, ewiglich wird's nicht so weitergehen! Seh' den Schierlingsbecher schon geleert aus schlaffen Händen gleiten!"


"Nein! Hör auf! Die Hexe wusste schon, dem Narren würde nur ein Lügenmaul entgegenstehen! Doch damit ist nun Schluss, der Narr wird deine Truggespinste jetzt zerreißen!"

Mit den letzten Worten hatte Sahudja auch schon seinen Säbel gezogen und in einer fließenden Bewegung den Clown vor ihm zerteilt. Grinsend und quälend langsam löste sich dieser vor ihm auf. Sollte es das etwa...?

"Wie putzig, kleiner Narr!", tönte es da hinter Sahudja. Dieser fuhr augenblicklich herum. Da war er wieder, der irre Clown, und saß auf seinem Ast, grinsend wie eh und je. "Hast mich grad fürstlich amüsiert, Sahudja, der du dich den Narren nennst! Du vergisst da nur das wichtigste Detail an dieser Stelle – ich bin in deinem Kopf! DU KANNST MICH NICHT BESIEGEN! Die Regeln stelle ich und der Ausgang ist vorherbestimmt! Da kann auch deine kleine Hexe nichts dran ändern!"

Eine Handbewegung des Clowns, und die Szene änderte sich. Wo vorher die Wüste war, erhoben sich jetzt die Mauern einer gewaltigen und dunklen Halle. Riesenhafte Stühle und Tische drängelten sich auf dem Boden, überall staken rostige Dornen und Speere aus den Wänden. Glutrot stand unheilvoll ein haushohes Kohlebecken in der Mitte des Raumes, schwarze Schürhaken an seinen Rand gelehnt. Sahudja starrte mit Schrecken auf seine Umgebung – er war kaum größer als eine Maus! Vor ihm baumelte der Clown riesengroß kopfüber vom nächsten Tisch herunter.

"Willkommen, Narr, willkommen! Kennst' den Platz etwa nicht wieder? War schon dein und eingerichtet, bevor ich hier Quartier bezog! Musste nur ein wenig putzen! War wohl früher mal der Ort, den man Gewissen pflegt zu nennen – doch mit mir wird's deine ganz persönlich auf dich abgestimmte Hölle! Ach ja, das hier" – Der Clown hielt plötzlich die kleine Kugel der Hexe in den Händen – "wird dir wenig nützen!" - und zerdrückte sie mit diesen Worten.

Sahudja wollte etwas entgegnen, wollte laufen, wollte kämpfen – doch er war unfähig, auch nur einen Finger zu bewegen. Mit seiner riesigen Hand griff der Clown nach dem Narren und hob ihn zu sich auf Augenhöhe.

"Wie niedlich, starr, bewegungslos du hier am Finger hängst. Als hätt' man dich der Freiheiten beraubt. Oh, halt, das hab ich ja getan! Na sowas! Aber ach, so ganz ohne Gezappel macht das Spiel der Katze doch nun wirklich keinen Spaß! Siehst du? Besser jetzt. Darfst auch wieder reden, kleiner Narr, hast du mich damit doch gar köstlich unterhalten!"

"Der Narr schickt den Fluch der tausend Götter über dich, du Scheusal! Er ist wohl beileibe kein Waisenknabe gewesen, doch war er niemals bösartig, war niemals niederträchtig, niemals sinnlos grausam! Die Blumen hat er wohl gepflückt, so wie sie kamen, doch niemals gegen ihren Willen! Wenn sie jetzt nen kleinen Narren unter'm Herzen trägt, so soll sie glücklich sein! Für diesen Narren hier heißt das jedenfalls, dass sein Weg jene Gefilde noch einmal kreuzen wird!"

"Welch' große Sprüche für solch kleinen Narren. Kein Wunder, dass die Kammer hier war so verstaubt! Deine Taten kannst du wohl ins beste Lichte stellen, auf dass sie denn gar adlig scheinen! Allein, die Wahrheit straft des Narren Worte Lügen und die Menge wendet sich mit Grausen von ihm ab! Auch ich bin jetzt ein wenig traurig, muss ich sagen, dacht' ich doch, du würdest nun zu deinen Taten steh'n! Vielleicht ist aber deine Perspektive auch zu klein – werd' dich drum mal größer machen müssen!"

Mit einer Drehung des Handgelenks warf der Clown Sahudja auf den Tisch über ihnen, der sich als riesige Streckbank entpuppte. Der Narr konnte nur hilflos zuschauen, wie er in die Streckvorrichtung eingespannt wurde. Mit einem höhnischen Lachen betätigte der Clown das Handrad. Die Welt um Sahudja versank in rotem Schmerz....


~~oOo~~​


Sahudjas Körper schien entzweigerissen zu werden. Schmerzen! Immer schneller drehte sein Peiniger das Rad der Streckbank, immer stärker wurde der Narr in die Länge gezogen. Rote Schwaden aus Pein und Verzweiflung waren seine ganze Welt. Plötzlich verschwamm Sahudjas Wahrnehmung zu einem diffusen Grau. Er war nur mehr ein Schemen aus Schatten, lose mit seinem Körper verbunden. Er sah ihm dabei zu, wie dieser sich in Schmerzen wand. Der Schemen hingegen fühlte nichts als kalte Wut. Er riss den linken Arm nach oben und zu seinem Erstaunen folgte diesem kurz danach der Arm aus Fleisch und Blut, die Halteseile einfach auseianderreißend. Überraschung wurde zu Entsetzen auf dem Gesicht des Clowns, als Sahudjas Hand nach vorne schoß und ihn an seinem dürren Hals packte. Der Narr stand auf, während unter ihm die Folterbank zersprang. Der Clown zappelte hilflos in seiner Linken.

"Wie hast du das gemacht, du Bastard?! Du dürftest keine Macht hier haben!!"

"Der Narr ist selbst ein wenig überrascht, doch den Schatten war er schon immer sehr gwogen. Da ist es nur natürlich, dass sie diese Neigung eines Tages mal erwidern würden. Und nun, Clown, zeig dem Narren deine Bindung an seinen Geist und dann verschwinde!"

Sahudja hob den rechten Arm und die Folterkammer zerfiel um ihn herum in tausend Scherben. Dunstiges graues Wabern umgab nun die beiden. In der Ferne war ein Haus zu erkennen. Es bedurfte nur eines Gedankensprungs und schon stand Sahudja direkt davor.

"Gut. Die Quelle deiner Macht versteckst du also hier! Ich werde dir jetzt mal dein Plappermäulchen stopfen, denn der Narr hat wenig Sinn bisher daraus vernommen."

Mit diesen Worten betrat Sahudja das Haus. Es war von innen seltsam klein, bestand nur aus einem einzigen Raum: einem Spielzimmer. Auf dem Boden balgten sich Stofftiere und Holzsoldaten um die besten Plätze und an den Wänden formten sich Bauklötze zu gar abenteuerlichen Architekturen. Das Klicken und Klacken von hunderten kleiner Getriebe erfüllte die Luft. Und überall, wohin das Auge schaute, prangte das Gesicht des Clowns auf allen Gegenständen.
In der Mitte des Raumes aber saß ein kleiner Junge von vielleicht fünf Jahren. Er hatte einen blauen Schlafanzug an und spielte gedankenverloren mit einem kleinen Stoffdrachen, keinerlei Notiz von den Ankömmlingen nehmend.

"So, da wär' der Narr nun näher an des Pudels Kern gekommen. Hm ein Pudel... wie kommt der Narr auf Pudel? Zeit wird's, dass der Clown aus seinem Kopf verschwindet und er bald wieder klarer denken kann!"

Sahudja sah sich im Raum um. Die Geräusche machten ihn nervös. Er ging umher, drehte hier und da etwas um, immer sorgsam darauf bedacht, nichts unter seinen Füßen zu zertreten. Immer wieder kehrte sein Blick zu dem spielenden Kind zurück.

"Hm... der Narr ist unentschlossen. Die Hexe meinte, er würde wohl die Quelle schnell erkennen. Das einzige, was hier ins Auge fällt, ist das Kindlein mit dem Drachen in der Hand. Aha, der Clown reißt hier die Augen auf! Was will er wohl vor mir verbergen? Denkt er, der Narr wäre nicht in der Lage, das Trugbild zu zerschlagen? Das Kind als Bindung, oh wie raffiniert! Jetzt fällts ihm doch wie Schuppen aus den Haaren! Ja, da kriegst du große Augen, was? Der Narr wird sich deiner jetzt ein für alle Mal entledigen!"

Mit einer fließenden Bewegung schnitt Sahudjas Säbel durch den kleinen Körper, der augenblicklich in sich zusammenfiel. Der Clown in seiner Hand wand sich und stemmte sich gegen den eisernen Griff. Plötzlich gab es ein zischendes Geräusch, und Sahudja hielt nur noch sein leeres Gewand in den Händen. Leise erklang ein Seufzen. "Frei!" Ein schnelles, abgehacktes Lachen erfüllte kurz darauf die Luft. Dann begann rund um den Narren das Zimmer zu zerbröckeln. Immer schneller und schneller regneten die Bruchstücke herab.

Sahudja stand inmitten des Chaos und lächelte vor sich hin. Vorbei! Dann wurde es schwarz vor seinen Augen...


~~oOo~~​


Sahudja schlug die Augen auf. Über sich erkannte er die Deckenbalken des Hexenhauses. Als er sich vorsichtig aufrichtete, kam auch schon Araxa aus dem Nebenraum gestürmt.

"Ah, sieh an, da seid Ihr ja wieder bei Sinnen, guter Narr! Erzählt, wie ist Euer Kampf ausgegangen?"

"Der Narr ist noch ein wenig verwirrt, Hexe. Er war schon geschlagen, doch fand er plötzlich Kraft und konnte so den Jüngling darniederstrecken, in welchem der Dämon seine Bindung manifestierte. Und jetzt fühlt sich der Narr... irgendwie erschöpft."

Die Alte blickte mit lüsternem Blick auf Sahudja.

"Ah, doch vergesst nicht Euren Teil der Abmachung, Narr! Schlafen könnt Ihr hinterher! Ich musste sehr lange auf solch einen Augenblick warten, nun ist gut damit! Kommt mit, das Schlafgemach ist gleich dort drüben. Und seid gewiss, Sahudja... Ihr werdet es nicht bereuen!"

Sie drehte sich halb um und bedeutete dem Narren, Ihr zu folgen. Ein sanfter Lichtschein fiel auf den entblößten Hals der Hexe. Sanft bebten ihre Nasenflügel über den roten, rissigen Lippen. Überrascht riss sie die Augen auf, als der Narr ihr das Ausbeinmesser in die Kehle stieß, das auf dem Fenstersims gelegen hatte. Araxa wollte sprechen, doch nur ein hohles Krächzen drang aus ihrer Kehle.

"Sieh' an, sieh' an, was glotzt du so erstaunt daher! Sagtest nicht gerade noch, dass du lang' auf diesen Augenblick gewartet hast? Der Narr ist sicher, dass Gevatter Tod ihm wird wohl äußerst dankbar sein! Und überhaupt, Sahudja hast du mich genannt? Dieser Name ist mir nicht genehm! Von nun an soll die Welt nur noch den Narren Jared kennen!"

Ein breites Grinsen breitete sich bei diesen Worten auf dem Gesicht des Narren aus. Da brach der Blick der alten Hexe, und sie sackte in sich zusammen. Auf den Dielen ihrer Hütte hauchte sie ihr Leben aus. Der Narr aber stieg über die leblose Gestalt am Boden und verschwand sodann im Wald.


~~ ENDE ~~​
 

Rote Zora

Pfefferklinge
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Brutal gut.
Mehr fällt mir dazu im Moment nicht ein.
Da nimmt Micha die Punkte jedenfalls nicht für lau mit, das ist wirklich ganz große Klasse.
Wow.
Jetzt musst du gegen die ganz Großen ran Micha, und ich freu mich drauf!

ZORA
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Ok, nochmal Langsam zum Mitschreiben: Micha hat den Charakter von Darghand genommen ... und ihn als den eigenen enden lassen ? :eek:

Ich gebe zu, das gibt Extrapunkte für Originalität ... und wenn es mein Charakter wäre, wäre ich darüber sowas von tierisch sauer. Ich würds mich selbst deßhalb höchstens andersherum trauen. :o

Aber na gut, es ist ja obendrein seltsam prophetisch, weil Darghands Charakter ja ironischerweise wirklich aus dem Wettbewerb verschwunden ist. :(

Ansonsten stimme ich Zora zu, das ist eine ziemlich perfekte Story. Fast so zum Fürchten überirdisch gut wie das Charakterintro von Hank für seinen Charakter beim letzten Wettbewerb. :D
 

Timestop

Running out of Time
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Argh, da geht er hin, der Dargh und sein genialer Charakter. Und mit welchem Ende, das er leider nicht mehr kontern kann. Fast schon prophetisch die Geschichte und ..hmm...welche Möglichkeiten für Micha nun.:eek:

Achja, die Story war genial, die Aufmachung, Ausfertigung, Lösung. Nicht mein Genre, aber dennoch das beste was diese Runde auf ein Textdokument kam.

Applaus für diesen Drecksclown.:D
 

Rote Zora

Pfefferklinge
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@Slarti: du sollstest von deinem Bruder die Stephen King Bücher zurückfordern, die haben keinen guten Einfluss auf ihn :D:fies:
SCNR
ZORA
 

Micha

Kutte
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Danke für das Lob. :) Ich hatte schon befürchtet, dass es negatives Feedback gibt, weil ich meine eigene Charakterbeschreibung nicht wirklich ernstgenommen habe. :D

@Zora
Ich glaube, ich hab in meinem ganzen Leben noch nicht ein Buch von Stephen King gelesen... :D Ok... "Menschenjagd"... weiß aber nicht, ob gelesen oder gesehen. :)
 

Maus

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Hm ja, nicht schlecht. Wobei der Schluss dann ein wenig zu einfach ist. Schöner wäre es gewesen, wenn das Ding gleich als Jared gesprochen hätte. Dann hätte die Hexe es vllt bemerkt (oder auch nicht). Zumindest hätte sie eine Chance gehabt. So wars bisserl unfair ;)
 

Rote Zora

Pfefferklinge
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Jared IST unfair. Wenn der Wicht anfängt fair zu kämpfen ist er tot.
 

Christa

Universaldilettantin
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Hat mir super gut gefallen, Micha :up:
 

Aurelia

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Mit hat's auch gefallen. Es war zwar komplett anders als ich erwartet habe, aber richtig gut. :):up:
Ich bin auch immer wieder erstaunt, wie viele unterschiedliche Sprachstile Micha authentisch in seine Geschichte mit einbringen kann, wodurch die Charaktere richtig plastisch wirken. Wobei ich nicht sicher bin, ob Sprachstil überhaupt das richtige Wort dafür ist, vielleicht auch Redensarten - :hae: - naja ich hoffe ihr wisst, was ich meine.:)
Jedenfalls Hut ab!
 
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