Es gibt durchaus Berufe wo Männer theoretisch im Schnitt wohl zurecht mehr verdienen (Plattenleger, Holzfäller, Hochseefischer…. Halt „RICHTIG“ Körperliche Arbeit wo mehr Kraft und Unvernunft auch in einem Geschwindigkeitsvorteil resultieren). Aber in diesen Berufen gibt’s eh so wenig Frauen, dass diese wohl kaum ins Gewicht fallen und ich bezweifle auch stark, dass Frauen diese Berufe im Kopf haben wenn es um Gleichberechtigung geht.
Gelesen, in den Fingern gejuckt, dann verdrängt, gestern am Weltfrauentag hat's mich dann doch wieder gejuckt, das nicht so stehen zu lassen
Um mal Dein schönes männliches Selbstbild von harter Arbeit kaputt zu machen: Holzfäller ist heute ein Job für Gamer. Man steigt morgens in den Harvester und fährt mit Joystick durch den Wald, kappt, entastet, lagert mit dem Joystick, fertig. Nichts mit harter Arbeit, und auch nichts mir "richtig" harter Arbeit. Da ist Präzision gefragt, die Kraft kommt alleine aus der Maschine. Und die Dinger kommen auf Spinnenbeinen bis in das "schlimmste" Gelände. Mit der Kettensäge fällt man allenfalls noch privat. Aber da zählt auch keine Kraft, sondern eine gut geschärfte Kette und saubere, präzise Schnitte. Kraft braucht man höchstens, wenn man den Baum falsch legt, aber dann hat man schon dadurch mehr Geschwindigkeit verloren als reinzuholen wäre. Als Privatmann hat man den SUV mit Allrad und Anhänger direkt daneben stehen (zumindest wenn man so 'nen modischen Vollbart und Flanellhemd trägt
), als Ökobauer lässt man halt Rückepferde die harte Arbeit des Abtransports erledigen.
Und die Plattenleger (ich nehme an Du meinst sowas wie Galabauer, die Wege pflastern?), die nicht langsam und ordentlich heben, sondern einen "Geschwindigkeitsvorteil" haben, sind nach spätestens 5-10 Jahren durch Bandscheibenvorfall für den Arbeitgeber und die Krankenkasse eine Belastung, müssten eigentlich als Risikogruppe von vorneherein geringer bezahlt werden
.
Hochseefischerei ist auch 'ne Sache für riesige Fabrikschiffe, die riesigen Kräne übrigens maschinenbetrieben. Auch kein romantischer Männer-Traumjob also.
Wenn Frauen sich nicht so gerne für männerdominierte Berufe entscheiden, würde ich das meist plump auf die Männer und nicht die Kraftfrage reduzieren. Wenn ich mir hier auf dem Dorf so anhöre, was die Männer in männerdominierten Berufen so für Sprüche kloppen, würde ich als Frau auch nicht mit denen zusammenarbeiten wollen. Mir ist auch schon der Austritt aus der freiwilligen Feuerwehr nahegelegt worden, weil ich zu sexistischen (und rassistischen, aber das ist ein anderes Thema) Sprüchen nicht die Klappe halten kann.
Im übrigen, Du nennst Geburten ja selber. Schonmal dabei gewesen? Das ist oft ein Extrem an harter ausdauernder körperlicher Arbeit. Und wenn ich mal in die menschliche Vergangenheit zurückblicke, waren es Frauen, die einen großen Teil der harten Arbeit in Haus, Hof, Feld und Höhle übernommen haben.
Aber eigentlich muss man über keinen dieser Punkte argumentieren. Niemand darf in Deutschland wegen körperlicher Merkmale diskriminiert werden, insofern
kann eigentlich keine Frau
"zu recht" schlechter bezahlt werden, weil sie "schwächer" wäre.
Und Berufserfahrung zeitlich erfasst ist in vielerlei Hinsicht auch kein passendes Argument. Ich nehme mal das Beispiel der Lehrer in Deutschland (wahrscheinlich stellvertretend für viele öffentliche Angestellte)... deren Gehalt steigt ja nach Anzahl der Berufsjahre, da wäre eine Erziehungspause also schon mit kompensiert. (hier stand etwas, das ich nochmal prüfen muss).
Solange Menschen glauben, dass man für "richtige harte" Arbeit aber Männer braucht, ist doch die abwertende Haltung schon da, die logischerweise zu Lohndiskriminierung führt. Vermutlich fehlt es diesen Menschen nur an genug Selbstreflexion, weswegen man es dann vielleicht nicht "absichtliche" Lohndiskriminierung nennen kann