Also ich fand das Spiel eher unansehnlich, spannend, aber hätte ich nicht zu Deutschland gehalten, als neutraler Zuschauer hätte ich wohl abgeschaltet. Ballgeschiebe das den nicht betrunkenen amerikanischen Fan in seinen Vorurteilen bestätigt und vertreibt, die Spanier haben sich lahm (bis zu Lahm, haha) nach vorne kombiniert um dann am finalen Pass zu scheitern. Die Deutschen (aka wir) meist schon vorher.
Ballsicher waren ja beide und recht fair, es lief flüssig, aber sie haben sich gegenseitig am spielen gehindert, die Spanier mit etwas mehr Druck, Platz und Mittelfeldüberlegenheit (sicherer im Passspiel), was ihnen die Möglichkeit gab offensiver zu wirken, durchgekommen sind sie aber letztendlich (Stichwort tödlicher Pass) auch selten. Das Tor war eine der wenigen effektiven Flanken (da hätte ein Weltklassetorwart an einem Spitzentag auf der Linie was retten können, aber der stand wohl auf der anderen Seite). Der Rest waren fast alles Fernschüsse und selbst da hatten sie beide fast nie soviel Platz und Mut wie z.b. der Holländer beim 1:0 gegen Uruguay.
Erst gegen Ende, als Deutschland Powerplay machen musste und konnte und Spanien kontern durfte wurde es wieder etwas interessanter. Scheinbar hatte Perez in Torres genausowenig Vertrauen wie viele andere, als er sich lieber selbst ins Tor dribbeln wollte, sonst wäre es am Ende vielleicht so ausgegangen wie für Deutschlands Gegner zuvor.
Wie gesagt, Gegner die einem Raum lassen, einem eine schwache Abseitsfalle anbieten, ein schnelles Tor kriegen, da kann Deutschland Teams wie Australien (die haben Serbien geschlagen, Ghana zu zehnt getrotzt), England, Argentinien (ziemlich gute Teams mit Charakter(en)) auseinandernehmen.
Aber die Annahme dass ein Spanien, das gegen sich einkugelnde Schweizer (denen jegliche Torgefährlichkeit abging) unglücklich verliert und Paraguays Defensivspezialisten nicht locker überwinden kann, überrollbar wäre (was ja sogar einige "Experten" im TV vor sich hin brabbelten) fand ich ziemlich kühn. Selbst wenn Deutschland wieder ein anstrengendes Pressing (was Klose so ziemlich allein versucht hat) inszeniert hätte, ich glaube ohne frühes Tor oder Platzverweis hätten sie die vorsichtigen Spanier damit längst nicht so knacken können, im Gegenteil, ich glaube sie hätten ganz schnell selbst wie ein paniertes Steak darnieder liegen können.
Und ihre Vorsicht, mit der sie wohl Paraguay und Schweiz kopieren wollten (oder es war pure Angst) hat zwar die Partie lange offen (langweilig) gestaltet und hinten abgesichert, leider haben sie dafür ihre größte Stärke, die Offensive, endgültig geopfert.
Und es hat sich zum ersten Mal richtig gerächt dass sie auch in der Abwehr versuchen ein Spiel aufzuziehen. Hübsch gefährlich. Da sind mehrere Fehler unterlaufen, die sie zwar meist gleich korrigieren konnten, aber nach vorne ging natürlich nichts und es brachte jedesmal Gefahr.
Mertesackers (ich glaub der wars) brilliante Idee den Ball, nachdem Neuer den Weitschuss gehalten hatte, im Strafraum durch Abwarten zu vertändeln und dann die größte Chance, wo zwei Spanier danach an dem Pass in den 16er vorbeischrammten, des gesamten Spiels zu ermöglichen war das krönende Beispiel.
Der Schiri hat wunderbar laufen lassen, wenn auch radikal (zugunsten des Verteidigers) Abseits gepfiffen, keine Karte gezückt wenn ich mich nicht irre und auch Beschwerden mit einem Grinsen weggesteckt. Guter Mann im Vergleich zu dem Gelbsüchtigen im Serbienspiel z.B. was das angeht. Gab aber auch keine kritische Szenen.
Fazit ist aber dennoch das Deutschland hübscher, frischer und ansehnlicher spielen kann, bunter ist als in den Jahrzehnten davor und Zukunft hat.
Ich bin aus mir nicht ganz nachvollziehbaren Gründen für die Dutchies im Finale. Irgendwie gönne ich es unseren lustig sprechenden, kleinen Nachbarn trotz einiger seltsamer Charaktere und nicht ganz so Totaalvoetbal wie früher mehr als ihren gerade so dominanten, ehemaligen Besatzern.