[BG:SoD] Wer läuft da mit? *** SoD-Spoiler ***

Jastey

Matron Modderholic
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Mich lässt die Kampagne nicht los - obwohl ich damit schon innerlich abgeschlossen zu haben glaubte, denk ich immer wieder über Dinge nach, die ich als Plotholes oder dünnes Design empfinde, ob es nicht doch sinnvoll sein könnte und ich sehe es nur nicht.
Heute: Wer läuft da bei dem Kreuzzug eigentlich mit? Das sind ja hunderte, wenn nicht in die tausende gehende Menge an Leuten, wenn man der Stimmung glaubt, die im Spiel ezeichnet wird. Diese Armee zieht raubend, plündernd, mordend und brandschatzend (und, man kann wohl davon ausgehen, auch vergewaltigend, wobei ich das gerne in einem Spiel unter den Tisch fallenlassen würde.) durch die Gegend. Die Stadt Baldurs Tor wird mit Flüchtlingen geschwemmt, das sind hunderte, die Straßen sind so voll, dass man nicht mehr ungestört geradeaus gehen kann (warum sich die Stadt nicht abgekoppelt und die Brücken wieder hochgezogen hat - den Gedanken gehe ich mal nicht weiter).
Der Kreuzzug ist also etwas richtig bedrohliches, die Leute werden in den Dienst gezwungen oder vertrieben, wenn nicht gleich erschlagen - das war meine Eindruck zu Beginn des Spiels. Und dann trifft man Caelar und sie schwafelt was von Seelen retten und rechtschaffen und gut und glorreich und... hä?
Und später hat man eine kleine Quest, die Motivation der Kreuzzügler abzufragen. Und alle erzählen was von Caelars strahlender göttlichen Stärke und Seelen retten etcpp. - ok?
Outet man sich als jemand, der zweifelt, dann wird man sofort angegriffen. Im Kreuzzug gilt also alles oder nichts, für Caelar oder Feind.

Ich gehe mal davon aus, dass letzteres auch für Kreuzzügler selbst gelten würde. Das hieße, wenn man erst mal in dem Moloch drin ist, dann bleibt einem nichts mehr als zu lächeln und mitzuspielen - lächeln und winken - und um sein eigenes Leben fürchten.
Aber mit so einem Mindset kriegt man die Leute zwar zum Mitmarschieren und die Augen vor so manchen Greueltaten zu verschließen ("Plünderungen? Haben wir nicht mitgekriegt."). Aber durch ein Portal nach Avernus laufen? Nicht ernsthaft, oder?
Auf der anderen Seite scheinen wirklich fast alle von Caelars Idee überzeugt zu sein, wenn man mit ihnen spricht. Das ist für mich das Dilemma: entweder, alle (98%) laufen aus Überzeugung mit. Dann passt das mit dem Brandschatzen nicht? Oder ein nicht zu vernachlässigender Teil tappt mit, weil sie sonst getötet, vertreieben, oder jemand anderes getötet wäre. Dann wäre da eine recht große Zahl von Leuten, bei denen es brodelt, man müsste Deserteure treffen, Leute die im Lager nicht enthousiastisch dabei sind?

Wie erklärt Ihr Euch diese Diskrepanz im Kreuzzug - oder stört Euch vielleicht gar nichts daran?
Für mein Verständnis drei Fragen, falls Ihr dazu eine Meinung habt würde ich mich freuen.
1. Ist es realistisch (für ein Spiel), dass der Kreuzzug mit wirklich Überzeugten angefangen hat, die dann auf dem Weg die anderen "Ausgestoßenen (heißa jetzt sind wir wer)" hinter sich vrsammelt hat, bis es so weit war, dass in Dörfern die Fanatiker "wer nicht für Caelar ist ist gegen sie" angefangen haben, die Leute zu vertreiben, die Häuser niederzubrennen, und gefolgt sind dann die, die die Idee mit dem Seelenretten überzeugt hat, die anderen sind die Flüchtlinge in Baldurs Tor?
2. oder müsste es unter den Kreuzzüglern, die man in den Lagern trifft, nicht viel mehr Leute geben, die gezwungenermaßen mitlaufen, aber nicht wirklich überzeugt sind?
3. Wäre es eventuell möglich, dass es sich hier (auch) um ein Event einer Art Massenhysterie / Massenbezauberung handelt? Der Glaube der Kreuzzügler daran, dass Caelar sie "mit der Macht des Pantheon" beschützen würde ist für mich ein Indiz dafür. Ich sage nicht, dass Caelar oder Hephernaan da mit Magie arbeiten, um die Leute zu halten, das wäre bei den Massen schwer möglich. Aber so eine Art Selbsthypnose? Im Spiel selbst manifestiert sich ja die Angst der belagerten Leute in der Brückenfeste. Gibt es dazu eventuell eine Art Equivalent für Masseneuphorie, dass das ganze am Laufen hält?
 

Maus

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Wäre nichts Neues, wenn das wie in 1) beschrieben laufen würde. Nimm die christlichen Kreuzzüge als Referenz oder Genozide aus unterschiedlichen Epochen. Hinterher wissen alle, dass es ne doofe Idee war. Aber mitgemacht haben die meisten aus unterschiedlichsten Gründen.
 

Jastey

Matron Modderholic
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Ja, die haben gekämpft gegen die "Ungläubigen" etc., aber in die Hölle sind sie nicht hinabgestiegen.
Das heißt die Plünerungen, das Vertreiben der Leute aus den Dörfern passiert, weil sie der meinung sind, der heilige kreuzzug verdient die Vorräte, aber es werden eher keine Leute gegen ihren Willen gezwungen, mitzuziehen?
 

Shai Hulud

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Mich lässt die Kampagne nicht los - obwohl ich damit schon innerlich abgeschlossen zu haben glaubte, denk ich immer wieder über Dinge nach, die ich als Plotholes oder dünnes Design empfinde, ob es nicht doch sinnvoll sein könnte und ich sehe es nur nicht.
Du meine Güte, mach dich doch nicht unglücklich …
1. Ist es realistisch (für ein Spiel), dass der Kreuzzug mit wirklich Überzeugten angefangen hat, die dann auf dem Weg die anderen "Ausgestoßenen (heißa jetzt sind wir wer)" hinter sich vrsammelt hat, bis es so weit war, dass in Dörfern die Fanatiker "wer nicht für Caelar ist ist gegen sie" angefangen haben, die Leute zu vertreiben, die Häuser niederzubrennen, und gefolgt sind dann die, die die Idee mit dem Seelenretten überzeugt hat, die anderen sind die Flüchtlinge in Baldurs Tor?
Ja, diese Idee hat eine gewisse innere Logik. Das Problem aber, was ich als Spieler dabei hätte, wäre, dass für so eine Dynamik mir der Kreuzzug noch nicht lange genug andauert. Solche Entwicklungen würde ich bei monate-, jahrelangen Operationen erwarten. Und bei SoD habe ich immer den Eindruck, dass der Kreuzzug vor drei bis vier Wochen (Verzeihung) Zehntagen gestartet wurde.
Andererseits würde Caelar aber auch nicht Monat nach Monat dabei zusehen, wie ihre eigenen Truppen das halbe Umland verwüsten. Und irgendwann müsste sie es ja mal erfahren, sofern sie ihr Smartphone nicht komplett verloren hat.
2. oder müsste es unter den Kreuzzüglern, die man in den Lagern trifft, nicht viel mehr Leute geben, die gezwungenermaßen mitlaufen, aber nicht wirklich überzeugt sind?
Volle Zustimmung. Jedoch wird an verschiedenen Stellen im Spiel durchaus erwähnt, dass manche nur dabei sind, weil die Bezahlung stimmt.
3. Wäre es eventuell möglich, dass es sich hier (auch) um ein Event einer Art Massenhysterie / Massenbezauberung handelt? Der Glaube der Kreuzzügler daran, dass Caelar sie "mit der Macht des Pantheon" beschützen würde ist für mich ein Indiz dafür. Ich sage nicht, dass Caelar oder Hephernaan da mit Magie arbeiten, um die Leute zu halten, das wäre bei den Massen schwer möglich. Aber so eine Art Selbsthypnose? Im Spiel selbst manifestiert sich ja die Angst der belagerten Leute in der Brückenfeste. Gibt es dazu eventuell eine Art Equivalent für Masseneuphorie, dass das ganze am Laufen hält?
Diese Idee sieht man doch sogar ansatzweise bei den Kreuzzüglern außerhalb der Brückenfeste, wo eine Oh-Caelar-wir-danken-dir-Zeremonie abgehalten wird. Insofern würde das schon passen.
 
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Acifer

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Du meine Güte, mach dich doch nicht unglücklich …
Sehe ich genauso. :D Lieber die Energie in eine eigene Kampagne stecken als Zeit mit so etwas vergeuden…

Wenn man sich mal Berichte über den dreißigjährigen Krieg durchliest, scheint es schon realistisch, dass es im Mittelalter äußerst schwierig gewesen sein muss, einen so ambivalenten Haufen zu kontrollieren. Gleiches gilt für den 4. Kreuzzug, der mit besten Absichten losgezogen ist und dann lieber Konstantinopel geplündert hat.
Daneben sehe ich außer einem abgebrannten Gasthof und ein paar Flüchtlingen, die in der Wildnis herumstehen, jetzt keine riesige Verwüstungen. Die Beschreibungen und das Visuelle passen nicht so recht zusammen. Vielleicht übertreibt da der ein oder andere?

Daneben möchte ich anmerken: It’s only a game. Wenn da nicht bisschen Dramatik drinwäre würde das Spiel ja noch mehr vor sich hindümpeln. Mit einige der schönsten Szenen in meinem Gaming-Leben waren Szenen, die retrospektiv betrachtet völlig unlogisch waren. So what? Spaß gemacht hat’s trotzdem. Ob das für SoD in diesem Falle gilt muss jeder selbst entscheiden…
Und irgendwann müsste sie es ja mal erfahren, sofern sie ihr Smartphone nicht komplett verloren hat.
Das Problem ist, dass sie bei Twitter gesperrt worden ist und ihre Berater ihr nur Fake News präsentieren. ;)
 
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Jastey

Matron Modderholic
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Die Verwüstungen sieht man nur stellvertretend, das stimmt, aber die Stadt quillt ja über vor Flüchtlingen. Das würde sie nicht tun, wenn die ihre Häuser und Lebensgrundlage noch hätten?

Mir ging es tatsächlich um die Stimmung in den Lagern, ich habe zwei Questideen. Eine mit Kreuzzüglern, die desertieren wollen aber Hilfe brauchen weil sie nicht einfach so an der Torwache vorbeikommen. Ich stelle mir die Stimmung halt entsprechend vor, dass "Abweichler" gerne auch mal gleich getötet werden. Der zweite Quest wäre zum Punkt 3, dass ein Priester von Caelar abtrünnig geworden ist weil er erkannt hat, dass die Folger unter einem Einfluss stehen und nicht mehr rational zugänglich sind. Wobei es wie gesagt nicht unbedingt gewollte Magie ist, aber vielleicht so etwas wie der Feyr, nur halt für Ekstase. Man könnte dem Priester helfen die Manifestation zu bekämpfen und würde dadurch Caelars Truppen etwas schwächen oder so.
Vielleicht begraben ich die Ideen auch und die Kreuzzügler sind halt einfach verblendet oder bezahlte Leute so wie in Echtweltereignissen der Art auch.
 

Morywen

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Eine mit Kreuzzüglern, die desertieren wollen aber Hilfe brauchen weil sie nicht einfach so an der Torwache vorbeikommen. Ich stelle mir die Stimmung halt entsprechend vor, dass "Abweichler" gerne auch mal gleich getötet werden
Die Idee finde ich auch gut.
Ansonsten muss man bedenken, dass Menschen mit einem heeren Ziel gerne bereit sind, andere Opfer bringen zu lassen. Der Spruch, dass der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert ist, bezieht sich nicht nur auf den persönlichen Bereich. Gruppen mit guten oder eingebildet guten Zielen können Dinge rechtfertigen, die schlimmsten Dinge rechtfertigen.
Kreuzzüge, Inquisition oder Menschenopfer früher Kulturen. In der Moderne gibt es leider auch genügend Beispiele.
 

Jastey

Matron Modderholic
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Volle Zustimmung.
Ich kriege halt nur nicht zusammen, wie die Truppe auf diese Anzahl an Personen gewachsen sein soll, und alle sind total begeistert und sehen das bisschen Plündern und Brandschatzen als Kolateralschaden. Passt für mich halt nicht.

Genausowenig wie ich verstehe, was genau Ifearnan Caelar versprochen hat, dass es klappt,
ihren Onkel zu befreien
. Da muss doch irgendwas sein. Sie alleine kann es nicht. Ifearnan auch nicht. Ein Trupp aus schlecht ausgerüstetem unterwegs aufgegriffenem Bauernvolks auch nicht. Was also? Ich kapier's nicht. Caelar zumindest muss doch denken, dass zumindest sie kriegt, was sie will. Ja, sie hat auch offensichtlich Assassinen und geschulte Söldner, Heerführer etc. Aber keiner von denen ist dann am Ende am Portal? Also womit? - Ich frage, weil ich einen Grund suche, warum Caelar nicht auf die Vorwüfe gegen Ifearnan eingeht. Man findet ja Schriften von ihm, wo es um
Totenerweckung geht.
War das eventuell ein Trumpf? So nach dem Motto - wir brauchen nur genug Leute, die mitgehen, denn sie werden nicht sterben (auch wenn etwas anders als sie denken)...?
 

Gandalf the White

Gedankenschinder
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Jastey, da gibt es ein schönes Sprichwort, das immer wieder für solche Dinge angeführt wird, auch wenn es im Grunde völlig hanebüchen ist: "Der Zweck heiligt die Mittel." Morywen hat das ja eben mehr oder weniger schon gesagt. Was alle diese Leute, die diesen Grundsatz anführen, dabei vergessen: Sobald die entsprechenden Mittel angewendet werden, ist der Zweck dahin. Das sind im Grunde no-gos, die trotzdem durchgezogen werden und damit ist eigentlich der ursprüngliche Ansatz einfach hinfällig, weil man selbst keinen Dreck besser ist als das Ziel.

Bestes Beispiel ist doch der Mord an den ganzen gefangenen islamischen Kriegern unter Richard Löwenherz, weil Saladin die Lösegeldzahlung hinausgezögert hat und unser guter christlicher Führer weiter wollte, aber kein Heer im Rücken brauchen konnte. Er hatte nicht genug Leute, die er als Wachen zurücklassen hätte können. Also wurden einfach mal ein paar tausend Menschen umgebracht. Saladin war darüber entsetzt, aber er hätte ja auch zahlen können. Hat wahrscheinlich nicht damit gerechnet. Und später hat er Jerusalem wieder eingenommen und obwohl er andere Anweisungen gegeben hatte, haben seine Leute dann aus Rache die Christen eben auch umgebracht, ihm also in diesem Punkt den Gehorsam verweigert. So zieht eines das andere nach sich und genau das Gleiche wird wohl auch bei Caelar der Fall sein. Für den Zweck ist sie bereit, 'ein wenig' in Ifearnans Richtung zu gehen, wodurch sie aber im Grunde ihre Prinzipien nun selbst verrät. Das alles lese ich hier aus den Beiträgen heraus, ohne jemals die Mod kennen gelernt zu haben.

Insofern sehe ich durchaus die Möglichkeit einer Vermengung von allen Dreien deiner Punkte. Es gibt leider immer und überall schwarze Schafe (heutzutage nennt man sie 'Idioten', obwohl ich ein viel heftigeres Wort nehmen würde, daß aber durch die Forderung nach political Correctness nicht genannt werden darf, obwohl es einfach ins schwarze trifft), die damit den Ruf und die Ziele der ganzen Gruppe in den Dreck ziehen.
 
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