Och... ein absolutes Highlight war ein Anruf an einem Sonntagnachmittag: "Guten Tag, sind sie die Mutter von ...?"
Ich (vorsichtig, weil der Anrufer keinen Namen genannt hatte) "Äh.. worum geht es denn?"
Er: "Hier ist der Kriminaldauerdienst, wir haben Ihren Sohn hier."
Ich (schwach nach der Tischkante tastend): "Ach du lieber Himmel, was ist denn passiert?"
Er: "Es besteht der Verdacht auf bewaffneten Einbruch."
Ich (sprachlos): "... .. .."
Er: "Sie müssten bitte vorbei kommen, damit wir die Aussage aufnehmen können."
Tja.. ich war wirklich völlig fassungslos. Der Junge war zwar mit 12/13 ein paar Mal bei kleineren Ladendiebstählen und auch mal beim Sprayen erwischt worden aber seit er 14 war, hatte er sich nichts mehr zuschulden kommen lassen und nun gleich sowas Krasses... noch dazu bewaffnet. Uff. Woher hat der Lümmel ne Waffe? Bis ich dann endlich aufm Präsidium war, lagen meine Nerven völlig blank.
Heraus kam, dass er in einem benachbarten Industriegelände mit nem Kumpel auf ner unbewachten Baustelle rumgeklettert ist und auf diesem Weg sind die beiden an ein unbebaut wirkendes wild-romantisches Grundstück gelangt. Da sie auf dem Baugerüst standen, war der mit Stacheldraht gesicherte Zaun dazwischen kein ernst zu nehmendes Hindernis. Sein Text war "das sah da aus wie in dem Computerspiel mit den Zombies, da wollten wir mal gucken"...
Dummerweise gehört dieser verwilderte Teil des Grundstück zu einer Firma, die SI-Bauteile herstellt und über einen aufmerksamen Wachdienst verfügt. Die haben sofort die Polizei alarmiert und die hat die Herren dann aufgegriffen.
Zu allem Überfluss hatte der Junge dann auch noch eine Spielzeugpistole in der Jackentasche, die einer echten Waffe täuschend ähnlich ist. Man muss ja froh sein, dass er auf dem Grundstück nicht noch damit rumgefuchtelt hat, sonst hätten die vom Wachdienst ihn möglicherweise noch "in Notwehr" erschossen.
Ja.. also Aussage aufnehmen, mit dem Text des Kumpels, der derweil nebenan verhört worden war verglichen, dann haben die Kriminaler beschlossen, dass es sich hier wohl doch eher um einfachen Hausfriedensbruch handelt, der nicht von Amts wegen verfolgt wird sondern nur, wenn der Geschädigte eine Anzeige macht. Die "Anscheinswaffe" wurde einbehalten, da das Führen in einem nicht verschlossenen Behälter eine Ordnungswidrigkeit ist. Ist ja auch bissl doof, man darf das Ding mit 14 sehr wohl kaufen und besitzen und zB in einem Rucksack rumtragen aber wenn man es in der Innentasche der Jacke hat, isses böse.. *das nicht versteh* Aber letzten Endes war ich froh, dass ich das Ding nicht auch noch mitnehmen musste und meine Ansage, dass er sich "was einfängt", wenn ich ihn je nochmal mit sonem Ding erwische, hat der Polizistin ein stilles Lächeln aufs Gesicht gezaubert.
Ende der Geschichte: ich hab ihn gezwungen, sich beim Chef der Firma persönlich zu entschuldigen, worauf die von einer Anzeige abgesehen haben. Wegen der Anscheinswaffe hatten wir Post vom Staatsanwalt, der eine Geldbuße verhängt hat, die den Jungen mehrere Monate sein Taschengeld gekostet hat und seitdem ist aber wirklich nix Schlimmes mehr passiert, woraus ich schließe, dass ihm das ne Lehre war.
*puh*