@ Lazarus:
Keine Ursache ^^
Zu viel Zeit und etwas Schönes schaffen wollen sind doch schon mal sehr gute Ausgangspunkte
Ich persönlich hatte zwar schon öfters Momente, in denen ich bestimmte Äußerlichkeiten von anderen Leuten als sehr beeindruckend / schön / wasauchimmer wahrgenommen habe, ich glaube aber nicht, dass mich so etwas jemals zum Schreiben inspiriert hat. Für mich braucht es dann doch etwas anderes, um da etwas Geschriebenes draus zu machen.
Zum Beispiel fallen mir so spontan zwei Männer aus meinem Bekanntenkreis ein, die wirklich sehr schöne Augen haben - aber das läuft dann bei mir eher so ab, dass ich das sehe, mich drüber freue, und damit hat sich das. Ich glaube sogar, das wäre nichts, worüber ich schreiben könnte - oder zumindest nichts, was mir besonders leicht von der Hand ginge.
Gegenbeispiel: Das, was mich inspiriert und dazu bringt, das in einem Text zu verarbeiten, ist meistens eine bestimmte Situation, oder ein Wortwechsel, oder manchmal auch nur ein bestimmter Gedanke.
Allein an einem unbeleuchteten Bahnsteig zu stehen und auf einen Zug zu warten. Von Karnevalisten angeschunkelt zu werden. "Setzen Sie sich schon mal, ich bin gleich bei Ihnen."
Um noch mal auf deine Geschichte zurückzukommen - die Überhöhung als Stilmittel, ich mein, klar, dass deine Geschichte nicht (nur) eine Wiedergabe der Realität ist, dürfte uns allen bewusst sein. Die Frage, die sich mir dabei aber stellt, ist die nach deiner Absicht. Was bezweckst du mit dieser Überhöhung?
Das, was bei mir als Leserin da ankommt, ist, dass du diese Frau vergötterst, Augen hin oder her, dass du sie durch einen rosaroten Schleier wahrnimmst und dich, obwohl es dir bewusst ist dass sie nicht nur auf dich diesen Effekt hat, nicht von dieser Anziehung lösen kannst.
An dieser Stelle muss ich einfach fragen, weil mir die Frage schon eine Weile auf den Fingerspitzen brennt - ist dir eigentlich zum Zeitpunkt des Schreibens, des Veröffentlichens oder inzwischen bewusst gewesen / geworden, dass "schöne Augen" als Kompliment für Frauen auch etwas anders verstanden werden kann?
Zu deiner anderen Frage, ob du sie deinen Text lesen lässt, in dem es um sie geht...
Du hast es ihr schon erzählt, dass es diesen Text gibt, oder?
Was bezweckst du damit, ihn ihr zu zeigen? Möchtest du ihr damit ein Kompliment machen? Wie gut versteht ihr euch, wie nah seid ihr euch?
Ich würd im Allgemeinen erst mal davon abraten, ihr das zu zeigen - die Wahrscheinlichkeit ist recht hoch, dass ihr das eher unangenehm wäre und sie nicht wissen würde, wie sie darauf reagieren kann. (So würde es mir zumindest gehen, wenn ich von einem Arbeitskollegen ein Gedicht über mich bekäme.)
Etwas anderes ist es, wenn *sie* dich danach fragt.
Wenn du es ihr
jetzt zu lesen gibst,
nachdem du es schon mal erwähnt hast, sie aber nicht noch mal nachgefragt hatte - dann kommt das ein wenig verzweifelt rüber, so, als würdest du dich sehr nach Bestätigung und Lob sehnen.
Wenn das so ist, ist das auch nicht schlimm - hey, wer freut sich nicht über Lob und Anerkennung? Aber vielleicht (vermutlich) ist sie nicht diejenige, der du den Text zeigen solltest, wenn es darum geht, Kritik zu bekommen. Nicht, wenn es darin um sie geht.
Ich finde auch immer, dass die Texte, die man über andere Leute schreibt, etwas sehr persönliches sind. Nicht nur, weil sie sich mit dieser Person beschäftigen, sondern eben, weil sie deine Gedanken über diese Person offenbaren. Ob es immer so gut ist, diese Gedanken ans Tageslicht zu bringen, ist meiner Meinung nach auch fraglich - und die Person, über die man schreibt, dann direkt damit zu konfrontieren, in einer Form, in der man am besten auch noch sofort eine Reaktion von ihr erwartet, halte ich für eine schlechte Idee. Ich weiß nicht, wie es anderen hier geht, aber ich würd mich damit in den meisten Fällen wie gesagt unwohl fühlen.
Zu deiner letzten Frage, wie das so ist wenn andere über einen schreiben und man es rausfindet / liest, antworte ich mit einem entschiedenen: es kommt drauf an.
Es kommt darauf an, wer da über einen schreibt, und in was für einer Beziehung man zueinander steht.
Es kommt darauf an, was da über einen geschrieben wird, ob tatsächlich man selbst da angesprochen oder besprochen wird, oder eine Persona.
Es kommt darauf an, wie man davon erfährt - bekommt man das zugeschickt, bekommt man das vorgetragen, sieht man es mehr oder weniger zufällig, oder kann man gar nicht anders als es zu finden?
Es kommt darauf an, wie man dargestellt wird - ist das eine realistische Darstellung, ist das Satire, Komödie, wird da aus mir eine Actionheldin gemacht oder ein Engel, rette ich die Welt oder ermorde ich reihenweise Männer, geht es überhaupt um meine Person, erkenne ich mich darin wieder oder ist das - obwohl ich ja offensichtlich gemeint bin - nur eine verzerrte Wahrnehmung meiner selbst?
All das spielt zusammen und am Ende kommt ein Gemisch an Gefühlen raus, die mehr oder weniger positiv sein können.
Konkreter:
Ein Freund hat Geschichten geschrieben, in denen ich als Nebenfigur auftrete - ich hab die Geschichten irgendwann zu lesen bekommen, per Mail von ihm, aber ebenso wie ich nur Nebenfigur bin, hat er auch nur in einem Nebensatz erwähnt, dass ich auch drin vorkomm. Ich fand das interessant und spannend, was er da aus mir gemacht hat und wie er mich bzw meine Persona in einen anderen Kontext eingebaut hat.
Ein Bekannter hat mir ein Liebesgedicht geschrieben, mit dem er mich nicht nur ziemlich überrascht, sondern auch auf dem falschen Fuß erwischt hat. Ich wusste nicht, wie ich reagieren soll - da ist da einer, der anfängt, für einen Gefühle zu haben und sich Gedanken um einen macht, während man selbst so gar nicht so denkt. Durch die Art der "Übergabe" (Instant Messenger) fühlte ich mich außerdem unter Druck gesetzt, sofort drauf zu reagieren. Ging nicht wirklich günstig aus.
Ein anderer Freund hat ein paar Gedichte über mich geschrieben und in einem Forum gepostet, wo ich sie früher oder später lesen würde, ohne mich aber persönlich darauf hinzuweisen. Das (also die Gedichte an sich ^^) hat mich auch sehr überrascht (man kann ja sehr naiv sein), aber es war nichts, was eine Antwort oder auch nur irgendeine Reaktion von mir erforderte. Ich fühlte mich etwas unwohl (das hat das so an sich, wenn es um Gefühle geht, die man nicht erwidert), hab mich auf der anderen Seite aber natürlich auch gefreut, dass es jemanden gibt, der so über mich denkt und das in Poesie umformen kann.
Und, bringt dich das jetzt weiter?