Traumgeschichten

Lisra

Schmusekater
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Wir alle Träumen.. und manchmal so sehr, das es sich lohnt daraus eine kleine Geschichte zu machen.

Dieses Topic ist für alle Träume, sowohl die authentischen, als auch für Texte die von Träumen inspiriert sind.

Ich hatte vor ein paar Tagen einen Traum der so ähnliche Szenen wie der Text beinhaltet, und gerade weil er Menschen aus dem Forum beinhaltet, finde ich passt es sehr gut hierhin.

Viel Spaß. :D
 

Lisra

Schmusekater
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(Disclaimer: Ich sehe mich vllig außerstande den Dialekt richtig wiederzugeben, deshalb probier ichs gar nicht erst.)

„Kann einer von euch eigentlich fahren?“

Ulan Batur schaute skeptisch hinter ihrer großen Sonnenbrille hervor. Vor ihr und ihren zwei Freunden stand das größte Motorrad das sie je gesehen hatten. Der dunkle Lack und all das silbrige Zeug glänzen blendend im Sonnenlicht. Oh, das Sonnenlicht.. Ulan stand aufrecht und entspannt in der unablässig niederbrennenden Hitze, in einem Gewand das aussah wie von einem schwer betrogenen Pascha entwendet, der großen Sonnenbrille und ohne erkennbare Last. Mantis und Lisra, die sich widerwillig von ihren schwarzen Hemden getrennt hatten, wirkten in ihren weißen Kleidern unwirklich und die Stellen ihrer Haut die nicht bereits rot gebrannt waren, wirkten noch weißer als gewöhnlich.

„Nein.“

„Nein.“

Ulan wandte sich um und fixierte Mantis.

„Aber du hast einen Führerschein.“

Mantis rollte mit den Augen.

„Nicht dafür.“

„Würde es helfen, wenns ein Auto wär?“, fragte Lisra.

„Nein“, gab Mantis zu.

„Na also.“

Trotzdem glitzerte das Motorrad verführerisch.

„Wie kommen wir sonst hier weg?“

„Laufen?“

Sie blickten auf die Straße über der Hitzeflimmern lag, auf den sandigen Halbwüstenboden daneben. In der Ferne lagen die Häuser der verdammt Reichen, echt Reichen und unheimlich Reichen.

„Zu Fuß? Da ruft man doch sofort Security..“

Lisra legte den beiden anderen jeweils eine Hand auf die Schulter.

„Wir fahren einfach zusammen.“

---

Es war ein verdammt schöner Pool und er gehörte zu einem noch schöneren Haus. Lisra jedoch konzentrierte sich auf das Gefühl von Wasser um ihn herum. Ohne seine Brille konnte er weder einen Blick für seine beiden Begleiterinnen erübrigen, denn die Architektur verschwamm vor seinen Augen zu vagen Schemen und jede der beiden Frauen zu zweien.
Er erinnerte sich daran, als er versuchte zu fokussieren um einen mit Wasser vollgesogenen Schaumstoffball von der Größe eines Kleinkids zu werfen, das es Adjektive wie ‚kindisch’ gab, doch als ihn jemand von hinten ansprang, und die Wasser Oberfläche wieder überraschend nahe kam, entschied er das sie anderen passierten.

Es hatte als eine spontane Idee angefangen.

„Ich geh da nicht rauf.“

Lisra und Ulan saßen auf der Mauer und blickten zu Mantis hinunter. Nicht zum ersten Mal kam ihnen in den Sinn, das Vorrausdenken vielleicht eine echt coole Sache sein könnte.

Die Mauer lag in einer dunklen Seitengasse und war, anders als jede Sraße und insbesondere jedes Gartentor auf dieser Seite der Stadt, nicht videoüberwacht. Auf der anderen Seite lag eines der großen Häuser eines reichen Menschen, oder einer reichen Familie. Niemand war zu Hause, und niemand würde für eine ganze Weile zu Hause sein. Die Mauern waren so hoch, das niemand einen Eindringling bemerken würde, wenn er erstmal auf dem Grundstück war. Aus genau diesem Grund war das Grundstück über all gesichert und bewacht. Außer hier.

Ulan und Lisra sahen sich an. Beide nickten. Es war Zeit für besondere Maßnahmen.

---

Später war es Tag geworden.
Das war ein Problem, denn so war der Weg über die Mauer versperrt. Durch das Haupttor ging es ebenfalls nicht. Der einzige Weg der blieb war das zweite Tor, tiefer in das exklusive Viertel hinein.

Nachdem sich die drei vom Chlorwasser, von Resten der Speisekammer und dem Konfetti befreit hatten, entdeckten sie das Motorrad. Es lieferte einen einfachen Ausweg.
Wenn es nur jemand fahren könnte.

---

Die Sonne stieg noch ein kleines bisschen höher, bevor sie für den Tag aufgab und dort oben hing wie festgenagelt. Sie schien auf die flachen Dächer der Häuser und brachte dort den Teer, und auf der Straße den Asphalt zum kochen. Sie trocknete Gräser aus und kratzte am Ego der großen Kakteen. Sie glitzerte auf dem Wasser der vielen swimming pools und ließ die hohen weißen Zäune zum erblinden leuchten.
Bis ein außer Kontrolle geratenes Motorrad hindurchbrach und drei wahnsinnig lachende Menschen in einen weiteren Pool beförderte.

Alles in allem war es ein guter Trip gewesen.
Sie konnten sogar große, breite Securitybeamte knuddeln.
 

Ulan Batur

Mohnblume
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Jeeeeeeee! :) :) :)
 

Kraven

Lernender
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Traumfänger

Blut tropft aus dem Loch in meinem Bauch, trifft auf das Kopfsteinpflaster, rot auf schwarz, läuft hinter mir her und schreit jeden an, der es sieht. Der mich sucht.
Das Messer, kalter Stahl, und das Grinsen des Typen, der zugestochen hat, nicht viel wärmer, hat sich in meine Netzhaut eingebrannt, ist präsent wie sein Geruch nach Zigaretten, die Augen aus trübem Meerwasser, die mich dabei anstarrten.
„Hör auf“, sagte er. „Hör auf damit. Leb dein Leben, schlafe fest und höre auf zu träumen. Jetzt bin ich hier, und ich werde solange weitermachen, bis du aufhörst.“
Die Nächte zuvor bin ich ertrunken, in Stücke gerissen von Haien mit seinen Augen. Habe mir die Halsschlagader zerschnitten, mit Rasierklingen, die er mir gereicht hat. Er jagt mich.
Ich biege um eine Ecke und laufe direkt in ihn hinein.
Er grinst. Er hat mich wieder gefunden.
 

Mantis

Heilende Hände
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Tatsächlich so, in dieser Detailliertheit, geträumt.
Vielleicht nehme ich ihn irgendwann einmal als Grundlage, um daraus noch etwas anderes, Grösseres zu basteln, mal sehen.


~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~ ~~

Die Strassen dieser Stadt sind so voll mit Menschen, die sich mit aller Hast von einem Punkt zum Nächsten bewegen, deren Geschäftigkeit von ihnen ausstrahlt wie aggressives Licht, das in immer schnellerer Geschwindigkeit an mir vorbei, um mich herum aufblitzt. Ehe ich mich versehe, wird mir schwindlig, tanzen schwarze Sterne vor meinen Augen die immer mehr, immer dichter werden und drohen, mir das ganze Sichtfeld zu nehmen.
Zu meiner rechten ist ein Strassencafé, mit kleinen runden Tischen und eleganten Stühlen. Ich lasse mich auf einen Stuhl fallen, vielleicht gerade noch rechtzeitig.

Es dauert nicht lange, da kommt ein Kellner an meinen Tisch. Ich muss ein sehr teures Café erwischt haben, denn der Kellner trägt einen Anzug und verbeugt sich leicht, als er mich anspricht und mir die Karte reicht. Ich muss nicht lang überlegen. „Ein Wasser, bitte – ohne Kohlensäure.“ Er nickt, und zieht sich – unter einer erneuten Verbeugung – wieder zurück.
Ich muss nicht lange auf mein Wasser warten, aber schon das Hinsetzen hat geholfen. Ich würde mir zwar noch nicht zutrauen, sofort wieder aufzustehen, aber das muss ja auch noch nicht sein, nicht innerhalb der nächsten Minuten.

Auf einmal steht ein grosses Stück Erdbeertorte mit Sahne vor mir, und selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich diesem konditorischen Kunstwerk nicht widerstehen können. Erst als ich das Stück schon zur Hälfte gegessen habe, fällt mir auf, dass ich es gar nicht bestellt hatte. Und dass ich es mir bestimmt auch nicht geleistet hätte, denn die Preise in diesem Café sind mit Sicherheit astronomisch.
Der Kellner setzt sich zu mir an den Tisch, er lächelt freundlich. Irgendwoher kommt er mir bekannt vor, aber ich kann ihn beim besten Willen nicht einordnen.
Auch vor ihm steht ein Stück Kuchen, und obwohl ich ihn niemals essen sehe, ist das Stück jedesmal, wenn ich es bewusst ansehe, etwas kleiner geworden.

Er beginnt ein Gespräch mit mir.
„Du bist gerade beinahe umgekippt, oder?“ Ich schaue ihn an, bin zu überrascht über seine Direktheit und zu verlegen ob meiner offensichtlichen Schwäche um zu antworten.
„Ich habe es daran bemerkt was du bestellt hast.“ Er zeigt auf mein Wasser. „Stilles Wasser, das bestellen nur Leute, die gerade einen Schwächeanfall hatten und wieder auf die Beine kommen wollen.“ Als hätte er meine Gedanken gelesen. Mir fällt noch immer keine Antwort ein.
Ich widme mich wieder meinem Kuchenstück, unsicher, was ich mit seiner Gegenwart anfangen soll. Eigentlich wollte ich gar keine Gesellschaft, ich wollte nur hier sitzen, in Ruhe mein Wasser trinken, wieder klar im Kopf werden und dann weitergehen, schliesslich muss ich heute noch irgendwohin. Glaube ich.

„Hast du denn heute noch was vor?“ Wieder er, und wieder ärgere ich mich über mich selbst, dass mich seine Direktheit, die schon an Dreistigkeit grenzt, so überrumpelt.
„Ich bin nachher noch verabredet.“, sage ich, bemühe mich, abweisend zu klingen, schon allein durch meinen hoffentlich eiskalten Tonfall deutlich zu machen, dass ich an einer Fortführung des Gesprächs nicht interessiert bin.
Wieder eine Pause, in der er mich mustert, genau beobachtet. Irgendetwas an ihm scheint nicht zu stimmen, scheint falsch zu sein, doch es ist nichts Fassbares. Irgendwie unheimlich.
„Mit wem denn?“ Mittlerweile frage ich mich, warum ich hier überhaupt noch sitze, warum ich nicht schon längst das Geld für mein Wasser auf den kleinen Marmortisch gelegt und das Weite gesucht habe. Vielleicht liegt es am Kuchen.
„Mit einem Freund von mir.“ Vielleicht, wenn ich nur kurzangebunden genug bin...
„Wie sind sie denn so, deine Freunde?“ Er hat jetzt aufgehört zu essen – es ist mir nicht aufgefallen, aber er hat in der Zwischenzeit unseres kurzen Gesprächs mehrere Hauptgerichte verspeist. Die Teller mit den spärlichen Überresten stapeln sich auf seiner Hälfte des ohnehin schon zu kleinen Tischs. Seine Frage wirft mich – was ich nicht für möglich gehalten hatte – noch mehr aus der Bahn, zum erste Mal in diesem einseitigen Gespräch wird mir bewusst, dass er mich systematisch ausfragt.
„Ich will auf diese Frage nicht antworten. Ich kenne Sie doch überhaupt nicht.“
Ein anderer Kellner, ebenfalls im schwarzen Anzug, kommt nach draussen, ich winke ihn heran und beginne nach meinem Portemonnaie zu suchen. Es ist der gleiche Kellner, der seinem Kollegen die ganze Zeit hindurch neues Essen gebracht hat, auch wenn er mir währenddessen nicht aufgefallen ist.
Ich finde mein Portemonnaie und drehe mich zu ihm herum, und erst dann sehe ich, dass seine Gesichtszüge asiatisch sind, und er nur ein einziges Auge hat – in der Mitte der Stirn.
„Aber du musst doch wissen, was deine Freunde so tun. Es sind doch schliesslich deine Freunde, oder?“
Die Situation überfordert mich, aber gewisse Routinen scheinen selbst in solchen Situationen bestehen zu bleiben. „Ich würde gerne zahlen.“, sage ich, und halte dem neu eingetroffenen Kellner einen zehn-Euro-Schein hin. Er sieht mich bedauernd aus seinem einen Auge an und sagt: „Madame, ich fürchte, das wird nicht reichen.“ Das muss eine verdammt teure Torte sein, denke ich, und suche im Portemonnaie nach einem Zwanziger, finde ihn, halte ihn hin. Der Kellner lächelt nur und schüttelt den Kopf. Das wird langsam absurd, denke ich, während ich mein ganzes Geld (immerhin um die fünfzig) zusammensuche, und ihm abermals anbiete.

Inzwischen hat wohl die Geschäftsführerin Wind von der ganzen Sache bekommen. Sie trägt einen schwarzen Hosenanzug, und auch an ihr ist etwas sonderbar, nicht so offensichtlich wie bei dem einäugigen Kellner, eher etwas Unbestimmbares, wie bei dem jungen Mann, der sich an meinen Tisch gesetzt hat.
„Gibt es hier ein Problem?“ Der Zyklop deutet nur auf meine Hand, die im Vergleich mit der seinen so klein und verletzlich wirkt, dass ich mich durch seine Geste schon fast bedroht fühle. Die Geschäftsführerin hat die Karte dabei, und schlägt sie auf, um mir vorzurechnen, was ich alles gegessen habe, und wieviel ich ihrem Café damit schuldig bin.
„Ich zahle nur für mich“, sage ich bestimmt, nachdem sie mir den Unterschied zwischen einem Lebersteak und einem multiplen Filet ausgerechnet hat, ein Unterschied, der sich auf knapp unter tausend Euro beläuft.
„Oh, na wenn das so ist...“ Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie der Kellner zu meiner rechten bleich wird.
„Aber denken Sie daran, was es für Folgen für diesen armen jungen Mann hier haben wird.“
An dieser Stelle kommt aus dem Nichts ein kleiner Hund, zielstrebig an meinen Tisch, an meinen Stuhl, stellt seine Vorderpfoten gegen meine Oberschenkel und schaut mich traurig an. Wie aus einem Automatismus heraus beginne ich seinen Kopf zu streicheln.
„Er wird diese Rechnung nicht bezahlen können.“ Im Hintergrund beginnt eine Turmuhr zu schlagen. „Und die Glocken dieser Stadt werden nie mehr auf die Weise singen, wie sie es bis jetzt getan haben.“
Ich bin mir zwar nicht sicher, was genau sie damit meint, aber ich glaube, es könnte eine Drohung gewesen sein.
 

Timestop

Running out of Time
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Nachts, als Dunkelheit den Geist umfing,
während keine Zeit verging,
Schwärze sich schon festgekrallt,
der Raum stickig, klein und kalt,
wurd bewusst erneut die Kürze,
und die Endlichkeit des Seins.

Mal wieder schlich sich in die tiefsten Tiefen,
Panik, vermischt mit Fatalismus,
und winzig wurd vorm Universum,
das eigne Sein,
ganz mikroskopisch klein.

Durch Geistes Schwäche verloren Sinn,
Selbstvertrauen und Ziele ihren Halt,
der Anker wurde mitgeschleift,
schlug Schutzwände ein auf seinem Weg,
die Realität,
aufgewühlt, beschädigt,
zerriss es sie.

In dieser düstren Einsamkeit,
wurde klar die schlimmste Furcht,
vor Isolation und Kerkerhaft,
ohne andre, ohne Wesen gleich.

Die Phantasie schlägt brutal zu,
hinterlässt im Geist die Bilder,
von Verlust und Tod von Freunden,
Geist, Verstand, verstehen und Aktion,
getilgt, jedweder Nähe beraubt,
dem Leben genommen,
ohne Rückkehr und Berührung,
nie wieder eine Antwort, oder Frage.

Schmerzhafte Selbstfolter im Auge,
obwohl geblockt und abgestellt,
schnell und doch zu langsam,
gedacht, nagend an der Seele.

Was nun, wenn wirklich ganz verloren,
für immer aus Zeit und Raum,
für Augen, Ohren, Nase, Sinne,
nur Schemen im Gedächtnis bleibend,
Taten, Hoffnung und Erregung,
Freunde, Familie und Geliebte?

All die Zeit die dann vertan,
nicht genutzt,
verschwendet obwohl doch so kostbar,
und begrenzt,
verpasste Möglichkeiten,
Momente und Gelegenheiten,
nagt wie ein Monster an Schwert und Panzer,
der eignen Faulheit und Vorsicht.

Noch in der Minute wird geschworen,
die Chancen zu ergreifen,
am nächsten Tag und für immer,
um die nahen Ängste zu vertreiben,
bevor zu spät und Sie verloren.


Ein Riss in der Erinnerung,
was geschehen vor dem Dämmern,
und mit dem Sonnenstrahl erwacht,
Realität, frisch verbunden,
geht die Verwirrung,
und das Versprechen stirbt.
 

Timestop

Running out of Time
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Mal tatsächliche Bruchstücke eines Traumes an den ich mich, zumindest teilweise, erinnern kann. Nicht total irre, aber dennoch absurd und teils unerklärlich sinnfrei.

Sie fegte gerade die Treppe mit der Eleganz und Ruhe eines Mönches aus einem buddhistischen Kloster. Oder so wie ich mir vorstellte das es ein Mönch aus ebendieser Region tun würde oder vielleicht in irgendeinem Kung-Fu- bzw. Dokumentarfilm gesehen hatte. Plötzlich sah sie mich mit ihrem durchdringenden Blick an und meinte: „Könntest du bitte aufhören von mir zu träumen?“ Genau dort erwachte ich, aber verfiel sofort wieder in den nächsten Traum.

Unsere Einheit war mitten in einer Stadt. Die Fachwerkhäuser und engen Gassen zeichneten sie als typische europäische Kleinstadt seiner Zeit aus. Mein Kamerad in der russischen Uniform neben mir meinte, dass uns das hohe Haus vor uns den guten Überblick geben würde, den wir als Aufklärer bräuchten. Das Schaufenster zeichnete es als ein (sehr) kleines Geschäft aus, doch es stieg turmgerade hoch, höher als die restlichen Gebäude drumherum. Ich wusste das es das Geschäft eines Juden war und es schien mir unrichtig es für unsere Absichten zu requirieren, waren wir doch gekommen um sie zu befreien. Ich wollte mich abwenden, doch dann wieder schien mir der Gedanke albern, ich trat die Tür ein, in das Gebäude und wir stiegen die Wendeltreppe hoch.
Als wir oben waren stand jedoch der Besitzer vor uns. Peinlich berührt wollte ich umkehren, doch erneut obsiegte ein anderer Zwang. Ich fragte den Mann ob wir von hier oben operieren dürften und er nickte nur stumm und verharrte beinahe bewegungslos, mit verschränkten Armen hinter seinem Rücken.
Wir packten das Funkarsenal aus, viele Kästen aus denen schon die hektischen Meldungen der Kameraden aus den Panzern kamen, die unter Feuer geraten waren. Ich schaute mich mit dem Fernglas um, doch die Höhe machte mir Angst und verhinderte das ich mich weiter hinauslehnte um alles zu übersehen. Das Gebäude wirkte jetzt wie ein Leuchtturm, und eigentlich musste ich keine große Angst vor dem Fall haben, da 2 m unter mir ein weiterer Vorsprung mit Geländer war, auf den man mit etwas Glück draufstürzte, fiele man vom obersten Vorsprung. Aber ich fand die amerikanischen Kameraden einfach nicht, hörte jedoch die Meldungen über den Kampf, rauschend, abgehackt, unvollständig, laut.

Daher beschloss ich einfach mich auf die Anhöhe weiter rechts zu teleportieren. Ich schaute nach meinen Sachen um mich auf dem Campus anzumelden. Überall liefen geschäftige Studenten in der warmen Sommersonne herum. Ich kramte in meiner Tasche und erinnerte mich das ich die blaue Mappe vergessen hatte. Zum Glück reichte ein Gedanke um sie nach weiterem kramen zu finden. Sie war voller Zettel. Während ich vor dem kioskähnlichem Häuschen stand wo man sich anmelden konnte, schaute ich mir die Papierfetzen verwundert an. Ebenso wie die umstehenden mich.
Erwachen.
 

Hokan Sineater

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Immer wieder, versuche es, versuche immer wider, immer wieder, es geht nicht kein Problem für sie doch für mich will, will sie aber weiß es nicht , kann es nicht sagen, seh nur was es ist , was es wird, wie es ist, wie sie ist. Ich weiß es nicht was ich machen soll aber mache etwas wieso mache ich es, wieso kann ich es nicht einfach anders machen wieso weiß ich nicht warumich es mache es ergibt keinen Sinn, sie sind doch alle ein Gleiches warum verstehen sie sich nicht warum verstehen sie nicht, dass Ruhe ruhig und luft unsichtbar ist ohne sich zu fragen welchen Unsinn das Ganze hat, ich verstehe es nicht aber es ist so unnötig zu verstehen warum kann ich es nicht einfach dabei belassen, wärme fühlen alles da , nur nicht mehr Kälte hasse sie sie ist allein, lässt mich so links liegen ich versuche nicht mehr, lass es nur noch hier, lass es kommen.
 

Mantis

Heilende Hände
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Wir stehen auf einem Platz, wir sind viele, und wir sind wütend. Wir demonstrieren für etwas, wofür die Obrigkeit an diesem Ort kein Verständnis hat.
Wir sind in einen von diesen Zier-Brunnen gegangen, um ihn anzusprayen mit unserer Botschaft, denn dieser Brunnen ist so etwas wie der Mittelpunkt dieses Platzes, und dieser Platz ist so etwas wie der Mittelpunkt dieser Stadt, ein Aushängeschild. Was wir sprayen: „you believe this, you die“
Ich könnte nicht erklären, was wir damit meinen, aber wir meinen es aus voller Überzeugung, und wir wissen, dass wir dahinterstehen und nicht davor zurückschrecken, das auch zu beweisen.

Man will uns festnehmen, und man wird uns schon allein daran identifizieren können, dass wir alle nasse Kleidung haben, denn wir mussten schliesslich in den Brunnen hinein, um unsere Botschaft anzubringen.
Doch so schnell werden sie uns nicht kriegen, denn wir haben einen Plan. Wir brauchen uns nicht abzusprechen, wir sind nicht organisiert, denn alles klappt auch so, wie es klappen muss: schnell sind wir dabei, zufällige Passanten nass zu machen – entweder sie nehmen uns alle fest, oder keinen.
 

Lisra

Schmusekater
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Verlust

Der Himmel ist gefroren, zur grauen Decke einer Höhle, starr und erstickend. Sie stehen alle in der Kälte um dein Grab. Das Gras ist ausgeblutet und hat seine Farbe verloren. Sie stehen herum, halten sich in den Armen, starren ins nichts und lauschen der Leere. Ihre Puppengesichter sind hinter Schleiern verborgen.

Sie ist zu früh von uns gegangen, sagen sie. Sie war noch so jung, sagen sie. Wir werden sie
vermissen, sagen sie.

Ich bin ein Fremdkörper in mir, trage nur noch meine Haut umher und sehe hinter den Schleiern keine Menschen. Hände liegen auf meinen Schultern und um meine Hüfte, aber sie fassen nicht mich, sie halten die Hülle.

Staub zu Staub, sagen sie. Vielleicht ruht sie in Gott, sagen sie. Sie könnte in Gott niemals ruhen.

Das Stahldach des Himmels blutet schwarz und der Regen fällt, macht Staub zu Matsch. Er weicht die Schale auf.

Ich reiße mich los, der Sarg steht noch offen.

Dein Schatten liegt so regungslos da, wie du ihn zurückgelassen hast, dunkel rahmt hell; Haut verschließt das Eis.

Auf die Knie gesunken mischt sich alles und wie das Wasser an meine Haut dringt, löst sich die Schale. Ich kehre zur Welt zurück und erkenne endlich, verstehe, dass es die Wirklichkeit ist, und nur noch dein Schatten geblieben ist.

Der Regen kann den Schrei nicht dämpfen. Es ist mit dir auch ein Teil von mir gestorben. Er kämpfte mit dem Rest von mir und schrie, dass er seiner Schwester folgen muss, brüllte nach einer Kugel und schlug sich die Krallen stumpf.

Hände fassen mich erneut. Es sollten deine sein.

Ich kehre zu diesem Traum zurück, wenn die Zeit der Sorgen kommt, immer wieder, auch wenn ich mich wehre.

Manchmal gebe ich mein Schwert an deinen Schatten, und finde Kraft in der aufgehenden Sonne, der dein Leben, jedes Leben, egal ist.
Manchmal kann ich nicht mehr. Es werden zwei Gräber. Und dann Leere.
Manchmal hören Schreie und Tränen nicht auf, dann malt jemand ein Bild davon und klebt es an den hässlichen Himmel, damit es alle sehen können.

Wenn ich aufwache, weiß ich, dass es nur ein Traum ist. Ich weiß, dass ich lebe, denn ich spüre die Angst, und auch Angst heißt leben, und ich weiß, dass du noch lebst. Das ist alles was zählt. Denn es gibt in diesem einen Leben noch andere Träume zu haben, verlieren, entdecken, erfüllen und träumen.
 
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Kraven

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:( Das ist schön...
 

Lisra

Schmusekater
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Ich schätze, es ist gut, dass es schöner zu lesen, als zu träumen war. :)
 

Kraven

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Ist es bei den meisten traurigen Geschichten, oder? Das ist das Schöne am Schreiben, man kann auch aus was Traurigem noch Poesie entstehen lassen...
 

Lisra

Schmusekater
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Da hast du recht. Freut mich, dass es dir gefällt.
 

Sheera Li

Kaleidoskop
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Ich hüte Kinder. Ganz toll!
Eine ganze Schar von wilden, schreienden, spielenden, quengelnden Kindern.
Ich bin im Garten meiner Eltern, der, mit der Laube und den ganzen Obstbäumen. Statt der Kastanienbäume, stehen dort Eichen und eine der Eichen hat ein gewaltiges Baumhaus.
Die Kinder rennen kreuz und quer in dem Garten herum, beschäftigen sich mit sich selbst.
"Lisra! Runder von der Schaukel!" schreie ich.
"Curom, entschuldige dich bei Micha! Er hat dir nichts getan!"
"Brie und Briza, ich hab das gesehen!"

Ich bin bis zum Hals damit beschäftigt, dass die Kinder den Garten meiner Eltern nicht verwüsten.

Irgendwann klettere ich in das Baumhaus, unten hängt die Schaukel, und direkt darüber ist ein Loch (keine Ahnugn wie die Schaukel festgemacht ist) und man kann über ein Seil nach oben. Ich ziehe mich am Seil hoch und sehe nach unten. Ein kleiner Junge sitzt dort und winkt zu mir hoch. Ich klettere noch ein Stück weiter und sehe wieder nach unten. Er ist nicht mehr da.


Beim Erwachen:
Um Himmels Willen, das war ja ein Forums-Kindergarten! :D Und das witzige war, alle sahen so aus wie immer, nur gingen sie mir alle höchstens bis zur Hüfte.
 

Lisra

Schmusekater
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Aber ich mag Schaukeln.. :( Die da war viel länger drauf als ich!
 

Brisëis

Priesterin des Apollo
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Briza hat aber angefangen!
 

Kraven

Lernender
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Ich weiß nicht mehr, was davon ich wirklich so geträumt habe und was dazu kam, als ich es gleich nach dem Aufwachen aufgeschrieben habe, aber ich mag die Stimmung.

Sie nennen es das Ölfeld.
Schwarze, nasse Ascheflocken von verbranntem Papier, die den Boden bedecken. Vollgesogen mit Regenwasser, und bei jedem Schritt nachfedernd, die Füße pressen braunes Wasser aus ihnen heraus. Sobald man weitergeht, kann man das Gurgeln und Glucksen hören, mit dem das Wasser zurückkehrt.
Über dem Feld eine Brücke, schwarz vor Ruß, verlassen, ein totes Konstrukt aus ausgebranntem Stahl. Ein paar einzelne Gestalten hängen an Seilen von ihr herab. Leise schaukeln sie im Wind.
Ich schaue mich vergebens nach einem Lebenszeichen um, nach einer Ratte, einer Taube vielleicht. Nichts. Nichtmal das Kreischen der Möwen. Nur ein paar Grasbüschel schauen aus dem Schwarz heraus, von ungesunder, gelblichgrüner Farbe, wie Erbrochenes auf Asphalt.
„Die kleinste Umweltkatastrophe der Welt.“
Nein. Nicht klein.
Nachdem der Tanker gebrannt und das Öl den Boden und die Luft getränkt hat, hat man diese Stadt auf verpestetem Grund errichtet. Hat oberflächlich ein paar Schichten Erde neu draufgelegt und mit dem Häuserbau begonnen.
Hier nicht. Hier, im Zentrum des Feuers, des Fackelzugs, wie die Einheimischen ihn manchmal nennen, wegen der wandelnden und schreienden und liegen gebliebenen und sich nicht mehr rührenden Fackeln, die an diesem Tag das Ufer des Flusses bevölkerten, hat niemals jemand versucht, etwas zu bauen.
Schmale Trittbretter aus Rubiholz auf der schwarze Aschebahn, eine schmale Hütte umgebend, aus Blech und Beton, die Wände versengt und im Inneren immer noch warm, die Wände des Tankers einst, jetzt die Wände dieser Hütte, von der niemand weiß, wer sie gebaut hat.
Jemand müsste es wissen. Irgendjemand müsste sich dafür interessieren. Die Leute zucken nur mit den Achseln, wenn man sie fragt.
Ich laufe die Bretter entlang, auf die Hütte zu, mit der Hand am verrosteten Maschendraht entlangfahrend, mit der Hand die Tropfen aufnehmend, in denen sich klebrige Regenbögen spiegeln
There is...
a house...
in New Orleans...

den verrosteten Riegel zur Seite geschoben, von dem ich erwartet hätte, dass ein altes, schweres Vorhängeschloss dranhängt. Ölig und und silberfarben, kann ich es vor mir sehen, sein Gewicht und seine Kälte in meiner klammen Hand spüren.
Es ist nicht da.
Dunkelheit verschlingt mich, und als ich die Taschenlampe anmache, dringt der gelbliche Lichtstrahl nicht weit, enthüllt nur dicke Staubflocken, die den Boden bedecken, den billigen Tisch aus abwaschbarem PVC und ein einzelne Stuhl mit aufgeschlitztem Filzbezug, dem die Lehne fehlt. In der Ecke ein ausgetrocknetes Waschbecken. Der Hahn schluckt, röchelt. Jemand hat ihn aufgedreht, und nun versucht er, Wasser zu pumpen, wo keines ist.
Ich gehe weiter, spüre, wie meine Schritte nasse Abdrücke auf dem Boden hinterlassen, wie der Staub sich an mich heftet. In der hintersten Ecke befindet sich ein schmales Lager, zwei Matratzen, ursprünglich eine, die dann zersägt wurde, auf jeder eine kleine Decke, die mal die Hälfte einer Großen war. Kinderbetten.
Und unter den Decken kleine, sich abzeichnende Körper.
Ein Kichern.
„Warst du einer von ihnen?“
Nein. Ich kannte sie nicht.
Ein Geräusch ertönt von außerhalb der Hütte, das Scheppern eines rostigen Fahrrads, das auf den Boden fällt, und Schritte, die sich der Tür nähern.
„Wohin?“
Hier lang.
Der Schacht liegt unauffällig in einer der Zimmerecken, notdürftig abgesperrt mit ein paar morschen Brettern, die unter den Fingern zu Staub zerfallen. Der Strahl der Taschenlampe reicht aus, ein kurzes Stück auszuleuchten, dann verschluckt die Dunkelheit das Licht.
Die schwere Eisentür geht auf, und im Rahmen steht eine dürre, abgerissene Gestalt in zerlumpten Klamotten, das Gesicht bärtig, die Augen rotgeädert. Keine Gefahr.
Und trotzdem springe ich.
 

Lisra

Schmusekater
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(23.Juni)

Es beginnt damit, dass ein anderer Junge, etwas Älter, in die Familie meines Traumselbst kommt. Tragische Umstände, Waise und so, offensichtlich aber noch fröhlich, sanft und nett. Es beginnt mit Kleinigkeiten, aber nach und nach drängt er sich mehr in den Vordergrund, manipuliert und lügt sich nach vorne und "mich" schlechter. Dann, unter Ausnutzen dass er älter und stärker ist, beginnt er mir sein Verhalten, oder zumindest das Verhalten, dass er vorgespielt hat, aufzuzwingen und nach und nach auch sein Erscheinungsbild, während er meins annimmt.
Irgendwann stellt er in Frage, dass ich noch ich bin. Er versucht meine Identität und meinen Platz einzunehmen, denn ich wisse all das was ich habe nicht zu schätzen und verdiene es nicht. Dann sehen die Eltern und gesichtslosen Freunde weg, es sind jetzt seine. Ich muss mich dem fügen, denn er ist stärker als ich, und jeder Versuch es zu erklären scheitert. Sie sehen dann nur noch "ihn", wie er "mir" wahnsinnige Anschuldigungen an den Kopf wirft und halten mich für verrückt geworden, nach all dem Drama das ich erlebt habe.
Zweifel ich irgendwann auch daran, jemand anders als er zu sein?
 

Briza

Kühlschrankbewohnerin
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875
Ôo
Ich hab garnicht angefangen!
Das hat selber begonnen zu brennen
Ôo..

:wunder:
 
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