Terrorismus in Europa

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Schüler sollen wegen Frankreich schwarz tragen.

Das ist doch wohl eine waschechte politische Instrumentalisierung der Schule, oder ?

Das ist auf genau demselben Niveau wie ein Kreuz im Klassenzimmer.



Das erinnert mich an eine Mitchristin in unserer Bibelstunde, die damals untröstlich war wegen der ca 7000 amerikanischen Soldaten, die im Irak gestorben sind.

Das diese Soldaten dort waren, weil die USA das Land de facto besetzt hatte und dort auch de facto internationalle Gesetze für die eigenen Interessen ignorierte, indem sie das irakische Erdöl unter für den Irak sehr schlechten Bedingungen in Beschlag nahmen, kümmerte sie nicht.

Das die offizielle Zahl sowieso getürkt war, weil neben regulären Soldaten auch viele Söldnerdienste im Irak operierten, deren Gefallenen nicht in der offiziellen Zahl enthalten ist, kümmerte sie auch nicht.

Das die Amerikaner sich nichtmal die Mühe machten, eine Statistik über die irakischen Opfer zu erstellen - ein unglaublicher Skandal, der den Wert eines irakischen Lebens in den Augen der Entscheider drastisch demonstriert - kümmerte sie auch nicht.

Das die Gesammtzahl dieser Opfer selbst konservativ geschätzt über eine Million gewesen sein muß, tangierte sie ebensowenig.

Aber ca 7000 amerikanische Soldaten waren gestorben, da war sie untröstlich.






Du meinst, anders als in jeder anderen römischen Provinz?
Korrekt, das war der diplomatische Kernfehler der Römer.

Und, da ich das noch nicht explizit gesagt habe, nochmal ganz deutlich: der Vorteil der Germanen war schlicht das unzugängliche Terrain, der römische Kampfkunst im Kern erstickte und zu einer militärischen Überlegenheit der Germanen führte.

Das die Germanen auch das Phänomen Berserker hatten, spielte hingegen allenfalls eine psychologische, aber keine praktische Rolle ... eigentlich ganz genauso wie die Terroranschläge heutzutage im Westen.

Und das Gegenbeispiel der Zeloten zeigt nur bestens, was ich bereits gesagt habe: auch die Zeloten spielten bei der militärischen Stärke Israels keine Rolle, genausowenig wie Beserker bei den Germanen.

Ich würde sogar eher vermuten, das diejenigen Germanen, die sich keine Drogen reinzogen, bevor sie in die Schlacht zogen, am Ende tödlicher waren als diese Vollidioten, die sich ohne Rüstung und sogar ohne Kleidung nur mit einer Axt in jeder Hand auf die Gegner warfen.
 
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Kraven

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Rink: Es ist eine schöne Frage, wem die Anschläge mehr weh getan haben. Ich würde das nicht so eindeutig beantworten wie du.
Es gab keinen expliziten Krieg gegen Al Quaida, aber es gab, gibt, einen Krieg gegen den Terrorismus. Nach den Anschlägen des elften September hat George Bush beim Kongress um ein Gesetz gebeten, das ihm in der Hinsicht Handlungsfreiheit garantiert, und er hat das bekommen. Die berühmten sechzig Worte aus der Authorization for use of Military Force:
That the President is authorized to use all necessary and appropriate force against those nations, organizations, or persons he determines planned, authorized, committed, or aided the terrorist attacks that occurred on September 11, 2001, or harbored such organizations or persons in order to prevent any future act of international terrorism against the United States by such nations, organizations, or persons.
Das sind eine ganze Menge Leute, denen da der Krieg erklärt wurde.

Und ja, dieser Krieg lief für Al Quaida nicht gut, aber die Frage ist für mich immer, wer was bezwecken wollte. Was wollte Al Quaida? Den Amerikanern weh tun. Haben sie das geschafft? Siehe meine Rechnung ein paar Posts oben, ja, ich sage, das haben die hingekriegt.
Was wollte Amerika? Die Gefahr des islamischen Terrorismus für Amerika und die ganze freie Welt bannen. Das... lief nicht so gut. Ja, es ist ihnen gelungen, Al Quaida zu zerbomben, und mit der Zeit wurden sie darin auch immer besser und effektiver. Und ich weine diesen fundamentalistischen Fanatikern keine Träne hinterher, aber ich bleibe bei meiner Aussage, dass es für diese Leute echt schlimmeres gibt, als im Jihad zu sterben.
Ja, Al Quaida ging in dieser Konfrontation unter, aber sie taten es in der Gewissheit, dass es andere geben würde, die den guten Kampf weiterführen würden. Al Quaida ist keine große Gefahr mehr für uns. Das ist den Leuten in Paris nur vermutlich kein großer Trost.

Oder schlichter ausgedrückt: Wenn es nicht mein Ziel ist, zu gewinnen, sondern nur, dass der andere verliert, eröffnet mir das ganz neue Handlungsmöglichkeiten.

Und bei deiner Klassifizierung von Terroristen als suizidale, stumpfe, dumme Einzeltäter fühl ich mich geneigt, zu widersprechen. Ich finde Pintos Statistik sehr interessant, dass die losgeschickten Selbstmordattentäter zu sechzig Prozent psychosoziale Störungen aufweisen.
Kehren wir das erstmal um: Bei vierzig Prozent aller losgeschickten Selbstmordattentäter konnte keine psychosoziale Störung festgestellt werden. Lass den Satz mal wirken, ich find den gruselig.

Ich war zuerst überrascht, weil ich dachte, dass die Zahl der gestörten Attentäter geringer ist. Formulieren wir es mal böse, aber eigentlich will niemand einen depressiven Selbstmordattentäter. Man will Leute, die es am großen Tag dann auch wirklich aus dem Bett schaffen.
Ist aber durchaus möglich, dass die Gruppen dann einfach so zusammengestellt werden, dass man ein paar funktionale Leute dabei hat, um die Gruppe zusammenzuhalten.

Aber du konzentrierst dich gerade nur auf die Selbstmordattentäter, wenn du von Terroristen sprichst. Was ist mit den ganzen Dschihadisten, die amerikanische Basen und zivile Ziele in Afghanisten und dem Irak angegriffen haben? Was ist mit den hunderttausend Mitgliedern des IS? Sind das alles sozial gestörte Außenseiter?

Gala: Ich habe es explizit erwähnt, aber trotzdem noch einmal deutlich: Die beiden von mir erwähnten Kriege fanden fernab der germanischen Wälder statt ;)

Und ja, natürlich waren die Zeloten keine militärische Bedrohung. Das ist genau das, was ich gesagt habe. Sie haben dennoch höllische Probleme verursacht. Rom hat Jerusalem nicht mal eben aus einer Bierlaune heraus eingestampft.
 

Chiburi

Kampfhase
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danke für den informativen Beitrag, Pinto. Ja, das sind sicher Mechanismen, die immer eine Gruppe an manipulierbaren Fanatikern erzeugen werden, die auch ihr eigenes Leben opfern. Allerdings halte ich die, wie auch Rink schreibt, für Ausnahmefälle. Die ganz große Mehrheit dürfte eher opportunistisch denken. Natürlich, wenn ich in IS-kontrolliertem Gebiet wohne, und gerade die Enthauptung eines "Verräters", oder die Steinigung einer "Sünderin" miterlebt habe, bin ich natürlich für die Scharia und den Jihad und den IS. Tod allen Ungläubigen, hurra! Grabt mich wieder aus! Genau wie viele Deutsche nach ein paar Hinrichtungen von Deserteuren, ein paar Hausdurchsuchungen und Festnamen durch die Gestapo, und regelmäßigem Bomardement durch die Alliierten stramm für den Endsieg gekämpft haben. Als ob der Volkssturm was anderes gewesen wäre als ein relativ sicheres Selbstmordkommando. Zwei Mann, ein Gewehr, wenn der Erste umfällt übernimmt der Zweite. Da kann man sich seine Chancen doch in etwa ausmalen.

Kaum marschierten die Alliierten ein, standen alle winkend am Straßenrand.
Und das, obwohl die damals 16-jährigen auch schon zehn Jahre Indoktrinierung hinter sich hatten.

Oh, und von "nichts in der Hose" habe ich nie geredet. Im Gegenteil, ich halte es vielmehr für ein Zeichen nicht völliger Verblödung oder Gehirnwäsche, wenn man sich gegen ein glorreiches Ende als Kanonenfutter oder Sprengstoffgoblin entscheidet.

Allerdings wird die Indoktrinierung vom IS, wie damals bei den Nazis, auch durch eine harte, aber ungerechte Verfolgung von Deserteuren, Fahnenflüchtigen, Verrätern und Nichtsprengern begleitet. Und wenn man eh draufgeht, kann man das mit den 77 Jungfrauen ja mal probieren.

Alles in allem halte ich daher ein Vorgehen, dass den IS unattraktiver für intelligente, skrupellose Verbrecher (Geldströme verfolgen), mord- und vergewaltigungslüsterne Brutalos (Fremdenlegion und Seals statt Yesiden), und ängstliche Opportunisten (IS-Einfluss auch mit Bodentruppen zurückdrängen, Dörfer und Städte befreien und befrieden, grundlegende Staatsfunktionen garantieren) macht, für sehr sinnvoll. Weil sie sich gegen die große, und funktionale Mehrheit der IS-Leute richtet.
Wenn dann noch ein paar Fanatiker bleiben, wird es ab und zu noch wehtun, aber ohne Geld, strategische Führung, funktionelle Infrastruktur und Rückhalt in der Bevölkerung wird die Gefahr trotz höheren "Erregungspotentials" der Fanatiker wohl erheblich abnehmen.

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Zu der Statistik: Interessant finde ich in dem Zusammenhang eine Untersuchung an deutschen Neonazis, die zu dem Ergebnis kam, dass nicht etwa die Einbindung in Nazinetzwerke die Leute radikalisiert, sondern dass im Gegenteil bereits polizeibekannte Verbrecher und Gewalttäter sich Nazivereinigungen anschließen, um ihrer Brutalität einen tieferen Sinn zu geben. Sie prügeln dann eben nicht mehr, weil sie antisoziale Arschlöcher sind, sondern für Volk und Vater-/Abendland.

Ähnliches kann man auch aus der Vita ehemaliger Linksterroristen lesen. Die fügen sich nämlich überproportional häufig nahtlos in rechte Gewalttätergruppen ein.

Wenn die Ideologien aber so austauschbar sind, muss man am Ende vielleicht gar keine Ideologien bekämpfen, sondern doch bloß langweilige Gewalttäter.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Äh ...

Wenn eine anhand bestimmter Kriterien ausgesuchte Gruppe zu 60% nachweislich unter geistigen Störungen leidet, dann ist die tatsächliche Quote aller Wahrscheinlichkeit nochmal deutlich höher.

Weiter sind Geisteskrankheiten ja nicht absolut. Jemand, der z.B. unter Schizophrenie leidet, kann völlig normal sein, wenn er gerade keinen Schub hat.



Das mit der Gewaltbereitschaft bei Neonazis wundert mich nicht.

Den allgemeinen "Mangel" an linken Terroristen derzeit sehe ich hauptsächlich darin begründet, das es keine Geldgeber gibt.




ROTFL !!!!

Das ist doch mal der Satz des Tages:
Wir finden die Nadel im Heuhaufen nicht, also brauchen wir mehr Heu. Das hört sich so verstörend an, es könnte auch in Donald Trumps Wahlprogramm stehen. Es handelt sich aber ernsthaft um die europäische Strategie gegen den Terror.

Quelle: Sascha Lobo auf Spiegel Online.
 
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