Bei dem Vergleich mit den USA muss man aber berücksichtigen, dass bei widerrechtlich erlangten Beweisen deutsche Richter einen Ermessensspielraum haben, in den USA nicht. "Unverwertbar" (wie im Artikel genannt) stimmt also so afaik nicht.
Ich habe den Zeit-Artikel mal gelesen, und finde ihn irgendwie platt und mindestens so weit an der Realität vorbei, wie er selber es dem Tatort vorwirft. Da kritisiert der Artikel, dass eine Befragung mit psychischem Druck, suggestiven Fragen und Unwahrheiten durchgeführt wird, dass auf den Wunsch nach einem Verteidiger nicht reagiert wird, Drohungen, etc.. Das wäre unwirklich ist das Fazit des Artikels.
Aus persönlicher Erfahrung kann ich das dagegen als real erkennen. Mir hat auch schonmal jemand was anhängen wollen, ich hatte ne Hausdurchsuchung inklusive massiver versuchter Beeinflussung, von der Behauptung, mein "Komplize" hätte etwas gestanden, von dem ich wusste, dass es nicht passiert ist, über die Androhung von Gefängnis, wenn ich nicht sofort "gestehe", unterschwelliger Androhung von körperlicher Gewalt, Verletzung diverses Grundrechte inklusive Leugnung dieser, etc.. Und nein, der verantwortliche Ermittler hat deswegen keinerlei Folgen zu spüren bekommen, das Gericht bittet ab und zu mal um einen Untersuchungsbericht, weil auch nach Jahren - weil Fall ohne Substanz - noch keiner vorliegt, währendessen kommt monatliche ne andere Schikane, gegen die ich Einspruch einlegen muss.
Und warum sollte das ein Einzelfall sein? Ist es sicher nicht. Um es mal auf den Punkt zu bringen: der Zeit-Artikel sagt so naiv: "das ist verboten". Und, wen stört's? Nicht, dass ich Tatorte für besonders realistisch halte, aber der Leitfaden des Artikels, dass Tatorte unwirklich sind, weil sich Ermittler nicht an's Gesetz halten, halte ich persönlich für lächerlich.