[Politik] Internetzensur bei den olympischen Spielen 2008

Vasen Coriver

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@Sir Sonehitch: Ich wollte damit nicht sagen, dass Hochtechnologieprojekte in China unmöglich sind, oder dass ThyssenKrupp & Siemens ihren Krepmel dort nicht hätten verkaufen können. Allerdings müssen Firmen, die so etwas in China planen, besonders vorsichtig sein und sich absichern. In der Vergangenheit wurden in den Hallen direkt neben solchen Joint-Ventures gleich die chinesische Kopie des entsprechenden Produkts angefertigt.

Zum Thema Smog: In China ist es nicht anders als beim Rest der Welt: Umweltschutz und Wirtschaftlichkeit stehen meist (nicht immer!) im direkten Wiederspruch zueinander. Je ärmer das Land, desto geringer der Umweltschutz. Nachträglich umweltschonende Techniken zu installieren ist schwieriger als direkt am Anfang. Hier haben es meiner Meinung nach die reichen Industriestaaten verpasst von Anfang an gemeinsam in China umweltschonende Techniken zu fördern. Stattdessen wurde mit dem ungebremsten Wirtschaftswachstum auf Kosten der Umwelt (und vieler Menschen) die dicke Kohle gemacht.
 

David

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Der Smog in Peking ist schon extrem, westliche Ballungsräume sind da heute idR deutlich sauberer. Ein Grund neben dem explodierendem Verkehr sind da sicher auch veraltete Fabriken aus kommunistischer Zeit mitten in der Stadt. Aber früher oder später werden die wohl genauso wie auch bei uns geschehen abgerissen werden, weil das Bauland einfach zu wertvoll für sowas ist.
Im Grunde macht China grad dieselben Fehler in Sachen Umweltschutz wie wir vor 100 Jahren, gibt ja auch genug andere Beispiele von vergifteten Flüssen bis zum Drei-Schluchten-Damm.. Die Chance aus unseren Fehlern zu lernen und es gleich besser zu machen wurde leider noch nicht genutzt. :(
(Wenn sie schon sonst so gerne kopieren, sollten sies vielleicht auch hier mal versuchen.. :D )

Was den Transrapid angeht: Da kann man doch eigentlich froh sein, wenn ihn überhaupt mal wer baut, und die Technik nicht ganz in der Mülltonne landet. Wirtschaftlich gesehen war das Ganze ein Schlag ins Wasser, auch wenn die Technik noch so faszinierend sein mag.

PS.:
In Russland gehts wohl auch langsaml los mit den Vorbereitungen: :rolleyes:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,569331,00.html
 

Vasen Coriver

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@David: Das mit der (Un-)Wirtschaftlichkeit des Transrapit würde ich so nicht unterschreiben, aber das ist ein anderes Thema.
Was die Fabriken angeht, da sind die neuen wahrscheinlich nicht viel umweltfreundlicher als die alten.

Russland... wie Schröder schon sagte, dass sind lupenreine Demokraten ...
 

David

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Jupp, mit ner Lupe findet man etwas Demokratie.. :fies:

Das Problem beim Transrapid ist halt, daß wir schon Schienen haben. Würden wir ein komplett neues Eisenbahnnetz aufbauen, wäre das ne Überlegung wert, aber so lohnt das halt einfach nicht. Obwohl ich gerne mal mit so nem Ding gefahren wär, aber ehe mans als bessere Straßenbahn zweckentfremdet, kann mans auch ganz lassen. :(
 
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Vasen Coriver

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Ja, das Schienennetz würde eine grosse Investition bedeuten, allerdings würde das nur im Fernverkehr Sinn machen und nicht als S-Bahnersatz, wie in München geplant. Die großen Vorteile sind halt Sicherheit (trotz des Unfalls im Sauerland), Zuverlässigkeit (99,x% Pünktlichkeit auf der Teststrecke in Shanghai), geringerer Energieverbrauch und minimaler Materialverschleiss (keine Reibung).

Leider hat Deutschland hier viel zu spät überlegt in eine Strecke zu investieren, da ist es doch normal dass im Ausland die Käufer skeptisch sind.
 

Vasen Coriver

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Ja, für mich ist Rogge unhaltbar geworden. In diesem Beitrag der Sueddeutschen stehen weitere Böcke, die das IOC und er geschossen haben:

  • Die UCI (Weltradsportverband) wird für ihren Antidopingkampf geblobt.
  • Entgegen der Charta bleiben dopingverseuchte Sportarten im olypmischen Programm.
  • Unrentablen Sportarten droht das Aus bei Olympia.
  • Vetternwirtschaft.

Warum er trotzdem im Amt bleiben wird? Weil das für Sportfunktionäre keine aussergewöhnlichen Verfehlungen sind. Man schaue sich nur mal MCQuaid (UCI), einige Leute bei der FIFA oder dem IHF (Welthandballverband) an.
 

Enigma

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Heute, 21:00 - 21:45, bei ARD:
"Unbequem und unbestechlich
Chinas Kämpfer für die Wahrheit"
Weiss noch nicht, ob ich's mir selber ansehen werde. Aber vielleicht möchte ja jemand von euch.

 
 

Vasen Coriver

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Danke, guter Tip. Habe leider nur die letzten 15 Minuten sehen können, aber die haben sich schon gelohnt.
 

Durandil

Dúnadan
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In der ZDF Mediathek gibt's übrigens schon seit Monaten häufiger recht interessante Beiträge zum Thema China, angefangen von einer Reihe von ich glaub 5 oder 6 viertelstündigen Beiträgen von Mariette Slomka (durchaus auch Kritisches) über einige Dreiviertelstündler.
 

Vasen Coriver

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Ja, auf den anderen Sendern wie zB. den dritten (gestern NDR), Phoenix, N24 und RTL (!?) wird man damit im Moment auch zugeschmissen.
 

David

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Natürlich darf man nicht den typischen Fehler moderner Menschen machen das "einfache Leben" zu verherrlichen, aber das Argument "wir tun denen doch gut" haben doch schon die europäischen Kolonialmächte missbraucht..

So hatte Tibet gar keine Chance, sich selber weizerzuentwickeln. Außerdem gehts heute ja eh nur noch um kulturelle Eigenständigkeit, nicht um volle Souveränität.

Was den Vorwurf der einseitigen Berichterstattung angeht ist eben das Problem, daß man während der Aufstände nicht aus Tibet hat berichten können, weil China alles abgeriegelt hat.

PS.: Zu dem ARD-Film vom Montag:
Man mag ja akzeptieren können/müssen daß individuelle Freiheit nicht überall genau den Stellenwert hat wie bei uns, aber wenn Leute, die nur die Rechte einfordern, die sie theoretisch gesehen auch in China hätten, von korrupten Provinzbeamten und deren Schlägertrupps halb tot geschlagen werden, dann hat das def. nix mehr mit einer anderen Kultur zu tun. Das ist schlicht kriminell, und China tät gut daran diese korrupten Beamten hart zu bestrafen anstatt so zu tun, als wäre alles schön "harmonisch" und Friede, Freude, Eierkuchen. :rolleyes:
 

Mynora

Teufelchen
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Wenn man denen wirklich glauben kann...

Also ich kenne ja aus der Uni ein paar Leute aus China, aber von denen hatte ich so etwas noch nie gehört. Deshalb habe ich da auch mal starke Zweifel... Bestimmt wird es hier oder da solche Probleme geben, aber bei einem Staat mit über 1 Mrd. Leuten ist das auch kein großes Wunder. Schließlich werden auch in Deutschland hin und wieder mal unschuldige von der Polizei verprügelt...
 

Enigma

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Dieser Vergleich hinkt meines Erachtens in etwa so stark, wie die Zensur von Menschenrechtsseiten in China mit der Zensur rechtsextremer Websites in Deutschland gleichzusetzen. :rolleyes:
Hast du denn die Doku gesehen?

 
 

David

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Es ist ja nicht nur Olympia, beim 3 Schluchten Damm wurden zB mal eben Großstädte mit mehreren 100.000 Einwohnern umgesiedelt (d.h. plattgemacht und neu gebaut), solche Aktionen wären in einer Demokratie unmöglich.

Natürlich ists immer schwer, das genaue Ausmaß solcher Menschenrechtsverletzungen zu bestimmen, da China selber ja auch kaum Statistiken über Übergriffe korrupter Provinzbeamter führen wird. Aber was es zumindest gibt, ist die Zahl der Hinrichtungen, die höher ist als die im gesamten Rest der Welt zusammen.
Eigentlich müsste China zusehen, wenigstens ein Rechtsstaat zu werden, d.h. die Gesetze die es gibt können durchgesetzt werden, denn diese Korruption schadet am Ende nicht nur den direkten Opfern sondern dem ganzen Land. (siehe zB die massiven Umweltverschmutzungen)

Unser Problem ist aber auch, daß wir im Moment in Sachen Menschenrechte nicht besonders glaubwürdig sind, so hat ja die US-Regierung gestern erst angekündigt, daß sie gar nicht daran denke, die Guantanamo-Gefangenen freizulassen, völlig egal was ihre Militärtribunale für Urteile fällen. :rolleyes:

@Mynora:
Die, die im Ausland studieren können, dürften auch kaum Probleme haben. Wer in China genug Geld hat, kann da heute sicher relativ gut leben. Aber leider betrifft das ja noch lange nicht alle Chinesen.
 
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Vasen Coriver

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@Mynora: Kein Wunder dass die Studenten nichts davon gehört haben. Hättest Du den Bericht gesehen, dann wüsstest Du, dass die Journalisten am stärksten überwacht werden. Selbst wenn die was aufdecken, das Veröffentlichen ist in China sehr schwer.

Ein lesenswerter Kommentar auf sueddeutsche.de:
Ende des Fackellaufs - Der olympische Geist ist tot
 

David

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Aber was mich doch etwas wundert ist diese massive Berichterstattung über die Spiele und China.

Bei den Spielen in Athen hat man alle paar Wochen mal über Stromausfälle und Baustellen berichtet, und ansonsten hat man von den Spielen praktisch nix mitbekommen. Diesmal gibts rund um die Uhr Dauerberichterstattung auch über den letzten Sack Reis in China.. :rolleyes:

Naja, liegt wahrscheinlich nur am Sommerloch, aber ich bin nicht böse drum, daß ich genau während der Spiele von morgen an bis zum 24. auf Exkursion bin. :D
 

Enigma

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Leider passagenweise viel zu stark auf Tibet fixiert. Da kommen andere Missstände zu kurz...

 
 

Ribalt

Ork-Metzler
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Die andern Missstände haben halt keinen Dalailama der Weisheit furzt...
 
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