[Politik] Internetzensur bei den olympischen Spielen 2008

Vasen Coriver

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So, um jetzt im Sammelthread nicht vom Thema abzulenken, mache ich ein neues auf.

Laut diesem Artikel der netzeitung zensiert und überwacht der chinesische Staat jetzt doch allen Jounalisten während der olympischen Spiele den Internetzugang.

Das ist für das IOC sehr peinlich, hatten sie das doch als eine der Vorraussetzungen für Spiele in China benannt. Jetzt machen sie einen Rückzieher und beschränken die "gemeinte" Meinungsfreiheit auf das "sportliche". Ich denke, egal was die Chinesen machen werden, das IOC wird trotzdem versuchen irgendwie die Spiele durchzuziehen. Denn wie allen anderen großen Sportfunktionären, geht es denen erst ums Geld, dann ums Geld, dann ein wenig um Sport und erst viel später um andere Dinge.

Für mich ist das nicht überraschend, wo doch die Chinesen dafür bekannt sind ihre eigene Realitität zu pflegen und Meinungsfreiheit schonungslos und ungeniert zu unterdrücken.
Meiner Meinung nach sollten alle Journalisten und Sportverbände den Druck auf IOC und China hoch halten und selbst einen Boykott der Spiele bei weiteren gebrochenen Abmachungen erwägen. Ich kann mir zwar vortellen, dass China auch für sich selbst Spiele organisieren könnte und seine Bevölkerung darüber im Dunklen lässt, aber warum sollte es dann irgendeinen Cent an das IOC überweisen?

Wahrscheinlich werden viele Journalisten über VPN oder Ähnliches versuchen, die Sperren der Chinesen zu umgehen. Ob das funktionieren wird, bleibt abzuwarten. Dumm oder schlecht ausgerüstet sind die Chinesen nicht. Wenn selbst schon die Däninen bei der Frauen-WM mit Kameras hinter Spiegeln auspioniert wurden (Artikel), warum sollten die Journalisten dann nicht befürchten, dass deren PCs konfisziert oder manipuliert werden?

Die Sportler wollten schon bei dem Tibet-Thema keinen Boykott (was ich verstehen kann). Aber wann ist die Grenze bei dem erreicht, was man einem Gastgeberland zugestehen kann?
 

Tingil

Lord of the Links
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Was die Journalisten natürlich machen könnten, wäre all ihre Beiträge, die sie über's Netz versenden, stark zu verschlüsseln. Dann haben die Chinesen nur die Wahl, entweder alles zu blockieren, was eher kontraproduktiv wäre, oder es durchzulassen.

Wenn allerdings die mitgebrachten Rechner manipuliert werden, könnte das enorm erschwert werden.
 

Nilian

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Es wird immer Wege und Mittel geben Informationen in die Welt zu bringen, dass muss nicht zwangsmäßig übers Internet funktionieren. Ich bin mal gespannt was da noch alles kommt ...
 

Vasen Coriver

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Klar kommen immer Informationen durch (siehe Tibet), aber die Chinesen sind auf dem Gebiet mittlerweile sehr effektiv. Ausserdem soll es ja ein friedliches Fest werden, aber ich befürchte mittlerweile sogar Eingriffe im sportlichen Bereich (abgesehen vom Doping).

Nachtrag:

Laut einem US-Senator in dieser Meldung müssen alle Hotelgäste in China damit rechnen, dass deren Internetzugang überwacht wird.

Interessant ist dazu noch dieses Interview mit jemandem von den "Reportern ohne Grenzen". China verstösst demnach klar gegen geschlossene Verträge und das IOC verstösst gegen die eigene Charta, wenn sie deren Einhaltung nicht einfordert. Ich bin mal gespannt welche Politiker auf der Eröffnungszeremonie fehlen werden bzw. ob das IOC noch was macht.
 

Chinasky

Dirty old man
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So wenig, wie ich mir die Tour de France angesehen habe im Fernsehen, so wenig werde ich mir die Olympiade anschauen. Ich vermeide ausdrücklich den Begriff "Olympische Spiele", denn mit Spielen verbinde ich Freiheit, Unbeschwertheit, Spontanität. Ich kann nur schwer nachvollziehen, wie ein Konzern im Umfeld solch eines Spektakels, das eine Mischung zwischen Doping, Unterdrückung, Bespitzelung und organisiertem Jubel ist, seine Produkte werbemäßig platzieren mag.
 

Nilian

Elfenbogenschütze
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>90% der Menschen haben (leider) keine Ahnung davon was alles rundherum passiert und für die sind die Spiele halt einfach ein tolles Sportereignis, tja, und das ist halt die Mehrheit, und da lohnt es sich auch schon wieder für die Konzerne :rolleyes:
Ganz blöd gesagt: Es hat sogar Vorteile wenn man sich über sowas keine Gedanken macht: Man kann seine Zeit mit viel sinnvolleren Dingen, wie zum Beispielen Bier tanken in der Nichtraucherkneipe mit den Rauchern zusammen, oder sehr intelligenzfördendes Fehrnsehen, ob nun GEZ finanziert oder nicht, gucken :D :fies:

Aber ich will ja nicht vom Thema ablenken :shine:
China ruiniert sich vielleicht grade ordentlich Ruf und Ansehen bei einem kleinen Teil der Bevölkerung, aber der Wirtschaft ist das ziemlich egal. Und es ist ziemlich schwer etwas gegen ein Land zu tun, das die Weltwirtschaft im Rücken hat und das hemmungslos ausnutzt.
Ich muss sagen, '36 bei den Spielen war die Propaganda eindeutig besser, und der ganze Kram durchdachter, trotzdem wars Sch***** :rolleyes:
 
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Mynora

Teufelchen
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Naja, ist doch das Beste, was passieren konnte, schließlich bestätigen die Chinesen nur unsere schlimmsten Befürchtungen :D.

Und wenn man Informationen aus einem Land herausbringen will, dann kann man das auch. Die Chinesen können ja nicht einfach mal so ein paar Reporter einsperren und foltern... Oder doch, dann hat RTL wieder etwas spanndendes für die Nachrichten :D.
 

David

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Ich kapiers einfach nicht: Was bringt es China den Internetzugang der Reporter zu zensieren? :confused:
Die arbeiten alle für irgentwelche Agenturen, d.h. die können ganz bequem in ihrer Zentrale ins Netz schauen lassen.

Damit produziert China doch nur unnötig schlechte Nachrichten. Mal schaun, ob vor lauter Doping und Zensur auch mal über die Spiele berichtet werden wird.. :rolleyes:

Auch freuen darf man sich schonmal auf die Spiele in Russland, das ist ja auch nicht soviel besser. Ich glaub, es würde doch einiges dafür sprechen, die Spiele einfach immer in Athen stattfinden zu lassen..
 

Lord Snow

Lord Commander
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Hank hat ja schon alles Wesentliche gesagt, ich mache mittlerweile einen großen Bogen um die "Tour de France" und um "Olympia". Nur bei Sportereignissen wie Fussball EM und WM fällt mir diese Blockadehaltung schwer. Allerdings sind diese beiden Veranstaltungen in meinen Augen auch bei weitem nicht so umstritten wie die beiden Erstgenannten.
 

Diarmuid

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Ich werde mir die Spiele ("Olympiade" bezeichnet den Zeitraum zwischen Olympischen Spielen) nicht anschauen. Zensierte Berichte aus einem Land, dem man die Spiele gar nicht erst hätte geben dürfen - nein danke! Vielen Dank an die Sponsoren des IOC, die für 1,3 Millarden potentielle Neukunden schon mal die Menschenrechte links liegen lassen...:rolleyes:
 

Enigma

Suchender
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Ein Boykott nach Vergabe der Spiele würde von der chinesischen Regierung / den Medien wohl so gedreht, als nähme man dem chinesischen Volk, das sich schon so gefreut hat, einfach diesen Anlass weg. Ein Körnchen Wahrheit hätte das sogar: Den Bürgern ist damit wirklich nicht geholfen.
Wenn schon, dann so, wie es Diarmuid gesagt hat: Dieser Nation hätte man die Spiele wohl besser gar nicht erst gegeben.

 
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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Ich kann ehrlich gesagt die ganze Aufregung, die über die Spiele in China in den letzten 10 Monaten durch die Presse geisterte, nicht ganz nachvollziehen.

Erst kommt diese sinnlose 'Wir müssen die Spiele wegen Tibet boykottieren'-Aktion - wo Tibet sich ja erst seit letztem Herbst in Chinesischer Hand befindet. Vorher hat das kein Schwein interessiert aber jetzt ist es eine Schlagzeile wert, weil man glaubt ja ein Druckmittel zu haben.

Und jetzt wundert man sich darüber, dass der chinesische Staat sich verhält, wie er es die letzten 60 Jahre getan hat. Und natürlich glaubt man wieder, mit den Spielen ein Druckmittel in der Hand zu haben.

Hat man aber nicht. Die Ansage hätte lauten müssen: 'Bei euch finden die Spiele solange nicht statt, bis ihr diesen und jenen Missstand beseitigt habt'. Denen erst die Spiele zu geben und hinterher dicke Krokodilstränen zu heulen, weil China sich wie China verhält, ist lächerlich. Wenn man diese Entscheidung vor 10 Jahren getroffen hat, dann muss man jetzt auch damit leben.
 

Mynora

Teufelchen
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Nein, man muss nicht damit leben. Also China nun zu sagen: "ist alles nicht so schlimm, macht einfach so weiter" ist sicher falsch. Nun müsste man aber mal wirklich drohen, sonst gibt es bald gar keine Reporter mehr im Land... Immer nur zu sagen: "Das ist aber Böse, was ihr da macht" wird auf dauer gar nichts bewirken.

Natürlich kann man die Spiele nicht dafür nutzen, China unter druck zu setzen, die Menschenrechte endlich mal einzuhalten. Aber trotzdem fände ich es sehr bedenklich, die Spiele unter den Bedingungen einfach so laufen zu lassen, als wäre nichts gewesen.

Was im Moment in den Medien passiert, ist ja eigentlich nichts. Die freuen sich über das tolle Thema, über das sie massenweise berichten können. Aber die wollen natürlich auf keinen Fall eine Absage der Spiele, da das ja einen Verlust von Zuschauern bedeuten würde...
 

Unia

Schwarze Seele
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Ich find, es wird gedroht und gedroht und eigentlich passiert nix. Die Medien wollen ja auch was zu futtern... und auch nur was gut schmeckt.... Vielleicht würde es einfach mal was bringen, wenn man nicht immer reden würde sondern halt mal was machen (und das nicht so kurz vorher), es war ja offensichtlich, dass China seine Chiene weiterfahren wird.
 

Vasen Coriver

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Obwohl ich Chinasky von Herzen zustimme, werde ich mir einige Wettbewerbe der Spiele im Fernsehen anschauen. Als Beispiel mal Handball: Dort spielen die Chinesen keine Rolle und es trifft sich die absolute Elite dieses Sports. Die Manschaften mussten teilweise lange kämpfen um sich zu qualifizieren und für alle ist dies das Highlight des Jahres. Es wird Sport auf höchstem Niveau geben, egal was drumherum passiert.

Natürlich würde ein Zuschauerboykott die Sponsoren hart treffen. Dieser Umstand würde dann das IOC beim nächsten Mal daran erinnern ihre eigenen Ideale nicht mit Füßen zu treten.

@Doc Sternau: Das Verhalten der Chinesen überrascht mich keineswegs, auch wenn ich ein wenig gehofft habe. Allerdings würde ich mir wünschen, dass das IOC und die Sponsoren die Konsequenzen eines solchen Verkaufs des olympischen Gedankens zu spüren bekommen. Olympia nach China zu bringen, ist an sich keine schlechte Sache. Allerdings sollte man sich doch in wichtigen Bereichen durchsetzen können.... oder es zumindest versuchen! Die Tränen heulen sie doch jetzt nur proforma.

Was Enigma schreibt, kann ich auch bestätigen. Die Chinesen selber würden einen Boykott kaum verstehen können. Viele sind extrem stolz auf ihr Land und auf "ihre" Spiele.

- - - - - - - - - -

Nachtrag, meine Befürchtungen haben sich bestätigt: China zwingt deutsche Sportler ins olympische Dorf. Die schon bezahlten und lange vorbereiteten Anlagen durften nicht bezogen werden.
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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Naja, wie will man denn ein Land zwingen, dass ein Drittel der Weltbevölkerung stellt? Und obendrein über eine Finanzkraft verfügt, die die wichtigsten Volkswirtschaften der Welt aufkaufen könnte und danach noch Geld übrig hätte? :hae:

Klar, man könnte ein paar Bomben mehr ausrichten - aber die hat China auch und am derzeitigen Zustand würde sich nicht viel ändern.
Im Endeffekt bleiben da nur zwei Möglichkeiten:
1. Man lässt China weltpolitisch gar nicht mitspielen und boykottiert das Land völlig.
2. Man redet halt und redet und redet und hofft, dass die Demokratie Tröpfchenweise - wie in den letzten 60 Jahren schon - einsickert und sich das Land nach und nach wandelt.
 

Falk

ChickenWizzardwing
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Obwohl ich sonst ein großer Olympiafan bin, werde ich mir diesmal auch nur ein Minimum davon anschauen.
Und wer weiss...vielleicht ist die selbe Stimmung, wie sie hier gerade herrscht, weiter verbreitet, als wir alle denken. So abwegig ist es dann gar nicht, dass die Zuschauerzahlen zurückgehen. Einbrechen werden sie sicherlich nicht, aber vielleicht geht zumindest ein Signal in die richtige Richtung.
 

David

Moderner Nomade
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Ich werds auch nicht sehen, was aber auch damit zusammenhängen könnte, daß ich genau an dem Tag der Eröffnungsfeier auf große Exkursion geh.. :D

Für die Spiele in China ists wohl zu spät, aber was ich wirklich nicht verstehe ist wie man erst vor ein paar Monaten auch noch Russland mit Spielen beglücken konnte, hat man denn aus den letzten Monaten gar nichts gelernt? :confused:
 

Vasen Coriver

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@Doc Sternau: Es geht mir nicht darum ein Land zu etwas zu zwingen, oder es von heute auf morgen zu ändern. Aber es wurden Verträge abgeschlossen und die müssen doch irgendeine Konsequenz haben, oder? Wenn schon nicht für die Chinesen, dann aber zumindest für das IOC und den Rest der Welt.
 

Doc Sternau

Chefzwerg
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Die Konsequenz ist, dass man so schnell nicht wieder Spiele in China stattfinden lässt. Da es aber ohnehin unwahrscheinlich ist, dass eine andere Stadt des gleichen Landes innerhalb der nächsten 5-6 Spiele den Zuschlag erhält, ist diese Konsequenz reichlich machtlos.

Und welche andere Konsequenz hätte man denn noch? Die Spiele abblasen oder boykottieren. Ersteres enthält dann welche Aussage? Mit China ist friedliche Zusammenarbeit nicht möglich? Hier sollte man schlicht und einfach mal im Auge behalten, in welchem Kontext die Olypischen Spiele stehen: alle Konflikte ruhen für diese Zeit und man trifft sich zu friedlichem sportlichen Wettkampf.
Aus der Warte betrachtet sehe ich es noch nichtmal als schlimm an, wenn die Chinesen die Korrespondenz der Reporter nach draußen auf das sportliche Thema begrenzen. Es soll ja eigentlich während der Zeit ohnehin nichts anderes eine Rolle spielen. Von daher wäre auch Berichterstattung über innerchinesische Konflikte ein 'Bruch' des olypischen Friedens.

Und die Spiele boykottieren? Diese lächerliche Aktion hatten wir schon mit Los Angeles und Moskau, was eigentlich gar nichts gebracht hat, außer dass man sich danach nur noch mehr nicht leiden konnte.

Vielleicht sollte man als 'aufgeklärte und vernünftige' westliche Welt an die Spiele auch etwas gelassener herangehen? Ich meine im Moment wird jedes kleine Fitzelchen zu einem riesen Politikum hochgeschaukelt. Wäre es nicht besser über solchen Dingen zu stehen? Den Chinesen zu zeigen, dass man sich durch ihr Kindergarten-Verhalten nicht beeindrucken lässt?
Ist es denn jetzt eine riesige Tragödie, dass die deutschen Sportler auch im Olympischen Dorf wohnen müssen (darüber sollte man ohnehin mal genau nachdenken!)?
Und wieso regt man sich darüber auf, dass die Korrespondenz auf Sport beschränkt wird? Das lässt ja fast vermuten, dass man tatsächlich die Absicht hatte, über anderes als die Spiele zu berichten...
 
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