Politik, 9. Staffel

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Lord Snow

Lord Commander
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Nein, diese Gesetze sind nicht notwendig. Und ja, sie beschneiden unsere Freiheit in unzumutbarer Weise. Ich sehe nur nicht ganz, wie wir uns dagegen wehren können, was auf der anderen Seite des Globus mit sehr weitreichenden Folgen über unsere Köpfe beschlossen wird. Genauso wenig, wie ich weiss, wie ich mich gegen GEZ-Gebühren schützen oder die allgegenwärtige, oft lächerliche Bevormundung duch die GEMA verhindern kann.
 

Maus

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Es gab ein Leben vor dem Internet (die Älteren werden sich noch dran erinnern) und es wird eines danach geben.

Und auch jetzt gibt es wichtigere Dinge, gell Familienvater ;)
 

Ribalt

Ork-Metzler
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Es gab auch ein Leben vor der Landwirtschaft ;).

Ich seh das ganze schlicht als letzets Aufbäumen einer Industrie, welche die moderne schlicht verschlafen hat.
SOPA/PIPA sind jetzt aber dermassen übers Ziel hinaus geschossen, dass nichtmal absolute Pirateriefeinde diese befürworten können... Zumindest nicht wenn Sie gelesen haben um was es geht.


Was Piraterie an sich an geht. Heutzutage ist es einfacher Muisk/Filme/Serien gratis zu konsumieren als für diese zu bezahlen.
Da hab ich dann auch nicht wirklich ein schlechtes gewissen bzw. absolut kein unrechtsempfinden, zu mal ich 99% von dem Zeugs das ich auf diese weise konsumier eh nie gegen Geld konsumieren würd (oder dann trotzdem noch tue). Ausserdem ists eh legal.

Bei Spielen komm ich meist gar nicht auf die Idee diese zu "Piraten".. Die gibts ja bei Steam, das ist praktisch :).
 
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Briza

Kühlschrankbewohnerin
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Es gab Leben nach dem Urknall.. und irgendwo da draussen auch vor dem Urknall.. und es gibt wichtigere Dinge..z.b. Katzen streicheln :)

The Day LOLCats Died (und damit auch Cutoverload), is der Tag an dem wir nichts mehr zu lachen haben, und das in einer triesten grauen traurigen PolitikTerrorSchiffsunglückAmoklaufStreikZeit, wo das Wetter verrückt spielt.
Sopa ist genau das, was Deutschland hier doch schon auch versucht hat. Hat die USA da erfolg, zieht Deutschland in diesem Punkt USA doch auch nur wieder gleich...(Deutschland is USA nachmacher.. z.b. bachelor- und blablub)

selbst Katzen fälschen
 

David

Moderner Nomade
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Das Argument dass man Sperren gegen verbotene Inhalte auch gegen politische Gegner einsetzen könnte, gilt doch aber für das Löschen genauso und ist im Grunde auf x-beliebige Gesetze auch im RL anwendbar.
Wenn man wollte könnte man auch den Tatbestand der Volksverhetzung sehr kreativ auslegen, so ähnlich läuft das ja auch in vielen Diktaturen. Die Lösung kann aber nicht sein Volksverhetzung zu erlauben, sondern man muss das richtige Maß finden, die richtige Grenze zwischen gerade noch als freie Meinungsäußerung erlaubt und nicht mehr hinnehmbar.

Problematisch wirds für mich an der Stelle wo ganze Seiten offline genommen werden müssen weil sie teilweise (aber nicht ausschließlich oder zum größten Teil) illegale Inhalte anbieten. Dass auch mal Benutzer solche Inhalte hochladen kann naturgemäß kein Seitenbetreiber verhindern. Dasselbe gilt nochmal in verschärfter Form für die Links.
Sowas wird schnell zum unkalkulierbarem Risiko für harmlose Seitenbetreiber die mit dem Gesetz nie gemeint waren, aber einem übereifrigem (bzw. ansonsten arbeitslosem) Rechtsanwalt zum Opfer fallen. Hier brauchts dringend eine bessere Abgrenzung zwischen Bagatellen die man mit einer Verwarnung und ohne nennenswerte Kosten (Stichwort Abmahnung) einstellt und echten Straftaten bei denen es sich lohnt die ganze Justiz in Gang zu setzen. Im Grunde dasselbe wie bei der Volksverhetzung: Man braucht eine sinnvolle Grenze zwischen erlaubt und nicht erlaubt, keine völlige Narrenfreiheit und keine überzogenen Einschränkungen.
Nachdem die Politik manchmal in letztere und die "Netzaktivisten" in erstere Richtung überziehen, kann ich mich im Grunde mit beiden Positionen nicht wirklich anfreunden. Meiner Meinung nach brauchen wir auch im Internet Regeln, aber welche die den normalen Menschen Luft zum Atmen lassen und nur die wirklich Kriminellen behindern.

Was mich am meisten wundert: Eigentlich ist es aus Sicht der Rechteinhaber schlicht unwirtschaftlich im Internet gegen Windmühlen zu kämpfen und sich zB mit völlig überzogenen Abmahnkosten auch noch den Ruf zu ruinieren. Hier muss man Geschäftsmodelle finden, die auch noch funktionieren wenn illegale Kopien realistischerweise nicht wirksam bekämpft werden können. Sonst gehts denen wie Schlecker heute: Vom Kunden abgestraft und pleite weil man nicht erkannt hat wo die Nachfrage ist.

@Ribalt:
Unterhaltung gibt es doch auf hunderten TV- und Radio-Sendern und ungezählten Webseiten völlig legal kostenlos, und die meisten Menschen (bei uns) haben wahrscheinlich auch mehr gekaufte Medien gesammelt als sie in einem Jahr nochmal lesen/sehen/hören könnten, insofern verstehe ich eigentlich diese Sammelwut auf illegalen Seiten gar nicht..
Das erinnert mich daran wie bei uns in der Schule jemand mit seinem tollem ISDN-Anschluss angeben wollte und monatelang hunderte MP3s runtergeladen hat, die er aber zum größten Teil nie gehört hat. :D

@Zora:
Was ".selbst WENN der Iran Atomwaffen bauen WÜRDE, warum dürfte er das eigentlich nicht?" angeht: Iran hat den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben, und sich damit genauso wie zB Deutschland selber verpflichtet keine Atomwaffen zu besitzen. Wenn Iran also doch Atomwaffen entwickeln will müsste es zumindest den Vertrag kündigen, aber damit auch de facto die Maske fallen lassen und den sofortigen Krieg mit Israel riskieren.
Solange die Atomwaffen nicht einsatzbereit sind ist das ein enorm gefährlicher Weg den Iran da geht, erst danach hätte er mit Unangreifbarkeit etwas davon.
Wenn man sich sicher sein könnte, dass es nur darum geht könnte man natürlich jedem Land der Welt 10 Atomwaffen geben und alle sonstigen Armeen abschaffen, in der Theorie wäre das keine schlechte Lösung. Die Frage ist, ob man sich sicher sein kann dass es keine Verrückten gibt denen die Zerstörung des eigenen Landes egal ist solange sie nur genug 'Feinde' umbringen ehe sie selber vernichtet sind. Israel wird wahrscheinlich nicht darauf vertrauen.

PS.:
Was die religiösen Fanatiker angeht, die in den USA oder Israel finde ich genauso gruselig wie die in Iran. Dieses vorsintflutliche Denken zusammen mit der Technik der "gottlosen" Wissenschaft ist eine hochgefährliche Mischung. :(
 
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Darghand

Einer von vielen
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Eine kurze Anmerkung zu dem Schiffsunglück.

Der Kapitän ist ja unehrenhaft von Bord geflohen, während die Evakuierung noch lief. Laut späterer Eigenaussage hingegen ist er in ein Rettungsboot "gefallen".

Ich sage, der Mann hat ganz einfach nach dem neuen italienischen Imperativ gehandelt und sich im Moment des Unglücks folgende Frage gestellt:



Was würde Berlusconi tun?
 

Ice

Technomage
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@David:
Du verkennst die Lage. Das Abmahnwesen in Deutschland IST das Geschäftsmodell, genauso wie unter dem Vorwand der Urheberrechtsverletzung die Einschüchterung, Drangsalierung und Erpressung zur "aussergerichtlicher Einigung" in den USA das Geschäftsmodell der daran beteiligten Firmen und Anwälte ist. Das hat rein gar nichts mehr mit Schwarzkopien oder realen Verstössen gegen das Urheberrecht und deren Ahndung zu tun, jenes sind nur Vorwände zum Abkassieren.

Summa summarum, so wie es in der Schweiz gehandhabt wird, finde ich es am Vernünftigsten: Jeglicher Download zur persönlichen Verwendung bleibt straffrei, auch wenn das heruntergeladene Material dem Urheberrecht unterliegt. Die Mühlen der Justitz können erst angeworfen werden, wenn jemand heruntergeladene Dinge weiterverkauft und so einen Gewinn erzielt. Diese Gesetzgebung finde ich vernünftig, denn die kann nicht dazu missbraucht werden (wie das beispielsweise in den USA an der Tagesordnung ist), irgend welche Leute, die zum Zeitpunkt x die IP y hatten, unter dem Vorwand der Urheberrechtsverletzung zur Kasse zu bitten.
Genau so ist das Potential zum Missbrauch bei SOPA und PIPA einfach viel zu gross, so ein Zensur-Gesetz ist meiner Meinung nach nicht verantwortbar. Im Moment ist das ja vom Tisch, aber ich wette, in spätestens 2 Jahren wird nochmals versucht werden, den gleichen Mist unter anderem Namen durch zu boxen, sei's in den USA oder in Europa... :hae:


Gruss, Ice
 

David

Moderner Nomade
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Ich bezweifel dass die Einnahmen aus den Abmahnungen einen größeren Anteil an den Gewinnen der Unterhaltungsindustrie haben, wenn überhaupt ist das ein Geschäftsmodell der Anwälte.

Ich könnte mir zB eine Regelung vorstellen, bei der der private Download wegen Geringfügigkeit nicht verfolgt wird, das Anbieten zum Download ohne Gewinnabsicht mit milden Strafen belegt wird und nur der kommerzielle Vertrieb von Inhalten für die man keine Rechte hat wirklich ernsthaft verfolgt und bestraft wird. Aber das ist ja nur der strafrechtliche Teil.

Das Problem sind aber meistens gar nicht die Strafen, sondern die Anwaltskosten, die eben nicht in bezug aufs Einkommen in Tagessätzen berechnet werden, sondern mit der Gebührenordnung und unverhältnismäßig hohen Streitwerten. Für die normalen Abmahnopfer ist das der entscheidente Punkt, nicht die eigentliche Strafe die sie für den Verstoß gegen das Urheberrecht zu befürchten haben.
Hier brauchts meiner Meinung nach dringend eine gesetzliche Sonderregelung die die Anwaltskosten bei geringfügigen Verstößen von Privatpersonen auf zB max. 100 Euro begrenzt. Oder Alternativ eine Festlegung des Streitwertes auf den Preis den die kopierten Dateien auf dem legalen Markt gekostet hätten, aktuell ist das ein Vielfaches davon. Damit würde sich so eine Abmahnung nicht mehr des Geldes wegen lohnen, sondern nur noch wenn man wirklich ein ernsthaftes Interesse daran hat dass ein Verstoß gegen die eigenen Rechte beendet wird.

Juristisch gesehen dürfte es auch schwierig werden den Rechteinhabern den zivilrechtlichen Weg komplett zu verbieten wenn sie nur ihre Rechte durchsetzen wollen, selbst wenn der Staat seinerseits auf eine strafrechtliche Verfolgung ganz verzichtet. Deshalb muss man dafür sorgen dass es bei dem zivilrechtlichen Weg wirklich nur um einen Schadensersatz (oder das Beenden der Verstoßes) geht und weder um eine Bestrafung durch die Hintertür noch um Zusatzgewinne für die Rechteinhaber oder Anwälte die über den Ersatz des wirklich entstandenen Schadens hinausgehen.

Bei den Abmahnungen bezahlt man ja weder eine Strafe noch einen Schadensersatz, sondern 'nur' die Anwaltsgebühren, aber in einer Höhe die völlig unverhältnismäßig ist, sowohl in Bezug auf den tatsächlich entstandenen Schaden als auch in Bezug auf die Schwere des Verstoßes. Der Knackpunkt ist meiner Meinung nach ganz eindeutig der angesetzte Streitwert, nicht die grundsätzliche Möglichkeit Verstöße gegen das Urheberrecht zivilrechtlich zu bekämpfen. In dem Moment wo man die Streitwerte realisitischer ansetzt bricht der Abmahnindustrie die Geschäftsgrundlage weg.

EDIT:
Was das Missbrauchspotential angeht sehe ich halt nicht, wo der Unterschied zwischen Sperren und Löschen ist. Wenn überhaupt ist Löschen eher noch effektiver weil man die Sperren leicht umgehen kann. Und dass Seiten die zB rechtsradikale Hetze anbieten gelöscht werden sollten steht ja außer Frage, eine 100%ige Narrenfreiheit kann nicht die Lösung sein. Die Frage ist nur wo die Grenze ist: Kinderpornos und rechte Hetze auf jeden Fall löschen, Urheberrechtsverletzungen vielleicht, Meinungsäußerungen im Rahmen der FDGO auf keinen Fall. Würden wir in die Diktatur zurückfallen wäre es aber ein Leichtes auch solche Gesetze zu verbiegen um politische Zensur zu üben.


Was das Schiffsunglück angeht:
Bei über 4000 Menschen an Bord und einer maximal unverantwortlich handelnden Besatzung war das im Grunde ein Riesenglück dass wir 'nur' von etwa 30 Toten reden und nicht von hunderten oder tausenden. Dieser sogenannte 'Kapitän' scheint (wenn sich die Vorwürfe auch nur teilweise bewahrheiten würden) mehr Zeit damit verbracht zu haben sich aufs "Captains Dinner" vorzubereiten als auf Notfälle. Da hilft dann auch die modernste Technik nichts mehr. :(

Vor allem erschreckt mich dass nachdem der Kapitän de facto ausgefallen war kein anderer Offizier die Verantwortung für eine ordentliche Evakuierung übernommen hat, zumindest soweit ich das mitbekommen habe. Insofern ist das kein Einzelfall, sondern ein kollektives Versagen der ganzen Führungsebene auf dem Schiff. Da fragt man sich dann schon wie das auf anderen Schiffen aussieht. Zumal das ja keine der vergammelten Mittelmeer-Fähren war bei denen man schon als Laie ahnt dass es um die Sicherheit suboptimal bestellt sein dürfte, sondern ein modernes Passagierschiff.
 
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Rote Zora

Pfefferklinge
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Hm, Urheberrecht und Privatkopie hatten wir auch woanders... ;)
Aber wenn der Cheffe persönlich das hier diskutiert haben will :P

Ich habe zunehmend den Eindruck, dass Hollywood und Co, also die gesamte Film, Musik und Spielebranche praktisch auf der ganzen Welt kaum Kohle vom Privatmenschen sieht, weil die ALLE downloaden. Ich vermute, die beiden Mega-Märkte D und USA versuchen sie deshalb nach Kräften auszumelken. Wir zahlen die Millionenbudgets der Hollywoodproduktionen und wir zahlen die Villen von Michael Jackson und Co, wir zahlen den Gewinn vor Steuern von BMG. Deshalb gibt es bei uns auch keine Kompromisse, egal wie es in der Schweiz, Russland, China oder Indien aussieht.

:rolleyes:
ZORA
 

Sir Darian

Ritter des Helm
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Hmmm... *grübel*

Zora, mir ging es nicht um das Thema "Urheberrecht und Privatkopie".

Sondern um die persönliche Freiheit im Internet.
Welche Büchse der Pandora wird hier aufgemacht?
Wenn hier Aspekte beschnitten werden, welche kommen als nächstes?
Wie weit wird die Zensur im Internet gehen?

Dazu wollte ich von Euch Meinungen lesen.
 

Matthew McKane

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@Schiff:
Die Schiffsbesatzung auf so einem Kreuzfahrtschiff besteht nur zu zu einem sehr geringen Prozentsatz aus Seeleuten. Die meissten Besatzungsmitglieder sind Servicekräfte, denen in einem zweiwöchigen Kurs gezeigt wird wo die Schwimmwesten sind und wie man die verteilt, aber das war es dann im grossen und ganzen auch. Das nautische Personal wird wird zwar regelmässig in Notfallübungen geschult und ist auch für Notfallsituationen ausgebildet, aber von 1000 Besatzungsmitgliedern sind vieleicht 75 Seeleute. Der Rest wird im Ernstfall vermutlich fast genauso schlecht informiert wie die Passagiere damit sich nicht auch noch die Besatzung in schreiende Passagiere verwandelt.

Bei aller Kritik an dem Kapitän, kann ich mir auch vorstellen, dass die Reederei auch nicht ganz unschuldig ist. Vieleicht haben die aus der Ferne gedacht, man kann das Schiff wieder flottmachen und kommt zurück in den Hafen und kann die ganze Sache als Maschinenschaden verkaufen. Vieleicht sollte eine Evakuierung auch aus Imagegründen um jeden Preis vermieden werden.

@Netzpolitik:
Das wird in Zeiten der Cloud sicher noch spannend! Falls sich das tatsächlich immer mehr durchsetzen sollte, das der Legale Nutzer seine Daten nicht mehr zuhause auf der Festplatte speichert sondern irgend wo auf fremden Servern. Dann wird es sicher auch Kollateralschäden an ganz legalen Daten geben. Bei dem kürzlich geschlossenen Portal Megaupload, werden ja sicher auch jede Menge legale Daten und Inhalte gehostet, die jetzt mal eben mitabgeschaltet wurden. In der Zukunft muss man wohl von in der Cloud gespeicherten Daten weiterhin Sicherheitshalber ne Kopie im Keller haben, falls das FBI die Fotosammlung löscht.

Vieleicht schaltet sich das FBI ja auch mal ausversehen selbst ab, weil ein Mitarbeiter illegal irgendwo Pornos runtergeladen hat.
 
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David

Moderner Nomade
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Dem Bedienungspersonal dass ohne klare Ansage von oben nicht wusste was es machen soll würde ich auch keinen Vorwurf machen. Aus Sicht der 'Kernmannschaft', die für die eigentliche Seefahrt zuständig ist, sind das eigentlich auch eher Passagiere die sie zu beschützen gehabt hätte.


@Sir Darian:
Den Zensurvorwurf finde ich zu hart, im Grundsatz geht es um die Durchsetzung von legitimen Rechten, allerdings mit fragwürdigen Mitteln. Ich würde mich immer fragen ob man dass was hier gesperrt oder gelöscht werden soll auch im RL schützen würde.

Die Frage ist für mich wieviel Kollateralschäden man zB über die Haftung der Seitenbetreiber für Inhalte der Nutzer dafür in Kauf nimmt und ob das noch angemessen ist. Da habe ich schon bei der heutigen Rechtssprechung meine Bedenken. Diese Haftung gibts ja längst, mein Bruder hat zB mal richtig Ärger bekommen weil jemand auf seiner Seite jemanden beleidigt hatte.
Hier müsste man es eigentlich so regeln dass der Rechtsweg erst gegangen werden kann wenn der Betreiber erfolglos kostenlos darum gebeten wurde den Verstoß erst einmal zur Kentniss zu nehmen und ihn dann in einer angemessenen Zeit zu entfernen. Erst danach kann man davon ausgehen dass der Seitenbetreiber sich diese Veröffentlichung zu eigen gemacht hat und selber dazu steht.


Ich denke, es spielt aber noch eine ganz grundsätzliche Frage eine Rolle:
Auf der einen Seite gibt es die Position dass im Internet dieselben rechtsstaatlichen Regeln gelten sollten wie im RL der demokratischen Staaten, auf der anderen Seite steht die Position dass es im Netz eine größtmögliche Freiheit geben sollte, selbst wenn es dafür schwerer werden sollte Rechtsverstöße im Internet aufzuklären oder zu beenden.

Die allermeisten Diskussionen über Gesetzesvorhaben das Internet betreffend lassen sich darauf zurückführen, und früher oder später werden da auch grundsätzliche Entscheidungen fallen müssen statt diese Debatte bei jedem Thema neu aufzurollen.

ZB die ganze Geschichte mit den Missbrauchsmöglichkeiten macht nur Sinn wenn man das Internet anders betrachtet als das RL, denn die "wehrhafte Demokratie" ließe sich mit bösem Willen leicht in eine wehrhafte Diktatur umformen. Man müsste nur die FDGO durch eine undemokratische Ideologie ersetzen und die Gesetze die eben noch die Demokratie schützen sollten, schützen jetzt den undemokratischen Staat. Ob es neue Regeln im Internet gibt macht da keinen entscheidenten Unterschied. (Schon weil sie die Opposition im Guten und Kriminelle im Schlechten gleichermaßen umgehen können)
 
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Rote Zora

Pfefferklinge
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Hm, nöööö...

Die "wehrhafte Demokratie" darf eben auch nicht alles. Es ist eine gute liberale Tradition, dass der Staat sich erst wehrt, wenn er wirklich vital bedroht ist, nicht wenn jemand einfach sagt oder denkt, dass die Regierung nix taugt. Der Begriff wehrhafte Demokratie wird mit momentan eh tendenziell zu sehr entgrenzt und verwässert. Klar besorgen uns die Terroisten aus dem islamistischen Spektrum und die rechtsradikalen Gewalttäter - aber grundsätzlich ist die Aufgabe des Staates, diejenigen zu verfolgen, die schlicht und ergreifend Verbrechen begehen, also Morde, Attentate, Gewalttaten. Täte er das gut un konsequent, hätten wir bestimmte Probleme nicht. Das Bekämpfen von Ideologien ist immer schon eine zweischneidige Sache.

In Sachen Internet: Genau das Haftungsding ist doch das Hauptproblem. Gerne darf der Staat die Rechte einzelner schützen und auch gegen Täter vorgehen, die diese Rechte verletzen. Aber den Betreiber von ganzen Seitennetzwerken (wie Wikipedia, aber auch Foren, Newsgroups usw - wo tausende von Leuten zunächst mal ungefiltert Schreibrechte haben) persönlich für alles haftbar zu machen, was auf ihren Plattformen passiert: Das ist Wahnsinn, Madness, Unfug.

Das hätte für mich irgendwann die Dimension, als würde man nicht nur den Wirt, sondern den Chef Der DeHoGa persönlich haftbar machen, wenn im Dorfkrug von Dinkelsbühl der Hein dem Pete sagt, er sei ein Schwachkopf. Hier wird - finde ich aus Faulheit - einfach mal schnell der gegriffen, den man am leichtesten zu fassen bekommt, um schnell mal abzukassieren. Und deshalb geht es, da bin ich ziemlich sicher, nicht wirklich um Schutz von Privatleuten vor Cybermobbing (denn da weißt du in der Regel genau, wer die Täter sind) sondern um Urheberrechtsverstöße, also um die Kohle.

ZORA
 

David

Moderner Nomade
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Bei den Missbrauchsmöglichkeiten gehts mir nur darum dass man mit etwas böser Phantasie jedes Gesetz in den Dienst einer Diktatur stellen kann, die liberalen Traditionen wären zB neuen Nazis ziemlich egal, die machen aus Volksverketzung Hetze gegen den Führer und fertig ist die Verfolgung der legitimen Opposition. Deshalb taugt das Missbrauchs-Argument für mich nicht viel, weil man damit im Grunde auch die komplette Anarchie begründen könnte. Im RL will das (fast) keiner, aber wie gesagt habe ich den Eindruck dass das für manche Gruppen in etwa die Zielvorstellung für das Internet sein könnte.

Was die Haftung der Betreiber angeht stimme ich dir ausdrücklich zu, aber wie gesagt gibts sowas leider auch heute schon, wenn auch vielleicht nicht so stark wie jetzt in den USA geplant war.
Solche Regeln verkennen meiner Meinung nach den Charakter des Internets und orientieren sich zu sehr an den Printmedien wo der Chef wissen kann was er drucken lässt. Im Internet ist sowas aber unmöglich und es kann sogar dazu führen dass man aus Angst vor den möglichen Folgen erst gar keine Seite online stellt. Die Abmahn-Fallen führen meiner Meinung nach übrigens zu einem ähnlichen Effekt.

Staatliche Zensur ist für mich aber nochmal eine Stufe härter, nicht nur "gut gemeint aber sehr schlecht gemacht", sondern von Anfang an "schlecht gemeint". Wobei man zugegeben darüber diskutieren kann, ob man mit Zensur jede Form der Einschränkung der freien Meinungsäußerung meint (dann ist das Verbot rechter Hetze Zensur), oder nur 'ungerechtfertigte' Einschränkungen. Für mich ist Zensur ein Vorwurf, ungerechtfertigte Einschränkungen vorzunehmen. Deshalb schießt man meiner Meinung nach mit diesem 'Kampfbegriff' übers Ziel hinaus, weil das grundsätzliche Verbot illegaler Kopien legitim ist und nur die Frage ist ob das auch für jedes Werkzeug gilt mit dem man dieses Verbot durchsetzen will.

PS.:
<i>"um Schutz von Privatleuten vor Cybermobbing (denn da weißt du in der Regel genau, wer die Täter sind)"</i>
So sicher wäre ich mir da nicht, du weisst vielleicht dass es jemand aus einer bestimmten Gruppe ist, aber nicht genau welche Person. Und um juristisch dagegen vorzugehen brauchst du auch handfeste Beweise.
 
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Rote Zora

Pfefferklinge
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Naja, Cybermobbing ist ein dehnbarer Begriff. Natürlich ist es doof von irgendwelchen anonymen Typen doof angegangen zu werden, aber die richtig üble Nummer läuft ja in der Regel doch über soziale Netzwerke wie FB, VZ oder wie sie alle heißen, und du wirst von deinen eigenen Kollegen, Kommilitonen oder Mitschülern gedisst. Da haben sie alle einen Namen und ein Gesicht, und trotzdem kannst du schlecht was gegen machen.

ZORA
 

Sir Darian

Ritter des Helm
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Hmmm... *grübel*

Das Politik Topic wird wegen Überlänge wieder gesplittet.
Dieser Teil wandert in die Bibliothek.

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