Politik, 9. Staffel

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Gala

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Anmerkung Sir Darian:

Das Politik Topic geht in die neunte Runde.

Die achte Staffel findet Ihr in der Bibliothek.


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Von der Leyens gespaltenes Verhältnis zur Realität

Man fragt sich direkt, ob sie wirklich bewußt lügt, oder ob sie vielleicht wirklich derart in ihrem privaten Kosmos gefangen ist, das sie die Realität gar nicht wahrnehmen kann oder als unwahrscheinlich empfindet.
 
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Darghand

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Sie erzählt halt zum einen das, was sie gut aussehen lässt, und zum anderen das, was von ihr erwartet wird - von beidem wird gehofft, dass es nach Verbreitung durch die üblichen Multiplikatoren als irgendeine "Wahrheit" im Gedächtnis bleibt.

Aber nichtsdestoweniger, die Frau und ihr ganzes Gehabe ist derart widerlich und unerträglich dass ich ihr nichts mehr wünsche als sie selbst mitsamt Göttergatten und ihren sieben Bälgern ein Jahr auf Hartz-IV in, sagen wir, Frankfurt-Offenbach, zu setzen.

Darghand wants you to be angry and mad: Die Regeln des Bedarfs
 

David

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Samt Gatten und sieben Kindern plus Miete für eine 9-Personen-Wohnung käm die bzw. ihr Haushalt wahrscheinlich auf ein ganz ordentliches "Nettoeinkommen", von dem viele gut ausgebildete Arbeitnehmer nur träumen können. (Wahrscheinlich ists was das Geld angeht mit einem Kind sogar schwerer als mit Vielen, weil man ja vieles nicht für jedes Kind neu kaufen muss)

Aber dieser Text ist doch wirklich ein bisschen albern, wenn man aus bürokratischer Sprache auf menschenverachtende Denke schließen will werden die 'Leistungsträger' (sprich Arbeitnehmer) und ihre Angehörigen auch keinen Deut anders behandelt. Ich bin zB ne 'außergewöhnliche Belastung' wenns um die Steuererklärung meiner Eltern geht. Das ist aber keine Menschenverachtung, sondern nur der ganz normale Behörden-Wahsinn, ich gehe nicht davon aus dass die Beamten im Finanzamt mich abschaffen wollen. :D

Das Gezänke um die Höhe des Hartz 4- Satzes ist ja altbekannt und bietet keine großen inhaltlichen Überraschungen mehr (munteres 'wünsch dir was' vs. 'rechnen wir halt den alten Betrag nochmal neu aus'), aber der Text erinnert vom Ton her vor allem in den ersten Absätzen eher an ne 'Hasspredigt' als an eine sachliche Auseinandersetzung mit den Details der Berechnung. Man muss sich doch nur mal anschauen wie da gegen die Regierung gegiftet wird, als gäbs auf der ganzen Welt keine schlimmere Diktatur als die deutsche Regierung, und auf der anderen Seite worums eigentlich geht: Eine formale Neuberechnung von Sozialhilfesätzen, von denen das Verfassungsgericht selbst gesagt hat dass die Höhe nichtmal eindeutig zu niedrig ist. Mit welchem Recht tut der Autor dieses Textes also bitte so, als wäre jeder der nicht die Meinung der Linken vertritt nen Menschenhasser und Kinderfresser ?
 
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Gala

Labyrinth-Leichnam
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Ysrthgrathe

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Wobei es nur um die politisch motivierten Straftaten in Berlin geht.
Bei so kleinen Fallzahlen sind das wahrscheinlich ganz normale statistische Schwankungen ohne tiefere Bedeutung.

Deswegen gehört das auch als "kleine Meldung in der Randspalte der Lokalzeitung".
Daraus eine Verschwörungstheorie zu basteln ist ein bisschen übertrieben.
 

Tigerle

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Ob ein Abfall von 150 vorfälle auf 50 Vorfälle (Nur die im Text eplizit angegebenen Straftaten, also die politisch motivierten Brandstiftungen) eine statistische Schwankung ist oder nicht, darüber kann man streiten. Kann sein, muss aber nicht. Für eine solche Aussage ist unsere Messreihe zu kurz ;)

Nichtsdestotrotz sagen mir die Zahlen immernoch nichts. Sind 50 oder 150 jetzt viel oder wenig? Mir fehlen da leider dir Relationen.
 

Ysrthgrathe

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@Tigerle
Na ja. "Die Fallzahlen seien um rund ein Viertel zurückgegangen."
Bei den Brandstiftungen könnte ich mir vorstellen, dass es ne Menge ausmacht, was am ersten Mai in Kreuzberg passiert.
 

Darghand

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Ach Quark.

Vermutlich hat man einfach damit aufgehört, jede brennende Karosse als Tat irgendwelcher "Linksextremisten" anzusehen.

Zu den angeblichen Gewalttaten gibt's ja leider keine konkreten Zahlen, nur den schwachsinnigen Verweis, dass sowohl die rechts- wie auch linksextremistischen Vorfälle sich halbiert hätten. In welchem Verhältnis die zu einander stehen - 1:1? 5:1? 20:1? - wird natürlich nicht genannt.

Na los, Hände hoch, wer Angst vor Linksextremisten hat, wenn er*sie nachts vor die Tür geht... :rolleyes:
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Sehr schön: Entwicklung der Lohnstückkosten

Was die Währungszone des Euro zerreist (3. Quartal 2010, Index: 2000=100, Stand: 17.12.2010):

1. Deutschland: 103,5
2. Österreich: 112,4
3. Belgien: 114,7
4. Italien: 120,1
5. Slowakei: 120,4
6. Frankreich: 123,1
7. Malta: 123,7
8. Finnland: 124,2
9. Irland: 124,8
10. Portugal: k.A. (126,2 im 2. Quartal)
11. Zypern: 127,5
12. Spanien: 127,7
13. Luxemburg: k.A. (128,3 im 2. Quartal)
14. Griechenland: 129,6
15. Niederlande: k.A. (141,8 im 2. Quartal)
16. Slowenien: 146,6

Eurozone (16 Länder): 115,8

Wie man sieht, mit Deutschland halten allenfalls Österreich und Belgien noch halbwegs mit. Der Rest wird gnadenlos niederkonkurriert.
 

Mynora

Teufelchen
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Hm, und wie sieht das ganze dann normiert auf die Lebenshaltungskosten aus? Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast, mir fehlen da irgendwie zu viele Angaben :D.
 

David

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Das gehört wohl in die Kategorie "Wir fordern höhere Löhne", Argumentation "Produktivitätssteigerungen müssen durch höhere Löhne ausgeglichen werden" plus "Wettbewerbsvorteile sind / Marktwirtschaft ist schlecht", die Diskussion hatten wir ja schon.

In Bezug auf die Lebensqualität fallen mir zu diesen Zahlen noch mehr Kritikpunkte ein als die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten:
-Wenn 100 "Lohnstückkosten in DIESEM Land 2000" bedeutet sagt das Ganze nichtmal was über die Rangfolge der absoluten Lohnstückkosten aus, sondern nur über deren relative Entwicklung.
-Lohnstückkosten werden durch die Höhe der Löhne und die Produktivität beeinflusst, sprich selbst bei absolut niedrigeren Lohnstückkosten kann der Lohn pro Arbeiter höher ausfallen wenn die Produktivität entsprechend höher ist.

Man muss sich ja nur fragen ob es realistisch ist dass es dem durchschnittlichen Slowenen besser geht als dem durchschnittlichen Deutschen. Wenn nicht, sagen diese Daten nicht sehr viel über die Lebensqualität der Arbeiter aus.

Was stimmt ist dass der Euro den schwächeren Ländern den Wechselkurs als Waffe gegen die starke deutsche Wirtschaft genommen hat. Aber wir haben doch niemanden dazu gezwungen dem Euro beizutreten so dass man sich schon fragen könnte ob diese Länder sich dabei nicht noch was Anderes gedacht haben als "Au fein, lassen wir uns doch mal von den Deutschen plattmachen". Dass die deutschen Politiker soviel schlauer sind/waren als die der anderen Euro-Länder glaub ich nämlich nicht. :D

PS.:
Das wir vom Euro profitieren ist ja unumstritten, aber das ist auch der einzige Grund mit dem man wenigstens versuchen kann der Bevölkerung zu erklären warum sie sich plötzlich Sorgen um den griechischen Staatshaushalt machen muss. Dass der nur deshalb Probleme hat weil wir die weltberühmte griechische Auto- und Maschinenindustrie zerstört haben dürfte für die Meisten jedenfalls nicht besonders überzeugend klingen.
Große Euphorie wird der Euro eh nicht mehr verursachen, würden nicht zumindest die wirtschaftlichen Vorteile überwiegen wären wahrscheinlich alle Deutschen, inkl. Wirtschaft und Politik für einen Austritt.
 
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Gala

Labyrinth-Leichnam
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@Mynora: Dein "Einwand" ergibt keinerlei Sinn.
 

Mynora

Teufelchen
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Ich weiß, mal wieder viel zu kurz formuliert.

Die Aussagekraft der Daten ist leider sehr gering, da viel zu wenig Informationen gegeben sind. Wieviel verdienen die Arbeiter wirklich in den entsprechenden Ländern? Wie hoch sind die Lebenshaltungskosten in den Ländern? Das sind wichtige Informationen, die einfach fehlen. So kann man aus den Daten nicht erkennen, in welchen Ländern es den Arbeitern gut geht.

Natürlich scheint es so zu sein, dass die deutschen Arbeiter im Vergleich zu den anderen immer noch produktiver sind. Immerhin ist die Produktion gestiegen. Ohne die anderen Informationen ist die Statistik also leider wertlos. Oder habe ich die mir fehlenden Daten einfach übersehen?
 

Darghand

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Man muss sich ja nur fragen ob es realistisch ist dass es dem durchschnittlichen Slowenen besser geht als dem durchschnittlichen Deutschen. Wenn nicht, sagen diese Daten nicht sehr viel über die Lebensqualität der Arbeiter aus.

:rolleyes:

Es geht nicht um den Vergleich des Lebensstandards von irgendwelchen Arbeitern. Natürlich ist der eines slowenischen Arbeiters niedriger als der einer deutschen oder niederländischen Arbeiterin. Der Punkt ist, dass durch das Übergewicht der deutschen Wirtschaft und eine verfehlte Lohnpolitik den Slowenen die Möglichkeit beschnitten wird, langsam und allmählich zu dem deutschen Niveau aufzuschließen.

Ein Problem hätten wir nur dann nicht, wenn die unterdurchschnittlichen deutschen Steigerungsraten bei den Lohnstückkosten einhergingen mit einer deutschen Produktivität, die (bedeutend) langsamer wächst als in den übrigen Euro-Ländern. Bei einer gleichmäßigen Steigerung von Produktivität und Lohnstückkosten blieben die Unterschiede in den Volkswirtschaften der Eurozone gleich. Das Gegenteil ist der Fall: es ist kaum davon auszugehen, dass die Produktivitätszuwächse der deutschen Wirtschaft in einem ähnlich niedrigen Promillebereich anzusiedeln sind wie die Zuwächse bei den Löhnen.
Man erinnere sich an die endlosen Debatten um die Standortverlagerungen: durch was wurden die erkauft? Drücken der Löhne und weitere Durchrationalisierung der Produktionsstandorte. Nur auf diese Weise konnte die produzierende Industrie überhaupt im Lande gehalten werden.

Das Problem ist übrigens nicht bloß darauf beschränkt. Wie man vielleicht noch weiß ist das deutsche Finanzkapital der schwachsinnigen Idee aufgesessen, fehlende Kaufkraft in den importierenden Euroländern durch die großzügige Vergabe von Krediten aufzustocken. Die zweistelligen Milliardenbeträge, die Österreich und Deutschland in den osteuropäischen Ländern angelegt haben, sprechen da Bände. Der deutschen Exportindustrie kam das natürlich sehr gelegen, denn so wurde für Absatz der Waren gesorgt.
Das Dilemma ist nun einfach folgendes: entweder, man sorgt für mehr und anhaltende Kohäsion zwischen den Eurostaaten. D.h. auch höhere Löhne in Deutschland, um Waren aus der restlichen Eurozone konkurrenzfähiger zu machen um die dortige Wirtschaft zu stützen, was zwangsweise zu Lasten des deutschen Exports geht. Oder man hält den Status-Quo aufrecht, was mehr und mehr Staaten in die Zahlungsunfähigkeit treibt und das deutsche Finanzkapital massiv gefährdet.

Die deutschen Politiker*innen haben dazu nur ihr übliches beigetragen: sie hoben, was stieg, und stießen, was ohnehin schon im Fallen begriffen war. Den Rest besorgte dieses wahnhafte Amalgam aus Marktfatalismus, INSM, nationalen Lehrgängen in Unterwerfungskompetenz, ein gerüttet Maß Wirtschaftschauvinismus und Exportweltmeisterkraftmeierei.
 

Matthew McKane

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@Mynora: Nein, die deiner Meinung nach fehlenden Daten sind zu dem Thema völlig unerheblich. Es geht nicht um den Lebensstandart der Arbeiter. Sondern darum dass in Deutschland die Produktivität zwar ständig steigt, die Löhne jedoch nicht! Das führt dazu das Deutschland in grossen Stückzahlen quasi zu Dumpingpreisen exportieren kann. Das bremst natürlich die Wirtschaftskraft der anderen Länder. (warum selber produzieren, wenn man es auch in Deutschland günstig kaufen kann) Länder die nicht zur Eurozone gehören können dem entgegenwirken, indem sie ihre Währung abwerten und damit auf dem Weltmarkt wieder konkurenzfähig sind. Länder in der Eurozone können das nicht!
Jetzt werden die meissten denken, ist doch super für uns, das schafft Arbeitsplätze. Das Problem ist nur das diese Länder alle bei uns verschuldet sind, und diese Schulden niemals zurückzahlen können, wenn Deutschland weiter so eine auf aggressiven Export ausgerichtete Wirtschaftspolitik betreibt und nicht langsam mal anfängt die eigene Binnennachfrage zu stärken. Und so geht halt ein Euroland nach dem anderen Bankrott. Was dann letztlich auch wieder die deutschen Steuerzahler tragen müssen.
 

Mynora

Teufelchen
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Hm, da stelle ich mir immer wieder die Frage, ob bessere Arbeiter dann auch besser bezahlt werden müssen... Wer doppelt so viel produziert, bekommt auch doppelt so viel. Irgendwie kann ich mich damit nicht anfreunden.

Aber ich habe auch nicht verstanden, weshalb man nur die Lohnstückkosten betrachtet und nicht die dazugehörigen Kosten für Maschinen usw. Je besser die Maschinen und die Produktivität sind, desto kleiner ist der Beitrag des Lohnes an den Produktionskosten. Also sehe ich nicht wirklich den Sinn der Lohnstückkosten. Das ist dann wohl das Problem, dass ich damit habe. Ich will einfach, dass es uns gut geht :D.
 

Matthew McKane

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Die kosten für die Maschinen sind ja grösstenteils auch Lohnkosten. Die Rohstoffpreise, die auch zum grössten Teil Lohnkosten sind, (das Erz liegt ja gratis in der Erde) sind vernachlässigbar, weil diese im Prinzip überall gleich sind, und erst die Arbeiter der Maschinenfabrik aus dem Stück Stahl eine Maschine machen. Und um fortschrittliche Produktionsverfahren zu entwickeln braucht es Ingenieure, die auch bezahlt werden müssen, alle Kosten in der Wirtschaft sind irgendwie Lohnkosten.
 

Mynora

Teufelchen
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Klar, alles sind irgendwo Lohnkosten, aber nicht in einem Land. Deshalb sind die Zahlen leider nicht vergleichbar, ob ich nun Rohstoffe produziere oder nur weiterverarbeite. Und Deutschland hat einfach keine Rohstoffe.
 

David

Moderner Nomade
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@Darghand:
Das läuft am Ende aber (nicht wirklich überraschend) auf eine generelle Kritik an der Marktwirtschaft hinaus: In der Marktwirtschaft ist es <b>erwünscht</b> das Produktivitätsvorteile in Wettbewerbsvorteile umgesetzt werden können und nicht automatisch durch Lohnerhöhungen zunichte gemacht werden. Das ist langfristig gesehen sogar einer der wesentlichen Vorteile der Marktwirtschaft. Deine Argumentation läuft am Ende darauf hinaus dass man den Wettbewerb wenigstens stark einschränken (im Extremfall sogar ganz einstellen) soll indem bessere Prodktionsmethoden künstlich verteuert werden. Innerhalb einer globalen Marktwirtschaft ist das praktisch nicht durchführbar. (Mir ist schon klar dass du die gerne abschaffen würdest, aber dass das für einen Erfolg nötig ist sollte man halt schon dazusagen wenn man mit solchen Vorschlägen kommt)

Damit würde man praktisch die aktuellen Produktionsmethoden festschreiben und den technischen und organisatorischen Fortschritt hemmen weil es dem Unternehmer nichts mehr bringen würde in bessere Abläufe oder Maschinen zu investieren. Wenn nicht alle Anderen auch mitmachen geht man damit früher oder später bankrott und ob es wirklich eine höhere Lebensqualität bedeutet hätte nie zu riskieren andere Produzenten in den Ruin zu treiben bezweifel ich auch irgendwie.

Kritik ist nur da angebracht wo die absoluten Löhne zu niedrig sind, d.h. bei gleichem Lohn für Leiharbeiter oder einem mäßigen Mindestlohn (bis ca. 7,50 um mal ne Zahl zu nennen) bin ich dabei, aber nicht beim absichtlichem Zerstören der Wettbewerbsfähigkeit. Zumal wir ja nicht nur mit den Euro-Ländern konkurieren, sondern mit allen Ländern weltweit, auf der Ebene sind wir bei weitem nicht so stark wie innerhalb Euro-pas.
Und Zahlen die belegen dass die deutsche Export-Wirtschaft in absoluten Beträgen Dumpinglöhne zahlen würde kommen irgendwie nie, es wird immer mit Lohnstückkosten oder der relativen Entwicklung argumentiert, was doch den Verdacht nahelegt dass die absoluten Stundenlöhne nicht als Beleg für die Behauptung des deutschen Lohndumpings in der Exportwirtschaft taugen.

Um einen Zusammenhang zu den Krisen der anderen Euro-Länder zu belegen müsste man übrigens auch zeigen, dass wir überhaupt im größerem Umfang mit denen konkurieren und dass durch die starke deutsche Wirtschaft dort soviele Arbeitsplätze verloren gehen dass es am Ende den Staatshaushalt belastet.
Sollte aber zB Griechenland zu dem Schluss kommen dass das der Fall ist und die Nachteile des Euros die Vorteile überwiegen liegt die Lösung eigentlich auf der Hand: Griechenland kann genauso freiwillig wie es eingetreten ist wieder austreten und den Wechselkurs wieder als Waffe benutzen.

PS.:
Würde man die deutsche Industrie soweit einschränken dass sie nur auf dem Durchschnittsniveau der Euro-Länder anbieten kann, wer hindert die Kunden dann in den USA, im Nicht-Euro-Europa oder in Asien einzukaufen ?

@Matthew McKane:
Für den Marktpreis ist die Arbeit am Ende nur einer von mehreren Kostenfaktoren die aus Unternehmersicht die Preisuntergrenze festlegen. Der Marktpreis kann sich aber problemlos verdoppeln ohne dass sich gleichzeitig der Arbeitsaufwand verdoppelt, da gehts nur um Angebot und Nachfrage.
Höhere Marktpreise rechtfertigen aber zumindest höhere (Lohn-)Kosten bei der Förderung oder Produktion, siehe die immer waghalsigeren Versuche noch mehr Ölfelder zu erschließen die man früher nie angerührt hätte.

Sprich, in allen Preisen sind auch Lohnkosten enthalten, aber die Lohnkosten bestimmen nicht den Marktpreis: Alle Kosten sind <b>auch</b> Lohnkosten, aber nicht ausschließlich.
 
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Ysrthgrathe

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@David
Um einen Zusammenhang zu den Krisen der anderen Euro-Länder zu belegen müsste man übrigens auch zeigen, dass wir überhaupt im größerem Umfang mit denen konkurieren
Das war aber nicht wirklich ernst gemeint, oder?

Und Zahlen die belegen dass die deutsche Export-Wirtschaft in absoluten Beträgen Dumpinglöhne zahlen würde kommen irgendwie nie
Weil es darum nicht geht.
Außerdem hat Deutschland nur den acht-höchsten Stundenlohn in der EU.
Eigentlich wäre Deutschland sogar noch schlechter platziert, aber die Kurzarbeit erhöht die Lohnkosten ziemlich stark.
Zudem wird in Deutschland die Wirtschaft nicht unerheblich subventioniert, eben durch Kurzarbeit, 400 Euro-Jobs usw.

Wenn es in Deutschland also nur die acht-höchsten Löhne der EU gibt, und das auch nur, weil der Staat ordentliche Teile der Lohnkosten übernimmt, zahlt die deutsche Wirtschaft wohl kaum Spitzenlöhne.

In der Marktwirtschaft ist es erwünscht das Produktivitätsvorteile in Wettbewerbsvorteile umgesetzt werden können
Natürlich. Allerdings ist die Wirtschaftsordnung der Europäischen Union offiziell die Soziale Marktwirtschaft, nicht die Freie Marktwirtschaft.
Außerdem ist es natürlich eine andere Frage, wie weit man langfristig mit einer Wirtschaftspolitik kommt, die die eigenen Kunden ruiniert.
Den blanken Kunden einfach Kredite geben, damit sie weiter bei uns einkaufen können, funktioniert leider auch nicht ewig.
 
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