Man muss sich ja nur fragen ob es realistisch ist dass es dem durchschnittlichen Slowenen besser geht als dem durchschnittlichen Deutschen. Wenn nicht, sagen diese Daten nicht sehr viel über die Lebensqualität der Arbeiter aus.
Es geht nicht um den Vergleich des Lebensstandards von irgendwelchen Arbeitern. Natürlich ist der eines slowenischen Arbeiters niedriger als der einer deutschen oder niederländischen Arbeiterin. Der Punkt ist, dass durch das Übergewicht der deutschen Wirtschaft und eine verfehlte Lohnpolitik den Slowenen die Möglichkeit beschnitten wird, langsam und allmählich zu dem deutschen Niveau aufzuschließen.
Ein Problem hätten wir nur dann nicht, wenn die unterdurchschnittlichen deutschen Steigerungsraten bei den Lohnstückkosten einhergingen mit einer deutschen Produktivität, die (bedeutend)
langsamer wächst als in den übrigen Euro-Ländern. Bei einer gleichmäßigen Steigerung von Produktivität und Lohnstückkosten blieben die Unterschiede in den Volkswirtschaften der Eurozone gleich. Das Gegenteil ist der Fall: es ist kaum davon auszugehen, dass die Produktivitätszuwächse der deutschen Wirtschaft in einem ähnlich niedrigen Promillebereich anzusiedeln sind wie die Zuwächse bei den Löhnen.
Man erinnere sich an die endlosen Debatten um die Standortverlagerungen: durch was wurden die erkauft? Drücken der Löhne und weitere Durchrationalisierung der Produktionsstandorte. Nur auf diese Weise konnte die produzierende Industrie überhaupt im Lande gehalten werden.
Das Problem ist übrigens nicht bloß darauf beschränkt. Wie man vielleicht noch weiß ist das deutsche Finanzkapital der schwachsinnigen Idee aufgesessen, fehlende Kaufkraft in den importierenden Euroländern durch die großzügige Vergabe von Krediten aufzustocken. Die zweistelligen Milliardenbeträge, die Österreich und Deutschland in den osteuropäischen Ländern angelegt haben, sprechen da Bände. Der deutschen Exportindustrie kam das natürlich sehr gelegen, denn so wurde für Absatz der Waren gesorgt.
Das Dilemma ist nun einfach folgendes: entweder, man sorgt für mehr und anhaltende Kohäsion zwischen den Eurostaaten. D.h. auch höhere Löhne in Deutschland, um Waren aus der restlichen Eurozone konkurrenzfähiger zu machen um die dortige Wirtschaft zu stützen, was zwangsweise zu Lasten des deutschen Exports geht. Oder man hält den Status-Quo aufrecht, was mehr und mehr Staaten in die Zahlungsunfähigkeit treibt und das deutsche Finanzkapital massiv gefährdet.
Die deutschen Politiker*innen haben dazu nur ihr übliches beigetragen: sie hoben, was stieg, und stießen, was ohnehin schon im Fallen begriffen war. Den Rest besorgte dieses wahnhafte Amalgam aus Marktfatalismus, INSM, nationalen Lehrgängen in Unterwerfungskompetenz, ein gerüttet Maß Wirtschaftschauvinismus und Exportweltmeisterkraftmeierei.