Politik, 4. Staffel

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Fabian

Hefti
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Nicht schon wieder 9/11, bitte nicht. :c:

Und auch marxistische Theorien kann ich zur Genüge in Büchern nachlesen. Hier kann wohl kaum jemand etwas darüber schreiben, was ich nicht in Büchern nachlesen kann, und das schon seit mehr als hundert Jahren.
Aber können wir nicht über Tagespolitik, über konkrete Maßnahmen diskutieren. Was eure Meinungen und Erfahrungen dazu sind fände ich wirklich interessant. Da bin ich dabei.
Stichwort zB Gesamtschule ja/nein?

@Gala
Ich zumindets antworte nicht mehr auf deine Beiträge, weil es eh immer das gleiche ist und ich genau weis, das die Diskussionbasis fehlt.
Danako hat in seinem Post schön dargelegt, warum Geld eben nicht nur Papier ist.
Das ist eine so grundlegende Erkenntnis, wenn wir uns über die nicht im Konsens befinden, macht alles weitere diskutieren nicht den geringsten Sinn. Nicht böse gemeint, aber dann vergeudest du nur deine Zeit, wenn du sie mit dem Post von ständig den (von der Grundaussage her) gleichen Artikeln hier im Thread verbringst.


@Ice
Für mich klingt halt auch immer ein wenig durch, dass es eine böse, alles kontrollierende, Junta im Hintergrund geben muss. Lässt man diese Prämise weg, sieht alles plötzlich ganz anders aus.
 
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David

Moderner Nomade
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Apropos Gesamtschule, das wollt ich schon immer mal fragen:
Was genau meint man eigentlich, wenn man Gesamtschule sagt?

Ich war in Hessen auf einer "Gesamtschule", da lief das so:
-5. und 6. Klasse waren alle zusammen, aber in 2 Fächern (Mathe und nochwas) gabs schon A,B und C-Kurse.
-Diese Kurse waren meist schon eine Vorauswahl, ob man danach auf Hauptschule, Realschule oder Gymnasium kam
-Ab der 7. Klasse waren die 3 Zweige dann komplett getrennt, halt nur im selben Gebäude. Nur in Wahlpflichtveranstaltungen waren auch mal R und G Schüler zusammen.
-Diese Schule ging nur bis zur 10. Klasse, danach musste man fürs Abi in die nächstgrößere Schule gehen.

Deshalb tu ich mich schwer damit, den Glaubenskrieg um die Gesamtschule nachzuvollziehen, weil das zumindest in dieser Form wie ichs kennengelernt hab, nix Besonderes war.
 

Astaldo

Vampireslayer
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Bei uns gabs Grundschule bis zur 4. Klasse. Dann wurde in Realschule und Gymnasium unterteilt. Aufs Gymnasium konnte jeder ohne Bedenken deren Durchschnitt in Mathe + Deutsch maximal 2,5 betrug.
 

David

Moderner Nomade
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Die Zuweisung zu den A,B oder C-Kursen, und damit indirekt zu H,R oder G, war bei uns leider ziemlich willkürlich. Hätte meine Eltern damals nicht eingegriffen, wär ich auch auf R gelandet, und so schwer war G dann wirklich nicht. :rolleyes:

Ist schon krass, wenn man bedenkt, wie locker da nach grad mal 4 Jahren der weitere Lebensweg bestimmt wird. :down:
 

Shao

Ancient Amateur
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Also viel Ahnung hab ich von den Schulformen auch nicht. Sollte ich aber auch mal langsam kriegen, ob der Tatsache, dass ich den Lehrberuf anstrebe. :D

@David
Also zumindest den ersten Teil, den du da beschreibst, das hieß bei uns in Niedersachsen damals OS (=Orientierungsstufe). Das sind die Klassen 5 und 6, es sind alle zusammen, egal wie "schlau" und es gibt in Mathe und Englisch A, B und C Kurse. Meistens kamen die A-Leute aufs Gym, B auf Realschule und C auf die Hauptschule. Diese OS wurde jetzt jedoch wieder abgeschafft, vor...ca. 3 Jahren? Also heißt es in Niedersachsen wieder, dass nach der 4. Klasse entschieden wird, ob man auf Haupt- oder Realschule oder aufs Gymnasium kommt. Als ich mal mit nem Ami über unser Bildungssystem geredet hab, meinte er ein anderer Deutscher hätte ihm das mal vereinfacht etwa so erklärt: "Man ist in der Grundschule, 4 Jahre lang und danach wird entschieden ob man Kassierer beim Supermarkt, Tischler/Maurer oder Akademiker wird. Im ersten Moment musste ich lachen und fand diese Einteilung doch etwas zu arg simplifiziert. Aber im zweiten Moment konnte ich dem nichts entgegen setzen. Es ist ja leider zum Großteil so. o.O
Die Entscheidung welche Schulform man einschlägt ist sehr wichtig. Und auch wenn unser Schulsystem eigentlich durchlässig sein sollte, das heißt man kann z.B. von der Realschule noch auf das Gymnasium wechseln, können die ersten zwei Jahre Realschule einem normalen Schüler die Chance auf das Gymnasium schon verwehren, einfach weil er dann zu weit hinten ist und vielleicht nicht die Lust/Motivation/whatever hat um den Stoff aufzuholen. Deswegen fand ich die OS war was Tolles. Auch wenn man immer noch "falsch" liegen kann mit der Entscheidung welche Schulempfehlung man einem Schüler mitgibt, man hat imho doch eine weitaus bessere Basis als nach der 4. Klasse.
Bei einer Gesamtschule bleibt alles in einer Klasse bis zur 10. soweit ich weiß. Danach kann man dann auf die Berufsschule oder ein Abi machen.
Was ich davon halte...bin ich mir nicht so sicher. Für die Qualität der Wissensvermittlung ist an die Lernfähigkeiten der Schüler angepasster Lernstoff sicher besser. (möchte man jedenfalls als Halb-Laie behaupten, Erziehungswissenschaftler scheinen ja auch die Gesamtschule vorzuziehen). Allerdings wird oft der soziale Aspekt herangezogen. In einer Gesamtschule würden Schüler aus verschiedenen sozialen Schichten sich nicht entfremden, wie es im gegenwärtigen System der Fall ist, sondern voneinander lernen.
Als ich in der OS war hatten wir eine tolle Klassengemeinschaft. Das führte dazu dass *das* Problemkind der ganzen Jahrgangsstufe in unsere Parallelklasse geschoben wurde. Der gute Junge war Albaner, hatte nen großen Bruder im Knast, war temperamentvoll und teilweise aggressiv, machte mit den Mädels drei Jahrgänge über uns rum und hatte was mit Drogen am Hut.
Eigentlich war er aber ganz in Ordnung, ehrlich. Wenn man wusste wie, konnte man super mit ihm umgehen. In den fast zwei Jahren, die er bei uns war, hat er sich eindeutig geändert gehabt. War kein Stück mehr aggressiv und es musste auch nur noch einmal im Halbjahr eine Klassenkonferenz wegen ihm ausgerufen werden. Nach der OS kam er dann auf die Hauptschule. Vor ein paar Jahren hab ich erfahren, dass er an einer Überdosis gestorben ist.
Wäre dieser Junge bis zur 10. mit uns in einer Klasse geblieben, ich glaube er würde heute noch leben.


Soviel zum Persönlichen an der ganzen Sache, aber ich glaube das illustriert das Problem ganz gut.
 
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Tepes

Midnight Mover
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Bei uns gab es an der Orientierungsstufe (also 5. und 6. Klasse) auch diese Einteilung in A, B und C Kurse in Mathe und einer Fremdsprache, also für den Großteil Englisch.
Allerdings wurden am Ende der 6. Klasse lediglich Empfehlungen ausgesprochen. Das heißt es war ohne große Probleme möglich trotz Hauptschulempfehlung aufs Gymnasium zu gehen.

Irgendwann muss man nunmal bei einem dreigliedrigen Schulsystem wie unserem entscheiden welche Schulform die erfolgversprechendste für ein Kind ist und da man das nicht wirklich objektiv entscheiden kann, muss halt auf solche Sachen wie den Notendurschnitt und die Einteilung in A, B oder C Kurse zurückgegriffen werden.

Und um auf deine ursprüngliche Frage zurückzukomen: Soweit ich weiß wurden Gesamtschulen als Alternative zum 3-geteilten System eingeführt, mit dem Ziel diese Teilung erst spöter herbeizuführen.
 

David

Moderner Nomade
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Mh.. also mit den Leuten aus der Hauptschulklasse, die wir im Nachbarzimmer hatten, hätt ich nicht in einer Klasse sein wollen. :rolleyes:
Nach einem Jahr bei denen hätt sogar die Supernanny ihren Job an den Nagel gehangen. :D

Das hatte mit Schule nichts mehr zu tun, sondern eher mit Überlebenskampf des Lehrers. Manchmal musst sogar unser Lehrer gegen den Krach im Nachbarzimmer anbrüllen, und durch Ritzen in der Wand sind manchmal mitten in der Stunde Zettel geflogen. D.h. während des Unterrichts sind da Schüler auf die Tafel geklettert, den anders konnte man die Stelle nicht erreichen. Und einmal haben die uns in der Pause ihre Mathe-Aufgaben gezeigt, die sie nicht verstanden haben, daß waren Sachen wie 1+x=2. Und das war mind. die 7. Klasse. :rolleyes:
Meiner Meinung nach müsste man die Hauptschule wirklich auflösen, und die Besseren in die Realschule schicken und den Rest auf die Sonderschule. Ehe man da Wissen vermitteln kann, müssten da wirklich Sozialarbeiter ran, die erstmal dafür sorgen, daß der Lehrer eine Chance hat. Wer da auch nur nen bisschen lernwillig ist, muß ja irgentwann resignieren und gar nichts mehr machen.

Aber mit den Leuten aus R hätt man glaub ich schon bis zur 10. Klasse zusammenlernen können, da ist der Unterschied nicht zu groß. Danach sind die ja glaub ich eh fertig, und der Rest hängt halt die 3 Jahre Abi drann. Man könnte ja auch manche Fächer wie Mathe oder 2. Fremdsprache getrennt machen, aber viele Standardfächer ala Deutsch, Kunst oder Sport wären glaub ich problemlos zusammen möglich gewesen. Ich hatte ja auch mit manchen von denen Wahlpflichtkurse zusammen, und da gabs wirklich keinen spürbaren Unterschied. (Ganz anders als bei denen von H)
Dann hätten eben die, die in R ne 1 hatten nur noch ne 2-3, aber dafür bessere Chancen, den Sprung ins Abi zu schaffen.

Sprich, mein Vorschlag sähe so aus:
-R und G zusammenlegen, höchstens manche Fächer wie Mathe getrennt
-H auflösen, die Besseren schaffen auch die Gesamtschule, die Anderen müssen speziell gefördert werden, weil sie sonst nicht nur selber untergehen sondern auch die Anderen mit runterziehen
-Nach den 10 gemeinsamen Jahren machen dann eben die die wollen Abi und der Rest geht ins Berufsleben. So kann man sich dann mit ca. 16 selber entscheiden, anstatt das im Kindesalter Andere entscheiden.

PS.: In Hessen gabs ja jetzt nen ermutigendes Urteil in Sachen Studiengebühren. Vielleicht besteht ja doch noch hoffnung.. (absichtlich klein geschrieben :rolleyes: )
 
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Ribalt

Ork-Metzler
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In der Schweiz läufts ca. so (je nach Kanton gibts leichte unterschiede):


Klasse 1-5 sind alle zusammen, danach wird schlicht nach Noten sondiert unds kommen für alle nochmal 4 Jahre dran.

Jedes Jahr kann man, sofern man denn will, eine Aufnahmeprüfung für die jeweils höhere Stufe machen.


Ist auch so ziemlich das:
Nieder = Kassierer, Fabrikarbeiter
Hoch = Akademiker

Grad der Unterschied von der niedrigsten Stufe zur mittleren ist sehr gross, das liegt aber weniger am eigentlich zu vermittelnden Stoff als an der Klassenzusammensetzung.
 

Sir Darian

Ritter des Helm
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Hmmm... *grübel*

Der dritte Teil des Politik Threads ist jetzt auch so lange geworden, daß wir ihn in's Archiv rüberlegen.

Ich habe mal versucht, die letzten Beiträge thematisch und vom Zusammenhang her nicht auseinander zu reißen.

Der dritte Teil liegt [forum=18]hier[/forum] zu finden. :)
 
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Sir Hawk

Schwert - Chirurg
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@David:

Hey, exakt das Schulsystem der DDR. :D
10 Jahre "polytechnische Oberschule" und dann entweder Abi oder nicht.

Gruß Sir Hawk
 

David

Moderner Nomade
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Solange Abi oder nicht nicht davon abhängt, ob man ein guter Sozialist ist oder nicht.. :D
 

Durandil

Dúnadan
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Kleine Ergänzung zu dem, was Darghand vor ein paar Seiten gepostet hatte:

Die Sammel-Verfassungsbeschwerde gegen die Vorratsdatenspeicherung, für die ursprünglich nur bis zum 19.11. (also Anfang nächster Woche) Unterschriften gesammelt werden sollten (hatten uns im Büro diese Woche extra noch beeilt, mit allen drüber zu reden), wurde bis zum 24.12. verlängert.

Aktions-Seite: Sammel-Verfassungsbeschwerde gegen Vorratsdatenspeicherung
Heise-News: 13.000 Bürger wollen gegen die Vorratsdatenspeicherung klagen
 

Fabian

Hefti
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Soweit ich das verstanden habe ist Gesamtschule so zu verstehen, dass es nur eine Schulform für die ersten 8(?) Jahre gibt. Danach differentiert sich dass dann in Hinblick auf die spätere Ausbildung (in Österrich gibts nur verschiedene Gymnasien oder Hauptschulen).
Bis jetzt ist es in Österreich aber so, dass schon nach der Volksschule (= nach der 4. Klasse) getrennt wird. Ich besuchte dann 8 Jahre lang die Schulform humanistisches Gymnasium.
Was ich nun von der Gesamtschule halten soll, da bin ich hin und her gerissen.

Einerseits denke ich, dass die Trennung nach bereits 4 Jahren (die Kinder sind da erst 10 Jahre alt!) zu früh ist. Vielleicht erst nach 6 Jahren trennen und desweiteren noch sicher stellen, dass ein Schulformwechsel immer noch problemlos zB bis zur 10. Klasse möglich ist. Letzteres soll ja de jure jetzt schon so in Österreich sein, ob dass der Fall ist kann ich mangels Spezialwissen nicht sagen.

Aber ich finde es so oder so problematisch, wenn man Lehrern die Wahl der Schulform für ihre Schüler überlässt. Dazu sind sie nicht ausgebildet, da bedürfte es schon voll ausgebildeten Pädagogen und Psychologen. Wenns nach meinen Lehrern geganngen wäre, hätte ich erst die Vorschule machen sollen und danach eine Hauptschule besuchen, weil ich Legastheniker bin/war.
Zum Glück waren meine Eltern damals da strikt dagegen (sie sind beide Akademiker), mein Abi hab ich in 12 Jahren ohne Probleme (Notendurchschi
nit 2,0) gemacht. Das (Jura)Studium fällt mir auch leicht und ich habe gute Noten.
So viel zur Beurteilungskompetenz von Lehrern über die Zukunft ihrer Schüler.
Bitte nicht falsch verstehen, ich habe tiefsten Respekt vor engagierten Lehrern und deren Fähigkeiten. Nur denke ich dass dazu eben das vermitteln von Stoff und Weisheit gehört, nicht das bestimmen der zukünftigen Schullaufbahn.

Andererseits frage ich mich ob hier nicht ein ideologisches Experiment auf dem Rücken der Schüler gemacht wird.
Wenn ich Aussagen wie heute in der "Presse" von der sozialdemokratischen Expertenkommission höre à la "Schule als Ort der Gesellschaftspolitik", dann muss ich mir schon an den Kopf greifen. Oder dass das "Sitzen bleiben" abgeschafft werden soll.
Schule soll Kinder bestmöglich ausbilden und nicht der Umsetzung von Gesellschaftsideologien (ganz gleich welcher Art) gelten.
Zumal das Thema Gesamtschule ja nix neues ist, die Diskussion gibts ja schon seit Dekaden. Sprich jetzt auf angeblich bessere PISA Ergebnis als Begründung zu nehmen erscheint mir ein wenig scheinheilig.
In diesem Lichte betrachtet kommt mir die Befürwortung der Gesamtschule immer ein wenig wie die Umsetzung der Träume von linken Geselschaftskritikern. Nach dem Motto kunterbunt alles in einen Topf werfen, weil wir ja alle so 100% gleich(begabt) sind und dann ist Friede, Freude, Eierkuchen. Es geh dann weniger um das vermitteln von Wissen sondern darum, dass wir uns alle lieb und gern haben, im Kreis tanzen und die Internationale singen. ;)

Nein im Ernst: Wie gesagt, dass das jetzige System mit einer Trennung im Alter von 10 Jahren zu früh ansetzt, dass kann ich aber durchaus nachvoll ziehen. Interessant fänd ich einerseits die Verlängerung der gemeinsamen Schule auf 6 Jahre, was ich noch ok fände. Andererseits sollte aber auf jeden Fall eine Durchlässigkeit zwischen den Schulstufen sichergestellt sein.
 

Mumme

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@Fabian: Schule ist immer ein Platz für Gesellschaftsideologien. Auch "Schule soll Kinder bestmöglich ausbilden und ist kein Ort der Gesellschaftspolitik" ist eine Ideologie. Es fragt sich auch: ausbilden zu was? (Gibt es nicht einen Unterschied zwischen Bildung und Ausbildung?)
Die Schule ist zwangsweise der Ort für soziale Kompetenzbildung Jugendlicher, einfach weil sie dort die meisste Zeit zusammen mit anderen Gleichaltrigen verbringen. Das kann man nicht einfach leugnen und sagen: "effektiv Lernstoff vermitteln, sonst nix!"

(Das schicke ich erstmal ab, weil mein I-Net spinnt...)
 

Mumme

Verhüllter Enthüller
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Ich wusste doch, das ich waehrend des Tippens wieder rausfliege...:c:

So, weiter: Ausserdem bin ich praktisch - dank DDR-Soziologie - mit einem Gesamtschul-Konzept groß geworden, d.h. Klasse 1-10 alle zusammen, Klasse 11 und 12 für Abi. Nachteil: Zwei Jahre für das Abi waren mega-stressig und imho zu kurz. Auch habe ich mich die Jahre davor zwar nicht gerade gelangweilt, aber wirklich gefordert wurde ich auch nicht. Umgekehrt haben gerade schwächere Schüler von dem Gesamtschulkonzept erheblich profitiert ( warum wird eigentlich ständig nur von einer Förderung der Eliten gesprochen und nie von der Förderung ganz normaler durchschnittlicher und unterdurchschnittlicher Schüler? ). Ich glaube auch, dass die sozialen Probleme wie man sie aus den HS kennt gerade durch das aktuelle Kastensystem "schlau" (G), "doof" (R), "völlig verblödet" (H)* extrem verschärft werden. Beispiele, wie sie David genannt hat, kenne ich aus meiner Schulzeit jedenfalls nicht. (Nun gut, man kann sagen die "heutige Jugend" :rolleyes: ist ja auch gaaanz anders und DDR und überhaupt und so weiter) Trotzdem: Shaolins Beispiel fand ich gut.
Ausserdem fördert das aktuelle System die Berührungsängste und Vorurteile zwischen den sozialen Schichten. Ein gewisses elitäres Denken ist mMn hierzulande schon sehr verbreitet, wie auch nicht, wenn bereits 10jährige mit "den Assis von der HS" nicht spielen wollen.

Wenn man über eine Optimierung des Gesamtsystems - die Durchschnittliche Bildung pro Schüler - plus die Förderung der sozialen Kompetenz der Schüler nachdenken würde, statt nur über eine optimale Bildung für die Besten, würde man wohl automatisch bei der Gesamtschule landen. Hat aber eben auch Nachteile.

Eine universelle Lösung für alles habe ich auch nicht. Gut fände ich vielleicht, alle zusammen bis zur 8ten und dann Aufteilung in Abi und nicht Abi. Aber davor eben differenzierter Unterricht, wo die Besseren eben Extra-Aufgaben kriegen. Nur das geht eben nicht mit 30 Schülern pro Lehrer, und mehr Lehrer will ja keiner bezahlen ... *kotz-smiley vermisst*


*ist ironisch gemeint (nur zur Klarstellung, bevor das wer in den falschen Hals kriegt ;) )
 

David

Moderner Nomade
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Naja, mit Abitur ist man heute alles, aber keine Elite.. :rolleyes:
Nen paar von denen, mit denen ich Abi gemacht hab, waren alles, nur nicht hochschulreif. :fies:

Meiner Meinung nach kann fast jeder das Abi schaffen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Und umgekehrt kann jeder gnadenlos abrutschen, wenn sich zB daheim niemand darum kümmert, daß die Hausaufgaben regelmäßig gemacht werden. Als Kind hat man nunmal Besseres zu tun, und kennt auch noch keinen festen Tagesablauf. Und wers halt während der Grundschule nicht schafft, der wird in unserem System ja gleich aussortiert, so daß er dann in der Hauptschule auch gar keinen Grund hat, sich je richtig anzustrengen.

Was auf jeden Fall stimmt, zumindest aus meiner Sicht, ist die Trennung der sozialen Schichten: In meinem ganzen Bekanntenkreis wüsst ich niemanden von der Hauptschule, einfach weil ich ja schon seit der 7. Klasse kaum wen von da kennengelernt hab. Und auch wenn ichs nicht bei jedem so genau weiß, ich glaub, ich kenn auch niemanden, dessen Eltern Hartz 4 beziehen, das fällt dann schon irgentwie auf, wenn man mal darüber nachdenkt..
So bilden sich natürlich auch ganz unterschiedliche Erfahrungswelten heraus, die nicht so viele Berührungspunkte haben.
 
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Mumme

Verhüllter Enthüller
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Jaja, was "Elite" ist hängt wohl von der jeweiligen Sichtweise ab. Mir hat auch letztens ein C4-Professor - während wir mit seinem dicken Mercedes über die Autobahn rasten - erzählt, er zähle sich zur Mittelschicht und Oberschicht sei ja noch ganz was anderes. Ich habe höflich "Aha" gesagt und mir meinen Teil gedacht... :D :rolleyes:
 

Fabian

Hefti
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Ist das Ziel keine Ideologie zu haben, sondern nur das Wohlergehen der Betroffenen im Auge zu habe auch eine Ideologie?
Ich würde sagen nein, weil Ideologie etwas anderes ist.
Hinter Ideologie steht eine allgemeine, theoretische Auffassung vom Sein der Menschen, zb Alle Menschen sind 100% gleich (links) oder Es gibt Über- und Untermenschen (rechts). Es steht ein gewisser Erklärungsrahmen da unter den alles subsumiert werden soll.
Wenn das erklärte Ziel aber nur ist, dass es den Menschen real besser gehen soll, ganz gleich welchem politischen Ideologien diese spezifische Maßnahme nun nahe steht, dann würde ich nicht von einer Ideologie sprechen.

Klar soll Schule nicht nur Bildung vermitteln sondern auch erziehen. Aber zwischen Erziehen und oktroyieren von politischen Gesellschaftsbildern ist für mich immer noch ein starker Unterschied.
Erziehen heißt zB sei nett zu deinen Mitmenschen und repsektiere sie, sei höflich, hilf denen die deine Hilfe brauchen, habe Tischmanieren, bilde dir eine eigene Meinung aber respektiere auch wenn andere eine andere haben etc.
Gesellschaftspolitik ist für mich aber wieder ein anderer Schritt, hier gehts um Ideologie.
zB (von rechts) Ausländer seien weniger "wert", oder (von links) das Kollektive steht über dem Individuum.*
Daher differenziere ich klar und deutlich zwischen Erziehung und Gesellschaftspolitischer Beeinflussung.


Aber wie gesagt, dass eine Aufspaltung des Schulweges bereits nach der 4. Klasse (so ist in ganz Österreich, AFAIK gibts ja in Deutschland verschiedenste, Föderalismus-bedingte Varianten) zu früh ist.
Bis dahin kann man wohl nur sehr unzureichend über die Leistungsfähig-, und Willigkeit eines Kindes urteilen, geschweige denn wohin seine Interessen und Vorstellungen über den späteren Beruf gehen.
Aber erst nach der 10. Klasse aufzuteilen scheint mir dann doch zu spät.
6. oder 8. Klasse empfände ich, auf den ersten Blick, für ein gute Alter.
Nach der Hauptschule (=8. Klasse) kann man hier auf ein "Aufbau"Gymnasium (=Oberstufenrealgymnasium) wechseln, so fern man gute Noten hat. So soll trotzdem sicher gestellt sein, dass die guten Hauptschüler studieren können.
Ich kenne auch etliche die diesen Weg geganngen sind.

Hingegen Leute ohne Hochschulreife sind kaum in meinem Freundeskreis. Die einzigen die es sind, sind es auf Grund des Militärdienstes. Da lernt man wirklich mal Leute aus ganz anderen Schichten kennen.
Auch wenn man dann dort recht schnell feststellt dass ganz andere Lebensauffassungen da sind, und sich schnell wieder Gruppen bilden, nach der unterschiedlichen Bildung.
Zumindest sobald die Grundausbildung vorbei ist, bis dahin muss man zwangsweise mit jedem zusammenarbeiten. Das hilft dann auch Vorurteile abzubauen. :) Von beiden Seiten.

Ich bezweifle übrigens ob eine Gesamtschule den Anspruch der Vermischung der sozialen Schichten überhaupt erfüllen kann.
Dann wählen die verschiedenen Schichten einfach nicht mehr die jeweiligen Schulen für ihre Sprösslinge nach dem Schulzweig aus, sondern nach anderen Kriterien. zB Ob es eine Privatschulde oder öffentliche Schule ist. Oder wie teuer der Besuch dort ist, wie schwer die Aufnahmebedingungen sind, welche Alumni es von dort gibt etc.
Man nehme beispielsweise die USA, dort gibts eine Gesamtschule (High School), dennoch gibts ja gerade dort enorme Unterschiede zwischen den sozialen Schichten.
Daher würde ich diesen ganzen gesellschaftpolitischen Anspruch der Durchmischung der sozialen Schichten auch der Gesamtschule streitig machen.
Eine andere Sache ist natürlich wieder die Chancengleichheit bzw. die Möglichkeit des sozialen Aufstieges wenn eine bildungsmäßige Durchlässigkeit nach oben eher durch eine Gesamtschule möglich ist.


*Beides selbstverständlich nur überspitzte Beispiel zur Verdeutlichung worum's mir geht.
 
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David

Moderner Nomade
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Was ich zB sehr hilfreich bis nötig fände, wäre eine Art Gratis-Nachhilfe in der Schule. Mir ists zB mal passiert, daß ich in Mathe ne Zeit lang nicht mitgekommen bin, und ohne Nachhilfe hätt ich den Anschluss nie wieder finden können, zumal daß auch schon zu schwer war, als daß meine Eltern mir helfen konnten. (Etwa ab 6., 7. Klasse, eben dieses ganze Buchstaben-Rechnen was man nach der Schule gleich wieder verdrängt)
Im Grunde war das nur ne Kleinigkeit, aber wenn man da keine Hilfe bekommt (=bezahlen kann), dann kanns schon daran scheitern.
 
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