*hüstel* Was war nochmal genau D20 ?
Kurzer einwurf ! Das hier hab ich grad gefunden :
Eine einführung in die welt des rollenspiels
Rollenspiel ist schon eine merkwürdige Sache. Ansonsten ernstzunehmende Menschen verbringen viel Zeit mit dem Durchrechnen von Zahlen auf abgegrabbelten Papierbögen, dem Kauf sündhaft teurer Bücher voller abstruser Zeichnungen, dem "Warmwürfeln" kleiner Plastikdinger und dem aufgeregten Erzählen sonderbarer Geschichten. Da bleibt es beizeiten nicht aus, daß Personen aus der Welt der "anderen", nämlich der Nichtrollenspieler, interessiert nach dem Grund für dieses Verhalten fragen. Nicht selten folgt auf jene Frage dann ein begeistertes Wortgewitter in einer anscheinend anderen Sprache, und der/die Interessierte stellt erfahrungsgemäß schnell fest, daß ihm/ihr jeder zweite Begriff nicht so recht geläufig und schon gar nicht eingängig ist.
Widmen wir uns zur Veranschaulichung dieses Problems zunächst einmal Klaus und Jonas-Marcel in einer typischen Partyszene. Klaus ist ein netter Kerl mit nicht kurzen Haaren, wildem Brutalocover-Shirt (Zombie-Hackebeil-in-Kopf-Motiv) und ausgeprägtem Hang zur Geselligkeit. Jonas-Marcel dagegen studiert im ersten Semester Manageristik, fährt ein brandneues Hyperspeedster-Cabrio und garniert einen perfekt gescheitelten Kurzhaarschnitt mit dezenter Designermode. Auf einer gemütlichen Party - aufpassen, jetzt wird es etwas unlogisch - begegnen sich die beiden und konkurrieren um die Gunst einer begehrenswerten Dame. Da sich Jonas-Marcel natürlich zunächst im Bad neu frisieren muß, hat Klaus den ersten Zug. Das ist die Chance! In der Tat erweckt Klaus schnell ihre Aufmerksamkeit, denn er ist nicht so konventionell wie andere hier. Schließlich steht die unvermeidliche Frage nach seinen Hobbies (Ooophs) im Raum: Blabla... Rockband... Blabla... Konzerte... Blabla... Rollenspiel... Blabla... Mittelaltergeschichte... Blabla... MOMENT! Da war doch etwas, was sie gar nicht kannte - es sei denn, sie ist AOL-Chatterin und dadurch schwer vorbelastet ("Ich Schwester Domina, du FiffiWauWau!"). Hm, Rollenspiel, fragt sie neugierig. Sei das sowas wie ´Das Schwarze Auge´ ihres kleinen Bruders von ganz früher oder wie? Jetzt schlägt Klaus´ Stunde. Es ist nämlich kein Problem, einen Rollenspieler für lange Zeit glücklich in einen Monolog zu schicken: Man muß ihn lediglich auf seine Lieblingssysteme/-welten/-charaktere/-würfel o.ä. ansprechen.
"Ja, weißt du, da spielst du so eine Rolle in einer Phantasiewelt. Wir gamblen gerade D&D 3E, also D20. Die Demon-Campaign. Ich bin beispielsweise der Barbar Killdei Ivildeath und ziehe mit meinem Kumpel, dem Battlemage Gundulv, auf einen kleinen Raid gegen den Hohen Tana´Ri von Dralomoria. Wird nicht leicht, aber wir sind Highleveler. Ich habe den Feat ´Improved Crit´, und Gundulv ist Flamebolt-Specialist mit Fire-Resistance 15. Unser Meister scheut zwar auch keinen Playerkill, aber mit Armorclass 28 und Longblade +4 sehe ich da keine gravierenden Probleme..."
Nach einigen überraschten Nachfragen und dem dritten Erklärungsversuch - Rollenspieler sind sehr hartnäckig - denkt die Interessierte in der Regel folgendes: Erstens war die Vorlesung in Kernphysik gestern irgendwie verständlicher. Zweitens wurde da nicht von Schlachtenmagiern, Dämonen und Tana´Ri - was auch immer das sein mag - gefaselt. Dieser Rollenspieler muß also entweder ein alberner Idiot oder Satanist oder Psychopath oder gleich alles zusammen sein, denn er beschreibt nicht nur, nein - er war sogar selbst dabei! Drittens sieht das generell nach einigen abgedrehten Freaks aus, die in einer Runde zusammenhocken, Chips konsumieren und sich sehr schräge Sachen erzählen. Und schließlich klingt das "Hey, alles Schwachsinn. Ich stehe auf Parties, dicke Cabrios und Leute kennenlernen." vom just mit einem Drink auftauchenden Jonas-Marcel ganz klar nach einem Menschen von diesem Planeten, mit dem man dann doch lieber den weiteren Abend verbringen möchte. Fazit: Rollenspiel ist nichts, womit man sich näher beschäftigen sollte. Klaus bleibt im Flirtregen stehen und hat das anfängliches Interesse der Dame gründlich verspielt.
Eine Szene, wie sie wohl jeder halbwegs erfahrene Rollenspieler einmal so oder ähnlich erlebt hat. Für "die Dame" bzw. "der/die Interessierte" kann man nun problemlos auch "die Eltern", "die Bekannten" oder "fast die ganze Welt mit Ausnahme der Rollenspieler" einsetzen, denn meistens ist ihnen eines gemeinsam: Als Reaktion auf seine glühenden Ausführungen erhält der Rollenspieler häufig entweder ein mitleidiges Lächeln oder verständnislos fragende Blicke. Und das ist schlecht. Denn Rollenspiel ist ein wunderbares, phantasiebeflügelndes, altersresistentes, kommunikatives und überaus geselliges Hobby, welches leider nach wie vor viel zu wenig Verbreitung gefunden hat.