Organspende

Aldarion

Kammerjäger
Registriert
14.09.2000
Beiträge
2.127
Also meines wissens nach nicht. Steht auch nichts in der Art bei mir drauf.
 

Beego

Tochter der Bastet
Registriert
28.10.2001
Beiträge
2.518
Ich denke, es ist auch gut, die Menschen, die uns wichtig sind (Eltern, Partner) immer wieder drauf aufmerksam zu machen, dass dieser Ausweis existiert... damit die nicht aus allen Wolken fallen, falls es so weit sein sollte...
 
Zuletzt bearbeitet:

Rhonwen

Forumsköchin
Registriert
21.06.2001
Beiträge
3.092
Meine Schwester will von diesem Thema nichts hören, meine Eltern verdrängen es oder wechseln bei Gesprächen das Thema.

Und bei vielen meiner Freunde sind die Organe nicht zu gebrauchen, aber die haben einen Ausweis...

@ Beego

Selbst wenn du es immer wieder sagst, fallen sie wahrscheinlich aus den Wolken. Es liegt halt in der Natur der Sache... :(
 

Durin

Schlachtenwüter
Registriert
25.08.2001
Beiträge
4.086
Meine Familie sind die letzten Menschen mit denen ich mich über das Thema Tod (und ganz besonders MEIN Tod) unterhalten will.

Das ist halt was, dass man irgendwie verdrängen muss, wenn man unbeschwert leben will: Was hab ich in den letzten zehn Jahren an Hamburgern und Weingummi aus eventuell englischer Gelantine gegessen, ich könnte jeden Tag an BSE erkranken. Ich mixe mir meine Getränke mit Leitungswasser und wohne in einer Stadt mitem Kanzler, ich könnte jeden Tag von terroristischen Pockenvieren gekillt werden. Und wenn ich über die Straße gehe könnte mich das nächstbeste Auto einfach überfahren.

Über all diese Dinge will ich einfach nicht nachdenken und ganz und gar nicht will ich mich damit beschäftigen, dass das nicht mir, sondern jemandem, der mir nahe steht passieren könnte.
 

Lord Snow

Lord Commander
Registriert
05.02.2002
Beiträge
3.539
Ich bin übrigens auf Initiative dieses Beitrags hin schon seit längerem auch Organspender. Sprich: Ich hab mir diesen Ausweis aus der Apotheke geholt, ihn ausgefüllt und trage in neben meinem Perso in der Brieftasche. Reicht das oder muss ich sonst noch irgendetwas tun?
 

Rhonwen

Forumsköchin
Registriert
21.06.2001
Beiträge
3.092
Da ich die Diskussionen im Politik-Topic nicht stören möchte und einige es dort gruselig finden (;)), stelle ich meine Meinung hier zur Diskussion.

Was haltet ihr von der momentanen Fassung und von den Alternativen? Würdet ihr aufgrund einer Gesetzesänderung eure Einstellung zum Thema ändern oder euch umentscheiden bzw. erst neu mit dem Thema beschäftigen?
Ich führe diese Diskussion gerade mit Schülern einer 10. Klasse, und ich möchte Alternativen zu den dort hervorgebrachten Meinungen oder Nichtmeinungen wissen.
 

Durandil

Dúnadan
Registriert
16.01.2002
Beiträge
5.644
Zum Gesetz kann ich nicht viel sagen, darüber habe ich mir zwar diverse Male Gedanken gemacht, aber abzuwägen zwischen persönlichem Entscheidungsfreiraum auf der einen und der Organknappheit und damit verbundenem Leid auf der anderen ist halt schwer.

Für mich war der Organspendeausweis selbstverständlich, weil ich einen Motorradführerschein habe, gleich zum Zeitpunkt, als ich den Schein gemacht habe. Als Motorradfahrer ist man irgendwo ja ein besonders gefährdeter Verkehrsteilnehmer. Dadurch ist das Risiko für mich größer, selber mal ein Ersatzorgan zu brauchen, und damit einher ging dann auch meine Bereitschaft für den "worst case". Unter meinen Freunden, die damals den Schein auch gemacht haben, war diese Einstellung auch mit dem Hintergrund ganz normal, ob die aber unter Motorradfahrern allgemein verbreiteter ist, kann ich nicht sagen.

Bedenken hatte ich wenige, hauptsächlich bzgl. des Zeitpunkts des "Ausschlachtens", und die restlichen haben sich während meiner Zivildienstzeit zerstreut (den habe ich im OP abgeleistet und nur extrem wenige Transplantationen mit Todesfolge für den Spender erlebt - da war dem Spender wirklich nicht mehr zu helfen).

Was das Gesetz nun sagt - meine Einstellung ändert sich dadurch nicht, aber ich bin nun auch nicht so der Demokrat, dass ich dem viel moralisches Gewicht zuordnen würde.

Neu beschäftigen? Ich weiß, dass es für mich richtig ist, Organspender zu sein, deswegen muss ich mich damit nicht weiter beschäftigen. Wäre ich es noch nicht, würde ich es vielleicht.
 

Rink

Strassenköter
Registriert
06.11.2000
Beiträge
3.813
Ich habe auch einen Organspendeausweis in der Brieftasche (viel auf dem Fahrrad unterwegs).
Bei uns in der Schweiz ist meines Wissens nach so, dass wenn kein Spenderausweis vorhanden ist und z.B. ein Hirntod eintritt, fragen sie jeweils die Angehörigen. Ich würde nun niemanden dazu "zwingen" seine Organe zu spenden. Aber ich würde Organspendern bei der Krankenkasse eine kleine Prämienverbilligung zugestehen, wenn sie sich als Organspender auf einer nationalen Liste eintragen lassen und so einen staatlichen Anreiz schaffen, Organspender zu werden. Die Kosten für die Verbilligung würde ich alle nicht-Spender tragen lassen, denn alle diese sind potentielle zukünftige Träger eines gespendeten Organs. Da kann man sich dann auch die sonstige Werbung sparen. Vielleicht etwas drastisch "links" (hier wäre es wohl nicht einfach, dafür eine Mehrheit zu gewinnen), aber ich finde es grade mit der momentanen Organknappheit völlig angebracht.

@Rhonwen warum sollte so ein Ausweis "verschwinden", wenn man niemandem davon erzählt hat? Wer hat denn da ein Interesse daran?
 

Chiburi

Kampfhase
Registriert
12.12.2001
Beiträge
3.582
Nun, momentan haben wir ein Versicherungssystem, in das nur ein Teil der Bevölkerung "einzahlt", aber aus dem alle, die einen Bedarf haben, "entnehmen" wollen. Das wird durch mehr Werbung und gelegentliches Anschreiben vermutlich etwas besser, aber wohl nicht ausreichend. Deswegen sehe ich nur zwei sinnvolle Wege:

  1. Tit for Tat - Allen, die Bedürftigen Organe vorenthalten (Nichtspender), werden im eigenen Bedarfsfall Organe vorenthalten (Es sei denn, alle bedürftigen Spender sind versorgt). Besser als die jetzige Version, in der besonders Alten, besonders Kranken, und besonders Glücklosen die Organe vorenthalten werden, und nicht konsequent denen, die den Mangel zu verschulden haben.
  2. Eine andere Art der Bevorzugung für Spender, sagen wir mal: Kostenlose Nutzung des ÖNV, oder freies Parken in Innenstädten.
    Interessanterweise haben ja alle Aufklärungsversuche, alle Vernunft und Untersuchungen versagt, als es darum ging, den Leuten den Sicherheitsgurt schmackhaft zu machen. Eine Strafe von 15€ hat es dann geschafft. Warum soll es bei Organspenden anders sein.


Auf reine, selbstlose Freiwilligkeit und Vernunft zu setzen hat jedenfalls noch nie geklappt. Deswegen mag die Industrie ja freiwillige Selbstverpflichtungen so sehr.
 

Rhonwen

Forumsköchin
Registriert
21.06.2001
Beiträge
3.092
@ Rink

Ab und zu, wenn ich meine Ausweis meinen Schülern zeige, verschwindet der. Manchmal überlebt er auch die Waschmaschine nicht.

Meine Eltern haben sich jetzt, nachdem ich dieses thema regelmäßig seit 10 Jahren bei ihnen anspreche, einen Ausweis geholt. Trauriger Grund war allerdings, dass eine Verwandte im Sterben liegt, weil sie kein Spenderorgan bekommen hat. Grund: Sie ist zu alt und die wenigen Organe gehen an jüngere und momentan gesündere Empfänger.

@ Chiburi
Ich darf nicht mal leere Organspendeausweise zum Ausfüllen in die Schule mitbringen, weil sich meine Schüler genötigt fühlen könnten, den auszufüllen, damit sie eine bessere Note bekommen. Nachdem ich das mit meinem Chef angesprochen hatte, hat er ein generelles verbot an alle Kollegen erteilt, Broschüren zur Organspende mit in den Unterricht zu nehmen.
 

Maus

Senior Member
Registriert
07.08.2002
Beiträge
9.400
Ähm, ich habe jetzt zwar nicht gerade die passenden Statistiken, aber bei meiner Beschäftigung vor längerer Zeit mit dem Thema ist bei mir der Eindruck entstanden, dass die Hürden für eine Organentnahme zwecks Spende sehr hoch sind. Daher glaube ich nicht, dass alle Spendenanwärter versorgt werden könnten, wenn alle Bürger Organspender wären. Abgesehen davon, dass ja noch die Kompatibilität von Spender und Empfänger erfüllt werden muss (und nicht statistisch, sondern halt immer in dem Moment, in dem die Spende anfällt).

Und die Idee, dass nur Spender auch als Empfänger in Frage kommen, mag auf den ersten Blick vielleicht angemessen erscheinen, bringt aber bei genauerer Betrachtung eine quid pro quo Einstellung zum Tragen, die dem Sozialstaatsgedanken an anderer Stelle ziemlich übel aufstösst (ich erinnere nur mal an die Thematik private/gesetzliche KV).
 

Rhonwen

Forumsköchin
Registriert
21.06.2001
Beiträge
3.092
Und mir kommt gerade ein Bild in den Sinn:
"Kein passender Empfänger für dieses Organ, der auch selbst spenden will? Dann wissen Sie ja, wo der Eimer für die biologischen Abfälle steht!"

Nenene, das wäre unschön. Und wo Menschen agieren, geht es nicht unbedingt gerecht zu. Lieber ungerecht ein paar Menschen mehr gerettet, als gerecht zu viele wegen eigener Borniertheit sterben lassen.
 

Aldarion

Kammerjäger
Registriert
14.09.2000
Beiträge
2.127
Weiter vorne im Topic hatte ich mal vorgeschlagen, die Bürger zu einer Entscheidung Organspender ja/nein zu verpflichten, ohne dass an die Entscheidung irgendwelche negative Folgen geknüpft sind - in der Hoffnung, die vielen, die sich für Organspende entscheiden würden, aber zu träge sind den Schritt zu machen, zu gewinnen. Meines Wissens greift das aktuelle Gesetzesvorhaben diesen Vorschlag auf - mit dem Unterschied, dass man sich eben auch entscheiden kann, sich nicht zu entscheiden :rolleyes: Obwohl ich nicht sicher bin, dass die Verpflichtung, wenigstens eine Entscheidung zu treffen, wirksamer wäre. Dann sagen die Unentschiedenen eben erst mal nein...

Nun, es war fast zu erwarten - das ist eines der heiklen Themen mit hoher emotionaler Beteiligung, zu denen fast jeder eine Meinung hat. Wahlkampfrelevant und öffentlichkeitswirksam. Kein Politiker risikiert mehr als den unverbindlichstens Kompromiss, denn jeder hat Angst, Wähler einzubüßen, und niemand sieht die Frage als von ausschlaggebender Bedeutung für das Gemeinwohl.

Österreich praktiziert die Widerspruchslösung: So lange man sich nicht als Nicht-Spender registrieren lässt, ist man Spender. Einen Mangel an Spenderorganen gibt es nicht. Ein Kollege von mir hat in Österreich vor einiger Zeit eine neue Leber bekommen, quasi der Überschuss der dortigen Transplantationschirurgie. Das hat ihm schlicht das Leben gerettet.

Bin trotzdem gegen jede Zwangslösung, oder Bevorzugung von Spendern. Das Recht, über den eigenen Körper zu Verfügen, auch nach dem Tod, ist unantastbar. Und das Recht auf Leben auch. Eigene Entscheidungen in Ausübung der Grundrechte dürfen das nicht beeinflussen. Von daher bleibt es für mich dabei, dass auch Nichtspender gleichen Zugang zu Spenderorganen haben müssen. Auch wenn das zunächst mal danach klingt, Egoismus zu fördern.
 

Gimling

Mad Scientist
Registriert
01.03.2002
Beiträge
4.693
Sehr relevanter TED-talk (insbesondere ab 05:03): http://www.ted.com/talks/dan_ariely_asks_are_we_in_control_of_our_own_decisions.html

Kurzfassung: Organspenden sollte eine opt-out statt eine opt-in Entscheidung sein.
Die Länder, in denen das der Fall ist, haben einen wesentlich höheren Anteil an Organspendern. Selbst groß aufgezogene Kampagnen haben weit geringeren Erfolg als dieser einfache social engineering hack.
Grund: Menschen neigen dazu, bei komplexen Entscheidungen die vorgegebene Alternative zu wählen.

Es lohnt sich, den ganzen Talk anzusehen, weil es natürlich noch mehr berührt als nur die Organspende-Thematik.


Edit: Ich seh gerade, dass Aldarion Österreich erwähnt. Das wäre ein Beispiel für ein Land mit opt-out System (ist auch in dem talk zu sehen).

Nach dem Tod über den eigenen Körper zu verfügen ist, well... bulls**t, plain and simple, aus einer Anzahl von Gründen. Aber dafür ist ein opt-out System gut: So kann jeder ausgiebig reflektieren, ob diese Art von morbider Sentimentalität den Tod anderer Menschen wert ist.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Rink

Strassenköter
Registriert
06.11.2000
Beiträge
3.813
Ja das ist natürlich auch eine einfache Lösung, allerdings muss ich dabei immer an das Szenario denken, dass eine Person den Angehörigen zwar sagt, dass sie das nicht möchte, sich aber nicht offiziell registriert um die Organe nicht zu spenden. Nach dem Tod existieren eben immer noch die Angehörigen, und diese leiden unter etwas, das auch der verstorbenen Person nicht gepasst hat. Darum ist die Selbstbestimmung über den eigenen Körper über den Tod hinaus halt schon ein Thema, das man nicht einfach vergessen darf, finde ich.
Mir gefallen daher Anreizsysteme besser, aber könnte auch mit sowas leben.
 

Rhonwen

Forumsköchin
Registriert
21.06.2001
Beiträge
3.092
Ich frage mich seit einiger Zeit manchmal, ob Leute sich anders entscheiden würden, wenn man in die Zukunft sehen und ihnen sagen könnte: "In vier Jahren, sechs Monaten und drei Tagen werden Sie sterben, weil sie eine Organspende brauchen. Leider gibt es davon nicht genug! Vielleicht wäre Ihr Schicksal anders verlaufen, wenn Sie sich damals anders entschieden hätten!"
 

Gimling

Mad Scientist
Registriert
01.03.2002
Beiträge
4.693
@Rink
Ich bestreite nicht, dass es ein Thema ist. Ich verurteile es nur ;)

Worunter "leiden" denn die Angehörigen in deinem Szenario? Doch wohl vor allem unter der Unfähigkeit ihres verstorbenen Verwandten, ein Kreuz zu setzen?
 

Rink

Strassenköter
Registriert
06.11.2000
Beiträge
3.813
Nein, sie leiden, weil ihr Wissen über die Motive und den Willen der verstorbenen Person weniger wiegen als ein Papier wo über die Person nichts drinsteht (weil sie sich eben nicht eingetragen hat). Weil sie den Willen der Person nicht durchsetzen können, wenn diese Person das selber nicht mehr kann. Für die verstorbene Person mag das keine Rolle mehr spielen (jedenfalls nach meiner Vorstellung vom Tod), aber für Angehörige kann das eine grosse psychische Belastung darstellen.
Hat die Person dagegen ihren Willen bewusst und beweisbar kund getan, hilft das den Angehörigen, die Entscheidung zu akzeptieren, selbst wenn sie diese selber nicht teilen würden.

@Rhonwen die eigene Entscheidung Organe zu spenden, beeinflusst ja nie das eigene Weiterleben. Es ist immer die Entscheidung der anderen, welche das macht. Ob man selber Organe spendet oder nicht hat im jetzigen System ausser den "moralischen" keinerlei Vorteile (psychisch sogar eher Nachteile, weil man verliert die Organe oder hat -zugegeben unberechtigte- Angst, dass man ausgeweidet wird, wenn man noch eine Überlebenschance hätte). Deshalb helfen Anreize, weil da kriegt man eben etwas zurück.. ^^
 
Oben