Reuda
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@ Hank:
"Dort, wo ihre Positionen gut argumentativ zu begründen sind, braucht die Religion allerdings das eigentlich Religiöse kaum: Daß man nicht töten solle, läßt sich mit Vernunftgründen überzeugender darlegen als mit dem Hinweis auf ein suspektes mehrtausendjahrealtes Buch. In der Abtreibungsdebatte ist das nicht viel anders: zur Frage der Präimplantationsdiagnostik z.B. finden sich nicht wirklich dezidierte Aussagen in der Bibel, und die Kirche als Institution mußte sich da also selbst erst mühsam eine Position erarbeiten. Die Argumente pro und contra, die sie dabei gewälzt hat, dürften sich nicht groß unterscheiden von denen, die auch nicht religiöse (ich vermeide den Ausdruck Atheisten) überdenken, wenn sie sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen."
Ich würde die Bibel nicht als das ideale Medium sehen, mit der man spezielle Themen wie Präimplantationsdiagnostik bewerten kann. Würde sie das immer können, hätte sie niemals eine jahrtausendlange Wirkung gehabt. Stattdessen geht es, meiner Meinung nach, in der Bibel um Grundsätze, die vor Jahrhunderte die gleiche Wichtigkeit und Bedeutung haben, wie heute. Nur sind heute die Fragestellungen und Probleme wesentlich komplexer und differenzierter, weshalb es die Aufgabe der Kirche ist, die Bibel mit den heutigen aufklärerischen Maßstäben und Anforderungen zu übersetzten und zu interpretieren, um ihre Position zu dem jeweiligen Thema darzustellen.
Im übrigen glaube ich sehr wohl das der christliche Wissenschaftler/Politiker wesentlich mehr Probleme hat mit der Präimplantationsdiagnostik (Embryonenforschung?) als der atheistische oder nicht gläubiger Wissenschaftler/Politiker, der sein Recht und Freiheit auf Forschung durch die Kirche eingeschränkt sieht und die Angst verspürt in wissenschaftlicher und ökonomischer Sicht gegenüber anderen Länder im Rückstand zu gelangen. Auch glaube ich, das die ungewollt schwangere, gläubige Frau aufgrund der Positon der Kirche sich wesentlich mehr Gedanken macht, ob eine Abtreibung das richtige Handeln wäre, als eine nicht gläubige schwangere Frau, die einfach nur froh ist, wenn sie das Problem einer ungewollten Schwangerschaft durch eine Abtreibung so schnell und bequem wie möglich gelöst hat. Ich will hier nicht generalisieren; Ausnahmen bestätigen die Regel auf beiden Seiten. Aber ich glaube schon, das ein wirklich gläubiger Mensch wesentlich sensibler an solchen schweren Themenfelder herangeht(ist meine eigene Erfahrung), weil er eben mit dem Beginn der Taufe sich wesentlich mehr mit den Positionen der Kirche auseinandersetzt(en sollte).
"Mir geht es um den Kern des Religiösen, wie man ihn von außen sieht: Der Gläubige glaubt und handelt entsprechend einer nicht infrage zu stellenden Offenbarung, er begründet sein Handeln also letztendlich auf etwas Irrationales Und dafür schämt er sich nicht mal, sondern ist sogar noch stolz darauf..."
Das liegt aber auch daran, dass man nicht alles rational erklären kann. Existentielle Fragen, wie "was ist der Sinn des Lebens, wie kann man das Leid auf dieser Welt bekämpfen, warum gibt es uns überhaupt in dieser Form und wie wird/soll es enden", sind Fragen, die uns in tiefe Unsicherheit bringen, weil sie rational (noch) nicht erklärbar sind, für die man aber zu gerne eine Antwort haben will. Der Glauben gibt mir aber eine metaphysiche Dimension, mit der ich mich (fast hundertprozentig) identifizieren kann und die mir plausibel ist. Er gibt mir somit Sicherheit und Zuversicht. Ohne ihn käme mir das Leben zu trostlos vor und mir würde der Glaube am Menschen und der Lebenswille immer mehr schwinden.
Im übrigen bin ich genau so stolz darauf Christ zu sein, wie du stolz darauf bist, Atheist zu sein- nicht mehr und nicht weniger.
"Dort, wo ihre Positionen gut argumentativ zu begründen sind, braucht die Religion allerdings das eigentlich Religiöse kaum: Daß man nicht töten solle, läßt sich mit Vernunftgründen überzeugender darlegen als mit dem Hinweis auf ein suspektes mehrtausendjahrealtes Buch. In der Abtreibungsdebatte ist das nicht viel anders: zur Frage der Präimplantationsdiagnostik z.B. finden sich nicht wirklich dezidierte Aussagen in der Bibel, und die Kirche als Institution mußte sich da also selbst erst mühsam eine Position erarbeiten. Die Argumente pro und contra, die sie dabei gewälzt hat, dürften sich nicht groß unterscheiden von denen, die auch nicht religiöse (ich vermeide den Ausdruck Atheisten) überdenken, wenn sie sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzen."
Ich würde die Bibel nicht als das ideale Medium sehen, mit der man spezielle Themen wie Präimplantationsdiagnostik bewerten kann. Würde sie das immer können, hätte sie niemals eine jahrtausendlange Wirkung gehabt. Stattdessen geht es, meiner Meinung nach, in der Bibel um Grundsätze, die vor Jahrhunderte die gleiche Wichtigkeit und Bedeutung haben, wie heute. Nur sind heute die Fragestellungen und Probleme wesentlich komplexer und differenzierter, weshalb es die Aufgabe der Kirche ist, die Bibel mit den heutigen aufklärerischen Maßstäben und Anforderungen zu übersetzten und zu interpretieren, um ihre Position zu dem jeweiligen Thema darzustellen.
Im übrigen glaube ich sehr wohl das der christliche Wissenschaftler/Politiker wesentlich mehr Probleme hat mit der Präimplantationsdiagnostik (Embryonenforschung?) als der atheistische oder nicht gläubiger Wissenschaftler/Politiker, der sein Recht und Freiheit auf Forschung durch die Kirche eingeschränkt sieht und die Angst verspürt in wissenschaftlicher und ökonomischer Sicht gegenüber anderen Länder im Rückstand zu gelangen. Auch glaube ich, das die ungewollt schwangere, gläubige Frau aufgrund der Positon der Kirche sich wesentlich mehr Gedanken macht, ob eine Abtreibung das richtige Handeln wäre, als eine nicht gläubige schwangere Frau, die einfach nur froh ist, wenn sie das Problem einer ungewollten Schwangerschaft durch eine Abtreibung so schnell und bequem wie möglich gelöst hat. Ich will hier nicht generalisieren; Ausnahmen bestätigen die Regel auf beiden Seiten. Aber ich glaube schon, das ein wirklich gläubiger Mensch wesentlich sensibler an solchen schweren Themenfelder herangeht(ist meine eigene Erfahrung), weil er eben mit dem Beginn der Taufe sich wesentlich mehr mit den Positionen der Kirche auseinandersetzt(en sollte).
"Mir geht es um den Kern des Religiösen, wie man ihn von außen sieht: Der Gläubige glaubt und handelt entsprechend einer nicht infrage zu stellenden Offenbarung, er begründet sein Handeln also letztendlich auf etwas Irrationales Und dafür schämt er sich nicht mal, sondern ist sogar noch stolz darauf..."
Das liegt aber auch daran, dass man nicht alles rational erklären kann. Existentielle Fragen, wie "was ist der Sinn des Lebens, wie kann man das Leid auf dieser Welt bekämpfen, warum gibt es uns überhaupt in dieser Form und wie wird/soll es enden", sind Fragen, die uns in tiefe Unsicherheit bringen, weil sie rational (noch) nicht erklärbar sind, für die man aber zu gerne eine Antwort haben will. Der Glauben gibt mir aber eine metaphysiche Dimension, mit der ich mich (fast hundertprozentig) identifizieren kann und die mir plausibel ist. Er gibt mir somit Sicherheit und Zuversicht. Ohne ihn käme mir das Leben zu trostlos vor und mir würde der Glaube am Menschen und der Lebenswille immer mehr schwinden.
Im übrigen bin ich genau so stolz darauf Christ zu sein, wie du stolz darauf bist, Atheist zu sein- nicht mehr und nicht weniger.
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