Hanks Story, part 0

Chinasky

Dirty old man
Registriert
01.10.1999
Beiträge
10.809
Naja, eigentlich hatte ich ja meine Sünde in den Beichtthread bringen wollen, aber der ist nun geschlossen. Daher bringe ich hier die Geschichte meiner ersten Sünde, und hoffe, daß niemand sich dadurch in irgendeiner Weise in seinen Gefühlen oder sonstwas verletzt fühlen möge. Die Geschichte spielt in einer Zeit, lange bevor mich die beiden Mädels mit dem Brain-Interface in die Schwertküstenregionen beamten, weswegen ich sie also als Folge 0 betrachte...

Hanks Jugendsünde

Ich wollte das eigentlich gar nicht, aber sie hat mich dazu verführt...
Es war zu meiner Zeit als Hippie. Da ich chronisch blank war, hatte ich mir eine Art Bretterbude in einem Park zurechtgebastelt. Naja, eher eine Art windschiefen Verschlag, gerade mal ausreichend für meine Iso-Matte (selbstgeflochten), damit die bei Regen nicht naß wurde.
Es war eine schöne Zeit damals, mir kommt sie im nachherein ewig lang vor. Aber sie dürfte eigentlich nur einen Sommer gewährt haben, denn die ersten Frostbeulen an den Füßen habe ich mir erst viel später geholt, als ich schon lange nicht mehr in dem Park wohnte.

Der Aufseher dieses Parks war eigentlich voll in Ordnung. Er meckerte nicht rum, wenn wir mitten über den Rasen latschten, wenn wir uns abends ein kleines Feuerchen mit dem herumliegenden Reisig anzündeten und drückte auch ein Auge zu, wenn wir uns bei den vielen Obstbäumen des Parks bedienten. Ich saß so manchen Abend mit ihm gemeinsam auf der Parkmauer, wir ließen die Füße baumeln, guckten uns die Welt da draussen an, und nahmen den einen oder anderen Schluck aus seinem Flachmann.
„Hank“, sagte er dann so manches Mal, wenn die Sonne glühend rot die Berge am Horizont ankratzte, „mein Park ist auch dein Park. Ich freu mich, daß du hier wohnst, es wäre doch reichlich langweilig ohne dich und deine abgefahrenen Witze.“
Dann ließ ich meist einen meiner gewaltigen Fürze fahren, der klang wie ein Abfangjäger im Sturzflug, wir lachten laut, und die Oleanderbüsche des Parks verströmten ihren abendlich betörenden Duft.

Ich machte mir einen lauen Lenz und wenn mir langweilig wurde, dann ging ich rüber zu den Löwen und zog ihnen am Schwanz. Das gefiel ihnen dann vielleicht nicht so, sie brüllten, daß die Pusteblumen weiße Wolken steigen liessen – aber was sollten sie sonst schon großartig machen? Ich konnte hier im Park machen, was ich wollte, denn der Parkwächter stand auf meiner Seite. Er hatte es mir ganz klar gesagt: „Hank, fühl dich hier wie zuhause. Mich stört’s nicht, wenn Du abends mal besoffen nach hause kommst. Das einzige, worum ich dich bitten möchte, ist, daß du diesen Baum da hinten in Ruhe läßt. Das ist eine ganz besondere Züchtung, eine neue Obstsorte, so’ne Art genoptimierte Pflanze im Freilandversuch. Da läßt du bitte die Finger weg, ja?“
„Null problemo, Alter, mach dir da mal keine Sorgen!“
Und mein Freund, der Parkwächter, nickte freundlich und etwas altväterlich mit seinem graubebarteten Haupte. Das sah immer sehr komisch aus, weil sein Bart eben so furchtbar lang war, das Wippen seines Kopfes erzeugte eine Wellenbewegung in seinem Bart, der ihm fast bis zu den Füßen reichte. Wie eine dicke Schlange mit Fell, die so vor sich hinschlängelte...

Eines Tages merkte ich, daß noch jemand es sich in dem Park gemütlich gemacht hatte. Eine Frau! Mein Freund, der Parkwächter, meinte, das gehe in Ordnung. Solange sie sich genauso korrekt verhalte wie ich, habe er damit keine Probleme, daß sie bleibe.
„Korrekt?“, rief ich, „ICH soll mich korrekt verhalten? Da scheißt der Hund drauf!“ Und dann ließ ich einen fahren und wir mußten beide wieder lachen...

Die Sache war nur die: Diese Frau, die sich da jetzt im Windschatten der Parkmauer eine eigene Schlafstelle hergerichtet hatte, sie war eine von diesen ganz speziellen. Na, ihr wißt schon, was ich meine. Eine von denen, die mit ihrem Prädikatshintern an einem Mann vorbeiwackeln, als wäre das gar nix. Sie schlenderte und schlenkerte auf ihre unnachahmliche Weise durch den Park, und dabei waren weder ihre Beine noch ihr Arsch das Bemerkenswerteste. Im Gegenteil! Obwohl ich sonst einer bin, der zuerst auf die Beine und dann auf den Busen guckt, fielen mir an ihr zu allererst diese unglaublichen Haare auf. Haare, sage ich euch...! Blond. Und zwar echt blond. Und nicht so ein bißchen verlorenes Gemüse aus der Sparpackung, sondern eine Lockenpracht, aus der man Mäntel für ein ganzes Regiment hätte weben können! Darüber hinaus hatte sie Augen, deren Strahlkraft ausgereicht hätte, um beim Scheinwerfertest jeden Lkw übern TÜV zu bringen. Mit diesen Haaren und diesen Augen, die natürlich nicht mal einen halben Blick für mich übrig hatten, spazierte sie durch meinen Park und spielte Dekoration.
Ich textete sie an, aber das verfing nicht bei ihr. Ich lud sie zum Essen ein, schlug vor, ihr die nettesten Ecken das Parks zu zeigen. Sie guckte mich nur mit ihren Standleuchten so von oben herab an, und ich wußte: Um die zu beeindrucken hätte ich mindestens auf der Nase einen Baumstamm entlang balancieren müssen. Oh ja, die Art, wie sie sich ihre Haare nach hinten strich, wenn ich in der Nähe war, zeigte schon an, daß sie wußte, daß ich was von ihr wollte. Aber ihre Art, die Haare zurückzustreichen signalisierte eindeutig: Kerl, bevor ich einen Penner wie dich ranlasse, mußt du hier erstmal ausgiebigst den Pausenclown spielen!

Das nervte mich gewaltig und ich ging ihr bald lieber aus dem Weg, statt ihr die Genugtuung zu geben, mich gaffen zu sehen. Eines Abends, als ich mal wieder mit meinem Freund, dem Parkwächter, auf der Mauer saß und wir uns das Zeug aus seinem scheinbar nie versiegenden Flachmann die Kehle runterinnen ließen, sprach ich ihn auf dieses blonde Miststück an.
„Sag mal, muß diese Tusse hier immer noch rumschwirren und ihre Locken spazieren führen? Kannst du die nicht rausschmeissen? Die macht doch nur Ärger!“
„Warum?“, fragte er und guckte mich forschend an, „Was für Ärger macht sie denn?“
„Naja, sie läuft immer so herum und guckt dann so von oben herab und verzieht die Mundwinkel...“
„Hank, kann es sein, daß du dein männliches Ego durch diese Frau bedroht fühlst? Sie läuft herum und guckt und verzieht Mundwinkel... Euieuieuieuieui! Sonst noch irgendwelche Verbrechen, deren man sie bezichtigen müßte?“
„Sie macht sich hier nur einen faulen Lenz! Sie nützt keinem. Glotzt immer nur ihrem Spiegelbild im Karpfenteich hinterher.“
„Soso... Und Du bist ja hier der große Malocher, oder?“
„Nein, so meine ich das nicht. Ich meine...“
„Das ist eine Sache zwischen euch beiden, da mische ich mich nicht ein. Wenn der grosse Hank nicht mal mit ner kleinen Blondine fertig wird, dann weiß ich auch nicht...“

Mein Freund, der Parkwächter erwies sich als nicht sehr hilfreich. Ich meinte, sogar ein ironisches Grinsen unter den Zotteln seines Bartes zu erkennten.
„Schau mal, die Sonne!“, sagte er, und begann, ein Liedchen vor sich hinzupfeifen. Mir war nicht nach Sonne oder Pfeifen zumute, und als er mir seinen Flachmann hinhielt, lehnte ich dankend ab.
„Na, dann nicht!“, sagte er und lachte ein bißchen und ich wurde wütend, sprang von der Mauer runter und ging ausnahmsweise mal früh schlafen.

Der Park war groß. Ach was sage ich groß – riesig war er. Man sollte also meinen, es wäre leicht gewesen, den blonden Scheinwerferaugen aus dem Weg zu gehen. Dem war aber nicht so. Egal, ob ich mich bei den Löwen rumtrieb, oder ob ich mit den Känguruhs Murmeln spielte, egal, ob ich den Papageien meine neuesten Schimpfwort-Kreationen beibrachte oder den Goldkarpfen im Teich beim Dösen zuguckte – immer wieder kam sie wie zufällig dabei, ließ ihre Haare raushängen und ignorierte mich demonstrativ. Als ich so tat, als würde ich sie ebenfalls nicht bemerken, fing sie an, genauso wie der Parkwächter zu pfeifen. Tirili, tirili! Sie legte es augenscheinlich darauf an, micht um den Verstand zu bringen. Sie wollte mich fertig machen, wollte mir das Mark, meine Selbstachtung, meine guten Manieren rauspressen. Irgendwann, als ich gerade oben an einer Palme dabei war, mir ein paar Kokosnüsse zu pflücken, schlenderte sie mal wieder so ganz zufällig unter genau dieser Palme durch. Ich war gerade keuchend dabei, mir den Arm halb auszurenken, um an die Nüsse zu gelangen, denn es war schwer, sich hier oben festzuhalten und gleichzeitig die fest sitzenden Früchte abzureissen.
Sie stellte sich unten hin und machte mein Keuchen nach: „Hhmpf! Krzzzzch! Hhhmmmääähmm!“ Das war zuviel! Sie machte sich lustig über mich! Sie hatte keinen Respekt! Sollte ich ihr mal zeigen, wer hier die Hosen anhatte? Ich wog die eine Kokosnuss, die ich ergattert hatte. Sollte ich...?!
„Wirf sie mir runter!“, rief sie.
„Wie komme ich dazu?“, wollte ich wissen.
„Ach komm, sei nicht so ein Muffel! Warum mußt Du immer so ein Gesicht ziehen, als hättest Du gerade einen Regenwurm verschluckt?“
„Mein Gesicht ziehe ich, wie es mir gefällt. Wenn Du eine Kokosnuß willst, dann kletter doch selbst hoch!“
„Ach was, von so einem Muffel lasse ich mich nicht auf die Palme bringen.“
Sie lachte leise, als sei ihr gerade ein ganz besonderes Bonmot gelungen.
„Aber wenn Du mir von da oben nix mitbringst, dann hole ich mir jetzt einen Apfel, ich hab nämlich Hunger.“
„Einen Apfel? Hier gibt’s keine Apfelbäume!“
„Doch, den da hinten!“
„Waaas?“
Vor Schreck ließ ich die Kokosnuss fallen, vergaß auch, mich mit der anderen Hand festzuhalten und ratterte den Palmenstamm hinunter, wobei ich mir mehrere heftig brennende Splitter in die Beininnenseiten rammte.
„Das darfst du nicht, von dem Baum sollen wir uns fernhalten!“, fuhr ich sie an.
„Wieso denn das? Willst du dich wichtig tun?“
„Nein, an den Baum dürfen wir nicht. Hat mein Kumpel, der Parkwächter, gesagt. Ich dachte, er hätte dir das auch schon verklickert.“
„Ach, das ist doch Quatsch, warum sollen wir da nicht rangehen? So ein blödsinniges Verbot! Da könnte doch gleich jemand ein Schild aufstellen: Rasen betreten verboten!“
„Verbot ist Verbot!“, entschied ich, „Der Baum da wird nicht angerührt, und die Äpfel bleiben hängen, kapiert?! Sonst setzt’s was!“
Sie verengte ihre Scheinwerfer zu Schlitzen.
„Pffft – brutaler Pascha!“, sagte sie. Dann schritt sie von hinnen wie eine Königin und ich stand da mit Splittern im Hintern und die Kokosnuß lag zerbrochen auf der Erde.
„Hör mal!“, rief ich ihr hinterher, „Das war nicht so gemeint! Ich bin doch kein Schläger! Hey, tut mir leid! Wirklich!“
Ich erniedrigte mich, ich stopfte all meinen Schneid in den nächstbesten Müllkorb, ich winselte wie ein kleines Hündchen. Doch sei schritt, wie gesagt, von hinnen und ließ mich stehen. Den brutalen Pascha.

Als sie mir am nächsten Tag wieder über den Weg lief, konsequent zur anderen Seite schauend, wollte ich die Dinge zwischen uns wieder ins Reine bringen.
„Hey, hör mal, können wir nicht nochmal drüber reden?“
Sie bleib stehen, drehte sich zu mir um, hob die rechte Augenbraue.
„Wie? Drüber reden? Worüber denn bitte schön?“
„Naja, ich meine – das gestern, das war nicht so gemeint. Ich würde doch niemals eine Frau schlagen! Das ist mir nur so rausgerutscht, verstehst du?“
„Soso, nur so rausgerutscht. Sag mal, willst du mich veralbern? So seid ihr Typen doch alle: brutals Schläger, Neandertaler, die sich zurückentwickelt haben. Es gibt Meinungsverschiedenheiten? Immer mit der Keule druff, das wird das Problem schon bereinigen!“
„Nein, nein, du siehst das falsch. Ich hab mich doch schon entschuldigt, was soll ich denn noch tun, um meine Reue zu beweisen?“
„Du kannst beweisen, daß du guten Argumenten zugängig bist. Dass man vernünftig mit dir diskutieren kann.“
„Hey, klar, kein Problem. Ich bin die Aufgeschlossenheit in Person...“
„Ach ja? Dann wollen wir doch mal sehen... Komm mit!“
Sie deutete mir mit einem Fingerwink an, ihr nachzulaufen. Kein Problem, es gab für mich nichts Angenehmeres, als so hinter ihr dreinzustapfen und dabei den Ausblick auf ihre wallenden Haare zu genießen...
Sie führte mich zu genau dem Apfelbaum, dessentwegen wir uns am Vortag gestritten hatten. Ich merkte dies nicht gleich, denn meine Aufmerksamkeit wurde von eine unangenehmen Typen gefesselt, der an den Baum gelehnt stand. Er hatte einen kahlen Schädel, winzig kleine Ohren, und seine Augen waren irgendwie schräg geschnitten. Außerdem litt er anscheinend an Neurodermitis, denn seine Haut wirkte schuppig.
Die Blondine übernahm es, uns vorzustellen: „Serpi – das hier ist Hank Chinasky. Hank, darf ich dir meinen Freund Luzius Serpentus vostellen?“
„Meine Freunde nennen micht Sserpi“, zischelte er und reichte mir seine schuppige Hand. „Tach, Herr Serpentus.“ Seine Hand ignorierte ich. Aber so leicht war dieser Serpi nicht abzuwimmeln.
„Unssere liebe Eve hat mir erzählt, ssie hätte gesstern eine Aussseinanderssetzung mit dir gehabt?“
„Ich weiß nicht, was unsere liebe Eve Ihnen erzählt hat, aber ein weiß ich, nämlich daß wir nicht per du sind!“ Ich bemühte mich, ein bißchen Polarluft in meinen Tonfall zu kriegen.
Aber jetzt mischte sich Eve ein: „Hank, spiel nicht schon wieder den Kotzbrocken, ja? Ich dachte, du wolltest beweisen, daß man auch vernünftig mit dir reden kann?“
Darauf fiel mir nichts Geistreiches ein. Ich hatte genug damit zu tun, mich in der Gewalt zu behalten, denn dieser schuppige Schleimbolzen tätschelte Eve am Arm...
„Ich bin mir sssssicher, unssser Freund Hank meint essss gar nicht sssso!“
„Doch, ich glaube, Hank meint es so, Serpi, er ist nämlich genau so strukturiert: auf der einen Seite der obrigkeitshörige Untertan, auf der anderen Seite der tumbe Schläger...“
„Hey!“, fiel ich ihr ins Wort, „Das ist nun wirklich nicht fair! Was soll denn das heißen: tumber Schläger? Wen habe ich denn geschlagen? Und warum wird hier behauptet, ich sei obrigkeitshörig?“
„Dasssss issst eine gute Frage!“, schaltete sich Serpentus wie auf’s Stichwort ein, „Wie kommsst du zzzu sssolche einer Einschätzzzzung, Eve, mein Schatzzzz?“
„Ach, der hat ja nicht mal den Mumm, einen Apfel hier vom Baum zu pflücken!“, sagte Eve.
Aha, daher wehte also der Wind!
„Das hat nichts mit Mumm zu tun!“, erwiderte ich, „Es hat etwas mit Vertrauen zu tun. Mein Kumpel, der Parkwächter, hat mich gebeten, diesen Baum nicht anzurühren. Und wenn mich ein Freund um einen Gefallen bittet, dann tue ich ihm den.“
„Ssssso, einen Gefallen willsssst du deinem Ssssspezi also tun?“, fragte Serpentus, „Hassst du aber viellicht schon mal darüber nachgedacht, warum dein ach sssssso guter Freund dir dassss Esssssen von diessem Baume verboten hat?“
„Er hat es nicht direkt verboten, er hat mich gebeten, es zu lassen, okay? Und es ist mir egal, warum, mir reichte seine Bitte!“
Warum nur hatte ich das Gefühl, in die Ecke gedrängt zu werden?
„Dir reicht seine Bitte, ha!“, klinkte sich Eve wieder ein. „Wenn dein Bartflausen-Kumpel dich um etwas bittet, dann ist dir diese Bitte gleich ein heiliger Befehl, aber wenn ich dich bitte, dann drohst du mir Prügel an!“
„Aber das ist doch gar nicht wahr!“
„Nunnun, schon gut!“, sagte Serpentus und legte mir begütigend seine schuppige Hand auf den Arm, „Ich kann deine Motive verssstehen, glaube mir! Aber wenn ich dir nun ssssage, dasss dein angeblicher Freund dir die wahren Gründe für sssseine Bitte verschwiegen hat?“
Ärgerlich entzog ich ihm meinen Arm.
„Was denn für wahre Gründe, hä? Dieser Baum ist ein gentechnisches Freilandprojekt, er dient Forschungszwecken. Deswegen sollen seine Äpfel nicht geflückt werden, sie haben der Wissenschaft zu dienen!“
„Wissssssenschaft, ssssehr interesssssant!“, sagte Serpentus, „Ja, Wissssenschaft! Ssssehr wichtig issst sssie, dasss Wissssen issst esss, wasss unsss von den blödssssinnigen Karauschen im Teich unterscheidet. Jaha! Aber mein lieber Hank, glaubsssst du denn tatssssächlich, dasss esss der Wisssenschaft schaden würde, wenn du einen von diesssen ssssaftigen, sssssüßsssauren, zzzarten Äpfeln esssssen würdessst? Esss liegen schon einige von ihnen auf dem Boden, so nötig werden sssssie alssso scheinbar von der Wisssssenschaft gar nicht gebraucht!“
Damit hatte er recht, das mußte ich zugeben. Mehrere Äpfel waren schon vom Baum gefallen, nicht sehr weit vom Stamm. Sie lagen matschig am Boden und ein paar Wespen summten drum herum. Komisch...
„Aussssserdem, mein lieber Freund“, fuhr Serpentus fort, „Mit diesssen Äpfeln hat esss eine ganzzz bessssondere Bewandtnisssss. Wissssse: diessse Äpfel machen klug!“
„Damit kannst Du Hank nicht locken, Intelligenz ist nichts, was ihm erstrebenswert vorkommt!“, warf Eve ein.
„Was soll das denn schon wieder heißen? Wieso wird mir immer unterstellt, der blödsinnige Grobian zu sein? Natürlich halte ich Intelligenz für erstrebenswert!“, empörte ich mich.
„Nunnun, mein Freund!“, sagte Serpentus, „Ich will dir dasssss gerne glauben! Und inssssgeheim glaubt unssssere liebe Eve dassss ja auch. Desssswegen möchte ssssie dich ja ermuntern, hier etwassss von den Äpfeln zzzzu kossssten.“
Ich war nicht überzeugt: „Seit wann machen Äpfel intelligent? Sind da irgendwelche besonderen Vitamine drin? Ich dachte bislang immer, man muß Lebertran schlucken, um die Gehirnwindungen zu ölen.“
Eve verdrehte die Augen.
Serpentus drang weiter auf mich ein: „Neinnein, kein Lebertran! Diesssse Äpfel ssssind esss, die die Wissssenschaft voranbringen. Und zzzzwar, wenn man sssssie issst. Ssssie verleihen eine besssssondere Gabe!“
„Und welche besssssssondere Gabe ssssol dasssssss ssssssein?“, äffte ich ihn nach.
Er ließ sich nicht aus der Reserve locken.
„Wer von diesssen Äpfeln issst, vermag zwischen Gut und Bössssse, richtig und falsch zzzzu unterscheiden!“
„So ein Blödsinn!“, entgegnete ich. „Gut und Böse! Was soll das denn jetzt? Was ist denn das, bitteschön: Gut und Böse?“
„Sssssiehssst du? Du weisssste ess nicht. Diessssessss zu erkennen, dazzzzu verleiht dir nur diesssser Baum dassss Vermögen!“
Serpentus grinste mich mit seinen schiefen Augen an und fast wollte es mir scheinen, als würden seine winzigen Ohren lustig wackeln. Ich schaute Eve an.
„Siehste?“, meinte sie, „Das ist Logik! Das sind echte Argumente.“
Ich hätte auf meine innere Stimme hören sollen, die mich davor warnte, mich reinlegen zu lassen. Dieser Serpentus schien mir ein echter Trickser, Bauernfänger und Gebrauchtwagenhändler zu sein. Ich hätte ihm einfach eine reinhauen sollen und dann weggehen. Aber irgendwie befürchtete ich, Eve könne dies als einen letzten Beweis für meine Unkultiviertheit betrachten. Und das wollte ich nicht, ich wollte nicht schon wieder dumm da stehen.
„Na toll, ihr habt mich überzeugt, diese Äpfel sind ganz grandios, wer sie isst, wird hyperintelligent und kann demnächst beim Millionenquiz den Jackpot knacken! Von mir aus! Ihr habt recht, eure Argumente sind die besseren!“, sagte ich schließlich. „Und nun, da ihr so ungemein clever ward, entschuldigt mich bitte, ich geh noch ein bißchen Murmeln spielen mit den Zebras...“ Damit wollte ich mich verdrücken, aber so leicht ließ mich Eve nicht entkommen.
„Hank?“
Ich blieb stehen.
„Hank, du meinst es nicht ernst! Du willst dich rauswinden. Wenn du sagst, daß wir recht haben, dann ist es doch wohl logisch, wenn du auch mal von diesem Apfel probierst, oder?“ Ich drehte mich um. Da stand sie vor mir, blond und blauäugig und mit diesem gewissen Schmelz in der Stimme, der jeden Elefanten schwach in den Knien gemacht hätte. Sie hielt mir einen Apfel hin, den sie gerade gepflückt hatte: „Hier, koste mal!“
Ich zögerte.
„Hör mal, Eve, bist du dir klar darüber, daß wir ziemlichen Ärger mit dem Parkwächter bekommen werden?“
„Du bist doch sein bester Freund und Zechkumpan, warum sollte er dir wegen solch einer Lappalie Ärger machen wollen?“, fragte sie mit unbarmherziger Logik. Hinter ihr stand dieser Serpentus grinsend, die Arme über der Brust verschränkt und an den Apfelbaumstamm gelehnt. Ich wollte es hinter mich bringen.
„Okay, ich nehm einen kleinen Happen.“
„Gut, hier, bitteschön!“, sagte Eve und reichte mir den Apfel.
„Du zuerst!“, meinte ich.
„Feigling!“, sagte sie.
„Wenn es doch so eine Lappalie ist, dann kannst du ja zuerst reinbeissen!“, sagte ich und war stolz darauf, den Spieß umgedreht zu haben.
Aber da mußte sich Serpentus wieder einmischen.
„Hier!“, rief er, und warf mir etwas zu, das ich rein reflexmäßig auffing: einen Apfel. „Ihr könnt beide gleichzzzzeitig reinbeisssssen!“
Ich ließ seinen Apfel fallen. Aus so einer schuppigen Hand nahm ich kein Essen, wer weiß, womit man sich da ansteckte! Statt dessen zog ich mein Opinell-Messer, das ich immer bei mir trug, und teilte den Apfel aus Eves Hand in zwei Hälften.
„So!“, sagte ich. „Und jetzt: guten Appetit!“
Dann biß ich in meine Hälfte.

Naja, was soll ich sagen? Natürlich hatte dieser Apfel überhaupt keine Auswirkungen auf den Intellekt. Er war süßsauer, etwas holzig, und als ich auf die Bißstelle guckte, fiel mir auf, daß ich mal was gegen mein Zahnfleischbluten unternehmen sollte.
Ich guckte zu Eve rüber. Sie kaute und guckte zu mir rüber. Mein Gott, hatte diese Frau vielleicht Scheinwerferaugen! Umwerfend! Und dann diese... Naja gut, nich nur Haare, ihr wißt schon, ich meine... Kurven! Was für ein Prachtweib! Alles saß genau an der richtigen Stelle. Mir lief das Wasser im Munde zusammen, und das nicht nur, weil der Apfel so sauer schmeckte.
„Du, Hank?“
„Ja...?“
„Eigentlich hab ich gar keinen Hunger!“
„Hhm...“
„Oder möchtest du vielleicht etwas vernaschen?“
„Ich hab mir da hinten eine nette Bretterbude gezimmert, soll ich sie dir mal zeigen?“
„Au ja!“

Mein Freund, der Parkwächter, stellte sich später als ein ziemlicher Kleingeist heraus. Wie er auf den Trichter kam, weiß ich bis heute nicht, jedenfalls stellte er mich schon am nächsten Tag zur Rede:
„Hank, du hast mich ziemlich enttäuscht! Ich hatte dich gebeten, diesen einen Baum in Ruhe zu lassen. Nur diesen einen, einzelnen Baum! Warum mußtetst du mich so enttäuschen?“
„Ach komm, Mann, nimm’s locker!“, sagte ich und ließ einen fahren. Aber das schien ihn diesmal nicht aufzuheitern.
„Du scheinst dir der Schwere deines Vergehens nicht bewußt zu sein! Du hast mein Vertrauen mißbraucht! Darüber kann ich überhaupt nicht lachen! Ich kann solche Leute wie dich hier nicht länger im Park dulden! Du hast gesündigt, jawohl! Wo ist übrigens dein Feigenblatt?“
„Welches Feigenblatt?“
„Mit dem du deine Blöße da bedecken sollst!“ Er starrte erbost auf meinen Truthahnhals. „Och komm, jetzt sei mal ein bißchen locker, ja?“, sagte ich, „Seit wann stört dich mein Schniedel?“
„Seit du dir seiner bewußt bist! Seit du vom Baum der Erkenntnis gegessen hast! Seit du gesündigt und gefehlt hast!“, rief meine ehemaliger Freund, der Parkwächter. Seine Stimme überschlug sich fast.
„Du hast gesündigt, gemeinsam mit deinem Weibe, der Eva. Und dafür wirst du büßen müssen, jawohl, dafür sollst Du büßen! Ihr fliegt raus hier aus dem Park, definitiv, sofort, gleich! Von nun an wirst du arbeiten müssen, im Schweisse deines Angesichts wirst du malochen, daß die Schwarte kracht. Und dein Liebchen, die Eva, die wird sich noch wundern, mit was für Kurven sie demnächst gesegnet sein wird und wird in Schmerzen...“
„Jetzt langt’s aber!“ Ich baute mich vor ihm auf. „Wenn du so ein knickeliger Geizkragen bist, daß du hier wegen ein paar holzigen Äpfel einen Riesenaufstand veranstaltetst – okay, ich bin schon weg. Kein Problem. Aber laß dich bitte nich negativ über meine Freundin aus, klar? Sonst setzt es was!“
Ich hätte mich vielleicht etwas zurücknehmen sollen. Mein ehemaliger Freund, der Parkwächter, schnippte mit dem Finger. Aus dem Hintergrund trat ein Kerl, den ich bisher noch nie hier gesehen hatte. Typ Hanteltraining. Etwas über zwei Meter. In der Hand etwas, das wie ein recht harter Gummiknüppel aussah. Ich wollte es lieber nicht näher untersuchen. „Gabriel wird dich und dein Weib ans Tor geleiten!“, unterrichtete mich mein zotteliger Exfreund mit einer Stimme, klirrend kalt wie eine Nacht in den Bergen. Der Bodyguard nahm mich am Schlafittchen uns trug mich mehr oder weniger Richtung Ausgang. Es war so entwürdigend!
„Verdammt nochmal!“, rief ich, „Verdammt, verdammt, verdammt!“
„Wie recht du hast!“, waren die letzten Worte, die ich vom Parkwächter vernahm.

Bis heute hab ich allerdings keine Ahnung, warum dieses Apfelbäumchen sich nun eigentlich „Baum der Erkenntnis“ schimpfte. Bei mir scheint er nicht gewirkt zu haben.
 

Schuck

Fürst des Chaos
Registriert
31.05.2002
Beiträge
3.405
Originelle Neufassung des Sündenfalls. :):up:
Allerdings möchte ich mal wissen wo der (nackte) Herr Chinasky beim Klettern sein Opinelli-Messer hinsteckt. :D

Edit:
Erster!!! :D
 

Paladin

Your average writer
Registriert
06.10.2000
Beiträge
4.641
Hank, wenn du das mit der ganzen Bibel so machst, werd ich Christ.
 

Eowil

Skeptiker
Registriert
11.03.2001
Beiträge
2.109
Beeindruckend :)
 

Omega

Drachenbabysitter
Registriert
06.08.2001
Beiträge
1.270
wow, echt gut geschrieben....


In BG gibts ja auch überzeigte Bibelleser...
Und die Flüsse färbten sich rot ;)


Ich kann mich palis Meinung echt nur anschließen :D
 

Cassandra

Rose of Taliesin
Registriert
06.01.2002
Beiträge
1.133
Hallo Hank :)
wie immer ein Geniestreich ! :D

aber wenn man ernsthaft :eek: darüber nachdenkt ist ja wohl schon so, das man durch diesen "Fall" lernen könnte gut von böse zu unterscheiden, denn um zu lernen das Gute vom Bösen unterscheiden zu können.........und dafür haben wir ja hier wirklich laaange laaange Zeit die Gelegenheit, muss man ja das Böse erst mal kennenlernen und das können wir nur hier draussen ausserhalb des Parkes - so sind wir ( naja nicht wirklich alle) doch auf dem Besten Wege zur Erkenntniss *grmpf* hätte wahrlich darauf verzichten können ich mag Äpfel nicht besonders *grummel*

liebe Grüssli Myrrhall
 
Zuletzt bearbeitet:

Timestop

Running out of Time
Registriert
17.04.2002
Beiträge
4.875
Hank, alter Freund, ich bin jetzt seit Jahren dein Verleger und was machst du? Wir warten jetzt schon seit Wochen, was sag ich, Monaten auf dein neustes Schwertküstenkapitel und was passiert? Stellst einen neuen Zyklus auf die Beine? Was kommt als nächstes? Die Kinder von Hank und Eve erschlagen sich gegenseitig? Überhaupt habe ich das Gefühl das du geklaut hast. Das gab´s schon mal als Einführungskapitel in einem auflagenstarken Band, weiß jetzt nicht mehr wers verlegt hat, aber wenn ich wegen dir ne Unterlassungsklage an den Hals kriege.....

Ok, tut mir leid, es ist ja spitze geschrieben, Hankstyle eben, die Fans stehen auf den Scheiß, identifizieren sich auch mit diesem Hank, ist ne echte Kultfigur geworden, ja ich hab auch gut verdient.
Aber was hast du dir bei diesem Serpentus gedacht? Wenn das diese Link... Leute lesen kommen sie wieder mit Antisemitismus. Warum hast du ihm nicht gleich noch ne Hakennase und Backenbart verpasst? Da rennen uns die Medien gleich wieder die Bude ein. Und dann dieser Akzent, als ob du was gegen Leute mit Sprachschwiergkeiten hast. Versteh mich nicht falsch, ich weiß du meinst das nicht so, aber man muß heutzutage schon auf Political Correctness achten, ich kann mir keinen Skandal leisten.
Nicht zu vergessen die Sache mit den Tieren. Löwen am Schwanz ziehen. Bist du verrückt? Wenn die Kinder das nachmachen, wie soll ich das auf dem Familienmarkt unterbringen?
Nachher bekomme ich noch ne Millionenklage in den USA aufgedrückt, mein Anwalt ist eh überlastet weil ich dauernd mein Baby überdrehe - nein nicht Saskia, den Ferrari - apropos, willst du nicht mal direkt was auf Englisch schreiben, das spart Übersetzungskosten und der Markt dort ist eh unter.... ja, klar, dann eben nicht.
Zigarre auspackt, ein Stück abbeißt und auf den Boden spuckt bevor er sie sich anzündet.

Und dann deine Logikfehler. Eve weiß auf einmal deinen Namen, und die Sache mit dem Opinell-Messer. Willst du wirklich keinen Lektor, ich zieh dir auch nur 10% ab.
Schau nicht so, ich weiß du bist mein bestes Pferd .. äh mein bester Mann, ok, mein einziger, ich halte viel von dir aber wenn du dich nicht bald anstrengst mußt du dir nen anderen Verleger suchen.
Und wehe du stellst das Zeug jetzt wieder ins Netz, ein paar Euro lassen sich damit schon noch... Warum bist du eigentlich so still heut abend... was willst du mit dem Baseballschläger, spielst du etwa....äh.... Hank...Hank..... Hank.:eek:




P.S.
Sehr schön.:D:)
 

Chinasky

Dirty old man
Registriert
01.10.1999
Beiträge
10.809
@Pali: Ist das ein rechtsgültiger Vertrag? ;)

@Khâlim: Wo er sich sein Messer hinsteckt? Soll ich Dir's zeigen? :fies:

@Eowil & Omega: Danke! :)

@Myrhall: Du hast es also schon gelernt? Na, dann erklär mir das mal bei Gelegenheit... :p

@Timestop: Wir wollten uns doch noch über die ausstehenden Tantiemen für's letzte Jahr unterhalten, gelle? *Baseballschlägertätschel*
Und was die Logikfehler angeht:der wahre Glaube erweist sich erst am Absurden....
Natürlich kennt Eve meinen Namen. Frauen wissen all die Sachen, die ihnen niemand gesagt hat, die sie eigentlich niemals rausfinden sollten, die zu wissen eigentlich gar nicht gut für sie ist. Oder meinst Du etwa, deine Frau wüßte nicht, unter welchem losen Brett Du deine Schmuddlheftchen versteckt hast? :D
Und im übrigen kann Dir Khâlim zeigen, wo man sich das Opinell hinsteckt. :rolleyes:
 
Zuletzt bearbeitet:

Cassandra

Rose of Taliesin
Registriert
06.01.2002
Beiträge
1.133
@olle Hank
ich sagte "auf dem Wege zur Erkenntnis" und nicht das ich schon ALLES weiss :rolleyes: ;) im übrigen sieht ja jeder alles auf seine eigene Art und weise gell :)

so nu geh ich ma Hanks Story part IX lesen :D

Grüssli Myrrhall
 

Paladin

Your average writer
Registriert
06.10.2000
Beiträge
4.641
@Hank

Wenn du noch 'n paar von deinen abgefahrenen Vergleichen drauflegst, isses 'n Deal.
 

Beego

Tochter der Bastet
Registriert
28.10.2001
Beiträge
2.518
Ach Hank, deine Schmuddelphantasie ist einfach herrlich zu lesen...:)
 

Timestop

Running out of Time
Registriert
17.04.2002
Beiträge
4.875
@Pali
So leicht kann man dich kaufen? ;)
 

Night Shadow

Papaschlumpf
Registriert
01.10.1999
Beiträge
15.639
Hank : Herrgott nochmal ! Wenn Du's wenigstens für ein gutes Schnitzel oder ein saftiges Steak gemacht hättest, aber für nen halben Apfel ?! :eek:
Kann ja wohl nicht wahr sein ... :rolleyes: :D

Timestop : Hey, wenn Pali so leicht zu überreden ist ... wäre noch ein gutes Zugpferd für Deinen Stall. Hat letztens immer mal wieder mit interessanten Geschichten brilliert. :)
 

Dragan IIV.

Verhüllter Magier
Registriert
03.06.2002
Beiträge
789
*rofl*
:D:D:D
lol, Hank!
Das ist echt gut!
Respekt!
 

Fabian

Hefti
Registriert
17.10.2001
Beiträge
4.398
Genial wie he und je!
Echt super geschrieben.
Und das man das Messer beim klettern in den Mund nimmt versteht sich doch von selbst, oder Khâlim? .D
 
Oben