Da ich während der Arbeit immer Sound brauche, aber Musik mich langweilt, höre ich fast den ganzen Tag Radio, und die Hörspieltermine sind für mich so heilig, wie für andere Leute ihre Samstags-Sportschau oder die Lindenstraße...
Das HdR-Hörspiel (10 CDs) hab ich mir inzwischen sicherlich 20 bis 30 Male angehört, das läuft inzwischen so durch wie bei anderen Leuten ihre Lieblingscassette, und trotzdem entdecke ich immer mal wieder ein Detail, über das ich mir beim letzten Hören noch keine Gedanken gemacht hatte (vor allem finden sich haufenweise "Fehler", Kürzungen, Unverständlichkeiten, die nur darum niemandem auffallen, weil alle die Story schon aus den Büchern oder Filmen kennen). Wenn Du also diese CD-Collection bei Ebay günstig ersteigern kannst, ist das kein rausgeworfenes Geld (vor allem, da der Gollum-Sprecher herausragende Arbeit gemacht hat und die haarscharf am Atonalen lavierende Musik eine ganz eigene, magische Athmopshäre erschafft).
Ansonsten gibt's pro Woche im Radio mindestens 3 Hörspiele, meist einige mehr, dazu kommend noch die festen Radio-Hör-Krimis. Auf WDR5 läuft immer Freitags um 20.00 Uhr (Wiederholung am nächsten Morgen um 10.00 Uhr) ein Krimi, der Deutschlandfunk sendet seinen "Mitternachtskrimi" immer in der Nacht von Freitag auf Samstag um 0.05 Uhr. Weitere Hörspieltermine sind der Dienstag, 20.00 Uhr (entweder WDR5 oder DLF) und der Sonntag (WDR5, Ohrenweide, das Hörspiel beginnt zumeist um 17.00 Uhr).
Zwischendurch gibt es im Radio oft tolle Mehrteiler, da muß man sich einfach mal bei den bevorzugten Sendern informieren. Ich habe z.B. mal an drei aufeinanderfolgenden Tagen "Das Foucaultsche Pendel" gehört, oder eine sehr gute und anspruchsvolle Hörspielversion vom "Parcival" (nicht die Wagner-Oper, sondern die Eschenbach-Version), oder vom "Ring der Nibelungen". Dazu hatte ich sogar mal einen Extra-Thread hier aufgemacht, ich finde dieses Hörspiel genial, allerdings hab ich inzwischen schon von Bekannten, denen ich meinen Casettenmitschnitt auslieh, gehört, daß sie's total doof fanden - ist eben alles Geschmackssache.
Gelesene Thriller finde ich übrigens nur mäßig spannden, habe von einem Freund mir mal "Die Säulen der Erde" (Ken Follett) oder "Sacrileg" und "Illuminati" (Autor schon wieder vergessen) ausgeliehen gehabt. Thriller sind meist schon im Buch eher litararisch schwach geschrieben, häufig merkt man, daß da jemand lieber Actionfilme drehen würde... Wenn die dann noch vorgelesen werden, dann isses schon fast peinlich, wenn auch noch solche tollen Stimmen wie "der Synchronsprecher von Harrison Ford" in dem Werbetext ins Zentrum gerückt werden.
Wenn Du Geld hast, gäbe es eine garantiert und absolut lohnenswerte Anlageform: Marcel Prousts Romanzyklus "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" wurde in Köln über mehrer Jahre hinweg von Peter Lieg und noch einem anderen (Name entfallen) Sprecher gelesen. Eine Weile lang kamen davon täglich 30 Minuten im Radio, dummerweise immer irgendwann am frühen Nachmittag, wo der Normalo was andere vorhat als Radiohören. Wie auch immer: Ich habe noch keine bessere Lesung gehört! Unglaublich, was die beiden da aus dem wirklich nicht ganz einfach zu lesenden Text machten! Bis dahin hatte ich immer Christian Brückner (Synchronstimme von Robert de Niro, Harvey Keitel usw.) für das Nonplusultra der Lesekultur gehalten (er arbeitet sehr viel für das Radio und wo er mitmacht, da ist regelmäßig Klasse drin). Aber diese Proust-Lesungen waren noch einen Tick besser. Leider weiß ich nicht, ob schon der gesamte Zyklus im Handel ist (dürften mehr als 30 CDs sein), aber falls ja, wird er sicherlich ein kleines Vermögen kosten. Wenn mal ein reicher Erbonkel von mir in Amerika auftaucht und kurz hernach verstirbt, dann werde ich mir als erstes diese Proust-Lesung besorgen.
Ach ja:
Diese Version ist übrigens nicht diejenige, die ich meine... Wenn allein "Swans Welt" schon 18 CDs umfasst, dann möchte ich nicht wissen, wieviel da bei allen Bänden zusammenkommt.