Ciramon
Drachenkrieger
- Registriert
- 07.09.2001
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Inhalt
Warschau 1939: der Berufspianist Wladyslaw Szpilman ist beim polnischen Rundfunk mit einem Klavierkonzert auf Sendung. Plötzlich wird das Gebäude erschüttert, ein ohrenbetäubender Knall stört die Harmonie des Stücks – der Sender wird bombardiert. Szpilman weigert sich zunächst, das Spiel zu unterbrechen, als die Studioleitung die Übertragung abbricht, begibt er sich mit ihnen nach unten.
Kurz darauf wird umgeblendet; die Wehrmacht hat die Stadt inzwischen erobert. Nun beginnt der Leidensweg des Pianisten. Als jüdischer Pole wird er zunächst vom öffentlichen Leben ausgeschlossen und seiner Würde beraubt. Die Familie wird mit den anderen Warschauer Juden in neu errichtete Ghettos gesperrt, die Situation der Eingeschlossenen sollte geschichtlich bekannt sein. Nach einiger Zeit des Überlebenskampfes werden die meisten von ihnen zusammengetrieben und mit der Eisenbahn fortgebracht, auch Szpilmans Familie. Er selbst wird durch das Eingreifen eines polnischen Kapos gerettet. Eine Zeitlang arbeitet er mit einer Gruppe unter Aufsicht der Deutschen, mit Hilfe einer Bekannten kann er aus dem Ghetto fliehen. Er kommt in ständig wechselnden Verstecken unter; nach dem Aufstand der Warschauer muß er auch aus der letzten Zuflucht fliehen und irrt in der zerstörten Stadt umher. In einer Ruine schließlich wird er zufällig von einem deutschen Offizier gefunden, der ihn bis zum Abzug der Wehrmacht versteckt.
Anmerkungen
Der Film ist biographisch. Wladyslaw Szpilman lebte bis zu seinem Tod 2000 in Warschau. Man fand heraus, daß der Offizier, der ihn rettete, Wilm Hosenfeld, 1952 (!) in einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager starb. Auch Regisseur Roman Polanski ist ein Überlebender der Shoah, insofern hat das Werk auch für ihn eine gewisse persönliche Bedeutung.
Meinung
Die Quintessenz der Handlung ist naturgemäß im Großen und Ganzen nicht unvorhersehbar. Die Stärken der Dramaturgie liegen in der leicht episodenhaften Erzählweise. Es wird in einzelnen Szenen konkret gezeigt, welchen Demütigungen und Belastungen die Menschen ausgesetzt waren: die Familie ist schockiert über die Anordnung des Judensterns, Wladyslaw muß feststellen, daß im Cafe keine Juden erwünscht sind, Hunger, Wahnsinn, Trauer und Elend ansehen und erleiden. Demütigungen unterschlägt Polanski genausowenig wie Erschießungen, die er filmisch nicht nur andeutet. Auch ein abendlicher Überfall eines deutschen Rollkommandos auf jüdische Familien wird vergleichsweise äußerst brutal geschildert. Man mag Polanski hier vielleicht Effekthascherei vorwerfen, aber ungeachtet der Theorie, daß angedeutete Gewalttaten schockierender wirken, sind diese Szenen doch sehr nahegehend und hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Und angesichts der bekannten Grausamkeit der Besatzer wirken sie keinesfalls übertrieben oder fehl am Platze.
Trotzdem legt das Drehbuch auch Wert auf eine gewisse, unterschwellige Ausgeglichenheit: deutscher Soldat sein heißt nicht automatisch unmenschlich sein und es wird zumindest angedeutet, daß die Russen ihrerseits im Allgemeinen nicht besser waren als die Wehrmacht.
Die Schauspieler agieren sehr glaubwürdig, man kann die Besetzung guten Gewissens als gelungen bezeichnen.
Insgesamt - um ein weniges - nicht ganz so nahegehend wie manch anderer Vertreter dieses Genres, ist „Der Pianist“ doch ein eindrucksvolles und eindringliches Werk und wird seinen Platz neben „Schindlers Liste“ oder „Jakob der Lügner“ finden.
(im erweiterten Genre seien auch „Mississippi Burning“ und „American History X“ empfohlen)
Weder möge sich jemand angegriffen fühlen noch möchte ich eine Diskussion über Dekadenz und Oberflächlichkeit der Gesellschaft oder über Vergangenheitsbewältigung anstoßen. (Spricht nicht gerade für die dt. Diskussionskultur, wenn man immer relativieren muß - als ob es nicht selbstverständlich wäre, Meinungen und Aussagen nicht zu verallgemeinern oder fahrlässig zu mißinterpretieren). Es soll nur erwähnt werden:
Es ist m.E. eine Schande, daß der Film in kleinen Kinos kleinerer Städte (aus Nachfragegründen) gar nicht gezeigt wird und selbst in der Großstadt bereits drei Wochen nach Filmstart erschreckend schlecht besucht ist (ca. 12 Personen).
Und zur gleichen Zeit läuft ein gigantischer Hype um „Austin Powers“...
Warschau 1939: der Berufspianist Wladyslaw Szpilman ist beim polnischen Rundfunk mit einem Klavierkonzert auf Sendung. Plötzlich wird das Gebäude erschüttert, ein ohrenbetäubender Knall stört die Harmonie des Stücks – der Sender wird bombardiert. Szpilman weigert sich zunächst, das Spiel zu unterbrechen, als die Studioleitung die Übertragung abbricht, begibt er sich mit ihnen nach unten.
Kurz darauf wird umgeblendet; die Wehrmacht hat die Stadt inzwischen erobert. Nun beginnt der Leidensweg des Pianisten. Als jüdischer Pole wird er zunächst vom öffentlichen Leben ausgeschlossen und seiner Würde beraubt. Die Familie wird mit den anderen Warschauer Juden in neu errichtete Ghettos gesperrt, die Situation der Eingeschlossenen sollte geschichtlich bekannt sein. Nach einiger Zeit des Überlebenskampfes werden die meisten von ihnen zusammengetrieben und mit der Eisenbahn fortgebracht, auch Szpilmans Familie. Er selbst wird durch das Eingreifen eines polnischen Kapos gerettet. Eine Zeitlang arbeitet er mit einer Gruppe unter Aufsicht der Deutschen, mit Hilfe einer Bekannten kann er aus dem Ghetto fliehen. Er kommt in ständig wechselnden Verstecken unter; nach dem Aufstand der Warschauer muß er auch aus der letzten Zuflucht fliehen und irrt in der zerstörten Stadt umher. In einer Ruine schließlich wird er zufällig von einem deutschen Offizier gefunden, der ihn bis zum Abzug der Wehrmacht versteckt.
Anmerkungen
Der Film ist biographisch. Wladyslaw Szpilman lebte bis zu seinem Tod 2000 in Warschau. Man fand heraus, daß der Offizier, der ihn rettete, Wilm Hosenfeld, 1952 (!) in einem sowjetischen Kriegsgefangenenlager starb. Auch Regisseur Roman Polanski ist ein Überlebender der Shoah, insofern hat das Werk auch für ihn eine gewisse persönliche Bedeutung.
Meinung
Die Quintessenz der Handlung ist naturgemäß im Großen und Ganzen nicht unvorhersehbar. Die Stärken der Dramaturgie liegen in der leicht episodenhaften Erzählweise. Es wird in einzelnen Szenen konkret gezeigt, welchen Demütigungen und Belastungen die Menschen ausgesetzt waren: die Familie ist schockiert über die Anordnung des Judensterns, Wladyslaw muß feststellen, daß im Cafe keine Juden erwünscht sind, Hunger, Wahnsinn, Trauer und Elend ansehen und erleiden. Demütigungen unterschlägt Polanski genausowenig wie Erschießungen, die er filmisch nicht nur andeutet. Auch ein abendlicher Überfall eines deutschen Rollkommandos auf jüdische Familien wird vergleichsweise äußerst brutal geschildert. Man mag Polanski hier vielleicht Effekthascherei vorwerfen, aber ungeachtet der Theorie, daß angedeutete Gewalttaten schockierender wirken, sind diese Szenen doch sehr nahegehend und hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Und angesichts der bekannten Grausamkeit der Besatzer wirken sie keinesfalls übertrieben oder fehl am Platze.
Trotzdem legt das Drehbuch auch Wert auf eine gewisse, unterschwellige Ausgeglichenheit: deutscher Soldat sein heißt nicht automatisch unmenschlich sein und es wird zumindest angedeutet, daß die Russen ihrerseits im Allgemeinen nicht besser waren als die Wehrmacht.
Die Schauspieler agieren sehr glaubwürdig, man kann die Besetzung guten Gewissens als gelungen bezeichnen.
Insgesamt - um ein weniges - nicht ganz so nahegehend wie manch anderer Vertreter dieses Genres, ist „Der Pianist“ doch ein eindrucksvolles und eindringliches Werk und wird seinen Platz neben „Schindlers Liste“ oder „Jakob der Lügner“ finden.
(im erweiterten Genre seien auch „Mississippi Burning“ und „American History X“ empfohlen)
Weder möge sich jemand angegriffen fühlen noch möchte ich eine Diskussion über Dekadenz und Oberflächlichkeit der Gesellschaft oder über Vergangenheitsbewältigung anstoßen. (Spricht nicht gerade für die dt. Diskussionskultur, wenn man immer relativieren muß - als ob es nicht selbstverständlich wäre, Meinungen und Aussagen nicht zu verallgemeinern oder fahrlässig zu mißinterpretieren). Es soll nur erwähnt werden:
Es ist m.E. eine Schande, daß der Film in kleinen Kinos kleinerer Städte (aus Nachfragegründen) gar nicht gezeigt wird und selbst in der Großstadt bereits drei Wochen nach Filmstart erschreckend schlecht besucht ist (ca. 12 Personen).
Und zur gleichen Zeit läuft ein gigantischer Hype um „Austin Powers“...
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