Prinzipiell hast Du Recht, dass die deutsche Version eigentlich genau dasselbe Spiel sein sollte und eine gute Übersetzung kein extra zu zahlendes "Feature" ist. Leider gibt es halt auch Spielefirmen, die nicht viel von (guten) Übersetzungen zu halten scheinen. (*hust*BeamDog*hust*). Begründet wird das dann mit "kleine Firma" und "knappes Budget". Ich hätte gerne 16,50 statt 15 Euro für SoD ausgegeben und dafür eine stimmige deutsche Version mit Lokalisation gehabt statt der nun eingefügten hingerotzten "professionellen" Übersetzung ohne deutsche Soundausgabe. (Zum Glück gibt's ja die Fanübersetzung, aber die englische Sprachausgabe bleibt). Und eine in den Lorebezeichnungen nicht stimmige Übersetzung geht schonmal gar nicht.
Kann man so sehen; ich empfinde 10% als zu viel für eine Übersetzung. Die Übersetzung mach für mich nie und nimmer 10% vom Spielspaß aus, also ist sie mir so viel nicht wert. Das liegt aber sicherlich auch daran dass ich ohnehin viel auf englisch kommuniziere, die Sprachhürde für mich also niedrig liegt - vermutlich gehöre ich gar nicht zur Zielgruppe für solche Angebote. Früher hätte ich sicherlich 10% mehr für gute Lokalisierungen bezahlt ...
Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass die betreffenden Spiele und Spielsysteme primär für einen bestimmten Teilmarkt entwickelt wurden. Bei amerikanischen Spielen ist das zuvorderst der englischsprachige, primär amerikanische Markt. Bei deutschen Spielproduktionen, etwa der Nordlandtrilogie, die zudem auf einem in Deutschland entwickelten Spielsystem beruht, ist es genau anders herum.
Viele Spieler dürften heutzutage ein ausreichendes Verständnis der englischen Sprache haben und ein englisches Wiki direkt ansteuern, statt ein deutsches Pendant zu erstellen.
Es mag schon sein, dass es ein paar Nischenspiele gibt, bei denen die deutsche Community die aktivere ist. Im Großen und Ganzen ist die Zeit solcher Spiele aber vorbei, mir fällt jedenfalls kein halbwegs aktuelles ein, dass in diese Nische fällt. Der deutsche Markt ist nur ein kleines Stück vom Kuchen, kaum ein Studio beschränkt sich darauf bzw. riskiert es, ein Spiel zu entwickeln, dass nur in so einer Nische ankommt - und dazu kommt noch die bescheidene Größe der deutschen Spieleindustrie, verglichen mit anderen Ländern.
Um genau die Spieler, die direkt ein englisches Wiki ansteuern, ging es mir ja auch. Wenn dieser Spieler die deutsche Version spielt, hat er möglicherweise Probleme, von ETW0 auf THAC0 zu kommen. Er muss also erstmal Zeit damit verschwenden, überhaupt herauszufinden, nach welchem Begriff er eigentlich suchen muss - offensichtlich ist das ja nicht. Insbesondere bei Abkürzungen, die Ingame oft ohne Erklärungen wiedergegeben werden, ist das praktisch unvermeidlich.
Dass wichtige Begriffe in beiden Sprachen dargestellt werden, z. B. zuvorderst deutsch, gefolgt von einem englischen Begriff in Klammern, halte ich für einen guten Kompromiss.
Ich wünsche mir eher ein paar Optionen zur Übersetzung: Sowas wie "Alles übersetzen", "Dialoge Übersetzen", "Regeln übersetzen", "Quests übersetzen" o.ä., sodass ich die Übersetzung gezielt für die Inhalte deaktivieren kann, nach denen ich evtl. mal suchen werde oder zu denen ich selbst etwas schreiben möchte. Oder einen Button "Inhalt in Originalsprache anzeigen" an passenden Stellen.
Kanal ist für mich ganz unschuldiges Wasser in einem (künstlich angelegten) Kanal? Abwasser passt mE besser zu Sewage. Wobei
@Danol Recht hat, dass es nicht in die Namenskonvention passt. Dafür wäre eventuell Schlackengolem oder Unratgolem besser geeignet gewesen, was aber erstens auch nicht 100% passt weil beides nicht nur im Abwassersystem auftritt und dann als zu sinngemäße Übersetzung angekreidet werden könnte.
An "Schlacke" hatte ich zwischendurch auch gedacht, nur denke ich eben nicht, dass dieser Golem aus Abwasser oder Abwasserinhalten/Überresten besteht - wer will denn so einen Golem in seiner Basis herumlaufen haben? Zumal Irenicus offensichtlich auch nicht-Kanalgolems besitzt.
eventuell aber zum Thema "Abwassergolem". Was haltet ihr von "Kloakengolem"?
Gefällt mir.
Zum Thema Kontext: Da habt ihr absolut recht. Leider mangelt es Übersetzern bei ihrer Arbeit sehr oft am Kontext. Wie gravierend dieser Mangel ausfällt hängt hauptsächlich vom Kunden ab. Einige liefern den Übersetzern unvollständige und durchmischte Sätze bzw. Textfragmente in Excel Dateien, keinerlei Kontext und keine Möglichkeit, das Spiel anzutesten. Andere liefern übersichtliche Diagramme, die Dialogverläufe veranschaulichen, Hinweise zum Kontext und mit viel Glück sogar eine Lizenz, um das Spiel zu testen. Und natürlich gibt es vieles dazwischen.
Man hat auch in der Regel die Möglichkeit, den Kunden Fragen zu stellen, allerdings ist natürlich auch nicht genug Zeit da, um zu jedem Satz eine Frage zu stellen und dann noch auf die Antwort zu warten.
Ungefähr so fühlen sich viele Übersetzungen auch an. Irgendwie musste ich dabei an das "Bewachung Heraus" (= "Watch Out") aus No One Lives Forever denken. Oder die Zero. Diese Vorgehensweise macht solche ... hm ... Artefakte natürlich nachvollziehbar. Aber warum wird so vorgegangen? Es muss doch jedem, der schonmal irgendwas übersetzt hat, klar sein, dass dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit Murks herauskommt - und der Kontext in Form von Skripten etc. muss ja beim Studio ohnehin vorhanden sein. Was verpsricht man sich also von so einer Vorgehensweise?
Zum Thema Preise von Videospielen: Man bezahlt ja in den meisten Fällen einen Preis für ein Spiel und kann es dann in allen möglichen Sprachen spielen. Zumindest war das bei den meisten Spielen, die ich bisher gespielt habe, so. D.h. man würde dann nicht für die deutsche Version mehr bezahlen als für die englische, sondern insgesamt mehr für das Spiel, welches man dann in allen Sprachen spielen kann.
Fakt ist allerdings, dass Übersetzen gelernt sein will. Man braucht viel Erfahrung und meiner Meinung nach ist ein Studium auf jeden Fall auch sehr sinnvoll. Wenn ein Unternehmen aber erfahrene Mitarbeiter mit absolviertem Studium anstellen will, wird es unweigerlich mehr Geld für die Übersetzung zahlen müssen. Das ganze Thema ist im Bereich Übersetzung allgemein sehr heikel. Man verdient in dem Bereich generell sehr schlecht, und der Wortpreis ist so gering, dass man enorme Mengen übersetzen muss (2.000+ Wörter am Tag), um sich überhaupt über Wasser halten zu können. Selbst wenn man 7 Jahre studiert hat. Daher gibt es auch immer weniger Personen, die in den Bereich gehen wollen, und damit sinkt natürlich auch die Chance, talentierte Personen zu finden.
Prinzipiell ist das so, in der Praxis ist das aber relativ egal: Ich spiele ein Spiel ja nicht in allen möglichen Sprachen, sondern in einer. In sofern möchte ich auch nicht mehr bezahlen, nur damit dann diverse Sprachversionen, die ich nie anrühren werden, besser übersetzt sind. Mir bringen all diese Sprachen keinerlei Mehrwert. Bevor ich für bessere Übersetzungen mehr zahle, spiele ich lieber gleich die englische Version. Die Übersetzung müsste einen greifbaren Mehrwert für mich bieten, um einen Aufpreis wert zu sein.
Letztlich sind Übersetzungen natürlich in einer schwierigen Ecke, weil ihr ökonomischer Nutzen deutlich geringer ist als der praktisch aller anderen Aspekte der Spieleentwicklung. Wenn ich eine "normales" Feature in mein Spiel einbaue, kann ich dasselbe Feature für japanische, indische, deutsche und amerikanische Spieler anbieten, d.h. dieses Feature kann für jeden davon zum Kaufargument werden. Die Übersetzung ins Deutsche dagegen kann nur für die deutschsprachigen Spieler zum Kaufargument werden. Selbst da ist letztlich nur die Untergruppe relevant, die das Spiel auf englisch nicht kaufen würde. Diese Untergruppe dürfte im Laufe der Zeit immer kleiner werden: Englische Medien zu konsumieren ist zunehmend normal, jeder hier aufgewachsene hat zig Jahre Englischunterricht hinter sich und somit zumindest rudimentäre Kenntnisse, immer mehr Berufe erfordern Englischkenntnisse, was die Sprachhürde weiter absenkt. Auch wenn ich immer noch regelmäßig junge Menschen erlebe, deren Englisch eigentlich nur als "Gruselig" beschrieben werden kann, ist es lange nicht so schlimm wie noch vor 10 Jahren. In 10 oder 20 Jahren könnte die Zielgruppe für Übersetzungen weitgehend wegerodiert sein.
In dieser Situation wird sich die Zahlungsbereitschaft von Studios und Publishern wohl eher nicht verbessern, d.h. wir werden vermutlich mehr halbherzige, kontextblinde und inkonsistente Übersetzungen sehen, die dann teufelskreisartig mehr Spieler zu englischen Versionen treiben könnten. Ich will hier nicht den Teufel an die Wand malen, aber es würde mich ziemlich wundern, wenn Übersetzungen ihren jetzigen Stellenwert noch lange behielten.
Wie läuft eigentlich die Entlohnung, wenn per Wortpreis übersetzt wird? Zählen da die Wörter in der Ursprungs- oder Zielsprache?