Menin Aeide
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- 01.07.2009
- Beiträge
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Nun gibt es freilich nicht nur die Fantasy. Je nachdem, auf welches Genre, welche spezifische Welt man sich einlässt, sind die moralischen Perspektiven und Implikationen erheblich differenzierter - hin zu vielen Grauschattierungen, statt der einfachen Schwarz-Weiß-Dichotomie. Ein Paradebeispiel für eine Entwicklung im Sinne der - mEn glaubwürdigeren - Ausdifferenzierung ist die Geschichte des Umgangs mit den moralischen Standortbestimmungen und deren spiel-/hintergrundweltlicher Aufgeladenheit bei DSA (also dem wohl hinreichend bekannten P&P RPG "Das schwarze Auge"). In den Anfängen (1./2. Edi, Großteil der 3. Edi) waren die Seitenbestimmungen so klassisch dichotom wie von Dir, Azha, beschrieben. Mit ersten hintergrundweltlichen Ausdifferenzierungen und detaillierteren Beschreibungen (Beginn in der 3. Edi Ära) setzte dann ein Prozess ein, an dessen Ende (Edi 4.0/4.1) die weitgehend komplette Auflösung der schlichten Bindung moralischer Perspektiven (mit unmittelbarer Verquickung von wertender Bezugnahme und Spielweltfunktion) an Figuren bestimmter Kategorien steht/stand. Die Zugehörigkeit zu den letztgenannten Kategorien ist nun kein Garant mehr für die einfache Orientierung, die Bindung aufgelöst, die Motivation/die moralische Perspektive/die Handlungsfunktion prinzipiell kontingent und im Einzelfall zu betrachten (wobei es freilich weiterhin lockere Tendenzen gibt, die an Rassen/Kulturen etc. festgemacht sind, aber das sind eben typische Orientierungs- und Identifikationsgesichtspunkte, wie ja auch im "echten Leben" Juristen tendenziell eher humanistisch betrachtet unangenehme Gesellen sind [ ;-) ]; hier finden heuristisch motivierte Vorurteilsbildungen statt, die aber reflektierter, im Einzelfall potentiell falsch und damit realistischer sind als in der fantasia vulgaris [ ;-) ].
Ob man so einen Prozess nun goutiert oder ablehnt obliegt jedem selbst und bemisst sich an den eigenen Ansprüchen und Zielstellungen. Als alter P&P RPGler mit besonderer Liebe zu komplexen, vielschichtigen und in sich glaubhaften Settings freue ich mich über dieses Erwachsen-Werden der Fantasy. Zugleich kenne ich auch Spieler, die klassischeres Heroen-Gaming bevorzugen, teils eher in der Welt der PC Spiele als in der Stift, Papier und Pizza Welt daheim sind und für die das eher einfache moralische Schema der Motor und Garant für eine zufriedenstellende "Session" sind.
Edit: Zustimmung an Orome! Die Abwendung von klassischen manichäistischen/christlich-gnostischen Motiven des Dualismus ist eine beachtens- und mEn lobenswerte Entwicklung moderner Fantasy-Literatur (wobei ich in der Belletristik nur ganz eingeschränkte Kenntnisse vorweisen kann und die Expertise eher im P&P RPG Bereich hab).
Ob man so einen Prozess nun goutiert oder ablehnt obliegt jedem selbst und bemisst sich an den eigenen Ansprüchen und Zielstellungen. Als alter P&P RPGler mit besonderer Liebe zu komplexen, vielschichtigen und in sich glaubhaften Settings freue ich mich über dieses Erwachsen-Werden der Fantasy. Zugleich kenne ich auch Spieler, die klassischeres Heroen-Gaming bevorzugen, teils eher in der Welt der PC Spiele als in der Stift, Papier und Pizza Welt daheim sind und für die das eher einfache moralische Schema der Motor und Garant für eine zufriedenstellende "Session" sind.
Edit: Zustimmung an Orome! Die Abwendung von klassischen manichäistischen/christlich-gnostischen Motiven des Dualismus ist eine beachtens- und mEn lobenswerte Entwicklung moderner Fantasy-Literatur (wobei ich in der Belletristik nur ganz eingeschränkte Kenntnisse vorweisen kann und die Expertise eher im P&P RPG Bereich hab).
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