[BG:SoD] Das neue Baldur's Gate - Siege of Dragonspear

Vincent

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@ Belryll

Du findest also, die plumpe Art, wie das im Spiel angesprochen würde, wäre realistisch?
Also wenn ich schwul/Transgender wäre, würde ich das nicht der erstbesten Abenteurergruppe auf die Nase binden, die mir über'n Weg läuft. Und schon gar nicht in einem unserer ersten Gespräche.

In New Vegas kamen auch viele homosexuelle Charaktere vor. Hat damals aber irgendwie niemanden gejuckt. Warum? Womöglich, weil sie gut geschrieben waren und ihre Sexualität, wenn sie überhaupt mal Thema war, nur in einem kurzen Nebensatz angedeutet wurde, nachdem man schon 'ne ganze Weile mit ihnen unterwegs war und sie besser kennengelernt hat. Zu diesen Zeitpunkt ist das nur ein weiterer Aspekt ihrer Persönlichkeit, von dem als Spieler erfährt.

Wohingegen Mizhenas Transsexualität quasi mit das Erste ist, was man von ihr zu hören kriegt. Völlig egal, was danach noch an Charakterisierung kommt; da man zu dem Zeitpunkt praktisch nichts weiter von ihr weiß, als von ihrer Transsexualität, ist sie in den Köpfen der Spieler erstmal nur der "Transencharakter". Und sowas ist halt einfach nur plump und in-your-face.

Belryll schrieb:
Ginge es tatsächlich nur um Ersteres, würde ich gerne wissen wollen, weshalb Letzteres die Gemüter der Kritiker so andauernd beschäftigt.

Ich weiß nicht, wie es anderen bei sowas geht, aber mich reißt das einfach aus der Erfahrung, wenn ich plötzlich das Gefühl kriege, der Autor möchte mir mit 'nem Holzhammer seine politische oder philosophische Weltanschauung einbläuen. Was nicht heißen soll, dass man solche Themen überhaupt nicht behandeln dürfe. Aber dann bitte auf eine Art, die mich zum nachdenken anregt und sich nicht wie 'ne Moralpredigt anfühlt.

@ Lisra

Schon der zweite aus der "Gibt wichtigere Probleme auf der Welt"-Fraktion. :rolleyes:
Es gibt nunmal Leute, die dieses Thema beschäftigt und sich darüber austauschen wollen. Wenn es euch nicht so ergeht, fein. Aber dann könntet ihr denjenigen zuliebe, die hier oder sonstwo darüber diskutieren wollen, auch Dieter Nuhrs Ratschlag beherzigen und einfach mal eure Kauleisten ruhen lassen. ;)
 

Beleg Cuthalion

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Hab das Statement wiedergefunden.

Sie nehmen die Minsc-Gamergate-Referenz raus.
Sie erweitern den Mizhena-Inhalt, nehmen ihn nicht raus.
(das nur zum Status des "nachgeben / zensieren")
 

Danol

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Beleg Cuthalion schrieb:
Sie hat ja nicht bei Beamdog angeheuert mit dem Plan "so, jetzt Scheib ich ein sjw-lbgt-Baldurs-Gate, und wer das nicht mag hat Pech gehabt. Harrharrhaaha!".

Sicher? Gerade die "Pech gehabt"-äußerung stammt doch aus einem Zitat von Scott, indem sie zugleich den angeblichen Sexismus von BG kritisiert und ankündigt, daran was ändern zu wollen (quelle).
Wenn ich dann noch ein wenig ins Beamdog-Forum schau und dort Beiträge von Mitarbeitern wie diesen finde, habe ich eigentlich wenig Zweifel dass hier seitens Beamdog eine politische Agenda im Spiel (*lol*) ist. Das Amber Scott im Forum selbst schreibt

I consciously add as much diversity as I can to my writing and I don't care if people think that's "forced" or fake. I find choosing to write from a straight default just as artificial. I'm happy to be an SJW and I hope to write many Social Justice Games in the future that reach as many different types of people as possible. Everyone should get a chance to see themselves reflected in pop culture.

deutet nicht darauf hin dass an "so, jetzt Scheib ich ein sjw-lbgt-Baldurs-Gate, und wer das nicht mag hat Pech gehabt" von ihrer tatsächlichen Absicht soo weit entfernt ist.

Was an sich auch kein Problem ist. Es ist für einen Entwickler legitim jede sexuelle Identität im Spiel abzubilden und Spieler, die genau das nicht haben wollen, nicht als Zielgruppe zu betrachten.
Was ich nicht verstehe ist allerdings warum man sich dabei nicht mehr auf die Ingame-Inhalte konzentriert hat als auf die Verbreitung der politischen Botschaft. Ich selber habe SoD nicht, kann mich daher nur auf Informationen beziehen die ich so im Netz gefunden habe, aber der fragliche Char scheint ja keine große Rolle zu spielen und die Transsexualität nur in einem Dialog eine Rolle zu spielen? Wenn man schon einen trans-Char ins Spiel bringt, warum verschwendet man ihn dann so? D&D bietet mehr als genug Raum, einen transsexuellen Char auszubauen, z.B. als Begleiter, mit Quests, mehr Dialogen, bisschen Hintergrundstory und so. Gerne auch was dazu wie Faerun mit seinen Transsexuellen überhaupt umgeht. Der Ferneindruck bei mir ist der von einem Statisten ohne Belang, wie es sie zu dutzenden gibt.

In meinen Augen ist für die Akzeptanz von LBGT-Chars in Rollenspielen vor allem die erzählerische Qualität entscheidend. Dorn hatte diesen Shitstorm nicht. Edwins Geschlechtsumwandlung ist mir auch nicht als großer Aufreger in Erinnerung. Warum hat man sich also nicht daran orientiert, einen 'ordentlichen' trans-Char eingebaut und kontroverse Äußerungen mit hohem Shitstormpotential unterlassen?

Belryll schrieb:
Im Gegenteil: Gerade dann, wenn Mizhena in besonderer Weise dargestellt worden wäre, womöglich mit einer subtilen moralischen Lektion über Toleranz und Akzeptanz verworben, würde ihr Status, eine Besonderheit und Ausnahme zu sein, betont und Beamdog erfüllte damit erst recht den Vorwurf, eine "politische Agenda" zu verfolgen. Würde ihr Charakter ausgearbeitet, dürfte das die Kritiker nicht zum Schweigen bringen, sondern konsequenterweise zum heftigeren Protestieren.

Ach, das Kind ist doch sowieso schon in den Brunnen gefallen. Sie ist der einzige Trans-Char und einer der ganz wenigen, die mit dem Spieler über ihre sexuelle Orientierung reden. Sie ist DeFacto ein Besonderheit und Ausnahme, schon dadurch dass sie einzigartig ist - und wenn man schon einen besonderen, einzigartigen Char einbaut kann mans auch gleich vernünftig machen. Eine Figur wie Mizhena wäre völlig unproblematisch wenn sie nicht gerade so einzigartig wäre. Wenn es ein paar LBGT-NPCs gäbe, die eine gewisse Rolle spielen, und oben drauf noch 'ne Handvoll Regenbogen-Deko wie Mizhena, hätte das Spiel es geschafft LBGT-Menschen sinnvoll zu repräsentieren: Es gäbe ein paar (für den Spieler) relevante und ein paar irrelevante. Es gäbe ein bisschen Kontext dazu in der Spielwelt (und ein Fantasy-Szenario eröffnet dazu noch ganz neue Möglichkeiten das Thema umzusetzen). Sie würden etwas zu Spiel beitragen und dadurch wesentlich weniger 'forced' oder 'fake' wirken. Zumindest bei denjenigen Spielern für die nicht pauschal jeder LBGT-Char 'forced' oder 'fake' ist.

Ich persönlich würde mich über mehr LBGT-Chars in Spielen freuen, sofern sie glaubhaft in ihre Umwelt eingebaut sind. Mein Ferneindruck von Mizhena ist allerdings, gerade im Kontext der oben verlinkten Äußerungen, auch der eines ziemlich 'forced'-NPC, der mir kaum gefallen würde. Es wirkt halt es wäre sie da weil sie da sein muss, nicht weil sie irgendwas zum Spiel beizutragen hat.
 

Lisra

Schmusekater
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@Vince
... ich hatte erstmal nochmal 300 Worte geschrieben, dass es doch egal ist... aber dann viel mir auf, dass ich damit das Gegenteil erreiche, also lass ichs lieber sein. :D

Wenn dir dass wichtig ist, mach halt.

But it doesn't matter. ;)

Edit:
Damit es nciht völlig Nutzlos war: ich freu mich dass das "Addon" raus ist und werde es bei einem Sale mal aufsammeln. So ist mir das definitiv zu teuer. Allein seine Existenz ist faszinierend. Gibts Verkaufszahlen?
 
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Wedge

Wedgetarian
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Na also nu gehts hier aber in die Bereiche, die auch die LGBT-community selber mitweilen stark spaltet. :D

Die Forderung, nen nicht Hetero-Charakter nicht zu verschwenden, in dem man nichts speziell Sexualitätsbezogenes mit ihm anstellt, sondern da was entsprechendes drumrumzubauen, ist nämlich keine so klare Kiste, wie das hier dargestellt wird. Da gibts genauso shitstorms aus Richtung der "SJW-Fraktion" (in Ermangelung eines besseren Wortes), wie die Anti-Alles-Fraktion ihre shitstorms lostritt und Empörung von LGBT-Menschen, wenn es passiert.

Oder genauer gesagt haben wir uns eigentlich gerade aus der Phase, wo genau das flächendeckend passiert ist, so gut wie verabschiedet und kommen an den Punkt, an dem die Sexualität einfach da ist, ohne Thema zu sein. Gay ist keine Persönlichkeit, gay ist höchstens eine Eigenschaft, die mit vielen anderen die Persönlichkeit formt.

Mir fällt natürlich der Name nicht mehr ein, wie das immer so ist, aber vor ein paar Jahren gabs mal ein Indie-RPG, in dem man gay, lesbian und bisexual als trait bei der Charaktererschaffung auswählen konnte. Eine Auswirkung hatte das wie alle anderen traits nicht, sondern war halt einfach personal flavour. Was ist passiert? Der Entwickler wurde von Teilen der SJW-Fraktion exakt so angegriffen, wie Beamdog gerade von der Anti-Fraktion angegriffen wird, weil die es respektlos und scheinheilig und was weiß ich nicht alles fanden, das einfach nur ohne Auswirkung einzubauen.

Und wenn man von Leuten liest oder mit Leuten redet und hört, wie genervt die davon sind, dass sich der Hauptteil aller Interaktion bei einem Charakter nur um die Sexualität dreht, dann bekommt man durchaus nen Eindruck davon, wie flächendeckend das ganz lange so gehandhabt wurde.
 
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Belryll

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In Baldur's Gate wurde schon immer mit Gender-Themen hantiert (Gürtel der Geschlechtsumwandlung? Edwina?) und damals hat sich niemand darüber beschwert.

In Edwins Umwandlung liegt zudem ebenfalls eine moralische Lektion, die aber niemand der ursprünglichen Autoren im Vorfeld kommentiert oder erklärt hat. Amber Scotts Mizhena hingegen ist Ausdruck ihrer persönlichen Sichtweise auf die Genderthematik und ihres Weltbilds, worauf sie explizit hinweist. Kritiker haben das sogleich als Bevormundung bemängelt. Deswegen habe ich auch vermutet, dass es bei der Kritik an ihrer Figur um Reaktanz ging und nicht um den alleinigen Wunsch, ein angeblich missratenes Produkt zum Nutzen aller zu verbessern.

Du findest also, die plumpe Art, wie das im Spiel angesprochen würde, wäre realistisch?

Der Bezugsrahmen für den Dialog stellt die In-Game-Welt dar. Einen unaufgeregten Dialog über das Thema Transsexualität halte ich für plausibel und stimmig in einer Welt, in der die äußere Erscheinung flexibler und veränderbarer ist und Fremd- und Selbstverwandlungen Gang und Gäbe sind. Geschlechtsangleichungen dürften bei einem In-Game-Charakter, auch dem HC, eigentlich höchstens milde Überraschung auslösen.

(...) ihre Sexualität, wenn sie überhaupt mal Thema war, nur in einem kurzen Nebensatz angedeutet wurde, nachdem man schon 'ne ganze Weile mit ihnen unterwegs war und sie besser kennengelernt hat. Zu diesen Zeitpunkt ist das nur ein weiterer Aspekt ihrer Persönlichkeit, von dem als Spieler erfährt

Und das ist aus medienpsychologischer Sicht von Bedeutung, wenn es um die Identifikation mit und die Sympathie für Mediencharaktere geht. Mizhena ist aber keine Haupt- sondern eine Nebenfigur.
Ich würde verstehen, wenn jemand Verwirrung über ihre Funktion im Spiel äußert und enttäuscht ist, dass durch diesen Charakter keine tiefergehende Auseinandersetzung mit dem Thema Transsexualität möglich ist. Der Vorwurf "politische Agenda!!!!1 1" drückt aber das absolute Gegenteil einer solchen Aufgeschlossenheit aus und teilt mir eher mit, dass jemand eben nicht zur Auseinandersetzung mit seinen eigenen Sichtweisen angeregt und auch nicht mit abweichenden Meinungen konfrontiert werden möchte.

Was ich nicht verstehe ist allerdings warum man sich dabei nicht mehr auf die Ingame-Inhalte konzentriert hat als auf die Verbreitung der politischen Botschaft.

Welcher politischen Botschaft?

wenn man schon einen besonderen, einzigartigen Char einbaut kann mans auch gleich vernünftig machen.

Transsexualität und Homosexualität sind Spielformen des stetig wiederkehrenden Möglichen und Natürlichen und sollten weder in der Realität noch in der Fiktion zu einer schrillen Ausnahmeerscheinung stilisiert werden. Dass Mizhena den HC in die Hintergründe einweiht, kann ebenso als Versuch dargestellt werden, einer interessierten Person eine Erfahrung nahezubringen, die diese nie gemacht hat. Ich war niemals ein weltbekannter Popsänger, Schauspieler oder Politiker und werde nichts davon je sein, würde aber trotzdem gespannt zuhören, wenn jemand die Details eines solchen Lebens beleuchtet.

Die Frisur, Haarfarbe und was ich sonst noch mit Schiebereglern an meinem Charakter verstellen kann, hat doch ebenfalls keine spielrelevanten Auswirkungen...
 

Vincent

Der Neue
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@ Lisra

Weiß ich doch. ;)
Ich hatte eigentlich auch gar nicht vor, hier jetzt in 'ne Genderdebatte einzusteigen. Aber mich hat halt gestört, wie einseitig hier über die bösen Spieler geredet wird, während Beamdog in meinen Augen zumindest eine gewisse Teilschuld trifft.

Aber jetzt stecke ich leider schon mittendrin und komme auch nicht mehr so leicht wieder raus. So ist das bei Genderdebatten leider meistens. :c:

@ Belryll

Belryll schrieb:
Geschlechtsangleichungen dürften bei einem In-Game-Charakter, auch dem HC, eigentlich höchstens milde Überraschung auslösen.

Und? Würdest du an ihrer Stelle trotzdem überall damit hausieren gehen? Egal, ob das in den Forgotten Realms 'ne höhere Akzeptanz hat als in der echten Welt (was erstmal bewiesen werden müsste); das sind sehr persönliche Details, die man nicht einfach jedem dahergelaufenen Abenteurer bei der kleinsten Provokation anvertraut, findest du nicht?

Belryll schrieb:
Mizhena ist aber keine Haupt- sondern eine Nebenfigur.

Soll heißen? :confused:

Belryll schrieb:
[...]dass jemand eben nicht zur Auseinandersetzung mit seinen eigenen Sichtweisen angeregt und auch nicht mit abweichenden Meinungen konfrontiert werden möchte.

Ich hab doch schon gesagt, dass hier der Ton die Musik macht.

Mizhenas einzige Existenzberechtigung im Spiel ist ihre Rolle als Token Minority. Scott hat das in Interviews offen zugegeben und genau so fühlt es sich auch an. Und sowas wirkt eben wie schlampiges Storytelling und darf auch gerne als solches kritisiert werden, ohne dass deswegen gleich die Sexismus-Keule geschwungen werden muss.
 
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Kyros

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@Marvin

Das Grundproblem ist der überufernde Sexismus in Teilen der englisch-sprachigen online communities. Öffnet mal ein beliebiges YouTube-Video in dem Gender, Feminismus o. Ä. nicht als das größte Übel der Menschheitsgeschichte dargestellt wird.

Warum bitte ist es Sexismus sich gegen eine Ideologie auszusprechen, deren Vertreter hierzulande nur zu oft gegen Männer hetzen, mit Halbwahrheiten und Lügen um sich werfen, nur um mehr "positive Diskriminierung" von Männern und noch mehr Privilegien für Frauen durchzusetzen? Oder hast du eine andere Definition von Sexismus, die von der Standarddefinition abweicht? Der Feminismus an sich ist Sexismus.

Zum Thema: Ich gebe der Community insofern Recht, dass solch eine politische Agenda nicht in Baldur's Gate gehört, zumindest nicht irgendwelchen Genderblödsinn oder sonstige Political Correctness, weil ich diesen Mist in der realen Welt schon ablehne, da muss ich es nicht in meinem Lieblingsspiel haben.

Und ich glaube, dass viele auch gar nichts gegen den Transgender Charakter hätten, wenn Amber Scott vorher nicht zugegeben hätte, dass ihr writing eben in diese bestimmte Richtung gehen soll und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, hat sie das orginale Baldurs Gate stellenweise als sexistisch (weil Frauenfeindlich, was sonst?) bezeichnet mit der Argumentation, dass Safana sich als Sexobjekt anbiedern würde und Jaheira am Nagging-Wife-Syndrom leidet. Mit der gleichen wirren Argumentation könnte ich sagen, dass dieses Spiel sexistisch gegenüber Männern ist, da Minsk sich in der gesamten Trilogie wie ein kompletter Vollidiot benimmt. Das bekannte Ergebnis ist, dass diese Charaktere nun der Agenda angepasst wurden und nicht mehr problematisch sind.

Nichtsdestotrotz sind die Bewertungen der verärgerten Community nicht gerecht, wenn sie nur auf der Ablehnung der Agenda und dem Transgender Charakter basiert, und die ganzen positiven Aspekte ausblendet. Wer wegen seiner Voreingenommenheit nicht in der Lage ist objektiv und gerecht das Spiel zu bewerten, soll es gleich bleiben lassen.
Und genau dasselbe gilt für Menschen wie mich, die dieses Spiel wegen der politischen Agenda nicht kaufen werden.
 
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Lokadamus

Buddelmagier
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@Kyros
Diese "Mist" ist in BG 2 aber seit Anfang an fest eingebaut. Dabei meine ich nicht den Gürtel, sondern die Nesselrollen und Edwin. Nur hat das damals niemanden interessiert.
Hätte Beamdog es richtig gemacht, hätten sie das selbe mit Mizhena? gemacht und eine kleine Quest wegen Verzauberung, Zwangskastration oder Täuschung gemacht.
Das hätte man einfach besser in die Quest einbinden können. Eventuell als Quest, dass man eine Frau sucht, aber dauernd zu diesem Kerl kommt.

Frage am Ende bleibt, wie viele von den Leuten, die sich dort beschwert haben, haben überhaupt BG1 oder 2 gespielt?
 

Marvin

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Der Feminismus an sich ist Sexismus.
Sind wir schon so weit? Ich frage mich echt manchmal, wie solche Ansichten überhaupt zustande kommen können. Und dann fällt mir wieder ein, dass es ja Seiten wie "WikiMannia" gibt. Wenn man sein Wissen daraus bezieht, dann wundert mich die Sache nicht mehr so sehr:

Feminismus ist ein skrupelloses Netzwerk aus narzisstischen Frauen und unterwürfigen Männern. Es ist das Vehikel für typisch schlechte weibliche Eigenschaften wie Ausflüchte, Ausreden, Falschbeschuldigung, Lügen, Verzerrung, Ablenkung, Schuldabweisung oder Besserwisserei, mit dem Ziel Männlichkeit abzuwerten und die Ver*antwortungs*losigkeit von Frauen mit der Privilegierung von Frauen zu rechtfertigen und durchzusetzen. Feminismus ist die Heilig*sprechung des weiblichen Egoismus!
Aha... so ist das also. Das ist aber kein Witz. Große Teile der Community arbeitet mit diesem oder ähnlichen Definitionen von Feminismus.

Schauen wir uns verlässlichere Quellen an (Stanford Encyclopedia of Philosophy)

Feminism is both an intellectual commitment and a political movement that seeks justice for women and the end of sexism in all forms. However, there are many different kinds of feminism.

Oder aus dem Oxford Dictionary:
The advocacy of women’s rights on the ground of the equality of the sexes.
Kurz gesagt: Der Feminismus will gegen Sexismus aller Formen ankämpfen und setzt sich für die Gleichberechtigung und Gleichstellung von Männern und Frauen ein.

Dass es dann - wie bei jeder Bewegung - radikalere und weniger radikale Formen des Feminismus gibt sollte einleuchten. Im Grundgedanken geht es aber nicht um die Schlechterstellung von Männern, sondern um die Gleichstellung von Frauen.

Macht man die entsprechenden Communities darauf aufmerksam, bekommt man zurückgeworfen, dass das nicht stimme, weil die Wissenschaft, die Öffentlichkeit und die Politik bereits von männerhassenden Frauen kontrolliert werde... ja...:eek:

Also, Feministen setzen sich - im Allgemeinen - gegen Sexismus ein. Was ist also nun Sexismus?
Sexismus (Quellen: Brockhaus/ Bundeszentrale für politische Bildung)

jede Art der Diskriminierung, Unterdrückung, Verachtung und Benachteiligung von Menschen aufgrund ihres Geschlechts sowie für die Ideologie, die dem zugrunde liegt.

Sexismus finde sich in...
psych. Dispositionen, in Vorurteilen und Weltanschauungen ebenso wie in sozialen, rechtl. und wirtschaftl. Regelungen, schließlich auch in der Form fakt. Gewalttätigkeit und Ausschließung im Verhältnis der Geschlechter und in der Rechtfertigung dieser Gewaltakte und -strukturen durch den Verweis auf eine ‚naturgegebene‘ Geschlechterdifferenz.

OK und nun zurück zum DLC:
Wenn nun von einer Community gegen einen Spielehersteller gehetzt wird, weil dieser tanssexuelle oder homosexuelle NPCs mit in ein Spiel einbaut, dann finde ich das in höchstem Maße sexistisch (siehe Definition). Dass transsexuelle oder homosexuelle NPCs neutral oder positiv darstellt werden sollte in unser heutigen Gesellschaft normal sein. Das hat rein gar nichts mit "politischer Agenda" zu tun. Es ist höchstens ein Statement gegen die Diskriminierung der LGBT-Community.



Ich gebe der Community insofern Recht, dass solch eine politische Agenda nicht in Baldur's Gate gehört, zumindest nicht irgendwelchen Genderblödsinn oder sonstige Political Correctness, weil ich diesen Mist in der realen Welt schon ablehne, da muss ich es nicht in meinem Lieblingsspiel haben.
Soso... In BG2 kann Charname eine Romanze mit Viconia, einer Drow, eingehen. Viconia wird aber von Vorurteilen und Rassismus geplagt. Wir als Spieler sollen aber ganz eindeutig mit ihr sympathisieren. Ist das jetzt auch eine "politische Agenda", weil wir als Spieler mit dem Thema Rassismus konfrontiert werden? Ich würde meinen, das Spiel wird durch solche Analogien deutlich besser, weil es als Kunstwerk dann gesellschaftliche Relevanz erhält.

Zu "political correctness". Viele Menschen, die gegen political correctness sind, vor allem in den USA, sind Erzkonservative, die sich z. B. nicht das "Recht" nehmen lassen wollen, einen Afroamerikaner 'N*****' zu nennen. Natürlich kann political correctness auch überhand nehmen, aber im Grundprinzip würde ich sagen: Ja was denn sonst wenn nicht political correctness?
 
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Belryll

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sowas wirkt eben wie schlampiges Storytelling und darf auch gerne als solches kritisiert werden, ohne dass deswegen gleich die Sexismus-Keule geschwungen werden muss.

Das funktioniert in beide Richtungen:

"Diskriminierende und offen sexistische Kommentare sollten adressiert werden dürfen, ohne dass deswegen gleich die Social-Justice-Warrior- und Gutmenschenkeule geschwunden werden muss."

Stimmt beides, hilft aber nicht weiter. Nicht jeder Kommentar, der sich gegen das Spiel richtet, beinhaltet Sexismus und Diskriminierung und nicht jeder Kommentar, der sich gegen die Kritiker richtet, schwingt die Sexismus-Keule.

Und? Würdest du an ihrer Stelle trotzdem überall damit hausieren gehen? (...) das sind sehr persönliche Details, die man nicht einfach jedem dahergelaufenen Abenteurer bei der kleinsten Provokation anvertraut, findest du nicht?

Es sind deshalb persönliche/sensible Details, weil sie in unserer Gesellschaft mit Unsicherheit und Vorurteilen besetzt sind. Auf ein fiktives Setting muss das nicht zutreffen, wenn die Autoren sich dazu entschließen, ihm einen andere soziopolitischen Rahmen zu verpassen. Fiktive Welten sind keine 1:1-Abbildung unserer Realität. Wenn man darin nackt auf Einhörnern über Regenbögen reiten und dabei nach Belieben seine Erscheinung wechseln kann, dann ist das so.

Die einzige verfolgbare Interaktion hat der Charakter mit dem HC. Nachvollziehbare Gründe für ihre Offenheit lassen sich viele finden, von "die Akzeptanz in den Realms ist größer" über "sie ist sehr entschlossen" bis hin zu "der HC ist so super vertrauenerweckend".
Wenn du ihre Offenheit unbedingt vom Spiel erklärt wissen möchtest, sind Beamdog die Adressaten deiner Kritik. Sie überarbeiten das Encounter - was auch immer man davon halten möchte.


Dass die Identifikation mit ihr kaum eine Rolle spielt, sie ist kein Protagonist. Man könnte der Figur Mizhena vorwerfen, dass sie als Element der Story eine (für Einzelne) nicht ausreichend erkennbare Funktion oder Bedeutung hat.
Ihre Funktion könnte darin bestehen, die Normalität und Ungezwungenheit von etwas zu Veranschaulichen, das in unserer Welt viel zu oft als abnorm und dadurch diskriminierenswert propagiert wird. Damit hätte sie sehr wohl eine sinnvolle Funktion und dass ihre Figur einen Nerv trift, darauf ist Fankritik a la "SJW! Propaganda! Indoktrination! Politische Agenda!" ein Hinweis. Wobei diese Ausrufe eher symptomatisch für etwas ganz anderes sind.
 

Lord Snow

Lord Commander
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Ich weiß nicht, wie es anderen bei sowas geht, aber mich reißt das einfach aus der Erfahrung, wenn ich plötzlich das Gefühl kriege, der Autor möchte mir mit 'nem Holzhammer seine politische oder philosophische Weltanschauung einbläuen. Was nicht heißen soll, dass man solche Themen überhaupt nicht behandeln dürfe. Aber dann bitte auf eine Art, die mich zum nachdenken anregt und sich nicht wie 'ne Moralpredigt anfühlt.

Die ganze armselige Diskussion hat mit Politik und Philosophie erstmal wenig zu tun. Die meisten, die deswegen im Netz verbal Amok laufen, sind die gleichen die in vielen gesellschaftlichen Entwicklungen vor allem eine Bedrohung, aber nie eine Chance sehen. Die ungeheure Angst davor, zu kurz kommen zu können, macht diese Leute umempfänglich für Argumente, empfänglich für Bauernfänger jeder Art und lässt sie jeglichen Anstand und Respekt in ihrem Auftreten vergessen.

In meinen Augen ist der Umgang mit Themen, die Ansprüche an die Aufgeschlossenheit des damit Konfrontierten stellen auch vielmehr eine Frage der Ethik und nicht der Moral. Wer sein eigenes Weltbild durch einige Dialogzeilen eines Nebencharakters in einem Fantasy RPG beleidigt fühlt, der hat keine Probleme mit der Qualität des Spieles, das er gerade mit 0 Sternen berwertet, sondern ein persönliches und zwar ziemlich problematisches in einer offenen Gesellschaft.

Da wir gerade bei ehemals neutralen Bezeichnungen wie Gender Studies, Political Correctness und Liberalismus sind, die mittlerweile vorwiegend als Kampfbegriffe und Beleidigungen benutzt werden, eine kleine Anekdote aus meinem Bekanntenkreis: Da gibt es einen, der sich in Diskussionen in schöner Regelmäßigkeit über die Unangemessenheit von Political Correctness beschwert. Als Beispiel muss immer der Immigrant aus Zentralafrika herhalten, den man ja nicht mehr als Schwarzen bezeichnen dürfe... Zitat: "Als was sollte man ihn denn dann bezeichnen? Vielleicht als Maximalpigmentierten? Hohoho." Diese ernstgemeinte Vorschlag(!) geht vollkommen am Kern der Problematik vorbei. Der offenkundige Rassismus besteht nicht darin, wie man diesen Menschen bezeichnet, sondern, dass man ihn auf seine Hautfarbe reduziert.

Warum erzähle ich das? Weil ich glaube, dass momentan die meisten der Kandidaten, die im Netz bei jeder Gelegenheit ihr armseliges Weltbild zu allen möglichen politischen und gesellschaftlichen Themen hinausplärren, grundsätzlich unfähig sind, solche wichtigen Differenzierungen zu treffen. Bedauerlich, dass sie es schaffen, allein durch ihre Lautstärke Themen zu setzen. Das und die plumpe Stylisierung von Mücken zu Elefanten reicht, das Bewußtsein der Realität zu verzerren und die Einstellung vieler Gesellschaftschichten zu beeinflußen.

Eine interessant Frage ist in der Tat, wie viele der Leute, die ein vernichtendes Urteil über das Spiel gefällt, tatsächlich die Vorgänger oder gar SoD durchgespielt haben. Ich wage zu behaupten, dass der Prozentsatz äußerst gering sein dürfte.
 

Sir Darian

Ritter des Helm
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Hmmm... *grübel*

Für mich ist das, was da in Sachen Transgender NPC abgeht, ein gutes Zeichen.
Es zeigt mir, dass die Spieler sonst keine ernsthaften Probleme im Leben haben. ;)

Vielleicht liegt meine Sichtweise aber auch daran, dass ich für mich diesem Spiel im Speziellen und PC Spielen im Allgemeinen nicht mehr wirklich viel Bedeutung oder Wichtigkeit zuschreibe.
Und politischen Aussagen in PC Spielen eigentlich gar keine. :D
 

Caleb

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Das Ganze wäre nicht derart durch die Decke gegangen, wenn SoD kommentarlos auf den Markt geworfen worden wäre. Man wäre auf einen transsexuellen Charakter gestoßen, der (angeblich) ziemlich plump daher kommt, und die Änderung von Safanas und Jaheiras Charakterzügen hätte man ebenfalls bemerkt und sich darüber geärgert, dass sie jeweils einen wichtigen Teil ihrer Personalität einbüßen mussten. Das wäre dann in Reviews bemängelt worden und fertig.

Das Problem ist aber, dass im Vorfeld explizit geäußert wurde, dass diese Bestandteile aus einem einzigen Grund in dieses Spiel integriert wurden, nämlich um dem angeblichen in den BG-Teilen an jeder Ecke lauernden Sexismus entgegenzuwirken, und wenn das irgendwem nicht gefalle "[...] then too bad." (Amber Scott Interview).

Mal abgesehen davon, dass ich nicht nachvollziehen kann, wie man auf die Idee kommt, BG verfüge über sexistischen Inhalt (also Inhalt der speziell darauf ausgerichtet ist, Charaktere aufgrund ihres Geschlechts zu diskriminieren, und zwar weil die entsprechenden Entwickler diese Meinung auch vertreten), wurden hier Content generiert, einfach um ihn zu haben, nicht weil er das Spiel verbessert. Ich muss wohl kaum jemandem in diesem Forum erklären, wie vielfältig die Charaktere in diesen Spielen sind. Kann mir jemand sagen, ob Ajantis homosexuell ist, oder Korgan? Sagt einer der beiden jemals explizit, dass er heterosexuell ist? Nein, aber es ist auch nicht wichtig. Und geht es nicht genau darum? Dass es egal ist, was für eine Sexualität ich habe?

Wer sich tatsächlich nur über die Tatsache aufregt, dass ein transsexueller Charakter in SoD vorkommt, dem kann ich auch nicht helfen. Ja, es ergibt in einer Welt, in der jeder mit einem Trank oder Zauber sein Geschlecht ändern kann wenig Sinn, aber das hätte man alles schön in eine Story verpacken können, über eine in Armut lebende Person, die den Wunsch hat ihr Geschlecht zu ändern, zack, Sidequest steht und man hat sinnvoll die Sexualität eines Charakters ins Spiel gebracht.

Worüber man sich jedoch legitimerweise aufregen kann und meines Erachtens nach auch sollte, sind die Gründe, aus denen dieser Charakter eingebaut wurde (und Safana und Jaheira verändert wurden). Amber Scott hält es für sexistisch, dass Safana und Jaheira in BG so sind wie sie sind und hat sie deshalb umgeschrieben, aus keinem anderen Grund. Mizhenas Transsexualität hat keine tiefere Bedeutung und wird offensichtlich möglichst früh erwähnt, um sich als (extrem) feministische Schreiberin ein Sternchen ins eigene Heft kleben zu dürfen. Und das ist nicht in Ordnung!

Gebt mir ein gutes Spiel! Liefert mir eine plausible Erklärung, weshalb Safana sich verändert hat und nicht mehr gezielt ihre weiblichen Reize einsetzt, und alles ist gut. Erklärt mir, weshalb Jaheira sich verändert hat und nicht mehr so viel nörgelt, und alles ist gut. Erklärt mir, wieso es überhaupt wichtig für mich ist zu wissen, ob ein Charakter hetero-, homo, trans oder sonstwiesexuell ist, und alles ist gut. Aber verändert nicht bereits etablierte Charaktere und missbraucht dabei ein von vielen geliebtes Franchise, um euren Kampf gegen die angeblich so sexistische Gaming-Industrie zu führen.
 
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Vincent

Der Neue
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@ Belryll

Ich kenne die Forgotten Realms fast ausschließlich über die Spiele, von daher: kann man das irgendwo nachlesen, dass es in den Forgotten Realms sexuell freizügiger zugeht? Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass in einer mittelalterlich angehauchten Welt wie den Forgotten Realms noch relativ verkrampft mit sowas umgegangen wird, je nach Region.

Und auch, wenn ich mich damit jetzt potenziell in die Nesseln setze, aber mir kam der Gürtel der Geschlechtsumwandlung immer wie eine Art Fluch- oder Spaß-Item vor. Das war halt die Art, wie einem das Spiel sagen wollte, dass man doch bitte nicht einfach jeden x-beliebigen magischen Gegenstand anlegen solle, ohne ihn vorher wenigstens mal identifizert zu haben.

@Marvin

Marvin schrieb:
Dass transsexuelle oder homosexuelle NPCs neutral oder positiv darstellt werden sollte in unser heutigen Gesellschaft normal sein.

Wieso nur neutral oder positiv? Heißt das, man darf keine schwulen Arschlöcher einbauen, weil das sonst schwulenfeindlich oder sexistisch wäre? Oder ist das bewusste Nicht-einbauen solcher Charaktere nicht auch irgendwie sexistisch? Bedeutet denn Gleichberechtigung nicht eigentlich, dass alle gleichbehandelt werden sollen, im Guten wie im Schlechten? Also auch in ihrer Darstellung in diversen Medien?

Oder wie hat Yahtzee mal gesagt: eine Gesellschaft, in der jeder über jeden Witze machen kann und JEDER drüber lacht, ist eine wahrhaft tolerante Gesellschaft. Und übermäßige Political Correctness steht dieser Vision genauso im Weg wie rückständiges, sexistisches/rassistisches Denken.

Marvin schrieb:
Wir als Spieler sollen aber ganz eindeutig mit ihr sympathisieren.

Wieso sollten wir automatisch mit ihr sympatisieren? Also als Spieler natürlich schon, aber in einem Rollenspiel sollte man meinem Charakter auch die Wahl geben, mich ihr gegenüber wie ein Arschloch verhalten zu dürfen.

Und da wären wir gleich beim nächsten "Problem": man kann sich Mizhena gegenüber nicht wie ein Arschloch verhalten. Die Toleranz wird meinem Charakter (egal ob gut oder böse) in diesem Moment praktisch aufgezwungen aus unbeholfener political correctness heraus seitens der Autorin. Daran kann man nämlich auch erkennen, ob jemand dieses Thema erstnimmt und zuende gedacht hat (nämlich wie sich das auf den Spielercharakter oder die Welt oder den Charakter auswirken könnte, wenn man ihr und diesem Thema wie ein komplettes Riesen-Rindvieh begegnet) oder ob es nur als halbherzige Erfüllung einer selbstgesetzten Quote missbraucht wird.
 
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Wedge

Wedgetarian
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Ich denke, wir können davon ausgehen, dass Marvin meint, dass kein böser Charakter durch seine Sexualität als böse dargestellt werden sollte, bzw. die Sexualtät selber als böse. Und DAS war halt lange Jahre Gang und Gebe. Gibt ja nicht umsonst z.B. die 10 Meter lange depraved bisexual Seite auf tvtropes.

Nicht das wir nicht vor ein paar Jahren genau an der Stelle waren und es immer noch Leute haben, die so argumentieren.

Wenn jetzt hier allerdings behauptet wird, dass political correctness keinerlei Probleme hat/verursacht, dann kann ich nur den Kopf schütteln.
 

Danol

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Belryll schrieb:
Geschlechtsangleichungen dürften bei einem In-Game-Charakter, auch dem HC, eigentlich höchstens milde Überraschung auslösen.

Das halte ich für 'ne sehr steile These. Ich glaube hier wird der HC als etwas zu repräsentativ für seine Welt angesehen. Klar, als HC kennt man den Gürtel, genauso wie einen Haufen anderen magischen Krams, der aber für den gemeinen Schwertküsten-Bauern dennoch unerreichbar sein dürfte. Es ist schließlich auch in Faerun etwas besonderes, magische Gegenstände zu besitzen. Dazu kommen dann noch lokale Gegebenheiten, ein amnischer Transsexueller dürfte bei solchen Lösungen z.B. Probleme mit den anti-Magie-Gesetzen bekommen. Wie tolerant die Götter und Kirchen so sind ist, zumindest mir, auch nicht klar. Warum also die Überzeugung Geschlechtsumwandlungen wären etwas vollkommen normales? Eine Möglichkeit sagt nicht über ihre gesellschaftliche Akzeptanz aus. Mal ein etwas hinkender Vergleich: Sterbehilfe ist ohne weiteres möglich, es wäre schön wenn sie genauso akzeptiert wäre.

Wedge schrieb:
Und wenn man von Leuten liest oder mit Leuten redet und hört, wie genervt die davon sind, dass sich der Hauptteil aller Interaktion bei einem Charakter nur um die Sexualität dreht, dann bekommt man durchaus nen Eindruck davon, wie flächendeckend das ganz lange so gehandhabt wurde.

Wenn es bei einem Char nur um seine Sexualität geht ist das in der Tat nervig. Ich traue den meisten Entwicklern aber durchaus zu die Sexualität als eine Facette im Gesamtbild eines interessanten, entwickelten Chars darzustellen.
Dazu kommt dass ich solche Chars eben nicht aus der Sicht der LBGT-Community (und auch nicht aus der der Normfetischisten) sehe, sondern schlicht aus Sicht eines Spielers, der gerne interessante Inhalte für sein Spiel möchte. Wenn sich ein Entwickler entscheidet Thema X aufzugreifen, dann soll ers bitte so tun dass es das Spiel an sich in irgendeiner Hinsicht weiterbringt, so dass das Spielerlebnis mit besser ist als ohne. Das scheint mir bei Mizhena und dem Thema "Trans-Menschen" ziemlich fraglich, beide scheinen zu SoD nur ihre schiere Existenz, die unerklärt und ohne Kontext im luftleeren Raum schwebt, beizutragen. Daran scheitert halt auch die "sie zeigt halt eine unverkrampfte Normalität des Transsexuellen" - Argumentation. Wenn Transsexualität in den Reichen etwas normales wäre dann gäbe es Kontext dazu.

Marvin schrieb:
Ich frage mich echt manchmal, wie solche Ansichten überhaupt zustande kommen können.

Ernsthaft? Wenn ich gelegentlich mal lese was Feministen so von sich geben, frage ich mich eher wie man zu anderen Ansichten kommen. Wenn ich mir dann noch den Dogmatismus und den Willen zur Bevormundung anschaue, die in der Debatte oft hochkochen, dann kommen mir die Feministen eigentlich ähnlich bekloppt vor wie die Gegenseite. Dass der Feminismus für sich in Anspruch nimmt pro Gleichberechtigung zu sein ändert daran nichts, Nordkorea nimmt auch für sich in Anspruch demokratisch zu sein. Hat halt nicht viel mit der Realität zu tun.
 

Marvin

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Ich denke, wir können davon ausgehen, dass Marvin meint, dass kein böser Charakter durch seine Sexualität als böse dargestellt werden sollte, bzw. die Sexualtät selber als böse.
Genau so meinte ich das.

Wenn jetzt hier allerdings behauptet wird, dass political correctness keinerlei Probleme hat/verursacht, dann kann ich nur den Kopf schütteln.

Political correctness kann schon Probleme verursachen. Zum Beispiel kann es Rassismus verschleiern. Das schöne Beispiel von Lord Snow mit dem "Maximalpigmentierten" zeigt ja ganz deutlich, dass die Forderung, eine bestimmte Sprache zu verwenden, rassistisches Denken nicht beseitigt.

Wenn political correctness übertrieben wird, kann zudem etwas als "rassistisch" dargestellt werden, das gar nicht rassistisch ist. Das kann dem Kampf gegen tatsächlichen Rassismus schaden, wenn Menschen dann fälschlicher Weise meinen "alles sei auf einmal Rassismus".

Aber vom Grundgedanken her finde ich schon, dass wir uns als Gesellschaft Gedanken machen sollten, welche Begriffe wir aus welche Gründen nicht mehr verwenden wollen. Ich meine, es ist doch jedem einleuchtend, warum das N-Word nicht mehr verwendet wird, oder?

zudem meinen viele der political-correctness-Gegner, dass man bestimmte "Wahrheiten" aufgrund von political correctness nicht mehr aussprechen dürfe. Dass diese "Wahrheiten" häufig schlicht Vorurteile und Verallgemeinerungen darstellen ist ihnen egal.
 
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Wedge

Wedgetarian
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Also mir ist nicht klar, warum man "Nigger" nicht mehr sagen darf. Oder spezifischer: Warum Weiße das absolut gar nicht mehr dürfen. Nicht mal in einer Diskussion über das Wort "Nigger", darf das Wort gesagt werden. Stattdessen sehe ich nur schlangenweise Weißbrote im Fernsehen und Radio rumquäken, die bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit "n-word" sagen. N-word hier, n-word da, n-word überall. Als ob das nicht Nigger wäre, sondern was komplett anderes. Als ob die Implizierung, die Assoziation, der Kontext und die Geschichte des Wortes "Nigger" alle komplett wegfallen, nur weil man fünf Buchstaben mit vier anderen austauscht... Und als ob diese Menschen nicht voller Absicht bei jeder einzelnen Benutzung von n-word beim Hörer Nigger im Kopf entstehen lassen, sich selber aber die Zunge nicht schmutzig machen brauchen. Wenn man also Nigger benutzen will (zu welchem Zweck auch immer), dann sollte man das tun und sich nicht hinter eine... Koseform... verstecken.


Der Punkt ist aber, dass Worte und Sprache Realität formen. Political correctness formt Realität. Political correctness ist aber selber schon political correctness. Political correctness ist ein Euphemismus, der sich selbst von seiner eigentlichen Mission soweit entfernt hat, dass man sie von ihm aus gar nicht mehr sehen kann.

Denn worum gehts denn eigentlich? Es geht darum, kein Arschloch zu sein. Es geht darum, andere Menschen nicht wie Dreck zu behandeln und mit Sprache eine Realität zu formen, in der Menschen systematisch oder punktuell runtergemacht und/oder entwertet werden. Es geht um Zwischenmenschlichkeit, um Empathie und Achtung und Respekt.

Aber was soll political correctness sein? Politische Korrektheit? Was ist das? Was soll das überhaupt bedeuten? Ist politische Korrektheit die Einhaltung der Formalitäten, wenn man nen Auslieferungsantrag für einen Kriminellen stellt? Oder n fettes Staatsbankett abzieht, wenn xyz vorbeischaut? Das Umbennen von Harz 4 in Basisgeld, weil Hartz 4 so ein belasteter Begriff ist? Was hat politische Korrektheit mit Menschen zu tun? Wo stecken in diesen mechanischen, leblosen Worten die Menschlichkei, die Empathie, die Achtung, der Respekt? Ernsthaft jetze...


Womit ich nicht sage, dass es nicht jede menge Menschen gibt, die einfach gerne weiterhin Arschloch sein wollen. Aber das hat doch nichts mit political correctness zu tun, sondern damit, dass die halt Arschloch sein wollen.
 

Marvin

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Denn worum gehts denn eigentlich? Es geht darum, kein Arschloch zu sein. Es geht darum, andere Menschen nicht wie Dreck zu behandeln und mit Sprache eine Realität zu formen, in der Menschen systematisch oder punktuell runtergemacht und/oder entwertet werden. Es geht um Zwischenmenschlichkeit, um Empathie und Achtung und Respekt.
Volle Zustimmung.

Der Punkt ist aber, dass Worte und Sprache Realität formen.
Auch hier volle Zustimmung und gerade deshalb kann ich deiner Argumentation nicht mehr folgen. Sprache schafft Realität und wenn ein Begriff, der fast schon symbolisch für Rassismus, Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Mord steht, ständig und überall verwendet wird, dann schafft Sprache eine Realität, in der es normal ist, solche Begriffe zu verwenden.

N-word hier, n-word da, n-word überall.
Es kommt auf den Kontext an. ich verwende das Wort schon auch, zum Beispiel in einem Bildungs- und Erziehungsrahmen, also in Schulen und Universitäten, da ist die Verwendung nicht problematisch. Aber in einem !öffentlichen! Forum würde ich persönlich nicht mit solchen Begriffen um mich werfen. Ich möchte auch nicht, dass Politiker oder Nachrichtensprecher solche Begriffe verwenden.

Aber was soll political correctness sein? Politische Korrektheit? Was ist das? Was soll das überhaupt bedeuten? Ist politische Korrektheit die Einhaltung der Formalitäten, wenn man nen Auslieferungsantrag für einen Kriminellen stellt?

Political correctness bedeutet, dass Ausdrücke vermieden werden sollen, die Menschengruppen aufgrund ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihres Geschlechts beleidigen können. Wie ich schon sagte, ist das von der Grundidee doch erstmal gut.

Ich verstehe aber deine Kritik. Ich schrieb oben selbst sinngemäß, dass political correctness den Rassisten nicht zum mündigen Bürger macht.

Allerdings kann ich hier auch wieder dich selbst zitieren:
Der Punkt ist aber, dass Worte und Sprache Realität formen.
Und deshalb finde ich, läuft deine Kritik ein Stück weit ins Leere. Wenn wir uns nicht als Gesellschaft darauf einigen, dass bestimmte Begriffe im alltäglichen Kontext/ in alltäglicher Verwendung tabu sind aufgrund ihrer Geschichte und ihrer Konnotationen, dann schaffen wir mit unserer Sprache eine Realität, die Rassismus/ Sexismus/ Homophobie normalisiert.

Das kann man übrigens gerade wunderbar in den USA beobachten. Donald Trump sitzt in Interviews und Debatten und posaunt seinen Rassismus unverblümt hinaus. Am Anfang war das noch ein Skandal, aber mittlerweile haben sich die Menschen dran gewöhnt. In TV-Debatten wird gar nicht mehr nachgefragt, wenn Trump so etwas sagt, da wird nur noch genickt und dann... "nächste Frage Herr Trump." Das war anfangs noch nicht so. Trump hat Rassismus ein Stück weit normalisiert.

Mir ist schon auch klar, dass wenn man "N-Word" sagt, jeder weiß was gemeint ist. Trotzdem schwingt dann dabei mit, dass dieses Wort im alltäglichen Kontext tabu ist und das halte ich für wichtig.
 
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