Das Herbergs-Zivi-ABC

Darghand

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So, Zivi is' fertig... da resümier' ich doch mal, was ich in der Zeit so erlebt hab und bereite die JH-Neuzivis auf ihre Dienstzeit vor :fies:


A

Abwasch


Gewöhn dich am besten gleich dran: den größten Teil deiner Dienstzeit verbringst du in der Spülküche und darfst dich mit den Sauereien rotznasiger Viertklässler herumärgern, die beim Essen mit voller Begeisterung die zementähnlichen Bindeeigenschaften von Kartoffelpüree zwischen zwei Tellern erforscht haben.
Horror-Essen in Sachen Abwasch ist sowieso alles mit dem bekannten Chemo-Kartoffelbrei, am besten noch in Kombination mit Rotkohl und fettiger Bratensoße (Rotkohl wird in der Spülmaschine grau!)
An zweiter Stelle kommen Nudeln mit „Bolognese“-Soße, da das Gummi-Hackfleisch mit 100%tiger Wahrscheinlichkeit den Abfluss verstopft und du die pampigen Nudeln nach 1 Stunde Einwirkzeit nur noch mit dem Spachtel aus dem ollen Blechtopf bekommst.
Den dritten Platz belegt Gulasch aller Art, da es nach einer gewissen Zeit die übelsten Duftnoten erzeugt.

Außerdem wird vermutlich auch noch der  Kipper mit den breiigen Überresten der Soße verdreckt sein. Mach dir also keine Hoffnungen, vor Ablauf von etwa 2 ½ Stunden wirst du die Spülküche nicht verlassen. Trostpflaster: es ist immer schön warm und nach Ende der Dienstzeit werden deine Finger völlig abgehärtet gegenüber Hitze sein, da das kochend heiße Geschirr alle Nerven abgetötet hat.

Aldi

Aus Kostengründen empfiehlt sich der Einkauf in dieser Ladenkette. Sollte der Chef zum Einkaufen noch einen zweiten Mann brauchen, lehne nicht ab. Der entsetzte Gesichtsausdruck der ukrainischen Aushilfskraft an der Kasse beim Anblick eures Einkaufs ist die Plackerei, zwei vollgestopfte Einkaufswagen voller Kartoffeln, Brot, Gurken und Grillkohlen sicher durch die Auslagen zu manövrieren, allemal wert.

Alpha-Tier

Das Alphatier der Jugendherberge ist der Herbergsvater bzw. die Herbergsmutter.


B

Bendurol-Forte


Bendurol-Forte gehört zum Reinigungsprogramm der Firma Henkel und kommt im 15-Liter-Kanister. In Sachen verschmutzte Fußböden ist dieses Zeug die finale Endwaffe, sozusagen die H-Bombe unter den Reinigungsmitteln.
Leider riecht es, als seien die Hauptbestandteile Hühnergülle und Salzsäure: in ungelüfteten Räumen droht bei Anwendung der sofortige Erstickungstod, Tücher um Mund und Nase bringen ein Minimum an Linderung. Bendurol-Forte wird mit Wasser angemischt und über den Fußboden gekippt, danach heißt’s schrubben wie zu Urgroßvaters’ Zeiten auf dem Dreimaster. Profilierte Sohlen werden empfohlen, da Bendurol auf Fußböden rutschiger ist als jede Eisbahn und ein Ausrutschen samt lang Hinschlagen dein Todesurteil bedeutet, da sich nach zwei Tagen deine Haut ablösen wird.
Nach drei bis vier Ladungen klarem Wasser hat man den Sodder samt gelöstem, nun schleimigem Dreck wieder runter und außerdem mindestens 1500 kCal verbrannt.

Gerüchte besagen, dass Bendurol-Forte als Kündigungsgrund angeführt werden kann.

Berufsschüler

Befindet sich eine Berufsschule in der Nähe der JH, mutieren Berufsschüler schnell zu Dauergästen. So werden zwar die Übernachtungszahlen in die Höhe getrieben, selbiges gilt aber auch für den Blutdruck des Zivis.
Es existieren zwei Gruppen Berufsschüler: erträgliche und unerträgliche, das Verhältnis von beiden ist etwa 1:20.
Letztere Gruppe sorgt immer für Arbeit: sei es wegen grober Überschätzung ihrer Penislänge und daraus resultierenden gesprenkelten Klorändern, sei es wegen im Zimmer verteilten, klebrigen Salmiak-Pastillen, der Umgestaltung der Blumenbeete mittels Grobstollenprofil oder wegen mit Wurstwasser gefüllten Papierkörbe. Einige haben zudem die Unart, Vorhänge mit Handtüchern zu verwechseln und Pudding großzügig über Bettlaken zu verteilen. Gern werden auch Netzwerkkabel durch Fenster verlegt oder mit Sandwichmaschinen fremdartige Gerüche in den Hausfluren verbreitet. Beim Frühstück muss man die zwei Brötchen pro Person einzeln rausgeben. Es kommt sonst zur Massenschlägerei, da sich die Berufsschüler die Brötchen gegenseitig wegfressen.

Wirksamste Waffe gegen BSler ist die Drohung eines Hausverweises, oder besser, da grausamer, die Androhung, dass sie ihren Dreck selbst wegmachen müssen.

Vergiss bei alldem aber nie: für angeborene Dummheit kann niemand etwas.

Besenkammer

Besenkammern widersprechen den Naturgesetzen. In sie passen mehr Besen, Schrubber, Feudel, Eimer, Wischwagen, Putzmittel und Lappen, als der Raum von den Ausmaßen eigentlich zulässt. Das Phänomen wird noch erforscht; Parapsychologen vermuten in Besenkammern Schwarze Löcher oder Dimensionstore.


C

Chlor-Reiniger


Chlor-Reiniger ist dein einziger Freund in Zeiten von hartnäckigem Urinstein und sonstigen Verschmutzungen, deren Ursache man sich nicht einmal ausmalen möchte.
Bei der ersten Anwendung ängstigt man sich aufgrund des Geruchs noch um die Gesundheit seiner Bronchien, doch bald stellt man fest, dass die wirkliche Gefahr lediglich der Kleidung droht. Chlor-Reiniger hat die unangenehme Eigenschaft, Farbe aus den Klamotten zu waschen und hässliche Flecken zu hinterlassen.

Ein Teufelszeug, das so selten wie möglich benutzt werden sollte.


D

Duschen


Zu den Aufgaben eines JH-Zivis gehört auch das Saubermachen der Duschen, ein Vergnügen der besonderen Art. Nach kurzer Zeit bemerkt man, dass die Duschen offenbar nur von Schwarzbären benutzt werden, die gerade ihr Winterfell verlieren. Aus den Haaren, die man im Laufe der Dienstzeit aus dem Abfluss sammelt, könnte man jedenfalls prima einen Isländer-Pullover in XL stricken oder ein Gorillakostüm für den nächsten Fasching anfertigen.
Sehr beliebt ist auch das Fußnägelschneiden in der Duschkabine.

Duschen gehen außerdem mit schöner Regelmäßigkeit kaputt: entweder vom Kalk verstopft, vom Rost kaputtgefressen oder vom Gast dermaßen zugewürgt, dass nur noch die 4-Kilo-Rohrzange hilft.
Billige Armaturen gibt’s manchmal im  Aldi.


E

Elektriker


Ein netter Mensch, dessen Anzahl an Auftritten während deiner Dienstzeit maßgeblich vom Zustand der Herberge bestimmt wird. Wenn er dich bittet, die Sicherungskästen aufzuschließen, tu ihm den Gefallen: für gewöhnlich schlägt er beim Anblick der Schraubsicherungen marke Telefunken die Hände über dem Kopf zusammen und murmelt ein „… um Gottes Willen!“, ehe er hastig seinen Wisch unterschreibt und wieder verschwindet verschwindet.

Häufig kommt der leicht vertrottelte Elektriker vor. Man erläutert ihm, dass ständig die Notfallbeleuchtungsglühbirnen durchschmoren, meist direkt nach dem Reindrehen, doch scheint er das erst zu verstehen, nachdem er selbst 3 Stück hat durchbrennen lassen. Deutliches Zeichen für diese Erkenntnis ist ein „Hier stimmt was nicht.“, worauf er die Platine mitnimmt, sie bei sich in der Werkstatt 24 Stunden durchlaufen lässt und schlussendlich gar nichts passiert, da es, wie immer, an den Leitungen liegt.

Erbrechen

Gewisse Gästegruppe (siehe  Berufsschüler,  Holländer,  Schweden) frönen gerne dem ungebremsten Alkoholgenuss, worauf es in der Folge zum Erbrechen kommen kann. Wenn du Glück hast, kommt am nächsten Morgen nur ein etwas blasses Mädel auf dich zu, die dir lächelnd von einem kleinen Malheur erzählt und nach Eimer und Lappen fragt. Wenn du Pech hast, hat der Besoffski noch in der Nacht versucht, den Glibber mit Papierhandtüchern aufzuwischen bzw. das Ganze in den Waschbeckenausfluss zu schieben. Die Toilette sieht in diesem Fall aus wie ein Dixieklo, das auf den Kopf gestellt wurde.
Erstaunlicherweise wird so gut wie nie in die Kloschüssel gespuckt, sondern in das Mini-Waschbecken an der Wand, was nur 1/3 der Fläche der Toilette hat, so dass die Trefferquote erheblich darunter leidet.


F

Feuer


Bricht ein Feuer aus, trage so schnell wie möglich alle leicht brennbaren Materialien in die Nähe des Brandherdes (nicht Explosives), schließlich soll sich das Ganze ja auch lohnen. Günstigenfalls fackelt die Küche ab, dann kann man die verwanzte Bude gleich komplett abreißen.
Sollte dein Chef nicht im Haus sein, ruf ihn nicht an. Niemand möchte an seinem freien Tag wegen solcher Lappalien belästigt werden.

Franzosen

Sind Franzosen im Haus, sind ein paar einfache Regeln zu beachten:

- Stell keine Tassen zum Frühstück raus. Sie werden kaum benutzt, Franzosen füllen ihren Kaffee oder Kakao lieber in Müslischalen, die Tassen dafür mit Cornflakes.
- Franzosen brauchen mehr Wasser als wir, und das zu jeder Mahlzeit. Füll also etwas Leitungswasser ab, das stellt sie zufrieden.
- Egal, was es für ein Menü zum Mittag gibt: es fehlt Brot.


G

Grenztruppen, polnische


Polnische Grenztruppen gehören zur angenehmeren Sorte Gäste, sie sind zwar etwas lauter, aber im Allgemeinen recht umgänglich. Kalkuliere beim Essen aber unbedingt die dreifache Menge von dem ein, was normalerweise für eine Gruppe dieser Größe gebraucht wird. In polnischen Kasernen gibt es nur einmal pro Woche eine dünne Suppe, die aus Fettaugen, Wasser und alten Lederstiefeln besteht, anders ist der Hunger der polnischen Grenztruppen kaum zu erklären.

Gitterwagen

Gitterwagen sind lustige Container aus Stahlgittern mit den Maßen 70 x 50 x 170 (Breite, Tiefe, Höhe), in die die Gäste ihre schmutzige Bettwäsche stopfen. Ein voller Gitterwagen wiegt etwa 130 Kilo, die du mit dem sympathischen, bärtigen Muskelberg von der Wäschefirma die Kellertreppe hinaufwuchten darfst. Nach 3 vollen Wagen hintereinander musst du dich beim Schnürsenkelzubinden nicht mehr bücken.

Alternativ bietet sich der Gitterwagen an, um nervige Grundschüler wegzusperren. Dabei aber nicht das Vorhängeschloss vergessen und den Wagen so stellen, dass er nicht umgekippt werden kann.


H

Holländer


Studiere immer den Belegungsplan und sämtliche Verträge. Tauchen an irgendwelchen Tagen Namen wie „de Goeij-Verboom“ u.ä. in Verbindung mit hohen Gästezahlen auf, sieh zu, dass du an dem Tag freibekommst oder krank bist.
Von außen betrachtet scheinen Holländer ein tolerantes, freundliches Multi-Kulti-Volk zu sein. Dies gilt nicht im Ausland!
Holländer in Rudeln halten sich nicht an Abmachungen, sind laut, pöbeln herum, halten sich gerne für ein bodenloses Bierfass und neigen zum Randalieren (Liebe Holländer: das ist kein Vorurteil, sondern das Ergebnis umfangreicher Zeugenbefragungen!).
Egal was in der Nacht passiert: nimm ein paar Beruhigungsmittel kümmere dich erst am nächsten Morgen darum. Verkaterte Holländer sind angenehmere Gesprächspartner als solche mit 2,0-Promille.

Heckenschere, elektrische

Die elektrische Heckenschere ist nach der 0,7-PS-Homolka-Kettensäge das männlichste Gartengerät überhaupt. Der Klang ist zwar längst nicht so satt, das Geräusch nicht so fies wie das Schleifen der nichtgeölten Kette und sie reißt nicht so an den Armen wie ihre große Schwester, trotzdem eignet sie sich gut zum Aggressionen-an-Hecken-ausleben.
Eine Warnung an unvorsichtige Naturen: die Heckenschere schneidet problemlos durch Maschendrahtzaun, also Vorsicht!


I

Improvisieren


Das wichtigste, was ein Herbergs-Zivi beherrschen sollte, ist die Kunst der Improvisation. Denn für die wenigsten Dinge, die kaputt gehen, gibt es passende Ersatzteile. Ein gewisses Maß an handwerklichem Geschick und Fantasie ist unbedingt nötig, andernfalls wirst du kaum in der Lage sein, mittels einem Elektro-Schleifstein zwei Duschkopfhalterungen unterschiedlicher Marken zueinander kompatibel zu schleifen, Fußballtore mit alten Bleckwinkeln zu reparieren oder Neonröhrenfassungen ohne passende Dübel an mit Stroh ausgestopften Hohlraumdecken zu befestigen.

Im Zweifelsfall gilt, dass es hinterher 1. nur stabil aussehen muss und 2. nur bis zum Ende deiner Dienstzeit halten sollte.


J

Japaner


Japaner im Haus zu haben ist immer wieder etwas Schönes. Für gewöhnlich sind sie sehr höflich und zurückhaltend, kommen aber auch auf solch absonderlichen Ideen wie in der Rezeption die Klamotten zu wechseln.
Ein Schauspiel der besonderen Art ist es, wenn sie zur CeBit-Zeit von plötzlichem Schneefall überrascht werden, wie die Karnickel im Garten herumhoppeln und mit kindlicher Begeisterung im Schnee wühlen. Leider bereiten sie auf den Zimmern mit Gaskochern japanische Fertig-Nudelgerichte zu und hinterlassen die Zimmer in einem Zustand, der unwillkürlich an die Bilder von diversen Erdbeben in Nippon erinnert.
Bei weiblichen Japanerinnen kommt es des öfteren zu Konversationsschwierigkeiten. Nicht etwa wegen unzureichender Englischkenntnisse, sondern weil sie beim Sprechen von einer durchschnittlichen deutschen Feldmaus übertönt werden.


K

Kartoffelbrei (siehe auch --> Abwasch)


Ein Wunderzeug, mit dem alle Hungersnöte bekämpft werden könnten. Auf 15 Liter Wasser kommen nur 2 Kilo Trockenpulver, was dann dermaßen aufquillt und andickt, dass du rund 20 Liter Püree bekommst. Gerüchte besagen, dass es sich aufgrund der hohen Wasserbindekraft auch zum Mumifizieren eignet.
Leider schmeckt das Zeug so, wie man es sich anhand dieser Beschreibung vorstellen kann.

Kindergärten

Auch das gibt es: Kindergärten, die ihre Insassen im Alter zwischen 2 und 5 Jahren zu einem mehrtägigen Aufenthalt in einer Jugendherberge zwingen. Im Grunde eine unproblematische Gästegruppe, sieht man vom ständigen Geheule und Geplärre mal ab. Ab 18 Uhr kannst du das Telefon für den Rest des Tages getrost an die koffeinsüchtigen Erzieherinnen (4 Liter Kaffee und mehr pro Tag) übergeben: egal, wie oft es auch klingelt, es ist immer eine besorgte Mutter am anderen Ende der Leitung.
Das dicke Ende kommt meist erst am Abreisetag, an dem sich dann herausstellt, dass der Anteil an Bettnässern doch höher als erwartet ist.
Außerdem: heb alles auf, was du hinterher in den Zimmern findest. Einige Mütter erkundigen sich auch danach, ob Schnuller in Seifenbüchsen oder winzig kleine Pudelmützen gefunden wurden. Merke: nur weil es so gut wie keinen Wert hat, sollte es nicht gleich in den Müll wandern.

Kipper

Unter allen Küchengeräten empfiehlt sich die Benutzung dieses Monstrums am wenigsten. Der Kipper ist ein direkter Verwandter der Gulaschkanone: ein fest installierter, viereckiger Bastard aus Gussstahltopf und Bratpfanne, groß genug, um ein ausgewachsenes Wildschwein darin zu garen.
Die Zubereitung von Speisen mit eher zweifelhaften Inhalten wie z.B. Schweinegulasch ist im Kipper sehr einfach. Es wird alles reingeschmissen, angebraten und je nach Gericht mit Wasser und Fertigsoßen-Pulver aufgefüllt.
Das wirkliche Vergnügen kommt erst mit Saubermachen. Die restliche braune, inzwischen klumpige Grütze muss in Eimer gefüllt werden, danach wird der Kipper mit ein wenig Wasser gefüllt damit sich die Verkrustungen besser lösen. Denn es brennt immer etwas an.
Es ist bei diesem Unterfangen so gut wie unmöglich, nichts zu verschütten oder sich mit der Bratensoße einzusauen. Ganzkörper-Gummianzüge wie sie auf Ölplattformen Verwendung finden sind die Ideallösung, normale Kittel tun’s zur Not auch.

Kühltruhen

Kühltruhen sollten regelmäßig entrümpelt werden. Zumindest, wenn man verhindern möchte, eines Tages Putenfleischmedaillons zu finden, die vom Geruch mehr an Schwein erinnern und nach dem Braten die Konsistenz alter Radiergummis aufweisen.

L

Lagerschuppen


Eine richtig üble Bude, bei der ein ähnliches Phänomen wie bei den Besenkammern festgestellt werden kann. Nur lagern hier auf etwa 4 m² statt Besen und Schrubbern Gartengeräte aller Art neben soviel unnützem Gerümpel, das nicht mal mehr ein Aal hineinpasst. Wenn du den Schuppen aufräumen sollst, wirst du das, was du rausräumst, niemals wieder hineinbekommen. Schmeiß also soviel wie möglich weg: die abgebrochenen Besenstiele und Zaunlatten wird niemand vermissen, da inzwischen überall Maschendrahtzaun steht. Die leeren Farbeimer braucht auch niemand, die Altölbestände in dem alten Kochtopf auch nicht, selbiges gilt für die zerrissenen Plastikplanen, die kaputten Klappstühle, die eingetrockneten Pinsel usw. usw.

Vielleicht findest du unter den Müllbergen sogar Dinge, von denen nicht mal der Herbergsvater weiß, weil du der erste Dämlack unter seiner Ägide bist, der sich dem Schuppen annimmt. Es ist also gut möglich, dass du z.B. einen funktionstüchtigen Hochdruckreiniger samt Zubehör ans Tageslicht beförderst, von dem noch niemand etwas gehört hat.

Bewahre aber Stillschweigen über den Schuppen: das Umweltamt reagiert sehr empfindlich über den nicht genehmigten Abriss von Fledermaushöhlen und Feuchtbiotopen.



Kommt noch mehr... zu N, O, X, Y & Z ist noch nichts geschrieben.

Kurze Anmerkung: nich' alles für voll nehmen - auch wenn alles einen wahren Kern hat ;)
 
Zuletzt bearbeitet:

Chinasky

Dirty old man
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:D :D :D

Armer Darghand... War's 'ne Großstadt-JH in Hannover? ;) Wir hatten in meiner JH damals sowohl Putzfrauen als auch genügend Küchenpersonal (wir Zivis durften gar nicht kochen). Spüldienst war wahrlich nicht das reine Zuckerschlecken, aber 2 1/2 Stunden hab ich nie am Stück in dieser Nebelhöhlenspülküche gestanden. Und bei Aldi einkaufen für die Küche? Wozu gibt's Lieferanten? :confused: Gab's bei Euch kein Gartengelände? Mir fehlen die wirklich ausfüllenden Jobs: Unkraut aus Pflastersteinritzen kratzen, Rasen mähen, Laub fegen bis der Besenstil zur Strohalmstärke abgenutzt ist...

Ansonsten sehr viele sehr treffende Beobachtungen. Ich bin gespannt, was Du beim Buchstaben S (Selbstmordversuche erstmals unglücklich verliebter Teenager) zu erzählen hast. :fies:

Schön jedenfalls, daß Du Deinen Humor während der Zivi-Zeit nicht nur nicht verloren, sondern scheinbar noch geschärft hast. :up:
 

Timestop

Running out of Time
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Jetzt dachte ich, ich wäre der erste der um die Uhrzeit :rofl: sagen dürfte.:D

Also wenn ich von polnischen Grenztrupps höre, würde ich das Betätigunsfeld ja mehr in den Osten verschieben, Hank. Oder expandieren die jetzt nicht nur in den Irak sondern auch ins deutsche Innland? :eek:
 

Chinasky

Dirty old man
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Ich kam durch die erwähnte Cebit auf Hannover ;)
 

Mirya

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:up:
Ich dachte anfangs, das wäre nur ein Text, der von irgendwo reinkopiert wurde, weil er zu deinem Zivildienst passt, so gut kam das rüber. ;):)
Da freu ich mich ja schon richtig, wenn ich mal wieder in einer Jugendherberge übernachten und auch essen muss. Fällt mir bestimmt der leckere Kipper ein, mit dem Fertigsoßenpulver, ganz zu schweigen davon, was sich schon alles in dem Bett befand, in dem ich dann schlafen werde.
 

Lord Snow

Lord Commander
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Wirklich klasse geschrieben! :D:up: Ich kann mir dank (zugegebenermassen begrenzter) eigener Erfahrungen vorstellen, dass da trotz der Ironie viel Wahrheit dahintersteckt. Ich freu mich schon auf den zweiten Teil. :)
 

Darghand

Einer von vielen
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@ Hank

Nein, die JH in Hannover war's nicht. Welche genau verschweige ich aus Datenschutzgründen lieber. ;)

Die von dir angesprochenen, äußerst anspruchsvollen Tätigkeiten werden auch noch Erwähnung finden - der Abschnitt oben reicht ja nur bis zum L.
Lieferanten hatten wir auch, nur ist das Bestellen teurer als im Aldi einzukaufen und es musste halt gespart werden.

Und zum Humor... na ja, sagen wir mal so: während der Dienstzeit ist eine humorvoll-ironische Sichtweise zur Überlebensstrategie geworden. ;) (Mir hat die Zeit dort aber durchaus auch Spaß gemacht und ich möchte die Erfahrungen wirklich nicht missen).


Danke für das Lob von euch. ;)


@ Mirya

Die Betten sind immer sauber. Wirklich.
 

Falk

ChickenWizzardwing
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Und da soll noch mal einer sagen, bei der Bundeswehr müssen Klos geputzt werden ;)

Ein Bekannter von mir ist auch Herbergszivi, und seine Geschichten bestätigen dein Zivi ABC nur noch. Aber, du hast überlebt, und das auch noch mit Humor! Dafür mein Respekt :up: ;)
 

Rhonwen

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@ Darghand
:up:

Hm, ich habe noch nie in einer Herberge gearbeitet, möchte das nach dieser Beschreibung aber auch nicht unbedingt nachholen.

Wenn ich es mir recht überlege, waren meine Jobs als Betreuerin einer Jugendgruppe in einer Herberge ("Ich hab mit ... geschlafen, wir haben aber kein Kondom benutzt, ist sie jetzt schwanger?" :eek: ), als Rettungsschwimmerin auf Langeoog ("Das Wasser ist weg! Im Prospekt stand, hier sei ein Meer! Wir wollen sofort unser Geld zurück!" "Kommen Sie in sechs Stunden wieder, ich sehe mal, was sich machen lässt!") und als Köchin in einer Gruppe, die für 2500 Leute kochen mußte ("Der Strom ist weg, was machen wir jetzt? In 10 Minuten ist Pause!" .oO `Ich bringe mich um´) doch recht erholsam.

Wann kommen M bis Z?
 

Aires

Dreamwalker
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Bendurol-Forte. Aha. So heisst das Zeug also. Ein kräftig mit chemischen Duftstoffen versetztes Derivat davon muss sich bei uns in der Arbeit in den Seifenspendern befinden. Einmal Händewaschen und zehn Minuten später habe ich das Gefühl, bei jeder Bewegung der Finger reisst gleich die Haut auf.

Klasse geschrieben, Darghand! :up:
 

Chinasky

Dirty old man
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@Darghand: Daß Du die Zivi-Erfahrungen nicht vermissen möchtest, solltest Du übrigens, falls es Dir wirklich ernst ist, nochmal unterstreichen. Ich selbst habe damals auch oft ziemlich geflucht und mich über alles Mögliche geärgert. Aber andererseits würde ich diesen Zivildienst noch heute jedem wärmstens empfehlen. (Manchmal denke ich, ich hätte vielleicht Herbergsvater werden sollen, so gut gefiel mir der Job im Grunde genommen... ) Drei Viertel allen Ärgers verursachten bei mir die Herbergseltern, wenn die netter und kollegialer gewesen wären, hätte es eine rundweg tolle Zeit sein können. Und auch so hat mir der Zivildienst letzten Endes mehr Spaß als Ärger gemacht, denn man wird wirklich an das "wahre" Leben gewöhnt, wenn man direkt von der Schule kommt, der Job ist abwechslungsreich und man trifft viele interessante Leute (Gäste). Von den hübschen Oberstuflerinnen oder Jugendgruppenbetreuerinnen mal ganz zu schweigen... ;)
Allerdings hatten wir damals eben 20 Monate abzureissen, heute scheint's ja nicht mal mehr die Hälfte zu sein, und ich kann mir vorstellen, daß die heutigen Zivis, weil das Einarbeiten ja kaum lohnt, nicht alle interessanteren Arbeiten machen können und dafür umso mehr zum Putzen und Dreck wegmachen verdonnert werden.

Langer Rede kurzer Sinn: Weitermachen, wir warten alle auf Teil 2!! :up:
 

Branka

Knochenbrecher
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Habs endlich mal geschafft alles zu lesen...

LOL Wirklich teilweise urecklich, aber super geschrieben :up:

Ich erinnner mich auch immer wieder gerne an meine Zivizeit, fand ich echt besser als von irgendwelchen "Assos" (leider meine Verklärte Meinung) rumkommandieren zu lassen.

Hab zwar in keiner Herberge gearbeitet, aber im Dialysezentrum auch viel miterlebt, was einem sonst verborgen bleibt...

Kann Phase 2 von deinem Zivialphabet auch kaum abwarten :)
 

Darghand

Einer von vielen
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*ächz*

Ich hätte alles an einem Stück schreiben sollen, wenn man erstmal raus ist, ist es schwer wieder in den Schreibfluss reinzufinden... :c: *hm*

Hab Ewigkeiten gebraucht, bis mir was für das "N" eingefallen ist. Gleiches Problem mit dem "O", da gibt's einfach zu wenig bzw. nichts, was einen Eintrag wert wäre. :o


Nichtsdestoweniger kommt jetzt der zweite Teil.

Und außerdem eine Aktualisierung des ersten Teils, die bisher einsamen Holländer werden durch die "Heckenschere, elektrische" ergänzt. ;) Mal sehen, vielleicht mach ich das so weiter, falls mir noch mehr einfällt, einfach mit einbauen.

Außerdem nochmal @ Hank

Ich muss sagen, ich hab mit meinem Herbergsvater ein Riesenglück gehabt, da er selbst noch nicht lange dabei war und ich und mein Kollege die ersten Zivis waren, die er über die vollen 10 Monate dabei hatte.
Das Verhältnis war jedenfalls sehr entspannt und freundschaftlich, nach Feierabend gab's auch mal ab und an ein Pils oder wir haben an Tagen ohne Gäste zum Mittag Shrimps und Oliven gegessen.

Die Arbeit an sich war teilweise zwar recht nervig und eintönig, aber z.B. haben wir den ganzen Winter lang nur renoviert und von da an war ich sowieso für alles handwerkliche zuständig (war sonst keiner da der was konnte :D).

Bei den Gästen gebe ich dir Recht, von Afrikanern, die unbedingt an meinem Zopf ziehen wollten (:D) über 70jährige Neuseeländer bis hin zu winzigen Chinesen auf noch winzigeren Klappfahrrädern war alles dabei.


So, jetzt aber:

M

Milch


„Milch“ muss in Anführungsstrichen geschrieben werden, „weiß gefärbtes Wasser“ träfe eher zu. Denn: es gibt ausschließlich haltbare H-Milch, die zu allem Überfluss auch noch fettarm ist (1,5 %). Das Zeug ist mindestens ein halbes Jahr ab Kaufdatum haltbar, vor November 2004 gibt’s ja schließlich auch keine Milch mehr zu kaufen, also muss man Milch palettenweise horten.
Geschmacklich hat diese Plörre marke Tuffi jedenfalls nichts mehr mit „echter“ Milch zu tun.

Das Ganze wird in die sogenannte „Kuh“ gefüllt, eine Art Minikühlschrank mit Plastikkanne drin, die unten einen kleinen Gummischniepel hat. Egal, wie oft du diese Kanne ausspülst: sie wird immer verranzt und wie eine Käserei von innen riechen, da der Geruch vom Plastik aufgesogen wurde.
Der schlimmstmöglichste Fall ist dann eingetreten, wenn ein Schlaumeier den Stecker der Kuh gezogen, die Kanne aber nicht geleert hat. Auch wenn die Tuffi-Milch nicht mehr viel mit richtiger Milch gemeinsam hat, entwickelt sie sich trotzdem nach einiger Zeit zu einer Art Frischkäse.


N

Natürliche Abfälle


Was annähernd organischen Ursprungs ist, landet auf dem Kompost (gilt nicht für Küchenabfälle). Ursprünglich wurde alles an Blattwerk und Unkraut ordentlich in einen Stahlkäfig gekippt, dessen Kapazität wurde aber bereits zum Zeitpunkt der deutschen Wiedervereinigung überschritten. Und nein, bis heute hat ihn noch niemand geleert, denn im JH-Garten findet sich keinerlei Verwendung für Unmengen an reinstem Humus.
Deshalb hat sich der Kompost auf die linke und rechte Seite des Käfigs ausgebreitet. Würde ein Mensch aus 30 Metern Höhe in die Berge hineinfallen, bliebe er vermutlich gänzlich unverletzt.
Um volle Schubkarren dennoch auf dem Blattberg entleeren zu können, empfiehlt sich ein Anlauf von mindestens 20 Metern. Kräftig gebaute Zivis schaffen es auch ohne Anlauf und werfen die Schubkarre stattdessen schwungvoll mit Überschlag auf den Hügel.

O

Organisation


Entfällt, in Herbergen wird -> Improvisiert

P

Poliermaschine


Das Rodeopferd unter den Reinigungsgeräten. Dieses Wunderwerk der Technik darf man sich als einen Bastard aus Staubsauger, Wischmop und Rasenmäher vorstellen: ein langer Stiel mit Lenker dran, unten ein fetter E-Motor mit Drehplatte, auf die eine Hartschaummatte geklemmt wird. Die Poliermaschine hat mehr unbändige Kraft als eine tollwütige Wildsau und schleift den ungeübten Benutzer schnell einmal quer durch die Eingangshalle. Um sie zu beherrschen, muss man entweder aussehen wie Hulk Hogan oder man bringt genügend Feingefühl in den Händen mit, um das Teufelsding ruhig zu halten.
Anfänger beginnen am besten auf glattem Steinfußboden – auf Linoleum schleift man schneller Schrammen in den Bodenbelag als man gucken kann.

Polli

Noch ein Mittelchen aus dem Henkelschen’ Horrorkabinett: Mit Polli wird die schwarze Steinguttreppe sowie alle Linoleumflächen zugepampt, damit alles schön glänzt. Leider hat das Zeug die unangenehme Eigenschaft, Dreck und Staub zu binden, so dass nach einer Weile ein spezieller Löser draufgeschüttet werden muss. Die Sauerei beim Ablösen ist noch größer als die beim Auftragen. Die Schicht aus Dreck und Polli kann dann wie sonnenverbrannte Haut abgezogen werden.
Mit etwas Glück setzt der neue Herbergschef dem Einsatz von Polli ein Ende. Leider haben die Arbeitskräfte unter seinen Vorgängern geschlampt, und es ist nun an dir, mit einem handelsüblichen Spachtel aus dem Baumarkt die Verkrustungen aus den Ecken zu kratzen. Wenn alle Flure und die Treppe von den Polli-Resten befreit sind, wirst du einen dickeren Tennisarm als jeder männliche Dauersingle haben.

Putz

Putz hat die unangenehme Eigenschaft, bei Feuchtigkeit von der Wand zu fallen. Also überall. Vorallem im Keller kommt das häufig vor. Wenn du Löcher in der Wand entdeckst, häng zunächst eine Gardine oder Ähnliches (Bild, Bett, Schrank) davor und warte, bis sie jemand anderem auch auffallen.
Wirst du dann aber doch mit der Behebung des Schadens beauftragt, mach dir nicht mehr Arbeit als nötig. Dass die Konsistenz des Wandzements eher an Mehl oder Sand erinnert ist normal und bedarf auf keinen Fall weiteren Ausspachtelns. Es sei denn, du schmierst gerne mit Zement herum. Klatsch stattdessen lieber 2 Farbschichten mehr drauf, das hält dann bis zum nächsten Zivi.

Putzfrau

Mit etwas Glück hat deine JH eine Putzfrau (vornehm: Reinigungsfachkraft) angestellt. Der einzige Zweck der Putzfrau ist es, dir die Arbeit abzunehmen, die dir unangenehm ist (siehe: Erbrechen, Kindergarten). Es folgen die Beschreibungen von zwei Typen Putzfrau, wie sie der Autor erlebt hat:

Typ 1: Typ 1 ist eine fröhliche Person mit 2 kleinen Kindern, die offenbar nur zum Zeitvertreib Saubermachen geht. Sie verfügt über einen eingebauten Ortungsmechanismus: ihre Position im Haus ist durch das laute Gesinge stets schnell zu bestimmen. Außerdem glänzt sie durch absurde Einfälle (z.B. Topfpflanzen auf den Zimmern – das KANN nur mit Scherben enden) und etwas, was dem Rest des Personals schon längst abhanden gekommen ist: Arbeitseifer.

Typ 2: Typ 2 ist ein entfernter Verwandter des Pottwals, mit dem Unterschied dass Pottwale nicht Rauchen und schneller die Treppen hinaufkommen. Sie prahlt gerne mit dem nachgeholten Hauptschulabschluss ihrer Tochter und dem neuen Küchenschrank aus dem Räumungsverkauf.


Q

Quast


Eine Riesenbürste mit weichen Borsten, die zum Tapezieren gebraucht wird und die hier nur aufgeführt wird, damit es überhaupt einen Eintrag mit Q gibt.

R

Rasenmäher


Auch wenn eure Rasenfläche von der Größe her einem halben Fußballfeld entspricht, wirst du im Schuppen nur einen alten Benziner zum Schieben vorfinden, der zum ständigen Absaufen tendiert. Also nichts mit einem spaßigen kleinen Trecker zum Draufsetzen. Immerhin hat er aber einen Selbstfahrantrieb, was das Mähen weniger anstrengend macht.

Aber auch mit diesem Rasenmäher kann man durchaus seinen Spaß haben. z.B. wenn die REWE-Knilche bei der letzten Lieferung aus Faulheit wieder ihren gelben Gitterwagen stehen gelassen haben. Warte auf einen Tag, an dem der Chef nicht da ist, spann den Rasenmäher vor den Gitterwagen und schon wird dank den kraftvollen 0,7 PS im vollen Galopp über den Parkplatz geheizt…

Renovieren

Besonders in älteren Herbergen während belegungsschwacher Zeiten ein Muss. Frische Farbe täuscht immer über die wahren Mängel hinweg. Sonderlich problematisch sind lediglich die Zimmer mit Holzvertäfelung. Sie sind ein willkommener Anlass, um Murphys Gesetze eindrucksvoll zu demonstrieren.

1. Die Farbe ist zu dünn, um die alte beim ersten Anstrich zu überdecken.
2. Mit der Rolle aufgetragen hält die Farbe auf dem Holz nicht.
3. Es gibt keine größeren Pinsel als den mit dem 3-Finger-breiten Kopf
4. Die Farbe geht immer auf dem letzten Quadratmeter aus.
5. Die feuchten Stellen über dem Waschbecken werden immer erst 1 Tag später sichtbar, wenn die Farbe wieder im Keller verstaut ist.


S

Schweden


Alkohol in Schweden ist teuer. Deshalb wird auf der Deutschlandreise gebunkert, was man nur tragen kann. Auch wenn dir als pflichtbewusster Zivi bewusst ist, dass Alkohol in Herbergen eigentlich nicht erlaubt ist, übersieh einfach, dass ein paar Schränke mit Wollmützen auf dem Kopf gerade mehrere Paletten Dosenbier auf die Zimmer schleppen. Sie darauf anzusprechen bringt nichts, du erntest nur höhnische Blicke und das Bier wird so oder so vernichtet.

Das anschließende Ausräumen der Zimmer erklärt immerhin die geringe Gästeanzahl beim Frühstück. Denn Schweden stehen auch auf Jägermeister und Berentzen, von denen sich so einige Flaschen anfinden; Wodka und Korn ist auch noch dabei.
Mülltrennung ist an Schwedentagen ein Muss, andernfalls platzt die Mülltonne bereits nach dem ersten Tag aus allen Nähten. Schweden erzeugen an zwei Tagen soviel Müll wie andere Gruppen in einer Woche.
Überhaupt gerät das Entsorgen der Altglasberge beim Wertstoffhof schnell zu einer eher peinlichen Erfahrung: willst du also auf die bohrenden Blicke der umstehenden Frührentner verzichten, die argwöhnisch tuschelnd beobachten wie du die zehnte Flasche Jägermeister im Container versenkst, schick lieber den Chef zum Entsorgen.

Schweizer

Wenn ein Stamm dieses unerforschten Bergvolkes bei euch einfällt, richte dich auf einen langen Abend ein. Denn Schweizer essen viel und vor allem langsam.
Ansonsten sind sie harmlos, gehen um zehn ins Bett und lassen erst am nächsten Morgen wieder von sich hören – egal, welchen Alters sie sind.

Sollte dich ein Schweizer ansprechen: versuch gar nicht erst ein Gespräch anzufangen. Mache ihm stattdessen mittels Handzeichen deutlich, dass er seinen Wunsch aufschreiben oder sich in Zeichensprache verständigen soll. Gespräche sind völlig zwecklos, da du nie im Stande sein wirst, den Schweizer Sprechlauten irgendeine sinnvolle Botschaft zu entnehmen (dennoch scheinen die Schweizer dich zu verstehen!)

Ein weiterer Pluspunkt: die Zimmer sind bei der Abreise akkurat gereinigt und der Müll befindet sich in den Eimern, nicht auf den Betten und in den Schränken

Sirene, tragbare

Eine witzige Apparatur, mit der bei Feueralarm die Gäste aus den Betten getrieben werden sollen. Die Sirene hat die Form einer flachen, runden Metalldose mit einer Kordel daran, die, wenn man die Kordel zieht, ohrenbetäubend losheult.
An gästelosen Tagen also ein durchaus geeignetes Mittel, um das im Haus verstreute Personal auf das fertige Mittagessen aufmerksam zu machen.

Südamerikaner

Südamerikaner sind eher selten vertreten, sie zieht es nur zur Messezeiten nach Deutschland. Dementsprechend wenig bekommt man auch von ihnen mit. Die gute Nachricht ist, dass Südamerikaner von Natur aus stets bester Laune zu sein scheinen, sie benötigen dafür im Gegensatz zu europäischen Völkern keinen Alkohol.

Du wirst aber vermutlich dazu genötigt, am Kicker im Keller das WM-Finale von 2002 nachzuspielen („Hey boy! You’re german, right? We make a big soccer match, me is Brazil, you Germany!“).



T

Tapezieren


Wer’s noch nicht kann, lernt’s spätestens im Winter wenn eh keine Gäste kommen. Tapezieren ist im Grunde keine große Sache. Ausrollen, Abschneiden, Zupampen, Zusammenlegen, Ankleben, Glattstreichen.
Stell dich aber darauf ein, mit dem Cutter millimetergenaue Streifen auszuschnitzen, da sich beim Tapete anbringen herausstellt, dass die Wände schief zueinander stehen (!!!) und es so hässliche Lücken zwischen den Bahnen gibt.
Außerdem solltest du, sofern die Herberge nicht vor dem Bankrott steht, den Chef davon zu überzeugen, den besseren Kleister zu kaufen statt dem Billigzeug, das nach dem Anrühren eher an klumpige Hafergrütze erinnert und überall Beulen in der Tapete hinterlässt.

Tee

In früheren Zeiten gab es in Jugendherbergen zu jeder Mahlzeit lauwarmen Früchtetee, heute gibt es das nur noch auf Wunsch von unverbesserlichen Nostalgikern. Teebeutel werden in ähnlichen Größenordnungen gelagert wie Milch, in dem Lieferkarton könnte man auch eine kleine Waschmaschine verschicken.
Sehr viel beliebter als der Qualitätstee aus Thüringen sind die Kaltgetränke. Sie kommen in Pulverform von der gleichen Firma, die auch das Kartoffelpüree liefert, und sind auch fast genauso ergiebig. Es gibt verschiedene Sorten von Blutorange über Wildkirsch bis Pfirsich-Maracuja. Um die geschmacklichen Unterschiede herauszufinden bedarf es zum Teil den Geschmacksnerven eines Weintesters.
Definitiv am abartigsten schmeckt Limette. Diese Sorte eignet sich aber prima als Getränk für Holländer oder Schweden nach durchzechter Nacht.


U

Unfälle


Passieren immer. Wichtig ist nur, dass es keiner der Verantwortlichen mitbekommt. Wenn du also einen Plastikeimer auf die brennende Herd-Gasflamme stellst und das Ding in eine stinkende, tropfende Rauchbombe verwandelst, kratz das heruntergetropfte Plastik lieber restlos weg und mach dafür später Schluss.
Um Unfälle zu vermeiden hat sich die Versicherung der Herberge einige lustige Dinge einfallen lassen, über die du eingehend in 20 Seiten Text informiert wirst. Es bestehen zum Beispiel Vorschriften, die das Schuhwerk bei Leiterbenutzung (nur Wanderstiefel und ähnlich Stabiles ist erlaubt), die Graskantenschneider (nur mit Schutzbrille; gilt auch für Bohrmaschinen) und die Verwendung von Schraubenziehern (niemals als Meißel verwenden und auf keinen Fall anschleifen) betreffen.

Solltest du so was ausgehändigt bekommen, unterschreib’s einfach ohne es vorher durchzulesen. Jeder Mensch mit einem gewissen Maß an Restvernunft braucht dieser Lächerlichkeit keine Aufmerksamkeit zu schenken.

Ungarn

Ältere Ungarn sind fröhliche Menschen, die gerne und oft lachen und schokoriegelgroße Schnauzbärte im Gesicht haben. Mit ihnen kann man es prima aushalten. Der ungarische Rote, den sie gerne mitbringen, ist aber nur was für starke Geschmacksnerven. Und du wirst vermutlich auch niemals herausfinden, was du mit dem T-Shirt einer Schwimmmannschaft, die einmal im Jahr 20 Kilometer die Donau hinaufschwimmt, anfangen sollst.

Die Verständigung ist häufig etwas holperig: die Ungarn verstehen dein Deutsch, du aber nicht ihr Englisch und umgekehrt. Wichtig: Will ein Ungarn seine Zustimmung ausdrücken, sagt er immer wieder: „SO! SO!“
Wenn du Rezeptionsdienst hast, währen die Ungarn einchecken, wundere dich nicht über Adressen, die nur aus den Buchstabenfolgen RA, RT, PT, PR und kryptischen Zahlenreihen bestehen, so was scheint in Ungarn ganz alltäglich zu sein.

Dennoch: diese Sorte alte Männer möchte man gerne als Großvater haben.


Unkraut

Auch wenn die Steinsetzer gute Arbeit geleistet haben und die Steinplatten nahezu spaltlos nebeneinander liegen – keine Ritze ist zu klein für Unkraut. Um das gepflegte Äußere der Jugendherberge zu wahren, muss das Gewuchere bekämpft werden.
Es gibt 3 Methoden der Unkrautvernichtung:

1. Die Giftspritze. Umweltethisch eher zweifelhaft. Ein Verschlussdeckel von dem Pestizid wird mit Wasser gemischt und mit der Spritze großflächig verteilt. Nach Murphy’s Gesetz regnet es jedes Mal nach Anwendung noch am selben Abend und die Wirkung des Zeugs geht deshalb gegen Null.
2. Der Flammenwerfer. Eine klobige Gerätschaft mit sauschwerer 30-Liter-Gasbuddel, die eigentlich zum Anschmelzen von Teerdachpappen gedacht ist. Die Flamme wird bis zu 2000 °C heiß. Umso erstaunlicher, dass das Unkraut auch das zu überleben scheint, unter der Asche lugt immer noch etwas grün hervor. Der Flammenwerfer ist vor allem bei Temperaturen von >25°C nicht mehr empfehlenswert. Lange Hosen sind Pflicht, sonst fängt’s an zu stinken.
3. Spachtel und Fingernägel. Wenn in deiner Herberge nur diese Methode möglich ist, wirf vorher noch einmal einen letzten Blick auf deine Fingerkuppen. Nach 30 qm hast du die Haut durch die Zupferei bis auf den Knochen abgescheuert.
Immerhin erzielst du so aber Ergebnisse, die von längerer Dauer sind.

V

Ventil


Alle Gas –und Wasserventile befinden sich im berüchtigten Heizungskeller. Bevor du deinen Dienst antrittst, sieh dir „Das Boot“ von Wolfgang Petersen an, dann hast du eine ungefähre Vorstellung der eigentümlich gewachsenen Rohrleitungen und den Platzverhältnissen.
Bei Arbeiten an Wasserhähnen darfst du dich zuvor im Ventile-Raten üben: die Ventile sind zwar alle beschriftet, doch hat das Zudrehen selten den gewünschten Erfolg und das Wasser sprudelt weiter. Also am besten gleich die Hauszuleitung abdrehen. Vergiss in diesem Fall aber nicht, die Gäste zu warnen! Niemand steht gerne eingeseift unter der Dusche, wenn das Wasser abgedreht wird.


W

Werkstatt


Kombiniert man die Merkmale von Besenkammer und Lagerschuppen, erhält man die Werkstatt. Sie ist nur geringfügig größer als die Besenkammer, doch steht fast genauso soviel Gerümpel wie im Schuppen drin.
Einstmals, vor etlichen Jahren, war die Werkstatt eine Dusche, davon zeugen die Größe (es ist unmöglich, zwei Personen darin unterzubringen) und die verkorkten Anschlüsse an der Wand. Für die Werkstatt gilt ähnliches wie für den Schuppen: über Jahre wurde alles einfach nur hineingeworfen und sich selbst überlassen. Wenn du die Werkstatt das erste Mal betrittst, nimm einen Grubenhelm, eine starke Taschenlampe, einen Spaten und eine Notration an Essen und Trinken mit – vielleicht wirst du verschüttet und musst lange Zeit ausharren, bis sich die Lawinenhunde durch die Silikonspritzen, Farbtöpfe und Gummifußbodenmatten gebuddelt haben.

Die Werkstatt aufzuräumen empfiehlt sich nur an verregneten Nachmittagen ohne Gäste im Haus. Denn bevor irgendwelche Ergebnisse deiner Anstrengungen im Räumen und Sortieren sichtbar werden, vergehen locker ein paar Tage.

WG

Jeder Herbergszivi bekommt nach Ende der Dienstzeit das Prädikat „Besonders WG-geeignet“ verliehen. Denn dich kann nun weder die Größe der Abwaschberge noch die Verschmutzung der Toilette mehr schrecken. Du kennst dich in der Reparatur von Abflüssen aus, weißt im Ungefähren, wie man kocht, kannst mit verschiedensten Werkzeugen und Küchengeräten umgehen und sogar Betten richtig beziehen.

Alles Dinge, die du deinen Mitbewohnern, die sich entweder vor’m Dienst gedrückt haben oder sich beim Bund 9 Monate in Hirnzellenvernichtung durch Alkoholzufuhr geübt haben, voraus hast.


Z

Zahnpasta


Zahnpasta ist unbedingt sofort zu entfernen, denn nach einer Weile wird es hart wie Beton und man muss mit entsprechendem Werkzeug anrücken.

Zivi

Jugendherbergszivis kann man sich in etwa so vorstellen ;)
 
Zuletzt bearbeitet:

Argos

Waldbär
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Gratulation an dein Werk, einfach grossartig. :D

Insbesondere dein Eintrag über das unerforschte Bergvolk :rolleyes: :D und dessen Sprache. Er Dütsche send so öppis vo intolerant, wenn öpper echli anders redt :p

korrigierter Link
 

Chinasky

Dirty old man
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01.10.1999
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Gaaaaaanz toll!:up: Man merkt Dir nicht an, daß zwischendurch die Luft raus war. Schade, daß das Alphabet schon bei Z zuende ist ;) Alles sehr zutreffend, ich wundere mich nur, was Du in 10 Monaten so alles da erlebt und getan hast. :eek:



p.s.: Übrigens auch stilistisch sehr schöne Schreibe; locker und ohne dumme Angewohnheiten formuliert. Entweder da steckt einiges an Korrekturarbeit in dem Text, oder aber Du bist der geborene Autor!
 
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