Das dunkle Geheimnis

Lena

Floh
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:eek: Die Geschichte fängt ja an immer unheimlicher zu werden!
Lena zieht sich ihr überdimensional großes Handtuch über den Kopf und verfolgt die Erzählung weiter mit Spannung.
Ich hoffe, Ihr habt nicht getan, was der Prinz von Euch verlangte!

*speicher: Herz herausschneiden offensichtlich wirkungsvoll, sich das nächste mal zur Verteidigung lieber mit einem großen Messer bewaffnen:D*
<BR>
[Editiert von Lena am 06-12-2001 um 03:10]
 

Lara-Mira

Jazz-Katze
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Lara drückt vorsichtig ein Ohr an die Tür und lauscht. "Nein!" die angenehme Stimme des Erzählers ist verklungen. Wieder einmal siegt die Neugier vor der Vernunft. Leise drückt sie die imaginäre Klinke herunter und stößt die Tür auf. Ein unangenemes Knarzen begleitet ihr Tun. Entsetzt kneift sie die Augen zusammen, um sie gleich darauf wieder aufzureißen. Behutsam nähert sie der kleinen Gesellschaft und lässt sich in einem gemütlichen Ohrensessel nieder und betet nicht entdeckt zu werden.

Hoffentlich würde die Geschichte bald weitergehen.
:)
 

Lena

Floh
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:):):) Lena ist entzückt, als sie noch ein anderes menschliches Wesen entdeckt, das zwar verzweifelt versucht unentdeckt zu bleiben, es aber nicht ganz schafft. Sie beugt sich zu der jungen Frau hinüber und flüstert:

[flüster]Sei bloß vorsichtig hier!!! Die beißen!!!:eek:[/flüster]

:D:D:D
 

Lara-Mira

Jazz-Katze
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"Wie? Ach herrje...!" :D

[flüster] "Gut, dass du da bist." [/flüster]:)
Lara blickte sich ängstlich um, und hoffte, dass niemand ihr Gespräch mit angehört hatte. <BR>
[Editiert von Lara-Mira am 12-12-2001 um 21:45]
 

Cordovan

Malkavianer Antitribu
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*Cordovan der wie es ausschaut in seinem Sessel mit dem Teddy ein wenig eingedöst war schlägt ruckartig die Augen auf und grinst Lara-Mira und Lena fröhlich an* :D
Was heißt hier, wir beißen? Natürlich beißen wir. Wir sind schließlich Vampire. Aber wenn ihr das unbedingt möchtet werden wir sanft zubeißen auf das man kaum etwas davon merkt. *wieder dieser verwirrte Blick* :confused:
Und unbemerkt hier eintreten? Wie wollt ihr Menschen das denn schaffen? Die Mehrzahl der hier anwesenden Vampire kann einen Floh *grinst bei dem Wortspiel :D;)* auf mehrere Kilometer Entfernung husten hören und das nicht sichtbare sehen.
Bewegt euch ganz normal. Dies ist die Zuflucht des Dr. und ich möchte sein Euch gegebenes Wort der Sicherheit nicht brechen.
Setzt Euch also ganz ruhig zu uns und lauscht den Worten die der Dr. hoffentlich bald finden wird.

Fahr doch fort, van Helsing. Mich dürstet nach mehr Wissen über Euer Unleben... :D
 

Abraham van Helsing

Vampirjäger
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<i>An dieser Stelle unterbrach van Helsing wieder einmal seine Erzählung, um einen weiteren kleinen Schluck aus seinem Glas zu nehmen. Zwar wurde ein Vampir vom Alkohol nicht trunken, trotzdem wusste Abraham noch immer oder vielleicht gerade durch seine, im Vergleich zu Sterblichen, lange Lebensspanne, den Genuss des herben brennenden Getränks zu schätzen.
Er blickte kurz in die Runde und entdeckte ein neues Gesicht unter den Anwesenden.
„Oh, Madam, war ich so in meinen Bericht versunken, dass ich euer Eintreten nicht bemerkte? Entschuldigt bitte meine Unhöflichkeit und seid auch ihr willkommen in dieser geselligen Runde, in der Lebende und lebende Tote friedvoll beisammen sitzen. Wünscht auch ihr etwas zu trinken? Ich bin sicher, dass Mildreth noch mehr heiße Schokolade gemacht hat. Aber Tee, Kaffee oder auch einen Schluck Brand kann ich euch anbieten. Sagt einfach, wonach euch der Sinn ist.
Aber ich schweife ab. Ich werde jetzt ein paar Tage überspringen, da in diesen nichts interessantes passierte. Siegfried und Wilhelm erwiesen sich als eine Art Aufpasser, die mich keine Minute aus den Augen ließen. Es war das erste Mal, dass ich längere Zeit Vampiren so nahe war! Vieles was sie mir erzählten, war neu für mich und die Informationen drohten meinen Geist zu überfluten und doch hatte ich das Gefühl, dass sie mir etwas verschwiegen. Etwas, dass von bedeutender Wichtigkeit für mich war!“

Fünf Tage später verließ ich mit meinen beiden Aufpassern den Frankfurter Hof, eines der besten Hotels am Platz. Ich hatte die letzten Tage genutzt und Nachforschungen angestellt, was aus meinen im Orient Express zurück gebliebenen Sachen geworden war. Zu meiner großen Freude, hatte der Schaffner sie in Verwahrung genommen und so erhielt ich sie drei Tage später am Frankfurter Bahnhof ausgehändigt. Zwar wunderte sich der Bahnhofsvorsteher über meinen ungewöhnlichen Wunsch, die Sachen nur des Nachts entgegen nehmen zu wollen aber scheinbar war er Exzentriker gewöhnt und übergab sie mir kommentarlos.
An jenem Abend war es soweit, wir machten uns auf, um den Feind des Prinzen zur Strecke zu bringen. Beziehungsweise geleiteten mich meine Begleiter ein Stück, um dann in einer kleinen Schankstube auf meine Rückkehr zu warten.
Ich sollte das Opfer in seiner Wohnung aufsuchen, niederstrecken, das Herz entfernen und damit zu meinen Aufpassern zurück kehren.
Wenn ich heute darüber nachdenke, ich wusste fast nichts über das Opfer. Einzig seine Adresse und dass es der Feind des Prinzen war. Es war Wahnsinn, sich auf solch einen Handel einzulassen. Aber damals, diese neue Welt war so fremd für mich, beinahe jeder Zwang, den ein Vampir anzuwenden versteht, drängte mich dazu, Sachen zu tun, bei denen mir nur vom Gedanken daran schlecht wurde!
In meiner Ledertasche klapperten ein paar Sachen, die laut Aussage Siegfrieds durchaus gegen einen Vampir Effekt zeigten. Ein Revolver, eine Flasche Weihwasser, das um so stärker wirkte, je gläubiger der Anwender des gesegneten Wassers war. Außerdem mehrere Pflöcke, von denen einer sogar eine stählerne Spitze besaß, da einige Vampire die Angewohnheit entwickelt hatten, sogenannte Herzplatten zu tragen. Dicke Bleche, die sie sich unter die Haut setzen ließen, um einen eindringenden Pflock abzuwehren. Und schließlich ein Hammer. Meine Begleiter hatten höhnisch gelacht, als sie sahen, dass ich eine großen schweren Vorschlaghammer einsteckte, schließlich war ich in der Lage, den Pflock mit der puren Kraft meines Körpers in den Vampir zu rammen aber ich wollte an meinen alten Methoden festhalten.
Mit einer Droschke fuhren wir los, nach kurzer Zeit setzte ich meine Aufpasser ab, noch einmal wurde mir eingeschärft, dass ich nicht versuchen sollte zu fliehen, man würde mich auch weiterhin beobachten. Dann war ich allein und vor mir lag die schwere Aufgabe, jemanden, obschon ein Vampir, so doch jemand, der mir nichts getan und mit dem ich keinen Hader hatte, zu vernichten.
Viel zu schnell verging die Kutschenfahrt, obwohl sie länger als eine Viertelstunde dauerte.
Als die Droschke ins Dunkel davon ratterte, stellte ich verblüfft fest, dass die Adresse, die man mir gegeben hatte, die einer kleinen Vorstadtkirche war! Konnte es möglich sein, dass eine unheilige Kreatur an solch einem heiligen Ort hauste?
Als ich an die Tür der Pfarrei klopfte, hörte ich kurz darauf schlurfende schwere Schritte. Eine dicke ältliche Frau, die ihre besten Jahre schon weit hinter sich hatte, öffnete mir. Etwas überrascht blickte sie mich an, dann murmelte sie: „Also doch!“, bevor sie mich nach drinnen winkte: „Der Vater hat sie schon erwartet...“
Jetzt war ich endgültig verwirrt. Hatte der Prinz nicht gesagt, dass mein Opfer nichts wüsste, ja regelrecht sorglos war? Wie konnte es mich dann erwarten?
Mit einem seltsamen flauen Gefühl im Bauch folgte ich der Frau, die mich in ein kleines Arbeitszimmer brachte, in dem ein alter Mann, der die Gewänder eines Priester trug, saß und eine Pfeife rauchte.
„Ah! Van Helsing! Kommen Sie! Nehmen Sie Platz!“, er hatte für einen Geistlichen eine sehr ungewohnte abgehackte Sprechweise. Meine Gedanken sagten mir, dass er nicht das Ziel sein konnte, sein durfte aber meine vampirischen Sinne bestätigten nur, was ich längst wusste und mit aller Macht zu leugnen versuchte. Der Vater war ein Vampir! Und er kannte mich!
„Jetzt schauen Sie nicht so, sie werden nicht gekreuzigt!“, er lachte kurz spöttisch und deutete noch einmal auf einen Stuhl.
„Ich bin froh, dass sie endlich gekommen sind, ich bin schon viel zu lange auf dieser unglückseligen Welt. Und auch die Kleider eines Priesters können nicht mehr über meine wahre Art hinweg täuschen. Nur der Glaube ließ mich die letzten 900 Jahre überdauern, 900 lange Jahre! Wir beide haben etwas gemeinsam wissen Sie?! Wir wurden beide zu diesem Leben gezwungen, weil wir in unserem Menschsein gegen die Finsternis kämpften. Einst war ich Inquisitor der heiligen römischen Kirche. Heute würde man mich als Mordbrenner beschimpfen aber die Sterblichen sind so dumm. Sie stolzieren mit ihrer neuartigen Technik durch die Gegend, denken wunder was für tolle Geschöpfe sie wären und sehen dabei nicht, dass sie nur die Nahrung für eine immer schneller wachsende Schar von Untoten sind! Sie verurteilen Menschen, die einen tieferen Einblick in die Finsternis hatten, in der unsere Welt immer mehr versinkt. Oh ja, die Kirche weiß schon lange von den Kainskindern aber sie ließ dieses Wissen nie nach außen dringen. Immer nur wenige Eingeweihte Krieger Gottes wurden auf den Kampf gegen die dunklen Mächte eingeschworen. Ich war einer von ihnen. Einer der wenigen Inquisitoren, deren Aufgabe es war, die Vampire zu jagen und zu vernichten, wo wir ihrer nur Angesichtig wurden.
Und das war mein Verhängnis.
Im Jahre 1334 wurde ich nach Transsilvanien geschickt. Noch heute ist es eine raue Gegend aber damals, war sie die Hölle. Von Süden drohten die Türken, die immer wieder marodierend einfielen, raubten, mordeten und vergewaltigten und von Norden zogen die Kreuzzügler ein ums andere Mal durch das Land und zerstörten das, was die Türken noch übrig gelassen hatten.
Aber das waren die normalen Bedrohungen, mit denen damals weite Teile Europas zu kämpfen hatten. Viel schlimmer waren die Mächte des Übernatürlichen, die sich die Karpaten als ihr schauriges Schlachtfeld auserwählt hatten.
Vampire, Werwölfe, wandelnde Tote und weit schlimmere Kreaturen der Höhle lieferten sich einen Krieg, bei dem es keinen Gewinner geben konnte.
Und mitten in diesem Chaos saß, wie eine fette Spinne in ihrem Netz, Graf Vlad Dracul, von vielen nur noch ‚Tepesh’ genannt. Einst war er einer von meinem Orden gewesen, ein Drachenritter, ausgesandt, Transsilvanien gegen die Eindringlinge, menschlicher und übermenschlicher Natur, zu verteidigen.
Aber die ständige Berührung und Konfrontation mit der Dunkelheit korrumpierte ihn. Sie verdrehte seine Gedanken, ließ sein Herz erstarren. Schließlich begann er, seine Feinde, vor allem die menschlichen auf bestialische Weise zu morden. Er spießte sie lebendigen Leibes auf Pfähle und weidete sich an dem Anblick der zuckenden blutenden Körper. Lauschte dem grauenhaften Schreien seiner Opfer und trank ihr Blut. Oh ja, viele denken, Dracula wurde einst gebissen aber es ist so, dass er anfing zu beißen, als er noch kein Vampir war! Seine grauenhaften Ausschweifungen wurden immer schlimmer und schließlich begann er, die Herzen seiner Opfer zu verzehren. Und in einem Land wie Transsilvanien dauerte es nicht lange, bis er dabei auch das Herz eines Vampirs in seinem grenzenlosen Wahnsinn verzehrte.</i>
 

Cordovan

Malkavianer Antitribu
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Was heißt hier grenzenloser Wahnsinn? Dracula hat keine Ahnung was wirklicher Wahnsinn ist. Er ist ein Witz im Gegensatz zu Malkav. Er ist der Erleuchtete! Der Kaiser unter den Wahnsinnigen! Er ist es, dem man zuhören muß um Weisheit zu erlangen. Sein Wissen ist unendlich und er weis es zu tarnen so das nur seine Anhänger es verstehen können. Dracula weis überhaupt nichts und dieser unseelige Tzimisce ist nur durch die Legenden der Sethskinder das geworden, was er heute ist. Eine Legende vor der jeder angst hat.

Aber ich möchte Eure Erzählung nicht weiter unterbrechen. Erzählt ruhig weiter.
 

Lena

Floh
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Lena ruckelt mitsamt ihrem Sessel zu Lara-Mira hinüber, die jetzt etwas schockiert aus der Wäsche kuckt.
Ich komme mal mit zu Dir rüber...:)
Schön, dass Du da bist!!!:) Ich glaube nicht, dass wir uns hier so große Sorgen machen müssen, Herr van Helsing passt da schon auf!:)
Danach lehnt sich sich mit ihrem Teddy im Arm wieder gemütlich zurück und lauscht weiter.
 
Zuletzt bearbeitet:

Rio

Nosferatu
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*return*

Riecht das hier nich nach Pfeife ? ....... Jo, Et richt nach Pfeife.......

"Lassen sie sich nicht stören Herr van Helsing, ich geniesse ihre Ausführungen........"

Der fast Schwarzhäutige Mann mit der Tabakpfeife im Mudwinkel lehnt sich in seinem Dunkelgrünen Ohrensessel zurück und wartet auf den Frortgang der Geschichte.........
 

Cordovan

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Cordovan schaut sich den Neuankömmling verwundert an... bist du es tatsächlich? Schaut nochmal verwirrt hin... ja du bist es... *freu*
Rio ist wieder da! :)
Du sitzt ja schon! Dann lauschen wir jetzt gemeinsam den Ausführungen van Helsings. Machen Sie doch weiter, Dr.
 

Rio

Nosferatu
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"sisscher binnich wieder da.......... Ich kam, sah und setzte mich ......... Quasi.........*g*

Ich hab VIEL zu tun Gehabt In Letzter Zeit (war ja auch nicht Zuhause, mein Schacht war leer......), aber da ich Gestern das erstemal seit langem wieder dazu gekommen bin was zu lesen, hab ich mir gedacht, ich könnte auch mal wieder ins FORUM guckseln.......und da dachte ich mir ich könnte gleich mal mein Mitbringsel einweihen..........."

[Ein Erwartender Blick in Richtung van Helsing....... ]
 

Cordovan

Malkavianer Antitribu
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Cordovan kommt nach langer Zeit wieder in van Helsings Zuflucht an und setzt sich sofort wieder in seinen Sessel... ich denke, daß van Helsing hier bald wieder auftauchen wird und deswegen werde ich hier in diesem Sessel ein kleines Nickerchen abhalten.
Wenn sie wieder anfangen weiter zu erzählen, Dr., dan wecken sie mich bitte! :)
 

Abraham van Helsing

Vampirjäger
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<i>Van Helsing betritt wieder das Studierzimmer.
"Entschuldigen Sie meine lange Abwesenheit aber es war wieder diese gräßliche Weihnachts-Festivität im Gange und da schlafe ich lieber die komplette Zeit über in meiner Gruft!
Aber zurück zur Geschichte."

Der alte Priester fuhr folgendermaßen in seinem Bericht fort:
Als das Konzil in der Heiligen Stadt von den Vorgängen im fernen Transsilvanien erfuhr, zögerte man nicht lange. Die damalige Zeit war von einer kriegerischen Entschlussfreudigkeit geprägt, wie man sie heute nicht mehr kennt.
Wir waren Sieben, die den Befehl erhielten, in die Karpaten zu ziehen und Vlads Treiben ein Ende zu bereiten. Wir sollten ihn nicht töten! Nein, für Dracul hatten sich die Kirchenoberen etwas besonderes einfallen lassen. Ein Exempel sollte statuiert werden.
Unser Auftrag war es, Vlad zu fangen, in Ketten zu legen und vor das Konzil in Rom zu schaffen. Dort sollte er zur Abschreckung aller in einem Schauprozess gerichtet und dem Feuer überantwortet werden – Eine Fehlentscheidung ungeahnten Ausmaßes!
Sie werden sich vielleicht fragen, warum es ausgerechnet sieben Ritter waren, die ausgeschickt wurden aber dazu kann ich nur sagen, dass die Kirche zur damaligen Zeit viel für Zahlenmystizismus übrig hatte. Und das die Sieben eine Verbindung zu den Mächten des Guten haben solle, hat sich ja bis in unsere Tage erhalten. Damals brachte sie uns allerdings nur einen Vorteil. Jenen, dass eine Gruppe von gewappneten Männern dieser Größenordnung nicht sehr auffällig war. Auf den Straßen traf man allenthalben auf Bewaffnete – Söldlinge, Kreuzfahrer oder Wegelagerer. Beinahe jeder, der das Geld oder die Möglichkeit hatte, war gegürtet – es waren gefährliche Zeiten, damals wie heute, doch die Menschen waren sich dessen bewusster, als sie es heute sind.
Meine sechs Gefährten und ich schifften uns also ein und überquerten die Adria, um über den Balkan in die Karpaten zu gelangen. Nach nur drei Wochen hatten wir die Grenzen von Draculs Reich überschritten und bei einer letzten Rast berieten wir, wie dem verrückten Grafen beizukommen wäre. Unser Beschluss war es, dass vier meiner Kameraden geradeheraus zur Burg Vlads reiten würden und den dämonisierenden Grafen gefangen nehmen sollten.
Was waren wir doch für Narren, unser Gottglauben war so groß, dass wir einem Vampyr und seiner Horde mit nichts als blankem Stahl und der Macht unserer Worte entgegen treten wollten! Nach drei Tagen waren unsere Gefährten noch immer nicht von ihrem Ritt zurück gekehrt und uns schwante nichts Gutes über ihren Verbleib und meine Begleiter beschlossen, am nächsten Tag nach ihnen zu suchen. Ich, als Jüngster der Gruppe sollte zurück bleiben, um auszuharren, falls doch einer der Gefährten zurück kehrte.
Weitere drei Tage verbrachte ich allein in einem kalten und feindlichen Land. Von meinen Gefährten keine Spur. Am Abend des zweiten Tages gingen meine spärlichen Vorräte zur Neige und gegen Mittag des dritten Tages quälte mich der Hunger. Am Abend beschloss ich, am nächsten Morgen aufzubrechen, um zu sehen, ob ich noch irgendetwas für meine verschwundenen Gefährten tun könne. Weiter Warten würde ich auf keinen Fall können, den schon jetzt knurrten meine Eingeweide vor Hunger.
Der Morgen war trüb und verregnet. Dichter Nebel hing zwischen den Bäumen und Felsen des Gebirges und in der Ferne heulten die Wölfe der entschwindenden Nacht nach.
Ich sattelte mein Pferd und ritt vorsichtig auf dem kaum zu sehenden Felspfad entlang. Ein einziger Fehltritt des Tieres konnte für uns beide den Tod des Zerschmetterns im Abgrund neben dem Pfad bedeuten. Und doch war es der einzige Weg, der zur Burg Draculs führte. Trübsinnig hockte ich auf meinem Pferd, der Regen tropfte von meinem Helm, rann mir unter die Halsberge und durchtränkte das Leinen meines Rocks, sodass es feucht auf der Haut scheuerte. Das Kettenzeug färbte sich schon dunkel und bald würden auf dem blanken Stahl die ersten roten Blumen des Rostes erblühen. Ich verfluchte mein Schicksal, dass mich in diese Berge geführt hatte, ich verfluchte den Regen und mein Kettenzeug, dass ich wegen des Regens mit Sand scheuern würde müssen. Und ich verwünschte den Grafen, oh wie ich ihn verwünschte! Seine Schuld war es, dass meine Gefährten – auf deren Leben ich zu dem Zeitpunkt keinen Pfifferling mehr gab – und ich in diese Gegend geschickt wurden waren!
Dort, auf diesem einsamen Weg, mitten zwischen den Klüften der Karpaten, schwur ich, dass ich nicht eher ruhen würde, als bis der elende Graf seiner gerechten Strafe zugeführt sei!</i>
 

Cordovan

Malkavianer Antitribu
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Da seid ihr ja wieder Dr. Ich vermißte Euch schon. :)

Ah... ja... eine schöne Geschichte. Gerade gut um mal wieder ein wenig die Müdigkeit aus den Knochen zu schütteln und fasziniert zuzuhören. Aber sagt mir nur noch eins, Dr.
Wie ging es denn nun mit Euch weiter?
 

Abraham van Helsing

Vampirjäger
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<i>"Übt euch noch ein wenig in Geduld, werter Cordovan. Die Geschichte des Priesters erzähle ich deshalb, da sie eng mit der meinen verknüpft ist! Also, wo war ich?"
Van Helsing grübelt kurz, bevor er weiter berichtet.

Der alte Priester lachte trocken und schüttelte den Kopf. Ein kurzer Blick genügte, um zu zeigen, dass sein Lachen nicht über die Lippen hinaus gelangt war. Er blickte auf seine alten, runzligen, von Altersflecken übersäten, Hände hinab, die bei dieser Betrachtung zu zittern begannen.
„Sechshundert Jahre...!“, sein Flüstern war offensichtlich nicht für mich gedacht.
„Was für ein Wahnsinn, welcher Fluch! Nie Ruhe, immer auf der Jagd, keine Rast, keine Pause, immer hinterher, immer bereit! Was für ein Narr ich gewesen bin!“
Er sah mich mit einem Blick so voll unendlichen Leids an, dass mir ein kaltes Frösteln bis tief in die Knochen fuhr. Noch einmal schüttelte er den Kopf, dann fixierte er mich erneut: „Seien Sie vorsichtig mit dem, was Sie sich wünschen oder schwören, van Helsing! Es gibt Mächte, die sie erhören könnten!“
„Sie werden sicherlich denken, auch ich sei einer jener blutleeren Geister, die des Nachts durch die Straßen wandeln, um den Lebenden eine eigene unheimliche Nemesis zu sein. Aber dem ist nicht so. Ich habe nie ganz verstanden, was ich bin oder zu was ich wurde, ich weiß nur, dass in meinen Adern noch das Blut eines Lebenden fließt und das ich keinen Anspruch auf das Leben Anderer erheben muss, um meine Existenz zu bewahren!“
Dann wischte er sich über die müden Augen und fuhr er in seinem Bericht fort.

An jenem Tag in den Karpaten schien die Sonne überhaupt nicht aufgehen zu wollen und als sie es dann doch mit allem ihr scheinbar eigenen Widerwillen tat, durchbrach sie nur als matte weißliche Scheibe die trüben Regenwolken und tauchte die Welt in ein merkwürdiges Zwielicht.
Regen, Hunger und Hoffnungslosigkeit hatten mich schon seit einiger Zeit in trübsinniges Grübeln versetzt, so dass ich auf die Schrecknisse zu beiden Seiten der Strassen erst durch das Scheuen und nervöse Stampfen meines Pferdes aufmerksam wurde.
Kaltes Grauen durchfuhr mich, als ich sah, was sich da zu beiden Seiten aus dem feuchten Nebel schälte.
Hohe Pfähle, zugespitzt und in die Erde gerammt, jeder ‚verziert’ mit der Leiche eines Menschen. Dutzende, Hunderte, Tausende, der Alptraum schien kein Ende zu haben. Männer, Frauen, Kinder – aufgespießt und grauenhaft verstümmelt. Manche schon so verwest, dass sich Teile der Körper gelöst hatten und zu Boden gefallen waren. Andere wieder noch so frisch, dass ich in ihren aufgedunsenen Gesichtern noch die Pein, den Schmerz, die Agonie ihrer letzten Sekunden erkennen konnte. Man hatte die armen Seelen bei lebendigem Leibe gepfählt, viele auf eine Art, dass sie noch Stunden- oder Tagelang gelebt haben mussten, bevor sie endlich vor Schmerzen und Blutverlust starben.
Als ich dachte, der Schrecken könne nicht noch größer werden, stieß ich auf meine Gefährten. Alle Sechs hatte man auf umgekehrte Kreuze gespießt, ihre Leiber waren von unmenschlichen Klauen aufgerissen und zerfetzt wurden und wo ihre Herzen sein sollten, klafften nur noch tiefe blutige Löcher in denen sich Maden und anderes Getier wand.
Aber mein Entsetzen hatte noch nicht seine höchste Stufe erreicht, unfähig, den Blick von meinen Begleitern abzuwenden oder weiter zureiten, starrte ich die Leichen an, erbrach mich und starrte weiter.
Ich weiß nicht, wie lange ich dort so saß, bis ich langsam wieder zu mir kam aber irgendetwas hatte meine Sinne aus ihrem Tal des Schreckens zurück geholt.
Etwas, dass ihnen noch größere Pein zufügen wollte! Denn plötzlich wurde ich gewahr, dass die sechs Leichen mich anstarrten, ihre verquollenen Münder bewegten sich und ihre zerschlagenen Gliedmaßen zuckten und zappelten, als versuchten sie einen Reigen der Toten zu tanzen!
„Johann...“
Mein Herz schien stillzustehen und mein Körper fühlte sich wie von Eis überschüttet.
Welch grauenhafter Fluch wirkte hier? Welcher Dämon war in die Körper meiner Kameraden gefahren, um mich in den Wahnsinn zu treiben?
Mein Pferd wieherte und bäumte sich vor Angst, Schaum stand ihm in Flocken vorm Maul und seine Augen schienen aus den Höhlen zu quellen. Beinahe hätte es mich abgeworfen, als es auf den Hinterhänden tänzelnd wendete und in heller Panik den Weg zurück galoppierte, den wir gekommen waren.
Ich weiß nicht, wie ich die folgenden halsbrecherische Jagd des Pferdes überlebte. Warum es nicht gestürzt ist, ist mir noch heute ein Rätsel. Über Stock und Stein, schmale Felspfade, Abgründe und Geröllhänge ging die wilde Flucht und ich versuchte nicht einmal, das Pferd zu stoppen oder zu bremsen. Nur fort, nur weg und das so schnell wie möglich. Wahnsinn, nur sieben Menschen gegen eine Bestie auszuschicken, die solches Grauen hervorbringen konnte!
„Johann!“ Die Stimmen meiner Gefährten dröhnten den ganzen Ritt über in meinen Ohren, das Rollen ihrer Augen, als wären sie gläserne Murmeln hatte sich in meinen Geist eingebrannt und das Bild verfolgt mich seitdem!
Der Ritt endete schließlich, als das Pferd vor Erschöpfung tot unter mir zusammenbrach. Es fiel einfach um und war tot, ich hatte so etwas noch nie erlebt aber was war das schon im Vergleich zu den hinter mir liegenden Schrecken?
Wann an diesem Morgen mein Haar seine Farbe verloren hatte, wusste ich nicht zu sagen, nur, dass es im Verlaufe der Ereignisse schlohweiß geworden war, konnte jeder sehen.
Ich kehrte zur heiligen Stadt zurück und berichtete das Geschehene. Auch dem letzten wurde klar, dass wir es mit einer Macht zu tun hatten, mit der ein einzelner oder wenige nicht fertig werden konnten. Es wurde beschlossen, einen Kriegszug gegen Vlad Dracul vorzubereiten aber bevor wir aufbrechen konnten, erreichte uns Nachricht aus den fernen Karpaten. Die Fürsten und Herrscher der Dracul umgebenden Reiche hatten sich zusammen geschlossen und die Burg des Pfählers geschliffen. Seine Mannen wurden erschlagen oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Den Grafen selbst hatten sie zur Strafe bei lebendigem Leibe unter den Trümmern seiner Burg begraben – diese Narren! Ihr Rachedurst war größer als ihr Verstand und so setzten sie den Vampir zwar gefangen, aber sie zerstörten ihn nicht!
Als wir die Burg schließlich erreichten, fanden wir, was wir befürchtet hatten. Treue Diener des Grafen hatten ihn ausgegraben und waren mit ihm untergetaucht.</i>
 

Cordovan

Malkavianer Antitribu
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Ich will ja nicht ungeduldig erscheinen, Dr. Ich schnappe mir deshalb meinen Blutcocktail und meinen Teddy und bin ganz lieb und artig und warte auf die Fortsetzung... :)
 

Lara-Mira

Jazz-Katze
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"Oh....stundenlang könnte ich euren Geschichten folgen, Abraham."

*rutscht tiefer in den Sessel und richtet ihre Augen voller Erwartung auf den Vampirjäger.*

...möge er alsbald mit seinen Erzählungen fortfahren. :)
 

Rio

Nosferatu
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*paff*

Die Pfeife, welche Jetzt wieder mit einer neuen Füllung Tabak bestückt war, Produzierte Langsam durch den Raum kriechende Nebelschwaden.

[blick in die Runde]

"Falls das jemanden hier stört der noch atmet, sagen sie es bitte..."

ein gespannter Blick in Richtung van Helsing........

"Eine Faszinirende Erzählung ! Zweifellos, Sie verstehen es die Wesen zu fesseln die ihnen zuhören. Sind sie sicher das sie nicht ihren Berufsstand verfehlt haben :D ? "
 

Gabriel

Engel der Finsternis
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*wiedereinmal aus der Ecke ,.... der Kopf hebt sich und die tiefe Stimme sagt erneut ein paar Laute*

.....Doktor Doktor, so fahrt doch fort, wir sind alle so ungeduldig und gespannt


bevor Ich es vergess : dürfte Ich vielleicht ein Autogramm haben ? schreibt ; für Gabriel, den ruhigen aber zuhörenden Grabsteinsitzer ;)
 

Abraham van Helsing

Vampirjäger
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<i>Van Helsing schnüffelt kurz in der Luft: "Rieche ich da 'Alten Tobi'? Nun, mich stört es nicht, der Geruch von Pfeifenrauch ist sehr viel angenehmer als der dieser neumodischen Glimmstengel!
Ob ich meinen Beruf verfehlt habe? Ich wünschte, ich wüsste es! Aber ich denke, dass ich noch keine Autogramme geben sollte.
Aber zurück zu meiner Geschichte."

Der alte Priester schwieg eine Weile, bevor er wieder sprach:
„Seit jenem Tag verfolge ich die Spur Draculas, immer einen Schritt hinter ihm, nie nahe genug, um ihm endgültig den Garaus zu machen.“, er seufzte.
„Und seit jenem Tag lebe ich, altere nicht mehr wie ein normaler Mensch in Jahren, sondern in Jahrhunderten. Wie Sie sehen können, sind auch meine Tage auf dieser Welt inzwischen gezählt. Was mir noch bleibt, sind vielleicht ein- oder zweihundert Jahre, dann werde auch ich die ewige Reise antreten.“
Wieder dieses trockene, zynische Lachen.
„Aber wie es scheint, ist IHM auch das noch zuviel! Jahrhunderte lang hat er sich einen Spaß daraus gemacht, mich hinter sich her hetzen zu lassen, mir falsche Fährten zu legen, mich bloß zu stellen, doch jetzt hat er ein neues Spielzeug. Sie, van Helsing!
Jetzt schauen Sie nicht so erstaunt. Was glauben Sie denn, warum er Sie in einen Vampir verwandelt hat? In die Kreatur, die Sie am Meisten verabscheuen? Die Sie Ihr Leben lang bekämpft und gejagt haben!
Sie glauben, Sie hätten mit dem Prinzen von Frankfurt gesprochen? Dass Sie in seinem Auftrag hier sind?“, er schüttelte lachend den Kopf.
„Es gibt zur Zeit gar keinen Prinzen in Frankfurt! Der Mann, mit dem Sie geredet haben, war ER! Und Sie haben es nicht einmal gemerkt, er kontrolliert Sie völlig und Sie können sich nicht dagegen wehren!“
Er beugte sich zu mir herüber, sein Gesicht war mir so nahe, dass ich den Geruch seines Blutes atmete. Seine nächste Äußerung war nicht mehr als ein Flüstern und doch hätte sie geschrieen nicht mehr Ausdruck haben können!
„Lernen Sie, van Helsing! Der Vampirismus ist nicht nur Fluch, sondern auch Gabe! Brechen Sie aus seiner Kontrolle aus, kämpfen Sie! Es gibt kein Entkommen aus Ihrem Fluch aber Sie haben die Möglichkeit, jene zu beschützen, die sich nicht selbst schützen können!“
Johann stand auf, zog scheinbar wahllos ein Buch aus einem Regal hinter sich und warf es mir in den Schoß. Verwirrt blickte ich auf den alten Oktavband und dann wieder zu dem seltsamen Priester.
Er nickte zu dem Buch hin: „Eine Abschrift des Necronomicons. Sie erhofften sich doch Erlösung aus diesem Werk der Finsternis! Es wird Sie enttäuschen. Es enthält nichts von dem Licht, dass Sie suchen. Ein finsterer Magier schrieb es und Finster ist sein Inhalt, nicht geschaffen, um Gutes zu tun, sondern zu dienen, jenen, die des Schattens sind. Jenen, auf denen der Fluch liegt, unter dem Sie leiden!“
Wieder dieses laute eindringliche Flüstern, dieses Fixieren mit den Augen, mit diesem Blick, dessen Härte, Aufrichtigkeit und dessen Leid man nicht fliehen konnte.
„Nutzen Sie, was ER Ihnen gab und nutzen Sie, was andere vor IHM schufen, um Verderben zu bringen. Nutzen Sie es und kehren Sie es um! Es sind nur Werkzeuge und man kann sie für Böses aber auch Gutes verwenden!“
Er setzte sich wieder, bevor er fortfuhr: „Im Mittelalter gelang es der Kirche und anderen Gruppen, die Vampire stark zu dezimieren, so stark, dass die Untoten gezwungen waren, unter zutauchen oder sie wären vernichtet wurden. Sie erschufen etwas, dass sie ‚Die Maskerade’ nennen. Sie erlegten sich selbst Regeln auf, um unerkannt unter den Menschen zu leben, denn nur so war es ihnen möglich, die Zeiten der Verfolgung durch die Orden zu überstehen. Durch ihre Maskerade konnten sie die Jäger davon überzeugen, dass sie ausgerottet worden wären. Die Menschen wurden nach und nach weniger wachsam, das Wissen schwand und schließlich sogar der Glauben. Heute sind die Vampire stärker als jemals zuvor. Beinahe alles wird auf die eine oder andere Art von ihnen kontrolliert und die Menschen wissen nicht einmal von ihrer Existenz! Sie halten die alten Geschichten für Mythen, Hirngespinste einer Zeit, als Aberglaube und Furcht die Welt regierte. Und die, die wissen, stehen meist auf der falschen Seite oder verfolgen eigene Ziele!
Doch jetzt, gespalten und uneins durch ihren Jahrtausende alten Bruderzwist, macht sich immer mehr eine neue Strömung unter den Kainiten breit – der Sabbat. Einige Vampire wollen sich nicht mehr verstecken, sondern das ihnen angeblich zustehende Recht zu herrschen einfordern! Alte Konflikte und schon beinahe vergessener Zwist flammen überall unter den Kainiten wieder auf. Es herrscht ein heilloses Chaos unter den Kainskindern. Tremere bekämpfen Tzimisce und beide kämpfen gegen Brujah. Assamiten bekämpfen alle, solange die Bezahlung stimmt und Gangrel paktieren mit den Werwölfen. Einige Nosferatu haben sich dem Sabbat angeschlossen und werden von ihren Artgenossen gejagt, die zur Camarilla gehören. Im Namen des Dschihad bekämpfen sich die Clans gegenseitig als auch in den eigenen Reihen. Niemand weiß eigentlich genau, wer wozu gehört und wem man trauen kann!“
Johann schüttelte sich vor Lachen, diesmal einem Echten, er schien diese ganze Situation sehr erheiternd zu finden.
„Dies, van Helsing, ist die Stunde, auf die ich seit Hunderten von Jahren warte. Nie waren die Vampire stärker als heute aber gleichzeitig waren sie seit Schaffung der Maskerade nicht mehr so angreifbar, wie sie es im Moment sind!
Jemand wie sie, der zu ihnen gehört und doch wieder nicht, könnte das schaffen, was der Inquisition nicht gelang. Ihr Unleben öffnet Ihnen Türen, die mir verschlossen sind!
Ein geschickter Kabalist in ihren eigenen Reihen, der sich an ihrem Spiel der Ränke beteiligt, könnte das Durcheinander verstärken. Es wäre ihm möglich, die Clans gegeneinander auszuspielen! Er könnte ihre Maskerade zerschlagen, sie aus ihrem selbsterschaffenen Dunkel ans Licht der Öffentlichkeit zerren und die Menschheit auf den Kampf gegen ihren ältesten Feind einschwören!“
Erwartungsvoll blickte er mir entgegen und wartete auf eine Antwort. Aber was sollte ich ihm sagen? Mir brummte der Schädel von all dem, was er mir erzählt hatte. Zweifel plagten mich. Hatte er Recht? Konnte ich ihm überhaupt trauen? Hatte er nicht selbst gesagt, dass kein Vampir zur Zeit wüsste, wem er trauen könnte. Und was wusste ich eigentlich von ihm, außer, dass er Johann hieß und angeblich ein Zeitgenosse Draculas war! Und was das Schlimmste war, er war derjenige, den zu töten ich gekommen war. Musste er nicht solcherlei Sachen erzählen, nur um sein Leben zu schützen?
Er schien meine Zweifel auf meinem Gesicht sehen zu können, denn die Begeisterung wich aus seinem Gesicht und machte einer stumpfen Resignation Platz.
„Natürlich, Sie zweifeln an meinen Worten, Sie wissen nicht, wem Sie trauen können oder sollen. Sie brauchen Zeit. Zeit um nachzudenken, sich mit Ihrer neuen Existenz vertraut zu machen, zu lernen.</i>
 
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