Buchkritiken - Das Topic für Leseratten, Teil 2

Vernochan

Schabrackentapir
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Magst du etwas ausführlicher werden, was das Malazan Book angeht? Das steht derzeit noch auf meiner Agenda, weil ich bisher nur gutes gehört habe...
 

Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
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Es ist einfach nicht gut. Die Charaktere sind blass bis nichtexistent, jeder Zweite ist ein Powergamer, es werden Teile der Welt angeschnitten aber nie vertieft und der ganze Stil ist bleh.

Erikson versucht das ganze mit einer Ansammlung von kranken Ideen zu übertünchen, die auch nichts zur Handlung beitragen und die Lektüre nur noch unangenehmer und deprimierender machen. Nicht deprimierend auf die gute Art, sondern deprimierend in dem Sinne dass hier jemand tausend Seiten nichts Gehaltvolles schreibt und du nur eine Gewaltszene nach der anderen liest, ohne das irgendwie was dazu gewonnen wird. Es ist tausend Seiten nichts und das über sieben Bücher lang (ab dem achten hörte ich auf).

Die Serie hat keine positiven Eigenschaften, nicht eine einzige und wenn ich Bücher über Typen lesen möchte, die sich an Frauen, Kindern und Jungs vergehen, kann ich wieder zu Eis und Feuer greifen. Da hat das ganze wenigstens Sinn und ist Teil der deprimierenden Welt von Westeros.

Und schon darüber zu schreiben macht mich gleichermaßen wütend, wie traurig:c:.
 

Kraven

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Nicht traurig sein, Zelon! Es gibt Schönheit in dieser Welt da draußen.

Zum Beispiel, och ich weiß nicht...

Die Hyperion-Gesänge

Was für ein verdammtes Epos, und ich fürchte, ich muss ein bisschen ausholen, um zu erklären, warum es so großartig ist, wie es ist.

Literatur beschäftigt sich in der Regel mit dem Konzept von 'Was wäre, wenn'. Science Fiction macht da keine Ausnahme, und gewinnt ihren Reiz in der Regel daraus, dass sie die jetzige technologische und/oder soziale Entwicklung betrachtet, und dabei schaut, in welche Richtung das weitergehen könnte. Meistens sind die Autoren dann auch Mathematiker oder Physiker, Menschen vom Fach, die sich entsprechend in den Gebieten auskennen, die sie da beschreiben.
Das Ergebnis sind in der Regel intellektuell sehr spannende Konstrukte, die sich (in der Regel) dann doch eher trocken lesen. Wer sich tagein, tagaus in den Gefilden theoretischer Physik bewegt, kriegt eben nicht eine derart geschliffene Sprache hin wie jemand, der die gleiche Zeit damit verbringt, sich durch Yeats gesammelte Werke zu lesen.

Dan Simmons, Autor der Hyperion-Gesänge, hat englische Literatur studiert. Man merkt's.

Achthundert Jahre in der Zukunft hat die Menschheit die Erde von Einst verlassen und ein riesiges Reich gegründet, das Weltennetz, hunderte von Planeten, die durch Farcasterportale in Sekundenbruchteilen zu erreichen sind. In Allianz mit dem TechnoCore, einem KI-Verbund, lebt die Menschheit in Frieden, bis sie von den Ousters, einer Splittergruppe der menschlichen Rasse, angegriffen werden.
Als der Krieg langsam immer verzweifeltere Züge annimmt, wird eine Gruppe von sieben Pilgern zur Kolonialwelt Hyperion entsendet, um vom Wächter dieser Welt, dem Shrike, Hilfe zu erbitten. Es heißt, nur einem der Pilger wird sein Wunsch erfüllt. Der Rest muss sterben.
Auf der Fahrt beginnen die Pilger, sich gegenseitig ihre Geschichte zu erzählen. Alle sind sie seltsamerweise mit der Welt Hyperion verbunden, und sie beginnen zu begreifen, dass die Dinge um einiges komplizierter sind, als sie bisher glaubten...

Und wen der letzte Teil ein bisschen an die Canterburry Tales erinnerte, der ist grade mal am Anfang.
Die Hyperiongesänge bestehen aus zwei Büchern, Hyperion und Hyperion's Fall. Zusammen sind die beiden Bücher eine Hommage an das unvollendete Gedicht 'Hyperion' des englischen Dichters John Keats, in dem der Kampf der olympischen Götter mit den Titanen beschrieben wird. Ich weiß das nicht, weil ich einen abgeschlossenen Master in Anglistik hätte, sondern weil diese Referenz in der Geschichte selbst immer wieder anerkannt wird. Unter anderem läuft dort ein geklontes KI-Konstrukt von Keats herum, der einem entsprechend auch ein paar Sachen dazu erzählen kann.
Und das alles hätte so unglaublich leicht ein fantastisches Anschauungsobjekt in intellektueller Masturbation sein können... aber das wird es nicht. Simmons ist zu gut dafür.
Die Hyperion-Gesänge sind aufgeladen mit literaischen Anspielungen, voll von Tiefe und inneren Verweisen... und sie funktionieren auch dann noch, wenn man keinen einzigen davon mitkriegt. Ganz große Leistung.

Der erste Teil, Hyperion, ist ein Paradebeispiel für gelungenes World Building. Jede der erzählten Geschichten fügt neue Details zu der Welt, in der die Handlung spielt, und am Ende kennt man dann auch die weltpolitisch wichtigen Figuren, ihre Beziehungen zueinander, die Bedeutung einzelner Welten, und, insgesamt, wie dieses ganze Universum eigentlich funktioniert. Und, natürlich, fügt jede Geschichte neue Puzzlestücke zu dem Rätsel hinzu, das Hyperion darstellt.

Außerdem ist Simmons ein derart fantastischer Autor, dass jede Geschichte in einem ganz eigenen Stil geschrieben ist - was Sinn ergibt, schließlich wird jede von einer anderen Person erzählt. Quasi nebenbei ist dann jede Geschichte auch noch einem anderen Subgenre der Science Fiction geschuldet, denn warum auch nicht...

Die Geschichte von Pater Hoydt ist im Prinzip klassische Genre Fiction. Landung auf einem fremden Planeten mit fremdartigen Eingeborenen, die zu erforschen es sich lohnen könnte.
Und dann wird die Geschichte böse, und sie schlägt dabei bereits das Grundthema des Buches an: Das von Hoffnung in einer hoffnungslosen Welt (etwas, was George R. R. Martin vermutlich in Song of Ice and Fire versucht, aber mit jedem neuen Buch weniger gut hinkriegt).

Brawne Lamias Geschichte auf der anderen Seite, ist tief verwurzelt im Cyberpunk (und Halbgott William Gibson kassiert dann auch gleich mehrere Namedrops). Wir lernen die wesentlichen Fakten über die Core-KIs, über die Farcasterverbindungen zwischen den Welten und die enorme Abhängigkeit der Welten voneinander, und wir lernen John Keats kennen, den KI-Hybriden, der eine Schlüsselposition in diesem Spiel zu haben scheint, auch wenn wir lange brauchen werden, um zu verstehen, welche.

Die Geschichte des Dichters, Martin Silenius, ist wiederum eine, in der Simmons sämtliche Register seines schreiberischen Könnens zieht. Die Geschichte ist sprachlich wunderschön geschrieben und erzählt, quasi am Rande, die Geschichte des Planeten Hyperion, und die des Shrikes, dieses seltsamen Monsters, das das Ziel der Pilger darstellt. Es ist hier auch sehr interessant zu sehen, wie Simmons aus der bisher durch und durch unsympathischen Figur des Martin Slienius eine tragische Gestalt macht, die anschließend zu meinem Lieblingscharakter wurde (zusammen mit Brawne, weil Amazonen cool sind :D ).

Wir haben die Geschichte von Fedmahn Kassad, feinste Military SciFi, die uns vom Krieg mit den Ousters erzählt, die unglaublich traurige Geschichte von Sol Weintraub und den Kampf um das Leben seiner Tochter Rachel, in der quasi nebenbei eine philosophische Abhandlung über das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen stattfindet - und auch diese Abhandlung ist keine philosophische Fingerübung, sondern hat ihren Platz in der Geschichte. Alles fügt sich am Ende zusammen, auch und vor allem das Element des Brandopfers, das in allen Geschichten in irgendeiner Form auftaucht.

Und dann, wenn am Ende alle Geschichten erzählt sind (abgeschlossen von der Geschichte des Konsuls, eine Art Romeo und Julia in Space, selbstverständlich auch wieder mit einem bösartigen Twist - "Die Pest möge über eure beiden Häuser kommen"), endet das erste Buch. Und das zweite beginnt nahtlos, und jetzt, wo wir die Welt kennen, in der das alles spielt, fängt die Story dann auch an, Gas zu geben.
Und der Krieg entfaltet sich, die Pilger kommen dem Shrike immer näher, und Simmons fängt an, die Fäden zu entspinnen, die er da gewebt hat. Es ist nicht immer ganz leicht, den Wirrungen und ihre vollen konsequenzen nachzuvollziehen, die da auftauchen, aber dafür wird das Buch eben auch nie langweilig.

Natürlich leistet sich selbst ein Autor wie Simmons Schnitzer. Man merkt gerade im zweiten Buch, dass er mit manchen Figuren nicht gar so viel anzufangen wusste wie mit anderen, was entweder dazu führt, dass sie für lange Zeit von der Bildfläche verschwinden, oder... ja. Oder sie tun es eben nicht, und das ist manchmal echt schade. So viel Potential Kassads Figur auch hat, so gelingt es SImmons einfach nicht, ihm außerhalb seiner eigenen Kurzgeschichte Leben einzuhauchen. Was bitter ist, weil er eine enorm wichtige Funktion hat und an ihn auch die Figur der Moneta gekoppelt ist - die andere große Schlüsselfigur, die dummerweise von der Charakterisierung her nicht den geringsten Sinn ergibt. Und so besteht die große Liebesgeschichte zwischen den beiden dann auch aus leidenschaftlichem Sex, grenzwertigen Vergewaltigungen und dem sinnlosen Massakrieren von Oustersoldaten - manchmal dann auch in sehr seltsamen Kombinationen. Ich weiß nicht, was genau Simmons damit ausdrücken möchte (vielleicht die Unertrennlichkeit von Erschaffen und Zerstören, dargestellt durch Krieg und Sex), aber meiner Meinung nach gelingt es ihm nicht.

Das ist der nicht ganz so gelungene Teil der Geschichte, die gegen Ende dann auch etwas esoterischer wird, als sie müsste. Screw it. Es verblasst angesichts dieses opulenten literaischen Mahls, das einem da vorgesetzt wird, an der Tiefe der Figuren (im zweiten Band noch ergänzt durch Meia Gladstone, die auf ein verdammtes Podest gehievt gehört), an diesem wunderbaren Beispiel des World Buildings, und einfach der Tatsache, dass wir hier einen Epos zu lesen bekommen, der sich mit den Klassikern von Milton und, natürlich, Keats voll messen kann.

Fünf von fünf Sternen und eine volle Empfehlung.
 

Rhonwen

Forumsköchin
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Nicht auf die vorherigen Beiträge bezogen, aber ich muss diesen Buchtipp, den ich selbst von einer befreundeten Leserattenkollegin bekommen habe, unbedingt loswerden: Flavia de Luce.
Geschrieben wurde und wird die Serie um Flavia de Luce von Alan Bradley.
Das erste Buch wurde für den Dagger-Award nominiert, noch bevor das Buch geschrieben war.
Schwarzer Humor, eine schrullige Protagonistin, Chemie und die Handlung spielt im England um 1950.
Auf der Seite: http://www.flaviadeluce.de/ kann man sich näher informieren.
Ich bin jetzt beim vierten Band und fluche gerade über meine Arbeit, die es mir nicht erlaubt, nachts bis zum Ende des Buches durchzulesen.
 

Wedge

Wedgetarian
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Zelon Engelherz schrieb:

Die Malazan-Reihe scheint eines der Werke zu sein, das entweder gehasst oder geliebt wird. Man findet ausgesprochen selten sowas wie "Joa, is ganz ok und so." Ich selber habs auch noch nicht gelesen, aber die Menge der Leute, die mir gesagt haben "Les das, is total geil!" und "Das ist totaler Schrott, tatowir dir lieber die Zahl dreizeihn auf die Innenseite deines rechten Nasenflügels" ist ziemlich ausgeglichen.


Btw, wenn's auch n bissel lustiger sein darf, dann würde ich noch Jasper Ffordes Thursday Next-Reihe in den Raum werfen. Alternative History Comic Fantasy Literary Crime Mystery.

Es geht um die literarische Kommissarin Thursday Next, die in einem alternativen England lebt und dort Verbrechen aufklärt. Im ersten Buch "The Eyre Affair" jagd sie einen Schurken durch die Welt des Buches Jane Eyre von Charlotte irgendwas. :D
 

Falk

ChickenWizzardwing
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Ich habe die Malazan-Reihe bis jetzt zweimal angefangen und habe es zweimal recht zügig wieder abgebrochen. Und dabei habe ich es noch nicht mal auf Englisch versucht. Besonders in die fantastischen Elemente der Reihe konnte ich mich überhaupt nicht hineinversetzen. Stimme Wedge zu, die Zahl der Fans und Kritiker ist ziemlich ausgeglichen.
 

Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
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Es ist halt wirklich eine der wenigen Reihen, die ich nicht nur schlecht fand, sondern die mich auch emotional niedergeschmettert haben. Das habe ich in ähnlicher Weise nur mit "Sword of Truth" von Terry Goodkind und "Black Jewels" von Anne Bishop erlebt, dass ich so stark auf etwas reagierte, was ich als "schlecht" empfand.

Selbst die beiden Machwerke eines gewissen Michael Thiels (die ich heute als Erhebung für meinen Lapi benutze) habe ich nur verachtet, aber bei der Erwähnung von Malazan stirbt immer etwas in mir und eines meiner Augenlider beginnt nervös zu zucken, SO MIES ist die Serie aus meiner Sicht.

Nee, wer auch immer daran denkt sie anzufangen, lasst es. Ehrlich, lasst es. Wenn es unbedingt grimmig und düster sein muss, lest I&F, da sind die Figuren wenigstens echte Charaktere und keine Blaupausen.
 

Wedge

Wedgetarian
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Wenn du willst, dass beide Augenlieder zucken (und dein Bein ausschlägt), dann schau dir mal die Mission Earth Dekalogie an. Das ist wirklich schlecht. So schlecht kann Malazan gar nicht sein... :D
 

Zelon Engelherz

Wachritter des Helm
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So, lange gebraucht aber hier ist endlich die Rezi von Band 3 der Hussiten-Trilogie. Dickes Buch, aber viel zu sagen gibt es nicht.

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Lux perpetua

Schlesien 1429. Reynevans Geliebte, Nicoletta wurde entführt und er versucht sie zu retten. Ob es reicht, sei hier nicht gesagt. Fest steht jedoch, dass er im Verlaufe der Handlung nicht nur den Rest seines Idealismus in dieser allzu weltlichen Welt verlieren wird ...

"Lux perpetua" hält nichts von dem was sein Vorgänger "Gottesstreiter" versprochen hat. Dies liegt einfach daran, dass Autor Andrzej Sapkowski nicht richtig zu wissen schien, wie er all die Handlungsstränge und Themen der Vorgängern zu einem runden Abschluss führen sollte. So passiert es also, dass Reynevans Irren durch Schlesien noch planloser wirkte als zuvor, seine Entwicklung als Charakter nicht wirklich nachvollziehbar ist und das Ende letztendlich nicht wirklich organisch wirkt. Um es direkt zu sagen: "Lux perpetua" ist ein einziger Fehlschlag. Ein wundervoll geschriebener Fehlschlag, an dem hier und da zu erkennen ist wie die eigentliche Vision des Autors aussah, aber nichts desto trotz ein Fehlschlag.

Und doch möchte ich den Buch immer noch vier Sternen geben, da es wie gesagt immer noch großartig geschrieben ist und die wenigen Szenen die funktionieren, wirklich funktionieren (wir erfahren vor allem viel über Reynevans Erzfeind den Mauerläufer. Und zu sehen wie sogar die einstmals idealistischsten Figuren ihren schlimmsten Seiten zu erliegen drohen, ist durchaus tragisch). Es beginnt ja auch vielversprechend, ehe nach gefühlt 300 Seiten alles langsam zerfällt und Dinge geschehen, die geschehen müssen weil es meistens historisch belegt ist, aber als Leser lässt das einen erstaunlich kalt, da man die ganze Zeit hofft dass sich endlich wieder eine gewisse Struktur im Roman einstellt. Die Vision ist immer noch da und deswegen ist das Buch gefühlt immer noch "vier Sterne" wert, selbst wenn rein objektiv nur "drei" oder "zwei" Sterne drin gewesen wären.

Die finale Bewertung lautet also:

Vier wohlwollende Goldsterne, für ein bei weitem nicht perfektes Großprojekt.
 

Sir Kameldar

Palantíri-Sammler
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Mal ein kurzes Zwischenfeedback zur "Kingkiller Chronik" von mir:

Ich bin mittlerweile am Anfang des zweiten Buchs und wurde lange nicht mehr so von einem Buch in den Bann gezogen. Starke Hauptfigur, gutes Setting und starker Schreibstil.
Es kommt mir doch (und das ist positiv gemeint) vor, wie ein besseres Harry Potter für Erwachsene. Es ist sicher nicht dasselbe, aber die Stärken sind dieselben.
 

Gala

Labyrinth-Leichnam
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Äh ...

Harry Potter Buch 1+2 sind fantastisch. Da brauchts keine "bessere Variante für Erwachsene" von. Das lesen auch Sechzigjährige mit Vergnügen.

Genausowenig wie man "Märchen für Erwachsene" braucht. Märchen wurden ursprünglich für Erwachsene geschrieben - nicht für Kinder.

Danach fällt die Serie leider ab, und seitdem hat Rowling ja auch nichts mehr produziert. Trotzdem, "Harry Potter für Erwachsene" klingt für mich so schlüssig wie "Auto für Erwachsene".
 

Aldarion

Kammerjäger
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Bezüglich der "Kingkiller Chronicles" möchte ich mich explizit anschließen, das ist einer der besten Zyklen der letzten Jahre - nein, Jahrzehnte. Anders, ab qualitativ absolut auf Augenhöhe mit A Song of Fire an Ice.

Mit Harry Potter würde ich es nicht vergleichen - das Buch hat einfach einen anderen Ton. Die Kingkiller-Chronicles sind weniger das Kinderbuch - von Anfang an ernster, aber auch lyrischer. Gemeinsam ist höchstens die Grundthematik als Coming-of-Age-Geschichte. Vielleicht gibt es eine ironische Parallele: Das Problem von Harry Potter ist der Mythos, der ihn von Anfang an umgibt. Das Problem von Quothe wird nicht vor allem der Mythos, der ihn am Ende umgibt und den er selber fleißig mitgestaltet hat.

Jedenfalls ein unbedingtes Muss für jeden Fantasy-Fan :)
 

Sir Kameldar

Palantíri-Sammler
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Äh ...

Harry Potter Buch 1+2 sind fantastisch. Da brauchts keine "bessere Variante für Erwachsene" von. Das lesen auch Sechzigjährige mit Vergnügen.

Genausowenig wie man "Märchen für Erwachsene" braucht. Märchen wurden ursprünglich für Erwachsene geschrieben - nicht für Kinder.

Danach fällt die Serie leider ab, und seitdem hat Rowling ja auch nichts mehr produziert. Trotzdem, "Harry Potter für Erwachsene" klingt für mich so schlüssig wie "Auto für Erwachsene".
Wieso?

Sie hatte die Serie ja mal ursprünglich für ihre Kinder begonnen, daher ist schon eine jüngere Zielgruppe im Fokus gewesen. Natürlich geht das Buch auch für Erwachsene, widerspricht sich ja auch nicht. Trotzdem hat Kingkiller von Anfang an einen ernsteren Ton, ist düsterer und dürfte wohl eher ein älteres Publikum ansprechen.

Verstehe nicht ganz, wo das Problem meiner Aussage liegen soll?
 

Turjan

Senior Member
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Gute Kinderbuecher haben immer eine Ebene, die auch fuer Erwachsene funktioniert. Das ist ja bei Astrid Lindgrens Buechern meist auch nicht anders. Und so ein wenig hat die gute Fr. Rowling ihren Ton schon in den spaeteren Buechern angepasst. Ich hatte das erste Buch in einer Kinderbuchabteilung gekauft, bevor sie irgendwie gross bekannt war, allein deshalb, weil der Inhalt nicht ganz so seicht klang, wie man das bei anderen Kinderbuechern oft hat.

Ihre drei neueren Romane fuer Erwachsene sind ja nicht so grosse Erfolge gewesen. Wenn sie dann noch unter Pseudonym schreibt, traut ihr der Publisher mal gerade 1500 verkaufte Buecher zu. Vielleicht sollte sie's mal wieder mit Kinderbuechern versuchen.
 

Rhonwen

Forumsköchin
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Davon habe ich gestern erfahren, heute wurde ich gefragt, ob ich auch eine Mail an Amazon schreiben könnte.
Da hier begeisterte und engagierte Leser sind, denen Ungerechtigktien hoffentlich auch gegen den Strich gehen, poste ich hier mal einen Link:
http://www.fairer-buchmarkt.de/

Kurz gefasst: Amazon trägt einen Rabattkampf mit Verlagen auf dem Rücken unbeteiligter Autoren aus.
 

Christa

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Ich habe schon vor langer Zeit aufgehört bei Amazon zu kaufen, als ich erfuhr wie schlecht sie Ihre Mitarbeiter behandeln/bezahlen. Diese Sache bestätigt mich nur, das auch weiter so zu handhaben.
 

Sir Kameldar

Palantíri-Sammler
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Shao schrieb:
@Kameldar
Lies of Locke Lamora ist absolut großartig. Ist quasi wie ein Mix aus The Godfather und Ocean's Eleven/The Sting, später kommt noch Fluch der Karibik dazu. Super Buchreihe, kurzweilig, spannend, witzig, intelligent, sehr zu empfehlen.
Mit Name of the Wind kannst du auch wenig verkehrt machen, ist ein großartiges Buch.

Noch besser als The Lies of Locke Lamora, ist allerdings die First Law Trilogie von Joe Abercrombie. Bestehend aus den Büchern "The Blade Itself", "Before They Are Hanged" und "Last Argument of Kings". Das ist imho viel näher dran an ASOIF als die anderen genannten (zu Wheel of Time kann ich nichts sagen allerdings, das hab ich nicht gelesen). Es spielt in einer spätmittelalterlichen Welt, die vom Aufbau her nicht viel Neues bringt. Es gibt die barbarischen Nordländer, das "normale" Imperium von Staaten in der Mitte und die komischen Menschen mit der anderen Religion im Süden. Man verfolgt im Verlauf der Geschichte mehrere Personen, die anfangs noch nichts miteinander zu tun haben, die alle auf ihre Weise einen Hauptcharakter darstellen. Einen legendären Kämpfer aus dem Norden, einen adeligen Schnösel aus dem Imperium und einen verkrüppelten Foltermeister. Besonders letzterer ist ein herrlicher Charakter, bei dem man bei jeder Zeile aus seiner Sicht froh ist, noch all seine Zähne zu haben, im Gegensatz zu ihm.

Die gesamte Trilogie ist relativ düster und vor allem moralisch sehr, sehr grau. Das, plus starke Charaktere führt mich zu der Annahme, dass es ASOIF sehr ähnlich ist, obwohl ich nichtmal die Bücher dazu gelesen habe, nur die Serie geschaut.
Allerdings kommt Abercrombie in die Pötte. Es passiert was. Andauernd. Die drei Bücher erzählen eine epische Geschichte, mit einigen höchst spannenden Kämpfen, cooler Magie und Mysterien aus längst vergangenen Zeiten und man wird dabei nicht mit dutzenden Charakteren überladen, selbst wenn später ein paar hinzu kommen, aus deren Perspektiven die Kapitel erzählt werden.
Klare Empfehlung meinerseits.

Okay, sowohl die Kingkiller Chronicles als auch die Lamora Bücher, kann ich uneingeschränkt sekundieren. Absolut genialer Lesestoff.

Nach den ersten 50 Seiten von der First Law Trilogie hab ich allerdings ein Problem (dass das noch sehr wenig ist, ist mir klar). Bis jetzt hat mich das Buch so wirklich null gefangen. Keiner der drei Charaktere, die bis jetzt vorkommen, baut irgendwelche Sympathiewerte bei mir auf und grundsätzlich finde ich zwar den "Ton" der Sprache gut, aber irgendwie komm ich trotzdem nicht rein.
Kann man das als normal ansehen und braucht es einfach noch etwas Zeit? Momentan finde ich es z.B. ziemlich schade, dass es eigentlich nur männliche Protagonisten gibt?!

Ansonsten, wenn mich das Buch schon haben müsste, auf was sollte ich lieber wechseln?

Vor Wheel of Time hab ich ehrlich gesagt etwas Angst, das ist unglaublich umfassend. :shine:
 

Shao

Ancient Amateur
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Ansonsten, wenn mich das Buch schon haben müsste, auf was sollte ich lieber wechseln?

Der Sinn dieses Satz will sich mir nicht ganz erschließen, wiebitte? :confused: :D

Ansonsten:
Hm, also nach 50 Seiten hat bei mir fast in keinem Buch irgendein Charakter Sympathiewerte. :p Ich weiß, dass du weißt, dass 50 Seiten wenig sind, aber...das ist zu wenig. ;) Jezal Dan Luthar ist vielleicht der schwächste Charakter, aber auch der hat definitiv seine Momente und ist imho ziemlich nachvollziehbar. Die anderen beiden Perspektivencharaktere Logen und Sand dan Glokta sind absolut großartig, meines Erachtens. Aber nach 50 Seiten hast du ja vielleicht gerade mal von jedem ein Kapitel gelesen, was erwartest du? :D

Und ja, das ist zwar ein kleiner Spoiler, aber es kommt noch ein PoV-Charakter des weiblichen Geschlechtes hinzu, falls das eine Voraussetzung ist.


edit: @Thread
Wer es noch nicht getan hat, unbedingt The Martian lesen. Es ist nicht ohne Grund in aller Munde, es ist schlicht ein super Buch. Es ist nicht tiefgründig, es ist sicher keine hohe Literatur, aber es ist höchst unterhaltsam. Ich weiß nicht, wie der Film ist, aber wenn er nur halb so spaßig ist wie das Buch, ist der es sicherlich auch Wert angeschaut zu werden. :up:
 
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Veldryn

Strauchdiebin
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@Shao: Der Film ist toll, fanden Snow und ich. Das Buch hab ich noch nicht gelesen, er aber schon - insofern geh ich mal davon aus, dass du den Film auch mögen wirst. :)
 
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