Vielleicht interessiert es ja den ein oder andren. Meine Freundin war letzte Woche mit Menschen in Griechenland, Flüchtlingen Helfen und hat da Eindrücke aus erster Hand. Ich gebe mal einen Bericht, mit allem positiven und Negativem. Nachfragen willkommen
Zuerst waren sie in
Idomeni an der Grenze zu Mazedonien. In dem Lager waren vor allem Menschen aus Iran, Pakistan, Marokko und Schwarzafrika die nicht durchgelassen wurden. Syrer und Afghanen kamen Problemlos über die Grenze. Anfangs war wohl auch die Kälte ein Problem und nur Lagerfeuer dienten als Wärmequelle. Da es kein Brennmaterial gab wurde viel Müll verbrannt und alles brennbare aus den umliegenden Dörfern geholt. Später hat die griechische Regierung dann Holz mit Lastern gebracht. Das Lager wurde nach 2 Tagen geräumt und alle nach Athen gebracht, dazu auch der Tagesschau Link, der relativ gut ist. Es gab bei der Räumung wohl wirklich relativ wenig Polizeigewalt, obwohl alle Helfer vorher rausgezogen wurden. Viel unangenehmer waren Verletzungen die von der mazedonischen Polizei verursacht wurden als Menschen so über die Grenze wollten.
Das Lager war an sich gut ausgestattet mit allem was man braucht, wurde bei der Räumung aber von einigen Flüchtlingen total verwüstet, medizinischer Kram wurde geklaut, der Kindergarten der eingerichtet war zerlegt, es war wohl das meiste an Infrastruktur kaputt.
Gleichzeitig war der Platz aber nach der Räumung voll mit guten Zelten, Schlafsäcken, Kleidung usw... das wurde alles in den Müll geworfen.
Weiter nach Thessaloniki weil es an der stelle niemanden mehr zum versorgen gab. Dort gab es ein selbst verwaltetes besetztes Haus das Kleidung, Nahrung und Schlafplätze für Flüchtlinge organisiert hat. Einige Aus Idomeni waren dort hin geflüchtet um nicht nach Athen transportiert zu werden.
Weiter nach Athen. Dort in das Tekwando Olympia Stadium. Das ganze wird von der Polizei mit relativ massiver Präsenz bewacht und nur Flüchtlinge dürfen rein.
Drinnen sieht es dann
so aus.
Es war zumindest zu dem Zeitpunkt nicht überfüllt, aber es gab keinerlei Privatsphäre, nur wenige Zelte, die meisten schliefen einfach so auf dem Boden. Und der Feueralarm lief konstant. Die sanitären Einrichtungen sind natürlich auch nicht darauf ausgelegt. Da kann also niemand nen Winter über wohnen.
Allgemeine Beobachtungen:
Es gibt wohl unglaublich viele Hilfsgüter. Niemand muss verhungern, jeder bekommt Kleidung. Die Kehrseite davon ist, dass viele Flüchtlinge aber auch sehr schlecht mit den Dingen umgehen. Essen wird einfach liegen gelassen, Kleidung auch, man bekommt ja im nächsten Lager neues.
Es sind viele UNHCR und Ärzte ohne Grenzen Helfer vor Ort, die machen aber nur exakt das was ihnen die Regierungen erlauben und sind nur mäßig kritisch. Private Initiativen dürfen gar nicht mehr in solche Lager und müssen sich wohl mit Perso anmelden und werden dann irgend jemandem untergeordnet.
Inzwischen ist der Transport professionell organisiert. Aus Syrien kann man, mit etwas Glück, und ganz ohne Schleuser, in 7 tagen in Deutschland sein. Man wird in nen Bus oder eine Bahn gepackt, an die grenze in ein Lager gefahren, Läuft 100 m und im nächsten Land das gleiche Spiel. Dabei wird man mit Essen und Kleidung quasi zugeworfen.
Trotzdem ist der Gesundheitszustand vieler Menschen nicht so gut. Einige können nicht mehr laufen weil sie Knie oder Knöchelverletzungen von Schlagstöcken haben. Sehr viele Säuglinge haben Infektionen weil die Mütter scheinbar nicht selbstständig zu den medizinischen Zelten gehen. Bei persönlicher Ansprache wird Hilfe dann aber sehr gerne angenommen. Zwei Tage wurde nur damit verbracht Babys in einem Lager die Windeln zu wechseln und Infektionen die durch schlechte Hygiene entstehen bei denen zu behandeln.
Allgemein ist die Hygiene wohl das größte Problem weil es viel zu wenige Duschen gibt.
In Athen wurde das Auto mit den Hilfsgütern aufgebrochen und alles was es so gab geplündert. Das war sehr unangenehm. Allgemein gibt es wohl große Aggressionen unter den Flüchtlingen, die sich aber je nach Nationalität unterscheiden.
Die Syrer, insbesondere Familien mit Kindern sind sehr freundlich und dankbar und angenehm im Umgang. Auch die Schwarzafrikaner und Afghanen waren angenehm und unproblematisch. Probleme gab es vor allem mit Iranern, viele von denen sind wohl Heroinabhängig und auf Entzug, einige schmuggeln auch Heroin und verkaufen es dann dort. Das führt zu allgemeiner Aggression und Beschaffungskriminalität. Und am unangenehmsten waren wohl marokkanische junge Männer von denen es viele gab. Das war scheinbar auch die reichte Gruppe mit teuren Kleidern und Telephonen. Beide Nationalitäten werden nicht weiter gelassen und vermutlich abgeschoben, aber das führt zu heftiger Gewalt zwischen den Flüchtlingen. Mehrmals wurden Angriffe, meist von Marokkanern und Iranern auf andere Flüchtlinge beobachtet, wo dann die Polizei massiv mit Schilden und Schlagstöcken einschreiten musste um die angegriffenen zu schützen. Auch die Helfer wurden teilweise massiv bedrängt bei der Ausgabe von Kleidung und essen.
Das alles wurde mehrfach beobachtet, aber auch und gehäuft in Athen in der Olympiahalle.
Nachdem die Ausgabe von Hilfsgütern an Flüchtlinge nicht mehr sinnvoll möglich war wegen der Aggression, wurde entschieden das ganze an griechische Obdachlosen und Kinderheime zu verteilen.
Es gibt seit der Krise doch verstärkt Armut in Griechenland, und das kam sehr gut an. Viele der Griechen waren nicht besonders Glücklich darüber, dass die Flüchtlinge alles bekommen, gleichzeitig aber oft viel mehr Geld als sie selber haben.
Allerdings waren die Griechen mit denen Kontakt bestand sehr sehr freundlich und Hilfsbereit, keiner fand deutsche sch***e, keiner fand es schlecht, dass den Flüchtlingen geholfen wird.
Die ganze Situation ändert sich aber quasi Täglich, es gibt immer neue Zäune was die Route verschieben wird, demnächst geht sie vermutlich durch Albanien und Bosnien, weil es da wohl auch wärmer ist.
Der Bericht ist nicht vollständig, das sind alles nur persönliche Eindrücke, man kann das schwer generalisieren. Niemand der Beteiligten war besonders Polizei und Staatsfreundlich, alle wollten soviel helfen wie möglich. Photos gibt es in den nächsten Tagen.
Ich hoffe das war interessant und hilfreich. Fragen leite ich gerne weiter