Rechtsschutzversicherung - Ja oder nein?

Lord Assis

Ruhe vor dem Sturm
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Ich habe aufgrund eines kürzlichen Vorfalls (siehe meinen Beitrag hier) überlegt, mir eine Rechtsschutzversicherung zuzulegen.

Zwar habe ich selbst nur wenige Situationen gehabt, bei denen ich es für lohnenswert erachtet habe einen Anwalt einzuschalten, mir gefällt es allerdings nicht auf mein Recht zu verzichten, nur weil ich Angst vor den entstehenden Kosten habe bzw. der Schadenswert die Anwaltkosten übersteigt.
Die Kosten von ca. 250 € im Jahr für eine solche Versicherung wären für micht vetretbar, zumal ich Anfang des Jahres endlich keine Kirchensteuern mehr zahle (;)).
Auch gefällt mir der Gedanke, mich bei Unsicherheiten telefonisch von einem Anwalt beraten lassen zu können, ohne gleich eine Rechnung zu bekommen.

Habt Ihr selbst eine Rechtsschutzversicherung, habt ihr keine, und warum?
Habt Ihr schon Erfahrungen bei Rechtsstreitigkeiten gehabt?

Zweite Frage wäre, welche der Versicherer Ihr empfehlen würdet (auch anhand von Erfahrungen). Flach fallen für mich dabei schonmal die R+V und AXA, erstere wegem betrügerischem Geschäftsgebahren und zweitere wegen massiver Inkompetenz.
Und stimmt der Grundsatz eigentlich noch, dass mein seine Rechtsschutzversicherung nicht bei dem Versicherer abschließen sollte, bei dem man seine anderen Versicherungen laufen hat?
 

Sir Darian

Ritter des Helm
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LOrd Assis schrieb:
Flach fallen für mich dabei schonmal die R+V und AXA, erstere wegem betrügerischem Geschäftsgebahren und zweitere wegen massiver Inkompetenz.
Genau wegen solcher polemischer Äußerungen habe ich es nicht wirklich gerne, wenn solche "Empfehlungen" hier diskutiert werden. :hae:
Aussagen wie "betrügerisches Geschäftsgebahren" oder "massive Inkompetenz" sind nicht wirklich für eine objektive Beratung tauglich.
 

Ciramon

Drachenkrieger
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Mein zugegeben überspitzter Eindruck: wenn eine Klage aussichtsreich ist, braucht man keine Versicherung und wenn sie nicht aussichtsreich ist, zahlt die Versicherung sowieso nicht.

Dem genannten Grundsatz würde ich zustimmen, wenn es um Versicherungssachen geht. Sonst würde die Versicherung ja einen Rechtsstreit gegen sich unterstützen.
 

Chiburi

Kampfhase
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Meine Erfahrung:

Erstinstanzliche Richter arbeiten überwiegend intuitiv und unter Zeitdruck, ein gerechtes Urteil würde ich da nicht unbedingt erwarten. Soll nicht heißen, dass es nicht zu deinen Gunsten ausfallen kann, aber ich würde mich nicht darauf verlassen wollen, dass meine Nase dem Richter besser gefällt.

In der zweiten Instanz sieht es deutlich besser aus, aber spätestens dann stehen zeitlicher und finanzieller Aufwand in keinem Verhältnis mehr zum Streitwert, wenn es nicht gerade um Immobilien oder Arbeitsrecht, und damit um nennenswerte Summen geht.

Wo möglich würde ich daher das ganze Rechtssystem aussen vorlassen, und auf ein Schiedsverfahren setzen. Weil sich darauf aber gerade bei albernen Kinkerlitzchen (Nachbarschaftsstreitigkeiten) keiner einlässt, denke ich auch über eine Rechtsschutzversicherung nach.


Und die würde ich auch nicht da abschließen, wo ich andere Versicherungen laufen habe. Das ist elementare Logik: Viele Rechtsstreitigkeiten drehen sich nämlich genau darum, ob eine Versicherung einen bestimmten Schaden abdecken muss. Und schon hast du den dicksten Interessenskonflikt.


@ Ciramon

Vor Gericht und auf hoher See...



edit: @ Pie und Assis:

Zwischen Polemik oder Meinungsfreiheit ist ein schmaler Grad. Berechtigte Kritik sollte unbedingt geäußert werden, aber lieber in neutraler und beschreibender Form. Dann sind Autor und Forumsbetreiber auf der sicheren Seite. Ich würde die entsprechenden Formulierungen ändern..
 
Zuletzt bearbeitet:

Chinasky

Dirty old man
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Nur ein Hinweis: Meines Wissens beinhalten die wenigsten privaten Rechtsschutzversicherungen Rechtsstreitigkeiten, die den Beruf (von Selbständigen) betreffen. Ich hatte mal mit dem Gedanken gespielt, mir eine Rechtsschutzversicherung zuzulegen, um gegen bestimmte Klagen, die es im Kunstgeschäfts-Bereich öfter mal gibt (bzw. vor denen ich damals am meisten "Angst" hatte), gewissermaßen "immun" zu sein. Ging aber nicht, die Berufsrechtsschutzversicherung (oder wie die jetzt genau sich nennt) war weeeeesentlich teurer und für mich nicht finanzierbar.
 

Lord Assis

Ruhe vor dem Sturm
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@Sir Darian
Okay, dann schließ das Topic bitte wieder, ich frage woanders nach.
 

Aldarion

Kammerjäger
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Hallo Assis,

zunächst mal, eine Rechtsschutzversicherung ist meistens eine "Luxusversicherung". Das heißt, das Rechtsschutzrisiken in den allermeisten Fällen einfach keine existenziellen Risiken sind: Die Kosten übersteigen kaum jemals deine finanzielle Leistungsfähigkeit.

Zweitens musst du die Deckung schon recht genau prüfen: Was genau ist versichert? Viele Versicherungen bieten eine Ausschnittsdeckung: Beruf, Verkehr, Immobielienrechtsschutz... Wenn du ein bestimmtes Problem hast, das sich evtl. schon abzeichnet, scheitert der Eintritt der Versicherung oft auch an der sog. Vorvertraglichkeit - Rechtsstreitigkeiten in der Anbahnung sind meist von der Deckung ausgenommen. Auch bestimmte Gebiete (Erb-, Familienrecht etc.) sind kaum je versichert.

Unterm Strich: Überleg dir, was du investierst, erwarte nicht, dass die Versicherung in jedem Fall alles zahlt, und rüste nicht mit einer Rechtsschutz auf um vor deutschen Gerichten dein Recht zu erstreiten. Du bekommst Kostendeckung von der Versicherung, nicht Recht.

Ich hoffe, ich konnte dir mit meiner Ansicht helfen.

Und ein Wort zu den Versicherern: Ich habe auch spezielle Unternehmen, dich ich meide, aber an einen schlechten Sachbearbeiter kannst du überall geraten. Prüf die Police, liest dir ein Rating von Stiftung Warentest/Finanztest zu dem Thema durch, das bringt dich am weitesten :)
 

Maus

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Hm, ich finde eine Rechtsschutzversicherung vor allem in Hinblick auf Arbeitsrecht interessant. Vor allem wenn man einen Arbeitgeber hat, der gerne das Recht mit Füßen tritt. Dann ist so eine Rechtsschutzversicherung äußerst beruhigend (oder man ist in der Gewerkschaft und über die abgesichert).
 

Sir Darian

Ritter des Helm
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Hmmm... *grübel*

Aldarion schrieb:
Und ein Wort zu den Versicherern: Ich habe auch spezielle Unternehmen, dich ich meide, aber an einen schlechten Sachbearbeiter kannst du überall geraten. Prüf die Police, liest dir ein Rating von Stiftung Warentest/Finanztest zu dem Thema durch, das bringt dich am weitesten :)
Ganz genau.
Das ist, was ich oben meinte mit "Versicherung XY ist Mist" ist keine objektive Diskussionsgrundlage.
 

Matthew McKane

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Hm, ich finde eine Rechtsschutzversicherung vor allem in Hinblick auf Arbeitsrecht interessant. Vor allem wenn man einen Arbeitgeber hat, der gerne das Recht mit Füßen tritt. Dann ist so eine Rechtsschutzversicherung äußerst beruhigend (oder man ist in der Gewerkschaft und über die abgesichert).

Dabei ist aber zu bedenken, dass eine Klage gegen das Unternehmen (egal ob berechtigt oder nicht) immer ein triftiger Kündigungsgrund ist. Darauf sollte man es also nur ankommen lassen, wenn man die Firma eh verlassen will.
 

Scot d'Arnd

Irrsinniger Paladin
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Jedoch ist gerade bei Kündigungsschutzklagen ein Anwalt echt hilfreich. Da verlässt man zwar mit hoher wahrscheinlich auch die Firma, aber man kann eine gesunde Summe für die Übergangszeit als Vergleich ausgezahlt bekommen, den man ohne Anwalt nicht bekäme. Ob sich allerdings für diesen Einzelfall eine Rechtschutzversicherung lohnt, wage ich zu bezweifeln. Insbesondere wenn man schon in einer Gewerkschaft ist und einen Gewerkschaftsvertreter hat.
 

Lilith

Dark Mistress
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Also ich war schon mehrfach heilfroh eine Rechtsschutzversicherung zu haben. Bei ein paar Verkehrsrechtsstreitigkeiten hat mir diese gut geholfen. Ok, das war nicht existentiell. Aber als ich nach 25 Jahren von meinem Arbeitgeber entlassen wurde (angeblich betriebsbedingt) hätte ich ohne dumm aus der Wäsche geguckt. Der Fachanwalt für Arbeitsrecht hat dann für mich eine Abfindung von ca. 40.000 Euro raus geholt. Ob ich mich ohne Versicherung getraut hätte zu klagen wage ich zu bezweifeln.
 

Aldarion

Kammerjäger
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Nur zur Klarstellung, ich sage nicht, dass eine Rechtsschutzversicherung sinnlos ist. Ganz im Gegenteil :) Ich habe hier nur besonderen Grund zur Zurückhaltung und möchte möglichst objektiv bleiben.

Ein Wort vielleicht zu der angesprochenne Auffassung, dass man die Rechtsschutzversicherung nicht im gleichen "Haus" abschließen sollte wie andere Versicherungen: In der Regel ist das kein Problem, hier gibt es - schon aufgrund gesetzlicher Vorschriften - gewisse Schranken für eine (versicherungs)interne Einflußnahme.

@Sir Darian: Zur Verteidigung von Lord Assis, bring bei mir mal das Gespräch auf eine bestimmte Bank, dann garantiere ich für einen Schwall Verbalunflat jenseits von gut und böse :D:D:D

@Lord Assis: Ich habe jetzt erst die Hintergründe in deinem von dir verlinkten alten Post gelesen - meine Güte :eek: Das liest sich wie das, was immer nur jemandem in der Zeitung passiert :( Ich hoffe, es ist folgenlos wieder verheilt. Und bei der Geschichte verstehe ich auch den Wunsch, hier mit maximaler Entschlossenheit sein Recht zu verfolgen, und sich eben hierfür abzusichern.
 

Gala

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Ein Wort vielleicht zu der angesprochenne Auffassung, dass man die Rechtsschutzversicherung nicht im gleichen "Haus" abschließen sollte wie andere Versicherungen: In der Regel ist das kein Problem, hier gibt es - schon aufgrund gesetzlicher Vorschriften - gewisse Schranken für eine (versicherungs)interne Einflußnahme.
:eek: Als politisch aktiver Mensch kann ich dazu nur sagen: Papier ist geduldig.

So hat das Bundesverfassungsgericht festgestellt, das das Sanktionssystem Hartz IV dem Sozialstaatsprinzip des besonders geschützten Paragraphen 20 des Grundgesetzes widerspricht, weil jeder Bürger mindestens Anspruch auf die Leistungen der Sozialhilfe hat und das Sanktionssystem Hartz IV diese Leistungen weiter absenkt.

Trotzdem ist Hartz IV weiter Realität.

Ich würde ganz dringend davon abraten, derart blauäugig auf irgendwelche Regelungen zu vertrauen. Besonders, da es sich ja relativ einfach vermeiden läßt.
 

Toran

Schattenritter
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@Banken und Versicherungen
In der Finanzbranche sind viele schwarze Schafe unterwegs. Ich kann allen nur empfehlen sich mal die veröffentlichten Bilanzen anzusehen bevor sie Verträge abschliessen. Noch besser ist es sich professionell beraten zu lassen, aber auch da gibt es genug schwarze Schafe.

Was Versicherungen betrifft - lest einfach mal nach was in $89 VAG steht...

Einige Versicherungsgesellschaften "arbeiten" folgendermassen. x% aller Fälle die sie begleichen müssen begleichen sie schnell und einwandfrei. Die anderen lehnen sie erst mal ab obwohl der Kunde recht hat. Daraufhin beschweren sich nur noch 95% der Leute. Wieder wird abgelehnt, woraufhin wieder einige Leute aufgeben. Wer hartnäckig bleibt bekommt dann ein "Kulanzangebot" das meistens recht gering ausfällt. Die volle Summe bekommen nur wenige ausgezahlt, teilweise erst nachdem ein Anwalt eingeschaltet wurde.



@Rechtschutzversicherungen
gehören zu den teuersten Versicherungen überhaupt. Zudem gibt es verschiedene Arten beispielsweise:
- Privat
- Verkehr
- Mieter
- Vermieter
Teilweise gibt es Unterarten, dazu Unterteilungen für Nichtselbstständige / Selbstständige.

Wer sich wirklich komplett absichern will wird sehr tief in die eigene Tasche greifen müssen.
 

Aldarion

Kammerjäger
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@Gala: Auf die Sehnsucht nach Rechtstreue des Versicherers würde ich auch nicht bauen ;) Der Punkt ist einfach, wenn der Versicherer - oder eine Konzerngesellschaft - dir eh die Kosten des Rechtsstreits ersetzen muss, dann streitet er nicht so leicht, sondern zahlt einfach.

@Toran:

In § 89 VAG sind Eingriffsbefugnisse der BaFin für den Fall der drohenden Insolvenz eines Versicherers geregelt - nichts unmoralisches. Was willst du uns mit der zitierten Vorschrift sagen?

Was deine Aussage über die Arbeitsweise von Versicherungen angeht: Nein, das macht garantiert keine Gesellschaft so, die sich erhofft noch etwas am Markt zu agieren. Ganz genau so wenig wie es diese Bäcker gibt, die dauernd Sägemehl in ihre Brötchen backen und nur dann das Geld zurückgeben, wenn der Kunde mit dem Anwalt droht. Oder Boutiquen, in denen du nur Kleidung kaufen kannst, die den ersten Waschgang nicht überlebt. So etwas regelt nämlich der Markt ganz von allein. Und wenn der zu träge reagiert, die BaFin. Ganz im Gegenteil fürchten die meisten Versicherer kein Risiko so sehr wie das Reputationsrisiko, und nichts führt schneller zu Reputationsrisiken als die von dir geschilderte Verfahrensweise. Was passieren kann ist, dass ein Versicherer Kleinschäden anstandslos begleicht, weil die Kosten der Prüfung über der Schadensumme liegen.

Und was meinst du mit Rechtsschutzversicherungen sind teuer? Ich meine eigentlich, beim Abschluss einer Rechtsschutzversicherung eher zur Zurückhaltung geraten zu haben. Aber schon die Verwendung des Begriffs "teuer" ist in diesem Zusammenhang einfach nur sinnfrei. Wann bitte ist eine Versicherung teuer? Wenn Sie einen absoluten Betrag X im Monat kostet? Das man das zumindest in Relation zur Leistung, also dem gedeckten Risiko setzen muss um eine verwertbare Aussage zu erhalten, sollte selbsterklärend sein. Von den üblichen Kennzahlen erfasst "teuer" vermutlich am ehesten die sog. combined ratio - das Verhältnis aus Beitrag zur Summe aus Schaden- und Verwaltungskosten. Dieser Wert drückt aus, welchen Anteil der eingenommenen Prämien der Versicherer für Schadenleistungen und seine eigenen Verwaltungskosten ausgibt. Tatsächlich gibt es eine Sparte, die geradezu notorisch für eine combined ratio im Bereich von 60-70% bekannt ist. Also "teuer" ist. Ein ganz heißer Tip, die Rechtsschutzversicherung ist es nicht.

Mal ganz ehrlich: Glaubst du wirklich, dass in der Versicherungsbranche prozentual mehr Menschen mit, nennen wir es mal niedrigem moralischen Anspruch an sich selbst arbeiten als in anderen Wirtschaftsbereichen? Klar, da laufen auch mal unschöne Dinge. Hallo, eine Versicherung ist ein Wirtschaftsunternehmen. Der erklärte Zweck ist Geld zu verdienen. Eben ganz genau so, wie auch du für dich, und nicht das Allgemeinwohl oder karitative Zwecke arbeitest. Böse Versicherer sind ein Klischee.
 

Toran

Schattenritter
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Ich kenne die Finanzbrache seit 1982, nen gewissen Einblick sollte ich schon haben ;)


In @$89
steht, dass die Gesellschaft unter bestimmten Bedingungen (finanziell klamm) dem Kunden nicht die Summe zahlen muss/darf die ihm zusteht sondern viel weniger. In einem krassen Fall den ich kenne wurde dem Kunden verteilt über 3 Jahre insgesamt 9% der Summe geboten die ihm normalerweise zugestanden hätte. Zudem muss der Kunde weiterhin fällige Beiträge zahlen, auch wenn zu befürchten ist dass er nur einen (Bruch)Teil seines Geldes erhalten wird.

Für Leute deren Renten/Gemischte Lebensversicherung bald fällig wird könnte er recht interessant sein.


@Moral in der Finanzbranche
Die Zeiten in denen die Branche nicht nur ihr eigenes Wohl sondern auch das ihrer Kunden im Auge hatte sind mMn leider längst vorbei. Heute beraten einige Institute nur zu ihrem eigenen Vorteil.

Viele Konzerne geben ihren Filialen Vorgaben welche diese strikt zu erfüllen haben. Diese sind vorsichtig ausgerückt nicht immer realistisch. Je nach Lage lassen sich manche Produkte eben besser oder schlechter verkaufen. Teilweise sehen die Verträge der Angestellten eine geringe Basisvergütung und eine hohe "Ertragsprovision" vor. Aber auch die anderen Angestellten mit Altverträgen stehen unter Druck, schliesslich gibt es genug Leute die in der Branche Fuß fassen wollen.

Zudem soll es vorkommen, dass Sachbearbeiter ihre Kunden nicht regelmässig über Neuerungen informieren. Ein zum Zeitpunkt des Abschlusses (sehr) guter Vertrag kann dadurch zum Nachteil des Kunden geändert werden.
Zwar müssen den Kunden diese Veränderungen mitgeteilt werden doch öfters sind diese so formuliert dass sie der normale Kunde kaum richtig verstehen kann.


@Arbeitsweise
Welchen Schaden haben die Konzerne wenn nur wenige Leute mitkriegen wie sie arbeiten? Die meisten Kunden scheuen verunsichert den Rechtstreit da sie im Gegensatz zu den Konzernen keine eigene Rechtsabteilung hinter sich haben.


@Finanzieller Engpass
Gesellschaften die vergleichsweise viele Renten und gemische Lebensversicherung haben können durchaus finanzielle Probleme bekommen ($89).

Einige Gesellschaften die noch auf dem Markt tätig sind dürfen selber nicht mehr aktiv werden. Damit meine ich sie dürfen niemand mehr von sich aus annrufen oder ihre Vertreter vorbei schicken. Es sei denn der potentielle Kunde hat die Gesellschaft angerufen und um Rücksprache gebeten.
 

Aldarion

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So, der § 89 VAG in voller Schönheit:

§ 89
Zahlungsverbot; Herabsetzung von Leistungen
(1) Ergibt sich bei der Prüfung der Geschäftsführung und der Vermögenslage eines Unternehmens, daß dieses für die Dauer nicht mehr imstande ist, seine Verpflichtungen zu erfüllen, die Vermeidung des Insolvenzverfahrens aber zum Besten der Versicherten geboten erscheint, so kann die Aufsichtsbehörde das hierzu Erforderliche anordnen, auch die Vertreter des Unternehmens auffordern, binnen bestimmter Frist eine Änderung der Geschäftsgrundlagen oder sonst die Beseitigung der Mängel herbeizuführen. Alle Arten Zahlungen, besonders Versicherungsleistungen, Gewinnverteilungen und bei Lebensversicherungen der Rückkauf oder die Beleihung des Versicherungsscheins sowie Vorauszahlungen darauf, können zeitweilig verboten werden. Die Vorschriften der Insolvenzordnung zum Schutz von Zahlungs- sowie Wertpapierliefer- und -abrechnungssystemen sowie von
dinglichen Sicherheiten der Zentralbanken und von Finanzsicherheiten finden entsprechend Anwendung.
(2) Unter der Voraussetzung in Absatz 1 Satz 1 kann die Aufsichtsbehörde, wenn nötig, die Verpflichtungen eines Lebensversicherungsunternehmens aus seinen Versicherungen dem Vermögensstand entsprechend herabsetzen. Dabei kann die Aufsichtsbehörde ungleichmäßig verfahren, wenn es besondere Umstände rechtfertigen, namentlich wenn bei mehreren Gruppen von Versicherungen die Notlage des Unternehmens mehr in einer als in einer anderen begründet ist. Bei der Herabsetzung werden, soweit Deckungsrückstellungen der einzelnen Versicherungsverträge bestehen, zunächst die Deckungsrückstellungen herabgesetzt und danach die Versicherungssummen neu festgestellt, sonst diese unmittelbar herabgesetzt. Die Pflicht der Versicherungsnehmer, die Versicherungsentgelte in der bisherigen Höhe weiterzuzahlen, wird durch die Herabsetzung nicht berührt.
(3) Die Maßnahmen nach den Absätzen 1 und 2 können auf eine selbständige Abteilung des Sicherungsvermögens (§ 66 Abs. 7) beschränkt werden.


Wie du siehst handelt es sich zunächst nicht um Rechte des Versicherers - es handelt sich um eine Ermächtigungsnorm für die Versicherungsaufsicht, die BaFin, bei drohender Insolvenz regelnd in das Unternehmen einzugreifen. Klar, das Unternehmen bekommt finanzielle Erleichterungen auf Kosten seiner Kunden - nur, die Alternative wäre die Insolvenz. Der Kunde/Gläbiger bekommt dann seine Quote, gewöhnlich der schlechtere Deal. Die Vorschrift soll Insolvenzen vermeiden, letztlich im Interesse der Kunden. Ein Insolvenzrisiko trägt aber jeder in Bezug auf seine Geschäftspartner, in jedem Wirtschaftszweig. Keine Bevorzugung der Branche, kein Teufelswerk.

Zur Klarstellung: Was der Vertrieb so treibt, bzw. wohin in das Vergütungssystem treibt, ist oft mehr als bedenklich. Ic hbin da durchaus bei dir. Ich kenne finanziell erfolgreiche Vermittler, denen man die Gewerbeerlaubnis entziehen sollte, schnellstmöglich. Ich kenne aber eben auch andere - zum Glück die Mehrheit - die ihren Kunden den ihrer Meinung nach bestmöglichen Rat geben. Kompetent und ehrlich. Hier verbietet sich eine Pauschalisierung. Und wenn du, wie du sagst, die Branche kennst, dann solltest du ihr diese Objektivität zubilligen. Ich denke nicht, dass der KFZ-Verkäufer, der Kundendienstmonteur oder auch dein Arzt sich anders verhält: Bei manchen wird verkauft, was geht. Die unnötige Autobatterie. Die überflüssige Computertomographie. In der Finanzbranche. Überall.

Und das die Lebensversicherer auf eine schwere Zeit zugehen, ist allgemein bekannt. Ist das Managementversagen? Müsste ich für diese Branche argumentieren, ich würde mich als Opfer einer politisch gewollten und durchgesetzten, künstlichen Niedrigszinsphase hinstellen. Ich sehe schon die Schlagzeile: Unfähige Politamateure ruinieren einen ganzen Wirtschaftszweig - kleine Sparer und Aktionäre enteignet - unfähige Regierung kostet tausende den Job :D

Kurz: Ich sehe die Mißstände und rede nichts schön. Aber die Branche an sich schlechtmachen ist einfach nicht angemessen.
 

Toran

Schattenritter
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@89
Die Entstehungsgeschichte ist schon interessant ;) Am letzten Tag vor den Sommerferien als die Abgeordneten von CDU und FDP bereits im Urlaub waren stimmten die Abgeordneten von SPD und Grünen durch Rösselsprung für diesen $.

Das Dilemma ist dass die Gesellschaft sagen kann "Lieber Kunde ich würde dir ja gerne dein ganzes Geld zahlen, aber ich darf nicht." Wie die Gesellschaft in diese Schieflage kam ist für den Kunden selten nachzuvollziehen. Aber er blecht für die Fehler des Managements...


@Branche
Klar gibt es Berater welche den Kunden fair beraten. Ich will die Branche auch nicht schlecht reden, aber es gibt leider einige schwarze Schafe. Wenn diese falsch beraten so spricht sich dies meistens weiter rum wie 10 richtige Beraten. :(
 
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