@Sol
Gegen "aktiv" werden, wenn dich jemand interessiert, ist ja auch nichts einzuwenden, aber ich meinte mit "erzwingen" ja auch, dass man zum Beispiel (überspitzt ausgedrückt) durch die Straßen der Stadt rennt und jede Frau brüllend fragt, ob sie nicht mit einem zusammen sein will.
So geht das nicht, sogar ich, wie gesagt beziehungslos, weiß das.
Das gegenseitige Interesse muss schon da sein, ansonsten bringt es nicht solange um jemanden zu werben und ihn dann als Preis zu bekommen, weil jene Person hofft einen irgendwann so lieben zu können, wie es wohl die Pflicht wäre nach der ganzen Mühe, die man sich gegeben hat oder weil man die betreffende Person "nimmt" weil ja sonst niemand sich für einen zu interessieren scheint.
Dadurch wird Liebe zu einer Trophäe und daraus erwächst meist nichts Gutes, es sei denn die jeweiligen Partner verlieben sich am Ende doch noch, gehen also über die Oberfläche hinaus oder man redet sich solange ein den anderen zu lieben, sodass man es am Ende wirklich glaubt, während man vielleicht schuldbewusst mit anderen rummacht.
(Übrigens ist das hier nur ein theoretisches Konstrukt, dem jeder gerne widersprechen kann. Wenn dem nicht so sein sollte wie beschrieben, bin ich mehr als glücklich, glaubt mir)
Punkt ist, am Ende ist das alles den Ärger nicht wert, denn das Leben wird mit der Zeit noch stressiger und schwerer als es sowieso schon ist und das ohne all den emotionalen Ballast.
Und dann stellt sich noch die Frage, warum man sich verlieben will.
Ist es um die eigene Leere im eigenen Innern zu füllen?
Weil man glaubt sich automatisch aufzuwerten, indem einen jemand anderes sagt wie toll man doch eigentlich ist, selbst wenn man sich nicht so fühlt, sich vielleicht sogar abgrundtief hasst?
Sind das nur die Triebe, die Sex mit eventueller Vermehrung wollen und die man in ein "Verlangen nach Liebe" kleidet, weil das einem weniger egoistisch und schweinisch vorkommt?
Oder ist es am Ende wirklich die Sehnsucht nach "dem anderen Teil" der einen vervollständigt, diese spezielle Person mit der man gemeinsam alt werden möchte und die jeder sein kann, wenn beide nur aufeinander zugehen, sich respektieren und schätzen und auch ehrlich zueinander sind, selbst wenn es in Streit ausartet? Aber in welcher guten Beziehung, ob mit der Familie oder Freunden vielleicht auch Geschäftspartnern gibt es denn mal keine Meinungsverschiedenheiten?
Fakt ist, alle Liebe eines anderen nützt nichts, wenn man sich selbst nicht liebt. Das ist eine miese Erkenntnis, denn sie zeigt dass man einen langen, harten Weg vor sich hat, der auch niemals wirklich enden wird, es sei denn man kneift die Pobacken zusammen und schläft den letzten Schlaf. Aber am Ende ist es mit einer der einzigen Wege die sich wirklich zu begehen lohnen, denn je mehr man ehrlich zu sich selbst ist, desto besser lernt man auch andere wirklich zu lieben, weil man ihre Anwesenheit als Personen schätzt und sie nicht als humanoides Aufputschmittel zur zeitweiligen Aufbesserung des Egos sieht.
Daran glaube ich persönlich, selbst wenn mir die ganze Sache mit dem "sich selbst lieben" selbst nach sieben Jahren Arbeit immer noch schwer fällt, aber ich denke es hat mich zu einem besseren, zumindest etwas reiferen Menschen gemacht. Die große Liebe habe ich noch nicht gefunden, aber mein Gott vor ein paar Monaten bin ich mit einer Kommilitonin ausgegangen. Es war nett und wenn sie nicht wieder zurück in ihre Heimat gemusst hätte, wäre es vielleicht etwas mehr geworden.
Vielleicht nur ein halbes oder ein ganzes Jahr, aber selbst wenn ich diesem warmen Gefühl in meinem Bauch (so latent es auch war) auch nachtrauere so ändert es nichts daran, dass es in dieser kurzen Zeit schön war und ich danach nicht weniger wertvoll bin als zuvor, selbst wenn es einem auch manchmal so vorkommt.
Aber ich habe es nicht aktiv gesucht, es hat sich aus gegenseitiger Sympathie und Interesse entwickelt und wenn sich mal wieder jemand für mich interessieren sollte (oder umgekehrt) werde ich auch mal schauen was sich so entwickelt und wie lange. So oder so, die Liebe in diesem Fall ist eine nette, eine wunderschöne Ergänzung, aber sie ist nicht ganz so lebensnotwendig wie die Luft oder Nahrung. Unsere Hormone und Gefühle mögen uns zwar immer dazu anstiften wollen doch gefälligst auf die Pirsch zu gehen und das kann ja durchaus wie gesagt schön sein, aber abseits der Komponente der Vermehrung haben sie keinen praktischen Wert und bestimmen auch nicht mit wem wir zusammen sind oder nicht.
Das entscheiden wir, alle beide, mithilfe unseres freien Willens und am besten so, dass wir uns selbst noch im Spiegel begegnen können.
So, langer Beitrag, dem zu schreiben ich mich berufen gefühlt habe und ich hoffe, dass das Ding irgendwie in irgendeiner Art und Weise Sinn macht.
Ansonsten sieht man sich vielleicht im frustrierten Single-Topic wieder
.
Oder auch nicht, wer weiß
?