Umfrage über Homöopathie

Lisra

Schmusekater
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Wenn man gängige Literatur zur Evidenced-Based-Medicine verlinken würde - wer würde das dann überhaupt lesen?
 

Kayana di Zapp

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Na umso besser. Wenn ich mir anschaue, wieviele im Studium Wikipedia als Quelle verwenden, habe ich ja trotzdem ein Bischen Angst, dass damit unkritisch umgegangen wird. Wer dann mal selbst ein Bischen hier und da bei Wikipedia mitgeschrieben hat, merkt schnell, wie unterschiedlich oder zufällig da die Qualitätsanforderungen sind - vom Despoten-Mod bis zum Durchwinken unbewiesener Behauptungen.
Mehr Allgemeinbildung und eigene Recherche können trotzdem nicht schaden, und auch ich benutze gern und viel die Wikipedia, bestimmt mehr als ich es mit meinem Brockhaus im Regal tue.
 

Veldryn

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@Seebär: There is no such thing as "Wissenschaftsgläubigkeit". Das Wort ist ein Oxymoron.
Was du mit deinem Spinatbeispiel meinst, nennt sich "Unwissenheit".

Und zum Thema "es gibt mehr im Leben" sagte ich ja schon was. Fantasie und Mystik ist prima geeignet für Künstler, Schriftsteller u.ä., aber für Wissenschaftler und jene, die mit Hilfe der Wissenschaft Gesundheit erhalten und ganz reale Leben retten wollen (Ärzte), hat die Wissenschaft die erste Geige zu spielen, Punkt. Im Job, heißt das naturgemäß. In meiner Freizeit beschäftige ich mich mit genug Fantasiedingen... ;)
 
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Armus Bergstein

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Auch stimmt der Spruch mit dem gesunden Geist im Gesunden Körper überhaupt nicht. Ich ordne den ja immer in die konservative Ecke ein, so in die gleiche Ecke wie "ein richtiger Mann hat gedient".

Letzendlich ist geistige und körperliche Gesundheit ziemlich unabhängig voneinander. Du kannst im Rollstuhl sitzen und trotzdem geistig topfit sein. Oder umgedreht.

Auch wenn ich Dinge von Einheit von Körper, Geist und Seele lese, dann ist das esoterischer Unfug. Ob du körperlich gesund bist, und wie du dich fühlst, sind zwei verschiedene Dinge. Und Zuckerkügelchen haben damit recht wenig zu tun. Und vor allem ändert es nichts, ob es Zuckerkügelchen sind, oder chemisch identische Präperate, die angeblich einen homöopathischen Wirkstoff enthalten.
 

Seebaer

Der Schweigsame
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Probiert es mal mit der Welt außerhalb des BG-Forums.
 
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Veldryn

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In der lebe ich bereits seit über 30 Jahren, was soll ich da probieren / finden, deiner Meinung nach? Und was hat das mit dem Thema zu tun bitte?
 

Chinasky

Dirty old man
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@Veldryn:
Fantasie und Mystik ist prima geeignet für Künstler, Schriftsteller u.ä....
Phantasie ist für alle prima geeignet, die neue Gedanken denken wollen. Die ist also auch für Wissenschaftler wichtig. Mystik dagegen... Hhmm... Ist was für Schwärmer, die keinen Bock auf gründliches Denken haben. Vernunft und Kunst schließen sich - entgegen den bürgerlichen Vorstellungen - nicht aus. Die meisten guten Künstler, die ich kenne, sind alles andere als wirre Schwärmer, in der Regel sind sie ziemlich vernünftig. Daß gerade die Werke mancher moderner Künstler auf Laienpublikum abgedreht, verrückt, unvernünftig usw. wirken, liegt (von den Fällen abgesehen, wo es sich bei den Künstlern um Scharlatane handelt, und von denen gibt es sicherlich genügend, aber die sind eben keine wirklich guten Künstler ;) ) eben am mangelnden Vorwissen des Laienpublikums.
So - dies mal zur Ehrenrettung der Künstler gesagt! :-)

@Seebär: Für Dich nochmal rausgesucht: Storm.

Zur "Theorie": Eine wissenschaftlich anerkannte Theorie ist mehr als nur eine Hypothese (beides wird oft verwechselt). Sie darf sich nicht im logischen Widerspruch zu anerkannten Fakten befinden, sie muß eine gewisse Mächtigkeit zu Prognosen haben und so weiter. Darüber hinaus muß sie empirisch nachweisbare Phänomene besser oder zumindest ebensogut erklären können wie konkurrierende Theorien.

Streng genommen gibt's keine Homoöpathie-Theorie. Sondern nur eine Homöopathie-Hypothese. Die empirisch via Statistik längst widerlegt ist.
 

Veldryn

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@Hank: Natürlich, ich wollte damit auch nicht ausdrücken, dass jene Berufsgruppen OHNE Vernunft arbeiten (und erst recht nicht, dass Fantasie was negatives ist). Du hast vollkommen Recht mit dem was du schreibst. :)
 

Ysrthgrathe

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Zu Mens sana:
Es ist aber schon bekannt, dass dieser Spruch ursprünglich satirisch gemeint war? Also sogar dem Urheber schon klar was, dass das in der echten Welt großer Quatsch ist?

Zur Wikipedia:
Die ist viel, viel besser als ihr Ruf. Gerade auch die Englischsprachige. Und wenn der englische und der deutsche Eintrag im Wesentlichen übereinstimmen, ist es praktisch ausgeschlossen, dass sie einseitig, tendenziös, veraltet oder schlecht recherchiert ist.
Ich bin jedenfalls immer wieder erstaunt, wie gut die Einträge zu den Spezialgebieten sind, bei denen ich mich selbst wirklich gut auskenne und auf denen ich selbst wissenschaftlich arbeite. Dort bilde ich mir jedenfalls ein, dass ich die Qualität beurteilen kann.
Bei den englischen Einträgen ist es mittlerweile doch sogar schon normal, dass die maßgeblichen wissenschaftlichen Quellen als Fußnoten verlinkt sind.

@Seebaer
Die Sache mit der Kommastelle beim Spinat ist übrigens selbst ein Mythos. Das ist auch schon Jahrzehnte bekannt und leicht zu recherchieren. Aber eine bestimmte Klientel verbreitet es trotzdem gern. Und ihre Anhänger sind nur zu gerne bereit, daran auch ohne Belege zu glauben.
Deswegen ist es immer wieder lustig und auch irgendwie entlarvend, wenn diese Geschichte erzählt wird, um angebliche "Wissenschaftsgläubigkeit" anzuprangern. ;)
 
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Armus Bergstein

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Ysrthgrathe schrieb:
Zu Mens sana:
Es ist aber schon bekannt, dass dieser Spruch ursprünglich satirisch gemeint war?

Schon. Aber heutzutage wird er halt oft anders verwendet. Genau da ist ja das Problem. Wenn man das in der Schule von Sportlehrern hört, meinen die das oft ernst.
 

Lisra

Schmusekater
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Man kann das sicher in jeder guten Bibliothek finden, oder irgendwo online.

Der vollständigkeit halber.
 

Tolotos

Haluter
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@Wikipedia-Nebendiskussion:

Gerade in der Mathematik stimme ich da Ysrthgrathe absolut zu: Die englische Wikipedia ist dort ein sehr gutes Nachschlagewerk, längst nicht vollständig, aber eigentlich immer richtig (bzw. die Fehlerzahl ist vergleichbar mit der Anzahl von Fehlern in gedruckten Büchern).

In anderen Gebieten kann es natürlich anders sein, da es dort vielleicht umkämpftere Meinung und/oder größeres Interesse von engagierten Laien-Autoren gibt.
 

Lord Snow

Lord Commander
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Den Spiegel im Hinblick auf seine Geschichte der Springer-Presse zuzuordnen, ist relativ gewagt, um es vorsichtig zu formulieren. :D Die Fakten sprechen in diesem Fall gegen diese Behauptung, genauso wie Fakten gegen eine Wirksamkeit der Homöopathie sprechen, die über den Placebo-Effekt hinausgeht.

Wikipedia stellt eine erstklassige Möglichkeit dar, sich einen generellen Überblick über eine bestimmte Thematik zu verschaffen und das wesentlich ausführlicher und vor allem aktueller als es papiergebundene oder datenträgergebundene Lexika bisher vermocht haben. Zumindest im universitären ingenieurstechnischen/wissenschaftlichen Bereich stösst man aber erwartungsgemäß recht schnell an Grenzen, was die Fülle und Detailliertheit des Wissens betrifft.
 

Chinasky

Dirty old man
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Um Azha mal beiseite zu springen: Sie schrieb
Und: Wer glaubt schon "Spiegel-TV" (Springer-Presse, die so tut als wäre sie intelektuell) unbesehen?!

Ich verstand sie nicht so, als wollte sie behaupten, der Spiegel sei Teil des Springerkonzerns, sondern eher, daß der Spiegel eine Art BLÖD für Leute sei, die sich für intellektuell halten. Springer-Presse dabei synonym für "Boulevardpresse" verstanden.
 

Rink

Strassenköter
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Ach, ich sollte nach durchzechter Nacht nicht hier reinschneien. Aber ich machs trotzdem.

Also: Homöopathie wurde eine Wirksamkeit nachgewiesen. Wie Veldan hier zitiert hat, stammt diese Wirksamkeit wohl grösstenteils aus dem Placeboeffekt, verbunden mit der Tatsache, dass der Patient sich in seinem Problem ernstgenommen und behandelt fühlt. Es ist kein Hokuspokus. Psychologie ist eine Wissenschaft. ;)

Aus diesem Grund verstehe ich die ganze Polemik auch nicht, weil die Anti-Homöopathie-Fraktion hier einerseits die Wirksamkeit überhaupt nicht bestreitet, genau weiss, dass es in Apotheken kein Medikament gibt, das "Placebo" drauf stehen hat und als günstigere Alternative zur Homöopathie zur Verfügung steht und zu allem Unfug auch noch Anekdoten der Gegenfraktion als Einzelfälle abtut und mit eigenen Anekdoten von Kindern auffährt, welche genauso subjektiv gefärbte Einzelfälle darstellen.

Ich denke nicht, dass Medikamente immer der richtige Weg sind:
Ich warte immer noch darauf, dass Medikamente ihre Wirksamkeit auf der Verpackung belegen müssen. Und das beispielsweise mit einem Prozentsatz. Warum? Weil kein Medikament je einen absoluten Anspruch auf Heilung versprechen kann. Es ist immer "nur" eine Wahrscheinlichkeit. Es gibt meines Wissens nach auch keine genauen Regeln darüber, wie stark diese Wahrscheinlichkeit vom Placeboeffekt abweichen muss, damit etwas als Medikament verkauft werden darf. Wir haben in unserer Gesellschaft diesbezüglich ein recht blindes Vertrauen, dabei sind die Validitäten der Medikamente (am Menschen) für die Zulassungsorgane unserer Länder und auch für Ärzte oft schwer ersichtlich (u.a. weil viele Medikamente durch Labors getestet wurden, welche von Pharmafirmen direkt bezahlt wurden; die diesbezüglichen Publikationen sind also wohl nicht immer ganz neutral). Grosse neutrale Studien sind langwierig und aufwändig und nur dann möglich, wenn man auch genügend Patienten hat, welche diese Krankheit haben und Behandlung erfahren (was bei neuen Medikamenten immer ein Risiko darstellt, das viele nicht eingehen wollen). Eine Gruppe, welche gar keine Behandlung erhält zum Vergleichen des wirklichen Nutzens gibt es bei vielen Studien gar nicht und wenn, dann nur, weil der Patient die Behandlung verweigert hat (was nicht mehr einem experimentell sauberen Ablauf entspricht, da keine Randomisierung). Langfristige Effekte sind noch schwerer zu ermitteln.

Medikamente weisen im Gegensatz zu Placebos oft unerwünschte Nebenwirkungen auf, wie Belastungen von Organen wie Leber oder Herz, Suchtpotential usw. Habe ich auch oft genug erlebt und mich gefragt, warum manche Ärzte so leichtsinnig riesige Dosen an Schmerzmitteln und Schlafmitteln verschreiben, welche die Patienten dann den Rest des Lebens schlucken, statt auch die möglichen negativen Effekte einzubeziehen und diese abzuwägen. Vielleicht gibt es ja Alternativen, welche das Problem ähnlich gut lösen. Vielleicht ist manchmal auch kein Medikament zu verschreiben die beste Lösung: Bettruhe dürfte viele kleine Krankheiten kurieren, für welche manche Hypochonder zum Arzt rennen. Oder nicht? Nein, wenn wir zum Arzt gehen, dann ERWARTEN wir, dass der Arzt genau weiss, was mit uns nicht stimmt und dass wir ein Mittel dagegen kriegen. Sonst fühlen wir uns nicht ernst genommen. Und genau hier kommt Homöopathie ins Spiel.

Versteht mich nicht falsch, die Medizin und „klassischen“ Medikamente sind toll und ich könnte mir unsere Gesellschaft nicht ohne sie vorstellen, aber auch in der „Schulmedizin“ (wie sie hier betitelt wurde) haben wir unsere goldenen Kälber, welche wir so nicht ganz so glänzend aufrecht erhalten könnten, wenn wir etwas genauer hinschauen :) Aber ich persönlich sehe das nicht ganz so als ein „Entweder Schulmedizin oder Homöopathie“ an, wie das scheinbar viele hier tun, sondern als ein problemlos mögliches "und".

Momentan läuft es aus meiner Sicht so ab: Homöopathie ist eine Ergänzung zu den anderen möglichen Behandlungsmethoden. Ein Mediziner wägt also ab, welche Medikamente, homöopathische Mittel oder Behandlung er verschreiben soll um das Leid des Patienten zu mindern. Dabei wählt er dasjenige, von dem er aus wissenschaftlicher Sicht den grössten Nutzen (abzüglich potentiellem Schaden) erwartet. Kein Arzt würde bei einer Krankheit, bei welcher eine Operation oder ein Medikament grosse Heilungswahrscheinlichkeiten verspricht, freiwillig homöopathische Kügelchen verschreiben. Genau wie ein Arzt wenn jemand durch trockene Luft gereizte Augen hat hoffentlich keine Augen-OP ansetzt. Bei Bagatellfällen unterstützt das Placebo die Selbstheilung und ist mit grosser Wahrscheinlichkeit die kostengünstigste und beste Lösung für den Patienten. Wo liegt das Problem?

@Veldan, zu den drei Gründen möchte ich noch etwas sagen:
1. Ethik: Medikamente können unerwünschte Wirkungen aufweisen, welche den Mehrnutzen gegenüber Placebos zunichtemachen. Medikamente und andere Behandlungsmassnahmen können und werden weit mehr Kosten verursachen (sowohl dem Patienten, wie auch dem Gesundheitssystem). In so einer Situation finde ich es bei Bagatellen unethisch etwas anderes, als ein Placebo zu verschreiben.
2. Die Profitgier der Pharmafirmen betrifft alle Medikamente, die Marge dürfte bei den meisten Medikamenten aber weit höher liegen als bei homöopathischen Mitteln, weil dort kein medizinisches Patent vorliegt, welches einer einzigen Firma die Vormachtstellung erlaubt. Bei vielen anderen Medikamenten ist dies aber leider der Fall. Das dürfte Dir bekannt sein.
3. Falsche Anwendung: Die Homöopathie ist dann völlig unbedenklich, wenn man sie bei medizinisch nicht besonders gravierenden Dingen anwendet. Dazu zähle ich beispielsweise ein wenig Fieber, die jährliche Grippe, gereizte Augen, leichte Schlafprobleme, leichte Verstimmungen usw. In solchen Fällen, wo jemand also sowieso keinen Arzt aufsuchen würde, bringt das Mittel also eine Unterstützung. Soweit ich weiss, sind Apotheker angehalten, den Kunden darauf hinzuweisen, wenn ein medizinischer Notfall vorliegt, der einen Arztbesuch dringend nahe legt. Verschreibt dagegen ein Arzt dieses Medikament, dann gehe ich schwer davon aus, dass dieser Arzt weiss, was er tut, genau wie ich hoffe, dass er weiss, was er tut, wenn er jemandem hochdosierte Schmerzmittel verschreibt, welche für gravierende Nebenwirkungen bekannt sind. Ich gehe mit Dir einig, dass es solche Fälle von falscher Anwendung gibt und dass diese nicht gut sind. Für mich sind das aber Einzelfälle, welche es in der Kundenberatung abzufangen gilt. Genau wie der Kauf und Konsum mancher nicht unproblematischer Medikamente während der Schwangerschaft, etc.
4. Mystik und Magie: wir haben bereits festgestellt, dass Homöopathie wirkt. Es ist irrational diese Wirkung nun abzutun und so zu tun, es ginge hier um Magie. Unter dem Strich kann für manche Personen so eine Behandlung aus ärztlicher Sicht die beste Variante sein. Oder nicht? :)
 
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Lisra

Schmusekater
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Zu 4. (und eigentlich überhaupt) Nein, und zwar aus mehreren Gründen.

Sicher streitet niemand den Placebo Effekt ab, aber das ist eben NICHT der Effekt den Homeopathen verkaufen. Sie verkaufen eine mystische Wechselwirkung ihrer Globuli mit dem menschlichen Körper, eine lächerliche Idee von Wassererinnerung und ein "Testverfahren" dass nichts weiter ist als ein magisches Ritual verkleidet in moderne Sprache.

Homeopathie ist wundervoll inkonsequent in ihrer Beziehung zur Empirie. Einerseits werden Anekdoten zur Effektivität aufgeblasen, andererseits wird tatsächlich empirische Untersuchungen abgelehnt.

Homeopathen belügen Kunden um den Effekt, indem sie mehr als den Placeboeffekt verkaufen. Gerade als Physiotherapeut finde ich das ein Unding. Ich werde schließlich auch nicht behaupten, dass ich magische Hände habe, so cool das auch wäre.

Homeopathen bauen, wenn sie nicht gerade Anekdoten oder Studien von fragwürdiger Qualität die jeder Zweitjahrstudent beurteilen könnte herauskramen, argumentieren von Authorität her, von dem Herrn Bach aus England, dem Deutschen Homeoptahievater dessen Name ich zu Faul bin rauszusuchen, bis zurück zu Paracelsus. Pa-Ra-Cel-Sus. Argumentieren von Authorität ist in der Wissenschaft kein Argument (bevor Mantis mich korrigiert, in der EBM ist das ein kleines Stück anders, aber ich finde dass man hier unterscheiden muss).

Homeopathen weigern sich Erkenntnisse der letzten 100 Jahre anzuerkennen, gerade weil sie ihre mystischen Theorien zerfallen lassen.

Das sind die wirklichen Probleme damit. Verdunkelung und Lügen, verkleidet in Pseudowissenschaft. NICHT dass der Placeboeffekt hilft. Wie Veldan korrekt sagt öffnet man damit Nachlässigkeit und grober Fahrlässigkeit Tür und Tor. Es muss nichtmal Zuckerwasser gegen Krebs sein.

Puh. Soviel polemisches Geschrei am frühen Morgen. Wo ist mein schwarzer Tee..


Empfehle nochmals Dr. Goldacres Buch. Auf Deutsch als "Die Wissenschaftslüge" erschienen.

Wenn Patienten lieber Wasser oder Globuli nehmen anstatt Stabilitätstraining von mir zu bekommen ist das deren eigene Entscheidung und Verantwortung, aber es tut mir doch ein bisschen weh.
 
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Veldryn

Strauchdiebin
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@Rink: Den Vorwurf von Polemik lass ich mir ebensowenig gefallen wie den Vorwurf, die Wirkung komplett abzustreiten.
Ich habe mehrmals sehr deutlich und präzise gesagt, dass Homöopathie eine Wirkung hat, nämlich den Placeboeffekt.
Ich habe sehr deutlich und präzise meine eigenen Anekdoten mit den Worten eingeleitet, dass Anekdoten keinen echten Aussagewert haben, habe diese aber trotzdem absichtlich erzählt, um auch auf dieser, von Homöopathen allzugern benutzen Argumentationsschiene, mal die andere Seite der Medaille aufzuzeigen.

Meine Punkte 1-4 sehe ich nach wie vor in keinster Weise widerlegt durch das was du schreibst.
1+2. Medikamente werden im Gegensatz zu Homöopathika in Studien überprüft, bevor sie zugelassen werden. Und zwar auf Sicherheit, pharmazeutische Qualität und Wirksamkeit. Bei Homöopathika ist das nicht so, da muss gar nix überprüft werden. Gestern hielt ich ein von einer Patientin bestelltes Homöopathie-Wässerchen in der Hand, das aus Borellien (also die Erreger von Borelliose) hergestellt war. Da kann man dann nur hoffen, dass da wirklich nix mehr von drin war nach der "Potenzierung"... aber das nur am Rande.
Die Basis für eine (echte) Arzneimittel-Zulassung ist das Verhältnis von Nutzen für den Patienten und möglichen Nebenwirkungen. Dieses Nutzen-Schaden-Verhältnis muss positiv ausfallen, ansonsten hat die forschende Pharmafirma tausende bis Millionen von Euros in den Wind geblasen - Pech gehabt in Sachen Profit. Darum sind neue Medikamente auch teuer - das Risiko, mit einer Neuentwicklung zu scheitern ist sehr hoch. Die hohen Preise sind auch, ich weiß nicht ob dir das bewusst ist, nicht für ewig - der Patentschutz für neue Arzneimittelpatente hält 10 Jahre. Und das sind 10 Jahre nach Patenteinreichung, nicht nach Marktzulassung. Davon bleiben mitunter nach den klinischen Studien nur noch 5-8 Jahre übrig.
Die Angst vor Nebenwirkungen ist daher sicher eine verständliche, aber damit zu argumentieren ist nicht sehr rational. Jedes wirksame(!) Medikament kann Nebenwirkungen haben, und wenn tatsächlich Nebenwirkungen auftreten, die den Patienten mehr belasten als ihm das Mittel hilft, dann wird das Medikament, wer hätte es gedacht, eben abgesetzt und ein anderes ausprobiert. :rolleyes:
Und was die Kosten betrifft - richtige Medikamente mögen teurer sein, aber im Verhältnis zum Nutzen finde ich das auch angemessen. Es ist unethisch, dabei bleibe ich, Patienten eine magische Wirkung zu versprechen, die schlicht nicht da ist (keine einzige Homöopathiefirma wirbt mit ihrem tollen Placeboeffekt - den jedes Medikament hat) und dafür Geld zu verlangen, sei es auch nur ein paar Euros. Das ist nichts anderes als Betrug.

3. Ja, wenn man sie bei Lappalien anwendet, ist die Homöopathie nicht schädlich. Die von mir absichtlich erzählten Anekdoten sollten aber gezeigt haben, dass dies nicht immer der Fall ist. Wenn die Leute ihre Homöopathiebücher studieren und ein Arsenal von Kügelchen im Haus haben und ihre Kinder damit behandeln statt zum Arzt zu gehen wenn das Kind seit 3 Tagen 40°C Fieber hat oder seit einer Woche Durchfall... dann ist das gefährlich. Themen wie Impfverweigerung u.ä. habe ich auch angesprochen, die zwar nicht direkt mit der Homöopathie zu tun haben, aber von den Fanatikern auf dem Gebiet mehr und mehr propagiert werden, abseits jeder wissenschaftlichen und medizinischen Vernunft.
Und mich macht sowas gerade bei Kindern richtig sauer, die Kinder können nix dafür und müssen für die Dummheit ihrer Eltern leiden - und geraten womöglich sogar in Lebensgefahr.

4. Irrationalität lasse ich mir nicht vorwerfen, nein. Ich habe an fünfzigmillionen Stellen gesagt, dass ich den Placeboeffekt anerkenne. Ich habe sogar meine 4 Punkte damit eingeleitet, dass ich Homöopathie trotz des Placeboeffektes ablehne, aus eben jenen Gründen.
Wenn die Homöopathiefirmen ehrlich wären und den Leuten sagen würden, was sie da in der Hand haben (Placebos), würden meine Punkte etwas anders aussehen.
Ansonsten, what Lisra said. :up:
 

Gimling

Mad Scientist
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Unter dem Strich kann für manche Personen so eine Behandlung aus ärztlicher Sicht die beste Variante sein.

Durchaus. Wenn der Arzt diese Person wirklich nicht leiden kann.
 

Falk

ChickenWizzardwing
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@Rink: Hier kommt die Gegenrede, ebenfalls nach durchzechter Nacht :D

Punkt 1: Es gibt Placebo-Tabletten zu kaufen, nennen sich P Tabletten, erhältlich in verschiedenen Farben ;)

Ich denke nicht, dass Medikamente immer der richtige Weg sind

Da sind wir voll und ganz einer Meinung! Nur weil wir überzeugte Gegner Alternativmedizinischer Methoden wie der Homöopathie sind, heisst das nicht, dass wir die unkritische Einnahme von Medikamenten bei jeglichem Leiden befürworten. Ein Spruch den ich gar nicht mag aber immer wieder zu hören bekomme, lautet:"Du bist doch Apotheker, du hast doch gegen alles eine Pille parat!"

Auch weiter führst du richtig aus: Die Medikamentengabe bietet kein Versprechen auf absolute Heilung. Und ja, es besteht immer das Risiko auf Nebenwirkungen. Es gilt also den Nutzen für den Patienten (dieser muss übrigens nicht immer Heilung sein, sondern kann auch in der Symptomlinderung liegen) gegenüber den Risiken abzuwägen. Dies ist eine fundamentale Grundregel der Pharmakotherapie. Wir können halt nicht zaubern. Das können nur die Homöopathen, die Heilung/Linderung mit gleichzeitiger völliger Nebenwirkungsfreiheit verkaufen.

Natürlich ist die Medizin auch ein Geschäft und Pharmaunternehmen versuchen einiges, Einflussnahme auf Studien zu nehmen, damit ihr neues Präparat gut bewertet wird. Auch deswegen gilt wieder: Evidenzbasierte Medizin (von vielen hier bereits angesprochen, von Lisra verlinkt) ist absolut unersetzbar! Sie dient nicht nur dazu, Homöopathie kritisch zu bewerten, sondern auch die neusten Erfindungen der Pharmaindustrie. Gim hat es schon geschrieben: Es wird rigoros alles bewertet, ohne Ausnahme. Und dies muss mit größtmöglicher Objektivität passieren, um subjektive Einflussnahme möglichst zu verhindern. Ein Einzelfall ist daher leider noch kein Beweis und tatsächlich als Anekdote zu sehen. Ich glaube Azhas Geschichte, aber Einzelfälle dürfen in der Medizin nunmal keine Grundlage für die Wirkung eines Medikamentes sein, egal ob homöopathisch oder pharmakologisch. Auch besteht das Problem der Kausalität, da hat Gim schon etwas zu geschrieben.

Thema: Medizin und Homöopathie ergänzend nebeneinander. Ich halte beides für ziemlich unvereinbar. Gründe wurden schon genug genannt.
Ich gebe dir aber Recht, das System Medizin krankt derzeit aufgrund diverser Skandale an berechtigtem Vertrauensverlust. Außerdem sollten Ärzte wieder die Möglichkeit haben, mehr Zeit für die Betreuung ihrer Patienten zu haben. Würde das geschehen, würde der homöopathischen Bewegung vielleicht der Wind aus den Segeln genommen

Homöopathie bei Bagetellerkrankungen: Im Laufe der Evolution haben wir ein ziemlich ausgefeiltes Immunsystem entwickelt. Dieses ist sowieso schon darauf ausgelegt, bei Infektionen in kurzer Zeit zu voller Leistung hochzufahren. Ich habe keine Ahnung, was es da noch bringt, Globuli zu lutschen. Ach weiss ich nicht, welche ominösen Selbstheilungskräfte dadurch aktiviert werden sollen.

Erwartungshaltung beim Arzt: Hier ist vielleicht ein gesellschaftliches Umdenken nötig. Ich finde einen guten Arzt erkennt man daran, dass er einen auch mal wieder nach Hause schickt, ohne etwas zu verschreiben (Nutzen/Risiken von Arzneimitteln, siehe oben). Leider ist der Druck auf die Hausärzte sehr groß. Ich hatte diesbezüglich mal ein interessantes Gespräch mit einem Hausarzt. Es fällt auch einem rational denkenden Arzt sehr schwer, gegen die häufig hohe Erwartungshaltung der Patienten anzukämpfen. In unserer Workaholic-Gesellschaft will anscheinend keiner mehr seinen Schnupfen zu Hause auskurieren. Befeuert wird das durch die pharmazeutische Industrie (einschließlich dem homöopathischem Lager), die in der Werbung schnelle Linderung verspricht!
 
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