Umfrage über Homöopathie

Mantis

Heilende Hände
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Einwurf-Frage: Zählt für dich, Schuck, Physiotherapie als klassische Schulmedizin? ^^
Und, zweiter Einwurf: Bandscheibenvorfall ist nicht gleich Bandscheibenvorfall. Es gibt Leute, die laufen jahrelang mit unentdeckten Vorfällen rum, und es gibt Leute, die haben schon mit minimalen Vorwölbungen riesige Probleme.

Operiert wird beim BSV eigentlich nur dann, wenn der Patient
- massive Schmerzen
- Kraftausfall von mehreren Muskeln
- massiven Gefühlsverlust (in mehreren Vorfall-relatierten Gebieten)
- oder andere gravierende Symptome hat (zB Vorfall-relatierte Inkontinenz)

In allen anderen Fällen - klar, ich würd jetzt nicht dagegen argumentieren, dass mit Physiotherapie und anderen schulmedizinischen Methoden viel erreicht werden kann und auch viel erreicht wird, aber ich habe auch schon viel zu viele Fälle gesehen und behandelt, bei denen die Psyche in erheblichem Maße in das Weiterbestehen der Beschwerden mit einspielt.
Und in dem Fall ist es dann leider nicht mehr nur ein mechanisches Problem, sondern hauptsächlich eines vom Schmerzverhalten, von Gewohnheiten und Überzeugungen und von negativer Einstellung. (Das trifft dann allerdings erst bei den chronischen Problemen zu, also weniger beim akuten Bandscheibenvorfall (BSV).)

Ich will damit bei Weitem nicht sagen, dass bandscheibenrelatierte Beschwerden nur durch positives Denken weg zu kriegen seien, aber der Umgang (des Patienten) mit den Beschwerden ist ein verdammt wichtiger Faktor in der Behandlung.
Und, Kurve zu den Alternativen Behandlungsmöglichkeiten kommt hier; in solchen Fällen bin ich dann auch der Meinung: was immer der Patient meint, was ihm hilft, soll er doch bitte ausprobieren. Egal, ob ich dem skeptisch gegenüberstehe oder nicht. Wichtig finde ich dabei nur, dass ich selbst nicht aktiv versuche, meinen Patienten so was zu verkaufen oder anzuraten, sondern sie (sofern es in meinen Augen nicht absoluter Unfug ist Oo) ermutige, Dinge auszuprobieren, weil das oft davon zeugt, dass die Patienten ihr Problem aktiv angehen. Und dass zu keinem Zeitpunkt die auf die Ursachen gerichtete Therapie unterbrochen wird. Denn was nützen einem entspannte Muskeln, wenn es ein Haltungsproblem ist? Oder der wieder in Ordnung gebrachte Chi-Fluss (..whatever), wenn man sich nicht an simple Bewegungs- und Lebensregeln (z.B. zum Thema Heben/schwere Dinge tragen, wenn wir grad beim BSV sind) hält?

Der Arzt, der einem Patienten mit Bandscheibenproblematik einfach nur dazu rät, Schmerzmedikamente zu nehmen und so weiterzumachen wie bisher, handelt in meinen Augen grob fahrlässig.
Aber so einer ist mir - bei allen seltsamen Varianten an Arztverhalten - in meiner bisher kurzen Karriere noch nicht begegnet. ^^
 
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Veldryn

Strauchdiebin
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Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich an Homöopathie "glaube", aber ich glaube genausowenig an die Schulmedizin

Schöner Punkt. Zum Glück hat es die Schulmedizin nicht nötig, dass man an sie glaubt. Ihre Wirkung ist bewiesen. Wie gingen noch die schöne - und wahren - Worte von Tim Minchin:
Alternative Medicine has either not been proved to work, or been proved not to work. Do you know what they call "alternative medicine" that's been proved to work? Medicine.
Und darum, @Mantis, dürfte Physiotherapie auch nicht unter Alternativmedizin fallen - was du da machst ist kein Hokuspokus. :)

Und @Azha, wo kosten Kügelchen 2,50? Die günstigsten Sorten von der DHU kosten 4-8 Euro, teurere bis über 20 Euro. Mit Krebstherapie zu vergleichen ist auch ein starkes Stück, klar kosten da neue, teure Antikörper-Therapien Tausende, aber die retten auch Leben (nicht jedes, leider, aber Krebs IST heilbar geworden in vielen, vielen Fällen, anders als du behauptest). Herkömmliche (ältere) Chemotherapieformen sind inzwischen übrigens auch sehr günstig, weil die Patente ausgelaufen sind.
In meinem Job werd ich jeden Tag ärgerlicher über die erfolgreichen Marketingstrategien der "Pharmafirmen", die Homöopathie herstellen. Es frustet endlos, wenn da Eltern zu einem in die Apo kommen mit einem apathischen Kind im Buggy, das seit 3 Tagen 40°C Fieber hat und wo die Mutter nun das nächste homöopathische Mittel ausprobieren will. Oder wenn die Mamis ihre Babys lieber die ganze Nacht weinen lassen und mit Kügelchen füttern, statt bei starken Zahnungsschmerzen mal ein Ibu- oder Paracetamol-Zäpfchen, was nun wirklich sehr gut verträglich und wirksam wäre, zu geben.
Leider ist Homöopathie in Mode - wir machen uns auf zurück ins Mittelalter. Kants Aufklärungstheorien waren vor ich glaub 2 Jahrhunderten oder so aktuell, nur leider sieht man heutzutage immer weniger Anwendung von Vernunft und Verstand...
 

Seebaer

Der Schweigsame
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2 persönliche Erfahrungen:
1. Bandscheibenvorfall mit 38. In dem Zeitraum fiel mir ein Artikel über die psychischen Faktoren, die als Ursache mitspielen können, in die Hände:
Machtlosigkeit, Verzweiflung, emotional schlecht behandelt werden, Liebeskummer und Frust im Beruf.
Das traf bei mir alles zu, teilweise manches permanent über Jahre. Wenn man sich aus manchen Situationen nicht einfach befreien kann, kommt der 2. Vorfall schneller, auch wenn man sich körperlich schont.
Wenn ich heutzutage Rückenschmerzen bekomme, weiß ich dann wenigstens was los ist.

2. Fall
Letztes Jahr, im August, 4 Wochen einen Husten gehabt der mich nur 1 Stunde am Stück schlafen lies, ich mir fast die Lunge aus dem Hals gehustet habe, kaum noch schlucken und eine zeitlang auch nicht mehr reden konnte.
Die Apotheke hat an verschiedenen Mitteln nicht schlecht verdient. Letztendlich bin ich doch zum Arzt gegangen. Der gab mir 8 stecknadelkopfgroße Kügelchen. Jede Stunde 2 Stück nehmen. Als ich meine Zweifel äußerte, meinte er nur: Wenn der Husten in 3 Tagen nicht weg ist, kommen sie wieder. Ich habe nicht daran geglaubt.
Nach 2 Tagen war der Husten weg....
 

Gimling

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Das grundsätzliche Problem mit solchen Anekdoten: The good old correlation =/= causation.
Ich denke hier bezweifelt keiner, dass es solche "Erfolgsgeschichten" gibt. Sondern nur, dass dieser Erfolg in irgend einer nachweisbaren Art und Weise mit einer Wirkung des homöopathischen Mittels (ausser durch Placeboeffekt) zusammenhängt.

Wärst du ohne die Kügelchen gesund geworden?
Wärst du auch gesund geworden, wenn dir ein anderes wirkungsloses Mittel verabreicht worden wäre, ohne dass du von seiner Wirkungslosigkeit wusstest? (i.e. medizinisches Placebo)


@Rink
Ganz wilder Gedanke: Was ist wenn der Arzt statt mit Homöopathie anzufangen in diesem Fall, sofern vertretbar, einfach ein stinknormales Placebo verschreibt? ;)
(einziges Argument das mir einfällt ist plausible deniability für den Homöopathen, wenn was schief geht - eher antagonistisch zu den Interessen des Patienten)

Persönlich geht es mir nicht um den pragmatisch-finanziellen Aspekt. Eher darum, dass ich nicht, wie indirekt auch immer, eine solche Denkweise unterstützen möchte. Denn gerade hier ist die Grenze zwischen "tolerierbarer Unsinn" und "gefährlich" sehr fließend.
 
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Armus Bergstein

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Bezüglich der These, dass es zu Placebos keine Forschung gäbe:

Ich habe gerade mal in Scopus (Datenbank für wissenschaftliche Publikationen) nachgeschaut. Unter dem Stichwort Placebo gab es ca. 285000 Publikationen, allein in diesem Jahr bereits über 2000. Seit 2004 gibt es jährlich mehr als 10000 Publikationen, seit 2007 im Schnitt ca. 17000.
 

Veldryn

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@Gimling:

Ganz wilder Gedanke: Was ist wenn der Arzt statt mit Homöopathie anzufangen in diesem Fall, sofern vertretbar, einfach ein stinknormales Placebo verschreibt?

So wild ist der Gedanke gar nicht - genau zu diesem Thema wurde mal in GB eine große Studie durchgeführt. Ich hab leider keine Quelle zur Hand, aber diese Studie war so bezeichnend, dass ich mir gut gemerkt habe, worum es da ging. Die Homöopathen wollen sich ja immer gern aus der wissenschaftlichen Analyse ihrer Methoden herauswinden, indem sie mit individualisierter Therapie argumentieren, die sich für große Studien grundsätzlich nicht eignet. In jener umfangreichen Studie wurde aber genau das gemacht - individuelle Therapie trotz großer Probandenzahl:
Es wurde eine große Anzahl an Patienten mit ähnlichem Beschwerdebild (es ging um Rückenschmerzen, meine ich) randomisiert und dabei a) schulmedizinisch untersucht (kurz und knapp, wie das für Kassenpatienten zu erwarten ist), b) homöopathisch konsultiert (was schön lange dauern kann, der Homöopath kriegt ja auch für jede Stunde ordentlich Kohle). Als Ergebnis wurde dann in Grp a) Placebo gegeben, in Grp b) dann zur Hälfte die homöopathischen Kügelchen, die der Homöopath für den Patienten ausgewählt hat und zur Hälfte Zuckerkügelchen ohne homöopathisch verdünnten Wirkstoff drin. Mit diesem Studiendesign sollte ergründet werden, ob homöopathische Behandlung wirklich mehr bringt bei causal schwer therapierbaren Beschwerdebildern wie Rückenschmerzen durch Abnutzungserscheinungen der Wirbel/Bandscheiben.
Das Ergebnis war eigentlich für jeden, der sein Hirn zum Nachdenken benutzt und den Placebo-Effekt versteht, wunderbar vorherzusehen:
Die homöopathische Konsultation durch den Homöopathen brachte einen signifikant größeren Nutzen als der kurze Besuch beim Schulmediziner. Aber: dieser Nutzen fiel exakt identisch aus, egal ob die Kügelchen dann echt oder Placebos waren.
Für mich eine klare Sache, die sich auch mit unserem modernen Verständnis für Physik, Chemie und Biologie deckt, was Hahnemann damals wohl nicht wissen konnte (ich unterstelle ihm jetzt mal nicht Vorsatz und Profitgier): Dieses ganze Gedächtnis-des-Wassers-Verdünnungs-Prinzip ist für den Popo. Was aber den Leuten so gut hilft, ist, dass sich jemand so unglaublich ausführlich um sie kümmert, auch wenn sie dafür Hunderte an Euros auf den Tisch legen müssen.

Das ist auch der Grund, warum Homöopathie bei Kindern und Tieren so gut wirkt. Der Placeboeffekt hat nämlich nichts (oder fast nichts) mit dran-Glauben zu tun. Der Placeboeffekt ist weit mehr als das, und die vielen Forschungen auf dem Gebiet in den letzten Jahren zeigen das mehr und mehr. Hier gibt es sogar einen doppelten Placeboeffekt, beim umsorgten Kind/Tier, und bei den Eltern/Tierhaltern, die der Meinung sind (sein wollen), dass es ihrem Kind/Tier schon viel besser geht. Das Kinder/Tiere-Argument der Homöopathen ist also eines dagegen, nicht dafür. ;)

Im Umkehrschluss heißt das natürlich auch, dass dieser Therapievorteil komplett wegfällt bei all jenem Kram, den man ohne stundenlanges Homöopathen-Gespräch einfach selbst in der Apotheke kauft. Hier ist der Placeboeffekt schlicht genauso groß wie bei jeder anderen freiverkäuflichen Arznei auch. Nur dass echte Arzneimittel zusätzlich zum Placebo-Effekt noch einen echten Effekt haben.
Das ist auch der Grund, warum die Ärzte eigentlich nicht zu Placebos greifen dürfen, es wird als unethisch betrachtet. Warum dann die Verordnung von Homöopathie nicht unethisch ist, möchte ich da mal wissen...

Und zu den Anekdoten, die haben selbstverständlich keinerlei Aussagewert, auch wenn sie, wie Erian bemerkte, durchaus zu den Argumenten hinzuzählen. Auch meine eigenen (negativen) nicht: Denn woher weiß ich, ob das homöopathische Mittel nicht nicht gewirkt hat bei dem fiebrigen Kind oder den zahnenden Babies... oh wait :rolleyes:

Darum füge ich dem schwachen Argument meiner eigenen inzwischen 7-jährigen Berufserfahrung gerne starke Argumente hinzu, nämlich unser heutiges Wissen über die Naturgesetze, sowie jede valide (!) Studie über Homöopathie, die gleichermaßen die Nicht-Wirkung der Kügelchen über den Placebo-Effekt hinaus belegt.
Dass dann die glühendsten Anhänger und Verteidiger der Homöopathie dazu neigen, die Schulmedizin zu verachten und Impfungen zu verteufeln, ist dann noch ein Argument, das ich in seiner Stärke nicht einschätzen mag. Aber es passt ins Bild, leider.
 

Gimling

Mad Scientist
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Das "wild" war nicht ernst gemeint. Ich wollte tatsächlich unter anderem auf das hinaus, was du gerade ausgeführt hast.

Die Diskussion Placeboeffekt durch besondere Behandlung vs. Placeboeffekt durch das verabreichte Mittel kam gestern auch im Chat auf. Ich denke, dass "dran glauben" in beiden Fällen eine Rolle spielt, aber sehr graduell und differenziert. Das könnte man aber nur richtig in einer Studie testen, in der sowohl Testgruppe als auch Kontrolle nicht einmal wissen, dass überhaupt eine Behandlung erfolgt (selbst bei Tieren etwas knifflig, bei Menschen unethisch) *mmh*
 

Mirya

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Kann man Homöopathie dann nicht als sehr wirksames Placebo sehen? Also als etwas, das vielen Leuten hilft, mit ihren Beschwerden besser zu leben, sie zu behandeln, weil sie daran glauben, dass es wirken könnte? Eine Art "Placebo" zum Selbstbehandeln? Weil das steht ja in vielen Büchern und so, könnte ja helfen, nehm ich, wirkt? ;) Was bei vielen Leuten, die ich kenne, den Griff zu homöopathischen Mitteln erleichtert, ist immer der Gedanke: "Vielleicht hilfts ja, auch wenn ich weiß dass es theoretisch unmöglich ist. Aber vielleicht ja doch, also glaube ich mal dran. Und schaden kanns ja nichts, weils nur Zuckerkügelchen sind." Ich glaube viele haben auch Bedenken wegen der Nebenwirkungen anderer Medikamente und greifen deswegen erstmal dazu.

Ich bin total zwiespältig, was das Thema Homöopathie und Alternativmedizin anbelangt. Mein Kopf sagt mir, dass ich alles, was Veldryn immer zu dem Thema sagt absolut schlüssig und sinnvoll finde und weiß, dass es nicht wirken kann.
Aber mit Schwangerschaft/Geburt/Hebamme/Kinderarzt bin ich auch plötzlich in Berührung mit solchen Dingen gekommen. (Da gabs mal einen passenden Artikel, vielleicht bei Spiegel online, dass Hebammen&Schwanegrschaft oft der Einstieg in Homöopathie und co sind für viele Frauen) Und ich denke mir dann oft: wer heilt/hilft hat recht, ob schulmedizinisch bewiesen oder nicht. Als mir meine Hebamme kurz nach der Geburt ein Fläschchen mit Globuli in die Hand drückte und meinte "Da nimmst jetzt alle 3 Stunden 3 Stück" war mir schon klar, was da eigentlich drin ist. Zucker. Aber ein winziger Teil von mir brauchte eben Hilfe und hat sich gedacht: vielleicht hilft es. ich habs genommen und versucht, daran zu glauben. Ob die gewirkt haben oder nicht, keine Ahnung, der Glaube daran, dass sie Wirken könnten, hat gereicht. (Ist das dann Placebo? Oder ist Placebo nur wenn ich denke, ich bekomme ein richtiges Medikament und stattdessen Zucker?). Ich habe mich auch in der zweiten Schwangerschaft von meiner Gynäkologin akupunktieren lassen kurz vor der Geburt, und das war sooo toll und entspannend und bestimmt war die Geburt deswegen auch viel schneller als sie ohne gewesen wäre ;). Würde ich auch jetzt gerne noch wöchentlich machen, so eine Akupunktur.
Und was ich auch noch weiß: wenn ich oder ein Kind eine schwere Krankheit hätten oder eine schlimme Allergie, dann würde ich sicherlich auch alles versuchen, die zu bekämpfen. Ganz sicherlich schulmedizinisch, aber wenn es nur einen kleinen Hoffnungsschimmer auf zusätzliche Hilfe/Erleichterung/Heilung/Lebensverlängerung gibt, dann würde ich dafür vermutlich auch 3 mal am Tag nackt auf der Straße tanzen. ;)

Dass dann die glühendsten Anhänger und Verteidiger der Homöopathie dazu neigen, die Schulmedizin zu verachten und Impfungen zu verteufeln, ist dann noch ein Argument, das ich in seiner Stärke nicht einschätzen mag. Aber es passt ins Bild, leider.
Diese Erfahrung habe ich zum Glück noch gar nicht gemacht, denn wenn ich irgendwie das Gefühl hätte, ein Arzt würde eine Behandlung mit Globuli bevorzugen und keine sinnvollen schulmedizinischen Maßnahmen empfehlen, wäre ich da auch das letzte Mal.
 
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Veldryn

Strauchdiebin
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@Gimling: Ich weiß. :) Deine Gedankenwelt funktioniert genau wie meine, ich dachte mir nur, ich führe das nochmal ein bisserl aus. :)

@Mirya, natürlich kann man die Homöopathie als wirksames Placebo sehen. Der Begriff Placebo definiert sich ja durch eine Wirksamkeit und selbstverständlich hat man diesen Effekt auch bei der Homöpathie.
Ich lehne diese Behandlungsform aber aus 3 Gründen trotzdem ab:
- Wie für die Ärzte (in deren Leitlinien das auch steht, soweit mir bekannt ist) ist eine Placebobehandlung für mich unethisch, zumindest solange es Alternativen gibt, für die eine Wirkung (über den Placeboeffekt hinaus - denn der ist immer da!) eindeutig belegt oder zumindest tendenziell erkennbar (letzteres gilt für viele pflanzliche Erkältungsmittel) ist.
- Ich lehne die Profitgier der herstellenden Pharmafirmen (ja, auch diese gehören zur ach-so-bösen-Pharmaindustrie), die mit Nichts (+ den Hoffnungen der Patienten) Kasse machen.
- Die Homöopathie wird gefährlich, wenn Leute deswegen wirksame Behandlungen nicht in Anspruch nehmen. Das gilt nichtmal nur für die Unbelehrbaren, die glühenden Anhänger, sondern aufgrund der massiven Marketingkampagnen der besagten Pharmafirmen auch für ganz normale Leute, denen gar nicht bewusst ist, was sie da in der Hand haben. Das ist tatsächlich ein großer Teil der Leute, wie ich aus eigener (Berufs-)Erfahrung bestätigen kann - es gibt eben leider genug Ärzte, nicht nur Heilpraktiker, die den Leuten sowas aufschreiben und wenn ich dann den Leuten ihr Mittelchen gebe und ihnen dazu sage, dass es ein homöopathisches Mittel ist, fällt ein kleiner Teil der Leute aus allen Wolken und fragt nach Alternativen, und ein weit größerer Teil kann mit dem Begriff gar nix anfangen oder setzt es mit Phytotherapie gleich, was natürlich ein großer Irrtum ist. Ich habe da schon einiges an Aufklärung betreiben müssen.
- Ein vierter Grund, der aber nicht so schwer wiegt wie die 3 davor, ist ein ganz persönlicher: die Homöopathie steht in jeder denkbaren Hinsicht meinem von Aufgeklärtheit, Vernunft und Wissen(schaft) dominiertem Weltbild entgegen. Es gibt soviel Dummheit, Unvernunft und unverständliches menschliches Verhalten auf der Welt und in all den Jahrhunderten hat sich daran nie etwas geändert. Die Menschheit wird wohl nie lernen in mancherlei Dingen... der Hang zu Mystik und Magie ist eines dieser Dinge. Fantasie ist eine wunderbare Sache und ich lebe sie in vielerlei Hinsicht gerne aus, aber es ist unabdingbar, die reale Welt von Fantasie und Träumerei trennen zu können. Das trifft nicht zwangsläufig für Buchautoren, Musiker, Künstler u.a. zu, aber für Mediziner unbedingt, denn hier geht es um ganz reale Menschenleben. Und wenn Kindern mit tagelangem hohen Fieber, völlig dehydriert, eine ebenso einfache wie wirksame Therapie vorenthalten wird, dann sind selbige in Gefahr und da raste ich innerlich aus...
Genau deshalb finde ich es so furchtbar, dass kaum eine junge Mutter, wie du, liebe Mirya, mir auch bestätigst, von diesem Hokuspokus verschont bleibt. Den Leuten wird das nahegebracht als sei es eine etablierte, bewiesene Therapie, Medizin eben, aber das ist es eben nicht. :grmpf:
 

Chinasky

Dirty old man
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@Veldryn: Laß Dich von mir heiraten! :D Du sprichst mir absolut aus der Seele, und Dein vierter Punkt ist einer, den ich überhaupt nicht so als wenig schwerwiegend abtun würde. Homöopathie ist esoterischer Unfug und je häufiger derlei Unfug sich als Weisheit in die Brust werfen kann, ohne daß jemand zu lachen anfängt, desto stärker driftet die Gesellschaft Richtung Irrationalismus. Der Kaiser ist nackt - und wenn Leute behaupten, er sei nicht nackt, dann ist es irgendwie eine Sache der intelektuellen Redlichkeit, sie damit zu konfrontieren, daß sie Unsinn reden.
Miryas Beitrag ist doch ein beredtes Beispiel dafür: in bestimmten Zusammenhängen und bestimmten sozialen Milieus kommt man kaum um diesen Hokuspokus herum und weil diejenigen, die da Scharlatanerie betreiben, so nett sind, ist es so ansteckend. Gerade bei jungen Müttern grassiert diese Esoterik-light-Seuche, ich mußte schon des öfteren mal eine gemütliche Gesprächsrunde verlassen, damit die Stimmung nicht zu schlecht wurde. Und wenn ich jetzt zurückdenke: es waren immer junge Mütter, bei denen ich mich so aufregte, wie Frauen, die ich bis dahin als patente, vernünfige Leute kennengelernt hatte, auf einmal mit einem heiligen Eifer diese abergläubischen Praktiken verteidigten wie sonst nur besonders strenggläubige Religiöse, insbesondere inklusive der Kritikimmunisierungsstrategien, die man aus dem Diskurs mit Religiösen kenn.

Ich kann das phänomenologisch ja sogar nachvollziehen: bei der engen Beziehung von Müttern zu ihren Kindern und der leichten Beeinflußbarkeit von Kindern hinsichtlich fürsorglicher Suggestion kommen junge Mütter wohl wesentlich häufiger mit den Placeboeffekten in Kontakt als "normale" Erwachsene. Körperliche Beschwerden sind bei kleinen Kindern weitgehend "Einstellungssache". Wie schlimm eine Beeinträchtigung ist - sei es der Schnupfen mit der ewig laufenden Nase, sei es das aufgeschürfte Knie - hängt davon ab, wie das Leiden bei den Bezugspersonen "ankommt". Das aufgeschlagene Knie tut gleich viel weniger weh, wenn Mama "Heile-heile-Segen" singt, dreimal pustet und eventuell noch irgendwelche anderen rituellen Faxen produziert. Wenn Mutti selbst dran glaubt, daß eine Maßnahme wirkt, dann wirkt sie auch beim Kind. Und am wichtigsten ist hier Zuwendung...
Man glaubt in gleichen Kreisen immer auch das Gleiche - Kinder tun das in besonderem Maße. Aber auch wenn wir uns in einer Gesellschaft befinden, in der die große Mehrheit bestimmte, eigentlich absurde Überzeugungen hegt, drängt uns allein dieser Umstand dazu, diese Überzeugungen zu übernehmen. Wenn wir uns noch dazu in einer gefühlsmäßigen Ausnahmesituation befinden, vielleicht Ängste auszustehen haben (wie's bei jungen Mütter vor und auch nach der Geburt nun mal häufig der Fall ist), dann sind wir noch offener dafür, uns hier gem geistigen Mainstream zu ergeben. "Könnte ja doch was dran sein..." "Schadet doch nicht..." Und bei der besten Freundin und ihrem Lütten hat's auch funktioniert, warum also nicht mal ausprobieren?

Weil bei den Spielautomaten immer nur die Spielautomatenindustrie gewinnt und bei der Homöopathie nur die Scharlatane! :grmpf: Selbstverständlich kennt jeder irgendwen, der schon mal so richtig fett am Spielautomaten abkassiert hat. Das klingelte laut und dudelte und wie da die Eurostücke rauspurzelten - sowas bleibt im Gedächtnis hängen.

Und daher gibt's ja auch so viele Millionäre, die beim Daddeln reich wurden, nicht wahr?
Analog funktioniert die Wahrnehmung bei den Homöopathie-Anhängern.

@Mirya: Homöopathie und Akkupunktur sind zwei unterschiedliche Angelegenheiten. Bestimmte Arten der Akkupunktur sind meines Wissens nachweislich wirksam, Details dazu, (welche Arten und bei welchen Beschwerden) können unsere Forums-Mediziner vielleich liefern.
 

Mirya

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Ich hab den Link wieder gefunden, war in der SZ: http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/alternativmedizin-die-globulisierung-des-kreisssaals-1.1197133
Ich kann das eigentlich zu 100% bestätigen, was da geschrieben steht. Das sind alles Dinge, von denen ich vor 5 Jahren noch nichtmal gehört habe, heute weiß ich wozu Himbeerblättertee, moxen und co angeblich gut sein sollen. Während das Verabreichen von ein paar Kügelchen zumindest nebenher wohl keinen Schaden anrichtet, finde ich das Thema Impfen schon sehr gefährlich. Wenn da beraten wird, dann bitte richtig.
Mit dem Thema Akupunktur habe ich mich nicht genauer beschäftigt, ich empfand es als unheimlich angenehm und würde es sofort wieder machen. Inwieweit da etwas durch Studien belegt ist, keine Ahnung.
Veldryn, ich finde deine Ausführungen zu diesem Thema wie immer logisch und kann eigentlich nur zustimmen.
Aber auch wenn ich es nicht will ist da dieser kleine Teil von mir, der dann die Kügelchen doch nimmt/gibt, wenn das der Arzt zusätzlich zur schulmedizinischen Behandlung gibt. Und ich weiß auch nicht, ob und wie ich das abstellen kann, auch wenn der Verstand was anderes sagt. Ich bin schon komplett indoktriniert. ;)
 

Falk

ChickenWizzardwing
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@Azha: Ich möchte hier ein Bresche für die von dir so arg gescholtene Onkologie schlagen. Denn besonders die Krebsmedizin ist immer wieder ein geprügeltes Kind der Homöopathen. Meiner Meinung zu Unrecht. Zu deinen Punkten:

Seit dem Einsatz von Chemotherapie in der Krebsmedizin hat sich z.B. die Krebs-Sterberate nicht verändert. Das sollte einem jetzt doch mal zu denken geben. Wenn man dieses Ergebnis mit Homöopathie erreicht hätte, wäre es wenigstens wesentlich billiger gewesen.

Dies ist meines Erachtens in vielen Punkten falsch! Erstens verallgemeinerst du, wo man nicht verallgemeinern kann. Erstens gibt es nicht "den Krebs". Krebs entsteht aus verschiedenen Organsystemen des Körpers und besitzt eine hohe Zellteilungs und Mutationsrate. Dies sorgt für eine große Varianz, so dass man z.B. den Lungenkrebs nicht mit Leukämie gleichsetzen kann. Bei einigen Krebsarten (Lungen, Bauchspeicheldrüse) hast du durchaus Recht mit deiner Aussage, dass sich in den letzten Jahrzehnten nicht viel getan hat. Bei anderen Krebsarten werden aber mittlerweile 5-Jahres Überlebensraten von über 90 % (!) erreicht. Wenn du Interesse hast, schaue doch mal in den Krebsreport Deutschland. Herausgeber sind das Robert-Koch-Institut und das Krebsregister. Hinzu kommt: Durch die Fortschritte in der Genetik werden immer mehr Zusammenhänge und Wirkweisen der Chemotherapeutika entschlüsselt oder entdeckt!

Viele Chemotherapie-"Medikamente" haben ihren Ursprung in der Senfgas-Herstellung, einem Nervengift aus dem Ersten Weltkrieg.

Damit spielst du sicherlich auf Cyclophosphamid an. Der Begriff "Gift" wird immer gerne als emotional besetztes Argument genutzt. Das Gifte in der Arzneimitteltherapie genutzt werden, ist übrigens keine Seltenheit. Beispiele: Das stärkste derzeit bekannte natürliche Gift (Botolinumtoxin, allgemeinhin unter Botox bekannt) ermöglicht Patienten mit krankhaften Muskelverspannungen bessere Lebensqualität. Morphium wirkt als starkes Atemgift, hilft richtig dosiert schwer kranken Schmerzpatienten. Übrigens reduzieren neue Medikamente die Nebenwirkungen der Chemotherapie beachtlich. Damit möchte ich die Chemo nicht verharmlosen. Es bleibt weiterhin in den meisten Fällen eine Therapie, die mit schweren Nebenwirkungen einhergeht. Trotzdem handelt es sich hier nicht nur um Gift, was sinnlos in die Patienten gepumpt wird.
Edit: Übrigens arbeitet die Homöopathie selbst mit giftigen Substanzen. Beispielsweise werden Schwermetalle wie Arsen/Quecksilber eingesetzt. In niedrigen Potenzen sind diese Substanzen auch noch in den homöopathischen Zubereitungen nachweisbar. Daher sind die Niedrigpotenzen vom Bundesamt für Arzneimittel teilweise vom Markt genommen worden.

Die Jahrestherapiekosten für das Medikament Erbitux belaufen sich beispielsweise auf 64.759 Euro. Die Lebensverlängerung liege für Darmkrebspatienten bei nur 1,7 Monaten, berichtet das Magazin "Spiegel" (20/2010). Nicht anders sieht es für das Krebsmedikament Avastin aus: 55.714 Euro betragen die Therapiekosten für ein Jahr. Darmkrebspatienten leben so im Schnitt 4,7 Monate länger, Menschen mit Lungenkrebs 2,0 Monate.

Hier bewertet der Spiegel mehr als einseitig. Erstens werden hier die Krebsarten genannt, die sowieso mit sehr schlechten Überlebensraten verbunden sind. Hier sind 4,7 Monate schon eine signifikante Verbesserung. Zweitens sind mit Erbitux und Avastin die Medikamente im oberen Preissegment genannt. Ältere Präparate, die immer noch Standard in der Therapie sind, kosten nur wenige Euro pro Anwendung. Sicherlich kann man kritisch darüber diskutieren, ob solche Preisspannen für die Pharmaindustrie gerechtfertigt sind. Das ist aber ein anderes Thema. Es gibt unter den neuen Präparaten nämlich auch viele Erfolgsstorys (wie z.B. Herceptin).
 
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Azha

Kampfbardin
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Dieses Argument, dass Kügelchen beim Tier besser wirken als bei erwachsenen Menschen und dass das daran liegt, dass der Tierhalter gerne glauben will, es habe seinem Tier geholfen, kann ja bestimmt auch vorkommen.

In meinem beschriebenen Fall (Pferd) ist es aber Stuss, denn einen Hautkrebs sieht man sehr deutlich, da kann man rumglauben, wie man will, dass er weg ist – wenn er noch da ist, ist er noch da. Keine Chance auf Selbstbetrug. Mit dem Pferd wurde genauso umgegangen wie vorher auch, also nix von wegen Gehätschel und besondere Zuwendung, das kann dann auch nicht der Grund für die Heilung gewesen sein.
Das Melanom fing mit einer kleinen warzengroßen schwarzen Geschwulst an und wurde über ein paar Wochen immer größer und scheußlicher bis es ca. 5 cm im Durchmesser hatte und es war kein Ende abzusehen. Wie gesagt offen und nässend (offen war es übrigens fast bis zur vollständigen Ausheilung). Dann wurden die Kügelchen angefangen und die Vergrößerung stoppte, zu Anfang heilte es recht schnell auf die Hälfte ab, der Rest dauerte dann aber lange. Das Ganze wurde mit Fotos dokumentiert, weil am Ende kann man es selber ja nicht mehr glauben!

Es wuchsen keine Haare mehr auf dieser Fläche und ich hatte angenommen, dass das auch so bleibt, selbst wenn das Geschwür abheilen würde. Aber es ist komplett abgeheilt, verschwunden, nichts erinnert mehr daran als die Fotos. Das Pferd sah zu dieser Zeit aus wie eine alte Schindmähre (war ca. 7 Jahre alt) und konnte auch mit Zusatzfutter nicht mehr zunehmen.

@ Schuck: Mein Bandscheibenproblem führte anscheins zu einem Problem mit dem Ilio-Sakral-Gelenk. Ich konnte mich nicht mehr bücken, um die Schuhe zuzumachen, Bewegungen verursachten eine ganze Weile schlimme Schmerzen, an Sport war nicht zu denken. Nach dem Röntgengang zum Arzt war die Kur:
  • Physiotherapie für kurze Zeit. Die Physiotherapeutin fand das genaue Problem heraus, sehr super! Die Übungen habe ich gemacht, aber die Schmerzen blieben erstmal. Sie hatte mir jedoch geraten: „Bewegen, bewegen, bewegen“ und dass ich nix verschlimmern könne durch Bewegung. Deshalb also
  • Fitnesscenter seither regelmäßig (wieder) 2x die Woche. Krafttraining an den Geräten für den Rücken, bzw. rundum für das ganze Gestell. 2x die Woche Reiten (zu Anfang wegen der Schmerzen nur ganz ganz lahm, inzwischen galoppiere ich wieder durch die Gegend, springe vom trabenden Pferd etc.)
  • Ein paar Pfunde, die ich mir im Jahr zuvor angefuttert hatte, wieder abnehmen (jedes kg zuviel Fett ist potenzierte Anstrengung für den Rücken!)
  • Magnesiumchlorid-Hexahydrat seither regelmäßig. Schmeckt grauenhaft aber brachte den Durchbruch. Jetzt kann ich wieder alles machen, auch bücken zum Schuhe-zubinden etc. pp. (es entfernt z.B. Ablagerungen in den Gelenken und hat noch andere super Effekte)
@Caesar: Super Recherche!!! Ich benutze Wikipedia so gut wie nie, aber du hast da nun doch eine gewissermaßen unbequeme Wahrheit dort aufgespürt. Diese Sache, wem die Druckerei gehört, ich hätte nicht gedacht, dass sie das drinlassen...

@Mantis: Ich kenne eine Frau mit krassen Rückenproblemen, die bekommt Schmerzmittel noch und nöcher (die alle nicht mehr richtig wirken, die Dosis wird dauernd erhöht) und der Arzt redet ihr NICHT ins Gewissen, dass sie doch dringend mal ihre Physiotherapie machen sollte, bzw. den Rücken trainieren. Und ich rede gegen Wände, obwohl ich ja das lebende Beispiel bin, denn sie hat es bei mir hautnah miterlebt, aber solange der Arzt nix sagt, glaubt sie mir nicht wirklich. *seufz* Magnesiumchlorid-Hexahydrat nimmt sie auch nicht.

Habe schon Kügelchen in der Apotheke für 2,50 € gekauft. Sonst beim Heilpraktiker, weil man da dann keine 300 Stück bekommt, sondern „nur“ 50.

Erfahrungsberichte als „Anekdoten“ zu bezeichnen, hilft der Wahrheitsfindung (und Heilung) nicht und hat auch nichts mit Wissenschaft zu tun. Wissenschaftliches Vorgehen bedeutet nur teilweise verifizieren, sehr oft bedeutet es falsifizieren. Zu Beginn gibt es die Theorie. Solange sie nicht falsifiziert ist, gilt sie als wahr, bzw. möglich. Lässt sie sich mit nur einem einzigen Beispiel falsifizieren, gilt sie nicht mehr als wahr, bzw. möglich. Dann braucht es eine neue Theorie.
Das Argument „evtll wärst du auch ohne dieses da gesund geworden, woher soll man wissen, ob es diese Substanz war, die du eingenommen hast, die dich gesund gemacht hat?“ ließe sich auch für die Allopathie/Schulmedizin, bzw. auf ALLES, anwenden. Da kommt es dann auf die Wiederholbarkeit an. Aber auch allopathische Substanzen wirken nicht bei jedem gleich....

Aber wie gesagt, kann jeder machen wie er will: Krank bleiben / Kränker werden wie die oben genannte Frau (nur ein Beispiel aus einer breiten Palette meines Umfelds) oder kritisch hinterfragen, nicht jeden Mainstream glauben und gesund werden (von denen gibt es nur wenige).

Und doch: Schulmedizin ist leider sehr oft Glaubenssache, sonst würden die Leute aufhören, Zeugs zu nehmen, was ihnen erkennbar und wahrnehmbar nicht hilft, sondern (wie angegeben laut Packungsbeilage) auch noch schadet und sie noch kränker macht. Ich wundere mich immer wieder über diese Unfähigkeit, an sich selbst Beobachtungen zu machen.
 
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Veldryn

Strauchdiebin
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24.01.2002
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@Hank: Wir denken ähnlich, mit der Homöopathie ist es exakt wie mit der Religion. Auch da kann ich immer nur deine Beiträge zu 100% unterschreiben. ;)

@Azha: Erfahrungsberichte sind Anekdoten. Der Begriff ist nichtmal wertend, warum störst du dich daran?
Und egal wie ich Erfahrungsberichte bezeichne - es ist nicht die Bezeichnung, die einer Wahrheitsfindung entgegensteht, sondern die Erfahrungsberichte selber. Für Wahrheitsfindung sind sie in höchstem Maße ungeeignet, aber irgendwie glaube ich, dass ich Zeit verschwenden werde, wenn ich auch nur versuche, dir das mittels Ausführungen über Statistik und Studien näherzubringen, daher spare ich mir das.
Und das mit der Falsifizierbarkeit stimmt so nicht - eine Theorie ist nicht solange wahr, bis sie widerlegt ist, so funktioniert die Wissenschaft nicht!
Eine Theorie, die nicht bewiesen oder widerlegt wurde, ist exakt das - eine Theorie. Ansonsten wäre es ja laut deiner Aussage ein wissenschaftlicher Fakt, wenn ich behaupte, es gibt ein fliegendes Spaghettimonster als Gottheit im Himmel. Denn es kann ja niemand daherkommen und es widerlegen. ;)
Die schulmedizinischen Behandlungen sind keine Theorien sondern Medizin (kontra Alternativmedizin), weil ihre Wirkung bewiesen wurde. Reproduzierbar. Und exakt das ist es auch, was Schulmedizin von Alternativmedizin unterscheidet. Wenn du behauptest, es wäre nicht so, spricht durch dich entweder Unwissenheit oder Lüge, welches von beiden, mag ich nicht beurteilen.

Und ansonsten: vollste Zustimmung @Falk. Um mal erneut mit Anekdoten meinerseits zuzuschlagen: ohne die schulmedizinische Krebstherapie wären einige Leute, die ich kenne, nicht mehr am Leben. Brustkrebs ist heute zu allergrößten Teilen heilbar, schön zu sehen sowohl in Studien als auch in Erfahrungsberichten (eine Freundin meiner Familie zum Beispiel). Früher war es ein Todesurteil, egal ob man im Mittelalter zu Ader gelassen wurde oder später mit tollen Kügelchen therapiert wurde. Selbst der Magenkrebs meiner Oma konnte geheilt werden, mit einigen Zyklen Chemotherapie zur Tumorverkleinerung und anschließender OP. Was da heute möglich ist, ist erstaunlich. Dennoch lässt die Krebstherapie noch sehr viel zu wünschen übrig, viele aggressive Tumoren sowie Metastasen sind weiterhin nur eine Frage von ein paar Monaten Überlebungsvorteil... Heilung nicht möglich. Aber die Forschung ist in vollem Gange. Mit jedem Monat gibt es neue Berichte über neuentdeckte Zusammenhänge, Rezeptoren, genetische Marker u.a. in den Fachzeitschriften. Wir sind da erst am Anfang, aber auf dem weiten Weg zur Heilbarkeit aller Krebsarten wird die Homöopathie keinerlei Schritte nach vorn bringen. Hier ist eher die Genetik und Biochemie gefragt.

Ach, noch ein edit hinterher: Einer der eindrucksvollsten Beweise für das Funktionieren der Schulmedizin ist schon allein der massive Anstieg der Lebenserwartung in den entwickelten Ländern in den letzten 100-200 Jahren. Für Mitteleuropa nennt Wikipedia da 40 Jahre Plus von 1840 bis heute. Das sind Werte, die all die jahrhundertealte Naturmedizin und jahrtausendealte Mystik nicht erreichen konnten. ;)
Verantwortlich dafür sind neben dem Verständnis und Wissen über Grundsätze der Hygiene, sowie einer Verbesserung von Arbeits- und Lebensbedingungen zu großen Teilen eben die moderne Wissenschaft und Medizin, insbesondere basiert auf Medikamenten. Unsere Körper sind nicht wirklich für unser heute mögliches hohes Alter kombiniert mit einer relativ komfortablen Lebensweise geschaffen und so schnell gelingt auch die evolutionäre Anpassung nicht. Da helfen dann eben Medikamente. So simple Dinge wie die Senkung eines zu hohen Blutdrucks verhindern Herzinfarkte und andere Herz-Kreislauf-Ereignisse erfolgreich und auf lange Sicht. Und natürlich hat jedes wirksame(!) Medikament auch mögliche Nebenwirkungen. Aber sie treten längst nicht bei jedem auf und müssen, für eine Arzneizulassung, auch in einem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen des Arzneimittels stehen. Medikamente, die diese Kriterien nicht erfüllen, werden vom Markt genommen bzw. gar nicht erst zugelassen.
Und, Azha, wenn ein Arzneimittel seinen erwünschten Effekt nicht erzielt, dann sollte es jedem vernunftbegabtem Menschen möglich sein, die korrekte Schlussfolgerung aus dieser Tatsache zu ziehen, nämlich mit dem Arzt über andere Therapieoptionen zu reden. Das schöne an der wissenschaftlichen Forschung ist nämlich, dass sie tatsächlich vorwärts geht, dank wissenschaftlicher Methoden, und nicht im Mittelalter zurückbleibt. Daher gibt es mit jedem Jahrzehnt neue Behandlungsoptionen für so ziemlich alles, was dem Menschen an Krankheiten wiederfahren kann.
 
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Gimling

Mad Scientist
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Das Argument „evtll wärst du auch ohne dieses da gesund geworden, woher soll man wissen, ob es diese Substanz war, die du eingenommen hast, die dich gesund gemacht hat?“ ließe sich auch für die Allopathie/Schulmedizin, bzw. auf ALLES, anwenden.

Der Unterschied: In der Schulmedizin wird rigoros darauf getestet, dass es sich nicht nur um Einzelfälle handelt.
Dies entspricht übrigens der statistischen Falsifizierung der Gegenannahme (allgemein als Nullhypothese bezeichnet), dass kein Unterschied zwischen behandelten und unbehandelten Patienten besteht.

Angeblich aussergewöhnliche Einzelfälle können Anlass zu systematischen Untersuchungen sein (wie sie es im Fall der Homöopathie auch waren, mit nicht sehr überraschenden Ergebnissen). Beweiskraft haben sie für sich genommen so gut wie keine.

Ich würde in's Detail gehen, was die Feinheiten wissenschaftlicher Arbeitsweise angeht. Aber guck dich doch einfach mal ein bisschen auf Wikipedia um. Vielleicht hier, oder hier.

'Nuff said.
I'd rather be doing science. Oh wait, I am.
 

Caesar

C
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Also... zu dem Placebo ist ja alles gesagt.
Zu der Pferdegeschichte sollte man eigentlich auch nix mehr sagen, aber ich würde zB erst mal bezweifeln, dass es überhaupt Hautkrebs war. Ich weiß nicht wie weit die Pferde-Krebs Forschung ist, aber eine falsche Diagnose wäre ja durchaus auch drin.

Dann die Bandscheibe: Physiotherapie und Bewegung halfen, ist doch wunderbar. Keine Hexerei, jeder wird dir zustimmen, dass das durchaus eine gute Methode ist, das ist genau das was Ärzte empfehlen. Alle sind glücklich.

Zu deinem Magnesium habe ich mal Google gefragt und schon er erste Treffer liefert eine Seite die alles schlimme an solcher Pseudo-Wissenschaft zeigt:

"Das Magnesium wird aus einer Tiefe ab 800 Meter, als reines Naturprodukt in flüssiger Form mittels einer Bischoffitanlage an die Erdoberfläche gebracht.

Dann wird das flüssige Magnesium auf Kühlwalzen gesprüht,
die eine Temperatur von -18°C bis22˚C haben und somit gefroren. Während der Abschabung des gefrorenen Magnesiums entsteht eine Art Cornflakes-Struktur. Nach einem Mahlvorgang und Bearbeitung des Magnesiums (Bearbeitungsprozess ist geheim und wird nicht von der Hersteller Firma preisgegeben) chemische Bezeichnung MgCl 2 · 6H2O Lebensmittelqualität E511 wird das Magnesiumchlorid zu Magnesiumchlorid-Hexahydrat und so zum Verkauf freigegeben."

Was steht da eigentlich?
Uuuh es ist ein Naturprodukt und kommt von ganz weit unten, also muss es gut sein (Ich kann das auch zujause im Reagenzglas herstellen indem ich Magnesium in Chloratmosphäre verbrenne, oder einfach aus dem Meer holen). Außerdem gibt es eine Bischoffitanlage.. Soetwas gibt es nicht, das wort haben sie erfunden damit es besser klingt. Bischofit ist einfach der Name des Minerals.. Das kann wie stinknormales Salz abgebaut werden. Wird es auch.
Nun ist es angeblich flüssig. Das zeug schmilzt bei 708° C, reine Magnesium von dem sie ja reden bei 650° C selbst wennes flüssig wäre (was es natürlich nicht ist) bräuchte niemand ne okkulte gekühlte Walze. Jetzt kommt oho, ein geheimer Vorgang! Warum ist der geheim? Damit die böse Wissenschaft ihn nicht anschaut? Misteriös. Und dann ist daraus das Wundermittel geworden.


Dass das einfach ein fürchterlich langweiliges Magnesiumsalz ist sagt keiner. Weitere Verwendung ist übrigens laut wiki: "In der Lebensmitteltechnik wird Magnesiumchlorid als Säureregulator, Festigungsmittel, Geschmacksverstärker, Trägerstoff oder Trennmittel eingesetzt." Außerdem wird damit die Straße gestreut und man kann Beton mit machen. Also durchaus was nützliches. Aber nichts was ein geheimes Verfahren brauch. vor allem nichts mit ner geheimen Wirkung die die Schulmedizin nicht verrät. es ist gut bei Magnesiummangel. Vermutlich ist es in all dem zeug drin dass man bei Magnesiummangel schlucken kann. Und das würde es sicher auch beseitigen. Übrigens wenn man zu viel nimmt gehen die Nieren kaputt, man sollte also etwas aufpassen.

Dann der Wiki teil, der mich eigentlich am meisten aufregt. Das war keine Recherche. Ich habe ca 1 min Google befragt wo der Spiegel gedruckt wird. Warum ist das eine unbequeme Wahrheit? das ist ziemlich unspannend. Und vor allem warum sollte es nicht bei Wiki stehen? Das klingt als ob wiki von IHNEN zensiert wird und alles was IHNEN nicht passt steht da nicht. Und warum benutzt du es so gut wie nie? Ich rate dringend dazu, mehr Wissen zu Dingen wirst du nirgends finden.

Zur Wissenschaft sieh Gim, aber der Satz "Zu Beginn gibt es die Theorie. Solange sie nicht falsifiziert ist, gilt sie als wahr, bzw. möglich." zeugt leider von ganz großen Wissenslücken in dem Gebiet. Kurzes beliebtes Beispiel: Zwischen Erde und Mars fliegt eine Teekanne in ner Umlaufbahn umher. Das ist weder möglich noch falsifizierbar.

Im letzten Absatz gibt es wieder das Verschwörungstheorie-Eliten-denken: Nur wir, die kleine Elite weiß was wahr ist und macht es richtig, die breite Masse ist dumm, ignorant, ein Haufen Schafe die jemandem hinterherrennen und keine Ahnung von der echten Welt haben. Vielleicht vermutlich ist es umgekehrt.
 

Lisra

Schmusekater
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*Sich einfach mal still zu Veldryn stell*

Außer um vielleicht nochmal zu unterstreichen, dass "big pharma", was ja immer gerne mal wieder als böser Geist beschworen wird, Unsummen an Profit mit Homeopathie macht. Weil Leute es kaufen wollen. Der Kram wird von diesen Firmen nicht unterdrückt, sondern aktiv gepusht, weil es für sie total egal ist man richtige Pillen, oder intelligentes Wasser kauft.
 
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Kayana di Zapp

Senior Member
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Ich finde die Diskussion hier interessant und stimme überein, dass Homööopathie Hokuspokus und Geldverschwendung ist. Genaugenommen rege ich mich unglaublich darüber auf, wenn jemand aus meinem Umkreis an so etwas glaubt, selbst wenn sich die Person da ihren Placeboeffekt abholt.
Was mir nur auffällt: Eben diese ganzen "Alternativmediziner", teils also Leute, bei denen es nicht zum Arzt gereicht hat, aber wohl zum Hokuspokusberater, haben erfolgreich das Wort "Schulmedizin" in unseren Sprachgebrauch geschmuggelt, selbst bei ihren Kritikern hier im Forum. Meines Wissens gibt es keine "Schulmedizin". Es gibt die Wissenschaft, das ist Medizin. alles andere ist eben keine Wissenschaft, sondern steht bestenfalls auf tönernen Füßen. Also vorsicht mit dem Wort, denn es suggeriert genau das, was diese Leute denken: Hier die spießige begrenzte Welt der altmodischen Ärzte, hier die geheimnisvolle Welt der Energien und naturverbundenen Wunderheilung.

Und noch eine Kleinigkeit:
Zu Cäsar
Und warum benutzt du es so gut wie nie? Ich rate dringend dazu, mehr Wissen zu Dingen wirst du nirgends finden.[/url]

Aber Vorsicht mit der Wikipedia. Da gibt es zwar enorm viele Informationen, als wissenschaftliche Quelle ist sie dennoch ungeeignet. Zum Teil sind die Artikel einseitig, tendenziös, veraltet oder schlecht recherchiert. Man kann sie nutzen, aber sollte sich nicht darauf beschränken.
 

Seebaer

Der Schweigsame
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@ Kayana di Zapp
"Aber Vorsicht mit der Wikipedia. Da gibt es zwar enorm viele Informationen, als wissenschaftliche Quelle ist sie dennoch ungeeignet. Zum Teil sind die Artikel einseitig, tendenziös, veraltet oder schlecht recherchiert. Man kann sie nutzen, aber sollte sich nicht darauf beschränken. "

Endlich hat es noch jemand erkannt.:)

Nicht spezifisch:
Der , sollte allgemein bekannter Satz sein: "In einem gesundem Körper wohnt ein gesunder Geist" ergibt auch eines: Es ist ein Kunststück in einer kranken Gesellschaft einen gesunden Geist zu behalten. Es gibt mehr im Leben als Statistiken und "wissentschaftliche" Untersuchungen. Die "Wissenschaft hat auch Jahrzehnte behauptet, Spinat ist gesund, weil viel Eisen enthalten ist. Und was hat sich herrausgestellt? : Da hat sich jemand um eine Kommastelle geirrt und die ganze Welt ist Jahrzehnte darauf hereingefallen. :D Wissenschaftsgläubigkeit.
Egal wie kleine , billige Kügelchen und teure Chemiebomben funktionieren, wichtig ist das was hilft. Und wissentschaftliche Veröffentlichungen
vereinen fast nie Körper, Geist und Seele. Ohne Einheit, keine Einigkeit.....:)

PS.: In Punkto meines Hustens: Was steht unter meinem Bild...?
 

Shao

Ancient Amateur
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Jeder, und ich sage absolut jeder, hier im Forum weiß, dass Wikipedia nicht geeignet ist, um es als wissenschaftliche Sekundärliteratur zu benutzen. Das ändert allerdings auch rein gar nichts daran, dass Cs Aussage über den Wissensgehalt von Wiki komplett richtig ist und sehr, sehr viele Menschen mehr Wiki lesen sollten.
 
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